Altenkirchen, 9. Juni 1649
»He, aus dem Weg!« Der laute Ruf des Knechts unterbrach das Gespräch der beiden Frauen in der Kutsche. »Weg da!« Er fuchtelte mit den Armen, doch der Soldat stand weiter ungerührt mitten auf der Straße vor dem Erker des Schlosses und starrte mit halboffenem Mund an den dicken Steinmauern empor zu dem Fachwerk des Obergeschosses. Erst als das Pferd schon fast mit den Nüstern seine Schulter berührte, stolperte er erschrocken rückwärts, verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Hosenboden.
Sophie schlug sich die Hand vor den Mund.
Der Mann schaffte es gerade rechtzeitig, seine Füße unter den Hufen des Pferdes wegzuziehen. Brüllendes Gelächter erscholl von drei weiteren Soldaten. Sie kamen näher und bedachten den am Boden Liegenden mit Fußtritten, während sie ihn lauthals verspotteten. Der junge Mann versuchte, sich mit halbherzigen Schlägen zu wehren, was seine Peiniger nur noch mehr zu erheitern schien.
Sophie konnte es kaum fassen. »Was tut Ihr denn da?«, rief sie vom Wagen herunter. Vor Schreck war sie halb aufgestanden, spürte aber, wie ihre Freundin Elßgen sie am Arm zurück auf den Sitz zog.
Die Soldaten hielten inne und sahen sie überrascht an. Das gab dem am Boden Liegenden genug Zeit, sich aufzurappeln. Sein Blick traf sich kurz mit Sophies, dann wandte er sich ab. Wut und Verzweiflung waren deutlich auf seinem Gesicht zu lesen.
Die anderen fingen erneut an zu lachen und machten allerlei obszöne Gesten in Sophies Richtung. Zum Glück folgten sie dem Wagen nicht.
»Du bist doch völlig verrückt!«, schimpfte Elßgen. »Wie kannst du dich da einmischen?«
Sophie hatte sich mit klopfendem Herzen wieder hingesetzt, die Wangen vor Aufregung gerötet. Sie atmete einmal tief durch. »Das ist mir so rausgerutscht«, sagte sie entschuldigend. Den schiefen Blick des Knechts hatte sie wohl bemerkt und war froh, dass die Situation glimpflich ausgegangen war. Ob der Mann einen Finger gerührt hätte, um sie zu beschützen, wagte sie zu bezweifeln.
Der Wagen rumpelte weiter über das Kopfsteinpflaster der abschüssigen Hauptstraße des Städtchens Altenkirchen. Sie ließen das Schloss und die Kirche hinter sich, passierten das Wirtshaus Zum Falken und hatten kurz darauf den Marktplatz erreicht, der neben dem Schlosshof die einzige Freifläche in der am Hang gebauten Stadt bot, die nicht schräg war. Er lag links von der Hauptstraße und war von Häusern umringt.
Der Knecht hielt das Pferd an.
Elßgen ließ sich vom Wagen helfen. Auch Sophie erhielt Unterstützung beim Absteigen, allerdings mit deutlich weniger Ehrerbietung. Sie zuckte mit den Schultern. Warum sollte es anders sein? Sie war ja schließlich nur die Müllerin, keine reiche Bauerstochter wie Elßgen. Sie konnte sich glücklich schätzen, eine so gute Freundin zu haben, die nichts auf Standesunterschiede gab. Unter dem langen Krieg, der letztes Jahr endlich geendet hatte, hatten alle gleichermaßen gelitten, da waren die Menschen enger zusammengerückt.
Elßgen hakte sich bei ihr ein und steuerte auf die ersten Marktstände zu. »Denkst du, wir werden Graf Christian zu Gesicht bekommen?«, nahm sie das zuvor unterbrochene Gespräch wieder auf.
Sophie lachte. Die Anspannung von vorhin war verflogen. »Ich glaube kaum, dass der hier über den Markt spaziert.«
»Vielleicht reitet er aus und wir sehen ihn, wenn er aus dem Schloss kommt. Er sieht so schneidig aus«, schwärmte Elßgen.
