Unmittelbar vor dieser Auktion brachte mir meine Mutter meinen Kleinen zum Stillen. Kurze Zeit später saß ich mit ihm in der Hoteltoilette und dachte mir: Was mache ich hier eigentlich?
In diesem Moment wurde mir klar: Karriere und Mutter sein – das geht nicht mehr gleichzeitig. Der Ruf der Arbeit wird immer lauter. Eines wird zu kurz kommen. Und das ist das Baby, das gerade in meinen Armen friedlich eingeschlafen war. Ich war zerrissen, denn einerseits hatte ich lange studiert und wollte meine erworbenen Kompetenzen einsetzen. Andererseits sah ich, dass ich durch die Doppelbelastung an mein Limit kam. Hat Gott jetzt vielleicht einen anderen Plan für mich? Und würde ich jemals wieder in den Beruf zurückkehren, wenn ich jetzt unterbrach? All das wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Heute bin ich leidenschaftlich gern Mutter, Pfarrfrau und zwei Tage pro Woche Berufsberaterin und unterstütze Frauen bei ihrem Wiedereinstieg in das Berufsleben. Denn inzwischen sind mir die Ängste und Sorgen der Frauen nicht mehr fremd.
Im Nachhinein wurde mir auch klar, dass die Familienzeit keineswegs verlorene Zeit war. Denn Mutter zu sein, kann durchaus außergewöhnliche Kompetenzen zutage fördern. Wer Kinder hat, muss z. B. die Fähigkeit besitzen, dem Leben Struktur zu geben. Wir müssen organisieren und Gleichzeitigkeiten im Tagesablauf managen. Mütter müssen fördern und fordern und bei nächsten Entwicklungsschritten dieses Maß immer wieder neu austarieren und anpassen. Außerdem sind wir angehalten, neben unserem Vollzeitjob in der Familie auch unsere eigenen Ressourcen zu schützen und darauf zu achten, weder auszubrennen noch geistlich zu verkümmern. Das ist mir keineswegs immer leichtgefallen. Diesen Weg beschreibe ich hier. »Morgens Zirkus, abends Theater … und zwischendurch ganz großes Kino« umfasst Familiengeschichten, wie sie das Leben bei uns schrieb. Aufgeführt sind sie hier in chronologischer Reihenfolge. Der letzte Artikel ist in Zusammenarbeit mit meinem Mann entstanden, dem ich für all seine Unterstützung sehr dankbar bin. Die Coronakrise haben wir als Chance gesehen, neue, gemeinsame Wege zu gehen.
Sonntag war früher Putztag
Wenn ich meine Kinder (1, 9, 11, 14) fragen würde, wer am Sonntag freiwillig mit in den Gottesdienst gehen möchte, würde sich, außer dem Baby, garantiert niemand melden. Also fragen wir nicht, sondern legen es einfach fest. Natürlich haben Kinder in dem Alter auch die Möglichkeit, anhand ihrer Körpersprache zu zeigen, dass sie lieber woanders sein wollten. Wovon sie auch reichlich Gebrauch machen.
Wir haben wirklich viele Anreizsysteme und Belohnungen am Sonntag probiert (»Danach machen wir etwas Schönes!«), um unseren Kindern den Gottesdienstbesuch schmackhaft zu machen. Aber es war wohl vergeblich, denn momentan scheint einfach alles, was man am Sonntagmorgen statt eines Gottesdienstbesuches machen könnte, interessanter zu sein.
Da ich selbst nicht in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen bin, wäre es umso wichtiger für meine Kinder, dass sie sonntags in den Kindergottesdienst gehen, da ich nirgendwo gelernt habe, wie ich meinen Kindern den christlichen Glauben weitergeben kann.
Natürlich habe ich einiges dazu gelesen, aber es will sich einfach keine »christliche« Routine in den Alltag (außer dem sonntäglichen Gottesdienstbesuch) einstellen. An meinem Bett hat früher niemand gesessen und gebetet oder Psalmen mit mir gelernt. Ich habe meine Eltern auch nicht zusammen beten sehen. Christliche Feste wurden nicht gefeiert und sonntags war bei uns zu Hause Putztag.
Nun bin ich selbst Mutter und würde gern so vieles anders machen, aber ich habe einfach unterschätzt, wie schwer Rituale sich einüben lassen.
