Ich hatte gerade meinen zukünftigen Mann Joe kennengelernt, als ich den international bekannten Redner und Bestsellerautor Keith Ferrazzi traf. Er war mit Joe befreundet; später sollte er auch mein guter Freund werden und Joe und mich trauen. An jenem Tag aber war er für mich eine bekannte Persönlichkeit, die ich ehrfürchtig bewunderte. Ich wollte ihn mit meinem Humor und meiner Schlagfertigkeit beeindrucken. Als er erwähnte, dass er bald zu einem Renaissance Weekend fahre, antwortete ich begeistert: »Fürwahr, so möge Euch das Luftschiff sicher dorthin tragen.
Auf eine erquickliche Zeit und köstliches Gerstengebräu!« Als ich ihn fragte, welches Kostüm er tragen werde, lächelte er höflich und ein wenig verwundert. Da beugte sich Joe zu mir herüber und erklärte mir, was ein Renaissance Weekend war: eine exklusive Veranstaltung, bei der sich Top-Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik trafen, um sich über globale Strategien auszutauschen. Und ich hatte an ein Festival gedacht, bei dem die Leute sich altertümlich verkleiden und frittiertes Gebäck essen.
Ich bin froh, dass Keith damals nicht aufstand und sich langsam, aber sicher von dieser offenbar verrückten Frau entfernte, denn später in diesem Gespräch sagte er das, was mein ganzes Denken auf den Kopf stellte und meine Lebenseinstellung in neue Bahnen lenkte.
Er sprach davon, wie dankbar er für sein Leben sei. Keith führte ein erfolgreiches Unternehmen und war zutiefst überzeugt von dem, was er tat. Führungskräfte aus aller Welt suchten seinen Rat. Er reiste auf dem ganzen Globus umher und besaß ein Netzwerk ganz verschiedener Menschen, die ihn tagtäglich inspirierten. Begeistert erzählte er, er habe das Gefühl, die Welt im Rahmen seiner Möglichkeiten zum Positiven verändern zu können, und das sei das Einzige, was für ihn wirklich zähle.
Je länger wir miteinander sprachen, desto mehr erkannte ich, wie ungewöhnlich dieses Gespräch eigentlich war. Wenn man Leute nach ihrem Leben fragt, dann machen sie allzu oft ein müdes Gesicht. Sie seufzen. Sie wünschen sich, ihre Situation wäre eine andere. Und am Ende zucken sie mit den Schultern, sagen, es sei schon in Ordnung so, und wechseln das Thema.
Nicht jedoch Keith. Er glühte vor Begeisterung, wenn er über sein Leben sprach.
»Was ist dein Geheimnis?«, fragte ich ihn.
Seine Antwort war der Beginn meiner inneren Wandlung: »Ich habe das gefunden, wofür ich brenne.«
Ich mag diesen Ausdruck. Sicherlich hatte ich solche und ähnliche Formulierungen schon oft gehört, aber nie mit der Leidenschaft, die bei Keith mitschwang. Als er mir erklärte, was dieses besondere Feuer, dieses persönliche Funkeln, für ihn bedeutete, machte es klick bei mir. Er sagte, man könne es unterschiedlich definieren, aber er betrachte das, wofür wir brennen, als den einzigartigen Beitrag, mit dem wir anderen etwas zurückgeben können – eine Leidenschaft, die in uns hineingelegt wurde und die Welt zu einem besseren Ort macht, wenn wir sie einsetzen.
Ich ging an diesem Abend nach Hause und bekam dieses Konzept nicht mehr aus dem Kopf. Ich fragte mich, wofür ich eigentlich brannte, und hatte das Gefühl, dass es alles verändern würde, es herauszufinden.
In den beinahe zwei Jahrzehnten, die seit dieser Begegnung mit Keith vergangen sind, ist das »Konzept des Funkelns« zu einem Kernelement meiner Weltsicht geworden. Jahrelang habe ich die Definition verfeinert, auf der Grundlage meiner eigenen Erfahrungen sowie von zahlreichen Gesprächen, die ich mit Freunden, Geistlichen und Fachleuten geführt habe, die Gäste meiner Radiosendung waren. Und so definiere ich dieses Funkeln:
Es ist etwas, was wir tun und wozu wir bestimmt sind, was uns mit Energie erfüllt und mehr Liebe in die Welt bringt.
Wir wollen uns nun jede dieser vier Komponenten genauer ansehen.