»Das findet seine hochschwangere Frau bestimmt auch«, warf Sophie mit einem Augenzwinkern ein. Elßgens Schwärmereien für diesen oder jenen Mann amüsierten sie immer wieder. Daran merkte sie, dass ihre Freundin fast zehn Jahre jünger war als sie. Mit beinahe dreißig schickten sich solche Albernheiten nicht, schon gar nicht, wenn man verheiratet war.
»Ach Sophie, du bist immer so schrecklich pragmatisch. Darf ein Mädchen nicht mal träumen?«
Sie umrundeten eine Gruppe schwatzender Frauen und hielten an einem Stand an, wo verschiedene Metallwaren feilgeboten wurden.
Sophie suchte die Auslage mit den Augen ab, konnte aber nicht finden, was sie brauchte. »Habt ihr keine Stopfnadeln?«, fragte sie den Händler, der daraufhin in eine Kiste griff und eine Schachtel voller Nadeln herauszog.
»Welche Größe benötigt Ihr, werte Dame?«, fragte er.
Sophie wählte eine Nadel aus und kaufte auch gleich noch zwei lange Stricknadeln, die in ihren Korb wanderten. Sie hatte kaum bezahlt, da zog Elßgen sie schon zum nächsten Stand weiter.
»Sieh nur, ist das nicht ein Traum?«
Staunend betrachteten sie die kunstvoll getöpferten Kannen und Becher, die ein Töpfer um seinen Wagen aufgebaut hatte.
»Bestes Geschirr, Kannen, Einmachtöpfe, greift zu, meine Damen! Feinstes Steingut aus dem Hause Knütgen, robust und edel zugleich«, pries der Mann seine Waren an.
Sophie nahm eine Kanne in die Hand, die mit wunderschönen blauen Blumenmustern bemalt war. »Was soll die kosten?«, fragte sie, obwohl sie keine Kanne brauchte. Bei dem genannten Preis stellte sie sie schweren Herzens zurück.
»Aber meine Dame, selbst der Graf von Isenburg hat solche Kannen auf seinem Tisch stehen. Das könnt Ihr Euch doch nicht entgehen lassen!«, versuchte der Töpfer sie zu überreden.
Sophie winkte lächelnd ab.
»Ich nehme drei von den Einmachtöpfen«, sagte Elßgen und zog damit die Aufmerksamkeit des Verkäufers auf sich. Mit größtem Vergnügen kaufte sie zusätzlich etwas Geschirr und die Kanne, die Sophie bewundert hatte, und wies den Töpfer an, alles zum Wagen bringen zu lassen. Sie schlenderten weiter, wobei Sophie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie Elßgen um die Kanne beneidete. Ob sie sich jemals solch einen Luxus würde leisten können?
Sophie genoss die vielen Begegnungen auf dem Markt, auch wenn meist Elßgen diejenige war, die angesprochen wurde. Mit ihrem sonnigen Gemüt, den rosigen Wangen und der beneidenswerten Fähigkeit, alle Menschen mit Namen zu kennen, die ihr je begegnet waren, nahm sie jeden für sich ein. Die armen Leute wussten um ihre Mildtätigkeit und scheuten sich nicht, um Almosen zu bitten, während alle anderen einfach gern einen Plausch mit ihr halten wollten. Sophie war längst nicht so herzlich und viel pragmatischer, da hatte Elßgen schon recht, doch auch sie war vielen bekannt, die aus den umliegenden Dörfern nach Altenkirchen zum Markt kamen. Ihr Vater hatte sich einen Namen als ehrlicher Müller gemacht, was in diesen Zeiten Gold wert war. Manch einer ließ sein Korn lieber in Michelbach mahlen als in seiner Bannmühle, obwohl das eigentlich nicht gestattet war.
