Aber er war jetzt in Algerien. Vielleicht hatte er sogar schon Ophélies Mutter, Anne-Marie, gefunden. Gabriella wünschte sich so sehr, dass er jetzt neben ihr stünde.
Ophélies Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Bribri, glaubst du, Papa und Mama kommen heute zurück?“
Gabriella schüttelte den Kopf und ihre roten Haare schimmerten wie die Farbe der Abendsonne auf einem Fluss. „Heute noch nicht, Ophélie. Aber sehr bald.“
Saßen sie in dieser Minute zusammen und lachten miteinander? Ließen sie alte Zeiten Revue passieren und erzählten sich, was sie in den letzten sieben Jahren, die sie getrennt gewesen waren, erlebt hatten? Erklärte David ihr, was hier im verschlafenen Castelnau passiert war? Hatte er Gabriellas Namen überhaupt erwähnt?
Sie unternahmen einen Spaziergang, Gabriella und eine ganze Kinderschar. Jetzt waren sie am Ortsrand von Castelnau angekommen und vor ihnen breiteten sich die Felder, Wiesen und Weinberge aus. Die Kinder folgten brav paarweise ihrer jungen Maîtresse, hielten sich an den Händen und plapperten aufgeregt. Gabriella warf einen Blick ans Ende der Gruppe und sah Schwester Rosaline, die etwas außer Atem war und mit rot glühendem Gesicht winkte.
„Es sind alle da“, rief die Nonne fröhlich in ihrem melodischen Französisch. „Alle dreiundvierzig.“
Gabriella winkte zurück und lächelte die Kinder an. „Wollt ihr noch ein wenig weiter gehen? Wir sind gleich am Park.“
Ein einstimmiges „Oui, Maîtresse“ war die Antwort. Und so gingen sie auf einem schmalen Feldweg weiter zu einer Wiese, die von großen Zypressen umgeben war. Am hintersten Ende der Wiese befanden sich mehrere Wippen, einige Klettergerüste und eine alte Schaukel.
Dieser Spaziergang vom Waisenhaus zum Spielplatz war – vorausgesetzt, das Wetter spielte mit – ein tägliches Ritual nach dem Mittagessen geworden. Mutter Griolet hatte anfangs gezögert. Sie hatte Bedenken gehabt, dass die Leute im Ort anfangen könnten, Fragen zu stellen. Immerhin hatte sich die Belegung des Waisenhauses innerhalb weniger Monate verdoppelt. Aber Gabriella und Schwester Rosaline hatten nicht lockergelassen. Die neuen Kinder waren laut, verängstigt und unruhig. Wenn sie zusammen waren, benahmen sich die Kinder wie eingesperrte, wilde Tiere. Sie mussten sich auf einem Raum, der größer war als der Innenhof des Pfarrgeländes von St. Joseph, austoben können.
Gabriella machte sich Sorgen um Mutter Griolet. Seit David fort war und sie so viele neue Kinder aufgenommen hatten, konnten sie die festgelegten Tagesabläufe im Waisenhaus nicht mehr umsetzen.
„So ist es am Anfang immer“, hatte Mutter Griolet Gabriella beruhigt. „Im Zweiten Weltkrieg geriet eine Weile auch alles aus den Fugen, aber irgendwann entwickelte sich eine neue Routine.“
Gabriella war davon nicht so ganz überzeugt. Seit jenem Krieg waren über fünfzehn Jahre vergangen, und Mutter Griolet war keine junge Frau mehr. Sie war immer noch agil, ja, aber plötzlich sah sie in ihrer Schwesterntracht ziemlich alt aus. Ihr Gesicht war faltiger geworden und ihre grünen Augen leuchteten nicht mehr so klar wie früher.
Dreiundvierzig Waisenkinder und zweiundvierzig amerikanische Studentinnen wären für eine gesunde junge Frau schon schwer zu bändigen. Für eine zweiundsiebzigjährige Frau war diese Aufgabe inzwischen vielleicht zu anstrengend.
