Eigentlich war es sinnlos, dass Knöpfe von dieser Schönheit einfach herumlagen. Vielleicht warteten sie nur auf genau das richtige Kleidungsstück.
In dem Geschäft griff eine blonde Frau nach einem pfirsichfarbenen Kleid, das dort ausgestellt war. Was Millie nicht dafür gegeben hätte, in den Laden gehen und selbst die Finger über den Stoff gleiten lassen zu können.
Am Rücken des Kleides fielen mehrere Lagen Seide übereinander und endeten an der figurbetonten Taille in einer Knopfreihe. Es war ein einziger Sommertraum.
Millie seufzte.
Irgendwann vielleicht.
Während sie noch in dem Anblick schwelgte, stolperte ein junger Mann auf dem Gehweg und stieß gegen ihren Arm. Er zog den Ellbogen sofort zurück und die Blicke der beiden begegneten sich.
Er war sehr gut aussehend – das bemerkte Millie sofort – und wirkte wie einer, der vom Krieg gegen Deutschland zurückgekehrt sein könnte.
Seine Augen waren strahlend blau, sein blondes Haar leuchtete und seine Nadelstreifenweste betonte seine breiten Schultern.
Millie lächelte ihn an.
Er erwiderte es mit einem Grinsen.
Ihr Herz flatterte angesichts der Möglichkeiten, die sich eröffneten, weil jemand sie bemerkt hatte.
»Sehen Sie sich Brautkleider an?«, fragte er und seine Augen blitzten. »Meinem Vater gehört der Laden, müssen Sie wissen.«
»Ja … ich meine … nein, nein.« Millie schüttelte den Kopf. »Ich sehe sie mir an, aber ich will keines kaufen.« Sie hob die linke Hand, sodass er ihre Finger sehen konnte. »Damit will ich sagen, dass ich nur von Kleidern geträumt habe. Von den Stoffen. Davon, solche Kleider zu nähen.«
Er lachte über ihre Antwort. Es schien ihm zu gefallen, dass er sie in Verlegenheit gebracht hatte. Dann ergriff er Millies Hand, als wollte er sie näher begutachten. »Aber sagen Sie mal – warum hat eine so schöne Frau wie Sie einen so einsamen Ringfinger?«
Wahrscheinlich war er ein Schwätzer, aber das war Millie gleichgültig. Sie hatte noch nie so offene Schmeicheleien von einem Jungen erlebt und beschloss, die ungewohnte Aufmerksamkeit zu genießen, solange sie währte.
Millie zog ihre Hand aus seiner, weil sie nicht wollte, dass andere auf sie und diesen Fremden aufmerksam wurden, obwohl sie seine Berührung insgeheim genossen hatte.
Sie rieb über den Rand ihres Ärmels, der an ihrem Handgelenk kratzte, und einen Augenblick lang fragte sie sich … wusste er es nicht? Konnte er nicht sehen, was an ihr anders war?
Aber wenn doch – so etwas sagte man ja nicht. Jedenfalls nicht laut.
Und was spielte es schon für eine Rolle? Schließlich wollte sie ihn ja nicht heiraten.
»Ich heiße übrigens Harry.« Der junge Mann verlagerte sein Gewicht auf seine Fersen. »Harry Calhoun. Und du?«
»Millicent Middleton.«
Harry nickte einmal. »Es ist mir ein Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen, Millie.« Er blickte die Straße hinunter und zeigte mit dem Kopf auf das Eiscafé an der Straßenecke. »Du hast bestimmt keine Lust auf ein Eis oder eine Coca Cola mit mir, oder? Ich lade dich ein.«
Millie schluckte die Panik hinunter, die in ihrer Kehle aufstieg. Mit diesem Jungen zu reden, war eine Sache, aber ganz frech mit ihm diesen Laden zu betreten? Vor aller Augen? Das war etwas anderes.
Sie liebte Eiskrem. Und sie hatte schon ewig keine mehr gegessen. Die Leute im Radio sprachen ständig von der Wirtschaftskrise und dem Krieg und dem Wiederaufbau des Landes; Millies Eltern waren in den Jahrzehnten davor nicht gerade im Luxus aufgewachsen.
Genau genommen konnte Millie sich nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal einen Eisbecher gegessen hatte. Vielleicht vor einem Jahr? An ihrem Geburtstag?
Sie konnte die Schokoladen-Karamell-Sauce und das Vanilleeis fast schmecken.
Millie seufzte. Sie sollte Mama um Punkt fünf Uhr treffen. Aber solange ihre Mutter und Harry sich nicht begegneten, vielleicht …
»Okay.« Das Wort war ihr entwischt, bevor sie die Chance hatte, es sich anders zu überlegen.
