Wenn sie vor einem Hindernis steht, lässt sie sich davon niemals den Weg zur Freude und zum Sinn ihres Lebens versperren. Ihr Glaube ist unerschütterlich. Sie ist dankbar – nicht nur für Gottes Gaben, sondern auch für die Gelegenheiten, etwas Neues auszuprobieren, zu scheitern und zu wachsen. Jen und ich haben da-
rüber gesprochen, inwiefern wir unsere „Behinderung“ als Vorteil wahrnehmen. Gott macht keine Fehler; keiner von uns beiden ist ein Fehler. Gott wusste genau, was er tat, als er uns beide erschaffen hat.
Eine Geschichte wie die von Jen ist wirklich selten, und ich bin stolz darauf, dass sie eine der wenigen Referentinnen ist, an die ich Einladungen zu Vorträgen weitergebe, die ich selbst leider nicht wahrnehmen kann. Ich bin stolz auf sie, weil sie den Mut hat, den Schritt an die Öffentlichkeit zu gehen und ihre Geschichte zu erzählen. Aber ich glaube auch, dass dies erst der Anfang ist. Gott hat mit Jen Bricker noch viel mehr im Sinn. Egal, ob sie ihre Luftakrobatik vollführt oder vor Tausenden Menschen spricht – ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie sie sich in ungeahnte Höhen aufschwingt.
Nick Vujicic
Dank
Zuerst und vor allem danke ich Gott. All dies, auch mein Leben, wäre ohne ihn nicht möglich gewesen – er ist mein wichtigster Halt und meine Orientierung in allen Dingen!
Meinen Eltern danke ich, weil sie die coolsten sind und mich bei all den verrückten Dingen, die ich versucht habe oder tun wollte, unterstützt haben! Meinen Brüdern – Greg, Bubba und Brad – danke ich dafür, dass sie mich vom ersten Tag an geliebt haben (und mir keinen verrückten Namen gegeben haben!) und dafür, dass sie mir gezeigt haben, wie man mit Jungs „abhängt“ und keine Angst davor hat, sich schmutzig zu machen!
Ich danke auch meinen Schwestern Christina und Dominique. Ich kann nicht fassen, dass wir uns jetzt schon zehn Jahre kennen. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug! Ich bin schon gespannt, was Gott in den nächsten zehn Jahren vorhat.
Ein riesiges Dankeschön gilt allen Leuten von Crawford County (Lehrern, Trainern und Gleichaltrigen), weil sie mich mein Leben lang unterstützt haben. Ich bin heilfroh für die Wurzeln, die ich habe, und für den ausgeprägten Gemeinschaftssinn, weil ich in einer so starken Gemeinschaft aufgewachsen bin!
Krine, du bist die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Ich kann mir ein Leben ohne dich wirklich nicht vorstellen. Mensch, bin ich froh, dass Gott uns zusammengeführt hat!
Grant – du warst buchstäblich von der Sekunde an, als wir uns kennenlernten, ein ständiges Mitglied im Jen-Bricker-Fanklub. Danke, dass du mich anspornst, mich liebst und immer an mich glaubst!
Ich möchte auch all denen ganz herzlich danken, die das Risiko eingegangen sind, sich auf mich einzulassen, wenn andere Angst hatten. Euch „Engeln“ in meinem Leben, denen ich auf meinem Weg überall begegne, danke ich. Ihr wisst, wer ihr seid. Ihr habt mich bei euch zu Hause aufgenommen. Ihr habt mich bekocht und zum Essen eingeladen und euch regelrecht überschlagen, mich mit Liebe zu umgeben. Ich werde euch und all das, was ihr für mich getan habt, niemals vergessen. Ich hoffe nur, dass ich mich irgendwann revanchieren kann.
Meine Mitautorin Sheryl Berk kann ich gar nicht genug in den Himmel loben. Ohne dich hätte ich das ehrlich nicht geschafft – du bist ein erstaunlicher Mensch. Ich bin total dankbar, dass ich so viel Zeit mit dir verbringen durfte. Danke, dass du von Anfang an im „Team Jen“ warst!
Ein herzlicher Dank geht auch an Frank Weimann von Folio Literary für seine Hilfe, dieses Buch zu ermöglichen.
An Joshua Schreff, meinen Komplizen, weil er immer für mich gekämpft hat.
An Nick Vujicic dafür, dass er mir ein so fröhlicher und treuer Freund ist.
Danke allen Mitgliedern von Reality LA. Diese Gemeinde (mit euch allen) hat mein Leben buchstäblich verändert und ist eine echte Gebetserhörung!
Allen meinen Akrobaten und Trapezkünstlern, allen, die ihr seit dem ersten Tag an mich geglaubt habt. Max, einem genialen Choreografen, Freund und Luftakrobaten, weil er mir geholfen hat, meine Show zusammenzustellen, und mir einen Wohn- und Trainingsort geboten hat!