Ophélie ließ ihre Freunde allein weiterspielen und kam zu Gabriella gelaufen.
„Bribri“, begann das Kind und spielte mit Gabriellas langen roten Locken. „Wie wird es sein, wenn ihr, Mama, Papa und du, hier zusammen seid?“ Sie zog die Nase kraus und schaute sie mit ihren leuchtenden braunen Augen ernst an.
Gabriella räusperte sich und strich Ophélie über die Haare. „Das wird ein wunderbares Wiedersehen sein, Ophélie. Eine Gebetserhörung.“
„Und für wen wird Papa sich entscheiden? Für dich oder für Mama? Und bei wem werde ich wohnen?“
Gabriella ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit dem kleinen Mädchen zu sein. Sie hoffte, ihre Stimme klang fröhlich und unbeschwert. „Liebe Ophélie, dein Papa wird sich nicht für deine Mama oder mich entscheiden. Er wird sich für dich entscheiden! Er wird dich in die Arme nehmen und durch die Luft wirbeln und im ganzen Waisenhaus wird man dein Lachen hören. Mach dir keine Sorgen. Dazu gibt es keinen Grund.“
Ich sollte diesen Rat selbst auch befolgen, dachte Gabriella, während sie Ophélie liebevoll über den Rücken strich und sie wieder zum Spielen schickte. Vor zwei Tagen hatte David Hoffmann sie zum ersten Mal geküsst, wirklich geküsst, und dann war er zu einer humanitären Mission in ein Land aufgebrochen, in dem Wahnsinn und Chaos herrschten. Aber sie wollte sich nicht zu lange mit solchen Gedanken aufhalten, denn die möglichen Szenarien waren zu beängstigend. Sie wollte lieber an die Kinder denken.
Zwei Jungen begannen, sich zu prügeln. Gabriella lief schnell zu ihnen hinüber und rief: „Eh! Ça suffit! Das reicht jetzt!“ Sie trennte die Kinder voneinander, tadelte sie liebevoll und begann, mit mehreren kleineren Jungen Fangen zu spielen, indem sie einem einen Klaps auf den Rücken gab und rief: „Fang mich!“ Als sie ein paar Minuten gespielt hatten, taumelte sie atemlos an den Rand der Wiese und zertrat eine rote Mohnblume unter ihren Füßen.
Marseille
David Hoffmann stand im Hafen im Stadtteil Joliette in Marseille. Zwischen den riesigen Passagierschiffen, den Paquebots, und den Dampfern entdeckte er ein vergleichsweise kleines schwarz-weißes Segelschiff. Das Deck der Capitaine war bis auf einen vom Wetter gegerbten alten Franzosen, der am Steuerruder stand, verlassen.
Der Pier war mit Familien übersät, die mit Truhen und Koffern von den Fähren und Schiffen an Land gingen. Erwachsene und Kinder sahen gleichermaßen verwirrt, traurig und hoffnungslos aus. David schüttelte frustriert den Kopf. Ein einziges kleines Waisenhaus in Südfrankreich, das eine Handvoll Pied-Noir- und Harki-Kinder beherbergte, war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Diese Menschen waren französische Staatsbürger, aber wohin sollten sie gehen? Wollte Frankreich sie? David wusste die Antwort. Nein.
Er betrat leichtfüßig die Capitaine und begrüßte den rauen Seemann mit einem kräftigen Händedruck.
„Bonjour“, antwortete Jacques. „Sind Sie sicher, dass Sie nach Algerien zurückwollen? Die Situation dort ist schlimm, und sie wird mit jedem Tag schlimmer.“
„Ja, ich bin sicher. Ich muss dorthin.“
Jacques senkte den Blick. „Ich kann nicht nach Algier fahren, M. Hoffmann. Ich kann nirgends anlegen. Die Fähren nehmen den ganzen Platz ein. Tausende Pieds-Noirs fliehen schneller aus Algerien, als der Mistral die Rhône hinaufweht. Wenn Sie wirklich unbedingt zurückwollen, rate ich Ihnen, eines der großen Passagierschiffe zu nehmen. Das ist viel sicherer und ich garantiere Ihnen, dass Sie einen freien Platz finden werden. Niemand fährt freiwillig nach Algerien zurück.“
David runzelte die Stirn und dachte über die Worte des Seemanns nach. Dann zuckte er die Achseln. „Das verstehe ich, Jacques. Danke für Ihre große Hilfe. In Castelnau befinden sich mittlerweile viele Kinder, die Ihnen sehr dankbar sind.“
Die zwei Männer gaben sich die Hand.
