»Ich habe nur gefragt, was …«
»Warte bitte kurz, Schatz.« Gedämpfte Stimmen – eine davon war Stephen, die andere kannte ich nicht.
»Klar«, sagte ich zähneknirschend und fühlte mich abserviert wie einer seiner Prozessgegner vor Gericht.
Ich starrte durch die Windschutzscheibe meines Lexus. Erst vor kurzem hatte Stephen ihn mir geschenkt – in meinen Augen ein klarer Versuch, seine Schuldgefühle loszuwerden. Ich kroch im dichten Mittagsverkehr im Schritttempo weiter, während ich mich fragte, ob er immer noch im Hilton in Atlanta war.
»Okay, Schatz. Ich bin wieder da.«
Ich wartete auf mehr, aber offenbar erwartete Stephen von mir eine Antwort. Es kostete mich meine ganze Kraft, trotz des Schmerzes, der mir die Kehle zuschnürte, zu atmen.
»Claire, hör zu … es tut mir leid. Ich weiß, dass du darüber nicht glücklich bist.« Er sprach langsam, jedes Wort war gut überlegt. »Aber ich habe das Angebot der Kanzlei in Atlanta vor einer Stunde mündlich angenommen. Ich kann Partner werden. Unterschrieben ist noch nichts. Aber ist dir klar, was das für mich bedeutet? Für uns?«
Ich konnte mir den durchdringenden Blick seiner blaugrauen Augen, bei denen meine Knie immer noch weich wurden, gut vorstellen. Das fortgeschrittene Alter, in dem er jetzt war, stand ihm gut. Sein freundliches Wesen und sein trockener Humor erhöhten den Reiz zusätzlich. Es war nicht überraschend, dass ich nicht die einzige Frau war, die diese Eigenschaften attraktiv fand. Bei Weitem nicht. An die interessierten Blicke, die Stephen auf sich zog, hatte ich mich gewöhnt. Aber ich hatte ihm immer blind vertraut – bis er mir einen Grund gegeben hatte, das nicht mehr zu tun.
»Bist du noch dran, Claire?«
Ich blinzelte, um das Bild, das immer noch viel zu häufig in meinem Kopf auftauchte, zu verdrängen. »Ja, ja, ich bin da.« Und ich habe vor, auch hierzubleiben. »Stephen, bitte, bevor du etwas unterschreibst …«
»Hör zu, mein Taxi müsste jeden Moment kommen. Ich dürfte gegen sieben zu Hause sein. Dann sprechen wir darüber.« Er hielt kurz inne. »Okay, Schatz?«
»Ja, okay«, sagte ich schließlich, um das Gespräch zu beenden.
»Ich habe dich diese Woche vermisst, Claire. Ich wünschte, du hättest mitkommen können.«
Plötzlich wünschte ich mir das auch, weil ich dann seine Entscheidung vielleicht hätte verhindern können.
»Das ist ein riesiger Schritt für mich, Schatz. Für uns beide. Und ich finde, er kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Das glaube ich wirklich.«
»Aber warum Atlanta?«, fragte ich mit mehr Bitterkeit in der Stimme, als ich beabsichtigt hatte.
»Weil es weit weg ist von der Welt, in der wir jetzt leben«, antwortete er schließlich. »Ich brauche diesen Neuanfang. Den brauchen wir beide. Ein Umzug wird uns helfen, alles hinter uns zu lassen, was …«
Was er mir an Weihnachten endlich gestanden hatte. Alles überrollte mich erneut und verletzte mich wieder zutiefst. Was war eine Beinahe-Affäre überhaupt? Man war entweder treu oder man war es nicht. Seit wann wurde Treue auf einer Skala gemessen?
Und die Art, wie ich es herausgefunden hatte – durch eine Bekannte, die ich ewig nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte die beiden zusammen im Fitnessstudio gesehen. Wie oft hatte er mir erzählt, er wäre beim Sport. Die Abende, an denen er angeblich ein Geschäftsessen mit einem Mandanten seiner Kanzlei gehabt hatte. Die ganzen Lügen. Er hatte mir gestanden, dass sie sich körperlich nahegekommen seien, aber nie Sex gehabt hätten. Ich wollte ihm glauben. Aber war das auch eine Lüge?
