Ein Regentropfen traf ihn am Ohr, ein anderer berührte seine Nasenspitze. Pastor Voss neigte den Kopf. Alle taten es ihm gleich, auch Ivy. Eine sanfte Brise ließ feine Haarsträhnen ihr gesenktes Gesicht umspielen und die Schmetterlingsärmel ihres Kleides flattern. Zuletzt hatte er sie leibhaftig gesehen, als er für einen kurzen Sommerurlaub nach Greenbrier zurückgekehrt war, das war nach seinem ersten Jahr an der Universität von New York gewesen. Ivy war damals zwölf gewesen, hatte aber viel älter gewirkt. Groß und schlaksig mit Augen, die für ihr Gesicht zu groß waren – zwei honigfarbene Seen, die so tief und eindringlich blickten, als sähen und verstünden sie jede Traurigkeit der Welt.
Dann war sie verschwunden und er in gewisser Weise auch. Einige Jahre später hatte er angefangen, ihre Karriere zu verfolgen, weil es für ihn von Interesse war, das zu tun, aber selbst ohne professionelle Motive hätte er ihren Werdegang im Blick behalten.
Davis spürte feine Schweißperlen auf seine Schläfen treten. Seine Schwester Sara legte den Arm um ihn und drückte ihn. Das Gebet des Pastors endete so abrupt, dass Ivy Clark aufblickte und ihn dabei ertappte, wie er sie anstarrte. Angesichts ihrer Karriere war sie das sicher gewohnt. Er selbst eher nicht.
Er hätte den Blick abgewandt, aber die Tatsache, dass sie sich seines Interesses bewusst war, löste eine faszinierende Verwandlung aus. Wie es schien, hatten ihre Augen im Laufe der Jahre einige Tricks gelernt. Zum Beispiel genau im richtigen Moment zu blinzeln. Oder eine Einladung zu tanzen. Den Kummer hinunterzuschlucken, der gerade noch um ihre Schultern gelegen hatte, als sie dachte, niemand würde sie beobachten. Sie warf ihm ein Lächeln zu, das Davis gut kannte – eines, das er Hunderte Male auf Hunderten schöner Gesichter gesehen hatte. Die Art Lächeln, die vor zwei Jahren all ihren Reiz verloren hatte.
Er blickte auf das Gras hinunter – dicke grüne Halme, die seine schwarzen Lederschuhe umrahmten – und tätschelte die Hand seiner Schwester, seine Erinnerung daran, warum eine Frau wie Ivy Clark nicht in sein Leben gehören konnte. Ivy gehörte zu einer Welt, die immer nur nahm und nahm und nahm, aber so subtil und hinterhältig, dass man es erst merkte, wenn man nichts mehr zu geben hatte. Es war eine Welt, mit der er nie wieder etwas zu tun haben wollte.
Trotzdem sah er noch ein letztes Mal zu ihr hinüber. Ivy starrte zurück, ein spöttisches Grinsen auf den Lippen.
„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden, Ivy.“ Bruce stapfte durch das hohe Gras zu einer Reihe Autos, die an einem gepflasterten Weg parkten, während er eine Textnachricht in sein Handy tippte.
Die Regentropfen verwandelten sich in einen Nebel, der sich auf Ivys Armen niederließ und ihre Haut kühlte. Wenn der Nieselregen doch nur ihre Angst auslöschen könnte. Wem schrieb er da? Sie beschleunigte ihre Schritte, heftete sich an seine Fersen wie ein Abendschatten. „Du bist doch derjenige, der arbeitet.“
„Woher willst du wissen, ob es Arbeit ist?“ Er kramte in der Hosentasche, zog sein Schlüsselbund heraus und drückte auf den Knopf der Fernbedienung, um die Wagentüren aufzuschließen. Zwei kurze Töne durchbrachen den Chor zwitschernder Vögel, die irgendwo in dem Louisianamoos saßen, das von den knorrigen Ästen über ihnen herunterhing und tropfte.