„Bonne chance, M. Hoffmann. Passen Sie gut auf sich auf. In diesem Land herrscht der Wahnsinn. Der blanke Wahnsinn.“
David stand auf dem Deck einer riesigen, menschenleeren Fähre. Seine große, schlanke Silhouette stach vom Nachthimmel ab. Der Wind peitschte über das Meer. Seine Haare wurden nach hinten geweht, seine Augen waren wegen des Windes zusammengekniffen und seine Jacke blähte sich im Luftzug.
Mit seiner unverletzten Hand umklammerte er die Reling, während sein anderer Arm fest verbunden in einer Schulterschlinge unter seiner Jacke verborgen war.
Die Schaumkronen auf den Wellen schienen den Himmel berühren zu wollen und tausend Sterne funkelten, als wollten sie mit dem Ozean flirten. Die Meeresluft roch frisch und kräftig. Einen kurzen Moment wünschte er, Gabriella stünde neben ihm, aber dann verdrängte er diesen Gedanken wieder.
Er war noch vierundzwanzig Stunden allein, bevor er eine Welt betreten würde, die vom Chaos beherrscht wurde. Diese Nacht brauchte er dringend, um sich darauf vorzubereiten. Der Anblick vor ihm erinnerte ihn an eine Nacht am Strand vor einem Monat. Als „Nacht der Kapitulation“ bezeichnete er sie in Gedanken. Die Nacht, in der er vor Gabriellas Gott kapituliert hatte.
Er konnte nicht leugnen, dass sich etwas in ihm verändert hatte. In jenem Moment hatte er tatsächlich gefühlt, dass ihm vergeben war. Darüber hinaus waren in letzter Zeit so viele seltsame Zufälle geschehen, dass er ohne jeden Zweifel wusste, dass Gott mit seinem Leben etwas vorhatte. Er war fünfundzwanzig, aber irgendwie war er ein neuer Mensch geworden. Wie neugeboren. Er hatte ein anderes, ein neues Gewissen. Jemand war bei ihm, das spürte er. Und er hatte den Verdacht, dass er diesen Gott jetzt nicht mehr loswerden würde, selbst wenn er es wollte.
Kundenstimmen
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14.02.2016LEXI "Gott kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können""
Dieser Leitsatz der quirligen und resoluten alten Nonne Mutter Griolet ist einer der vielen Weisheiten, die Gabrielle Madison von der Leiterin des Waisenhauses in Castelnau, Südfrankreich, zu hören bekommt. Gabby oder Bribri, wie die junge Studentin genannt wird, arbeitet im Waisenhaus mit
und wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr von David Hoffmann, dem 25jährigen Amerikaner, der in einer dringlichen Mission in Algerien unterwegs ist.
