In dieser Stimmung tritt Lutz auf, als wären nur die Heimbewohner wichtig, die er betreut. Wer ihm entgegentritt und gleiche Rechte einfordert, riskiert einen Zornausbruch. Lutz stößt dann Vorwürfe aus, die so unsachlich sind, dass die Kollegen kaum wissen, was sie darauf antworten sollen.
An anderen Tagen schlendert Lutz durch das Altenheim, eine Hand in der Tasche seiner weißen Hose. Wenn Lutz gedankenverloren am schwarzen Brett steht und die Aushänge studiert, wirkt es, als gelte der Zeitdruck nur für die anderen. Kollegen fällt auf, dass Lutz oft von Zusatzaufgaben verschont wird, weil er so schnell aus dem Gleichgewicht gerät. Lutz steht meist als Letzter von der Frühstückspause auf. Die Kollegen mussten ihn häufig drängen, dass er seinen Beitrag für die Kaffeekasse zahlt.
Trotzdem lässt es sich am besten mit Lutz aushalten, wenn er in einer entspannten Stimmung ist. Er hat dann den Charme eines verwöhnten Jungen.
Weil man mit Lutz schlecht reden kann, redet man über ihn. Die stellvertretende Stationsleiterin offenbart: „Wenn ich alleine mit ihm Dienst habe, gehe ich mit Magenkneifen zur Arbeit. Diese Gereiztheit und Unberechenbarkeit machen mich fertig.“
Der Stationsleiter hält dagegen: „Lutz macht einen guten Job. Wenn er mir beim Dienstplanmachen über die Schulter schaut, zeigt er eine Kombinationsgabe, die mich verblüfft. Ich glaube, er ist echt intelligent. Es ist ein Jammer, dass er das dreijährige Examen nie gemacht hat. Man muss ihn zu nehmen wissen, im Grunde ist Lutz echt in Ordnung.“
„Wenn du den Sozialarbeiter spielen willst“, kontert ein älterer Pfleger, „kannst du das ja tun. Aber wir alle machen einen Teil seiner Arbeit mit. Das weiß jeder und das geht auf Dauer nicht.“
Schweres in die Wiege gelegt
Durch schwierige Menschen kommen andere an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und Toleranz. Gleichzeitig erahnt man das schwere Schicksal, das sich hinter den unangenehmen Reaktionen verbirgt.
Alleinsein war das vorherrschende Gefühl in der Kindheit von Lutz. Es müssen viele Stunden gewesen sein, die Lutz vor dem Küchenfenster verbracht hat, die Nase an die Scheibe gedrückt, den schmalen Weg zur Tür des Reihenhauses im Blick. Ab und zu wischte er mit dem Ärmel die vom Atem beschlagene Scheibe wieder frei. In jedem einfahrenden Auto, in jedem Schlagen einer Autotür sah Lutz ein Zeichen für die Rückkehr seiner Mutter. In manchen Wochen war es die Tür zum Schlafzimmer, vor der Lutz lauschte. Das Geräusch einer Schublade oder einer Schranktür kündigte an, dass Lutz’ Mutter wieder am häuslichen Leben teilnahm.
Lutz’ Lieblingsplatz war die Eckbank in der Küche, wo er spielen, aber auch die Mutter im Blick behalten konnte. Der Vater war oft nicht da, verwöhnte Lutz aber mit Geschenken und Ausflügen, als müsste er etwas gutmachen. Dafür erwartete er absolute Rücksichtnahme auf die Mutter. Auf lautes Spiel oder einen Trotzanfall reagierte der Vater mit einer Schärfe, die Lutz tagelang verstörte: „Wenn du brav wärst, würde es der Mama nicht so schlecht gehen.“
Solche Erfahrungen entziehen sich der Vorstellungskraft der meisten Menschen. Trotzdem erahnen viele die innere Not, die einem schweren Schicksal entspringt. Das weckt Mitgefühl und Toleranz. Auf der anderen Seite sind die Probleme, die schwierige Persönlichkeiten verursachen, nicht zu verleugnen. Soll man unter jemandem leiden, nur weil er eine schwere Kindheit hatte, und das womöglich jahrelang?
