Außerdem verlangten die Deutschen, dass wir jeder noch 230 Reichsmark für die Rückreise bezahlten, obwohl keiner von uns vorhatte, zurückzukommen. Nachdem wir die Schiffspassage und die Bahnfahrt nach Hamburg bezahlt hatten, war kaum noch etwas von unserem Geld übrig. Aber das war egal. Die Regierung erlaubte uns ohnehin nicht, mehr als 10 Reichsmark pro Person in der Tasche zu haben, wenn wir abreisten. Sechs Monate nach der Reichskristallnacht war unsere Not fast vorbei. Unsere Familie würde auf Kuba sicher sein, während wir darauf warteten, dass wir in die Vereinigten Staaten einreisen durften.
…
Als wir am Hamburger Hafen eintrafen, erstreckte sich die Schlange aus Passagieren, die an Bord gehen wollten, über den gesamten Anleger bis hin zur Gangway. Ich blieb staunend stehen, um das riesige Schiff zu betrachten. Von meinem Standort aus war es unmöglich, den ganzen Dampfer zu sehen, aber der Anblick des großen schwarzen Schiffsrumpfes, des glänzend weißen oberen Teils mit den daran befestigten Rettungsbooten und der beiden dampfenden Schornsteine, die rot, weiß und schwarz gestrichen waren, machte mir wieder Mut. Eine Blaskapelle spielte Marschmusik, um uns zu verabschieden.
Als wir endlich an der Reihe waren und an Bord gehen konnten, brachte ein Steward uns zu unserem holzgetäfelten Prunkgemach. Ich war noch nie an Bord eines Schiffes gewesen und betrat es als Letzte, wobei ich nicht aufhören konnte, die herrliche Innenausstattung anzustarren. Alles erinnerte mich an die vornehmen Hotels, in denen wir früher Urlaub gemacht hatten.
»Wir setzen bestimmt bald die Segel«, sagte ich. »Ich gehe an Deck, um zu sehen, wie wir ablegen, wenn ihr nichts dagegen habt. Komm mit, Ruthie.« Ich nahm meine Schwester an der Hand und öffnete die Tür, ohne die Antwort meiner Eltern abzuwarten. Die beiden brauchten ein paar ungestörte Minuten.
Die Passagiere mit ihren ernsten Mienen, die sich schon an der Reling versammelt hatten, hatten eine merkwürdig dämpfende Wirkung auf mich. Ich fragte mich, ob sie dieselben gemischten Gefühle hatten wie ich – Erleichterung, den Flammen der Verfolgung entflohen zu sein, aber zugleich Kummer beim Abschied von unserer Heimat, der Heimat unserer Vorfahren. Würden wir Deutschland jemals wiedersehen? Einige Passagiere winkten den Menschen auf dem Anleger unter uns zu, aber wir hatten niemanden, dem wir hätten zuwinken können. Die Kapelle spielte weiter und ignorierte die gebrüllten Befehle der Matrosen und Hafenarbeiter, als sie die Gangway hinaufzogen und die Leinen losmachten. Das plötzliche Schrillen der Schiffssirene ließ mich zusammenzucken und ich hielt mir die Ohren zu. Ruthie schrie erschrocken auf, doch dann sahen wir uns an und lachten. Die Kapelle an Land hörte auf zu spielen. Dann erbebte das Schiff unter mir und wir setzten uns in Bewegung. Der Wassergraben, der uns vom Ufer trennte, wurde immer breiter. Ich wollte sehen, wie die Stadt Hamburg allmählich kleiner wurde, bis sie nicht mehr zu sehen war. Mein altes Leben endete und ein neues begann.
»Ganz pünktlich«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah, wie ein junger Mann, der etwa so alt war wie ich, auf seine Taschenuhr blickte. »Die Deutschen sind immer pünktlich.« Er klappte die Uhr zu und steckte sie wieder in seine Hosentasche. Mit seinen honigfarbenen Haaren und den Augen, die so grünblau waren wie das Wasser, sah er aus wie ein Filmstar. Ich fragte mich, ob er ein Goj war und es trotzdem wagen würde, mit mir zu sprechen, wo ich doch Jüdin war. Er lächelte und streckte die Hand aus. »Guten Abend. Ich heiße Sam Shapiro.« Ein jüdischer Name. Ich erwiderte das Lächeln und ließ Ruthies Hand los, um seine zu ergreifen.
»Ich heiße Gisela«, sagte ich zu ihm. »Gisela Wolff.«
»Das kannst du jetzt abnehmen«, sagte er und zeigte auf den gelben Stern, den wir an unserer Kleidung tragen mussten. »Wir sind nicht mehr in Deutschland. Wir sind frei.« …
Unser erster Tag an Bord des Luxusdampfers St. Louis erwies sich als schön und sonnig. Nach dem Frühstück, das von Kellnern in weißen Jacken serviert wurde, wollte ich jeden Zentimeter des Schiffes erkunden. In unserer Mappe mit Informationen stand, dass es Decks gab, auf denen wir in der Sonne spazieren gehen konnten, eine Turnhalle, ein Kino, mehrere Speisesäle, unter denen wir wählen konnten, einen Tanzsaal und noch viel, viel mehr – unter anderem auch ein Schwimmbad. Ich konnte kaum fassen, dass wir wieder einen solchen Luxus genießen durften.