EINLEITUNG
Und ist entsetzlich wild, obschon so klein.
William Shakespeare, Ein Sommernachtstraum
Also, vor Kurzem ist Folgendes passiert: Ich bin in die Weltmeisterschaften des Internationalen Paralympischen Komitees in Ka-tar eingeflogen, und dabei hing ich an einem riesigen Heißluftballon. Aber das war nicht so einer, an dem unten ein hübscher Korb hängt. Der Ballon war nämlich direkt an meiner Kleidung befestigt. Ich warf einen Blick auf die Konstruktion und es verschlug mir den Atem. Das ist genial! Ich habe noch nie eine Vorführung an einem Heißluftballon gemacht! Als die Veranstalter mich baten, nach Katar zu kommen, und mir die Idee für den Auftritt erklärten, hatte ich keine Ahnung, wie magisch und besonders das Ganze sein würde. Die Show, an der ich mitwirkte, war rund um meinen Auftritt gestaltet worden – und sie hatten sich die Mühe gemacht, einen gigantischen Ballon aufzublasen, den ein Team aus drei Männern hoch über sich halten sollte. Alles war haargenau ausgeklügelt. Deshalb wusste ich, dass ich es tun musste, wie alles, was mir Angst macht. Rückblickend gehört dieser Augenblick zu meinen Lieblingserinnerungen – die perfekte Mischung aus cool und verrückt, Artistik und Wahnsinn. Ich meine, wer macht so was schon? Na ja, ich! Die ganze Zeit, die ich dort oben schwebte und mich im Beifall der Menge unter mir sonnte, ging mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Gott ist einfach großartig!
Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich reich beschenkt bin, auch wenn das auf den ersten Blick anders zu sein scheint. Ich habe keine Beine, das lässt sich unschwer erkennen. Aber ganz lange ist mir gar nicht der Gedanke gekommen, dass ich so anders bin als alle anderen. Wenn es etwas gab, das ich tun wollte, dann habe ich es eben getan. Wenn ich ein Stehaufmännchen oder eine Luftakrobatin sein wollte, dann konnten mich zwei fehlende Gliedmaßen nicht davon abhalten. Ich sah das so: kein Zögern, keine Angst, keine „Was-ist,-wenn?“-Fragen. Wenn sich ein Hindernis ergab, dann musste ich eben kreativ werden und mir überlegen, wie ich es überwinden konnte. Das ist eine Einstellung, die viele Menschen nicht lernen, und deshalb werde ich wohl oft um Rat gefragt. Das Leben ist eine spannende Reise, wenn man keine Angst hat, es anzupacken.
Gleichzeitig hatte ich nie das Gefühl, anderen etwas beweisen zu müssen. Ich bin der Mensch, der ich bin, und ich bin es gerne. Oft werde ich gefragt: „Wenn du die Wahl gehabt hättest, wärest du lieber mit Beinen geboren worden?“ Auf keinen Fall. Gott hat mir diese Gabe aus guten Gründen gegeben. Und ja, ich habe Gabe gesagt. Ich verstehe mich nicht als „behindert“ oder „eingeschränkt“ oder in irgendeiner Weise unvollkommen. Für meinen Körper bin ich jeden Tag wieder neu dankbar. Ich hätte niemals diese Gelegenheiten gehabt, eine so positive Wirkung auf Menschen zu haben, wenn ich mit Beinen auf die Welt gekommen wäre. So wirkt Gott durch mich – durch meine „Einzigartigkeit“.
Vielleicht sieht es von außen so aus, als hätte ich wirklich Pech gehabt. Immerhin haben meine leiblichen Eltern mich am Tag meiner Geburt verstoßen. Aber ich sehe es anders: Gott hat mich beschützt. Er hatte größere Pläne. Er wusste, dass er mich an den richtigen Ort zu den richtigen Menschen bringen würde, die meine Begabungen und Talente fördern und mir beibringen, sie zu würdigen. Er wusste, was er tat. Ja, weiß immer, was er tut!
Also ja, ich bin reich beschenkt. Und meine Adoptiveltern sind meine Helden, weil sie mir beigebracht haben, Stärke und Schönheit dort zu sehen, wo andere sie nicht wahrnehmen. Sie haben mir Mut gemacht, immer dann, wenn ich vor einer He-
rausforderung stand, durchzuhalten. Und das ist oft vorgekommen, Herausforderungen gab es eine Menge und bestimmt wird es noch mehr geben. Neulich war ich bei einem Zumba-Kurs und eine Frau fragte mich: „Wie machst du das eigentlich?“ Warum soll ich das denn nicht machen können? Warum nicht Kajak fahren, Fallschirm springen, Rollschuh laufen, Basketball spielen – die Liste ist endlos. Ironischerweise kann ich es nicht leiden, still zu sitzen (und ohne Beine sieht es so aus, als würde ich immer sitzen). Seit dem Augenblick, als ich anfing zu krabbeln, bin ich immer in Bewegung. Es war egal, dass die ersten Ärzte, die meine Eltern mit mir aufsuchten, behaupteten, ich würde mein Leben lang herumgetragen werden und in einem „Eimer“ sitzen müssen. So ein Leben wollten die Brickers für ihre kleine Tochter nicht. Sie haben nie zugelassen, dass irgendjemand oder irgendetwas mich ausbremste.