Was uns schwierige Menschen zumuten
Schwierige Menschen haben schwere Erfahrungen gemacht, dafür verdienen sie unser Verständnis. Um ihre Ziele zu erreichen, greifen sie allerdings zu Mitteln, die eine kluge Gegenwehr erfordern. Schützen kann sich nur, wer ungute Verhaltensweisen rechtzeitig bemerkt. Zu diesen gehören vor allem Manipulation, das Verletzen zwischenmenschlicher Spielregeln, Verantwortungsflucht und Täuschung.
Manipulation. Unter diesem Begriff lassen sich alle Verhaltensweisen zusammenfassen, die andere auf unfaire Weise beeinflussen: drohen, erpressen, verführen, täuschen, dominieren oder ein schlechtes Gewissen machen. Wer manipuliert wird, lässt geschehen, was er nicht will, oder tut sogar etwas, das er nicht will. Manipulation weckt häufig ein Gefühl von Angst oder Druck, weil es wirkt, als könnte man sich der Beeinflussung eines anderen nicht entziehen.
Verletzung zwischenmenschlicher Spielregeln. Gute Umgangsformen machen das Zusammenleben angenehm und berechenbar. Wir lassen andere ausreden, informieren sie über Dinge, die sie betreffen, versuchen das Geben und Nehmen in einem fairen Gleichgewicht zu halten und gehen mit den Schwächen anderer rücksichtsvoll um. Schwierige Menschen brechen diese Regeln. Das macht das Miteinander unangenehm und unberechenbar. Manchmal sind schwierige Menschen so mit sich selbst beschäftigt, dass sie die Spielregeln aus dem Blick verlieren. Manchmal brechen sie Regeln aber auch bewusst. Sie glauben, nur so zu bekommen, was sie brauchen, und sich nur so schützen zu können.
Verantwortungsflucht. Reife Menschen übernehmen Verantwortung für ihre Aufgaben und für das eigene Leben. Sie leisten ihren Beitrag zum Gelingen von Beziehungen und haben im Blick, wie sich ihr Verhalten auf andere auswirkt. Genau das gelingt schwierigen Menschen oft nicht. Sie entziehen sich anstrengenden Aufgaben, auch wenn sie eindeutig in ihren Verantwortungsbereich fallen. Sie gefährden sich manchmal selbst, indem sie ungesund leben, mit den eigenen Kräften Raubbau treiben oder impulsiv handeln. So geraten wohlmeinende Menschen schnell in eine Elternrolle und versuchen schwierigen Menschen zu helfen, besser mit sich selbst umzugehen. Die Beziehungen schwieriger Menschen funktionieren oft nur, solange andere die Verantwortung für das Gelingen der Beziehung übernehmen.
Täuschung. Wieso kommen schwierige Menschen mit ihren Verhaltensweisen überhaupt durch? Sie müssen andere glauben machen, dass ihr Verhalten nicht so schlimm oder sogar notwendig ist. Daher setzen schwierige Menschen immer auch Täuschungen ein. Sie untertreiben und übertreiben. Sie verleugnen unangenehme Tatsachen. Manchmal lügen sie bewusst, oft sind die Täuschungen aber auch sehr subtil. Wenn ein schwieriger Mensch in einer Situation auftritt, als hätte er ein Recht auf eine bestimmte Sache, glauben andere ihm erst einmal. Viele Situationen im Leben sind mehrdeutig, sodass eine Täuschung nicht immer sofort auffällt.
Mit Lutz habe ich einen Menschen beschrieben, der viele schwierige Verhaltensweisen zeigt. Daher finden wir bei ihm auch alle vier Kategorien schwieriger Verhaltensweisen. Mit seinem grimmigen Auftreten und seinen Wutausbrüchen beeinflusst er seine Kollegen, die in vielen Situationen lieber nachgeben, als sich auf einen Streit einzulassen. Lutz hat bei seinem Verhalten keine manipulative Absicht, dennoch ist die Wirkung seines Verhaltens manipulativ. Lutz bricht außerdem viele Spielregeln des kollegialen Miteinanders, zum Beispiel jene, die besagen, dass die Geräte der Station jedem Mitarbeiter gleichermaßen zustehen und mal der eine, mal der andere warten muss. Auch die Höflichkeitsregeln lässt Lutz fast gänzlich außer Acht. Verantwortung übernimmt Lutz nur für seine Routinetätigkeiten, für vieles andere nicht. Die Verantwortung für eine einigermaßen gedeihliche Kollegenbeziehung liegt ganz bei den anderen. Das Auftreten von Lutz suggeriert, er verhalte sich ganz angemessen und übernehme im gleichen Maß wie andere Verantwortung. Hierin liegt eine Täuschung.
