Die Uhr aufzuziehen, war immer ihre Aufgabe gewesen. Es war für sie beinahe ein Zwang gewesen, das alte Ding am Laufen zu halten.
Bei ihm war das anders. Die Zeiger der Uhr standen jetzt schon fast eine Woche still, genau auf zwölf nach sieben. Er stieß das Pendel an und schloss die antike Tür, während das vertraute Ticken das große, leere Haus füllte. Er musste an die frische Luft, am besten joggen, und mit dem gleichmäßigen Geräusch seiner Füße auf dem Gehweg die Gedanken an sie aus dem Kopf bekommen.
In letzter Zeit musste er einfach immerzu an sie denken. Die Uhr, der Ring … das Haus. Er hatte sich schon tausendmal einen Dummkopf geschimpft. Das Traumhaus seiner Ex-Frau zu kaufen, war ein Fehler gewesen, genau wie PJ es vorhergesagt hatte.
Als es an der Tür klopfte, seufzte er erleichtert angesichts der Ablenkung.
PJs breites Lächeln begrüßte ihn, als er die Tür aufmachte. Wenn man von der kleinen Schwester sprach … „Passt es gerade?“
Sein Blick fiel auf die Tupperdose in ihrer Hand. „Essen passt immer.“
PJ rauschte an ihm vorbei in die Küche. „Tut mir leid, aber es ist nicht Fleisch mit Kartoffeln. Cole mag keine Crêpes, also bist du mein Versuchskaninchen.“
„Das ist hart, aber irgendjemand muss sich ja dafür hergeben.“
In der Küche nahm PJ den Deckel ab und ein süßer Schokoladenduft stieg ihm in die Nase. Da er sich zum Abendessen lediglich ein Fertiggericht aufgewärmt hatte, knurrte sein Magen erwartungsvoll.
PJ hatte das Wishing Steakhaus in Chapel Springs eröffnet, als sie gerade erst ihre Ausbildung zur Köchin absolviert hatte. Mit dem Restaurant hatte sie ein eigenes Haus und den Mann ihrer Träume bekommen. Seine kleine Schwester hatte schon immer auf der Sonnenseite des Lebens gestanden.
Er holte zwei Gabeln aus der Spülmaschine und gab eine davon PJ.
Skeptisch musterte sie die Gabel. „Sauber?“
Er warf ihr einen bösen Blick zu und stürzte sich auf die Süßspeise. Der warme Nachtisch zerging ihm förmlich auf der Zunge. „Mmh. Nicht schlecht.“
PJ probierte einen winzigen Bissen. „Genau die richtige Haselnussnote, finde ich. Vielleicht ein bisschen mehr Vanille?“
„Von mir gibt es 9,5 Punkte. Die Einzelheiten musst du selbst rausfinden.“
Während sie die Crêpes aßen, brachte PJ ihn auf den neuesten Stand, was die Familie betraf. Aus ihrer Sicht war da hauptsächlich das Liebesleben ihrer Geschwister interessant. In den letzten Jahren hatte Amor beim McKinley-Clan ordentlich zugeschlagen. Erst Madison, dann Jade und jetzt PJ. Zwei von ihnen waren inzwischen verheiratet und bei PJ würde es auch nicht mehr lange dauern, vermutete er. Und er, der Älteste, war immer noch solo. Oder besser gesagt, wieder solo.
Als sie genug gegessen hatten, legten sie die Gabeln in die Spüle.
„Ich muss los, damit ich in Hanover bin, bevor die Geschäfte schließen.“ PJ schnappte sich ihre Handtasche, während Ryan den Deckel auf die Pfannkuchenreste legte.
„Ooooh, hübsch.“ Sie streckte den Arm aus und wackelte mit den Fingern.
PJ hatte sich Abbys Ring über den Finger gestreift.
„Für wen ist diese Schönheit denn?“, fragte sie. „Verschweigst du mir was?“
Ryan schloss den Tupperdeckel mit einem lauten Geräusch. „Zieh ihn ab.“
„Ist ja schon gut.“ Sie zog an dem Ring und rümpfte die Nase, weil er nicht über den Knöchel gehen wollte, obwohl sie daran drehte und zerrte.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, knurrte er.
„Keine Sorge, ich krieg ihn schon ab.“ Sie drehte den Wasserhahn auf und seifte ihre Hand ein. „Er sieht alt aus.“
„Ist er auch. Er hat Abbys Großmutter gehört.“
Als PJ es noch einmal versuchte, rutschte der Ring vom Finger. Sie spülte ihn unter fließendem Wasser ab.
