Allerdings musste ich in den Schützengräben einer zerbrechenden Ehe und den Bunkern des Irakkrieges relativ früh lernen, dass ein von Dogmen geprägter Glaube dem Leben wenig geben kann. Nur an die Gnade zu glauben, hielt ich für wirklich wertvoll. Irgendwann aber war der Ansturm der brutalen Realität so groß, dass der Glaube an einen gnädigen Gott im Hinblick auf meine Patienten und meine eigene Geschichte unter die Räder kam.
Wenn ich mir das MRT meiner Patienten ansah und ich ein Glioblastom diagnostizierte, wusste ich, dass es innerhalb weniger Monate ihren Geist verwüsten und ihr Leben zerstören würde. Und ich dachte so bei mir: Ich kann schon jetzt dein Ende vo-raussehen. Dann aber bekam ich die Nachwirkungen des Krieges, meiner Scheidung und eines unvorstellbar schweren Verlustes zu spüren, der mein Privatleben erschütterte. Da merkte ich, dass ich am Sterbebett meines zerbrochenen Glaubens stand.
Und ich sah auch mein Ende voraus.
So war ich mit der größten chirurgischen Herausforderung meines Lebens konfrontiert: Ich versuchte, die fatalen Fälle von Krebs, all die Kinder, die im Sterben lagen, und die christlichen Klischees in meinem Kopf auf einen Nenner zu bringen, um den Glauben wiederzufinden, den ich verloren hatte. Ich hoffte da-rauf, dass er auf eine mir noch unbekannte Art und Weise wiederauferstehen würde.
Aber was passiert, wenn unser chaotisches Leben mit dem, was wir für unseren Glauben halten, einfach nicht klarkommt?
Teil 1
Zuvor
Die Hoffnung ist ein viel größeres Stimulans
im Leben als irgendein Glück.
Friedrich Nietzsche, Der Antichrist
Kapitel 1
Reißende Flut
Wenn du Fragen hast, stell sie einfach. Sei aber darauf gefasst, dass Gott antwortet.
Craig Groeschel, Hope in the Dark
Rosemary Beach, Florida
Sommer 2017
»Nicht so weit raus!« Ich musste brüllen, um den Wind und das Krachen der Brandung zu übertönen. Die Kinder spielten in den Wellen, lachten, machten Faxen und tauchten sich gegenseitig unter. Ich sah ihre Köpfe, die wie der Schwimmer an einer Angel aus dem Wasser hochkamen und immer wieder untertauchten.
Der Tag war märchenhaft verlaufen. Die Mitglieder unserer Familie lebten übers ganze Land verstreut und es glich einem Wunder, dass sie alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren. Meine Frau Lisa und ich saßen am Strand und genossen die Sonne, die Liebe, die uns verband, und die Gemeinschaft, nach der wir uns so sehr sehnten.
Josh, unser Ältester, war zweiundzwanzig und gerade dabei, von Alabama zurück nach San Antonio zu ziehen, um bei seinem leiblichen Vater zu arbeiten. Caity war achtzehn und hatte sich Hals über Kopf in Nate verliebt, der mit mir im Irak gedient hatte und nun mein chirurgisch-technischer Assistent war. Er war nach dem Krieg zu uns gekommen, um für uns zu arbeiten, und hatte sich jahrelang bemüht, keine Gefühle für die Tochter seines Chefs zu entwickeln, war damit aber kläglich gescheitert.
Kimber war fünfzehn und lebte bei ihrer Mutter in der Nähe von uns, genauso wie ihr Bruder Mitch, dreizehn Jahre alt, und unsere jüngste Tochter Kalyn, die gerade zehn geworden war. Unsere Familie war ein einziges Durcheinander, aber es war unsere Familie und es bedeutete uns so viel, diesen Tag am Strand gemeinsam zu verbringen.