Dieses Funkeln ist etwas, was wir tun
Eine bestimmte Arbeit, die wir tun, kann unser Funkeln hervorrufen, wobei ich den Begriff Arbeit hier im weitesten Sinne verwende. Ich denke dabei nicht nur an bezahlte Jobs, auch wenn etliche Menschen ihr Funkeln im Beruf einsetzen können. Es kann sich dabei um etwas handeln, was wir fünfzig Minuten oder fünfzig Stunden pro Woche machen – der Zeitaufwand ist nicht der Punkt.
Ich sage vor allem deshalb Arbeit, weil ich das, wofür wir brennen, von unseren Rollen gegenüber anderen abgrenzen möchte. Eine Frau, die Kinder hat, könnte zum Beispiel sagen: »Mein Funkeln zeigt sich darin, dass ich es liebe, Mutter zu sein.« Das ist zwar ein schönes Empfinden, doch es hat mit dem persönlichen Funkeln genauso wenig zu tun wie Cousine oder Nichte zu sein. Das sind Rollen, die mit unseren Beziehungen zusammenhängen. Unser Funkeln jedoch ist etwas Schöpferisches, das wir und nur wir auf diese Art in die Welt bringen können. Ich möchte daher vorschlagen, dass wir die Rolle der Mutter – oder des Vaters oder irgendeine andere in einer engen Beziehung – als zu kostbar betrachten, um sie durch die Arbeit überlagern zu lassen, die mit ihr einhergeht. Man liebt seine Familie unabhängig von den Aufgaben, die man im gemeinsamen Haushalt hat und vielleicht eher mit gemischten Gefühlen erledigt.
Dieses Funkeln ist unsere Bestimmung
In ihrem Buch The Path Made Clear beschreibt die berühmte amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, wie sie in ihrer Anfangszeit als Co-Moderatorin einen Gast interviewte. Das Gespräch selbst, so sagt sie, sei nicht besonders glamourös gewesen, aber als sie mit ihrem Gast sprach, hatte sie so ein Gefühl: »Es war, als leuchte ich innerlich, als sei ich zu mir selbst nach Hause gekommen. Als die Sendung vorüber war, spürte ich diese Erkenntnis tief in meinem Herzen, so stark, dass ich förmlich eine Gänsehaut bekam. Mein ganzer Körper sagte mir: Das ist genau das, was du tun sollst.«
Interessant – nicht das, was sie tun wollte, sondern was sie tun sollte. Oprah beschreibt das, was sie von diesem Zeitpunkt an tat, als eine »Berufung«, nicht als Job. Solche Worte verwenden wir, wenn es um unsere Bestimmung geht. Damit ein Mensch sich berufen fühlt, muss der Ruf von außen kommen. Wenn Oprah über ihre Arbeit spricht, dann als jemand, der verinnerlicht hat, dass er sich den Weg, den er geht, nicht ganz allein ausgesucht hat.
Mein Verständnis von unserem ureigenen Funkeln hat sich weiterentwickelt, seit ich zum ersten Mal darüber nachgedacht habe. Ich verstehe es heute aus geistlicher Perspektive. Als ich Keith damals im Piratenkostüm vor mir sah, war ich noch Atheistin – wie schon mein ganzes Leben davor. In den darauffolgenden Jahren begaben Joe und ich uns auf einen Weg, der uns beide zum christlichen Glauben hinführte. Diese Überzeugungen haben meine Sicht darauf, was es bedeutet, für eine Sache zu brennen, grundlegend beeinflusst.
Als ich Atheistin war, wusste ich, dass das Schreiben mein besonderes Funkeln war. Ich hatte mehrere Buchprojekte begonnen und wieder verworfen, doch keins davon schien zu irgendeinem Ziel zu führen. Diese Leidenschaft entzündete in meinem Leben nicht den Funken, so wie ich es erwartet hatte. Ich suchte bei mir selbst nach Antworten und wurde immer frustrierter, weil ich sie nicht finden konnte. Als ich zum Glauben gefunden hatte, bat ich Gott, mir zu zeigen, wofür ich bestimmt war, statt nur darüber nachzudenken, was ich persönlich gern tun wollte. Ich fühlte mich dahin geführt, einen Blog zu starten. Auf einer kostenlosen Plattform richtete ich einen Account ein und fing an, humorvolle Geschichten über meinen neu gefundenen Glauben zu erzählen. Es war eine denkbar unscheinbare Berufung: Ich benutzte keine tollen Formatierungen und bloggte noch nicht einmal unter meinem echten Namen. Ich hatte ungefähr ein Dutzend regelmäßige Leser. Einmal ließ ich mich von jemandem, den ich nur unter der Bezeichnung SirMeowsAlot74 kannte, in eine tagelange hitzige philosophische Debatte verwickeln. Dennoch hatte ich das Gefühl, mit dieser Arbeit etwas Sinnvolles zu tun, auch wenn sie mir keinen eindrucksvollen Ruf oder Geld verschaffte.
