Es dauert noch eine Stunde, bis ihn seine Mutter wecken wird. Ole dreht sich um und schaut die Wand an, schließt die Augen und träumt sich weg. Im Traum sieht er sein altes Zuhause. Er steht mit seiner Mannschaft auf dem Fußballplatz und spielt. Jetzt ist er auf Höhe des Elfmeterpunktes. Der Ball fliegt auf ihn zu, er nimmt ihn mit der Brust an, lässt ihn abtropfen und hämmert ihn in die Maschen. Jubelnd dreht er ab.
»Ole, mein Stinkebär … aufstehen!« Oles Mutter reißt ihn zurück in die Wirklichkeit. Sie hat ihm die Hand auf die Schulter gelegt und schüttelt ihn zärtlich. »Ole, mein Stinkebär … aufstehen!«
Ole zieht die Decke über den Kopf: Warum muss sie ihn immer Stinkebär nennen? Gibt es denn kein anderes Wort, das sie sich ausdenken kann? Andere Mütter tun so etwas nicht.
»Komm, es geht in die Schule! Deine neue Klasse wartet auf dich.«
Am liebsten würde Ole jetzt seine Augen schließen, wieder öffnen und wie von Zauberhand in Hamburg sein. Er würde seine Schultasche nehmen, in seine alte Klasse gehen und sich neben seinen Kumpel Felix setzen.
Ole schließt die Augen und öffnet sie wieder. Er ist immer noch in Bayreuth.
Seine Mama strahlt ihn an. »Ole, komm jetzt, du musst los. Die Schule fängt gleich an. Ich möchte dich der Rektorin vorstellen. Sie bringt dich in deine neue Klasse.«
Sie steht auf und geht zur Tür. »Jetzt komm endlich! Die Schule wartet nicht auf dich!« Sie verlässt sein Zimmer.
»Mami, ich will nicht!«, ruft Ole zurück, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Er bleibt einfach auf seinem Bett sitzen.
Plötzlich strahlt das Gesicht seiner Mutter um die Ecke. Wenn sie ihn so anlächelt, kann er nicht böse sein. Es geht einfach nicht. Dazu hat er sie viel zu lieb.
»Ole, du willst doch nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen. Der erste Eindruck entscheidet, das weißt du doch. Also komm!«
Lange schaut Ole seine Mutter mit seinen blauen Augen an. Dann seufzt er tief und sagt: »Na gut, ich komme schon!«
Wieder bleibt er auf seinem Bett sitzen. Er schließt die Augen und sehnt sich nach Hamburg. Alles ist gut.
»Ole, Stinkebär, ich höre nichts«, tönt es von unten herauf.
Ole streckt die Zunge raus. Langsam steht er auf und zieht sich an. Sein Blick fällt auf den Rosenquarz auf dem Schreibtisch. Felix, sein bester Freund, hat ihm den Stein zum Abschied geschenkt. Ole steckt ihn in die Hosentasche und schlurft in die Küche. Dort wartet ein leckeres Frühstück auf ihn. Doch Ole kann jetzt wirklich nichts essen. Er nagt ein wenig an seinem Brot.
Seine Mutter strahlt ihn an.
»Das wird schon«, sagt sie ermutigend und streichelt ihm über seine kurzen blonden Haare.
Ole sagt gar nichts. Er nagt einfach weiter und trinkt einen Schluck Milch.
»Los geht’s!«
Ole greift mit seiner Hand in die Hosentasche. Er spürt den Rosenquarz von Felix. Mit einem Seufzer setzt er sich in Bewegung. Er folgt seiner Mutter nach draußen und sie steigen in das Auto.
»Morgen gehen wir den Weg zu Fuß und dann kannst du auch allein in die Schule gehen«, sagt die Mutter, als sie losfahren.
»Holst du mich heute ab?«, quengelt Ole.
»Na klar, heute hole ich dich ab!«
Eine Weile sitzen sie still nebeneinander. Nur der Motor des Autos ist zu hören.
Dann versucht Oles Mutter ihn wieder aufzumuntern. »Du wirst schon sehen, bald hast du genauso viele Freunde wie in Hamburg.«
Seine Mutter hat echt überhaupt keine Ahnung. Aber was bleibt ihm schon anderes übrig? Er muss ja in die neue Schule. Ihn, das Kind, hat man nicht gefragt.
Kundenstimmen
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26.05.2017Minangel Inhalt: Der erste Schultag wird für Ole zur Katastrophe: es entkommt ihm ein Pups genau in dem Moment, wo er sich vorstellt. Sofort hat er den Spitznamen: Ole von Pups. Besonders Peter setzt Ole sehr zu und so findet er keine Freunde. Erst eine Geschichte im Religionsunterricht scheint etwas zu ändern und hat Ole doch noch die Chance für
einen Neuanfang mit neuen Freunden"!
Meine Meinung: Zusammenfassend geht es in dem vorliegenden Buch um Mobbing in der Schulklasse und das besonders durch einen Mitschüler. Ole bekommt keine Chance, den kleinen Fehler zu revidieren. Sehr kaltherzig und spottend agiert vor allem der Mitschüler Peter. Doch der Religionslehrer hat genau die richtige Bibelgeschichte mit dem Aussätzigen parat, wo einige Mitschüler umdenken. Eine zweite Bibelgeschichte, nämlich die vom verlorenen Schaf begleitet auch die Kinder und bringt eine letzte entscheidende Wende. Das Buch wurde vom Religionslehrer Hans-Dietrich Nehring verfasst und verfügt über einen angenehmen Schreibstil.