Ryan warf einen Blick in den Ausguss. „Vorsichtig!“
„Ich bin doch kein Idiot.“
Als sie fertig war, riss Ryan ihr den Ring aus den Händen.
„Wieso hast du ihn eigentlich?“, fragte sie.
Er legte den Ring wieder neben das Ladegerät für sein Handy. „Ich habe ihn beim Umzug gefunden.“
Abby war damals so durcheinander gewesen, dass sie das Fehlen des Schmuckstücks gar nicht bemerkt hatte. Sie hatten auf der Suche nach dem Ring das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Zu ihren Eltern hatte sie nie ein enges Verhältnis gehabt, aber ihre Großmutter hatte ihr alles bedeutet. Als sie starb, war das für Abby sehr schwer gewesen. In all den Jahren, die Ryan sie kannte, war sie den Tränen nie so nahe gewesen wie damals.
„Willst du ihn ihr nicht zurückgeben?“
„Ich weiß nicht.“
„Das musst du tun. Er hat ihrer Großmutter gehört. Schick ihn einfach mit der Post. Ich kann bestimmt ihre Adresse herausfinden, wenn du sie brauchst.“
„Ich kann ein solches Erbstück doch nicht einfach mit der Post schicken.“
„Dann willst du ihn ihr persönlich vorbeibringen?“
„Ich weiß nicht, PJ. Was denkst du, warum er seit fünf Monaten hier liegt?“
„Okay, tut mir leid.“ PJ schob den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter und verließ die Küche.
Ryan folgte ihr, während er sich mit dem Zeigefinger über die Stirn rieb. Dieser dämliche Ring machte ihn noch ganz kribbelig. Er hatte deswegen schon gebetet, aber irgendwie fand er keine innere Ruhe in dieser Angelegenheit. Wahrscheinlich sollte er den Ring wirklich in einen Umschlag tun und abschicken und ihn dann vergessen. Ein Stück Abby weniger in seinem Leben.
An der Tür sah er PJ entschuldigend an. „Tut mir leid, dass ich dich angeblafft habe.“
„Schon gut. Sag Bescheid, wenn du ihre Adresse brauchst – oder wenn du reden willst.“
„Mach ich.“
Das Telefon klingelte und PJ warf einen Blick über die Schulter zurück. „Du hast den Festnetzanschluss behalten?“
Er zuckte mit den Schultern.
„Dann geh besser dran.“
Sie verabschiedeten sich und er durchquerte das Wohnzimmer. Im Grunde genommen wusste er, dass der Telefonanschluss überflüssig war, eine unnötige Ausgabe. Aber es war die einzige Möglichkeit, wie Abby ihn erreichen konnte, wenn sie es wollte.
Du bist so blöd, McKinley.
Aber wenn es um Abby ging, hatte er eine Menge Blödheit zu bieten.
Als er den Hörer von der Gabel nahm, warf er einen Blick auf das Display, aber die Nummer kannte er nicht. „Hallo?“
Als sich am anderen Ende der Leitung niemand meldete, setzte er an, noch einmal Hallo zu sagen.
„Ryan? Hallo, mein Lieber. Lillian hier. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass ich dich zu Hause antreffe.“
Der vertraute Maine-Akzent von Abbys Mutter überraschte ihn. Warum rief sie an? „Lillian. Das ist aber eine Überraschung.“
Ein schreckliches Gefühl stieg in ihm auf. Was, wenn Abby etwas Schlimmes zugestoßen war? Bevor er fragen konnte, sprach sie weiter.
„Wie geht es dir? Wir haben so lange nicht mehr miteinander gesprochen.“
„Mir geht es gut. Du kennst ja Chapel Springs. Hier bleibt alles beim Alten. Wie geht es dir und Bud?“
Während er mit einer Hand den Hörer ans Ohr hielt, rieb er mit der anderen seine Nasenwurzel. Er hatte kaum je mit Lillian gesprochen, als Abby und er verheiratet gewesen waren. Wie merkwürdig, dass sie jetzt anrief, mehr als drei Jahre nach ihrer Scheidung.
„Oh, uns geht es gut. Du kannst dir ja denken, dass wir mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt sind. Abby ist nicht da, oder?“
Er runzelte die Stirn. „Äh, nein …“
„Dachte ich mir. Aber ich habe versucht, sie auf dem Handy anzurufen, und du kennst ja Abby. Sie geht kaum an das Ding dran. Vielleicht ist es sowieso besser, wenn ich mit dir spreche.“
Das war alles ziemlich seltsam. Die Frau konnte doch nicht ernsthaft an Demenz leiden. Sie war schließlich noch keine sechzig.