»Claire, bist du noch dran?«
»Ja. Aber Stephen, diese Entscheidung hätten wir gemeinsam treffen müssen. Warum hast nicht vorher mit mir darüber gesprochen?«
Er atmete tief aus. »Das habe ich versucht, Claire. Aber du willst mir nie zuhören. Du hast klargestellt, dass du in Colorado bleiben willst. Wegen deiner Freunde, wegen deiner eigenen Karriere, wegen …«
Ich liebte meinen Mann immer noch. Aber gerade konnte ich ihn beim besten Willen nicht ausstehen. »Stephen, ich …«
»Mein Taxi ist da. Wir sehen uns bald. Ich liebe dich.«
Wieder schloss ich die Augen. »Ich liebe dich auch. Einen guten Flug.«
Ich fuhr auf einen freien Parkplatz und stellte den Motor ab. Heute hatte ich die safrangelbe Jacke angezogen, die mir Stephen gekauft hatte, weil ich wusste, dass er sich darüber freuen würde. Er fand, sie sei sexy. Aber jetzt konnte ich es nicht erwarten, mich umzuziehen, sobald ich nach Hause kam.
Atlanta, einige Wochen später
Mein Handy piepte: Ich weiß, dass du sauer bist. Du hast auch jedes Recht dazu. Aber wir MÜSSEN die Sache aus der Welt schaffen. Bitte ruf mich an!
Die Sache aus der Welt schaffen? Dachte er wirklich, es bestünde eine Chance, dass wir als Ehepaar zusammenblieben? War dieser Mann tatsächlich so eingebildet? Er rief wieder und wieder an, aber ich ignorierte seine Anrufe, ließ das Handy aber an, weil ich hoffte, meine Freundin würde sich melden. Als er es immer und immer wieder versuchte, packte mich schließlich die Wut und ich nahm seinen Anruf an. »Habe ich dir nicht klargemacht, dass ich nicht mit dir sprechen will? Hör auf, mich anzurufen!«
»Claire, gib mir doch nur …«
Ich legte auf, aber er rief sofort wieder an. »Hör zu, Stephen …«
»Ich bin auf dem Weg zu dir, damit wir …«
»Hör zu!«, wiederholte ich mit einer Härte in meiner Stimme, die ich kaum wiedererkannte. »Wenn du hier auftauchst oder mich noch einmal anrufst, zeige ich dich wegen Belästigung an und erwirke eine einstweilige Verfügung. Und ich werde dafür sorgen, dass alle in der Kanzlei – und auch unsere Tochter – erfahren, was du mir angetan hast. Hast du mich verstanden?«
Schweigen.
»Ja«, sagte er schließlich. »Ich habe dich verstanden. Aber du musst wissen, wie sehr ich dich immer noch liebe und …«
Zitternd legte ich auf. Ich ging ins Badezimmer und spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht, aber ich erkannte die Frau im Spiegel kaum wieder – rot unterlaufene, geschwollene Augen, völlig blasse Haut. Ich sah viel älter aus, als ich war. Ich hatte ihm erlaubt, mir das anzutun. Aber damit war jetzt Schluss. Ich beschloss, keine weitere Träne mehr wegen ihm zu vergießen. In Stephens Badezimmerschrank reihten sich sauber geordnete Fläschchen mit teuren Produkten, mit denen er sich pflegte, aneinander. Mit einer wütenden Handbewegung wischte ich alles krachend auf den Boden.
Auf dem Weg nach draußen packte ich unser Hochzeitsfoto, das auf der Kommode stand, und schleuderte es so heftig gegen die Wand, dass die Glasscherben in alle Richtungen flogen. Ich hob einen schweren Kristallpokal hoch, den Stephen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in Denver vom Bürgermeister bekommen hatte, und warf ihn durchs Zimmer. Er knallte gegen die Wand, zerbrach aber nicht.
Der Stiel eines Vorschlaghammers ragte aus einer Werkzeugtasche, die die Handwerker für den nächsten Tag stehen gelassen hatten. Ich schlug kräftig zu und der Pokal explodierte in tausend Einzelteile. Ehe ich mich versah, zerschmetterte ich Bilder von vielen gemeinsamen Urlauben mit Stephen. Mir war, als stünde ich neben mir und schaute zu, wie ich das alles machte – bis ich ein Bild verfehlte und der Hammer in die Wand einschlug. Und plötzlich darin verschwand.