Auf diesem Hintergrund können wir nun genauer beschreiben, was genau den Umgang mit Lutz schwierig macht. Er übt mehr Einfluss aus als ihm zusteht und bewirkt das mit unfairen Mitteln. Er bricht viele zwischenmenschliche Spielregeln und entzieht sich in vielem seiner Verantwortung. Über all das täuscht er andere hinweg, sodass Kollegen manchmal an ihrer Wahrnehmung zweifeln. Solche Merkmale zeichnen alle schwierigen Menschen aus.
Die Psychologie schwieriger Menschen
Das einführende Beispiel zeigt die Probleme, vor die uns schwierige Menschen stellen. Auch wenn ihr Verhalten offenkundig unangemessen ist, kann man es oft nicht einfach ändern. Wer nicht zum Opfer schwieriger Menschen werden will, muss sich daher etwas einfallen lassen.
Sozial eingestellte Menschen geraten in ein besonderes Dilemma. Muss man nicht gerade schwierige Zeitgenossen tolerieren, in Schutz nehmen und ihnen helfen? Wo aber liegen die Grenzen der eigenen Opferbereitschaft? Und selbst wenn man es gut mit schwierigen Menschen meint: Darf man sie einfach gewähren lassen? Ist man ihnen nicht auch Korrektur schuldig?
Solche Fragen bespreche ich immer wieder mit Betroffenen, die unter einem schwierigen Menschen leiden. Die Begegnung führt sie auf eine Gratwanderung zwischen Mitgefühl und Selbstschutz. Ein solcher Weg kostet Kraft, am Ende haben Betroffene aber auch viel gelernt.
Wenn Sie dieses Buch zur Hand nehmen, haben Sie vermutlich einen schwierigen Menschen in Ihrem Umfeld. Oder Sie haben gerade eine schwierige Begegnung durchgestanden, würden diese gerne besser verstehen und in ähnlichen Situationen besser vorbereitet sein. Das Buch wird Ihnen dabei helfen.
Schwierige Menschen kann man leichter verstehen, wenn man sich die psychologischen Mechanismen bewusst macht, auf denen ihr Verhalten beruht. Dann finden sich auch Ansatzpunkte, wie man am besten mit ihnen umgeht. Als Psychologe habe ich mich lange mit komplizierten Persönlichkeitsmodellen geplagt. Vor einem Lehrbuch sitzend, überblickt man zur Not auch ein kompliziertes Modell. Aber in der Praxis muss man schnell reagieren, dann lechzt das Gehirn nach Einfachheit. Inzwischen gibt es einfache Modelle, die trotzdem der Vielfalt unterschiedlicher Persönlichkeiten gerecht werden.
Ein Modell aus der biologischen Psychologie verschafft uns eine erste Orientierung über schwierige Verhaltensweisen. Es wird in der kognitiven Verhaltenstherapie und in der Schematherapie angewandt, ist unter anderen Begriffen aber auch in tiefenpsychologischen Ansätzen zu finden.
Tiere verfügen in Stresssituationen über drei Verhaltensmuster: Sie kämpfen, fliehen oder unterwerfen sich. Dieses Grundmuster findet sich auch bei Menschen. Unter Stress verhalten sich viele Menschen kämpferisch und aggressiv. Wenn sie sich nicht stark genug fühlen, täuschen sie und setzen subtilere Kampfmittel ein. Andere reagieren unter Stress mit Rückzug und Vermeidung, was der Flucht im Tierreich entspricht. Unterwerfungsreaktionen zeigen sich bei Menschen, wenn diese in eine Opferrolle gehen oder kindliche Verhaltensweisen zeigen, die bei anderen einen Fürsorgeinstinkt wecken.