„Abby hat mir erzählt, dass du nicht zu unserem Jubiläum kommen kannst, aber ich hatte gehofft, du würdest es dir anders überlegen. Die Arbeit läuft doch nicht weg und es ist Jahre her, dass ihr uns besucht habt.“
Sein Verstand erstarrte. Nur sein Mund bewegte sich noch.
„Die Vorstellung, dass Abby den ganzen Weg alleine fährt, gefällt mir gar nicht.“ Sie senkte die Stimme ein wenig. „Und du weißt ja, dass die Beziehung zu ihrem Vater … schwierig ist. Ich wäre wirklich froh, wenn sie deine Unterstützung hätte.“
„Meine Unterstützung …“
„Ich weiß, dass wir nie ein besonders enges Verhältnis hatten, aber das würde ich gerne ändern. Ich vermisse mein einziges Kind. Und vielleicht täte euch die gemeinsame Zeit auch gut. Ein kleiner Urlaub.“
Er kratzte sich am Kopf. „Ich, äh … ich bin ein bisschen verwirrt, Lillian.“
Er hörte eine gedämpfte Unterhaltung im Hintergrund, so als hätte sie den Hörer mit der Hand abgedeckt. Kurz darauf war sie wieder am Apparat.
„Bud will mit dir reden. Hier, ich gebe ihn dir.“
„Ich habe gehört, dass du zu beschäftigt bist, um unseren Hochzeitstag mitzufeiern.“
Ryan hatte ganz vergessen, wie unangenehm die spitzen Bemerkungen von Bud sein konnten.
„Herzlichen Glückwunsch, Bud. Klingt so, als hättet ihr eine schöne Feier geplant.“
„Es wäre jedenfalls eine schöne Feier, wenn ich meinen Schwiegersohn dazu bewegen könnte, unsere Tochter herzubringen. Lillian hat es sich in den Kopf gesetzt.“
Schwiegersohn? Warum taten sie beide ... Es war, als wenn ... Er wusste, dass Abbys Verhältnis zu ihren Eltern nicht gerade eng war. Konnte es sein, dass sie ihnen nichts von der Scheidung erzählt hatte? Das ergab alles überhaupt keinen Sinn.
„Hast du deine Zunge verschluckt, Junge?“
„Nein, nein. Wann wollte Abby denn zu euch kommen? Ich habe meinen Kalender nicht griffbereit.“
Bud wiederholte die Frage in Lillians Richtung, während Ryan krampfhaft überlegte. Vielleicht war dies die Gelegenheit, für die er gebetet hatte. Seine Chance, Abby wiederzusehen. Ihr den Ring zurückzugeben.
Klar, McKinley. Das ist alles, was du willst.
„Einen Tag vor dem Fest.“ Bud war wieder in der Leitung. „Nächste Woche, am vierundzwanzigsten. Also, bringst du sie her oder was ist los?“
Im Hintergrund hörte man Lillian mit ihm schimpfen, dann war wieder ihre Stimme zu vernehmen. „Es wäre so schön, wenn ihr beide kommen könntet.“
Nächste Woche. Seine Gedanken überschlugen sich. Die Kollegen würden ein paar Tage ohne ihn zurechtkommen. Der Gedanke, Abby wiederzusehen, ließ das Herz in seiner Brust wie wild hämmern. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Ein Teil seines Wesens, von dem er gar nicht gemerkt hatte, dass es begraben gewesen war, erwachte wieder zum Leben.
In Gedanken stellte er sie sich vor. Nicht so, wie sie ausgesehen hatte, als sie sich kennengelernt hatten, als er ihr den Hof gemacht hatte. Sondern so, wie sie später ausgesehen hatte. Als sie ihn lieben gelernt hatte. Ihre Züge sanfter, ihre grünen Augen nicht mehr misstrauisch und distanziert, sondern neugierig. Hoffnungsvoll. Die roten Locken um den hellen Teint, die süßen Sommersprossen auf ihrer Nase.
„Ryan, bist du noch da?“
„Ja.“ In letzter Zeit hatte alles mit Abby zu tun. Vielleicht wollte Gott ihm etwas sagen. Er fühlte diesen inneren Drang.
Bist du das, Gott? Ist es das, was du willst?
Sein Herzschlag beruhigte sich, als er plötzlich einen inneren Frieden verspürte. Alles schien in dieselbe Richtung zu weisen. Der Ring, der Anruf …
Vielleicht war er verrückt, aber er würde es tun.
