Er hatte den Kopf gehoben und sie im selben Moment gesehen, in dem sie ihn auf ihrem Weg zum Fluss entdeckt hatte. Doch er hatte sie nicht weiter beachtet und sich wieder seiner Futtersuche gewidmet. Sie hatte ihr Stativ auf einer Erhebung aufgestellt, um größer auszusehen und im Fall der Fälle schneller fliehen zu können.
Sie wollte eine Großaufnahme von dem Tier. Dafür hatte sie ihren Telekonverter. Sie konnte ein gestochen scharfes Bild von ihm machen, ohne sich noch unmittelbarer in Gefahr zu begeben. Wenn die Bäume nicht gewesen wären, hätte sie sogar aus mehreren hundert Metern atemberaubende Bilder schießen können.
Durch den Sucher wählte sie den passenden Hintergrundausschnitt für das majestätische Tier – den Fluss, die Bäume, die Felsen. Ja, genau so! Der Fluss war die perfekte Kulisse und verlieh dem Bild die nötige Tiefe.
Die vortretenden Muskeln des Bären strahlten eine ungezähmte Kraft aus. So etwas hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie aus der Nähe gesehen. Adrenalin strömte durch ihre Adern. Sie wollte, dass andere beim Anblick dieser Bilder die gleiche nervöse Energie spürten wie sie, allein mit diesem riesigen und gefährlichen Tier.
Der Fluss untermalte den Augenblick mit seinem Rauschen und weckte Kindheitserinnerungen. Erst das Brummen des Bären holte Harper in die Gegenwart zurück. Sie fand, er klang glücklich und zufrieden. Während sie tief den Duft der Kiefernnadeln einatmete, nahm sie eine leichte Spur des Schwefelgeruchs von den Geysiren im nahegelegenen Yellowstone-Nationalpark wahr.
Nach einigen weiteren Fotos machte sie eine Pause, den Finger auf dem Auslöser. Nur noch wenige Bilder, dann würde sie die Speicherkarte wechseln müssen. Einige zu löschen, kam nicht in Frage. Lücken bei den Metadaten konnten dazu führen, dass alle Bilder in Frage gestellt und letztendlich vor Gericht nicht zugelassen wurden. Das hatte sie auf die harte Tour gelernt.
Allerdings ging es hier ja nicht mehr um die Art von Bildern, die sie beruflich gemacht hatte. Sie musste sich nicht mehr einzig und allein auf den Ort, das Indiz und die Position konzentrieren, sondern hatte jede künstlerische Freiheit.
Harper riss sich gewaltsam von den Erinnerungen los. Seit damals war ein ganzes Jahr vergangen. Warum musste sie ausgerechnet jetzt daran denken? Keine Gewaltszenen, hatte ihr Therapeut gesagt. Und definitiv keine Tatorte von Verbrechen. Sie war seinem Rat gefolgt.
Jetzt fotografierte sie in der Natur. Wo es friedlich war und ruhig. Kein Blut und keine Leichen.
Die Sonne sank tiefer und zwang sie, ihre Kamera auf das schwächere Licht einzustellen. Sie konzentrierte sich auf die Augen des Bären. Vielleicht würde er ja noch etwas anderes machen, zum Beispiel trinken, oder eine interessante Pose einnehmen. Sie hatte keine Angst. Schließlich hatte sie ihr Bärenspray dabei.
Und ich weiß auch, wie man es benutzt.
Trotzdem sollte sie ihr Glück nicht überstrapazieren, indem sie zu lange blieb.
Sie verfolgte den Bären, der jetzt am Flussufer entlangtapste, und drehte die Kamera auf dem Stativ nach links. Nach so viel Übung beherrschte sie den Kameraschwenk perfekt. Aber der Bär bewegte sich weiter und verschwand hinter einem großen Felsen.
Harper blickte sich um. Sollte sie die Kamera neu positionieren, um noch mehr Aufnahmen zu machen?
In ihrer Hosentasche summte ihr Smartphone.
Was? Sie hatte hier oben Empfang? Wahrscheinlich war es eine Nachricht von Emily, die wissen wollte, warum sie noch nicht zurück war. Ihre Schwester hatte sie ursprünglich bei dieser Wanderung begleiten wollen, aber dann hatte sie sich damit entschuldigt, dass sie an ihrem neuesten Krimi weiterarbeiten müsse. Harper grinste. Das stimmte zwar, aber Emily wollte bestimmt auch ihre Blasen und ihren Muskelkater von den letzten Ausflügen mit ihr auskurieren.
Harper hatte die Hand schon ausgestreckt, um das Handy hervorzuziehen, als ein pinkfarbener Farbfleck ihre Aufmerksamkeit erregte. Durch den Sucher ließ sie ihren Blick über die andere Flussseite wandern.
Da entdeckte sie eine Frau, die sich mit den Armen einen Weg durchs Gebüsch bahnte und sich durch das dichte Unterholz kämpfte. Ihr Mund stand offen. Schrie sie? Der Fluss übertönte auf diese Entfernung jedes Geräusch.