In der Regel machen uns aggressive Verhaltensweisen am meisten zu schaffen. Daher gehören die meisten schwierigen Verhaltensweisen, die in diesem Buch beschrieben sind, dieser Kategorie an: Grenzverletzer, Blender, Einschüchterer, Abwerter und Rächer. Aber auch Vermeidungsverhalten kann anderen Probleme bereiten. Deshalb ist auch dieser Verhaltensweise ein Kapitel gewidmet. Schließlich befasst sich ein Kapitel mit Menschen, die in Stresssituationen eine kindliche Rolle einnehmen. Entsprechend den Problemen, die sie verursachen, habe ich sie Energieräuber genannt.
Der folgende Überblick zeigt genauer, für welche Verhaltensweisen die einzelnen Typen stehen.
Grenzüberschreiter meinen es eigentlich gut. Sie bemerken aber nicht, wenn ihre Bedürfnisse nicht im Einklang mit den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen sind. Daher gehen sie oft zu weit. Sie überschreiten die Grenzen anderer. Manchmal dringen sie in die Privatsphäre ein. Sie erheben Anspruch auf das Eigentum, das Wissen und die Hilfe anderer. Gegenüber Zurückweisung sind sie sehr empfindsam. Dann kann aus der vereinnahmenden Umarmung ein Schwitzkasten werden, aus dem Betroffene erst entlassen werden, wenn sie den Wünschen von Grenzverletzern nachgeben.
Blender sind Meister der Selbstdarstellung. Sie vermitteln ein Bild von sich, das andere anzieht und Hoffnungen weckt. So gewinnen sie die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Ihre Projekte finden Unterstützung. Sie ergattern gute Jobs und angesehene Ehrenämter. Doch wer hinter die Kulisse blickt, entdeckt eine enttäuschende Kehrseite. Was Blender als herausragend verkauft haben, ist in Wahrheit mittelmäßig. Ihre persönlichen oder fachlichen Mängel sind so groß, dass man es nicht glauben will. Am liebsten würde man an der schönen Fassade rütteln und sie zum Einstürzen bringen. Solche Versuche beschwören aber einen gewieften Illusionisten herauf, der andere Dinge sehen lässt, die es nicht gibt, und zum Verschwinden bringt, was andere nicht sehen sollen.
Einschüchterer mögen nicht, wenn sich ihnen jemand in den Weg stellt. Ihre Furcht einflößende Körpersprache, ihre Lautstärke, ihre groben Worte, ihre Drohungen und Machtdemonstrationen lösen bei anderen Angst aus. Die meisten Menschen scheuen den Konflikt und machen den Weg frei. Aber dankbar macht Einschüchterer das Nachgeben nicht. Im Gegenteil, wen sie als schwach wahrnehmen, dessen Rechte übergehen sie immer selbstverständlicher.
Abwerter machen sich selbst zum Maß der Dinge. Ihr Geschmack, ihre Vorlieben, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten sind die Messlatte, die sie an andere Menschen anlegen. Sie fällen negative Urteile über andere und sprechen sie in einer Weise aus, die jedes Taktgefühl vermissen lässt. Dadurch greifen sie das Selbstwertgefühl anderer an. Betroffene brauchen manchmal Tage, um sich von abwertenden und kränkenden Worten zu erholen. Wenn Abwerter ihr negatives Urteil öffentlich aussprechen, stehen Betroffene vor einer schwierigen Frage. Sollen sie um ihr Ansehen kämpfen, auf die Gefahr hin, von anderen als empfindlich, eitel oder kritikunfähig gesehen zu werden?
Rächer begleichen offene Rechnungen. Sie tragen es nach, wenn sich jemand auf ihre Kosten durchsetzt. Sie sammeln Groll an, wenn sie sich in ihren Rechten übergangen fühlen. Dann warten sie auf den richtigen Moment. Sie verletzen durch Worte, die wunde Punkte treffen. Durch Tratsch schaden sie dem Ruf anderer. Sie verursachen Pannen, verbummeln wichtige Anliegen und verhindern so, dass ein anderer seine Ziele erreicht. Dabei tarnen sie die Vergeltung als Versehen oder Zufall. Ihre Motive verbergen sie hinter fadenscheinigen Begründungen. Dennoch erfassen Betroffene intuitiv die Botschaft: „Leg dich besser nicht mehr mit mir an!“
Vermeider ziehen sich zurück, wenn sie sich unsicher fühlen. Ihnen erscheint das Leben als gefährlich. Sie verweigern sich Aufgaben, die ihnen Angst machen. Aus diesem Grund entziehen sie sich auch manchen Verpflichtungen und enthalten anderen vor, was in Beziehungen selbstverständlich ist, zum Beispiel das offene Gespräch auch über schwierige Themen oder Hilfe auch bei unangenehmen Dingen. Betroffene fühlen sich von Vermeidern oft im Stich gelassen. Wer Vermeidern nahe sein will, muss sich in deren Schneckenhaus zwängen. Dort kann man sich geborgen, aber auch sehr eingeengt fühlen.