Ivy verdrehte die Augen. Nur Bruce würde auf einem Friedhof in Greenbrier, South Carolina, sein Auto abschließen. „Das hier ist nicht New York City.“ Die beiden Orte waren vielmehr entgegengesetzte Pole. „Ich glaube nicht, dass hier irgendwelche Diebe he-
rumschleichen, die nur auf die Gelegenheit warten, in deinen Wagen einzubrechen.“
Er blieb vor dem schwarzen Lexus mit Mietwagenkennzeichen stehen.
Sie hielt ebenfalls an. „Ich muss es wissen, Bruce. Wir reden hier schließlich über meine Zukunft.“
„Wenn du dir solche Gedanken machst, hättest du besser den Mund gehalten.“
„Ich habe einen doofen Vorschlag gemacht. Willst du etwa behaupten, O’Banion macht so einen Aufstand wegen eines kleinen …“
„Es ist nicht deine Aufgabe, Vorschläge zu machen, und schon gar nicht bei einem Fotografen wie Miles O’Banion.“
Ivys Magen zog sich zusammen. Was, wenn dieser eine Fehler sie zwei Jahre Sicherheit kostete? Ihr fünfundzwanzigster Geburtstag kam mit jedem Tag näher. Und sosehr sie sich auch bemühte, sie wurde nicht jünger … und die Leute fingen an, das zu bemerken. Wenn sie weiter als Model arbeiten wollte, brauchte sie diesen Vertrag.
Bruce fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Deine Aufgabe ist es, den Mund zu halten und vor der Kamera zu posieren. Dafür wirst du bezahlt. Niemanden interessiert deine Meinung.“
„Das hat man mir deutlich zu verstehen gegeben.“
„Und warum hast du dann nicht darauf gehört?“
Eine kleine Gruppe in Schwarz gekleideter Frauen unterbrach ihre Unterhaltung. Bruce setzte ein Lächeln auf und winkte ihnen höflich zu. Dann beugte er sich zu Ivy hinüber und zischte ihr aus dem Mundwinkel zu, während er unverändert lächelte: „Wir werden nicht hier darüber sprechen. Zeig mal ein bisschen Respekt.“
Ihre Muskeln zuckten. Respekt? James hatte ihren Respekt nicht verdient. Es war ihr egal, wie bewegend die Trauerrede, wie schön der Blumenschmuck oder wie gut besucht die Beerdigung gewesen war. Warum sollte es ihr etwas bedeuten, einen Mann zu verlieren, der sie ohnehin nie gewollt hatte? Warum sollte sein unausgesprochenes Ich liebe dich in ihren Gedanken widerhallen? Sie weigerte sich, so zu tun, als hätte der Tod ihres Vaters irgendwelche Auswirkungen auf ihr Leben. Das hatte er nämlich nicht. Sie würde es nicht zulassen. Sie raffte ihre wachsende Wut zusammen und verstaute sie in dem leeren Platz in ihrem Herzen.
Bruce öffnete die Beifahrertür. „Steig ein.“
Sie verschränkte die Arme. „Wenn du als mein Agent etwas weißt, hast du kein Recht, es vor mir geheim zu halten.“
„Ich weiß nichts. Und wenn ich etwas herausfinde, können wir es zu Hause in New York besprechen.“
„Warum hat Annalise mir gesagt, dass ich den Vertrag nicht bekomme?“
„Weil Annalise Tratsch liebt, oder ist dir das noch nicht aufgefallen?“
Trotz der stehenden Hitze kroch ein Schauer über Ivys Haut. Als ihre Freundin hätte Annalise sich das nicht einfach ausgedacht. Irgendetwas musste an der Aussage dran sein. Sie umfasste ihre Ellbogen, als würde das alles weniger wichtig, wenn sie nur fester zudrückte. „Tratsch enthält immer einen Kern Wahrheit.“
„Hör zu, entweder du steigst jetzt ein oder ich lass dich hier stehen. Überleg es dir.“
Ivy blickte über ihre Schulter zu den polierten Grabsteinen hi-nüber, die fein säuberlich aufgereiht dastanden. Mit einem Mal war ihre Kehle wie zugeschnürt. Sie strich sich über die Oberarme und trat näher an den Wagen. „Ich will zum Flughafen.“
„Wir gehen zum Mittagessen.“
„Warum?“
„Er war mein Bruder und dein Vater. Wir verschwinden jetzt nicht.“
„Mein Vater war er ja wohl kaum.“ Die Leere dehnte sich aus und höhlte sie aus wie eine Kürbislaterne. Sie war nichts als eine Hülle. Eine schöne, leere Hülle.