Harpers Herz hämmerte. Sie zoomte die Frau näher heran. Instinktiv drückte sie auf den Auslöser.
Das Gesicht der Frau war vor Entsetzen und nackter Angst ganz verzerrt. Sie warf einen kurzen Blick hinter sich. Sie flüchtete vor etwas! Wovor?
Harper bewegte die Kamera erneut, um die Frau im Sichtfeld zu behalten. Klick. Sie sollte die Polizei rufen. Wenn die Fremde in Gefahr war, konnte sie nicht hier stehen und tatenlos zusehen. Mit ihrer freien Hand tastete sie nach dem Mobiltelefon, bevor sie wieder durch den Sucher spähte. Ihr Atem stockte. Ein Mann mit einem Gewehr! Er war mindestens vierhundert Meter weit weg und schaute durch sein Zielfernrohr. Beobachtete er die Frau nur oder verfolgte er böse Absichten?
Harper wählte den Notruf. Der Anruf ging nicht durch. So ein Mist, eben hatte sie doch noch Empfang gehabt!
Sie richtete die Kamera wieder auf die Frau und vergrößerte das Bild.
Die Augen der Frau weiteten sich voller Entsetzen. Dann … ein leerer Blick.
Harpers Herz wollte stehen bleiben, als die Frau mit dem Gesicht nach unten auf den grasigen Boden sackte.
Der Widerhall des Schusses drang an Harpers Ohren.
Sie wurde so starr wie der Fels neben ihr, dabei schrie alles in ihr danach, sich umzudrehen und wegzulaufen. Wie damals. Sie wollte vor dem Verbrechen fliehen, das vor ihren Augen verübt worden war.
Nein! Dieses Mal musste sie stark sein. Sie musste das tun, was sie vor langer Zeit hätte tun sollen. Bleiben. Die Augen offen halten. Die Zeugin sein, die gegen den Mörder dieser Frau würde aussagen können.
Beweise während der Tat festhalten und nicht erst im Nachhinein Indizien sammeln.
Sie richtete ihre Kamera auf den Mörder und drückte den Auslöser. Nach ihm würde überall gefahndet werden. Mit einer solch grausamen Tat durfte niemand ungestraft davonkommen!
Er drückte das Gesicht immer noch an die Waffe und spähte durch das Zielfernrohr. Seine Kappe hatte er sich tief ins Gesicht gezogen. Schatten lagen auf dem einzigen nicht verdeckten Teil. Sie machte ein letztes Bild, dann war der Speicherplatz voll.
Für den Fall, dass diese Fotos als Beweismittel gebraucht werden würden, musste sie sich unbedingt an die Vorschriften halten. Mit zitternden Fingern holte Harper die Speicherkarte aus der Kamera und steckte die neue Karte hinein. Obwohl ihr Puls raste, befestigte sie die Kamera schnell wieder auf dem Stativ und schwenkte sie, um den Mann wiederzufinden. Er kam jetzt näher und marschierte auf sein Opfer zu. Sein Gesicht war immer noch hinter dem Gewehr verborgen. Harpers Frustration schäumte fast über. Sie konnte kein sauberes Bild von dem Mörder bekommen. Trotzdem würde sie die neue Speicherkarte mit Bildern von ihm füllen. Sie würde so viele Details wie möglich festhalten.
Verängstigt davonzulaufen, war keine Option. Sie wollte kein weiteres Mal schuld daran sein, dass der Gerechtigkeit nicht Genüge getan werden konnte.
Komm schon! Nimm diese Kappe ab. Lass das Gewehr sinken. Ich brauche ein Bild von dir.
Plötzlich hielt er inne. Wollte er nicht überprüfen, ob sein Opfer tot war?
Nein. Er blieb stehen. Regungslos. Lauernd.
Ein Jäger.
Worauf wartete er?
Er verlagerte das Gewehr auf seiner Schulter und drehte es.
Offenbar hatte er den Bären entdeckt. Den Grizzly unten am Fluss hatte Harper völlig vergessen. Dass er beim Knall des Schusses nicht weggelaufen war, überraschte sie. Würde der Mörder jetzt auch noch das Tier töten?
Lauf, Bär!
Harper wollte es am liebsten laut rufen. Ihre Hand auf der Kamera war vor Angstschweiß ganz feucht. In der anderen hielt sie immer noch das nutzlose Handy.
Der Bär wandte sich vom Fluss ab, als hätte er ihr stummes Flehen gehört, und trottete in den Wald hinein.
Ein eisiger Schauer lief ihre Beine entlang, breitete sich in ihrem Bauch aus und kroch über ihren Rücken. Der Wind drehte sich. Ein Gefühl, das sie als Kind schon einmal erlebt hatte, erfasste sie. Sie befand sich in Lebensgefahr.
Harper schoss ein weiteres Foto, aber auch das würde nicht genügen, um den Mörder zu identifizieren. Ein paar Sekunden musste sie noch aushalten, nur so lange, bis sie wenigstens ein Bild hatte, auf dem er klar zu erkennen war.