„Okay“, sagte er, den Hörer fest umklammert. „Ich werde da sein.“
Kundenstimmen
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10.12.2021annislesewelt Das hier ist mein absolutes Lieblingsbuch, es hat mich so geflasht, so berührt und beim lesen ist mir das Herz mehrmals gebrochen.
Abby und Ryan waren verheiratet und haben sich scheiden lassen, doch Abby hat dies ihren Eltern nie gesagt. Sie hat Gründe, und ich konnte sie so nachvollziehen, ich hätte mir ihr mitweinen können.
Ryan dagegen liebt seine ehemalige Frau
immer noch und sehnt sich nach ihr.
Er möchte sie zurück gewinnen und nutzt die Gelegenheit die sich ihm bietet.
Denn Abbys Eltern feiern ihren 35. Hochzeitstag und Abby und Ryan sind eingeladen.
Eine paar Tage möchte Abby die Fassade aufrecht halten und so tun als wären Ryan und sie noch immer glücklich verheiratet.
Für Ryan die Gelegenheit - doch es werden schmerzvolle Tage
Es sind Tage die bittersüß sind, Tage die Verletzungen aus Abbys Kindheit hervorheben und so entstehen Gefühle die nicht nur angenehm sind - doch Ryan kämpft um seine Liebe.
Diese Buch ist herzergreifend geschrieben, bei den Teilen über Abbys Kindheit hätte ich mitweinen können.
Warum sind manche Eltern so"
Ich hatte das Bedürfnis sie in den Arm zu nehmen und habe mit ihr mitgelitten und mit Ryan gehofft das es ein gutes Ende nimmt.
"Eine Woche im Gestern" hat eine Tiefe, unglaubliche Emotionen und ist voller Herzschmerz und dann wieder voller zarter Süße.
Die Geschichte hat ein wundervolles Ende, ich kann nicht aufhören es zu lesen, das ganze Buch hat mich gepackt und begeistert zurückgelassen.
Auch hier gibt es eine klare Botschaft: "Mit Gott können auch schlimme Verletzungen heilen und die Macht über uns verlieren."
Ja, es ist definitiv mein Lieblingsbuch im November - egal was ich noch lese - es wird mich keines mehr begeistern als dieses hier.
Ich bin durch die Seiten geflogen und wollte gleichzeitig die Zeit anhalten, es hat mir leid getan als ich die letzte Seite gelesen hatte.
Die McKinley - Serie habe ich nun abgeschlossen und es macht mich wehmütig.
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01.05.2018Miss Lila Dadurch, wie sie uns behandeln, lehren uns unsere Eltern, was wir verdient haben. Wenn wir mit Liebe und Respekt behandelt werden, glauben wir von klein auf, dass wir genau das auch verdient haben. Aber wenn wir mit Verachtung gestraft werden, glauben wir, das ist es, was wir verdient haben.
Ryan und Abby sind seit einigen Jahren geschieden und jeder der
beiden hat mittlerweile sein eigenes Leben auf die Beine gestellt. Jedoch, auch nach dieser Zeit trauert Ryan Abby, seiner großen Liebe, immer noch hinterher und kann sie nicht vergessen.
Ganz unerwartet haben die beiden die Chance, gemeinsam eine Woche zu verbringen. Abby hat ihren Eltern die Scheidung bislang verschwiegen und somit kommt es dazu, dass sie gemeinsam eingeladen werden, um den Hochzeitstag von Abbys Eltern zu feiern. Ryan sieht eine Chance, seine Exfrau zurück zu gewinnen und reist gemeinsam mit Abby zu ihren Eltern. Während der gemeinsamen Zeit dort entdeckt Ryan vieles was Abby und ihr Verhalten in einen ganz anderen Blickwinkel stellt, als er es zuvor gesehen hatte.
Sie kommen sich tatsächlich etwas näher, aber so sehr wie Ryan sich wünscht an die Ehe anknüpfen zu können, umso mehr Angst und Panik hat Abby vor erneuten Verletzungen und davor, wieder vor dem gleichen Scherbenhaufen zu stehen. Die Woche vergeht schnell, viel zu schnell und die Zeit arbeitet gegen sie".
Meine Meinung
"Eine Woche im Gestern" ist der vierte und letzte Teil der "Chapel Spring" Reihe von Denise Hunter. Zu meinem Bedauern muss ich sagen, dass ich die anderen Bände bislang nicht kenne, dies aber bald nachholen werde. Wobei man aber auch gut ohne Vorkenntnisse in die Geschichte reinfindet.
Denise Hunter hat einen wunderbar federleichten Stil um den Leser sofort mit dem Geschehen zu packen. Ich habe dieses Buch von den ersten Zeilen an regelrecht aufgesogen und genossen.