Hinter ihnen setzte sich ein SUV in Bewegung. Vor ihnen heulte ein Motor auf. Abgesehen von einigen wenigen Nachzüglern, die in der Ferne am Grab ihres Vaters verweilten, leerte der Friedhof sich zusehends.
Bruce trommelte mit den Fingern auf dem Wagendach.
„Ich werde nicht in diesem Haus sitzen, Gurkensandwiches essen und so tun, als würde es mir etwas ausmachen, dass er tot ist.“
„Dir wird nichts anderes übrig bleiben.“
Ivy ließ die Schultern hängen und schob sich auf den Beifahrersitz. Dann zog sie den Sicherheitsgurt quer über ihren Körper, ließ ihn einrasten und starrte geradeaus. Warum hatte sie nur etwas zu O’Banion gesagt? War doch egal, wenn er wollte, dass sie immerzu in derselben überzogenen Pose verharrte. Sie hätte kein Wort sagen sollen. Wenn es einen Fehler gab, den man in ihrer Welt besser nicht machte, dann den, den Stolz eines für seinen Stolz berüchtigten Fotografen zu verletzen.
Bruce öffnete die Fahrertür. Er stieg ein und legte sein Smart-phone in den Flaschenhalter. Gerade als er den Motor anlassen wollte, begann es zu vibrieren, sodass das Kleingeld in der Mittelkonsole klirrte. Er griff nach dem Handy und hielt es sich ans Ohr. „Bruce Olsen.“
Nichts außer unverständlichem Geschnatter einer Frauenstimme am anderen Ende.
In Bruces Unterkiefer begann ein Muskel zu pulsieren. Er kratzte sich am Kinn und sah zum Fenster hinaus, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. „Ich bin morgen wieder da. Können wir uns dann vielleicht treffen und darüber reden?“ Er legte den Sicherheitsgurt an und nickte. Wieder eine lange Pause. Noch mehr unverständliche Worte. Ein Seufzen ihres Onkels. „Ich verstehe. Danke für die Info.“
Er beendete das Gespräch und drehte den Schlüssel im Zündschloss.
Ivy presste die Fingerspitzen in ihre schweißnassen Handflächen.
Bruce lenkte den Wagen auf das Pflaster und in Richtung Eisentor. „So wie es aussieht, will Ms Reynolds ein neues Gesicht für ihre Kosmetikprodukte.“ Er schaltete das Radio ein. Bon Jovis „You Give Love a Bad Name“ brüllte Ivy entgegen. „Tut mir leid, Kleines. Sie verlängern deinen Vertrag nicht.“
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10.06.2019LEXI SOMETHING NEW - eine Modenschau der besonderen Art
"Auf Ivy Clark. Ein schönes Gesicht. Ein toller Körper. Und ein leeres Herz."