»Komm, wir sehen uns das Schiff an, Ruthie«, sagte ich, sobald wir vom Frühstück zurück waren. »Hast du Lust?«
Sie schüttelte den Kopf und warf sich auf ihr Bett. Meine Schwester war eine dünne, zierliche Elfjährige mit Muttis rabenschwarzen Haaren und Vatis traurigen dunklen Augen. »Wir würden uns nur verlaufen«, antwortete sie. Ich vermutete, dass ihr die Hakenkreuzfahnen und Hitlers Bild im Speisesaal Angst machten. In den letzten sechs Monaten waren wir in unserer Wohnung in Berlin wie eingesperrt gewesen und hatten uns kaum vor die Tür gewagt, nachdem unsere jüdische Schule niedergebrannt war. Die luxuriöse St. Louis erschien uns allen wie eine fremde Welt.
»Na gut, dann geh ich eben allein«, antwortete ich.
Ich wurde immer aufgeregter, als ich durch die schmalen Korridore lief und mit den Händen über die Metallgeländer fuhr, die wir brauchen würden, wenn die See rauer wurde. Die Gänge waren makellos sauber und dufteten nach frischem Lack. Ich ging eine steile Metalltreppe hoch, weil ich entfernt Gelächter und Stimmen hörte, und kam zum Sportdeck, wo eine Partie Shuffleboard im Gang war und kreischende Kinder Fangen spielten. Der Himmel hatte die herrlich blaue Farbe eines Saphirs und ich schmeckte Salz auf den Lippen. Vorsichtig trat ich an die Schiffsreling und zog meine Jacke fester um mich, um mich gegen den Wind zu schützen, der mir das Haar zerzauste. Ich fühlte mich so lebendig und frei, dass ich am liebsten nie wieder in die Kabine zurückgegangen wäre.
»Gisela!« Als ich meinen Namen hörte, drehte ich mich um und sah Sam Shapiro auf mich zukommen, seine Kippa in der Hand, damit sie nicht weggeweht wurde. Ich staunte, dass er noch meinen Namen wusste. »Hallo«, sagte er mit einer kleinen Verneigung. »Wie war deine erste Nacht auf der St. Louis?«
»Ich habe so gut geschlafen wie seit Monaten nicht mehr«, erwiderte ich. Ich wischte mir das wild wehende Haar aus den Augen und wünschte, ich hätte ein hübscheres Kleid angezogen und mir mit meiner Frisur mehr Mühe gegeben. »Und du?«
»Ich finde es herrlich. Und nach diesem wunderbaren Frühstück will ich mich jetzt auf dem Schiff umsehen. Hast du Lust mitzukommen? Oder wartest du vielleicht auf jemanden?«
»Nein, ich bin allein unterwegs. Und ich hatte dieselbe Idee. Ich würde gerne mit dir auf eine Erkundungstour gehen, Sam. Wo sollen wir anfangen?«
»Ich dachte, ich gehe aufs oberste Deck und arbeite mich dann nach unten vor.« Sam hatte einen guten Orientierungssinn und fand immer den richtigen Weg, sodass wir an diesem Vormittag auf dem ganzen Schiff umherliefen, während wir über unsere Familien sprachen und uns besser kennenlernten. Er war 18, also zwei Jahre älter als ich, und hatte in Frankfurt gelebt. »Mein Vater ist vor einem Jahr geflohen und wartet in Kuba auf uns«, erklärte Sam. »Meine Großmutter war damals sehr krank und meine Mutter wollte sie nicht alleinlassen. Seitdem trage ich die Verantwortung für Mutti und meine zwei kleinen Brüder. Oma ist letzten Monat gestorben und jetzt können wir endlich zu meinem Vater reisen.«
»Ich weiß, was du mit der Verantwortung meinst. Mein Vater wurde während der Reichskristallnacht verhaftet und meine Mutter hatte einen Nervenzusammenbruch. In den vergangenen Monaten musste ich dafür sorgen, dass sie und meine Schwester nicht den Mut verloren und wir aus Deutschland fliehen konnten.«
»Das mit deinem Vater tut mir leid. Meiner ist ganz knapp einer Verhaftung entgangen.«
Wir waren inzwischen bestimmt eine Stunde auf dem Schiff unterwegs und ich mochte Sam Shapiro schon jetzt und vertraute ihm. Ich verriet ihm die Wahrheit, dass Vati plötzlich aus Buchenwald entlassen worden war und sich jetzt an Bord des Schiffes befand. »Dann gibt es ja in Kuba vielleicht doch noch ein Happyend für uns alle«, sagte Sam. Wir hatten das Schiffsheck erreicht und ich starrte ins aufgewühlte Kielwasser weit unter uns.
»Ich kann mir noch kein Happyend vorstellen«, antwortete ich. »Nicht, bis wir in die USA einwandern können.«
»Bei meiner Familie ist es genauso. Aber im Moment ist es herrlich, eine Zeitlang keine Sorgen zu haben und eine Stunde oder so ohne meine Brüder und dafür mit einem hübschen Mädchen zu verbringen.«
Nach einigen Tagen hatten Sam und ich in jede Ecke des Schiffes gespäht und auch in jeden Winkel unseres Lebens. Irgendwann kamen wir auf unseren Glauben zu sprechen. Wir saßen ganz dicht nebeneinander auf Liegestühlen, in dicke Decken gehüllt, als Sams blaugrüne Augen ernst wurden. »Ich möchte dich etwas fragen, Gisela. Bist du Jüdin, weil du jüdische Eltern hast oder weil du wirklich glaubst?« Ich runzelte die Stirn, weil ich nicht sicher war, dass ich seine Frage richtig verstand. »Mit anderen Worten: All die Gesetze in der Tora, die Geschichten von Abraham und Mose, der Auszug aus Ägypten – glaubst du, dass sie alle wahr sind, oder sind es für dich nur überlieferte Traditionen?«
Ich überlegte einen Augenblick und versuchte, die lauten Gespräche auszublenden, die von unten heraufdrangen, um mich ganz auf Sam zu konzentrieren. Inzwischen kannte ich jeden Zentimeter seines attraktiven Gesichts, von seinem kantigen Kinn mit den goldenen Bartstoppeln bis zu dem dichten blonden Haar und den dunklen Augenbrauen. Seine Augen liebte ich besonders – und das Lachen darin, aber auch die Ernsthaftigkeit, die ich manchmal in ihnen sah. Nie wieder würde ich das Meer betrachten können, ohne an Sams Augen zu denken und daran, wie sie mal grün, mal blau, mal grau wurden, eben wie das Wasser des Ozeans.