Nachdem Gott Lisa in mein Leben gebracht hatte, wurden ihre Kinder (Josh und Caity) und meine Kinder (Kimber, Mitch und Kalyn) sofort zu unseren Kindern, und als wir heirateten, gelobten sie sich sogar geschwisterliche Treue. Doch während die Jahre vergingen und wir älter wurden, merkten wir immer deutlicher, dass ein Tag wie dieser aufgrund unserer vollen Terminkalender immer seltener wurde und damit auch wertvoller.
Eine Stunde zuvor hatte Dennis – Lisas Vater – Nate im Meer getauft. Wir hatten alle hüfttief im Wasser gestanden und uns an den Händen gehalten, während Dennis betete und Gott für diesen Tag und die Sonne und die Liebe dankte, die uns wie die rauschenden Wellen umgaben. Nate war als Säugling nicht getauft worden. Er hatte Dennis angesprochen und ihn gefragt, ob er das übernehmen würde. Dennis wurde von allen unseren Kindern seit der Zeit, als der Dreikäsehoch Josh vergeblich versucht hatte, »Opa« zu ihm zu sagen, nur »Tata« genannt.
Nate bekannte seinen Glauben an Jesus, Tata tauchte ihn unter und wir sangen dort am Golf von Mexiko Glaubenslieder.
Ein Sturm, der ein paar Meilen vor der Küste tobte, trieb immer höhere Wellen ans Ufer. Für die Surfer bedeutete das eine Menge Spaß, doch gleichzeitig spülte die aufgewühlte See auch massenweise Seetang und Quallen an Land. Josh und Mitch waren die Ersten, die das zu spüren bekamen und kreischend aus dem Wasser liefen, während glibberige Meerestiere aus ihren Bermudashorts plumpsten. Wir lachten darüber und gleichzeitig schüttelten wir uns vor Ekel.
Während die Sonne in einem wundervollen Farbenspiel immer weiter gen Westen wanderte und der Tag, der uns in so schöner Erinnerung bleiben würde, langsam zu Ende ging, fiel mir auf, dass Mitch sich immer weiter von der Stelle entfernte, an der die anderen Kinder herumplanschten.
»Komm jetzt zurück!«, rief ich, so laut ich konnte. Doch Mitch schien mich gar nicht zu hören. Er winkte kurz und tauchte kopfüber in die Brandung.
Ich machte ein paar Schritte hinaus ins Wasser und merkte, wie der Sog hinaus aufs Meer mit jeder Welle, die zurückströmte, stärker wurde.
Mitch war kein besonders guter Schwimmer und ich wusste, dass er gefährlich weit draußen war. Also watete ich in die Brandung, doch als Josh hörte, dass ich nach seinem kleinen Bruder rief, schwamm er hinaus, um ihn zu holen.
Schließlich stapften sie grinsend und lachend Arm in Arm an Land. Lisa machte ein paar Schnappschüsse, die bis heute gerahmt auf Joshs Schreibtisch stehen.
Bis heute, zehn Jahre später, sehe ich diese Szene noch vor mir. So macht man das bei uns, man schwimmt einfach raus und hilft sich gegenseitig. Seit dem Augenblick, an dem Lisa und ich beschlossen, unsere beiden Familien zusammenzuführen, haben alle, die das betraf, an einem Strang gezogen. Die Kinder haben sich nie als Stiefgeschwister bezeichnet. Es war eine wunderbare und heilsame Erfahrung zu sehen, wie Gott aus zwei seelisch verwundeten Familienteilen eine neue Einheit formte.
Während die anderen über den Hügel zu dem Haus zurückkehrten, das wir gemietet hatten, blieben Lisa und ich noch eine Weile am Strand, um den Sonnenuntergang zu genießen. Händchenhaltend saßen wir da und sprachen darüber, wie wichtig in unseren Augen der Glaube, die Familie und Zeiten wie die waren, die wir gerade erlebten.
Als es allmählich dunkel wurde und sich ein Tag, der mich ungeheuer dankbar machte, dem Ende neigte, machten auch wir uns auf den Rückweg.