»Wunderbar!« Harry klang, als hätte er nie eine andere Antwort von ihr erwartet. Sein Lächeln war noch eine Spur heller geworden. Er setzte sich in Bewegung und warf einen Blick über die Schulter zurück. Offenbar erwartete er, dass sie ihm folgte. »Warst du schon mal in diesem Café?«
Diese Frage konnte sie eindeutig verneinen. Millie zögerte. »Ich glaube nicht.«
»Sie machen ein herrliches Softeis dort. Ich nehme es immer mit Kokosraspeln.«
Ein Automobil stieß eine Abgaswolke aus, während es die King Street hinunterratterte. Harry wartete ab, dann sah er nach rechts und links, bevor er die Straße überquerte. Millie blieb dicht bei ihm und der Rock ihres Kleides tanzte bei jedem Schritt um ihre Beine.
Wenige Augenblicke später erreichten sie das Eiscafé. Harry hielt ihr die Tür auf und Millie trat ein.
Sie war noch nie auf der anderen Seite der Glasscheibe gewesen. Eine Jukebox in der Ecke spielte eine fröhliche Melodie und Gäste saßen auf Hockern an der Bar. Alles war so, wie sie es sich immer vorgestellt hatte, nur, dass es echt war. Wirklichkeit. Und es roch herrlich.
Millie lächelte.
Es würde ein toller Nachmittag werden. Für eine kleine Weile konnte sie ein anderes Leben führen.
»Hallo, Kinder. Setzt euch.« Der Mann hinter dem Tresen füllte Berge von Eiskrem in schnörkelige Glasbecher und goss Sirup darüber.
Harry wählte einen Sitz in der Mitte der Bar und Millie rutschte auf den Hocker neben seinem.
Handbemalte Schilder für Limonade, Kakao und Eiskrem hingen an der Wand hinter dem Tresen und der schwarz-weiß-karierte Fliesenboden passte gut zu dem Lokal.
Millie drehte sich auf ihrem Hocker nach links und rechts.
»Was kann ich für euch tun?« Der Mann hinter der Bar zog einen Stift hinterm Ohr hervor und einen Notizblock aus seiner Schürze.
»Ich nehme ein Eis mit Schokoladen-Karamell-Sauce.« Millie versuchte, nicht so begeistert zu klingen, wie sie war, denn sie wusste, in diesem Traum war sie das Aschenputtel und er sollte nicht eine Sekunde früher enden als nötig. Harry sollte auf keinen Fall glauben, sie hätte an einem Ort wie diesem nichts verloren.
Obwohl es ja stimmte.
»Wird gemacht.« Der Mann trommelte mit den Fingern auf den Tresen. »Und du?«
Harry bestellte dasselbe und dazu Kokosnussraspeln. Während der Mann sich ihren Bestellungen widmete, wandte Harry sich erneut mit diesem gefährlichen Grinsen an Millie.
»Also, wenn du selbst keine Hochzeit planst, Millie Middleton, wieso hast du dann in ein Geschäft für Brautmoden gespäht? Hast du etwa jemandem nachspioniert?«
Millie lachte. »Sei nicht albern.«
»Was denn dann?«, bohrte Harry weiter.
Der Mann stellte die beiden Becher für sie auf den Tresen und Harry stieß seinen Löffel in die Eiskrem.
»Ach, du würdest es bestimmt dumm finden.« Millie spürte, dass ihre Wangen warm wurden, und fragte sich, wie rot sie wohl waren. Nicht, dass sie sich dafür schämte, aber sie gönnte Harry die Genugtuung nicht.
»Vielleicht«, sagte er und zog die Augenbrauen hoch. »Aber das wirst du erst erfahren, wenn du es sagst.«
Millie aß ihren ersten Löffel Eis. Es schmolz süß auf ihrer Zunge. Ihr Traum war genauso süß – aber auch ein ebenso großer Luxus.
»Ich möchte Schneiderin werden und irgendwann mein eigenes Bekleidungsgeschäft haben.« Millie fühlte sich mutiger, als sie die Worte ausgesprochen hatte.
Harry verschränkte die Arme. »Ich wüsste nicht, was daran dumm sein sollte.«
Nein … natürlich weißt du das nicht.
»Meinst du, weil du eine Frau bist?«, fragte er.
Millie blickte auf ihren Eisbecher hinunter.