Aber er hob jetzt das Suchfernrohr von dem Bären, als suche er noch etwas anderes. Sein Gewehrlauf wanderte nach oben. Höher und höher, bis der Lauf auf sie gerichtet war. Er schaute sie direkt an! Hatte sie im Visier. Sie sah ein zusammengekniffenes Auge im Schatten seiner Kappe.
Der Mörder beobachtete sie.
Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren. Jeden Moment könnte sie von einer Kugel durchbohrt werden.
Wie festgewurzelt stand sie da. Sie würde sterben. Hier. Jetzt. Das hatte sie davon, dass sie versucht hatte, das Richtige zu tun! Nur, weil sie die Zeugin hatte sein wollen, die sie damals nicht gewesen war.
Setz. Deine. Beine. In. Bewegung!
Lauf!
Aber die Bilder!
Sie riss ihre Kamera vom Stativ und gab dabei noch kostbare Momente mehr wie eine Idiotin eine perfekte Zielscheibe ab. Schnell wich sie zurück. Statt zu laufen, ließ sie sich auf die Knie fallen und kroch hinter einen Felsen. Sie musste ihren Atem beruhigen.
Harper spähte um den Felsen herum und schaute wieder durch ihre Kamera. Ohne das Stativ sah sie durch das schwere Teleobjektiv nur unscharf. Sie konnte den Mörder nicht entdecken. Das Zittern ihrer Hände erschwerte die Suche. Es hatte keinen Zweck. Sie würde keine Gelegenheit mehr bekommen, ihn zu fotografieren. Außerdem musste sie sich schleunigst in Sicherheit bringen.
Harper kroch über die Kiefernnadeln, um im Wald unterzutauchen. Sie krabbelte vorwärts, bis die Bäume so nahe nebeneinander standen und das Unterholz so dicht war, dass er sie selbst mit seinem Zielfernrohr nicht mehr würde ausmachen können. Hoffentlich. Dann rappelte sie sich hoch und begann zu rennen. Harper lief weg. Wie damals. Nichts hatte sich geändert oder würde sich je ändern.
Keuchend und mit rasendem Puls konnte sie zwischen den Bäumen den Wanderpfad ausmachen. Nur noch ein kurzes Stück.
Sie stolperte über einen Ast, den sie wegen der dichten Nadeldecke nicht gesehen hatte. Es ging so schnell, dass sie den Sturz nicht abfangen konnte. Ein Schrei entfuhr ihr, als sie mit vollem Schwung gegen die raue Kante eines Felsens prallte. Stechende Schmerzen schossen durch ihren Körper. Ihre Kamera rutschte ihr aus der Hand und fiel klappernd in einen tiefen Felsspalt.
Es war doch ein Fehler gewesen.
MONTAG, 19:43 UHR, BRIDGER-TETON NATIONAL FOREST
Der Gewehrschuss irgendwo in der Ferne beunruhigte Heath McKade nicht. In Wyoming, dem Bundesstaat mit den meisten Schusswaffen, hörte man oft Schüsse. Hier trug fast jeder eine Waffe, weniger zum Schutz vor Zweibeinern als vor Vierbeinern. Zum Selbstschutz und zur Jagd.
Nein, der Schuss war nichts Ungewöhnliches, aber der Schrei, der nur wenige Sekunden vorher zu hören gewesen war, schon. Dieser Schrei hatte gefährlich nah geklungen. Andererseits wurde in diesen Bergen der Schall kilometerweit getragen.
Heath war mit seinen Gästen von der Emerald M Ranch, die einige Nächte im Waldcamp verbrachten, zu einer Tagestour unterwegs. Schnell zählte er die Anwesenden durch. Sie hatten am Ufer des Grayback River die atemberaubende Landschaft genossen und waren gerade auf dem Weg zu ihren Pferden, um ins Camp zurückzureiten. Es war schon ziemlich spät, weil zwei Jugendliche auf eigene Faust losgezogen waren und Heath die Jungen hatte suchen müssen. Als Eigentümer der Ranch und Guide der Gruppe war er für die Sicherheit seiner Gäste verantwortlich. Das war normalerweise ein Kinderspiel, solange sich alle an die Regeln hielten. Heute wurde seine Geduld allerdings auf eine harte Probe gestellt.
Schnell schwang er sich auf sein Pferd Boots und lauschte angestrengt.
Außer ihm schien niemand etwas Ungewöhnliches gehört zu haben. Aber die anderen waren auch noch weiter unten am Fluss, wo man nicht mal sein eigenes Wort verstehen konnte.
Heath steuerte mit Boots auf den Pfad zu, der bergauf führte.
»Wohin willst du?«, rief Leroy, der bei den Pferden stand.