An diesem Abend vereinte ich vor meinem inneren Auge alle meine fünf Kinder wie in einem Bilderrahmen. Ich sah ihr Lächeln, hörte ihre Stimmen und spürte die Liebe, die Nates Taufe und diese ganz besondere gemeinsame Zeit geprägt hatten. Am nächsten Morgen würden wir heimfahren nach Auburn, Alabama, und ich wusste, dass unser Urlaub schon nach wenigen Tagen intensiver Arbeit nur noch eine Erinnerung sein würde. Lisa leitete unsere neurologische Privatpaxis, die uns mehr abverlangte, als wir uns jemals vorgestellt hatten.
Bevor ich einschlief, ging mir wieder das Bild meiner Kinder in der Brandung durch den Kopf. Ich sah sie spielen, bemerkte, wie die Wellen immer höherschlugen, erkannte all die Gefahren, die dort lauerten – giftige Quallen oder Meeresströmungen –, und erlebte noch einmal, wie Mitch hinausgezogen und von Josh gerettet wurde. Ich unterhielt mich mit Lisa darüber, wie schade es war, dass wir sie nicht jeden Tag um uns haben konnten, und wie sehr wir uns wünschten, es wäre anders.
Als wir jünger waren, konnte ich sie noch alle fünf zusammen in meine Arme schließen, konnte sie retten, wenn sie in Schwierigkeiten steckten, und ihnen Geborgenheit schenken. Nun waren sie flügge geworden, sie waren groß und lebten über das ganze Land verstreut. Josh zog es nach San Antonio, Caity kam mit zu uns nach Hause und Kimber, Mitch und Kalyn fuhren wieder zu ihrer Mutter, die etwa eine Stunde von Auburn entfernt lebte. Bis zu einem Wiedersehen würde es wohl eine ganze Weile dauern.
Wie sollte ich sie unter diesen Umständen vor all den Gefahren und den Unterströmungen der Zeit, des Wachsens und des Wandels behüten?
In meiner eigenen Kindheit und Jugendzeit lebten mir meine Eltern einen einfachen Glauben vor. Sie lehrten mich, darauf zu vertrauen, dass Gott auf uns aufpassen und alles gut machen würde. Man kann nicht sagen, dass meine Eltern den Problemen dieser Welt gegenüber naiv gewesen wären, aber wir glaubten, dass wir alle Teil eines Plans waren und dass Gott uns stets versorgen würde, so wie er es schon immer getan hatte. In der gleichen Haltung ging ich auch die Erziehung meiner Kinder an und bemühte mich, ihnen den Frieden zu vermitteln, den nur der Glaube schenken kann.
Doch es ist eine Sache, den Kindern dieses Grundvertrauen zu vermitteln. Eine ganz andere Sache ist die Frage, wie real das Ganze für einen selbst aussieht, wenn man abends das Licht löscht und mit sich und seinen Gedanken allein ist.
Wir machten uns also daran, in alle Himmelsrichtungen auszuschwärmen, an unsere Arbeit zu gehen und ein Leben auf Distanz zu führen. Josh würde nicht mehr zur Stelle sein, um Mitch aus dem Meer zu retten, Caity und Kimber konnten sich nicht mehr ein Zimmer teilen und Kaley würde nicht mehr in unserer Nähe wohnen, wie sie es in unserem Ferienhaus getan hatte.
Doch Gott blieb bei uns, er war immer da gewesen, egal wie stürmisch die Zeiten waren – ob im Irakkrieg, während meiner Scheidung oder im Alltagsstress.
Im Dunkeln tastete ich nach Lisas Hand und drückte sie ganz fest.
»Es wird alles gut!«
»Ja, das wird es.«
Ich glaubte fest daran – damals.