Ivy Clark arbeitet seit zehn Jahren als Model und wird von ihrem Onkel Bruce Olsen, New Yorks einflussreichsten Agenten, betreut. Doch Ivys Karriere befindet sich bereits auf dem absteigenden Ast. Als Bruce ein Angebot aus Greenbriar in South Carolina erhält,
schickt er Ivy daher sofort in das kleine Inselstädtchen. Ivy soll das neue Gesicht für elegante und ungewöhnliche Kreationen einer Boutique für Brautmodelkollektionen werden, die sich "Something New" nennt. Doch bei der Auftraggeberin handelt es sich um Marilyn Olsen, die Witwe von Ivys leiblichem Vater James, der seine uneheliche Tochter zeitlebens abgelehnt hatte. Ivy ist gezwungen, sich der unangenehmen Situation zu stellen und legt ein distanziertes und professionelles Auftreten an den Tag. Doch in Greenbriar wird sie nicht nur mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, sondern darüber hinaus auch mit Menschen, die sich von ihrem wunderschönen Äußeren und ihrer glamourösen Fassade nicht blenden lassen. Ivy ist zutiefst verunsichert, denn niemand soll ihr verletztes Innerstes und die große Leere in ihr entdecken. Dass darüber hinaus der talentierte Modefotograf Davis Knight nicht auf Ivys Verführungskünste reagiert, sondern viel zu tief in ihr Innerstes blickt, verunsichert die junge Frau und wirft sie vollends aus der Bahn. Ihrem Glauben an Geld, Ruhm und Schönheit steht Davis" tiefer, unerschütterlicher Glaube an Gott, der nach und nach auch den Schutzwall um die verletzte junge Frau durchdringt. Wird dieser Auftrag Ivys Karriere wieder in Schwung bringen, oder sie endgültig beenden und sie der einzigen Perspektive berauben, die sie jemals zu haben glaubte"
Was angesichts des Coverfotos und der Beschreibung eine leichte Sommerlektüre vermuten lässt, entpuppte sich rasch als tiefgründiger Roman um die verletzte Seele eines Kindes, das väterliche Liebe vermissen und viel zu schnell erwachsen werden musste. Katie Ganshert beschreibt die steile Karriere eines jungen Mädchens, dessen perfektes Äußeres sie in der Modewelt rasch nach oben brachte. Sie beschreibt das Leben hinter den Kulissen und die Erkenntnis, dass Schönheit nur allzu vergänglich ist und keine echte Basis im Leben sein kann.
In Ivy Clark erschuf die Autorin eine Protagonistin, die ihr ganzes Leben lang vergeblich nach Liebe und Anerkennung rang und von ihrem Agenten und der Männerwelt stets als Objekt behandelt wurde. In eindrucksvollen Worten und in einem wunderschönen Schreibstil berichtet Katie Ganshert von James und Marilyn Olsen, die durch James Affäre mit einer anderen Frau unverhofft zu einem Kind kommen. Ein Kind, das James nicht anzunehmen, und schon gar nicht zu lieben vermag. Ivys tiefe seelische Verletzungen und ihre enttäuschte Hoffnung auf die Liebe ihres Vaters stehen Marilyns sanfte, aber hartnäckige Versuche entgegen, die Liebe dieses Kindes zu erringen.
In Davis Knight steht Ivy ein männlicher Protagonist zur Seite, der seinerseits eine schwere Last aus der Vergangenheit zu bewältigen hat. Davis gab nach einem schrecklichen Ereignis vor zwei Jahren seine größte Leidenschaft auf und beendete seine erfolgreiche Karriere als hoch begabter Modefotograf. Die Menschen in seinem Umfeld zweifeln jedoch an der Richtigkeit seiner Entscheidung. "Gott hat dir einen besonderen Blick für seine Schönheit geschenkt. Du siehst Dinge, die wir anderen nicht sehen. Das ist eine wichtige Gabe. Also halte die Augen offen. Fang Gottes Schönheit ein und zeige sie dann der Welt. Denn diese Welt leidet, Davis. Die Menschen sind orientierungslos und suchen nach etwas Besonderem. Gott will, dass du ihnen hilfst, es zu sehen."
Die Autorin hat sowohl bei der Charakterzeichnung der handelnden Personen, als auch in der Darstellung ihrer Gedanken, Glaubenssätze und Emotionen ausgezeichnete Arbeit geleistet. In einfühlsamen Worten und in einem behutsamen Tempo erzählt Katie Ganshert ihre Geschichte, die durch zahlreiche liebenswerte Nebenfiguren bereichert wird. Mein Herz flog der kranken kleinen Twila Welch zu, deren größter Traum eine Modelkarriere darstellt. Jordan Ludd, der sich nach seiner großen Liebe verzehrt, galt meine Sympathie, und Davis Schwester Sara Knight meine Bewunderung. Die anziehende Persönlichkeit mit ihrer großen inneren Schönheit, ihrer Lebensfreude und ihrem Lächeln spielt eine nicht unwesentliche Rolle in dieser Geschichte. Meine Favoritin und ganz persönliche Protagonistin war jedoch Marilyn Olsen, die mit ihrer liebevollen sanften Art und ihrer großzügig verschenkten Zuneigung hartnäckig um Ivys Liebe kämpft und dabei niemals aufgibt. Marilyns Bestreben, das ungeliebte Mädchen zu einer geliebten Tochter zu machen, rührte mich an mancher Stelle zu Tränen.