Am unteren Ende des Marktes machten sie beim Wollhändler halt, wo Sophie eine Weile warten musste, ehe sie zwei Ballen erstehen konnte. Es war der Grund, warum sie mit Elßgen hatte fahren wollen. Sie konnte unmöglich die schweren Wollballen zu Fuß den ganzen Weg nach Hause schleppen. Ihr eigener Karren, das Pferd und die Schafe waren den plündernden Soldaten zum Opfer gefallen und bisher hatte ihr Vater sie noch nicht ersetzen können. Die abseits gelegene Mühle war Gott sei Dank bei den meisten Raubzügen übersehen worden, aber eben nicht immer.
Sophie erklärte dem Wollhändler gerade, wo der Wagen stand, als einer der drei Soldaten von vorhin hinter ihr auftauchte.
»Ach sieh an, da ist das hübsche Fräulein ja wieder«, sagte er mit einem anzüglichen Grinsen und streckte die Hand nach Sophie aus.
Die zog geistesgegenwärtig eine Stricknadel aus dem Korb und verpasste ihm damit einen kräftigen Hieb auf die Finger. Blitzartig zog er die Hand zurück.
»Wag es ja nicht, mich anzurühren, du ungehobelter Flegel!«, stieß Sophie mit mehr Nachdruck hervor, als sie innerlich empfand. Sie spürte, wie Elßgen nervös ihren Arm packte. Die Stricknadel hielt sie wie ein Schwert umklammert und hoffte inständig, dass der Kerl sich trollen würde.
Der schien ihre Wehrhaftigkeit allerdings recht reizvoll zu finden, bis sich eine Hand auf seine Schulter legte. Er fuhr herum und sah direkt in das finstere Gesicht des Marktaufsehers.
»Ihr werdet diese Dame doch nicht belästigt haben, oder?«, fragte der drohend.
Sofort hob der Soldat beide Hände und setzte seine unschuldigste Miene auf. »Nur ein freundliches Gespräch ...«, sagte er lächelnd und machte, dass er wegkam.
Sophie stieß einen erleichterten Seufzer aus und legte die Stricknadel wieder in den Korb. »Vielen Dank, das war sehr freundlich von Euch, Herr Brinck«, bedankte sie sich.
»Nicht der Rede wert«, antwortete der Marktaufseher, der eigentlich Rentmeister war, an Markttagen jedoch zusätzlich die Aufsicht übernahm. »Soll ich Euch ein Stück begleiten?«, bot er jetzt an.
»Ach Herr Brinck, wenn Ihr uns sicher zum Wagen zurückbringen würdet, wären wir Euch sehr dankbar«, seufzte Elßgen mit einem Seitenblick zu Sophie, die zustimmend nickte.
Herrn Brinck schien diese Bitte sehr zu freuen. Er reichte Elßgen seinen Arm, die verstohlen in Sophies Richtung die Augen verdrehte, sich aber trotzdem bei ihm einhakte.
Sophie musste ein Kichern unterdrücken. Der Rentmeister überschlug sich fast vor Höflichkeit und bedachte Elßgen mit so vielen Komplimenten, dass es kaum auszuhalten war. Dabei wirkte er etwas unbeholfen und gleichzeitig so hoffnungsvoll, dass sein Anliegen mehr als deutlich wurde. Wäre er nicht gerufen worden, hätten sie vermutlich ewig neben dem Wagen stehen und sich seinen Wortschwall anhören müssen. So verabschiedete er sich mit einer tiefen Verbeugung und eilte mit einem bedauernden Blick auf Elßgen davon.
»Himmel, der hatte mir gerade noch gefehlt!«, stöhnte Elßgen, während sie auf den Wagen stieg.
»Ich weiß gar nicht, was du hast. Du willst doch einen Mann, warum nicht den Rentmeister?«, gab Sophie zurück. »Der legt dir garantiert die Welt zu Füßen.«
»Sophie, ich bitte dich! Der Mann ist so trocken wie ein Sack voll Sägemehl. Der langweilt mich zu Tode, bevor ich dreißig werde.«
Sophie prustete los und auch Elßgen legte ihre theatralische Leidensmiene ab und lachte.
»Immerhin hat er mich gerettet, das rechne ich ihm hoch an«, sagte Sophie.