»Ich habe einen Schrei gehört. Ich muss nachsehen, ob etwas passiert ist.«
»Du glaubst, dass du in einem Wald, der über zehntausend Quadratkilometer groß ist, jemanden findest?«
Heath zügelte Boots. Er konnte sich darauf verlassen, dass Leroy die Gästegruppe sicher ins Camp zurückbringen würde. »Nein«, erwiderte er. »Aber es hörte sich an, als wäre die Frau nicht weit entfernt. Reite du mit den anderen ins Camp voraus. Falls ich deine Hilfe brauche, melde ich mich.« Heath deutete auf das Funkgerät.
Leroy Miller war zwanzig Jahre älter als Heath. Er war ein erfahrener Rancharbeiter, aber an die Arbeit auf einer Gästeranch – Touristen durch die Wildnis zu führen – hatte er sich erst gewöhnen müssen, als ihn Heath vor fünf Monaten eingestellt hatte.
»Klar.« Leroys Miene verriet, dass er glaubte, Heath hätte sich den Schrei nur eingebildet.
Konnte er recht haben? Seit er vor neun Monaten von einem Mann, dem er sein Leben lang vertraut hatte, angeschossen worden war, war er nicht mehr derselbe.
»Heath, überlass das mir und kümmer du dich um deine Gäste.«
Er hätte Leroy auf die Suche schicken können, aber der kannte sich in dieser Gegend nicht halb so gut aus wie er. Er kannte den Bridger-Teton National Forest wie seine Westentasche und hatte schon als Kind und Jugendlicher viel Zeit hier verbracht.
Heath ließ Leroy stehen und trieb Boots den Pfad hinauf. »Nein, ich reite.«
Er wollte keine Zeit mit einer Diskussion verschwenden. Wenn jemand in Not war, kam er vielleicht sowieso schon zu spät.
»Sei vorsichtig!«, rief Leroy Heath noch nach. »Ich will nicht die ganze Nacht nach dir suchen müssen!«
Heath trieb Boots an und beschloss, den Wanderpfad abzusuchen. Normalerweise blieben die Touristen auf den Wegen. Vielleicht war jemand gestürzt. Bald schon würde die Sonne hinter den Bergen untergehen. Er wollte die Frau finden, solange er noch Tageslicht hatte. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert! Im besten Fall war sie einfach selbst wieder auf die Beine gekommen und hatte ihre Wanderung fortgesetzt.
Aber der Schrei war so durchdringend gewesen! Heaths Magen zog sich zusammen. Seine Remington-Vorderschaft-Repetierflinte steckte in der Gewehrtasche am Sattel, deshalb legte er die Hand auf seine 44er Magnum, um für einen potenziellen Nahkampf gerüstet zu sein. Er hoffte, dass es nicht dazu kommen würde, aber er war oft genug in Gefahrensituationen gewesen und wusste, wie entscheidend es war, immer vorbereitet zu sein.
Geistig und körperlich.
»Na los, komm schon, Boots!«
Er lenkte das Pferd ungefähr einen Kilometer den Weg hinauf. Dann stieß er auf den Pfad, der den Red Rock Hill umrundete und zu einer Weggabelung führte. Dort entschied er sich für den Wanderpfad. Die Ranger wollten keine Pferde auf diesen Wegen, aber es konnte sich schließlich um einen Notfall handeln und zu Fuß würde er viel zu lang brauchen.
Heath, der Held, der Retter in der Not! Na klar!
Er ritt weiter bergan und suchte das Gelände mit den Augen ab. Er wünschte, er hätte Rufus und Timber dabei. Sie hätten mit ihren Spürnasen sofort die Fährte aufgenommen.
»Hilfe!«
»Brr.« Boots blieb gehorsam stehen. Der Hilferuf war so leise gewesen, dass Heath ihn fast nicht gehört hätte. »Hallo? Ist da jemand?«
Schnell glitt er vom Pferd. Boots hob den Kopf sowie seinen Schweif und schnaubte. Er stapfte mit den Hufen auf. Spürte der Hengst, dass jemand verletzt war?
»Ruhig, Junge.« Obwohl das Pferd gut ausgebildet war, band Heath es vorsichtshalber an eine weißstämmige Kiefer.
Heath ließ seinen Blick durch den immer dunkler werdenden Wald wandern. Neben dem Wanderpfad fiel das Gelände steil zum Grayback River hin ab. Der Waldboden war von Steinen übersät und von Wurzeln durchzogen, die überall aus der Erde ragten. Hier konnte man leicht ins Straucheln geraten und dann auf den Kiefernnadeln abrutschen.
Mit langsamen, sicheren Schritten stieg er den steilen Abhang hinab. »Ich will Ihnen helfen. Wo sind Sie?«
Hinter ihm ertönte aus nächster Nähe ein tiefes Knurren. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Die Ermahnungen, die er als Kind von seinem Vater bekommen hatte, schossen ihm durch den Kopf.
Haltet mindestens hundert Meter Abstand zu Bären! Geht nicht allein in den Wald! Nur in Gruppen! Macht viel Lärm! Weicht langsam zurück! Auf keinen Fall dürft ihr weglaufen! Verlasst sofort das Gebiet und gebt dem Bären mehr Raum!