»Ich bin Jüdin, weil ich daran glaube«, antwortete ich ihm. »Solange ich denken kann, hat unsere Familie den Sabbat und alle Jahresfeste gefeiert und ich glaube an die Wahrheiten, die sie uns lehren. Ich glaube an Gott und daran, dass er das Wasser geteilt hat, um uns zu retten – derselbe Gott, von dem König David in den Psalmen singt.«
»Ich liebe die Psalmen«, sagte Sam leise. »Sie decken die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen ab, von Angst und Trauer bis zu Freude und Liebe, auf ganz ehrliche und direkte Art.«
»Als sich unser Leben in Deutschland allmählich änderte«, sagte ich, »hat mein Vater immer gesagt, Gott habe einen Grund für alles, was geschieht, und dass wir ihm vertrauen können. Wir haben das Passafest sogar gefeiert, als Vati in Buchenwald war – und wir haben ein echtes Wunder erlebt, als er entlassen wurde. Vati glaubt, dass Gott seine Verhaftung und sein Leiden im Lager zugelassen hat, damit er der Welt erzählen kann, was die Nazis uns antun. Er glaubt, wenn die freiheitsliebenden Amerikaner davon hören, werden sie uns zu Hilfe kommen.« An Sams ernster Miene und daran, dass er mir förmlich an den Lippen hing, während ich sprach, konnte ich sehen, dass er ebenso glaubte wie ich, aber ich fragte trotzdem: »Und du? Bist du froh, Jude zu sein?«
»Ja, das bin ich. Und ich stimme deinem Vater zu, was Gottes Ziele betrifft. Die Tatsache, dass wir in Deutschland nicht mehr willkommen sind – so wie Juden an vielen Orten und zu allen Zeiten nicht willkommen waren –, macht deutlich, dass unser Volk ein eigenes Heimatland finden muss.«
»Aber wo sollte das denn möglich sein? Hätten wir nicht längst eine Heimat gefunden, wenn es ein Land gäbe, das uns haben will?«
»Unsere wahre Heimat ist Eretz Israel. In der Tora hat Gott uns dieses Land verheißen. Ich glaube, dass unser Volk eines Tages dort leben wird.«
»Wirklich? Wenn wir das Sedermahl am Passafest mit den Worten ›Nächstes Jahr in Jerusalem‹ beenden, scheint mir das eher etwas zu sein, was man sich wünscht, wenn man eine Sternschnuppe sieht, und nicht etwas, das wirklich passieren könnte.«
»Gott hat dem Propheten Jesaja gesagt, dass er uns ein zweites Mal in unsere Heimat zurückbringen wird. Die erste Rückkehr hat in den Tagen von Esra und Nehemia stattgefunden. Vielleicht kommt das zweite Mal ja bald.«
»Vati sagt, die Briten kontrollieren Palästina und sind gegen einen jüdischen Staat.«
»Ich weiß. Aber stell dir mal ein Land vor, in dem jeder Jude ist und wir unsere eigenen Regeln und Gesetze machen können.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte ich seufzend. Die Sonne hatte jetzt schon mehr Kraft und ich schob die Wolldecke zur Seite. »Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, wie es sein wird, auf Kuba zu leben. Oder in den USA.«
»Wenn wir noch mal von vorne anfangen«, sagte Sam, »wenn Tausende von uns vor der Verfolgung in Deutschland und an anderen Orten fliehen, warum sollten wir dann kein richtiges Heimatland haben?« Seine Leidenschaft für dieses Thema war offensichtlich und seine Begeisterung ansteckend. »Würdest du nach Palästina gehen, Gisela? Würden deine Eltern es tun?«
»Darüber habe ich noch nie nachgedacht. In unserer Gemeinde gab es Zionisten, die davon gesprochen haben, dass sie dorthin zurückwollen. Aber ich habe gehört, dass es im Vergleich zu Europa ziemlich primitiv ist. Und meine Familie ist schöne Dinge gewöhnt. Die letzten paar Monate waren für Mutti wirklich hart, als wir in unserer fast leeren Wohnung gehaust haben.«
»Meine Mutter ist genauso. Aber wärest du bereit zu gehen, wenn wir alt genug sind, um unsere eigenen Entscheidungen zu treffen?«
»Ich weiß nicht. Darüber muss ich erst nachdenken. In letzter Zeit habe ich immer nur an Mutti und Ruthie gedacht und daran, wie wir aus Deutschland rauskommen.«
Plötzlich beugte sich Sam in seinem Liegestuhl vor und sah mich an. »Was wäre denn, wenn es bei allem, was wir durchgemacht haben, Gottes Ziel war, dass wir beide uns kennenlernen? Was, wenn unsere Zukunft uns von jetzt an miteinander verbindet?«
Mein Herz raste. Ich wusste, dass ich Samuel Shapiro immer lieber mochte, und der Gedanke, dass es ihm ebenso gehen könnte, war erstaunlich. »Das … das wäre schön«, stammelte ich.