In diesem letzten Teil der Chapel Spring-Reihe dreht sich die Liebesgeschichte um Abby und Ryan McKinley und es ist keine typische Liebesgeschichte, in der sich zwei kennen lernen und in einander verlieben. Denn, die Geschichte beginnt mit dem Ende der Ehe. Die Ehe der beiden hat nicht lange gehalten, und es blieben nur Scherben übrig.
Umso mehr man in die Geschichte einsteigt, umso mehr erfährt man über das, was im "Gestern" der beiden geschehen ist. Ich hatte mir zu Beginn vom Lesen des Klappentextes die Geschichte etwas anders vorgestellt, nämlich dass sie eine Woche bei den Eltern verbringen und sich hier auch mehr um das Fest dreht. Jedoch spielt sich die Handlung fast durchweg auf der Reise zu den Eltern und dann wieder zurück ab. Hier ereignen sich viele Dinge, die den beiden Anlass zu Gesprächen geben, aber auch um immer mehr, die Gründe des Scheiterns ihrer Ehe zu erfahren. Denise Hunter schafft es immer wieder geschickt Rückblicke in das frühere Leben einzubinden, und so lernt man die Protagonisten immer mehr kennen.
Auch wenn es viele ernste Momente gibt, schafft es die Autorin den Leser zum Lachen zu bringen. Ryan hat einen wunderbar trockenen Humor, das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Genauso erreicht sie es aber trotzt aller Schwierigkeiten kleine romantische Momente hinein zu zaubern. Geschickt schafft sie es, die Spannung bis zum Schluss zu halten.
Über die Nebenfiguren erfährt man leider nicht so viel. Gerade in Bezug auf Abbys Eltern bleiben dem Leser einige Fragen unbeantwortet. Hier hätte ich mir gewünscht, ein wenig mehr zu erfahren.
Sehr schön gefällt mir auch die Rolle von Abbys Freundin Gillian, sie hilft ihr in weiser Art, im richtigen Moment mit genau den Worten, die Abby braucht.
Durch ihren mitreißenden Schreibstil durchlebt man alle Emotionen und taucht tief in die Gefühlswelten mit ein. Man hofft, fiebert mit, wünscht, fühlt aber genauso die Traurigkeit und Verzweiflung, als wäre man Teil der Geschichte.
Die Glaubensaspekte sind gelungen in dem Roman verpackt. Ryan durchlebt eine harte Zeit, in der es um Glauben und Vertrauen auf Gott geht. Auch kommt die Frage auf, hat Gott wirklich zu ihm gesprochen und war es wirklich Gottes Plan oder eine eigene Idee bzw eigene Wünsche "
Abby dagegen hat sich durch das Erlebte von Gott abgewandt und sie muss erst für sich wieder ein paar Ehrenrunden innerlich drehen, um zu dem Glauben an Gott zurück zu finden.
Fazit
Denise Hunter hat mich sehr gut unterhalten und mich mitgenommen auf eine Achterbahn der Gefühle. Ihre federleichte Art zu Schreiben hatte für mich vom ersten Moment des Lesens an einen Wow - Effekt und hat mich total begeistert, daher gibt es eine absolute Leseempfehlung von mir.
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24.04.2018SNOWWOMAN "Du musst die Vergangenheit loslassen, damit die Zukunft eine Chance hat..."