Pressestimmen
15.08.2024Dr. med Georg Schiffner, ChrisCare "Dr. W. Lee Warren ist ein weltweit anerkannter Neurochirurg - und überzeugter Christ. In dieser spannenden Autobiographie erzählt er, wie er alles daransetzt, seinen Patienten nicht nur eine exzellente Behandlung zukommen zu lassen, sondern sie ganzheitlich zu begleiten. Dabei ist es sein Glaube, der ihm immer wieder neu die Kraft gibt, Patienten und Angehörige mit oft schweren Diagnosen zu
konfrontieren und Entscheidungen an der Schwelle des Todes zu treffen. Mit Patienten zu beten, für die eigentlich keine Hoffnung mehr besteht, ist für ihn kein Widerspruch. Doch dann wird das Gottvertrauen des gefeierten Gehirnchirurgen durch einen Schicksalsschlag in seiner Familie noch einmal ganz anders auf die Probe gestllt. Kann ihm sein Glaube auch jetzt noch Halt und Hoffnung geben?"
Diese Skizze auf der Cover-Rückseite des rd. 380 Seiten starken Buches schildert gut, worum es geht. Es ist keine leichte Lektüre, wenn Fragen direkt angesprochen werden, die viele engagierte Christen in Gesundheitsberufen umtreiben. Und doch liest sich das Buch packend bis zum Schluss. In eigener Betroffenheit entwickelt Lee Warren Antworten auf Fragen der Zulassung Gottes von schwerer Krankheit und Sterben. Antworten, die nicht alles erklären wollen, sondern auf einen Weg hilfreicher Lebens- und Glaubenspraxis mitnehmen. Sowohl für Gesundheitsfachleute wie von der Leidthematik Betroffene ist dies ein lesenswertes Buch
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16.01.2024Doris Michel-Schmidt / www.selk.de Entscheidungen an der Schwelle des Todes
Als Neurochirurg und Spezialist für bösartige Hirntumore ist Lee Warren jeden Tag mit dem Sterben konfrontiert. Seine Patienten haben kaum Aussicht auf Heilung. Lee Warren weiß meist schon bei der Diagnose: Das wird nicht gut ausgehen. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, betet er für und mit den Patienten.
Lee Warren ist Christ. Ohne seinen
Glauben hätte er wohl kaum seinen Einsatz als Arzt im Irak-Krieg überstanden. Und ohne seinen Glauben würde er seinen höchst anspruchsvollen und kräftezehrenden Dienst an den Patienten nicht tun können. Das weiß Warren und ist gerade deswegen so angefochten, als er mehr und mehr spürt, dass er seine Gebete hinterfragt. Ist es nicht unsinnig, Gott um einen guten Verlauf, ja um Heilung zu bitten, obwohl er doch nach all seiner Erfahrung weiß, was mit den Patienten geschehen wird? Wie sollte er ihnen Zuversicht vermitteln? Wenn Gott offenbar bereits beschlossen hatte, den sterben zu lassen, der bei ihm als Arzt Hilfe suchte, was sollten dann all die Gebete?
Warren ist enttäuscht von Gott – und er ist enttäuscht von sich selbst, weil er seine Zweifel nicht mehr totschweigen kann.
Was ihm hilft, sind Gespräche: mit seinem Krankenhausseelsorger, mit seiner Frau, mit dem bekannten christlichen Autor Philip Yancey, den er um Rat fragt. Und nicht zuletzt helfen ihm immer wieder die wunderbaren und beeindruckenden Lebens- und Glaubenszeugnisse so mancher Patienten angesichts ihres bevorstehenden Todes.
Ohne all diese Hilfe hätte er vielleicht nicht annehmen können, wie Gott ihn auch über die schlimmste Zeit trägt, als sein Sohn Mitch stirbt und ihn diese Erfahrung in das tiefste Dunkel der Sinnlosigkeit stürzt. Wie er lernt, Schmerz und Leid aus einer anderen Perspektive zu sehen, Glück und Gottvertrauen nicht davon abhängig zu machen, ob die Diagnose „gutartig“ lautet und die Behandlung Erfolg verspricht. Es gebe eine Wahrheit, schreibt Warren, auf die er immer wieder gestoßen sei, ob als Arzt für Krebspatienten, als traumatisierter Kriegsveteran oder als Vater, der einen Sohn verloren hat: „Mein Glück darf nicht davon abhängen, ob mein Leben frei von Schmerz ist.“ Er erkennt das im Blick auf Jesus, der selbst vor die Wahl gestellt wird, „ob man den Schmerz zusammen mit dem Glück nimmt oder ob man das Nichts wählt. Beispielhaft für uns alle entschied er sich für Ersteres, sah dem Leiden ins Auge, das ihn erwartete, und warf seinen Glauben nicht weg.“
Lee Warren ist nicht nur ein begnadeter Arzt und Chirurg, er kann auch großartig schreiben. Wie er die Geschichten von Patienten erzählt, wie er sein Ringen mit den großen Fragen des Lebens in Worte fasst, das ist berührend, spannend, tröstlich und herausfordernd zugleich.