»Denn mit einem Namen wie Middleton und einem Lächeln wie deinem wirst du eine gute Partie machen. Ich bin sicher, du findest einen Mann, der dir deinen Wunsch erfüllt.«
»Was würdest du sagen, wenn ich ihn mir selbst erfüllen will?«
Harry lachte leise und sah ihr dann in die Augen. »Ach so, das war dein Ernst.«
»Das war es und das ist es.«
»Dann würde ich sagen, dass ich deinen Ehrgeiz bewundere.« Er zögerte. »Aber ich würde dich auch daran erinnern, dass genau dieser Idealismus der Grund ist, weshalb wir nicht zulassen können, dass Frauen sich aufplustern und Unternehmen führen. Die Vorstellung mag verlockend sein, doch das wird in der amerikanischen Gesellschaft niemals passieren.«
Millie biss die Zähne zusammen, zwang sich aber zu einem schmallippigen Lächeln. Sie hätte es besser wissen müssen und ihn nicht auf die Probe stellen dürfen. Normalerweise war sie nicht so töricht. Vor langer Zeit hatte ihre Mama ihr erklärt, warum ihre Zeit für gewisse Träume und gewisse Menschen einfach zu schade war.
Sie aß noch einen Löffel Eiskrem und rührte dann das Schokokaramell der Soße in das schmelzende Vanilleeis. Beides wie in einem Milchshake zu vermischen, war für sie das Schönste an einem Eisbecher – das Heiße und das Kalte, das Sahnige und das Süße. Gegensätze köstlich vereint. Aber sie blieb das Aschenputtel und die Uhr hatte Mitternacht geschlagen; Zeit, den Ball zu verlassen. »Danke für den Eisbecher, Harry.« Sie glitt von dem Barhocker und strich ihren Rocksaum glatt.
»Ich … ich verstehe nicht.« Harry warf ein paar Münzen auf den Tresen, um für das Eis zu bezahlen. Gleich darauf stand er neben ihr, packte ihren Arm und drehte sie zu sich um. »Ich dachte, es läuft gut zwischen uns? Habe ich mich geirrt?«
Die Absätze fest auf das Schachbrettmuster des gekachelten Bodens gepresst, reckte Millie das Kinn vor. »Wenn du nicht glaubst, dass eine Frau ein Unternehmen führen kann, dann kann ich dir wahrheitsgemäß sagen, dass du mich nicht mögen wirst. Denn wenn dich das schon abschreckt, hast du nicht die geringste Ahnung, was es noch über mich zu wissen gibt.«
Der Ventilator an der Decke wirbelte die Luft auf; Millie spürte sie kühl auf ihrem Gesicht.
»Was heißt das, Millie?« Harry schüttelte den Kopf. »Versuchst du, mir Rätsel aufzugeben?«
Sie wollte den Arm nach dem Türgriff ausstrecken, aber Harry hielt sie am Ärmel fest und sie hörte das leise Reißen ihrer Schulternaht.
»Bitte sag mir, was los ist!«
Millies Blick wanderte durch das Eiscafé – über die Mädchen in ihren schönen Kleidern und die Jungen, die sich darum bemühten, ihnen zu imponieren, und die Kunst an den Wänden, die sie gerade noch neugierig betrachtet hatte.
Sie würde niemals wieder hierherkommen. Warum also sollte sie ein Geheimnis daraus machen?
Endlich konnte sie die Luft ausatmen, die sie angehalten hatte. »Middleton war der Name meiner Urgroßmutter«, sagte sie, mit gesenkter Stimme, um kein Aufsehen zu erregen. »Sie wurde als Sklavin geboren und hatte keinen anderen.«
Harry blinzelte. Millie sah zu, wie die Erkenntnis seine Freundlichkeit langsam in Ekel verwandelte.
Er ließ abrupt ihren Arm los und wischte sich die Hand an der Hose ab. »Verschwinde, du dreckige Schlampe!«, zischte er.
Niemand beobachtete sie. Niemand hörte ihnen zu. Davon hatte Millie sich vorher überzeugt.
Deshalb sah auch niemand, wie Harry ihr auf dem Weg zur Tür einen Stoß versetzte und sie ihren Fall gerade noch abfangen konnte, ohne auf dem schwarzweißen Fußboden zu landen.
Niemand sah den Riss oben an ihrem Ärmel oder den Aufruhr in ihrem Herzen oder die Entschlossenheit in ihrer Miene, als sie das Café verließ – klüger als noch bei ihrem Eintreten.
Aber vor allem wusste niemand, dass Millie eine Schwarze war, die so tat, als wäre sie weiß.