Vielleicht hatte ihn der Bär noch nicht gesehen. Dann könnte er langsam zurückweichen.
Oder stand das Tier direkt hinter ihm?
Er blieb stehen und drehte langsam den Kopf.
Kundenstimmen
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22.06.2022Märchens Bücherwelt Im 2.Teil der McKade Brüder wird die Geschichte von Heath erzählt. Auch hier geht es äußerst rasant zu, denn zu dem Mord, den seine Jugendfreundin Harper mit angesehen hat, auf der Flucht vor dem Mörder aber sämtliche Beweismittel verliert, kommen noch zahlreiche Bombenanschläge in dem kleinen, bislang ruhigen Ort.
Und ausgerechnet Heath, ein so liebenswerter, hilfsbereiter Mensch, der versucht durch
die Besucherranch die schlimmen Erlebnisse in der Kindheit zu verarbeiten, soll sich nun um Harper kümmern. Er ist zerfressen von Selbstzweifeln, denn seine bisherigen Hilfestellungen hatten immer einen dramatischen Ausgang. Doch auch Harper durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, der Vergangenheit und die ständige Gefahr, die überall lauert und die sie auch zu spüren bekommt, machen es ihr schwer, Entscheidungen zu treffen. Ich hab so mitgefühlt, wie sie nicht nur mit dem Erlebten fertig werden muss, obwohl sie bereits ein Trauma erlebt hat, und zudem noch alle an ihrer Aussage zweifeln, weil die Beweise nicht vorhanden sind. Wie sie damit umgeht und trotz allem so kämpft macht sie umso sympathischer.
Genau diese Mischung aus Zweifeln, Hoffnung, Vertrauen und gleichzeitiger Gefahr und Vergangenheitsbewältigung machen dieses Buch so besonders. Durch die Beschreibungen der jeweiligen Orte, Vorkommnisse, Verhöre, plötzlicher Anschläge hat man das Gefühl ein Teil der Geschichte zu sein und spürt diese nervliche Anspannung, die emotionale Zerrissenheit.
Auch wenn in diesem Teil der Glaube nicht ganz so ausgeprägt wie im ersten ist, so ist dennoch genau an den richtigen Stellen eingearbeitet, gerade wenn die Frage des Warums auftaucht.
Der Täter taucht ziemlich schnell auf, doch das gefiel mir, denn so wurde der Spannungsbogen noch größer, weil man als Leser gerne warnen möchte und hofft, dass sie es auch noch rechtzeitig merken.
Das Ende war überraschend, damit hab ich gar nicht gerechnet, fand es teilweise allerdings etwas zu viel und abstrus, denn die Begründung für alles blieb doch etwas unklar. Einige Dinge wiederholen sich auch häufig, besonders Heath Selbstzweifel, interessant ist aber, dass in jeder Geschichte ein weiterer Bruder auftaucht, um den es dann im nächsten Teil geht.
Der Titel ist interessant gewählt und klingt für mich aufgrund der Fotografie Vorliebe von Harper erklärend, ebenso wie die Cover Wiedererkennungswert haben und doch genug für die Frage nach dem Inhalt überlässt und dementsprechend Lust auf mehr bereitet.
Der kurze Einblick in das Leben des 3.Bruders ist geheimnisvoll und so freue ich mich jetzt auch auf den Abschlussband.
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23.04.2022annislesewelt Harper Reynolds ist Tatortfotografin, doch aufgrund ihres Burnouts auf Naturfotografie umgestiegen, und so reist sie mit ihrer Schwester durch Amerikas wundervolle Wildnis
Harper sucht auf dieser Reise Abstand zu ihrem Beruf und freut sich tolle Naturfotos machen zu können.
Ihre Schwester begleitet sie, denn sie möchte gerne an den Ort ihrer Kindheit und ihr altes Zuhause wieder sehen.
Das ist nämlich ganz
in der Nähe.
Harper möchte das eigentlich gar nicht, denn sie verbindet traumatische Erinnerungen mit dem Ort.
Unabhängig davon bleibt es aber nicht bei einem entspannten Urlaub. Harper wird Zeugin eines Mordes als sie einen Grizzly fotografieren möchte. Sie flieht nach dem sie die grausam Tat fotografiert hatte und verliert in ihrer Angst ihre wertvolle Ausrüstung.
Doch es wird keine Leiche gefunden und auch Harpers Bilder bleiben verschwunden. Die meisten glauben ihr nicht und der Fall wird zu den Akten gelegt.
Aber Harper weiß das der Mörder sie gesehen haben muss und es bestätigt sich als sie selbst in Gefahr gerät.
Doch Heath, den Harper noch aus ihrer Kindheit kennt, steht ihr zur Seite. Er ist einer der wenigen der ihr glaubt und er möchte nicht nur den Fall aufklären, er ist bei der örtlichen Polizei, sondern auch Harper schützen.