Drei Jahre sind mittlerweile seit der Scheidung vergangen, doch die tiefen Gefühle für seine Traumfrau und die Trauer um seine verflossene Liebe sind geblieben. Ryan McKinley schafft es einfach nicht, seine grosse Liebe Abby zu vergessen. Nichts würde er sich sehnlicher wünschen, als wieder so glücklich zu sein wie
damals. In seinem Kummer ereilt ihn wie aus heiterem Himmel ein Anruf seiner Ex-Schwiegereltern, der für grosse Verwirrung sorgt, denn sie möchten Ryan überreden, ihren bevorstehenden 35. Hochzeitstag mitzufeiern. Dieses seltsame Telefongespräch lässt ihn erahnen, dass Abby ihre Eltern in all den Jahren nie über die Scheidung eingeweiht hat und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf... Ryan wittert seine einmalige Chance, nochmals in Abbys Leben zu treten und zwar in der Rolle als ihren Ehemann. Aus Ryans Sicht ein brillanter Plan, um seine grosse Liebe zurück zu gewinnen. Ob hingegen Abby das auch so sehen mag"
Der aufschlussreiche Klappentext dieses Buches "Eine Woche im Gestern" lässt unschwer auf eine herzerfrischende und humorvolle Lovestory schliessen und genauso beginnt die Geschichte auch. Notgedrungen erklärt sich Abby bereit, beim Vorhaben ihres Ex-Mannes mitzuspielen. Im quietschgelben Fiat begeben sich die beiden zusammen mit Abbys Hündchen Boo in Richtung elterliche Heimat Summer Harbor. Dabei erhitzen sich die Gemüter der beiden, bevor der Motor des kleinen Fiats überhaupt die Gelegenheit hat warm zu laufen. Dass sich Abbys Begeisterung in Grenzen hält, die nächsten Tage mit ihrem Ex-Mann verbringen zu müssen, versteht sich von selbst. Was mit einer Meinungsverschiedenheit beginnt, führt zum Streit. Es folgt gegenseitiges Unverständnis und die alles entscheidende Frage, wie es letztendlich zur Scheidung kommen konnte. Während der nervenaufreibenden Autofahrt blättert die Autorin rückblendend nach und nach die Vergangenheit auf und erzählt ihren Lesern die Geschichte einer wundervollen, grossen Liebe. Gleichzeitig veranschaulicht sie uns mit ihrer aussergewöhnlich bildhaften Sprache die Schönheit des malerischen und verträumten Küstenörtchens Summer Harbor. Doch die wunderschöne Kulisse kann der frostigen Atmosphäre in Abbys Elternhaus nicht standhalten, insbesondere das Verhältnis zwischen Vater und Tochter scheint schwierig und spannungsgeladen. Dennoch sind alle Beteiligten bemüht, die trügerische Fassade aufrecht zu halten. Ryan lässt dabei nichts unversucht, Abbys Zuneigung zu erlangen und um sie zu werben, was dem Leser mehrmals ein Schmunzeln entlockt. Abby jedoch weist ihn beharrlich zurück und kann sich nur schwer ihren wahren Gefühlen für Ryan hingeben, zu gross ist ihre Angst erneut verletzt zu werden.
Was sich anfänglich wie eine heitere Lovestory hinzieht, mündet ganz überraschend in tiefe Emotionen, die unter der Oberfläche brodeln und sich regelrecht zu einem Vulkanausbruch entfachen. Während des Aufenthaltes in Abbys Zuhause kommt eine dunkle Vergangenheit zutage, die unweigerlich zu folgenschweren seelischen und körperlichen Verletzungen geführt haben. Traumatische Erlebnisse, die unterdrückt und dadurch nie wirklich verarbeitet werden konnten. Mit viel Feingefühl wagt sich die Autorin in eine schwierige Thematik über eine traumatisierte junge Frau und verleiht dabei dem Leser auf eindrückliche Weise tiefe Einblicke in eine verwundete Seele. Äusserst realistisch und glaubhaft werden die Ängste und Zweifel offengelegt, denen sich Abby ausgesetzt fühlt, was zweifelsfrei Verständnis für ihre aufgebaute Schutzmauer aufbringt, hinter der sie sich versteckt. Dieser hohen und unüberwindbaren Mauer steht Ryan gegenüber, einsam und mit ohnmächtiger Hilflosigkeit. Seine unermesslich grosse Liebe und seine unermüdliche Geduld, die er Abby entgegenbringt, prallen unsanft ab und lassen ihn wortwörtlich im Regen stehen. Überdies weht ihm eine kalte Bise Widerstand seitens seiner Familie entgegen, die Abby seit der Trennung mit Vorhaltungen und Ablehnung begegnet. In solchen fast ausweglosen Situationen, selbst in grösster Verzweiflung findet Ryan Halt bei Gott, während Abby sich aufgrund ihrer inneren Zerrissenheit immer weiter von ihrem Glauben entfernt. Dabei fällt auf, dass die Autorin der Beziehung zu Gott einen grossen Stellenwert einräumt. Genauso, wie sie auch ihren beiden liebenswerten Hauptfiguren die meiste Beachtung schenkt, was unumgänglich alle anderen Personen in einem undurchsichtigen Nebelschleier umhüllt verschwinden lässt. Dadurch werden dem Leser die ausschlaggebenden Hintergründe über das fragwürdige Verhalten von Abbys Eltern vorenthalten.