Kundenstimmen
Eine Echtheits-Überprüfung der Bewertungen hat vor deren Veröffentlichung nicht stattgefunden. Die Bewertungen könnten von Verbrauchern stammen, die die Ware oder Dienstleistung gar nicht erworben oder genutzt haben.
07.01.2024abby Eines Tages finden wir nach Hause von Lynn Austin.
Dies ist die Geschichte der größten Generation - sowohl an der Kriegsfront als auch an der Heimatfront. Die meisten der Männer, die gekämpft haben, haben nie über ihre Erfahrungen gesprochen. Durch diese doppelte Erzählung erfahren wir, wie zwei Männer unter Kriegsneurose litten und wie eine Frau um ihr Überleben und ihre
Liebe kämpfte.
Hudson Valley, New York.
Jimmy Barnett ist nicht mehr derselbe, nachdem er aus dem europäischen Kriegsgebiet als Sanitäter nach Hause kam. Früher war er kontaktfreudig, witzig, gut aussehend und wollte Tierarzt werden, genau wie sein Vater. Jetzt, im Jahr 1946, sitzt er nur noch auf seinem Bett und starrt aus dem Fenster. Niemand scheint in der Lage zu sein, ihm zu helfen, den Weg zurück nach Hause / in die Wirklichkeit zu finden. Als er einen Selbstmordversuch unternimmt, bringen ihn seine Eltern in das nächstgelegene Veteranenkrankenhaus - welches eine Stunde entfernt ist und wo sie ihn nur einmal pro Woche besuchen können.
Die mutterlose Peggy Serrano lebt auf der anderen Straßenseite. Ihr Vater ist Mechaniker mit kleiner Werkstatt und kümmert sich kaum um sie. Er hat eine neue Freundin namens Donna. Diese will die Tochter des Hauses los werden und deren Job in der Buchhaltung übernehmen.
Peggy hilft dem Tierarzt Mr. Bennett in seiner Praxis und hat ein besonderes Händchen. Sie freut sich riesig als Jimmy nach Hause kommt. Seine Wesensveränderung mach sie sehr traurig. Sie will ihrem Freund aus Kindheitstagen helfen, gesund zu werden.
Im Krankenhaus muss Jimmy einige schreckliche, nicht unbedingt hilfreiche Behandlungen über sich ergehen lassen, z.B. ein Insulinkoma und Elektroschocktherapie.
Peggy eine Idee, sie will mehr von Jimmys Armeekameraden finden uns beginnt in Jimmys Seesack nach Hinweisen zu suchen. Dabei entdeckt sie das Bild einer schönen Frau, auf deren Rückseite nur der Name Gisela steht.
Szenenwechsel. Berlin, Deutschland, 1938. Gisela Wolff und ihre Familie wissen, dass es an der Zeit ist, Deutschland zu verlassen. Sie besorgen Visa und Pässe mit denen die Familie vor den Nazis fliehen kann. Sie gehen an Bord des Luxusdampfers St. Louismit Kurs auf Kuba. Das Land verweigert den 900 jüdischen Passagieren die Einreise. Der Dampfer versucht dann, nach Amerika einzureisen doch wieder werden sie abgewiesen und zurück nach Europa geschickt.
Ein Lichtblick in Giselas Leben ist der junge Mann, den sie auf dem Schiff kennenlernt, Sam Shaprio. Die beiden verlieben sich schnell ineinander. Sie werden getrennt und Gisela muss sich ihren Weg durch den Krieg bahnen... ich will nicht spoilern, also höre ich jetzt besser auf.
Meine Meinung zu dem Buch. Flüssig und spannend geschrieben sodass ich es schnell durchgelesen habe. Es ist ein christlicher Roman mit auch einigen Hinweisen zu den Sitten und Bräuchen des Judentums. Ich konnte mich gut in das Buch hineinfühlen und mitfiebern. Ich habe aber auch, nachdem ich die Geschichte und Bräuche auseinandergesetzt habe, auch die Handlungen der Hauptpersonen besser verstanden. Besonders geschätzt habe ich die Unterhaltungen von Peggy mit Jimmy ebenso die Hinweise wie die Kameraden mit ihren Gefühlen nach dem Krieg umgegangen sind. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 Sterne.
Nach einer wahren Geschichte. Sehr hoffnungsvolle Lektüre.
› mehr...
02.01.2024Ingrid Es ist unfassbar, wie ein Krieg das Leben der Menschen verändert und welche dramatischen Schicksale er hervorbringt. Zwei Frauen mit ganz verschiedenem Hintergrund erzählen:
Da ist Peggy, die besorgt ist um ihren besten Freund Jimmy, der im Jahr 1946 vom Krieg aus Europa in die USA zurückgekehrt ist und nicht mehr derselbe ist, der er vor dem Krieg war. Er
ist schwer traumatisiert und hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Peggy und seine Eltern versuchen an ihn heranzukommen und ihm zu helfen. Es sind dramatische Dinge, die Jimmy als Soldat an der Front bis hin zur Befreiung des KZ Buchenwald erlebt hat. Tod, Grausamkeiten und Verlust von geliebten Menschen.