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07.02.2024Anschi Bücherwurm Die Inhaltsbeschreibung wurde ja schon mehrfach gegeben. Auch mich hat der Roman begeistert, vor allem das Bewusstmachen der damaligen Verhältnisse insbesondere zwischen Farbigen und Weißen... Spannend geschrieben bis zum Schluss. Auch die Fortsetzung "Alle Farben der Kamelien" hat mich wieder gefesselt - schade, dass ich nur wenige Kundinnen in der Buchhandlung mit meiner Begeisterung anstecken konnte...
26.05.2022Barbella Millie Middleton, sie ist die Dame mit dem roten Hut, hat ein bewegendes Leben hinter sich. Als Kind eines Italieners und einer Afroamerikanerin, ist es ihr großer Traum ein eigenes Kleidergeschäft zu eröffnen. Sie folgt 1946 dem Rat ihrer Mutter und macht sich auf den Weg in eine andere Stadt. Zwei Knöpfe nimmt sie als Andenken mit, die die
ganze Geschichte durchziehen.
Im Heute und in der Vergangenheit geschrieben verweben diese Knöpfe das Leben von Millie und von Harper, einer jungen Frau, die bei Millie in die Nähschule gegangen ist und von Peter, der auf seiner ganz eigenen Suche nach seiner Familiengeschichte ist.
Die Verflechtung der drei Personen an sich ist sehr lesenswert, letztendlich geht es jedoch um die individuellen Träume der drei und was das Leben daraus macht. Sie können es nicht bestimmen, aber jeder arrangiert sich auf seine Weise und so kommt es zu überraschenden Wendungen, die sie alle miteinander verbindet.
Diese Geschichte bewegt und vermittelt dem Leser Hoffnung.
Manchmal kommt es anders, als man es sich wünscht, doch beim genauen Hinschauen ist es vielleicht genau richtig. Eine Geschichte in die man gerne eintaucht.
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26.04.2022Lesestern Vintage - ein Brautkleid und seine Geschichte
"Die Dame mit dem roten Hut" von Ashley Clark ist im Februar 2022 bei Francke Buch erschienen.
Die Autorin nimmt uns mit hinein in eine Geschichte der Rassendiskriminierung, deren Folgen sich in der Gegenwart spiegeln.
Die Handlung basiert auf zwei Zeitebenen, deren Protagonistinnen zwei unterschiedliche Frauen sind, die die gleiche Leidenschaft für Mode zeigen.
Zunächst lernen
wir die junge Studentin Harper kennen, deren Lebenstraum zerbricht, als sie mit ihrem Modestudium scheitert. Frustriert kehrt sie in ihre Heimat zurück. Auf Anraten ihres Vaters sucht sie den Kontakt zu Millie und ihrer friedlichen Pension, um ihre Enttäuschung zu verarbeiten.
Millie, "die Dame mit dem roten Hut" ist eine bemerkenswerte Frau, bei der Harper sich in ihrer Kindheit stets geborgen gefühlt hat und die ihr das Nähen beigebracht hat. Sie ist ihr Vorbild in vielerlei Hinsicht und wirkt heilsam auf Harpers Mutlosigkeit.
Zusammen mit ihr macht sie sich auf den Weg zurück in die Stadt, die sie Hals über Kopf direkt nach ihrer erfolglosen Abschlussprüfung verlassen hat.
Doch auch für Millie ist diese Stadt ein Ort der schweren Erinnerungen und begrabener Träume"
Mein Leseeindruck:
Nachdem ich die vielen Namen, die wechselnden Orte und Zeitlinien der Handlung in einem für mich geordneten Überblick und Zusammenhang bringen konnte, hat mich die Geschichte um Millie, ihre Herkunft, ihre Erfahrungen und Erlebnisse und ihre daraus resultierende innere Zerrissenheit tief bewegt.
Ashley Clark gelingt es mit ihren vorwiegend bemerkenswerten Charakteren dieser Generationengeschichte eindrücklich ein Stück amerikanischer Zeitgeschichte zu vermitteln. Und zugleich ermutigt sie, verloren geglaubte Träume nicht aufzugeben, sondern bereit zu sein für den richtigen Zeitpunkt.
Mein Fazit:
Ein wunderbarer Roman über Risse des Lebens, Umgang mit Ängsten und der berechtigten Hoffnung des Heilwerdens nach Gottes Zeitplan.
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19.04.2022annislesewelt Millie Middleton verlässt ihre Heimat um als "Weiße" zu leben, sie verbirgt einen Teil ihrer Herkunft, denn ihr Mutter ist Afroamerikanerin, um eine Chance auf das Leben zu haben das sie sich wünscht: Besitzerin eines Bekleidungsgeschäftes.