In ihrer Fortsetzung des Vorgängerbuches "Das Hugenottenkreuz" wird die Geschichte der Protagonisten weiter erzählt, und der gespannte Leser wird einerseits mit den Vorgängen im Waisenhaus in Südfrankreich konfrontiert, andererseits mitten ins Krisenland Algerien katapultiert, wo Krieg herrscht und die Harkis, die Angehörigen der algerischen Hilfstruppen der französischen Armee, brutal verfolgt und ermordet werden. Die Autorin berichtet von brutalen Auftragsmorden, Machtspielen und Intrigen, Verrat und grausamer Feindschaft zwischen Menschen verschiedener Herkunft und verschiedenen Glaubens. In eindringlichen Worten zeigt sie die Welt der Vertriebenen auf, die Ängste, aber auch die Hoffnungen der Flüchtlinge, die in Frankreich Sicherheit und einen Neuanfang suchen. Elizabeth Musser zeichnet ein erschreckendes Szenario, das gerade in diesen Tagen in Europa zur dramatischen Aktualität geworden ist. Auf mehr als vierhundert Buchseiten erfährt man, wie der Kampf ums Überleben ausgeht, den David Hoffmann mit seinen Freunden Moustafa Dramchini, Rémi und Eliane Cebrian und deren Familien ausfechten. Die Autorin erzählt von schmerzlichen Verlusten, lässt dabei aber ihre Protagonisten immer wieder die Güte und Gnade Gottes spüren, die ihre Geschicke lenkt und wunde Seelen zu heilen vermag.
Die meisten der handelnden Figuren dieses Buches sind, wie bereits erwähnt, aus dem Vorgängerbuch "Das Hugenottenkreuz" bekannt. Hierbei wird das größte Augenmerk auf Gabriella Madison und David Hoffmann gelegt. Den Nebenfiguren Moustafa Dramchini und Anne-Marie Duchemin sowie dem Ehepaar Cebrian wird jedoch ebenfalls viel Aufmerksamkeit zuteil. Mit dem Nachfahren französischer Hugenotten, dem Pastor Henri Krugler aus der Schweiz, sowie dem vierzehnjährigen Hussein aus Algier bringt die Autorin zwei höchst interessante und vielschichtige Persönlichkeiten ins Spiel, wobei besonders Hussein eine große Entwicklung im Verlauf der Geschichte durchmacht. Mit David Hoffmanns respekteinflößendem Vater Roger wird auf die Themen Vergangenheitsbewältigung und Vergebung eingegangen, der "Böse" im Buch wird durch Ali Boudani personifiziert.
Meine persönliche Favoritin war definitiv Mutter Griolet, die 72 Jahre alte Nonne voller Glauben und Tatkraft, die sich entschlossen und voller Leidenschaft für die Waisenkinder und die Kinder der Flüchtlinge einsetzt. So meint sie beispielsweise: "Oft erweisen sich die Dinge, die wir für die schlimmsten Fehler in unserem Leben halten, als Schritte zu etwas, das viel besser ist. Etwas, das Gott die Ehre gibt. Das weit über das hinausreicht, was wir erbitten oder uns vorstellen können."
"Mutter Griolet hat nicht nur einfach über den Glauben gesprochen. Sie hat ihn gelebt. Trotz aller Fragen und Verletzungen, die das Leben mit sich brachte. Sie bezeichnete das Leben als Webteppich, von dem wir oft nur die Rückseite sehen, voller Knoten und verwirrender Fäden. Aber Gott webt diesen Teppich, jedes einzelne Menschenleben, jede Situation und er macht etwas Schönes zu seiner Ehre daraus. Es gab auch Fehler, aber erinnern Sie sich, was sie immer gesagt hat: Gott kann Tragödien in Triumph verwandeln."
Ich hatte Mühe, mir vorzustellen, dass "Das Hugenottenkreuz" von dessen Nachfolgerband noch übertroffen werden könnte. Mit "Operation Hugo" hat die Autorin bewiesen, dass dies durchaus möglich ist. Ich kann für dieses beeindruckende Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben, möchte jedoch darauf hinweisen, dass die Lektüre des Vorgängerbuches zwar nicht unabdingbar ist, jedoch sehr viel zum Verständnis beiträgt.
Ein wundervolles Buch, in ausgezeichnetem Schreibstil dargebracht, mit sehr vielen Emotionen und Weisheiten, in dem auch der Glaube eine tragende Rolle spielt. EXZELLENT!
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26.12.2015Sonnenwind Hervorragende Fortsetzung!
"Operation Hugo" ist die Fortsetzung von "Das Hugenottenkreuz". Die Trilogie wird demnächst mit dem dritten Band in der Neuauflage abgeschlossen.