Jahre später mündete dieser Blog in meinen ersten Buchvertrag, durch den ich dann die Leute kennenlernte, die mich für die Radioarbeit anstellten, und dies wiederum führte zur Stand-up-Comedy. Am Anfang hätte ich nie ahnen können, was dabei herauskommen würde. Ich hatte einfach nur das simple Gefühl, dass das Schreiben meiner Blogbeiträge in diesem Moment meine Bestimmung war. Es kam mir nicht so vor, als hätte ich mir diesen Plan selbst überlegt, eher so, als ob ich eine Landkarte entdeckte, die jemand anders für mich gezeichnet hatte.
Dieses Funkeln erfüllt uns mit Energie
Als ich das erste Mal den Impuls verspürte, jenen Blog zu starten, zögerte ich. Ich glaubte an die verbreitete Einschätzung, dass vielbeschäftigte Leute, vor allem Mütter mit kleinen Kindern, sich keine Extraarbeit aufhalsen, sondern ihre Kräfte lieber schonen sollten.
Doch dann erkannte ich etwas ganz Entscheidendes: Mein Funkeln raubte mir gar keine Energie, ganz im Gegenteil, es verlieh mir sogar neue.
Wenn ich mir die Zeit zum Schreiben nahm, war das, als hätte ich eine Koffeintablette genommen. Ich erhielt einen solchen Schub an Inspiration und Freude, dass beides für den Rest des Tages anhielt. Die Kinder bemerkten, dass ich mehr lächelte. Joe stellte fest, dass da auf einmal eine fröhliche Gesprächspartnerin war, wenn er nach Hause kam, statt der Frau, die verzweifelt die Hände in die Luft warf, »Ich bin völlig erledigt!« rief und ins obere Stockwerk verschwand, sobald er zur Tür hereintrat.
Mir wurde klar, dass ich nicht bloß mir, sondern auch meiner Familie einen Gefallen tat, indem ich mir für diese Arbeit Zeit nahm.
Das ist der erste Hinweis, dass du tatsächlich auf das gestoßen bist, wofür dein Herz schlägt: Es lässt dich lebendig werden. Wenn du diese Arbeit tust, hast du mehr Energie, als wenn du sie nicht tust. Du bist wie ein Schiff, dessen Segel sich im Wind aufblähen, sobald es die richtige Route gefunden hat.
Dieses Funkeln bringt mehr Liebe in die Welt
Ein weiteres Kennzeichen unseres Funkelns besteht darin, dass es die Welt heller – das heißt, in irgendeiner Weise zu einem besseren Ort – macht. Es kann nichts sein, was nur uns selbst dient. Leider ist also eine Pediküre nicht das, wofür wir brennen. Anders aber ist es, wenn wir zum Beispiel unsere ältere Nachbarin zu einer Pediküre einladen. Wir nutzen unser Können, um ihr ein himmlisches Fußgefühl zu bereiten, und führen ihr geduldig Nagellackfarben vor, bis sie eine findet, die ihr gefällt. Das kommt dem, was ich als Funkeln bezeichnen würde, schon näher.
Doch lassen wir uns durch so erhabene Worte wie Liebe nicht einschüchtern. Kürzlich hatte ich einen Comedy-Auftritt, bei dem ich mir vorstellte, die Jungs von Fast & Furious wären in Minivans unterwegs. Die Bühne befand sich im Seitenraum einer Brauerei und so war mein Publikum nicht besonders zahlreich. Also nicht zu vergleichen mit einem Konzert von Yo-Yo Ma, der die Musik von Johann Sebastian Bach in der Carnegie Hall zu neuem Leben erweckt. Und doch: Als ich sah, wie sich die Gesichter beim Lachen aufhellten, wusste ich, dass ich genau diesen Menschen an diesem Abend auf diese Weise meine Liebe zeigen sollte. Es war ein perfekter Funkelmoment.
Als Christin bin ich überzeugt, dass Gott die Quelle aller Liebe ist, und darum gefällt mir der Gedanke, mit meinem einzigartigen Funkeln etwas von Gott mit dieser Welt zu teilen. Ganz gleich ob du ähnliche Glaubensüberzeugungen hast wie ich oder nicht: Du wirst merken, dass das, wofür du brennst, ein wunderschöner Weg ist, wie du die Welt lieben – und dich von ihr zurücklieben lassen – kannst.