Aber das war doch eigentlich gar nicht möglich! Die Innenwände in diesem Haus waren doppelt gemauert. Das hatte der Architekt jedenfalls gesagt. Keuchend gelang es mir, den Vorschlaghammer wieder herauszuziehen, doch dabei lösten sich Rigipsstücke und Holzsplitter und in der Wand blieb eine tellergroße Öffnung zurück.
Ich leuchtete mit der Taschenlampe meines Smartphones hinein. Als ich einen Blick durch das Loch wagte, traute ich meinen Augen nicht.
Atlanta, März 1863
»Nein, Nettie. Du musst verschwinden. Sofort. Wenn Achan noch einmal zurückkommt und herausfindet, dass du mir hilfst, dann …«
»Er wird mir nichts tun, Ma’am. Schließlich hat er 350 Dollar für mich gezahlt, das sagt er mir jedes Mal, wenn er mich zum Schuppen bringt.«
Bei diesem Gedanken rebellierte mein Magen, aber ich wusste, was mein Mann nicht nur mir regelmäßig antat, sondern auch Nettie und wer weiß wie vielen anderen Frauen darüber hinaus. Ich hatte Gott angefleht, uns von der Hand Achans zu erlösen, bis mein Herz schmerzte und meine Hoffnung versiegte. Aber Gott schien diese Gebete nicht zu hören. Sein Schweigen betrübte mich mehr als eine unangenehme Antwort. Denn dann wüsste ich wenigstens, dass er mich immer noch hörte, dass er mich immer noch sah. Dass seine Hand auf dem Kind in mir lag. Falls das Baby überhaupt noch lebte, nachdem mein Mann seinem Zorn Luft gemacht hatte.
Nettie tauchte ein Tuch in die Waschschüssel und hielt es mir an die Unterlippe. »Er hat Sie schlimm zugerichtet, Missus. Ich schwöre, dieser Mann hat den Teufel persönlich in sich.«
In ihren Augen brannte ein Eifer, den ich gut kannte. Ich wünschte nur, ich hätte auch eine solche Stärke in mir. Meine Stärke war eher still. Hartnäckig, unnachgiebig, aber nicht so voller Energie. Kein Feuer, das lichterloh brannte.
Ein warmer Wind wehte den süßen Duft meiner geliebten Gardenien durchs Fenster ins Schlafzimmer und ich atmete die Erinnerung an Jonathan, meinen ersten Mann, tief ein. Ich sah einen Hüttensänger von der kräftigen Eiche wegfliegen, die wir in dem Jahr, in dem wir geheiratet hatten, gepflanzt hatten. Genauso wie die Gardenien. 1850 schien in einem anderen Leben gewesen zu sein. Ich war gerade erst sechzehn gewesen und hatte nicht begriffen, was für ein Geschenk mir Gott mit Jonathan Thursmann gemacht hatte.
Netties Blick wurde weicher. »Fühlen Sie, dass sich das Baby bewegt?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, meine Angst zu verbergen.
»Das bedeutet noch nichts. Lassen Sie ihm Zeit. Die Entscheidung liegt bei Gott. Nicht bei Achan Crowley.«
Ich nickte, obwohl mir der sorgenvolle Ton in ihrer mir so vertrauten Stimme nicht entging. Ich hatte keine Vorahnung wie früher, aber ich hatte ein unangenehmes Gefühl. Aber auch wenn das Kind in meinem Leib unter völlig lieblosen Umständen gezeugt worden war, wollte ich, dass diese kostbare Seele – ob Junge oder Mädchen, das spielte keine Rolle – wuchs und gedieh, auch wenn ich mir wünschte, es würde in einer freundlicheren, besseren Welt aufwachsen, und nicht in einer, die so dunkel und grausam war.
»Wenn die Freiheit nicht bald kommt, Missus, müssen wir etwas unternehmen.« Nettie beugte sich vor. »Wir haben elf ›Fahrkarten‹ für übernächste Nacht«, flüsterte sie und drückte meine Hand so fest, dass es fast wehtat. »Dieser ›Zug‹ wird wieder fahren und Sie gehören zu den Menschen, die das ermöglichen. Sie und Ihr verstorbener Mann.« Ihre Augen funkelten vor Überzeugung. »Er wird sich durch nichts aufhalten lassen, hören Sie? Das hat Master Thursmann Ihnen und mir vor Jahren gesagt, als er dort drüben an dieser Tür stand. An dem Tag, an dem Sie und er beschlossen, diese ganz besondere ›Station‹ zu bauen.«
Wie sehr sehnte ich mich nach meinem verstorbenen Mann, nach seiner Freundlichkeit und seinem unerschütterlichen Mut, obwohl er bereits vor fünf Jahren von mir gegangen war.