Wir haben zum Beispiel eine Zeit lang jeden Samstagabend ein »Sonntagsbegrüßungsfest« gefeiert. Die »Liturgie« dafür hatte mir eine gute Bekannte gegeben, die dieses Fest regelmäßig mit ihrer Familie (erfolgreich) feiert. Also habe ich es auch versucht. Ich habe schön gekocht und dann um 18 Uhr mit Mann und Kindern eine biblische Geschichte gelesen und eine kurze Andacht gehalten, danach haben wir uns zum Text ausgetauscht, wir haben noch gesungen und gebetet. Gern würde ich sagen, es war wundervoll und wir waren alle vom Geist erfüllt danach.
Stattdessen war ich ab Samstagnachmittag schon total im Stress, denn ich wollte gern pünktlich um 18 Uhr ein besonderes Abendessen auf dem Tisch stehen haben. Dann mussten die Lieder noch mal auf der Gitarre geübt werden und die Andacht vorbereitet werden. Und obwohl ich verschiedene Vermittlungsmethoden ausprobierte, die Kinder fanden fast alles langweilig oder sehr lustig, es war jedenfalls frustrierend. Mein Mann hat bis 18.30 Uhr alles mitgemacht, aber dann begann die Sportschau und auch er wurde unruhig. Also haben wir nach ein paar Monaten das Fest gecancelt.
Inzwischen habe ich gemerkt, dass unsere Kinder sehr wohl an christlichen Themen interessiert sind. Die Fragen kommen dann nicht am Samstagabend vor der Sportschau oder sonntagmorgens im Kindergottesdienst, sondern beim gemeinsamen Essen oder wenn sie von der Schule kommen. Aktuell sind Fragen zum Thema Freundschaft und erstes Verliebtsein en vogue. Die immer wiederkehrende Frage »Wie hast du Papa noch mal kennengelernt und wie wusstest du, dass er der Richtige ist?« wird nun ergänzt durch detaillierteres Nachfragen wie »Du hättest Papa wirklich nicht geheiratet, wenn er kein Christ gewesen wäre? Krass!«.
Nichtsdestotrotz, der Sonntag bleibt ein Familientag und beginnt mit einem Gottesdienst, auch wenn der nicht immer vergnügungssteuerpflichtig ist. Es ist ja auch gut für die Kinder, wenn die Eltern mal auftanken dürfen.
Kundenstimmen
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25.02.2021Laura Blaschko Familie und Glauben at its best
Am Anfang dachte ich, na ja, ein Erlebnisbericht einer gestreßten Mutter, wie es nun mal ist. Witzig und spritzig geschrieben.
Dann kam Neugier und auch manchmal Neid dazu. Wie hat sie das nur geschafft? Struktur und Kommunikation immer wieder in der Familie und als Partner, das scheint ein Geheimnis aller glücklichen Familien zu sein.
In zwei
Tagen meiner COVID Quarantäne habe ich das Buch mit zunehmendem Interesse gelesen. Und manchmal blieb mir der Mund offen stehen, weil ich dachte, das es das heute gar nicht mehr gibt, zB die Anforderungen an eine christliche WG, grins. Nun hatte ich eher schmerzliche Erfahrungen aus meinem streng katholischen Elternhaus im provienziellen Westen. Für mich war es eine Befreiung, diese katholischen Fesseln loszuwerden. Dennoch arbeitete ich später viel in der ökumenischen Kirche oder im Ausland. Und fand dort ähnliche Ansätze wie die Autorin. Den Lebensweg der Autorin fand ich im letzten Kapitel sehr spannend und läßt mich sehr nachdenklich zurück. Ost und West - soviel ist da noch unentdeckt und nicht ausgesprochen. Am liebsten würde ich sie in meinen Salon einladen und ihr ganz viele Fragen stellen. Mehr kann ein Buch ja kaum bewirken, daher: absolut lesenswert!
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25.02.2021Alexandra Kuhn Ein Vergnügen
Ein großartiges Buch - habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Sehr zu empfehlen!
25.02.2021Wonderwoman Ein wunderbares kleines Buch über den ganz normalen Wahnsinn, wie ihn nur Familie liefern kann. Jene, die selbst Kinder haben, werden sich wieder und auch Trost finden, dass es bei anderen genauso chaotisch zugehen kann wie bei einem selbst. Und jene, die keine Kinder haben, werden nicht entmutigt, weil man durch alle Zeilen liest, dass sich das ganze "Theater"
und der "ZIrkus" lohnt, weil es einfach unbezahlbar ist.