Jahre später hat Harper einen ähnlichen Traum, doch er zerbricht und sie kehrt zurück zu ihren Wurzeln, zu Millie.
Zusammen begeben sie sich auf eine
spannende Reise zu innerem Frieden, Antworten, wahren Träumen und Hoffnung.
Zusammen merken sie: Vergangenes kann man nicht ändern, die Zukunft aber sehr wohl beeinflussen.
Dieses Buch ist total spannend denn es tun sich viele Fragen auf. Manchmal dachte ich, ich kenne nun die Antworten, aber es war verwinkelter und verwobener als angenommen.
Dadurch ließ bei mir die Spannung nie nach. Ich wollte immer mehr erfahren, ich wollte wissen ob Harper ihren Traum verwirklichen kann, was in Millies Vergangenheit passiert ist, was sie beeinflusst hat, wie Peter dazu gehört und wie alles was passiert zusammen passt.
Durch die eingestreuten Rückblenden erfährt man viel aus Millies Vergangenheit und kann Entscheidungen, Vorsicht und Zurückhaltung gut verstehen.
Wenn man in einer Zeit lebt in denen Menschen die weder "weiß" noch "schwarz" waren mit Hass verfolgt werden, dann prägt es einen gewaltig.
Afroamerikaner hatten es nicht leicht, nach Abschaffung des Sklavenhandels hat sich ja nicht alles geändert (obwohl es wünschenswert gewesen wäre). In diesem Roman gibt es Einblicke in diese Zeit und das zu lesen war extrem fesselnd.
Wenn "zwei Herzen in einer Brust schlagen" und man sich für eines entscheiden muss dann verändert es einen Menschen.
Millie hatte sich entschieden aber ihr Herz blieb "gefangen".
Sie wusste wer sie war, doch das sollte niemand sonst wissen.
Geheimnisse führen zu Sorgen, zu Misstrauen, zu Ängsten.
Ashley Clark hat es wunderbar verstanden mich in Millies Leben hinein zu nehmen. Sie erzählt die Geschichte in drei Erzählsträngen, einmal geht es um Millie in der "jetzt-Zeit", Millie in der Vergangenheit, Harper und dann kommt noch Peter dazu, der ein Bekannter von Millie ist. Das alles war so wundervoll und fesselnd das ich richtig traurig war als ich dieses Buch beendet hatte.
"Die Dame mit dem roten Hut" ist ein Buch mit Tiefgang, ein Buch das uns lehrt uns den tiefsten Ängsten unseres Herzens zu stellen.
Es ist ein Buch das ein Stück Geschichte beleuchtet und Menschen eine Stimme gibt die heute nicht mehr sprechen können.
Wer also eintauchen möchte in die Zerrissenheit eines Frauenherzen, in Sorgen und Nöte, Freunden und Träume - der sollte dieses Buch lesen.
Es ist wundervoll
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28.03.2022Nikola L. Ashley Clark erzählt ihren Debütroman in zwei Zeitsträngen, beide spielen im
amerikanischen Süden. Einmal nach dem 2. Weltkrieg, einmal in der Gegenwart. Es war immer Harpers Traum professionell Kleider zu entwerfen und zu nähen. Sie tut alles dafür, um Modedesign zu studieren. Doch ein vernichtendes Urteil über ihre Abschlussarbeit zerstört ihren Traum. Sie kehrt enttäuscht nach Alabama zurück. Zurück zur
Pensionsbesitzerin Millie, die ihr einst das Nähen beigebracht hat. Auch sie hätte gerne eine Boutique geführt, doch das Leben kam immer dazwischen. Vielleicht schafft sie es jetzt mit Harpers Hilfe? In Rückblicken wird Millies Geschichte erzählt. Eine Begegnung hat ihr Leben verändert. Im Jahre 1946 verlässt sie, nach einem Zwischenfall, Charleston. Auf der Fahrt begegnet sie einem Tramper. Das wird ihr Leben verändern ... -
Eine Liebesgeschichte, eine
Geschichte über Identität, eine Geschichte, darüber, dass man seine Träume nicht vergessen soll.
Für Liebhaber*innen christlicher Belletristik.
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27.03.2022Grace2 Enttäuschungen können eine zweite Geschichte enthalten.
Das Buch "Die Dame mit dem roten Hut" ist das neue Buch der Autorin Ashley Clark.
Die Geschichte beschreibt das Leben mehrerer Generationen von Frauen und beginnt im Prolog in Charleston, South Carolina im Jahr 1860. Danach folgen zwei Handlungsstränge.