Elßgen und Sophie sahen beide zurück zum Marktplatz, während sich das Pferd in die Riemen stemmte, um den Wagen den Berg hinaufzuziehen. Tatsächlich sahen sie die drei Raufbolde am Rand des Marktes stehen und hinter ihnen her glotzen. Überraschenderweise stand auch der vierte Soldat bei ihnen, der, den sie getreten hatten.
Mit einem Schaudern wandte Sophie sich wieder nach vorn. Sie fragte sich, ob die Männer Söldner waren, die jetzt nach Ende des Krieges die Armee verlassen hatten. Sicher waren sie auf dem Heimweg in ihre Dörfer, wo auch immer die sein mochten. Ob auch Dietrich auf dem Heimweg war? Seit vier Jahren hatte sie nichts mehr von ihrem Mann gehört. Er hatte sich den kaiserlichen Truppen angeschlossen, nachdem sie ... Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Nein, daran wollte sie nun wirklich nicht denken.
Die Junisonne lachte vom Himmel, und sobald sie das Stadttor hinter sich gelassen hatten und den Weg hinunter nach Michelbach einschlugen, füllten die Lerchen die Luft mit ihrem fröhlichen Lied. Kein Grund, Trübsal zu blasen.
Kundenstimmen
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30.01.2023Doris Michel-Schmidt, selk.de Die Autorin Annette Spratte findet ihre Geschichten in der Umgebung, in der sie lebt, im Westerwald. Und sie hat auch ihren unverwechselbaren Ton gefunden, in dem sie erzählt. Die Geschichten entwickeln sehr schnell einen Sog, der einen hineinzieht – diesmal in die Welt einer Mühle in Altenkirchen in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die 30jährige Sophie betreibt dort
mit ihrem Vater die Mühle und hofft, dass das Leben nach dem Krieg wieder besser wird und dass ihr Mann, der sich freiwillig als Söldner verdingt hatte, endlich wieder heimkommt. Als im Mühlengraben die Leiche eines Soldaten entdeckt wird, passieren seltsame Dinge auf dem Hof, und die Geschichte nimmt an Tempo und Spannung zu.
Der Autorin gelingt es durch genaue Recherche nicht nur, das Mühlenhandwerk farbig und anschaulich zu schildern, sie ist auch eine Meisterin in der Figurengestaltung. Sophie, ihre Freundin Elßgen, eine reiche Bauerstochter, die alte, abergläubische Magd Martha, Konrad, der Lehrling des Müllers – sie werden lebendig und gewinnen schnell die Sympathie der Leserin.
Als Sophies Mann nach vier Jahren Söldnerdienst nach Hause kommt, zieht in die Mühle nicht die erhoffte Ruhe ein, im Gegenteil. Dietrich entwickelt sich zum Tyrannen, er schlägt Sophie und vergewaltigt sie. Dass es Annette Spratte gelingt, auch dieses Thema so subtil aufzunehmen, mit der damit verbundenen Erniedrigung, der Scham und dem falschen Pflichtgefühl, zeugt von großem Können und Sprachbewusstsein.
Sophie wird durch all diese schrecklichen Erfahrungen nicht gebrochen. Sie ist eine starke Frau, mutig, hilfsbereit und glaubensstark. Dass in den Büchern von Annette Spratte der Glaube immer auch eine wichtige Rolle spielt, ist nicht nur der Zeit, in der ihre Geschichten spielen, geschuldet. So behutsam und warmherzig, wie sie ihre Figuren schildert, gehören Fragen nach Gott und seiner Hilfe einfach dazu – weil sie menschlich sind.
Wer nach der Lektüre Lust auf mehr von Annette Spratte bekommt: Ihr neustes Buch ist auch bereits erschienen: „Die Tochter der Hungergräfin“ basiert auf der wahren Geschichte der Gräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein, die nach dem Tod des Erbgrafen, mit dem die männliche Erbfolge endet, mit ihren Töchtern zur Flucht gezwungen wird. Wieder ein historischer Stoff aus dem Dreißigjährigen Krieg mit Figuren, die einem schnell ans Herz wachsen.