Denise Hunter, eine preisgekrönte amerikanische, mir allerdings bisher unbekannte Autorin, hat mich mit dieser einfühlsamen und tiefgründigen Liebesgeschichte zu Tränen gerührt. Mit unglaublich viel Einfühlungsvermögen erzählt sie über traumatische Kindheitserlebnisse und eine enttäuschte Liebe, die neu aufkommender Hoffnung und behutsamer Annäherung entgegenstehen. Wunderschöne und romantische Emotionen treffen sowohl auf humorvolle als auch auf schockierende und unheimlich verstörende Ereignisse, die in mir richtiggehend ein fulminantes Wechselbad der Gefühle ausgelöst haben, wobei der einnehmende und mitreissende Schreibstil der christlichen Autorin seinen zusätzlichen Beitrag leistet. Ausgesprochen glaubhaft und authentisch beschreibt sie das Ausmass eines in Trümmern liegenden Seelenlebens, erzählt über eine verloren geglaubte Liebe und umschreibt das Aufarbeiten einer geprägten Vergangenheit in eine hoffnungsvolle und glückliche Zukunft. Auch wenn für mich persönlich einige Fragen unbeantwortet bleiben, so hat mich die Autorin mit ihrer überwältigenden und gefühlvollen Geschichte vollends überzeugt.
Ich verleihe einen leuchtenden Sternenhimmel für dieses wundervolle Leseerlebnis, das mein Herz zutiefst berührt hat.
Anmerkung:
"Eine Woche im Gestern" ist bereits der vierte Band der "Chapel Springs"-Reihe aus der Feder der Autorin, Denise Hunter. Sämtliche Romane dieser Reihe können jedoch unabhängig voneinander gelesen werden. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Lesevergnügen mit Band 1, 2 und 3!
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20.04.2018Gusaca Ryan McKinley ergreift die unverhoffte Möglichkeit Zeit mit seiner Ex-Frau Abby zu verbringen, die er immer noch liebt.
Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu ihren Eltern, die ihren 35. Hochzeitstag feiern wollen.
Ryan versucht die GRünde für ihre Scheidung zu verstehen und wirbt wieder um seine Ex-Frau.
Abby hat zuviel Angst wieder verletzt zu werden und Ryan erkennt auf dieser
Reise woher diese Angst kommt.
Dieser Beziehungsroman beleuchtet sehr gut die Gefühle von Ryan und Abby, die Beide noch etwas füreinander empfinden.
Schritt für Schritt wird ihre Vergangenheit beleuchtet und der Grund für Abbys Ängste offengelegt.
Bis jetzt hat Abby sich weder ihrer besten Freundin noch ihrem Ex-Mann anvertrauen können, aber durch den BEsuch bei ihren Eltern werden alte Wunden wieder aufgerissen.
Ryans Gottvertrauen wird auf eine harte Probe gestellt, während Abby s Vergangenheit sie immer mehr von Gott entfernt hat.
Erst mit der Selbsterkenntnis, das sie auf sich selber und Ryan vertrauen kann und dem Bewußtsein, das sie etwas aufzuarbeiten hat, kann sie ihre GEfühle wieder zu lassen und nähert sich auch an ihren Glauben wieder an.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr emotional.
DAs schwierige Thema Kindheitstrauma wird in eine Liebesgeschichte eingearbeitet in dem geschiedene Partner ihre Scheidung aufarbeiten und ihre wahren GEfühle erkennen.
Vergangenheitsbewältigung wird hier zum Schlüssel für einen Neuanfang sowohl in der BEziehung als auch im Glauben.
Dies ist ein unterhaltsamer Roman, der den LEser teilweise erschüttert aber auch zum Nachdenken anregt .
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16.04.2018Susanne Degenhardt / Smilla507 Nachdem Madison, Jade und PJ ihr großes Glück gefunden haben, ist nun Ryan an der Reihe, um seine große Liebe zu kämpfen. Er war bereits verheiratet, aber inzwischen sind er und Abby seit 3 Jahren geschieden. Ein Anruf seiner Schwiegermutter sorgt für große Verwirrung: Anscheinend hat Abby ihren Eltern nie mitgeteilt, dass sie nicht mehr verheiratet sind. Und sie
wurden gemeinsam auf deren 35. Hochzeitstag eingeladen. Ryan sieht seine Chance gekommen, Abbys Herz erneut zu gewinnen. Gemeinsam fahren sie nach Summer Harbour und tun so, als wären sie noch ein Ehepaar.
Dass es zwischen den beiden nicht nur knistert, ist wohl selbstverständlich. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, Streit, Unverständnis und offene Fragen. Wie konnte es zur Scheidung kommen" Während Abby und Ryan im Auto unterwegs sind, rollt Denise Hunter nach und nach die Geschehnisse auf, die in der Vergangenheit geschehen sind.