»Ich werde Sie jetzt untersuchen, Missus.« Nettie hob die Bettdecke hoch.
Ich errötete nicht einmal mehr. Nachdem sie mir geholfen hatte, fünf Kinder zu gebären – und zu beerdigen –, kannte sie meinen Körper besser als ich ihn selbst. Sie war diejenige gewesen, die mir gesagt hatte, dass ich nicht sterben würde, als mein Körper »aufgeblüht war«, wie sie es genannt hatte. Und am Abend, bevor ich meinen geliebten Jonathan geheiratet hatte, hatte sie mir erklärt, was sich zwischen einem Ehemann und seiner Frau abspielte. Sie hatte mir geholfen, mein erstes Kind zu beerdigen – und danach meine vier anderen Kinder. Sie hatte meine Welt zusammengehalten, als ich am liebsten alles losgelassen hätte, um meinen Kindern ins Grab zu folgen.
Sie deckte mich wieder zu. »Wenn Sie anfangen zu bluten, Ma’am, müssen Sie es mir sofort sagen.«
»Das werde ich.« In meinem Kopf verschwamm alles. »Ich komme schon klar. Geh und schau nach den anderen. Kümmere dich um die, die dich brauchen. Wenn Achan bis jetzt nicht zurück ist, kommt er erst morgen früh wieder.«
»So Gott will, kommt er nicht einmal dann«, sagte sie leise. Dann wurde ihre Stimme noch leiser und ich wusste, dass sie in dieser besonderen Sprache betete, die nur sie und Gott miteinander benutzten. Das war auch etwas, von dem ich keine Ahnung hatte.
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18.07.2024bibliothek.auf.dem.land Eine alte Südstaatenvilla. Wer würde sich da nicht freuen, sie zu besitzen und in ihre Geschichte einzutauchen?
Genau das finden wir im vorliegenden Roman, denn Stephen hat seiner Frau Claire fernab der Heimat so eine Villa gekauft. Dort wollen beide einen Neuanfang wagen und hoffen, ihre Ehe retten zu können.
Stephen hatte eine Affäre und die beiden kommen trotz Eheberatung nicht
wirklich weiter. Claire als erfolgreiche Innenarchitektin kümmert sich um einige Renovierungsarbeiten und findet ein altes Tagebuch der früheren Besitzerin.
Was hat sich in dem Haus alles abgespielt und welche Geheimverstecke findet man noch? Kann das Lesen des Tagesbuches Stephen und Claire heute noch weiterhelfen?
Der Schreibstil der Autorin ist recht flüssig. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal im Hier und Heute und im Damals, d.h. das Leben der Hausherrin. Die "Damalsgeschichte" hat mich gefesselt. Teilweise ist sie sehr brutal beschrieben, was ich echt heftig fand. Aber der unerschütterliche Glaube der Hausbesitzerin und deren Sklaven ist bewundernswert.
Die Geschichte von Stephen und Claire hingegen hat mich sehr enttäuscht. Der Glaube spielt eine untergeordnete Rolle, obwohl Claire Gott gegenüber gehorsam sein möchte. Die Dialoge zwischen den Eheleuten, besonders vonseiten Claires, sehr gehässig und unversöhnlich. Auch hat mir ihr ganzes Benehmen nicht zugesagt und ich konnte keinen Zugang zu ihr finden.
Eine Aussage in dem Buch Gott gegenüber war für mich ein absolutes No-Go. Denn die Heiligkeit und Vollkommenheit Gottes sollte uns immer respektvoll und erhaben vor Augen stehen.
Leider hat mich das Buch sehr beschwert, weil es um Ehebruch und Sünde geht und ich die Protagonisten teilweise nicht authentisch fand.