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01.10.2022Pastor Dutphensis 
Mit dem Einstieg hatte ich es etwas schwer. Da fehlte es mir an Spannung. Aber dann nahm die Erzählung mehr und mehr Fahrt auf. Und am Ende erweist sie sich als so gut komponiert, dass ich ihr gerne die volle Punktzahl gebe. - Es gibt Anachronismen: Die Begriffe "romantisch" und erst recht "Wochenende" passen nicht in die Zeit.
24.05.2022awii186 
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schaue nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich,..... Jesaja 41,10
Wieder ein spannungsgeladenes (im wahrsten Sinne des Wortes) Buch von Annette Spratte. Dieses Mal geht es in den Westerwald zur Michelbacher Mühle ins Jahr 1649. Sie ist einsam gelegen, hat interessante Bewohner und ist der hauptsächliche Schauplatz.
Sophie, die
Tochter des Müllers erlebt viel Leid auf ihrem Weg, schöpft aber ihre Kraft aus der Bibel. Sie versucht täglich darin zu lesen.
Martha ihre Magd fand ich herrlich komisch, aber mit einem weichen Kern. Nicht so gut gefallen haben mir ihre "Kräutersträuße", das ging schon etwas in die okkulte Richtung und entzieht sich jeglicher biblischen Grundlage.
Brutale Männer, die einem richtig Angst machen, Spuk, Nebel, Regen und ein Mühlengeist hüllen uns ein.
Ich fand die Geschichte toll aufgebaut. Ein flüssiger Schreibstil, spannend mit zwischenzeitlichen Ruheoasen am Bach, wo der Leser auch einmal durchatmen darf, bevor man wieder die Luft anhalten muss. Vieles ist nicht vorhersehbar und man staunt und erschrickt.
Sehr gut eingearbeitet ist auch das Arbeiten an der Mühle. Super recherchiert.
Für mich war der Roman herzzerreißend schön und schmerzlich herzlich.
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10.03.2022Märchens Bücherwelt 
Die Autorin hat hier ein Buch gezaubert, in dem ein sehr heikles und doch so wichtiges Thema aufgegriffen und wunderbar umgesetzt wurde. Und nicht nur was Gewalt an Frauen angeht, sondern auch benachteiligte Personen betrifft. Es war zu tiefst berührend, wie alles zusammenpasste und man erleben konnte, wie damit umgegangen wird. Gerade in einer Zeit, wo Frauen eben leider
häufig als unbedeutend betrachtet wurden.
Obwohl es so ein ernstes und trauriges Thema ist, erlebt man auch viele lustige Begebenheiten, gerade in Verbindung mit der Magd Martha, die trotz ihrer verrückt wirkenden Art kein Blatt vor den Mund nimmt und mich oft zum Lachen gebracht hat oder auch zwischen Sophie und ihrer besten Freundin Elßgen, deren Freundschaft Sophie viel Freude, aber auch Kraft und Trost gegeben hat.
Sophie ist eine sanfte, fleißige Tochter, die ihrem kranken Vater während der Abwesenheit ihres Mannes zur Hand geht und alles auffängt, um den Mühlenbetrieb in Gang zu halten. Sophie spürt man das Wechselbad der Gefühle an, einerseits stark und tapfer, dann wieder verunsichert, was man an ihren Gebeten spürt, wenn sie mit sich hadert und zu oft nachgibt. Die Entwicklung der Geschichte wird wirklich spannend und obwohl erst ziemlich spät die Auflösung kommt, so war sie so schön und ergreifend und das Ende ist auch anders gestaltet, als man erwartet hätte, was ich aber nicht weiter schlimm finde, da es trotzdem zur Geschichte passt.
Mein besonderes Highlight in diesem Buch war tatsächlich der Esel Jockel-die Szenen mit ihm hab ich sehr genossen.
Das Cover und der Titel sind schön gestaltet und genau passend, da findet man sich sofort in der Geschichte wieder.
Alles in allem bin ich von dem Buch angenehm überrascht, denn ich hab mit etwas völlig anderem gerechnet. Umso großartiger die Umsetzung und Entwicklung - wie Zusammenhalt, Freundschaft, Mitgefühl, Glaube und Vergebung hier herausgearbeitet werden, bei einem Thema, worüber viele Frauen nach wie vor schweigen.