Im zweiten Erzählstrang geht es um Gisela. Sie erzählt wie sie mit ihrer Familie aus Deutschland flieht, weil sie Juden sind. Doch niemand will sie aufnehmen. Das Kreuzfahrtschiff St. Louis, voll mit europäischen Juden, muss vor der amerikanischen Küste wieder umdrehen und zurück nach Europa. Belgien wird schließlich die neue Heimat von Giselas Familie. Doch nicht lange können sie in Frieden leben. Bald schon wird Belgien von den Deutschen besetzt und die Verfolgung der Juden beginnt auch dort.
In dieser furchtbaren Zeit kreuzen sich die Wege von Gisela und Jimmy.
Das Buch ist tief berührend. Lynn Austin schreibt einfühlsam und beschreibt Schicksale authentisch. Immer wieder lässt sie Aspekte des christlichen Glaubens einfließen, auch die Frage, warum Gott nicht in das grausame Geschehen eingegriffen hat. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, trotz des schweren Themas, das heute leider wieder genauso aktuell ist. Er ist nicht oberflächlich und trotzdem spannend und gut zu lesen.
› mehr...
19.10.2023mabuerele „...Sie war in Jimmys Zimmer. Nach all den Wochen, die er dort verbracht hatte, mit geschlossenen Fensterläden, um das Sonnenlicht auszusperren, als wollte er die entfernte Bergkette oder die frischen gelbgrünen Blätterknospen an den Bäumen nicht mehr sehen, musste der Raum dringend geputzt werden...“
Wir schreiben das Jahr 1946. Jimmy ist mit einer schweren Depression nach Hudson Valley aus dem
Krieg zurückgekehrt. Nach einem Selbstmordversuch wurde er in eine Klinik eingeliefert. Nicht nur seine Eltern sorgen sich um ihn, sondern auch Peggy. Die junge Frau hilft dem Tierarzt, Jimmys Vater. Sie ist dort mehr zu Hause als in der gegenüberliegenden Autowerkstatt ihres Vaters.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben In der Geschichte laufen lange zwei Handlungsstränge parallel. In dem einen stehen Peggy und Jimmy im Mittelpunkt. Der andere beginnt im Jahre 1038 in Berlin. Hier wird das Leben von Gisela und ihrer Familie erzählt.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er ringt die Probleme der Zeit auf den Punkt.
Peggy ist eine starke junge Frau. Seit dem frühen Tod ihrer Mutter war sie in der Schule eine Außenseiterin. Es war Jimmy und seine Familie, die ihr Wertschätzung entgegengebracht haben.
„...Beten bedeutet nicht nur, um eine Menge Sachen auf einer Liste zu bitten. Es geht darum, mit Gott zu reden, wie du mit jemanden reden würdest, den du lieb hast...“
Jetzt aber braucht Jimmy ihre Hilfe. Als ein Kriegskamerad auftaucht, hat Peggy eine Idee, wie sie Jimmy vielleicht aus der Depression herausholen könnte. Einer der ehemaligen Soldaten bringt das Dilemma auf den Punkt:
„...Keiner von uns ist noch der Alte nach all dem, was wir gesehen und getan haben...“
Gisela und ihre Familie sind Juden. Sie hatten ein Visum für Kuba und wollten dort auf die Weiterreise in die USA warten. Auf dem Schiff lernt sie Sam kennen. Zwischen den jungen Leuten kommt es zu einer zarten Beziehung. Doch Kuba lehnt plötzlich die Aufnahme der Flüchtlinge ab. Auch die USA und Kanada schicken das Schiff weiter. Sie finden eine neue Heimat in Belgien. Gisela beginnt eine Ausbildung als Krankenschwester. Dann aber wird Belgien besetzt. Geht jetzt alles wieder von vorn los" Hat ihre Liebe eine Chance"
Das Buch macht klar, was Krieg für Menschen bedeutet. Als amerikanische Bomben auf Belgien fallen, äußert sich eine trauernde Mutter, die ihr totes Kind in den Armen hält:.
„...“Das waren amerikanische Flugzeuge“, heulte sie. „Sie sollten uns retten, nicht töten!“...“
Am Ende werden beide Handlungsstränge zusammengeführt. Dann kommt es auch zu intensiven Diskussionen, warum Gott nicht in das Geschehen eingegriffen hat.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, dass die tiefen psychischen Spuren eines Krieges lange nachwirken.
› mehr...
17.10.2023fliegermama Im Zentrum der Erzählung stehen zwei Frauen. Zum einen gibt es Peggy, eine junge Amerikanerin, deren bester Freund Jimmy gebrochen aus dem zweiten Weltkrieg zurückkehrt. Sie möchte ihm helfen, wieder Lebensfreude und Lebenssinn zu bekommen. Der zweite Erzählstrang handelt von Gisela, einer deutschen Jüdin, die mithilfe des Kreuzfahrtschiffes St. Louis versucht, der deutschen Verfolgung zu entfliehen. Auf diesem Schiff
trifft sie ihre große Liebe Sam. Da die St. Louis an ihrem Zielort nicht anlegen darf, nimmt sie wieder Kurs auf Europa. Beide Frauen sind in gewisser Weise auf der Suche nach Heimat und einem Zuhause.
Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Peggy und Gisela erzählt. So wird man von zwei Seiten in den zweiten Weltkrieg mit hineingenommen. Lynn Austin versteht es sehr gut, den christlichen Glauben in ihre Bücher mit einfließen zu lassen. Hier steht vor allem die Frage nach dem Sinn und dem Umgang mit Leid im Vordergrund. Es wird deutlich, dass Gottes Liebe unendlich ist, auch wenn wir nicht alles erklären können, was passiert. Schön fand ich auch zu sehen, wie Peggy versucht, Jimmy in seiner Depression zu helfen. Ein Thema, das mir durch die Lektüre des Buches neu wichtig und klarer geworden ist, ist die Wichtigkeit eines jüdischen Staates. Lynn Austins Schreibstil ist angenehm und das Buch lässt sich gut lesen. Es hat mir wirklich gut gefallen und ich werde über einiges noch länger nachdenken.
› mehr...
12.10.2023Grace2 Dramatische Erzählung über zwei Handlungsstränge während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Sehr empfehlenswert!
Das neueste Buch „Einens Tages finden wir nach Hause“ der Erfolgsautorin Lynn Austin führt den Leser/die Leserin zunächst ins Hudson Valley, New York, in das Jahr 1946.
Hier begegnet der Leser/die Leserin Peggy und ihre Nachbarn, der Familie Barnett. Der Sohn Jimmy hat infolge einer tiefen Depression
und einer sog. Kriegsneurose einen Selbstmordversuch unternommen und ist nun in stationärer Behandlung. Doch ob diese Art der Behandlung Erfolg verspricht, ist mehr als fraglich. Peggy überlegt, wie sie Jim helfen kann. Auf ihrer Suche trifft sie auf Joe, einen Kriegskameraden von Jim, den ein ähnliches Schicksal ereilt hat. Zusammen setzen die beiden alles daran Jim zu helfen. Wo und wer kann ihnen helfen und wer ist die geheimnisvolle Gisela, deren Foto sie bei Jims Sachen aus dem Krieg finden"
Ein zweiter Handlungsstrang führt zur Reichskristallnacht nach Berlin. Gisela und ihre Familie werden in dieser Nacht von ihrem Vater getrennt. Doch durch Verbindungen gelingt es ihnen allen auf die St. Louis, einem Flüchtlingsschiff mit Kurs auf Havanna, Kuba zu fliehen. Hier trifft Gisela Sam, der ebenfalls mit seiner Familie nach Kuba möchte. Sie verlieben sich ineinander und hoffen auf ein gemeinsames Leben, doch noch vor Kuba wendet sich ihr Schicksal.
Wie bei kaum einem anderen Buch finde ich hier den Titel unglaublich passend. In beiden Handlungssträngen verbirgt sich die Suche nach einem Zuhause nur auf unterschiedliche Weise. Jim ist tatsächlich zu Hause bei seiner Familie, aber nur körperlich, geistlich und vor allem seelisch ist er immer noch im Krieg in Europa. Aus meiner Sicht hat die Autorin hier wirklich hervorragend herausgearbeitet, dass Körper, Geist und Seele zusammengehören und dass der Geist nicht heilen kann, wenn nicht auch die Seele heilt. In diesem Zusammenhang erklärt sie auch den Begriff der sog. Kriegsneurose und deren Folgen. Die Behandlungsmethoden damals sind erschreckend unmenschlich und führten wohl kaum zu einer Heilung. Hier muss erwähnt werden, dass auch Peggy ein Zuhause sucht, dass sie bei ihrem Vater und dessen Lebensgefährtin nicht finden kann. Also auch hier findet sich eine Suche nach einem Zuhause nochmal auf einer anderen Ebene. Im zweiten Handlungsstrang sind es Gisela und Sam, die ein sicheres Zuhause und eine Zukunft suchen. Hier wird der Schrecken des Holocaust in all seinen Facetten deutlich. Historisch interessant und sehr gut recherchiert ist die Irrfahrt der St. Louis. Absolut gelungen hat Lynn Austin diesen Teil in ihre Geschichte mit eingebaut. Mich haben beide Themen, der medizinische im dem einen Handlungsstrang und der historische im zweiten angesprochen. Und Lynn Austin zeichnet sich natürlich dadurch aus, dass sie die Themen, auf die sie wert legt, gekonnt mit ihrer Erzählung verbindet. Ein weiterer interessanter Aspekt ist für mich der christliche Glaube, wobei hier natürlich auch der jüdische eine Rolle spielt. Durch die alternierenden Handlungsstränge und den guten Schreibstil der Autorin wird das Buch für mich zu einem richtigen Pageturner, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Sehr gut haben mir auch die Charaktere der Protagonisten gefallen, die gut und realitätsnah aufgebaut sind. Teilweise ist die Erzählung etwas schwer auszuhalten, aber das muss man sich im vorherein bewusst machen, wenn man einen Roman aus den Zweiten Weltkrieg und insbesondere dem Holocaust liest.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.
› mehr...
07.10.2023Chattys Bücherblog Lynn Austin ist bekannt für ihre gefühlvollen, emotionalen Romane die sich durch jede Menge Tiefgang auszeichnen.
"USA 1946 und Deutschland 1939" So beginnt der Francke Verlag die Kurzbeschreibung des Romans, dessen Inhalt auf die christlichen Werte während des II. Weltkrieges abzielt.
In den zwei genannten Handlungsebenen erfährt der Leser von den emotionalen Belastungen des Krieges. Ob Reichsprogromnacht, Konzentrationslager, oder die psychische Verarbeitung des Erlebten, die
Autorin schildert unfassbare Szenen, die absolut ehrlich und glaubhaft wirken. Immer wieder werden Psalme zitiert, die dem Ganzen einen religiösen Touch verleihen, jedoch ohne erhobenem Zeigefinger.