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24.06.2024Märchens Bücherwelt Nach einer Beinahe Affäre ihres Mannes und einigen weiteren Krisen in ihrer Ehe, entschließt sich Claires Mann Stephen, das Jobangebot in einer renommierten Anwaltskanzlei in Atlanta anzunehmen. Um einen Neustart zu schaffen, kauft er eine alte Südstaatenvilla mit einer ganz eigenen Geschichte, in der Claire schon bald auf ein umfangreiches Geheimnis der dort vor 150 Jahren lebenden Charlotte Thursmann
stößt. Mit jeder weiteren Entdeckung sieht sie in der tapferen Charlotte weit mehr Ähnlichkeiten, die Auswirkungen auf beider Leben hatten.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ziemlich schwer in die Geschichte reinfinden konnte. Zwar faszinieren mich Südstaatengeschichten und der Teil um Charlotte hat mir auch richtig gut gefallen, aber mit Claire und Stephen konnte ich leider nicht warm werden. Das große Thema dieses Buches ist Untreue, Ehebruch und dem Umgang damit. Das wird ziemlich ausführlich geschildert mit allen Aufs und Abs, Vorwürfen, Misstrauen, Unterstellungen, Missverständnissen und Streitereien, dass es mir im Laufe der Zeit einfach zu viel und wiederholend war.
Ich hab versucht, mich in beide Seiten hineinzuversetzen und auch die Gefühle der Tochter dabei zu verstehen, dennoch fand ich beide Elternteile sehr anstrengend und egoistisch, alles völlig festgefahren und sturköpfig. Auch die liebgemeinten Ratschläge der sympathischen Historikerin Bernice Tollwood sind immer wieder abgeschmettert worden und obwohl Claire sie für ihren Glauben und ihr umfangreiches Bibelwissen bewundert, ist ihr Herz wie versteinert, was die gesamte Situation so gut wie chancenlos macht.
Ich musste das Buch etappenweise lesen, weil ich nicht reinkam und es mir schwerfiel, der festgefahrenen und sich doch häufig wiederholenden Handlung zu folgen. Auch wenn es ein aktuelles Thema ist, war es mir einfach zu langatmig und die Diskussionen ermüdend.
Einzig die Rückblicke in die Tagebücher von Charlotte und der Zeit der Sklaverei haben für ein wenig Schwung und Abwechslung gesorgt.
Ein abruptes Umdenken findet auf einmal statt, was für mich viel zu spät und damit etwas unglaubwürdig wirkte.
Und die christlichen Aspekte waren trotz gut gemeinter Absicht oft belehrend, stellenweise nicht ganz nachvollziehbar, eine Aussage fand ich sogar richtig anmaßend und eher wie ein deftiger Regenschauer, statt sanft und gut dosiert.
Dieses Hin und Her macht es insgesamt etwas schwer das Buch zu beurteilen, gerade weil ich mir unter dem Titel und der Inhaltsbeschreibung etwas anderes vorgestellt hatte.
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19.06.2024annislesewelt "Mit jeder kleinen Entscheidung" ist ein Buch, das mich völlig überwältigt hat; diese Geschichte ist ganz anders als die vorherigen "Alexander" was mich überrascht hat und dann völlig überzeugen konnte.
Von der ersten Seite an bin ich abgetaucht; es ist leicht ins Buch zu kommen und ich habe fast atemlos die Geschehnisse verfolgt. Außergewöhnlich finde ich an diesem Roman, dass
er 2019 spielt und nicht, wie man es von der Autorin gewohnt ist, weit in der Vergangenheit. Allerdings gibt es auch hier historische Abschnitte, doch sie sind wohldosiert und trotz der Stärke nicht im Vordergrund. Was mich erstaunt hat, war die Tatsache, dass ich den zeitgenössischen Teil spannender fand als den historischen - wobei beide unfassbar interessant sind.
Die Autorin hat Claire, Steffen und deren Ehekrise realistisch und gefühlvoll beschrieben. Beide Hauptcharaktere sind vielschichtig und facettenreich dargestellt, außerdem konnte ich beide gut verstehen, wollte beide hin und wieder schütteln und fand beide liebenswert und authentisch.
Claire ist in ihrem eigenen Kummer so gefangen, dass sie den des anderen kaum wahrnimmt, dabei ist sie (zurecht) verletzt, zerbrochen und enttäuscht. Steffen ist besonders in seiner Art, nicht perfekt und doch bestrebt das Richtige zu tun - beide sind realistisch charakterisiert und ihr Verhalten ist nachvollziehbar und logisch.
Meine ganz besondere Lieblingsfigur war aber Bernice.