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22.02.2022Susanne Degenhardt / Smillas_bookworld 
Annette Spratte hat es wieder einmal geschafft, mich mit ihrer bildhaften und mitreißenden Schreibweise ans Buch zu fesseln. Mühelos bin ich in Sophies Welt eingetaucht, die im Westerwald des 17. Jahrhunderts zusammen mit ihrem Vater eine Mühle betreibt. Die Westerwälder sind vom Dreißigjährigen Krieg noch gebeutelt, aber man spürt, wie sie langsam aufatmen. Sophie jedoch sorgt sich um ihren
Ehemann, der noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ist. Aber das Leben in der Mühle bietet genügend Ablenkung, zumal im Mühlengraben plötzlich eine kopflose Leiche entdeckt wird und seltsame Dinge vor sich gehen.
Spukt es in der Mühle" Die Anwohner und insbesondere die Mühlen-Magd Martha sind sich dessen sehr sicher. Auch Sophie fallen immer öfter Ungereimtheiten auf. Auf diese Weise erfährt man nebenbei einiges über den Aberglauben, der jedoch mit Sophies christlichem Glauben kollidiert. Sophie wertet ihre Magd deswegen aber nicht ab, sondern weiß auf liebevolle Weise damit umzugehen.
Immer wieder streut die Autorin kleine Begebenheiten ein, die die Neugier schüren. So wollte ich unbedingt wissen, ob die Leiche im Mühlengraben eine bestimmte Person sein würde. Gleichzeitig war ich vollkommen fasziniert von dem Leben in der Mühle. Die Tätigkeiten und mit einhergehenden Pflichten sind so in die Beschreibungen des Alltaglebens eingebaut, dass sie die Handlung aufwerten. Ich fühlte mich nicht belehrt, sondern hatte das Gefühl, nebenbei Neues zu lernen.
Ab der Hälfte des Romans wird das Leben für Sophie ungemütlich. Ich will darüber nicht viel erzählen, um nicht zu spoilern, möchte aber auf meine Triggerwarnung am Ende der Rezi hinweisen. Das Thema hat mich mit Sophie so sehr mitleiden und -fühlen lassen, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen und von der Mühle fortgeführt hätte. Aber ihr Glaube ist ihr Rettungsanker. Und so unrealistisch das jetzt klingen mag: Die Autorin schenkt Sophie ein schönes und den Leser zufriedenstellendes, romantisches und in keiner Weise kitschiges Romanende. Natürlich hätte ich noch ewig weiterlesen können "
TW: Frühgeburt (erwähnt), häusliche Gewalt, Tod, mglw. Alkoholsucht
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21.02.2022Ilse N., Bibliotheksservice 
Im Jahr 1649 ist der Dreißigjährige Krieg gerade zu Ende gegangen. In einer abgelegenen Mühle im Westerwald unterstützt Sophie ihren alten Vater. Sie wartet auf ihren Mann, der sich vor Jahren den Soldaten angeschlossen hatte. Mit der Zeit versteht sie immer mehr vom Müllerhandwerk und wird zunehmend selbstbewusster. Als ihr Mann Dietrich wieder auftaucht, ändert sich vieles. Er übernimmt
die Mühle und gibt den Ton an. Wenn Sophie nicht gehorcht, hagelt es Schläge. Sie ist zunehmend verängstigt, hat jedoch immer wieder kleine Aufmunterungen des Alltags, weil sie kleine Zettel mit wunderschönen Gedichten findet. Wer könnte der Schreiber sein? Sie hat die Ahnung, dass es sich vielleicht um einen entlaufenen Soldaten handeln könnte, der sich in der Mühle versteckt. Wird sie vielleicht auch Hilfe finden, um aus der ehelichen Gewaltspirale ausbrechen zu können? - In dem gut zu lesenden Roman führt besonders die Kenntnis der Region Westerwald zu einem stimmigen Ergebnis. Die Armut des Landes, durch den Krieg hervorgerufen, ist sehr gut beschrieben.