Der erste beinhaltet die Lebensgeschichte von Millicent Middleton oder auch die Dame mit dem roten
Hut, diese Erzählung beginnt ebenfalls in Charleston aber im Jahr 1946. Im zweiten Handlungsstrang trifft der Leser/die Leserin Millicent wieder, dieses Mal als alte Dame von über 90 Jahren, d.h. diese Geschichte spielt in der Gegenwart. Millicent hat einen weißen Vater und eine farbige Mutter. Nach dem gewaltsamen Tod des Vaters schickt ihre Mutter Millie nach Fairhope, damit sie sich dort unbelastet von ihrer Vergangenheit ein Leben als Weiße aufbauen kann, denn nach den damaligen Rassengesetzen galt Millie als Farbige.
Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin das Leben von Millie; ihre Ängste, ihre Gefühle zeigen deutlich, was für eine Missachtung der Menschlichkeit die damaligen Gesetze waren. Dieser Teil des Buches war für mich auch der eindeutig interessantere und spannendere Teil. Der zweite Handlungsstrang in der Gegenwart beginnt mit einer Begegnung zwischen Harper und Peter in Charleston. Im weiteren Verlauf mieten Harper und Millie ein Ladengeschäft von Peter. Peter steht in einer Beziehung zu Millie, die die Freundin seiner Mutter war, bzw. wie sich herausstellt, hat Millie auch noch eine andere Position inne. Dieser Teil kreist um das klärende Gespräch von Peter und Millie und Peters Beziehung zu Harper. Da der Leser/die Leserin schon früh das Geheimnis erfährt, hat dieser Strang aus meiner Sicht deutliche Längen, auch die Geschichte von Harper (und Peter) dümpelt mehr so vor sich hin. Dazu kommen noch die mehreren Generationen von Millies Familie, was gerade am Anfang nicht leicht zu durchschauen ist. Hier wäre ein Personenverzeichnis zumindest am Ende des Buches sinnvoll gewesen. So liest sich der Schreibstil der Autorin nicht schlecht und Millies Geschichte zur Zeit der Rassengesetze ist durchaus interessant zu lesen. Hierfür hätte ich auch 5 Sterne vergeben, aber da der andere Teil aus meiner Sicht höchstens auf drei Sterne kommt, werden es insgesamt nicht mehr als 4.
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21.03.2022awii186 Ich möchte gerne mit einem von Harpers Lieblingsversen beginnen: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch eines Wechsels Schatten. Jakobus 1,17
Hier in diesem Roman machen wir eine Zeitreise ab 1860 durch mehrere Generationen bis ins Heute.
Millie (wird von ihrem Mann liebevoll "Rothütchen" genannt) ist
Tochter eines italienischen Vaters und einer afroamerikanischen Mutter. Ihr Lebenstraum ist ein eigenes Kleidergeschäft, den sie aber immer wieder aufgeben muss. Viel Leid erfährt sie durch Rassismus auf ihrem Lebensweg. In ihr schlagen gefühlt zwei Herzen, was sie oft zu zerbrechen droht. Aber sie weiß sich von Gott geliebt. Den Grundsatz hatte ihr ihre Mutter mitgegeben.
Im Heute treffen wir Harper,die ähnliche Träume und Wünsche hat. Auch sie erlebt viele Niederlagen und möchte oft einfach nur aufgeben. Millies und ihr Weg verbindet sich auf wundervolle Weise.
Und dann begegnen wir noch Franklin und Peter, aber zu den beiden möchte ich nichts verraten :)
Die Autorin läßt den Leser in der Geschichte mitleiden, mitlachen aber auch mittrauern. Alles sehr gefühvoll beschrieben.
Anfangs sind es einige Namen, die man sich merken muss, aber man bleibt gut im Lesefluß.
Zum Thema Glauben: Ich hätte mir gewünscht, daß die Glaubenserfahrungen etwas tiefer beschrieben werden.
Kann das Buch sehr empfehlen, weil es uns teilhaben läßt, wie und was die damaligen Menschen wegen ihrer Hautfarbe alles erdulden mussten.
Zur Vertiefung sind hinten im Buch einige Reflextionsfragen.
P.S. Wir dürfen uns lt. Autorin auf den zweiten Band wahrscheinlich im Frühjahr 2023 im Francke Verlag freuen.
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17.03.2022Klaudia K. Die Handlung des Romans "Die Dame mit dem roten Hut" setzt in South Carolina um das Jahr 1946 ein.