Ihr Glaube, ihre Wärme und ihre herzliche Art mit den wertvollen Ratschlägen haben sie besonders gemacht. Ich könnte mir sogar ein Buch zu ihrer Person vorstellen.
"Mit jeder kleinen Entscheidung" spricht über ein Ehepaar, das durch eine tiefe Krise geht. Es geht um Schmerz, Reflexion, Schuldzuweisung, Schulderkenntnis, Trauer, Herzeleid, Verzweiflung, Wut, aber auch Hoffnung, Freundschaft, Liebe, Neuanfänge, Vergebung und Gottes Kraft, die Heilung schenkt.
Dieses Buch gehört zu meinen Highlights, denn es geht ins Herz, hat mich lachen und weinen lassen, meine Emotionen durcheinander gewirbelt und mich noch lange nach dem Lesen beschäftigt.
Es ist gigantisch, unfassbar gut, voller Tiefgang und eine etwas andere Liebesgeschichte.
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16.06.2024katikatharinenhof Sehr missionarisch und manchmal an der Realität vorbei
Clarie muss sich eingestehen, dass es so mit ihrer Ehe nicht weitergehen kann. Ehemann Stephen beichtet ihr eine Beinahe-Affäre und das nagt doch sehr an ihrem ohnehin stark angekratzten Selbstbewusstsein. Zu schwer wiegen die Ereignisse aus der Vergangenheit. Die Beziehung steht auf der Kippe und so ist es nicht verwunderlich, dass Claire
nicht in Begeisterungsstürme ausbricht, als ihr Stephen von einem geplanten Hauskauf und einem Umzug erzählt. Noch ahnt sie nicht, dass dieses Haus ihr Schicksal sein wird....
"Mit jeder kleinen Entscheidung" von Tamara Alexander lässt zwei Zeitstränge ineinander fließen und verbindet eine Geschichte ähnlich der bekannten TV-Serie "Fackeln im Sturm" mit den Sorgen und Nöten aus der Gegenwart. Die alte Villa steigt in geradezu majestätischer Manier aus den Seiten und entfaltet ihre ganze Schönheit und Größe wie auf einer Pop-up-Karte, sodass die Leser:innen aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Die alten Mauern bergen ein Geheimnis und genau dieses gilt es zu ergründen. Während Claire mit der Untreue ihres Mannes hadert und sich im Geiste schon die Scheidungspapiere unterschreiben sieht, wird sie, Dank der handschriftlichen Aufzeichnungen aus einem geheimen Tagebuch Zeugin, wie sich das Leben im und um das Haus zu Zeiten des Bürgerkrieges abgespielt hat. Körperliche Züchtigungen, sexualisierte Gewalt, Rassenhass und Sklavenhaltung geben ein sehr plakatives und schmerzhaftes Bild von einst wieder. Die Erniedrigungen jeglicher Art sind beim Lesen deutlich bemerkbar und hinterlassen Spuren.
Die Entwicklung der Charaktere auf beiden Zeitebenen ist gelungen und es fällt leicht, sich in den jeweiligen Part hineinzuversetzen. Sympathie und Antipathie liegen ganz nah beieinander und schicken die Leser:innen auf eine Achterbahn der Gefühle. Leider liest sich der Roman an vielen stellen wie eine Predigt, wirkt dadurch missionarisch, manchmal schon zwanghaft überzeugend und eine Spur zu dick aufgetragen. Es gibt viele christliche Bücher, die ihre christliche Botschaft in einer sehr ausgewogenen Balance zwischen Spannung, Emotionen und spirituellem Inhalt über die komplette Dauer der Lektüre halten können, aber hier schlägt die Autorin viel zu oft über die Stränge, wirkt dadurch belehrend und es geht von ihrer Geschichte eine Art dringlicher Zwang aus, die gleiche Sichtweise einnehmen zu müssen.
Im letzten Drittel wird die Handlung unglaubwürdig, denn Claire lässt sich von ihrem Mann wieder um den Finger wickeln, folgt ihm und legt bereitwillig das Tuch der Vergebung über seine Verfehlungen. Glaube, Liebe, Hoffnung und Verzeihen sind die Grundpfeiler des christlichen Glaubens, aber eine Geschichte muss auch glaubwürdig sein, um eben jene Werte alltagstauglich in einem mitreißenden Roman zu vermitteln.