"Das Hugenottenkreuz" hat mir schon außerordentlich gut gefallen, und in diesem Band hat sich die Fortsetzung der Handlung nicht nur inhaltlich, sondern auch von der Qualität her als absolut ebenbürtig erwiesen. Allerdings ist der Titel irreführend: Die Operation Hugo
hat eigentlich im ersten Band stattgefunden, dieser zweite beschreibt die Folgen und die weitere Entwicklung. Das ist aber nicht relevant, vielleicht ist dem Verlag einfach kein besserer Titel eingefallen, der englische Titel ist auch nicht aufschlußreicher.
Algerien steht direkt vor der Unabhängigkeit, die dort geborenen Franzosen, die Pieds-Noirs, und die arabischen Kämpfer in den Armeen der Franzosen, die Harkis, mit ihren Familien versuchen verzweifelt, das Land zu verlassen. Während die Pieds-Noirs französische Staatsbürger sind, werden die Harkis als Unerwünschte skeptisch betrachtet und in gewisser Weise gefürchtet, und es gibt entsetzliche Gemetzel unter ihnen. David, Rémi, Moustafa und sein Bruder sind noch im Land, und ihnen läuft die Zeit davon. Derweil kämpfen Gabriella, Anne-Marie und Moustafas Mutter und Schwestern mit Mutter Griolet in Frankreich an ihrer eigenen Front: Das Waisenhaus platzt aus allen Nähten, weil immer mehr Harki-Kinder und Pieds-Noir-Kinder ins Land drängen und hier eine Zukunft suchen.
Währenddessen schlägt Mutter Griolet der Widerstand von allen Seiten entgegen: Die Einwohner von Castelnau wehren sich gegen die arabischen Kinder in St. Joseph, und auch die Kirchenleitung will ihr die Unterstützung entziehen. Es brennt an allen Fronten!
Aber das ist nur ein kleiner Teil der aufkommenden Verwicklungen. Jeder einzelne der Akteure hat seine besonderen Probleme und Schwierigkeiten zu bekämpfen, und jeder Einzelne wächst in den Schwierigkeiten. Die Entwicklung der Charaktere und der Fortgang der Handlung sind außergewöhnlich schlüssig und überzeugend. Auch die geistliche Entwicklung der Personen ist überaus beeindruckend und überzeugend. Man fiebert mit jedem an den verschiedenen Schauplätzen, leidet mit und freut sich an den Erfolgen. Ein außergewöhnlich mitreißendes Buch!Ich freue mich schon riesig darauf, auch den dritten Band lesen zu können!
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15.09.2015Sonja / Wildpony Operation Hugo - Elizabeth Musser
Kurzbeschreibung Amazon:
Algerien 1962, kurz vor der Unabhängigkeit. Tausende Algerienfranzosen verlassen Hals über Kopf das Land. Auch die algerischen Araber, die auf der Seite Frankreichs gestanden haben, müssen um ihr Leben fürchten. Der Amerikaner David setzt sich vor Ort für die Rettung der Flüchtenden ein. Unterdessen kämpft seine Freundin Gabriella in einem südfranzösischen Waisenhaus
für die Integration der Kinder aus Algerien ... und gegen ihre Eifersucht. Denn auch Davids frühere Freundin Anne-Marie hat in dem Waisenhaus Zuflucht gefunden.
Während die Geheimoperation Hugo sie alle in größte Gefahr bringt, fragen sich Gabriella, Anne-Marie und David, was die Zukunft wohl bringen wird. Fortsetzung von »Das Hugenottenkreuz«. Vormals erschienen unter dem Titel »Mit der Kraft der Liebe«.
Mein Leseeindruck:
Eine sehr zu Herzen gehende Fortsetzung von "Das Hugenottenkreuz", welches ich schon zuvor mit großer Begeisterung gelesen habe.