Energieräuber suchen Elternfiguren. Die Kompliziertheit der Welt überfordert sie, die Härte des Lebens setzt ihnen zu, Entscheidungen machen ihnen Angst. Eigentlich bräuchten sie noch eine Mama oder einen Papa, die sie durchs Leben geleiten und ihnen beibringen, wie man Herausforderungen bewältigt. Wer Energieräubern beisteht, merkt bald: Die Hilfe reicht nicht aus. So pendeln Helfer zwischen Selbst- überforderung, wenn sie zu viel geben, und einem schlechten Gewissen, wenn sie weniger geben. Manche macht die große Bedürftigkeit von Energieräubern auch ärgerlich.
Typen und Wirklichkeit
Schwierige Verhaltensweisen lassen sich am einfachsten beschreiben, wenn man von unterschiedlichen Typen schwieriger Menschen ausgeht. So gehen alle mir bekannten Ratgeber zum Thema vor. Selbst die wissenschaftliche Psychologie bildet Typen, wie etwa eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung oder eine ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung. Psychologen nehmen damit allerdings einige Probleme in Kauf. Denn erstens gibt es solche Idealtypen in der Wirklichkeit kaum. Selbst wenn man die wissenschaftlich anerkannten Typen überprüft, stellt man fest: Reine Typen kommen in der Wirklichkeit kaum vor, es gibt fast nur Mischtypen oder Menschen, die mehreren Typen zugleich zuzuordnen sind.
Außerdem beinhaltet jeder Typ eine negative Wertung. Wer will schon als zwanghaft gelten oder gar als narzisstisch oder paranoid? Auch in der Ratgeberliteratur über schwierige Menschen finden sich negative Begriffe wie emotionale Vampire oder Nervensägen. Auch wenn ich mich bemüht habe, die Bezeichnungen möglichst neutral zu wählen, sind sie trotzdem nicht schmeichelhaft.
Warum halten Fachleute dann überhaupt an Typen fest? Dies ist hauptsächlich unserem Gehirn geschuldet. Unsere bewusste Aufmerksamkeit kann nur eine begrenzte Anzahl von Aspekten im Blick behalten. Komplexität verwirrt uns irgendwann. Wir sind auf Vereinfachung angewiesen. Solche Vereinfachungen nennt die Wissenschaft Modelle. Sie bilden eine komplexe Wirklichkeit in vereinfachter Form ab, und zwar so, dass wir auf dieser Grundlage gute Entscheidung treffen können. Dazu dienen auch die Typen in diesem Buch. Sie verschaffen einen Durchblick in komplizierten Situationen und führen zu Lösungen, die sowohl Ihnen als auch einem schwierigen Menschen gerecht werden.
Was das Problem der Wertschätzung angeht, habe ich einen Kompromiss gesucht. In kurzen Fallbeispielen begegnen Ihnen Typen, die nerven oder erschrecken. Ihre negativen Eigenschaften treten ungeschminkt zutage. Meiner Erfahrung nach hilft es sehr, wenn das schlimme Verhalten anderer benannt werden darf, ohne es gleich zu entschuldigen. In längeren Fallbeispielen treten die individuellen Züge eines schwierigen Menschen deutlicher zu Tage. So entstehen Mitgefühl und vielleicht sogar Sympathie für Menschen, die anderen das Leben schwer machen. Die Fallbeispiele sind natürlich anonymisiert, verfremdet und manchmal aus mehreren, ähnlich gelagerten Fällen zusammengesetzt.
Die Vereinfachung kommt auch meiner Aufgabe als Autor entgegen. Das kurze „Blender …“ liest sich einfach besser als „Menschen, die häufig Täuschung als Schutzmechanismus einsetzen …“. Handelnde Personen fesseln uns außerdem mehr als psychologische Gesetzmäßigkeiten. So stellen sich die Typen auch in den Dienst einer hoffentlich spannenden Lektüre.