Millie Middleton ist die Tochter eines Italieners und einer Afroamerikanerin. Um ihren lange gehegten Wunsch einen Bekleidungsladen eröffnen zu können eine bessere Chance zu bieten muss sie Charleston verlassen. Alles was sie hat sind zwei Knöpfe und den Kopf voller Ideen.
Auf
der Fahrt nach Fairhope lernt sie ihren zukünftigen Mann Franklin kennen, mit dem sie ein schönes Leben beginnt.
Millie trägt schwer an einem Geheimnis. In einem besonders wichtigen Moment ist sie gezwungen dieses Geheimnis mit ihrem Mann zu teilen. Wird er es verstehen"
Der zweite Handlungsstrang des Romans spielt in der Gegenwart.
Nachdem sich Harpers Traum eine Modedesignerin zu werden in Luft auflöst, kehrt sie zur Millie zurück bei der sie einst das Nähen lernte.
Beide Frauen machen sich auf den Weg nach Charleston um in Millies Heimat zurück zu kehren. Sie mieten schließlich einen Laden, in dem sie wunderschöne Kleider verkaufen möchten. Wird sich der Traum der beiden Frauen endlich erfüllen"
Ashley Clark präsentiert mit dem Roman "Die Dame mit dem roten Hut" eine emotional mitreißende, auf historischen Geschehnissen beruhende Story, die ihre Leser fasziniert.
Die authentisch modellierten Charaktere sind bestens in ihre Rollen eingesetzt und transportieren die Botschaft des Romans vorzüglich. Die sympathische Millie kämpft sich tapfer durch ihr leben, wobei sehr verständlich ist, weshalb sie ihr Geheimnis so sehr für sich behielt. Auch Franklin ist ein netter und verständnisvoller Mensch, der Millie oft mit Humor begegnet. Einzig ein Namensverzeichnis hätte das Lesen sehr erleichtert.
Christliche Passagen begleiten die Geschichte leicht und unaufdringlich. Eindrucksvoll gelingt es der Autorin darzulegen, dass es wichtig ist den eigenen Träumen Raum zu geben und an diesen festzuhalten, gleichgültig wie lang und schwierig der Weg auch ist.
Die Lektüre des Romans wird durch die flüssige und leicht verständliche Erzählweise der Autorin ein schönes Leseerlebnis, obwohl das Thema Rassismus als solches zu den traurigen Kapiteln der Menschheitsgeschichte zählt. Das mit rätseln bis zum Schluss der Geschichte hat mir sehr gut gefallen.
Einen herzlichen Dank an Francke Verlag für den schönen Roman.
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17.03.2022 lieberlesen21 Das wunderschöne Cover von Die Dame mit dem roten Hut von Ashley Clark aus dem Francke Verlag besticht den Leser/in sofort mit eben diesem auffallend roten Hut.
Wie soll ich den Inhalt kurz anreißen" Die Handlung weist viele Zeitsprünge auf:
In der Gegenwart ist Harper, die nach ihren Wurzeln sucht und gerne ihre Traum, Modedesignerin zu werden, verfolgt. In einer Weise
hatte Nähen immer zu ihrer Familie gehört und vielleicht hat sie das einfach im Blut.
Ein Handlungsstrang in der Vergangenheit von Millie führt ins Jahr 1860 zu Rose, die ihrer Tochter 2 Knöpfe vererbt, die in dem Roman eine verbindende Rolle spielen.
Mich haben die vielen Handlungsstränge anfangs verwirrt. Gerne lese ich einen Gegenwarts- und einen Vergangenheitshandlungsstrang, aber hier war es mir anfangs zu unklar. Auch mit den Namen kam ich nur schwer klar und wie alles zusammenhängt. Hätte da nicht eine Namensregister im Anhang weiterhelfen können"
Dennoch hat mich der Roman fasziniert und sehr gut gefallen. Vor allem das lange Leben von Millie und ihre vielen Erfahrungen und Erlebnisse fand ich sehr spannend zu erfahren.
Für mich war es eine Art Miträtselroman, wie die Figuren miteinander verwandt sind bzw zusammenhängen. Zur Hilfe habe ich mir einfach einen eigenen Stammbaum gezeichnet, der sich nach und nach füllte und das war doch auch recht spannend.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und macht das Vorwärtslesen sehr leicht.
Der christliche Aspekt ist nebenbei und natürlich eingearbeitet, das hat mir so gut gefallen.
Ein Roman mit spannenden Handlungssträngen, der zum mitfiebern einlädt und den ich trotz Anfangsschwierigkeiten gerne gelesen habe.