Die beiden kommen sich dabei immer näher und dieses knistern zwischen den beiden mochte ich sehr.
Bei aller Gefahr gibt es die süßen Momente.
Auch in diesem Buch hat Elizabeth Goddard die christlichen Werte gut einfließen lassen und die ganze Geschichte hat mich stark gefesselt.
denn es geht nicht nur um den Mord sondern auch um Harpers ganz persönliche Vergangenheit.
Es passiert viel in diesem Buch und es bleibt bis zum Schluss spannend. ich konnte nicht aufhören zu lesen und bin froh und dankbar das es im christlichen Bereich immer mehr Krimis gibt.
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28.11.2020claudi-1963 "Der Herr ist eine starke Festung: Wer das Rechte tut, findet bei ihm sichere Zuflucht." (Spr. 18, 10)
Harper Reynolds braucht eine Auszeit als Tatortfotografin, weshalb sie sich nun der Naturfotografie widmet. Während ihres Besuchs in der alten Heimat Wyoming beobachtet sie beim Fotografieren eines Schwarzbären durch Zufall den Mord an einer jungen Frau. Bei der Flucht verliert sie allerdings
ihre Ausrüstung und damit die einzigen Beweisfotos. Als der Sheriff und sein Team keine Leiche finden, bezweifeln sie Harpers Beobachtungen. Doch Harper lässt sich nicht so schnell abwimmeln und ermittelt auf eigene Faust. Lediglich Heath McKade glaubt ihr und unterstützt sie. Nach einem Anschlag auf Harper versucht er sie nun vor dem Täter zu beschützen. Doch keiner der beiden ahnt, in welches Wespennest sie gestochen haben.
Meine Meinung:
Nach "Das Verschwinden der Jamie Mason" ist dies nun der zweite christliche Abenteuerroman über die Gebrüder McKade. Erneut ist der Schreibstil wieder spannend, romantisch und mit christlichen Wertenvorstellungen versehen. Während es beim letzten Mal um Austin ging, betrifft es diesmal seinen Bruder Heath. Inzwischen hat er seine Gästeranch soweit ausgebaut, sodass er Gruppen bei sich beherbergen kann. Zudem arbeitet er ehrenamtlich als Hilfssheriff. Die Begegnung Harpers ist für Heath sehr überraschend, den seine Jugendfreundin ist kurz nachdem Tod des Vaters weggezogen. Dass sie sich nach der langen Zeit wiedersehen würden, ist für beide unverhofft. Doch noch immer scheinen sie etwas für einander zu empfinden. Jedoch haben beide in den letzten Jahren viel Leid und Schmerz durchgemacht, den sie noch nicht verarbeitet haben. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie Schwierigkeiten haben, sich anzunähern. Doch da Harper und mit ihr sogar ihre Schwester Emily in Gefahr schweben, versucht Heath alles, um sie zu schützen. Leider kann er den Täter nicht davon abhalten, weiter zu agieren. Wie schon in ihrem letzten Buch geht es diesmal wieder um eine abenteuerliche, spannende Geschichte und gekoppelt mit einer romantischen Liebe. Doch im Gegensatz zum ersten Band blieben für mich viele Fragen zur Motivation des Täters offen. Selbst am Ende fehlte mir eine genauere Aufklärung der Mordmotive. Das, was die Autorin dem Leser bietet, war mir etwas zu flach und oberflächlich. Da hätte ich mir deutlich mehr Aufklärung gewünscht. Besonders da sie immer wieder Einblicke in die Gedankenwelt des Täters bietet. Ich finde, da hätte man schon detaillierter das Motiv einfließen lassen können. Die Charaktere dagegen haben mir wieder gut gefallen, selbst wenn sie wieder sehr zurückhaltend und zaghaft sind. Die sympathische, ehrgeizige Harper wirkt auf mich sehr sensibel und belastet, was sicher durch die schlimme Vergangenheit und an ihrer Arbeit liegt. Sie lässt alles einfach zu sehr an sich heran, weshalb sie die Beobachtungen im Wald auch nicht kaltlassen. Heath ist ähnlich durch die Vergangenheit geprägt und verletzt. Trotzdem ist er ein verantwortungsbewusster, ehrlicher und bescheidener Mensch. Beide passen für mich sehr gut als Paar zusammen, doch leider stehen sie ihrer Liebe selbst sehr oft im Wege. Zudem bemerkenswert fand ich den ehrgeizigen Sheriff Taggart, die gläubige, herzliche Haushälterin Evelyn und Nachbarin Lori, die überaus hilfsbereit ist. Selbst wenn der zweite Band für mich ein wenig schwächelt, gebe ich ihm noch 4 von 5 Sterne.