Neutrale 3 Sternchen
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12.06.2024KleinerVampir Buchinhalt:
Die Ehe von Innenarchitektin Claire und Anwalt Stephen liegt nach zwei Seitensprüngen von Stephen in Trümmern. Als dieser kurzerhand eine alte Südstaatenvilla erwirbt und einen neuen Job in einer Kanzlei in Atlanta annimmt, wird Claire vor vollendete Tatsachen gestellt. Nie hat sie in einem so alten Haus wohnen wollen, doch dann findet sie in der Villa ein altes Tagebuch,
das einer gewissen Charlotte gehörte, die zu Zeiten des Bürgerkriegs in der Villa lebte. Der Fund setzt Ereignisse in Gang, die Claire zwingen, ihr bisheriges Leben noch einmal neu zu überdenken....
Persönlicher Eindruck:
In dem Gegenwartsroman "Mit jeder kleinen Entscheidung" erzählt Autorin Tamera Alexander die Geschichte von Claire und Stephen, einer gescheiterten Ehe und einem versuchten Neuanfang in einer alten Südstaatenvilla in Atlanta. Es ist nicht das, was Hauptfigur Claire sich gewünscht hat – ihr Mann Stephen stellt sie mehr oder minder vor vollendete Tatsachen. Zwei Seitensprünge von Stephen haben Claire zu der Überzeugung gebracht, dass ihre Ehe am Ende ist und dennoch geht Claire mit.
Die Geschichte ist ganz okay, doch aufgrund des Klappentextes hatte ich ehrlich gesagt andere Erwartungen. Ich hatte mir erhofft, dass die Autorin einen größeren Fokus auf die historischen Passagen lenkt, doch leider dümpelt alles mehr oder minder in der Gegenwart dahin. Schade, denn die Erzählung aus dem Bürgerkrieg hätte das Zeug dazu gehabt, einen tollen, tiefgründigen und mitreißenden Roman zu ergeben – ja, wenn Frau Alexander dieses Potential genutzt hätte.
Ich gebe offen zu: es wurde mir mit der Zeit einfach zu viel, dass sich der Plot immer nur um die Ehekrise drehte. Claire verzweifelt lange Strecken am Tod ihres kleinen Sohnes, der allerdings schon 13 Jahre vor der Romanhandlung passierte und natürlich am Fremdgehen ihres Mannes. Ob man dafür so viele Seiten braucht, ich weiß es nicht.
Die christlichen Passagen waren sehr deutlich und daraufhin ausgelegt, dass unter allen Umständen an der Ehe festgehalten werden muss, egal, wie schlimm die Verfehlungen auch sind. Claire spricht relativ weit vorne im Buch davon, „Gott gehorchen zu müssen“, als sie immer noch bei ihrem Mann bleibt, statt ihn in die Wüste zu schicken. Das fand ich weniger authentisch. Egal, welche Überzeugungen der einzelne Leser auch haben mag, für mich war die Frömmigkeit und das Verhalten der Figuren doch sehr amerikanisch und gegen Ende sogar relativ unglaubwürdig. Gerade der Schluss war für meinen Geschmack sehr konstruiert und nicht sonderlich glaubhaft und diente mehr oder minder dazu, die vermittelte Ansicht beim Leser zu festigen.
Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich preisgebe, dass Claire Stephen wieder zurücknimmt, ihm alles verzeiht und an mehreren Stellen im Buch die Schuld sogar bei sich selber sucht. Gut, das hat einfach so sein müssen, aber es geht einfach auch ein Stück weit an der Realität vorbei.
Gut gefallen haben mir die historischen Passagen, auch wenn diese nur sehr spärlich auftauchten und eher schmückendes Beiwerk waren. Ich habe schon viele Romane von Tamera Alexander gelesen, die mir sehr gut gefielen – dass dieser hier aus aus der Reihe tanzt, das hätte ich nicht erwartet.
Letztendlich konnte mich der Roman als Ganzes nicht überzeugen, so leid es mir tut. Im Gedächtnis nachhallen wird er ganz sicher nicht.
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05.06.2024Monika S.-W. Ein wunderbarer Roman, in den man sofort eintaucht. Zwei Geschichten, eine in der Vergangenheit der Sklavenbefreiung und die andere in der Gegenwart. Die Lösung des Problems in der Gegenwart, hat mir sehr gefallen. Ein Roman, den man gelesen haben sollte.