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15.03.2022Leseschnecke93 Träume sind schwer zu fangen
"Was auch immer passiert, eins darfst du nie vergessen, mein Kind. Du hast einen Platz in dieser Welt. Gott hat dir diese grossen Träume gegeben und du wirst sehen, dass sie in Erfüllung gehen. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden." Buchauszug S.56
Inhalt:
South Carolina, 1946: Als Tochter eines Italieners und einer Afroamerikanerin, ist Millie Middleton
es gewohnt, dass die Leute Anstoss an ihr nehmen. Als sie jedoch von einem Fremden für Weiss gehalten wird, sehen Millie und ihre Mutter eine grosse Chance. Mit ein paar Erbstücken in der Tasche und dem grossen Traum, von einem eigenen Kleiderladen, im Herzen, macht sie sich schliesslich allein auf den Weg in ein neues Leben.
Alabama, heute: Als Harpers Traum, Modedesignerin zu werden, wie eine Seifenblase zerplatzt, kehrt sie an den Ort zurück, wo ihre Leidenschaft ihren Anfang nahm: nach Fairhope zu Millie, die ihr einst das Nähen beibrachte. Anstelle der erhofften Ruhe, eröffnet sich Harper ein langgehütetes Geheimnis aus Millies Vergangenheit.
Meine Eindrücke:
Es ist immer eine Freude neue Autorinnen für sich entdecken zu können. "Die Dame mit dem roten Hut" ist das erste Buch, welches von der Autorin Ashley Clark, in die deutsche Sprache übersetzt wurde. Aber sicher nicht ihr Letztes. In ihrem Nachwort hat Frau Clark nämlich bereits verraten, dass es zu diesem Buch, voraussichtlich eine Fortsetzung im Frühjahr 2023 geben wird. So viel sei bereits verraten: ich freue mich darauf und bin gespannt, was die Autorin wieder zaubern wird.
Mit dem Prolog ist Ashley Clark ein äusserst fesselnder Einstieg gelungen. Ihr Schreibstil ist leicht verständlich und lässt sich angenehm flüssig lesen. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen befinden wir uns im Jahr 1946 mit der jungen Millie als Hauptperson. Zum anderen steht in der Gegenwart (2021) die Studentin Harper im Mittelpunkt der Handlung. Die Kapitel sind erfrischend kurz gehalten und wechseln regelmässig zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Besonders die Vergangenheitsgeschichte von Millie hat mir ausserordentlich gut gefallen. Millie ist eine bemerkenswerte Frau, die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Ihr Leben ist so mitreissend und spannend geschildert und voller unerwarteter Wendungen und Unklarheiten. Diese animierten mich immer wieder fleissig mit zu rätseln und Vermutungen anzustellen. Während dem Lesen genannter Passagen erfüllte mich ein freudig aufregendes Lesevergnügen. Gerade die Geschichte um Millies Vorfahren aus der Sklaverei, hat mich tief bewegt. Auch den Gegenstand der Rassentrennung, in dem Millie aufwachsen musste, wurde mir neu bewusst. Es erschüttert mich, dass diese unvorstellbaren Zustände noch nicht einmal hundert Jahre Vergangenheit sind und in gewissen Köpfen heute noch existieren. Im Gegenzug zu diesen authentischen und aufwühlenden Erzählungen, wirkte die Gegenwartsgeschichte mit Harper farblos und langweilig. Obschon die junge Frau durchaus begabt und liebenswert ist, hat sie schwer mit übertriebenen Selbstzweifel zu kämpfen. Diese ziehen sich leider mehr oder weniger durch das ganze Buch hindurch. Zum Schluss fügt sich aber auch dieser Aspekt wunderbar und passend in das Geschehen mit ein. Überhaupt wurden die beiden Geschichten von Harper und Millie sehr stimmig zusammengeführt. Auch die vielen Details, gerade rund um die verschiedenen Erbstücke und deren einbringen in die Handlung, haben mich begeistert. Auch im Besonderen die Informationen in den Anmerkungen der Autorin, dass es ein, im Buch, erwähntes Erbstück tatsächlich im National Museum "of African American History & Culture" in Washington, zu bestaunen gibt. Der christliche Glaube wurde unaufdringlich und sehr harmonisch in die Geschichte eingeflochten. Die Autorin möchte uns dazu ermutigen, an den von Gott gegebenen Träumen festzuhalten und ihm zu vertrauen, wie er uns führen wird. Egal wie steinig oder lang der Weg auch sein mag.
Mein Fazit:
Ashley Clark ist ein faszinierender Debütroman zum mit rätseln, mitfreuen aber auch mitleiden gelungen. Trotz der vergleichsweise schwachen Geschichte um Harper kann ich gute 4 Sterne vergeben.
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