Dass die deutsche Sprache zuerst an Männer denken lässt, fällt bei unserem Thema vielleicht nicht so ins Gewicht. Sollen die Männer doch tapfer sein und die menschlichen Abgründe zuerst am eigenen Geschlecht entdecken. Trotzdem möchte ich natürlich auch weibliche Vertreter schwieriger Menschen in den Blick nehmen. Häufig schreibe ich daher in der Mehrzahl, die eher beide Geschlechter anspricht als die Einzahl. Gelegentlich nenne ich beide Geschlechter ausdrücklich. In den Fallbeispielen kommen Frauen ohnehin vor.
Nun wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre und positive, befreiende Erfahrung mit „Ihren“ schwierigen Menschen. Wie übrigens der Altenpfleger Lutz einzuschätzen ist und wie sein Team reagiert, werden Sie noch erfahren.
Kundenstimmen
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24.04.2015Skipi Jörg Berger schreibt klar strukturiert und bringt ein interessantes Thema in eine übersichtliche und verständliche Form.
Klar ist es nicht möglich, die Vielfalt und Individualität von schwierigen Persönlichkeiten auf nur 176 Seiten in allen Facetten darzustellen und der Autor muss sich Verallgemeinerungen und Vereinfachungen bedienen. Wie der Leser damit umzugehen hat, führt der Autor aber zu Beginn des Buches ein:
Die Typisierung soll dem Durchblick dienen und Tipps zum Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten bieten. Keinesfalls dürfen Mitmenschen leichtfertig in Schubladen gesteckt werden. Der Leser sollte die für ihn und seine Situation passenden Impulse heraussuchen.
Das Buch hilft dem Leser, das Verhalten von Mitmenschen besser zu verstehen und einordnen zu können. Außerdem ermutigt es, gesunde Grenzen zu setzen und dennoch, soweit möglich, mit dem Gegenüber weiter wertschätzend in Kontakt zu bleiben. Es stärkt den Rücken, um sich mit schwierigen Personen in guter und liebevoller Weise auseinandersetzen zu können.
Ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen. Einzelne Kapitel können auch gut für sich gelesen oder an Betroffene weitergegeben werden.
Menschen, mit hohem (manchmal zu hohem) sozialen Engagement können meiner Meinung nach sehr von diesem Buch profitieren.
Besonders spannend fand ich hierzu auch das Kapitel über Nächstenliebe.
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15.11.2014LEXI Ein sehr hilfreiches Buch über den Umgang mit schwierigen Menschen!
Die Thematik des Umgangs mit schwierigen Menschen hat bereits vor vielen Jahren mein Interesse geweckt und ich durfte auch schon einige Abhandlungen darüber lesen. Mit dem vorliegenden Buch „Stachlige Persönlichkeiten“ habe ich jedoch ein Sachbuch gefunden, das all meinen Ansprüchen gerecht wird. Das Buch liefert viele interessante Fakten zu diesem
Thema, gibt dem Leser konkrete Praxisbeispiele, und weist sehr klar darauf hin, wo genau man Grenzen aufzeigen muss, um nicht selber zum Opfer eines schwierigen Menschen zu werden. Jörg Berger, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut mit eigener Praxis, kann sowohl Fachwissen, als auch langjährige Berufserfahrung im Umgang mit schwierigen Menschen vorweisen und gibt neben den theoretischen Ausführungen auch ganz gezielt Hinweise zur praktischen Umsetzung.