Witzigerweise ist dieser Roman auch ein wenig mit der Summer Harbour Reihe der Autorin verknüpft, die im Brendow Verlag erschienen ist. Zeitlich spielt »Eine Woche im Gestern« allerdings vor »Wie Schneeflocken im Wind«. Man kann die Bücher aber alle unabhängig voneinander lesen.
Ich will gar nicht weiter um den heißen Brei reden: Innerhalb von 24 Stunden habe ich dieses Buch verschlungen, weil es sich super flüssig und zugleich mitreißend liest. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Meine Erwartungen waren gar nicht so hoch, aber Denise Hunter hat mich wieder begeistern können. Der ganze Trennungsprozess und die Vergangenheit waren für mich gut nachvollziehbar und realistisch dargestellt. Natürlich kommt die Romantik nicht zu kurz, schießt dabei nie übers Ziel hinaus. Und auch der Glaube an Gott spielt eine Rolle - da hätte es vielleicht ein Portiönchen mehr sein können, aber ich bin zufrieden.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass noch weitere Bücher der Autorin übersetzt werden, denn die Serie rund um die McKinleys ist ja nun leider hiermit beendet...
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11.04.2018peedee Nur knappe 4 Sterne
Chapel Springs, Band 4: Ryan McKinley wünscht sich mit jeder Faser seines Herzens, dass er seine grosse Liebe Abby wieder zurückgewinnen könnte. Es sind bereits drei Jahre seit der Scheidung vergangen, aber der Schmerz hat nicht abgenommen. Als seine Ex-Schwiegereltern wegen der Feier zu ihrem 35. Hochzeitstag anrufen, sieht er endlich DIE Chance auf einen
Neubeginn. Abby hat scheinbar "vergessen", ihren Eltern von der Scheidung zu erzählen. Daher kann sie ihn auch nicht davon abhalten, gemeinsam mit ihr dorthin zu fahren - als Ehepaar. Ob Ryans Plan aufgeht"
Erster Eindruck: Ein sehr schönes Cover von einem festlich gekleideten Pärchen, wovon man aber nur die Füsse sieht - sehr passend zu den Vorgängerbänden.
Dies ist der vierte Band der Reihe; er lässt sich jedoch auch ohne Kenntnisse der vorhergehenden Bände lesen, da - wo nötig - Informationen aus der Vergangenheit kurz wiederholt werden.
Mir gefällt die Familie McKinley sehr: Bei den ersten drei Bänden waren in der Hauptrolle Ryans Schwestern Madison, Jade und PJ - dieses Mal eben Ryan. Mich hat beeindruckt, wie er um Abby geworben hat - sie hat ihn sehr lange zappeln lassen. Aber er war sich einfach sicher, dass sie die Richtige für ihn ist, sodass er geduldig blieb. Abby hat riesige Mauern um sich erbaut, die er nur stückweise abtragen konnte. Schliesslich haben sie geheiratet, aber die Ehe hat nicht gehalten; Ryan versteht noch immer nicht, was die Gründe dafür waren.
Dieser gemeinsame Roadtrip steht unter keinem guten Stern - die Atmosphäre ist sehr angespannt und Abby will partout nicht über die Vergangenheit reden. Wieso nicht" Ryan hält mit Gott Zwiesprache und bittet ihn um Hilfe. Er hat nur diese eine Woche, um Abby zurückzugewinnen. Ich fand es übrigens sehr gelungen, dass die Autorin eine Verbindung zu der Reihe "Summer Harbor" gemacht hat, indem sie Ryan in Summer Harbor Beau hat besuchen lassen.
Abbys Eltern" oh je" wie sage ich es freundlich" Nein, freundlich geht nicht: Abbys Vater ist wirklich schlimm - er hält seine Tochter für eine Versagerin und sagt ihr das auch regelmässig! Und die Mutter" Steht irgendwie dazwischen. Die Zeit "zu Hause" war wirklich bedrückend; am liebsten wäre ich lesetechnisch gleich wieder abgereist. Wieso ist Abby überhaupt hin"
Mit Abby hatte ich wirklich Mühe, sie ist so zynisch, verbittert, hart und lässt Ryan immer wieder ins Leere laufen. Ich konnte es fast nicht mehr ertragen, wie sie ihn während der Ehe immer wieder zurückgewiesen hat und er trotzdem nicht aufgegeben hat, ihr seine Liebe zu zeigen. Und auch nach der Scheidung blieb sein Herz bei ihr" Die Geschichte hat sich flüssig lesen lassen, aber da mich Abbys Verhalten immer mehr genervt hat, vergebe ich nur 3,5 Sterne, d.h. knappe 4 Sterne - der bisher schwächste Band der Reihe für mich.
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