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21.02.2022Miss_Lia48 
INHALT:
1649 im Westerwald: Die beinahe 30-jährige Sophie hilft ihrem Vater, dem Müller, bei der täglichen Arbeit in der Michelbacher Mühle sowie mit Haus und Hof. Sie kommen gerade so über die Runden.
Der Dreißigjährige Krieg ging letztes Jahr endlich zu Ende. Die Soldaten haben vieles an sich genommen.
Auch ihr Mann Dietrich hat sich den kaiserlichen Truppen angeschlossen. Seit vier Jahren
hat Sophie nun nichts mehr von ihm gehört. Ob er überhaupt noch lebt"
Die Aufregung im Dorf bei Altenkirchen ist groß, als eines Tages eine Leiche im Mühlengraben gefunden wird! Wer war der kopflose Mann" Was ist passiert" Schweben die Bewohner in Gefahr"
Plötzlich geschehen auch noch seltsame Dinge: Gegenstände verschwinden, manches taucht an anderen Stellen wieder auf; zudem finden sich rätselhafte Spuren. Die alte Magd Martha ist überzeugt, dass es spukt, schließlich gibt es da diese Legende des "Wilden Mannes".
Sophie hat ihre Zweifel, denn auf einmal kreuzen immer wieder romantische Gedichte und Blumen ihren Weg. Es muss eine andere Erklärung geben"
(TRIGGERWARNUNG: Häusliche Gewalt)
MEINUNG:
Nachdem "Die Kannenbäckerin" für mich ein absolutes Highlight war, musste ich unbedingt auch das neue Buch von Annette Spratte lesen.
Zum Glück habe ich danach gegriffen, obwohl ich vom Titel her ein bisschen die Befürchtung hatte, dass mir hier eventuell eine Liebesgeschichte zu großen Raum einnehmen könnte (was aber nicht der Fall war)!
Ich mochte die Themenvielfalt richtig gerne:
Wie bereits bei "Die Kannenbäckerin", wird auch hier eine handwerkliche Tätigkeit näher beleuchtet und Hintergrundwissen darüber vermittelt: Diesmal die Arbeit eines Müllers in einer Mühle. Außerdem begleiten wir Sophie bei den Aufgaben in Haushalt (z. B. Butter herstellen, Brotbacken, etc.) und Hof (Tierhaltung) in der damaligen Zeit. Das alles fand ich atmosphärisch beschrieben und konnte es mir gut vor Augen führen. Wer Romane mag, die auf dem Land spielen, könnte hieran Gefallen finden!
Der unbekannte Tote im Mühlengraben bringt Spannung in die Geschichte. Ebenso, dass Dinge verschwinden und Spuren auftauchen. Man rätselt von Anfang an mit, sicher war ich mir aber nie, wie alles miteinander zusammenhängt.
Eine poetische Note erfährt das Buch u. a. durch Gedichte (die mir etwas zu romantisch waren - Geschmackssachen eben). Sie nimmt aber keinen allzu großen Stellenwert ein, was mir recht gelegen kam.
Sophies Glaube wird thematisiert und es wird ein kritischer Blick darauf geworfen, dass die Bibel auch für andere Zwecke missbraucht werden kann"
Häusliche Gewalt ist bis heute ein sehr unterschätztes Problem. Umso wichtiger ist es, darauf aufmerksam zu machen.
Diese und weitere Punkte haben den Roman für mich tiefgründig und bewegend erscheinen lassen.
Das Buch liest sich sehr flüssig und ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen.
Besonders Protagonistin Sophie, die so einiges erleiden muss, immer wieder aufsteht und schließlich selbst die Zügel in die Hand nimmt, hat mich mit ihrer Entwicklung sehr begeistert!
FAZIT: Erneut hat mich die Autorin mit einem tiefgründigen und bewegenden Roman mit historischem Setting überrascht, durch den ich regelrecht geflogen bin! Eine klare Leseempfehlung und 4,5/5 Sterne!