***
Der Roman ist wieder einmal ein schönes Beispiel dafür, dass Geschichte nicht nur etwas für Historiker ist. Hier trifft Religion auf Geschichte, um nicht zu sagen, auf unsere Vergangenheit. "Liebe versetzt Berge" könnte ein Untertitel dieses zeitgenössischen Romans sein, da tiefe Emotionen sich über den Schmerz legen.
Eine rundum gelungene, wenngleich auch nicht unbedingt schöne Geschichte zweier Menschen, die stark miteinander verbunden sind und zueinander gehören.
Fazit: 416 Seiten voller Emotionen mit Hinweisen auf christlichen Glauben und Werte.
Meine Empfehlung für Leser*innen von christlichen Romanen mit Tiefgang.
› mehr...
21.09.2023annislesewelt "Eines Tages finden wir nach Hause" ist ein wundervoller und starker Roman über die Kraft der Freundschaft und der Liebe.
Es geht um Peggy und Gisela, zwei junge Frauen, von denen eine in Deutschland und die andere in den USA lebt.
Peggy muss erleben, dass ihr Jugendfreund nach dem Krieg völlig verändert ist und keinen Lebensmut mehr hat.
Gisela dagegen erlebt schwere
Kriegsjahre und möchte mit ihrer Familie nach Kuba auswandern.
Mir hat die Umsetzung, der Schreibstil, hier außerordentlich gut gefallen.
Lynn Austin hat zudem gewohnt flüssig und packend geschrieben und es fällt leicht sich in diese Geschichte zu vertiefen.
Es braucht lange, bis man erkennt, wie Peggy und Jimmy mit Gisela zusammengehören. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mit diesem Ende gerechnet. In beiden Handlungssträngen gab es Szenen, die mir Tränen in die Augen trieben und mich bewegt haben.
Dieses Buch spricht über Hoffnung, die durchträgt auch wenn alles zerbricht, über Kriegstrauma, Angst, Unsicherheit, Zusammenhalt, tiefe Freundschaft, eine Liebe, die Zeiten überdauert und über die Erkenntnis, dass Gott das Böse nicht will. Außerdem zeigt diese Geschichte, dass Gott immer da ist und es zu allen Zeiten Menschen gab und gibt, die das Richtige tun.
"Eines Tages finden wir nach Hause" ist ein extrem lesenswertes Buch, denn neben starken Charakteren werden geschichtliche Ereignisse spannend weitergegeben.
› mehr...
18.09.2023katikatharinenhof Der Schreibstil nimmt der Geschichte ganz viel Atmosphäre
Endlich ist der Krieg vorbei und Peggy kann es kaum erwarten, dass Jimmy zurück in die USA reisen kann. Doch das Wiedersehen gestaltet sich komplett anders, als sich die junge Frau es sich wieder und wieder ausgemalt hat. Der Mann, der vor ihr steht, ist so ganz anders als der Jimmy, den
sie kennt. Ein geheimnisvolles Foto einer Unbekannten könnte der erste Hinweis darauf sein, was Jimmy im Krieg erlebt hat...
Lynn Austin widmet sich in "Eines Tages finden wir nach Hause" einer sehr ereignisreichen Geschichte, die sich vor allen Dingen um die grausamen Ereignisse dreht, für die der braune Sumpf verantwortlich ist. Doch so schlimm die Gräueltaten auch sind, Austin kann die Schrecken und Narben auf der Seele einfach nicht richtig transportieren.
Ihr Schreibstil wirkt manchmal sehr steril, fast unbeholfen, und das führt dazu, dass sich die Figuren von den Leser;innen entfernen, anstatt sie vollkommen an ihrer Lebensgeschichte teilhaben zu lassen. Die christliche Perspektive wird sehr vehement von Austin vertreten, steht aber konträr zu einigen Handlungen, die die Protas recht freimütig tätigen. Hierauf näher einzugehen, ohne zu spoilern, ist so gut wie unmöglich, aber es sei angemerkt, dass das Eheversprechen hier mehr als salopp behandelt wird.
Während der Erzählstrang mit den Figuren Peggy und Jim sehr gut lesbar und voller Emotionen, Glaubenskrisen, den Folgen einer PTBS und vielen bewegenden Gedanken ist, kann der zweite Handlungsstrang in Bezug auf die Figur Gisela mich leider nicht für sich einnehmen. Auch wenn das, was ihr aufgrund ihres Glaubens und ihrer Herkunft widerfahren ist, unmenschlich und furchtbar ist, gelingt es der Autorin nicht ganz, diese Prota so zu gestalten, dass ihre Geschichte bewegt und berührt. Hier bleiben die Leser:innen aussen vor, betrachten alles wie durch eine dicke Glaswand und können keine echte Verbindung zu Gisela aufbauen.
Machen Szenen im Buch sind sehr düster und schwer, legen sich wie Blei auf die Lesenden und sorgen für einen doch eher dunkel Wolke, die über dem Buch schwebt. Peggy leuchtet aber wie ein kleines Hoffnungslicht, dass auch in den schwierigsten Zeiten Trost spendet.
Die Idee zum Buch gefällt , die Umsetzung ist allerdings noch ausbaufähig.
› mehr...