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18.12.2023Otto Vogelsang / LebensLauf 1/24
In seiner Autobiografie nimmt der Verfasser die Leser mit an seinen Arbeitsplatz als Gehirnchirurg. An Beispielen einzelner todkranker christlicher Patienten schildert er, wie er als betender Christ gegen seine Zweifel kämpft — besonders, wenn die Patienten sterben. Warren beschreibt seine Tätigkeit und die Gespräche mit seinen Patienten sehr ausführlich. Selbst für Leser, die einige Fachbegriffe, Diagnosen und Therapien nicht
kennen beziehungsweise verstehen, bleibt das Buch spannend.
Warren findet nach dem plötzlichen Tod seines Sohnes Mitch durch seinen Pastor aus einer tiefen Glaubenskrise zurück zum Glauben an die zuverlässigen Zusagen Gottes. Seine Frau hat ihm in dieser Zeit geholfen, nicht zu verzweifeln. Mit der Thematik Krankheit und Sterben auch junger Menschen eignet sich das Buch für junge wie für ältere Leser.
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01.09.2023agnes.bookworld Dr. Lee Warren ist Neurochirurg. Alleine ein Blick auf das MRT-Bild eines Menschen reicht, und er spürt, dass die Veränderung des Gehirns bösartig ist. Er weiß, dass sich nach dem öffnen der Schädeldecke seine Vermutung bestätigen wird. Die Bestätigung vom Pathologen nach der Biopsie ist nur noch pro forma. Dr. Warren erkennt sofort und weiß, dass der betroffene
Mensch nur noch eine begrenzte Lebenszeit hat.
Einfühlsam und sympathisch beschreibt Dr. Warren einige seiner Patienten, die er von Anfang an, noch aus der Notfallambulanz heraus, begleitet hat. Jeder/Jede von ihnen geht anders mit der Diagnose um. Jemand sieht etwas Gutes in all dem Ganzen, der andere versucht alles, um am Leben zu bleiben, und wieder ein anderer gibt direkt auf.
Dr. Warren ist ein Arzt, dem seine Patienten nicht egal sind. Vor jeder OP legt er seine Hände auf deren Brust und betet für sie. Aber hier öffnen sich seine Glaubenszweifel: Wie kann ich für dessen Genesung beten, obwohl ich weiß, dass sein Leben innerhalb eines Jahres vorbei sein wird" Er fragt nicht nach dem warum...
Ein zweites Mal stürzt er in Glaubenszweifel, als er einen seiner Söhne auf tragische Weise verliert. Trotz seiner Zweifel hält er am Glauben fest und kann irgendwann wieder vertrauen. Er kommt zurück an den Punkt, wo er für seine Patienten betet...
Dieses Buch zeigt auf, dass man als Christ mit Gott hadern kann, den Glauben an ihn in Frage stellen kann und vermittelt, trotzdem am Glauben festzuhalten. Ebenso zeigt es auf das es gut wäre sich noch im gesunden Zustand mit Fragen zu beschäftigen, für den Fall, wenn man seinen Willen nicht mehr äußern kann.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, berührend, oft hatte Tränen in den Augen und ich kann es jedem empfehlen der nach Auswegen aus seinen Zweifeln sucht.
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23.08.2023ann-marie Auf der Suche nach Gewissheit
Das aktuelle Buch des bekannten und renommierten amerikanischen Gehirnchirurgen Dr. Lee Warren beinhaltet neben intensiven autobiographischen Inhalten auch sehr berührende Schicksale der von ihm betreuten Patienten.