Daher konnte ich mich auch direkt mit dem Herzen wieder in die weitere Erzählung hinein versetzen und bin sofort wieder dem bedingungslosen Glauben auch "zwischen den Zeilen" erlegen.
So wie es genau zu diesem Zeitpunkt bei uns Probleme mit den Einwanderern und Flüchtlingen gibt erzählt uns das Buch genauso diese Problematik damals mit dem Franzosen. Es war eine schlimme Zeit und so konnte ich als Leser oft nur atemlos weiterlesen und die geliebten und bekannten Protagonisten aus Teil 1 wie z.B. David, Gabriela, Mutter Griolet und Ophélia weiter begleiten.
Das Buch war für mich ein Auf und Ab der Gefühle und der Hoffnung. Einfach wunderbar. Und auch das Ende hat mich zu Herzen gerührt!
Auch wenn ich weiß das noch ein Teil folgt so hat mich am Ende dieses Buches ein tiefes Gefühl der Ruhe und Befriedigung erfasst. Auch wenn ich kein Happy End Freund bin - hier passt es für mich einfach in allem.
Fazit:
Ein Buch, das man in Ruhe und mit dem Herzen lesen sollte!
Einfach wunderschön und ergreifend. Aber ich empfehle jedem Leser zuerst Teil 1: Das Hugenottenkreuz zu lesen. Teil 2 baut darauf auf und man hat so schon im Teil 1 viele der handelnden Personen ins Herz geschlossen.
Bedenken sollte man als Leser auch das der Glaube in diesem wie im Vorgängerbuch eine große Rolle spielt und sehr deutlich hervorgehoben wird. Aber genau deswegen fand ich beide Teile einfach so gefühlsmäßig und schön.
Wieder volle 5 Sterne für das tolle Buch, das mich teils sehr nachdenklich, aber auch glücklich gemacht hat!
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23.08.2015Gusaca "Operation Hugo" ist die Fortsetzung des Buches "Das Hugenottenkreuz".
Zeitlich und inhaltlich schließen die Bücher unmittelbar aneinander an und man sollte auf jeden FAll den ersten Teil gelesen haben, um den zweiten Teil richtig verinnerlichen zu können.
DAs Buch beginnt 1962 unmittelbar vor der Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich und schildert in unterschiedlichen HAndlungssträngen die Grausamkeiten des Krieges in Algerien und das
Schicksal einzelner Flüchtlinge in Frankreich.
Vorurteile, Hass, VErfolgung und Mord wird genauso eindringlich beschrieben
wie der Wert von Freundschaft und LIebe.
Die einzelnen Charaktere werden sehr tief ausgearbeitet.
Die verschiedenen HAndlungsstränge laufen am Ende aufeinander zu und vereinen sich.
Der Spannungsbogen wird von anfang an hoch gehalten und er steigert sich am Ende noch erheblich.
Über allem steht der gelebte Glaube an Gott, die Suche nach ihm und das Erleben seines versteckten Wirkens.
Interessant fand ich den VErgleich von Koran und Bibel mit dem sich zwei Suchende mit gänzlich unterschiedlichem Hintergrund beschäftigen.
DAs sich immer wiederholende Bild eines von Gott erstellten Webteppich als Bild für das menschliche LEben trifft die erzählerische Absicht des Buches sehr gut.
Am ENde löst sich alles auf und ich war erstaunt zu lesen, dass es noch einen dritten Teil geben wird.
Die Vorurteile und die Ablehnung gebenüber Flüchtlingen ist auch im Moment hier in Deutschland wieder ein sehr aktuelles Thema, so das das Buch den Leser auch in dieser Hinsicht zum NAchdenken anregen kann, wenn man sich darauf einlassen möchte.
Es ist interessant und auch erschreckend zu lesen wie sich alles wiederholt.
Hier im Waisenhaus wurden schon im zweiten Weltkrieg jüdische Kinder versteckt und 1962 sind es algerische Kinder, die gegen den Willen der Bevölkerung aufgenommen werden.