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23.11.2020Smilla507 auf lovelybooks.de Spannung meets romance
Ohne, dass ich es bewusst wahrgenommen habe, habe ich mit dem zweiten Band begonnen, bin aber glücklicherweise gut damit zurecht gekommen. Der Krimi liest sich in sich abgeschlossen. An manchen Stellen lässt sich erahnen, dass es eine Vorgeschichte gibt, die um Heath McKades Bruder Austin geht. Von dem bekommt man jedoch wenig mit, im Gegensatz zu Heaths
anderem Bruder Liam, der gegen Ende des Krimis eine kleine Rolle bekommt. Was man wissen muss, wird nebenbei eingeflochten.
„Mach nie die Augen zu“ hat sich super flüssig lesen lassen. In kürzester Zeit konnte ich mich richtig in der Handlung festlesen und durch die Seiten fliegen. Harper Reynolds mit ihrer Vergangenheit hat mich dabei am meisten gefesselt. Als vom Dienst beurlaubte Tatortfotografin wird sie Zeugin eines Mordes, als sie im Nationalpark Fotos schießt. Sie weiß genau, worauf sie achten muss, während sie auf den Auslöser drückt. Unglücklicherweise wird sie anschließend von einem Grizzly überrascht und verliert Ausrüstung und SD-Karte. Trotzdem ist sie nun eine wichtige Zeugin und gerät nun selbst immer wieder in Lebensgefahr. Von Hilfssheriff Heath erhält sie Hilfe und Unterstützung.
Harpers Trauma, das sie ihrem Job und einem Ereignis in ihrer Kindheit zu verdanken hat, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ständig mit krassen Tatortszenen konfrontiert zu sein, den Fokus darauf zu legen, nicht wegsehen dürfen und sich anschließend beim Sichten nochmals damit auseinander setzen zu müssen, ist sehr schwer. So etwas muss immer wieder verarbeitet werden, was ich aus eigener Erfahrung weiß. Und so wird sie nicht nur Zeugin des Mordes sondern muss sich zugleich ihrem Trauma und ihrer Vergangenheit stellen.
Auch Heath hat in seiner Vergangenheit viel durchgemacht und muss, ebenso wie Harper, damit zurechtkommen. Gemeinsam gehen sie diese Schritte im Vertrauen auf Gott, das in Harpers Fall noch wächst.
Die Autorin hat in diesem Krimi m. E. einiges an Einfallsreichtum geboten, was ihn spannend macht. Gegen Ende wurde es jedoch vorhersehbar, der Täter ist dann recht offensichtlich (finde ich). Auch ein wenig mehr Hintergründe zu den Opfern hätte ich gern am Ende noch gehabt ... Trotzdem ist die Autorin für mich eine tolle Neuentdeckung und ich freu mich auf den dritten Band mit Heaths Bruder Liam.
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20.11.2020Franziska In diesen Krimi von Elizabeth Goddard Geht es um einen Mordfall, der der nicht stattgefunden haben soll. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Harper und Heath, die sich aus Kindheitstagen kennen und nun durch verschiedene Umstände sich wieder treffen. Gemeinsam versuchen Sie herauszufinden was hinter diesen Geschehnissen steckt. Beide haben bereits Traumata zu verarbeiten und es fällt Ihnen schwer sich
auf sich selbst und auch auf andere zu verlassen.
Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen. Er liest sich sehr flüssig und man kann sich alles ganz wunderbar vorstellen. Man fiebert mit den Geschehnissen und den Charakter an mit und Rätselth gemeinsam was hier wohl vor sich geht. Besonders gut gefällt mir, dass man durch überlegen auch den ein oder anderen Schluss ziehen kann. Dem Leser wird genügend Informationen gegeben um auch über die Geschehnisse nachzudenken und zu rätseln. Trotzdem hält die Geschichte die ein oder andere überraschende Wendung bereit die man nicht vorher sehen konnte die aber trotzdem am Ende schlüssig ist. Die Charaktere sind aus meiner Sicht gut ausgearbeitet. Man fühlt mit ihnen mit und kann ihre Handlungen und ihre Gedanken sehr gut nachvollziehen.
Ich kann diesen Roman also auf jeden Fall weiter empfehlen!!
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29.10.2020KleinerVampir Buchinhalt:
Während sie im Urlaub Bären in der Wildnis Wyomings fotografiert, beobachtet Tatortfotografin Harper einen Mord. Zunächst will ihr niemand glauben, da sie auf der Flucht vor dem Täter alle Beweismittel verliert - dann jedoch tauchen immer mehr Spuren auf, die ihre Behauptung stützen. Zusammen mit ihrem Jugendfreund Heath, den sie zufällig wieder trifft und der unweit des Tatorts eine
Ranch besitzt, macht sich Harper auf die Suche nach dem Mörder. Was sie nicht weiß: sie gerät dabei selbst immer tiefer in dessen Schusslinie".
Persönlicher Eindruck:
"Mach nie die Augen zu" ist eine recht gelungene Mischung aus niveauvollem Krimi und christlichem Roman, der mich von Anfang bis Ende gut unterhalten hat. Die Landschaft und das Setting beschreibt die Autorin bildhaft und man findet sich als Leser bereits nach wenigen Seiten mitten in der spannenden Handlung.