Geprägt durch zum Teil eigene lebensbedrohlichen Ereignisse, unerwartete und auch mit gesundem Menschenverstand unerklärbaren lebensrettende Erfahrungen, hat er weder während seines ärztlichen Einsatzes in der Irak-Krise noch in der
Begleitung seiner teils tödlich erkrankten Patienten seinen Glauben nicht verloren. Aber auch er ist nicht davor gefeit, dass er sich gerade im Hinblick auf einzelne Patientenschicksale mit Glaubenszweifeln beschäftigen muss. Dies umso mehr, als er durch einen nach wie vor ungeklärten Schicksalsschlag einen unerwarteten persönlichen Verlust akzeptieren muss.
Überaus empathisch versteht es der Autor, am zum Teil nur noch kurzen Lebensweg von Menschen mit Gehirntumoren teilhaben zu lassen – ohne sich dabei in medizinischen Fachbegriffen zu verlieren. Ihm gelingt es auf eine sehr verständliche Weise die Diagnose und auch Prognose zu vermitteln, ohne zu sehr ins Detail zu gehen und bei allem den Menschen, der betroffen ist, mit all seinen Facetten, Denkweisen und dem individuellen familiären Umfeld in den Mittelpunkt zu stellen. Genauso, wie kein Mensch dem anderen gleicht, so unterschiedlich auch die Reaktionen der Patienten auf gleichlautende Diagnosen. Da können Patienten über den gesamten Behandlungszeitraum begleitet werden genauso wie Patienten, die über eine überwältigende und starke Glaubenshaltung verfügen und von Behandlungsmöglichkeiten keinen Gebrauch machen möchten.
All dies verbunden mit den oft fragenden Gedanken des Autors nach der Allmacht Gottes bzw. dessen heilendem Eingreifen. Wobei die verhältnismäßig kurze, aber umso intensivere Auseinandersetzung des Autors mit der "Glaubwürdigkeit und Liebe" Gottes nach dem Tod seines Sohnes tiefe Einblicke in seine Verzweiflung, Fassungs- und Ratlosigkeit vermittelt. Aber auch teilhaben lässt an seinem Weg aus diesem glaubens- und vertrauensänderndem Verhältnis zu einem, seinem, Gott, der seine Kinder niemals im Stich lässt.
Hatte ich zunächst Vorbehalte, auf Grund des medizinischen Aufgabenbereichs des Autors mit zu vielen tragischen und leidvollen Patientenschicksalen konfrontiert zu werden und mögen diese auch tödlich geendet haben, so hat mich gerade die sachliche und doch empathische Beschreibung in Kombination mit den sehr persönlichen und vom christlichen Glauben geprägten Gedanken des Autors überzeugt und bereichert.
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22.08.2023mabuerele „...Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann, Zustand: nach Autounfall, wahrscheinlich Hirntumor. Das machte mich neugierig...“
Dr. Lee Warren war als Arzt im Irakkrieg. Jetzt arbeitet er als Neurochirurg. Der obige Anruf ist einer von vielen, die er im Laufe einer Woche erhält.
In seiner Biografie erzählt er von seiner Arbeit, lässt aber auch Episoden aus seinem Privatleben mit einfließen. In dem Buch
lässt er mich an seinen Gedanken und Gefühlen teilnehmen. Es ist eine ehrliche und schonungslose Biografie, die sein Leben etliche Jahre nach dem Krieg beschreibt. Dr. Warren ist Christ. Die dabei auftretenden Probleme und Zweifel benennt er klar. Ich darf als Leser seine Glaubenskämpfe mit verfolgen.
„...Manchmal macht mich der Gedanke ganz verrückt, dass ich meine Gebete an einen Gott richte, der doch sowieso alles schon weiß...“
Dr. Warren ist Spezialist in der Operation von Hirntumoren. Zuvor betet er für seine Patienten, weiß aber, dass sie trotzdem keine Chance haben. Für die spezielle Art des Tumors, um die es geht, gibt es noch keine Heilung.