Der Autor steigt mit einer Geschichte ins Buch ein, und erlaubt seinen Lesern gleich zu Beginn einen kurzen Blick hinter die Kulissen, in die Hintergründe der unangenehmen Reaktionen schwieriger Menschen bzw. was sie anderen damit zumuten. Er teilt seine „stachligen Persönlichkeiten“ in Grenzverletzer, Blender, Einschüchterer, Abwerter, Rächer, Vermeider und Energieräuber ein und räumt jedem einzelnen Typen ein Kapitel seines Buches ein. Jedes dieser Kapitel beginnt mit einer kurzen, präzisen Definition, gefolgt von einem Fallbeispiel aus der Praxis. Anschließend betrachtet er die vorgestellte Persönlichkeit bemüht neutral und realistisch, um danach zu einer konkreten Hilfestellung im Umgang mit ihnen überzugehen. Seine ausführlichen Erläuterungen werden von einem kurzen Fazit gefolgt, wodurch das Kapitel abgeschlossen und die wichtigsten Punkte kurz und prägnant noch einmal zusammengefasst werden. Was mir an diesem Buch besonders gut gefallen hat, war der letzte Teil, wo der Autor unumwunden zugibt, dass es in den meisten Fällen kaum möglich ist, einen schwierigen Menschen einem bestimmten Typus zuzuordnen. Seine abschließenden Seiten über die verschiedenen Mischtypen und die anhand einzelner Bibelstellen unterlegten Passagen über Jesu Umgang mit schwierigen Menschen (Mischtypen) waren eine Besonderheit, die ich bislang bei keinem anderen Buch zu diesem Thema entdecken durfte.
Der flüssige, fesselnde Schreibstil, die detaillierten Ausführungen und die anschaulichen Praxisbeispiele machten die Lektüre dieses Buches zu einem reinen Vergnügen. Ich konnte mich kaum davon losreißen, habe einige überraschende Erkenntnisse gewonnen, und werde es im Umgang mit „stachligen Persönlichkeiten“ wohl noch oft als Ratgeber zur Hand nehmen.
Einziger Kritikpunkt meinerseits, der jedoch inhaltlich keine Rolle spielt und daher auf meine Gesamtbewertung keinen Einfluss nimmt, sind die in sehr dunklem grau unterlegten Fallbeispiele, die mir beim Lesen ungewöhnlich viel Mühe bereitet haben. Die Unterscheidung zwischen der schwarzen Schrift und dem sehr dunklen grauen Hintergrund war äußerst anstrengend, ein um etliche Stufen hellerer Grauton hätte diese Passagen ebenso hervorgehoben, das Lesen aber müheloser gestaltet.
Fazit: „Stachlige Persönlichkeiten“ ist eine sehr gute, anspruchsvolle, aber auch für Laien verständlich geschriebene Abhandlung über schwierige Menschen und den Umgang mit ihnen, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann. Für diese anregende und bereichernde Lektüre vergebe ich nur allzu gerne fünf Bewertungspunkte!
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09.11.2014Nanes-Leseecke Es gibt Menschen, mit denen kommt man nicht gut aus. Man gelangt an seine Grenzen der Belastbarkeit und Toleranz. Damit man nicht in die Opferrolle gerät, hat Diplom-Psychologe und Psychotherapeut Jörg Berger einen Ratgeber mit hilfreichen Tipps geschrieben. Er zeigt uns anhand von Beispielen wie man sich wirkungsvoll davor schützen kann. Ohne sich selbst unfair zu verhalten.
Schwierige Menschen haben
schwere Erfahrungen gemacht und dadurch die verschiedensten Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Diese Persönlichkeiten haben problematische Verhaltensweisen. Um diese einfacher verstehen zu können, hat der Autor sie in unterschiedliche Typen untergliedert. Wie z.B. der Grenzüberschreiter, Abwerter, Rächer oder auch Blender. Für jeden Typus hat Thees Carstens wunderbare Illustrationen erstellt, die die charakteristischen Merkmale perfekt darstellen. Selbstverständlich gibt es auch Mischtypen. Auch diese werden im Buch erwähnt.
Dieses Buch ist kein Ratgeber im herkömmlichen Sinn. Es ist sehr kompakt und kratzt nur oberflächlich die verschiedenen Persönlichkeiten an. Daher sind ein wenig psychologisches Vorwissen und Interesse hilfreich bei der Lektüre. Trotzdem werden gute Lösungswege aufgezeigt, die leicht umzusetzen sind.
Im letzten Abschnitt beschäftigt sich Jörg Berger mit dem christlichen Glauben. Besonderes Augenmerk legt er auf die Nächstenliebe. Er klärt uns über die Bedeutung und über die Relevanz im Zusammenhang mit diesem Thema auf. Mit seiner Verknüpfung von Theologie und Psychologie, lässt dieses Buch viel Raum zum Nachdenken.
Fazit: Solides Handwerkszeug für Betroffene, die Hilfe im Umgang mit schwierigen Menschen benötigen.
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