Uns hat es gut gefallen, dass dieses leider weit verbreitete Thema Mobbing in der Schule in einem Kinderbuch aufgegriffen wurde. Leider ist es etwas utopisch, dass sich bereits nach einer einzigen Geschichte etwas ändert, doch es ist zumindest einmal ein Anfang.
Weniger hat uns zugesagt, dass die Kinder nicht mit den Eltern bei Problemen in Kontakt treten, auch nicht mit der Lehrerin! Alle Eltern scheinen sehr nett und fürsorglich, doch kein Kind vertraut sich an, im Gegenteil: sie werden in einen nicht ganz ungefährlichen Plan nicht eingeweiht. Zu viel des Guten war uns auch Peter, als er einen Erwachsenen grundlos in der Bahn niedermacht. Ich finde, das hat in einem christlichen Kinderbuch nichts verloren und könnte ruhig etwas entschleunigt dargestellt werden. Trotzdem ist die Geschichte absolut lesenswert und ich hoffe, dass noch viele Kinder und auch Erwachsene daraus lernen, was Spott alles anrichten kann und dass es nie zu spät ist, etwas zu ändern. Entschuldigen, vergeben und verzeihen sind hier Werte, welche toll vermittelt wurden.
Fazit: ein lesenswertes Kinderbuch zum Thema Mobbing mit den oben angeführten Schwächen, daher ziehen wir einen Stern ab und Ole bekommt 4 Sterne!
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02.05.2017Märchentraum Erst einmal möchte ich vorwegnehmen, dass sich diese Rezension eher an Erwachsene richtet und auch Spoiler enthält.
Cover:
Das Cover ist echt riichtig schön. Das Bild passt echt gut zum Inhalt und die Farben und die Gestaltung sind echt super schön.
Inhalt:
Im Inneren finden sich auch einige Schwarz-Weiß-Bilder, die die Geschichte schön illustrieren.
Der Schreibstil ist der Altersgruppe entsprechend und angenehm
zu lesen.
Allgemein finde ich, dass das Buch schon ernstere Themen anspricht. Es ist somit kein humoristisches Buch, sondern eins, das versucht weitesgehend kindgerecht aufzuzeigen, was z. B. Mobbing für die Opfer bedeutet und wie sich das Blatt da wenden kann. Um das aufzuzeigen wird die Geschichte zum einen von Ole (dem Opfer), aber auch von Peter (dem Täter) erzählt. Das gelingt auch gut. Die Gedanken und Gefühle kommen dabei gut zum Ausdruck und bleiben dabei kindgerecht.
Die Lehreinheiten im Buch geschehen dabei vor allem durch den Religionslehrer, der zwei Gleichnisse aus der Bibel der Kindern in der Klasse kindgerecht und anhand eines erdachten Beispiels erzählt und ihnen somit deutlich macht, wie sich Ole und später auch Peter, fühlen und was es für sie bedeutet. Daraufhin wird durch das Verständnis und die verbale Diskussion des Themas für Kinder sehr deutlich, was die Bedeutung dieser Gleichnisse ist.
Allerdings muss ich sagen, dass mir das zweite Gleichnis, bzw. die erdachte Geschichte dazu, nicht so gefallen hat, da sie Wörter, wie "Luder" und "Biester" enthält. Das fand ich nicht gut und das hätte man auch weglassen können.
Zwei weitere Dinge, die mir persönlich nicht so zugesagt haben, war zum einen, dass die Geschichte teilweise in einem Zoo spielt (ich halte nicht so viel von diesem realitätsfremden Bild von Tieren im Zoo - für die Tiere ist das schrecklich).
Was mir wichtiger erscheint und auch nicht so gut gefallen hat, war die Tatsache, dass die Kinder alleine in den Zoo fahren, ohne den Eltern überhaupt Bescheid zu sagen, weil sie ihre Probleme ohne Eltern klären wollen. Stattdessen haben sie ihre Eltern belogen und das hat für mich in einem christlichen Buch nichts verloren. In dem Alter ist das überhaupt nicht angemessen und ich finde es auch nicht gut, dass es "positiv" dargestellt werden. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Kinder ihren Eltern davon erzählt hätten, diese sie in den Zoo gefahren hätte und die Kinder dort den Rest alleine geklärt hätten. Da das aber nicht so war, muss ich leider Punkte abziehen.
Ein Pluspunkt am Schluss: Dass am Endes des Buches noch einmal steht, wo man die Gleichnisse in der Bibel findet und auch die kurzen Verse dazu dabei stehen.
Fazit:
Ein etwas ernsteres Kinderbuch, das deutlich machen will, was Mobbing für die Betroffenen bedeutet. Dabei fand ich aber, dass einige Punkte in einem christlichen Buch nichts verloren haben (Wörter, wie "Luder", oder dass die Kinder ihren Eltern nichts sagen).
Das Verständnis der Kinder, dass ihr Verhalten aber zuvor schlecht war und auch warum es schlecht war, ist aber gut rübergekommen.
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