Zu den tiefgründigsten Stellen im Buch gehören die Gespräche zwischen dem Arzt und Pastor Jon. Der kommt schnell auf den Punkt.
„...Sie denken, Ihre Gebete machen nur Sinn, wenn ihr Ergebnis sich mit Ihren Wünschen deckt. Sie zählen nur, wenn Sie bekommen, worum Sie gebeten haben....“
Wenig später kam ein Erleben, dass ihm zeigt, warum es manchmal anders ausgeht. Er hatte einen Patient während der OP verloren. Wenige Tage später baten die Angehörigen um ein Gespräch. Der Patient hatte mit seiner Familie darum gebeten, schnell sterben zu dürfen, wenn er keine Chance hat.
Im Buch stehen einige besondere Schicksale im Mittelpunkt. Sie sind so unterschiedlich wie ihr Leben. Ich möchte deshalb kein Weiteres hier herausgreifen. Als Leser bleibt man nicht unberührt. Es stellt sich die Frage, wie man selbst entscheiden würde. Jede mögliche Behandlung" Nur die unumgänglichen zur Schmerzlinderung"
Der Arzt spricht ein zweites Thema an.
„...Ein beachtlicher Teil meiner Arbeit gilt der Behandlung von Patienten, die ein Hirntrauma haben. In diesem Bereich gilt das ungeschriebene Gesetz, das die wenigsten Fälle eine Folge echter, unverschuldeter Unfälle sind...“
Die meisten passieren nach Einnahme von Drogen oder unter Einfluss von Alkohol und betreffen junge Männer. Auch Selbstmordpatienten landen auf seinen Tisch.
Der zweite Teil des Buches gilt einem persönlichen Schicksalsschlag. Dr. Warren verliert seinen Sohn. Die Umstände des Todes werden nie vollständig aufgeklärt. Hier hier führt die Trauerbewältigung zu Zweifeln und Glaubenskämpfen. Doch aus all dem geht er gestärkt hervor. Er weiß Menschen an seiner Seite, die mit ihm auch durch tiefe Täler gehen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.
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19.08.2023vielleser1 Ein Buch über das Leben und den Tod, über den Glauben, aber auch die Zweifel, vor allem aber über die Hoffnung.
Selten habe ich ein so fesselndes Sachbuch gelesen, eines das mich gepackt hat, in dem man sich selbst entdeckt, das mich gedanklich nicht loslässt und das mich so berührt hat.
Es sind nicht nur die emotionalen Schilderungen über Patienten mit
tödlich verlaufenden Hirntumoren, sondern vor allem die Gedanken und Gefühle, die es bei dem Autor und Gehirnchirurgen auslöst diese Fälle jedes Jahr aufs neue zu erleben. Wie verschieden gehen diese Patienten mit der Diagnose um. Dr. Warren ist Christ, er betet mit den Patienten, er hilft ihnen ganzheitlich. Dennoch sind da Fragen über Fragen, mit denen er selbst hadert. Ein Schicksalsschlag in seiner Familie stellt seinen Glauben noch mehr auf die Probe. Wie er mit dem allen zurechtkommt, was ihn für Zweifel plagen, wie er Halt, Trost und Zuversicht trotz aller, oder gerade wegen der ganzen tragischen Erlebnisse findet, darüber berichtet er auf sehr anschauliche, fesselnde und sehr persönliche Art und Weise in diesem Buch. Er stellt sich selbst viele Fragen nach dem warum, nach Gott und dem Leben nach dem Tod. Seinen Weg nachzulesen in diesem Buch, seine Antworten, die er gefunden hat, war fesslend zu lesen und hat mich ins Herz getroffen. Es gehört für mich schon jetzt zu meinen Jahreshighlights dazu. Es ist ein Buch, dass man öfters in die Hand nehmen kann, das ich auf alle Fälle noch einmal lesen werde. Ein Buch das Kraft spendet und Hoffnung nicht nur in dunklen Zeiten ausstrahlt, sondern den Glauben festigt.
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