Ob ich Augenblicke erlebt habe, in denen ich mich mutlos, unsicher, frustriert und einfach besch… gefühlt habe? Na klar. Man nennt es auch Menschsein. Als Kind hatte ich lange Zeit ernsthafte Probleme mit meinem Körper. Mir gefiel nicht, was ich im Spiegel sah. Ich wollte groß und schlank sein und die zierlichen Arme einer Ballerina haben. Ich musste hart an mir arbeiten, aber dann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Gott seine Gründe dafür hatte, mir diesen Körper zu geben. Und dazu hat er mir bestimmte Talente und Fähigkeiten gegeben, die zu diesem Körper passen. So kann ich andere auf mich aufmerksam machen und habe zugleich die Chance, sie zu motivieren, zu informieren und zu inspirieren.
Das ist ein Teil dieses Buches, aber ich möchte auch von all den Feinheiten erzählen, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich bin. Vielleicht habt ihr von mir gelesen oder gehört, dass ich abenteuerlustig bin, künstlerisch begabt, stark, unvollkommen, leidenschaftlich, gebrochen, albern, sportlich, durchgeknallt, kokett und verspielt. Ich bin Schwester, Tochter, beste Freundin, Tante, Luftakrobatin und Liebende. Ich erlebe Gefühle der Unsicherheit, Zweifel, Angst und Schwäche und Augenblicke vollkommener Seligkeit, extremer Abenteuer, großer Leidenschaft und verliebten Herzklopfens. Manchmal könnte ich vor Freude und Glück explodieren; ein andermal fühle ich mich überwältigt, unfähig und einsam. Ich habe noch nie zuvor so viele Facetten meiner Persönlichkeit mit anderen geteilt. Um ehrlich zu sein: Ich war einfach noch nicht so weit. Ich dachte, starke Menschen geben ihre Schwächen nicht preis. Aber jetzt weiß ich, dass das Gegenteil stimmt: Man braucht eine Menge Mut, um zu seiner Verletzlichkeit zu stehen und sich wirklich anderen gegenüber zu öffnen. Ich fürchte mich nicht davor, an einem Stück Stoff in zehn Meter Höhe durch die Luft zu wirbeln. Aber mich verwundbar zu machen … das macht mir Angst.
Doch wie bei allen anderen Herausforderungen in meinem Leben wusste ich, dass ich es tun musste. Ich glaube, machbar erschien es mir schließlich, als ich meine Motivation gefunden hatte. Ich möchte, dass alle, die dieses Buch lesen, eine einfache und erstaunliche Wahrheit erkennen: Du bist wichtig. Wir alle haben besondere Gaben und Talente, die uns nicht nur einzigartig machen, sondern auch großartig. Jeder hat die Möglichkeit, das Leben von Menschen zu verändern. Jeder hat eine Stimme und eine Bühne und die Fähigkeit, Gutes in der Welt zu bewirken. Es geht nicht nur darum, aus Zitronen Limonade zu machen oder das Glas als halb voll zu betrachten. Es geht darum, etwas zu tun. Es geht darum, sich selbst anzuspornen, um zu tun, wozu man geschaffen ist (nennen wir es mal den „Sinn des Lebens“) – und das ist nicht unbedingt das, was man jetzt gerade macht. Es geht darum, hinter das zu sehen, was direkt vor Augen ist, und sich die endlosen Möglichkeiten auszumalen.
Alles ist möglich. Das ist mein Lieblingsbibelvers aus Markus 9,23: „Alles ist möglich für den, der glaubt“ (NLÜ). Sieh die Möglichkeit, glaub es und lass es Wirklichkeit werden. Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist? Und doch ist mein Leben der Beweis dafür. Das Komische ist, dass ich achtundzwanzig bin und gerade erst anfange! Ich betrachte dies als die erste Etappe meiner Reise. Der Weg ist frei – und ich kann es kaum erwarten zu sehen, wohin er führt. Frag dich also, wohin dein Weg dich führen wird, wenn du beschließt, dich zu dem anzuspornen, wozu du geschaffen bist. Wo könntest du vielleicht landen, obwohl du es nie für möglich gehalten hättest? Du musst ja nicht gleich an einem Heißluftballon in der Luft hängen … aber andererseits, warum auch nicht? Du solltest es auf jeden Fall erst mal probiert haben, bevor du es als unmöglich abtust. Sei mutig. Wage es, deine Träume zu verwirklichen. Glaub daran. Und hab keine Angst, nach unten zu sehen. Die Aussicht ist atemberaubend.
Jen