Fazit: "Das Leben ist nie perfekt" wartet mit einer zutiefst berührenden und tiefgründigen Geschichte auf, deren zentrale Themen Liebe und Vergebung darstellen. Verletzungen aus der Vergangenheit müssen bewältigt und überwunden, die Prioritäten der handelnden Figuren in deren Leben überdacht und neu gesetzt werden. Der Glaube durchdringt das gesamte Buch und offenbart sich in Gesprächen und Gebeten, wird vor allem jedoch durch das Vorleben christlicher Werte seitens der handelnden Figuren vermittelt. Dieser Roman weist alle Faktoren auf, die ich an christlichen Romanen so sehr schätze - und ich kann dieses wunderschöne Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.
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07.03.2019peedee Die Suche nach Liebe
Ivy Clark ist Model und wird bald 25 Jahre alt. Sie hat zunehmend Mühe, interessante und lukrative Jobs zu bekommen, denn die jungen Models rücken unaufhaltsam nach. Ihr nächster Auftrag ist ein Fotoshooting für eine Brautmodenkollektion - ausgerechnet für Marilyn Olsen, der Frau ihres verstorbenen Vaters James. Ivy ist das Resultat aus seiner Affäre mit
ihrer Mutter. Als wäre ihre Stimmung nicht schon auf dem Nullpunkt, erfährt sie, dass Marilyns Neffe Davis die Fotos schiessen soll - ein Amateur! Kann es noch schlimmer kommen? Und warum fühlt sie sich plötzlich von Davis so angezogen? Weil er nicht auf ihre offensichtlichen Reize reagiert?
Erster Eindruck: Eine hübsche junge Frau in einem kurzen Kleid spaziert am Strand durch das Wasser - gefällt mir. Das Cover drückt eine sommerliche Leichtigkeit aus. Ob das wirklich passt?
Mir gefällt, dass die Geschichte mal aus der Sicht von Ivy oder dann aus Sicht von Davis geschrieben ist. Das gibt interessante Einblicke. Zuerst wirkt Ivy ziemlich gleichgültig oder gar arrogant, aber im Grund der Dinge ist sie einsam und schlicht auf der Suche nach Liebe. Die Ablehnung durch ihren Vater macht ihr auch noch nach seinem Tod sehr zu schaffen. Es ist erstaunlich, dass Marilyn Ivy so liebt, obwohl alle anderen Gefühle gegenüber der ausserehelichen Tochter ihres Mannes verständlich gewesen wären. Warum hat sich James so verhalten?
Ivy ist gar nicht erfreut, dass Davis die Fotos machen soll. Sie weiss jedoch nichts von seiner Vergangenheit im Modelbusiness - er hat bis vor zwei Jahren als Fotograf gearbeitet, doch nach einem einschneidenden Ereignis hat er den Job aufgeben. Was hat Sara damit zu tun? Davis hat mir gefallen, denn er sieht in Ivy viel mehr, als sie selbst. Sie denkt nämlich, dass sie ausser ihrer Schönheit nichts zu bieten hat und nicht liebenswert sei. Doch Davis hat auch Probleme... Marilyn und Sara haben mich auf ganz unterschiedliche Weise sehr beeindruckt - sie sind meine Lieblingsfiguren.
Glaube, Liebe, Schuld und Neubeginn - dies sind nur einige Stichworte dieser ruhigen Geschichte, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Das Ende war ziemlich abrupt und der Epilog recht kurz - etwas ausführlicher hätte er schon sein dürfen. Die "Anregungen für Lesegruppen" haben mir gut gefallen. Abschliessend noch eine Bemerkung zum Cover: Nach dem Lesen der Geschichte finde ich, dass das Cover nicht wirklich gut zum Buch passt; den Titel hingegen finde ich (nach wie vor) gelungen. Von mir gibt es 4 Sterne.
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