Und wie sieht es heute bei uns in Deutschland aus, wo immer mehr Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern, in denen Bürgerkrieg herscht ankommen?
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16.08.2015Smilla507 / S. Degenhardt Der zweite Band der Trilogie um den algerischen Unabhängigkeitskrieg schließt nahtlos an den ersten Band „Das Hugenottenkreuz“ an. Den ersten Band sollte man auf jeden Fall kennen, um den zweiten besser verstehen zu können.
Zu Beginn wird der Leser mit sehr vielen und einigen neuen Handlungssträngen konfrontiert:
David Hoffmann, der beschließt bei Moustafa in Algerien zu bleiben, um ihm dabei zu
helfen dessen Familie davon zu überzeugen nach Frankreich zu flüchten.
Gabriella, die in Frankreich sehnsüchtig auf David wartet. Ihr Studentenaustauschjahr neigt sich dem Ende zu. Ein neues Abenteuer steht bevor... aber welches? Viele Fragen und Lebensentscheidungen treiben sie um. Da ist nämlich auch Anne-Marie Duchemin, eine Pied-Noir, die gemeinsam mit ihrer Tochter Ophélie aus Algerien nach Frankreich geflüchtet ist und im Waisenhaus Unterschlupf gefunden hat. Ophélie ist nämlich auch Davids Tochter. Für wen wird sich David entscheiden?
Im Waisenhaus, dem Dreh- und Angelpunkt des Romans, stößt Mutter Griolet nicht nur an ihre körperlichen Grenzen. Das Waisenhaus ist mit 58 Waisen- und Flüchtlingskindern absolut überbelegt. Es gibt noch einige weitere Handlungsstränge mit neu hinzu gekommenen Romanfiguren, wie z.B. Davids Vater oder Eliane (einer Freundin Anne-Maries), ...
Elizabeth Musser nimmt den Leser mit hinein in ein Stück Französisch-Algerischer Geschichte, von dem ich nichts wusste, bevor ich „Das Hugenottenkreuz“ gelesen habe. Durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge beleuchtet sie die einzelnen Konfliktherde: Die Sorgen und Ängste der französischstämmigen Pieds-Noirs, die in Algerien unerwünscht sind, ebenso wie die Harkis, einer Gruppe von Menschen, die einstmals für die Franzosen im Krieg kämpften und nun sowohl bei den Franzosen, als auch bei den Algeriern unerwünscht sind. Flüchtlinge überfluten Frankreich und die Bevölkerung reagiert eher mit Ablehnung und Angst. Das kommt einem so erschreckend bekannt vor und zeigt, dass dieser Roman top aktuell ist, obwohl er zu Beginn der 60er Jahre handelt.
Ich kam, ehrlich gestanden, aufgrund der vielen Handlungsstränge etwas schwerer in diesen Roman hinein (das muss aber nicht jedem so gehen). Es brauchte ein wenig, um mich in die unterschiedlichen Schauplätze und die Sorgen und Nöte der einzelnen Romanfiguren einzulesen. Aber irgendwann packte es mich so sehr, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte.
Was mich positiv überraschte war die facettenreiche Darstellung des christlichen Glaubens. Es geht hier nicht „nur“ um Vergebung, wie man das aus den meisten christlichen Romanen kennt. Es geht auch um Vertrauen, am Glauben festhalten. Manche Romanfiguren stellen ihren Glauben und Gottes Handeln in Frage, andere sind auf der Suche nach Gott. Mutter Griolet gibt da ein ganz wundervolles Beispiel, indem sie das Leben als Webteppich bezeichnet, ein Kunstwerk von Gott, das auch Fehler hat.
„Gott kann Tragödien in Triumph verwandeln“ – das ist die Kernaussage dieses Romans. Ein Roman, der mir zum Ende hin eine große Dauergänsehaut beschert hat und der von mir trotz des etwas schweren Einstiegs verdiente 5 Sterne bekommt! Ich bin sehr gespannt auf den 3. Band, denn zwischen Band 2 und 3 liegt eine größere Zeitspanne.
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