11.09.2023KleinerVampir Buchinhalt:
Als Peggys bester Freund Jim 1946 aus dem Kriegseinsatz in Europa in die USA zurückkehrt, ist er nicht mehr derselbe. Nach einem Selbstmordversuch wird er in ein Veteranenhospital eingeliefert und ist seitdem apathisch und ohne Lebenswillen. Peggy versucht, hinter seine emotionalen Mauern vorzudringen und findet in seinen Sachen ein Foto einer Unbekannten. Was hat die junge Frau auf
dem Bild mit dem Jimmy ihrer Kindheit zu tun"
1939 flieht die Jüdin Gisela mit ihrer Familie vor den Nazis in Richtung Kuba. Doch das Land nimmt die Flüchtlinge nicht auf und sie kehren nach Europa zurück. Gisela wird ins KZ Buchenwald gebracht und erlebt die Hölle auf Erden – bis ein amerikanischer GI sie nach der Befreiung dort findet und pflegt. Gielas Verlobter Sam Shapiro gilt indessen als vermisst, doch Gisela lässt nichts unversucht, ihren Liebsten wiederzufinden...
Persönlicher Eindruck:
Wieder einmal erschafft die preisgekrönte Autorin Lynn Austin einen mitreißenden Roman, der unter die Haut geht. Zunächst in zwei getrennten Erzählsträngen, beide zeitlich nahe beieinander – dennoch auf zwei Kontinenten. Es ist eine Weltkriegsgeschichte, die das Schicksal der europäischen Juden zum Thema hat. Gleichzeitig befasst sich der Plot mit den Kriegstraumata, die die Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg mitbrachten, und die ihr Leben nachhaltig und dauerhaft geprägt haben.
Hauptfiguren sind im Grunde drei Personen: zum einen die junge Tierarzthelferin Peggy die in den USA in einem kleinen Dorf an der Ostküste lebt. Ihre Mutter hat sie früh verloren und so wächst sie mehr oder minder bei den Nachbarn auf, einem Tierarzt und seiner Frau.
Jim, der Kriegsverteran, ist der Sohn des Tierarztehepaars und Jugendfreund von Peggy. Durch ein Kriegstrauma gezeichnet kommt keiner wirklich an ihn heran und die Ärzte in der Klinik schienen eher grausame Versuche mit dem Mann mahen zu wollen, als ihm wirklich zu helfen.
Die Dritte ist Gisela Wolf, eine junge Jüdin aus Berlin. Ihr Schicksal ist beklemmend und emotional erzählt, von der Fluct aus Deutschland beinahe nach Kuba, zurück nach Antwerpen und schließlich in das Konzentrationslager Buchenwald, wo die Alliierten sie am Kriegsende schließlich befreien. Ihr einziger Halt: ihre tiefe liebe zu Sam Shapiro, der seit Kriegsende als vermisst gilt.
Insgesamt ist es eine sehr emotionale und gleichzeitig sehr spannende Geschichte die persönliches (fiktives) Schicksal der handelnden Personen mit geschichtlichen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit verbindet. Der Spannungsbogen steigert sich bis zum Ende und es ist bis zum Schluss nicht klar, inwieweit die Geschichte ausgeht und ob es Hoffnung für die Beteiligten gibt.
Die christliche Grundthematik befasst sich dabei mit Gottvertrauen, Hoffnung und Liebe, aber auch mit Glaubenskrise angesichts des Grauens, das die Figuren erleben – sei es nun persönlich oder angesichts des Grauens, das sie sehen.
Mich hat die Geschichte sehr mitgerissen. Es fiel schwer, das Buch zuzuklappen, ich begleitete die Figuren mit Spannung auf ihrem Lebensweg. Auch das Setting ist bildhaft und anschaulich, so dass man sich sofort an die Schauplätze versetzt fühlt.
Mein Fazit: ein wieder sehr gelungener Roman, dem ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche. Ein Lesehighlight 2023!
› mehr...
04.09.2023awii186 Ein überwältigendes Buch, was zeigt, wie Gottes Liebe und Gnade die tiefste Dunkelheit in unserem Leben erhellen kann.
In dem vor uns liegenden Roman begleiten wir Peggy und Gisela. Gisela nimmt uns mit in die Wirren des 2. Weltkriegs. Da sie Juden sind, ist in Deutschland kein Platz mehr für sie. Gisela hat mit ihrer Familie ein Ticket für ein
Schiff mit Kurs auf Havanna bekommen. Viele Flüchtlinge sind an Bord und Gisela lernt Sam Shapiro kennen und lieben. Können sie auf eine gemeinsame, glückliche Zukunft hoffen"
Peggy hat endlich ihren besten Freund Jimmy aus dem grausamen Krieg wieder. Aber wer ist der Mann, den sie da vor sich hat" Er ist völlig verändert und nicht mehr wiederzuerkennen. Und dann findet Peggy das Foto einer Frau. Wer ist das" Peggy kämpft mit allen Mitteln, um ihren „alten“ Jimmy wiederzubekommen und stößt dabei auf dunkle Seiten des Kriegs. Wird sie ihm helfen können"
Durch den sehr gut lesbaren, flüssigen Schreibstil nimmt uns die Autorin mit in die Abgründe menschlicher Grausamkeiten während des 2. Weltkriegs, besonders den Juden gegenüber. Sie lässt Peggy und Gisela jeweils kapitelweise in Ichform ihre Geschichte erzählen. Es war total spannend zu lesen, wie die einzelnen Fäden schlussendlich zu einem schönen Zopf geflochten wurden.
Mir hat sehr gut gefallen, dass Gottes Liebe und Hilfe selbst im tiefsten Leid hindurchträgt. Auch zeigt sich in dem Buch, was wahre Freundschaft leistet, sich selbst vergisst und das Wohl des Anderen sucht. Gott hat es in seiner Hand, zerbrochene Herzen zu heilen.
Toller spannender Roman, der unter die Haut geht.
› mehr...