Interessant auch, dass die Autorin den Weg zur Hausfrau und Mutter ja nicht in die Wiege gelegt bekam, sondern den Weg dorthin selbst gefunden hat als bewusste Entscheidung.
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25.02.2021h.hoyer Erfrischender Schreibstil
Der ganz normale Familienwahnsinn grossartig in Worte gefasst und wie auf dem Cover angemerkt "humorvoll, ehrlich und intelligent. Die Erfahrungen der Autorin gerade im Bereich Erziehung stimmen "hoffnungslos zuversichtlich". Diese Art zu schreiben erinnert mich etwas an J. D. Salinger :-). Sehr empfehlenswert!
25.02.2021Myriam Jochum Sehr amüsant
Der Familienzirkus im Hause Kürschner hat mir beim Lesen großen Spaß bereitet. Die Einblicke in den Familienalltag im Pfarrhaus sind sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Es ist ein persönliches Buch, bietet aber dennoch oder gerade deshalb viel Projektionsfläche und läd zum Schmunzeln und Nachdenken ein!
25.02.2021Daniela T. Kaufempfehlung
Ein tolles Buch - musste oft schmunzeln und herzhaft lachen.
Die Autorin hat es mit ihrer spritzigen, teilweise ironischen Schreibweise geschafft ein (für mich eher trockenes Thema) spannend zu erzählen.
Empfehlenswert gerade auch für nicht christlich denkende / lebende Menschen.
Habs in einem Rutsch durchgelesen.
Klare Kaufempfehlung
25.02.2021Barbara Tauber leicht und witzig
Ein Buch, das den immer wieder kehrenden Spagat von Müttern in ganz persönlichen Geschichten zum Ausdruck bringt. Den Titel: Morgens Zirkus, abends Theater und dazwischen ganz großes Kino finde ich phänomenal. Es ist ein Buch mit vielen lustigen Anekdoten, das ich gerne gelesen habe – wenn es mir persönlich auch oft zu fromm war.
16.02.2021Helmut Matthies, Vorsitzender der Evangelischen Nachrichtenagentur idea Es gibt mittlerweile viele christliche Ratgeber zu Ehe, Familie und Erziehung. Die meisten kommen aus dem evangelikalen Milieu in den USA und zeichnen sich mehr durch Wunschvorstellungen als durch realistische Schilderungen und entsprechende Tipps aus. Umso erfreulicher das Buch von Janina Kürschner: „Morgens Zirkus, abends Theater ... und zwischendurch ganz großes Kino.“ Die Stärke dieses Buches ist, wie der
Alltag einer Familie in Potsdam alltagsnah, humorvoll und mit zahlreichen Anekdoten beschrieben wird. Ohne heile Weltromantik oder biblische Idealmodelle. Da geht es darum, wie man den Medienkonsum der Kinder drosselt und ihnen im atheistischen Umfeld den christlichen Glauben nahe bringt. Während auch in Gemeinden propagiert wird, es sei kein großes Problem, Kinder, Ehe und Karriere zu vereinbaren, macht die erfolgreiche Volkswirtin eine ganz andere Erfahrung. Eindrücklich ihr Bericht, wie sie als Fundraiserin für eine Entwicklungshilfeorganisation kurz vor einer Spendengala ihr viertes Kind auf dem Arm hat, um es zu stillen. Sofort spürt sie, wie irreal die Situation ist und fragt sich: „Was mache ich hier eigentlich?“ Diese Doppelbelastung von Erwerbstätigkeit und Familie konnte nicht Gottes Willen sein! Sie gibt ihre Stelle auf und ist glücklich mit der Erziehung ihrer Kinder wie als Pfarrfrau, denn „Muttersein ist auch heute noch ein Vollzeitjob“.
Da zwei der vier Kinder (6, 14, 16, 19) fast erwachsen sind, kann sie inzwischen zwei Tage von zu Hause aus als Berufsberaterin wirken. Zusammen mit ihrem Ehemann ist sie ungewöhnlich missionarisch engagiert im heidnischen Millionärsviertel der ohnehin mondänen brandenburgischen Landeshauptstadt. Sie laden zusammen mit einem befreundeten Ehepaar fünfmal im Jahr zum „Salon in Potsdam“ ein. In einem großen Wohnzimmer wird nach einem kurzen Referat über Gott und die Welt diskutiert.
Die meisten Beiträge des Buches sind zuvor bereits in IDEA erschienen. Für mich ist es das originellste und hilfreichste Buch für Kindererziehung und Familie.
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