Der Personenkreis des Krimi-Romans ist überschaubar, die Figuren bodenständig und sympathisch. Wer auf toughe Cowboys und das ländlich geprägte Wyoming steht, kommt hier vollkommen auf seine Kosten.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die Tatortfotografin Harper, die mit ihrer Schwester Emily einen Roadtrip per Campingmobil macht. Aufgrund eines Traumas in der Jugend zieht es die beiden noch einmal nach Grayback, wo sie als Kinder einst aufwuchsen - hier kommt auch Heath ins Spiel. Er war schon in der Kindheit Harpers bester Freund und nach dem zufälligen Wiedersehen knüpfen die beiden an ihre alte Freundschaft an.
Gut gefallen hat mir die Art der Erzählung, wie man als Leser bereits zu Beginn Teil der Ermittlungen wird und über viele überraschende Wendungen nicht auf den Täter kommt - obwohl ihm immer wieder einzelne Kapitel gewidmet sind. Harper und Emily geraten mehr und mehr ins Fadenkreuz, dennoch hilft Harper der örtlichen Polizei.
Hier bin ich auch schon bei meiner Kritik. Ich glaube nicht, dass es so leicht möglich wäre, selbst bei den Ermittlungen zu helfen, wenn man so wie Harper persönlich involviert ist. Eine Zeit lang ist sie sogar Verdächtige, später dann arbeitet sie mit dem örtlichen Sheriff am Fall mit. Gut - dem Roman tut es zwar keinen Abbruch, aber es ist eben wenig realistisch.
Erst ziemlich am Schluss laufen die Fäden der Ermittlungen bei einer Person als Täter zusammen und man wußte tatsächlich lange Zeit nicht, wer der ominöse "Richter" wohl ist - allerdings waren in meinen Augen seine Motive nicht so recht schlüssig und glaubhaft. Ohne hier zu viel zu verraten: die Holocaustsache kam erst auf den letzten Seiten ins Gespräch und wurde über 300 Seiten auch nie nur einmal erwähnt, obwohl Harpers Vergangenheit direkt damit zusammenhängt. Es erschein mir, als wäre das der Autorin noch gegen Ende eingefallen, ohne die bereits geschriebenen Kapitel dahingehend anzupassen - aus diesem Grund ist es für mich ein Fremdkörper, der nicht so recht zum Rest passen will.
Mein Fazit: ein durchaus unterhaltsamer, spannender Krimi mit minimalem christlichen Bezug, der - abgesehen von den erwähnten Schwächen - durchaus lesenswert ist.
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21.09.2020katikatharinenhof Harper hat sich eine selbst verordnete Pause von der Tatortfotografie auferlegt und streift stattdessen mit der Kamera durch Wyomings Wälder, um spektakuläre Naturfotografien zu machen. Als sie einen beeindruckenden Schwarzbären vor die Linse bekommt, ahnt sie nicht, dass sie mit diesen Fotos einen Mord fotografiert. Der Täter sieht sie durch das Zielfernrohr seines Gewehrs und damit wird Harper
selbst zur Gejagten. Dumm nur, dass sie ihre Kamera bei ihrem Fluchtversuch verliert und es somit keinen Beweis für die Tat gibt...
"Mach nie die Augen zu" beginnt schon gleich mit einem echten Paukenschlag und lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, wenn aus der idyllischen Waldszene mit Bär plötzlich eine Mordszenerie wird, die an Kaltblütigkeit und Abgebrühtheit nicht zu überbieten ist. Man spürt, wie Angst und Panik von Harper Besitz ergreifen und sie sich auf der Flucht vor dem Täter versucht in Sicherheit zu bringen.
Der Fall ist sehr komplex angelegt und gibt den Figuren die Möglichkeit, sich im Verlauf des Romans zu entfalten. Egal ob gut aussehender, charmanter Jugendfreund, eine warmherzige Geschwisterbeziehung oder eine Sheriff, der erstmal an den Aussagen von Harper zweifelt - die Autorin hat alle Agierenden wirklich sehr lebendig gestaltet und vermittelt so das Gefühl, bei der Suche nach dem Täter hautnah mit dabei zu sein.
Die eingeschobenen wirren Gedankengänge des skrupellosen Killers sorgen für zusätzliche Zündstoff und lassen eigene Ermittlungen und Rätselraten zu.
Während man kleine Hinweise zusammensetzt, bleibt aber die Anspannung nicht auf der Strecke, denn die Schreibende weiß ganz genau, wie man den Spannungsbogen immer weiter strafft, sodass die Nerven blank liegen, der Puls rast und man sich dabei ertappt, dass man ab und an die Luft anhält, weil die Szenen sich fast an Nervenkitzel übertreffen, die sich bis zum Showdown quasi die sprichwörtliche Klinke in die Hand geben.
Ein abwechslungsreicher, dramaturgisch sehr wirkungsvoll erzählter Krimi, der im wahrsten Sinne des Wortes hochexplosiv ist und für gute Unterhaltung sorgt.
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