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19.02.2022annislesewelt 
Sophie lebt mit ihrem Vater, der alten Magd Martha und dem Lehrling Konrad zusammen an der Mühle und wartet darauf das ihr Mann aus dem Krieg heimkommt. Jeden Tag packt sie überall mit an um ihren Vater zu unterstützen und die Mühle zu betreiben.
Dann wird es plötzlich etwas unheimlich, sowohl bei ihnen auf der Mühle aber auch hin und
wieder im Dorf. Manchmal gibt es Geräusche, dann fehlen Dinge aus der Küche und dem Stall und hin und wieder sieht man einen Schatten oder eine Gestalt.
Schnell ist vom Mühlengeist die Rede, doch Sophie sucht nach einer realistischen Erklärung.
Das ganze Buch ist so fesselnd geschrieben das ich es fast in einem Zug durchgelesen habe. Die ganze Geschichte ist liebevoll, warmherzig und wunderschön, sie hat mich nicht losgelassen.
Sophie ist bezaubernd beschrieben, anfangs habe ich mich etwas schwer getan, ich fand sie vermisse ihren Mann nicht intensiv genug, doch dann verstand ich sie immer besser und sie ist mir richtig lieb geworden.
Sie ist eine warmherzige gläubige Frau, eine die ihre Kraft in der Bibellese, den Gottesdiensten und dem Gebet sucht.
Dabei sieht sie ihren Nächsten, ist freundlich, aufmerksam und grundehrlich.
Auch Martha in ihrer direkten und manchmal spöttischen Art hat mir total gefallen, eine alte, etwas kauzige Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck.
Es ist spannend Sophie, ihre Hausgenossen und Freunde zu begleiten.
Der Anfang des Buches ist bedächtig, ruhig und ausführlich. Man lernt die Personen kennen, den Ort, die Gegebenheiten und kann sich dadurch alles gut vorstellen.
Dann nimmt die Geschichte an Fahrt auf, wird spannend und rätselhaft, bleibt dabei aber warm und ruhig, trotz schwerer Szenen, und wird zum Ende hin sanft und schmeichelnd. Der Schluss ist, für mein Empfinden, PERFEKT.
"Ein Sonett für die Müllerin" beinhaltet eine zarte Geschichte um tiefe Verletzungen, Scham, Mut, Stärke, Vergebung und Frieden in Gott.
Dieses Buch ist es wert gelesen zu werden und hat mich tief berührt. Diese Geschichte wird - genauso wie die anderen von Annette Spratte - in meinem Kopf und Herzen bleiben.
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19.02.2022eintauchen in eine andere Welt, atmosphärisch und fesselnd 
Juni 1649, in der Nähe von Michelbach im Westerwald. Der dreißigjährige Krieg ist seit einigen Monaten vorbei, Sophies Mann Dietrich ist aus dem Krieg noch immer nicht heimgekehrt, doch sie gibt die Hoffnung nicht auf. Derweil muss sie ihren Vater immer mehr bei seiner Arbeit als Müller unterstützen, da dieser mehr und mehr gesundheitliche Probleme hat. Als ein kopflose
Leiche im Mühlengraben gefunden wird und merkwürdige Dinge geschehen, glaubt die Magd Martha an einen Mühlengeist. Sophie jedoch findet Blumen und Gedichten und glaubt nicht an einen Geist, allzugerne würde sie das Geheimnis lösen, doch dann kehrt Dietrich zurück und die Situation verändert sich dramatisch.
Anette Spratte hat mich mit diesem Roman in eine lange zurückliegende Zeit mitgenommen. Dennoch, obwohl der Alltag meist so anders aussah, als bei uns, sind auch diese Protagonisten Menschen wie wir. Mit Gefühlen, mit Krankheiten, mit romantischen Gedanken, aber auch mit Leid und Pein. Ist der Anfang noch beschaulich und ruhig und stimmt auf das (alltägliche) Leben ein, verändert sich im zweiten Drittel die Lage dramatisch. Hier muss Sophie einiges erleiden, als Leser wird man tief berührt von diesen Entwicklungen und leidet mit. Ein Buch, dass man kaum aus der Hand legen möchte. Denn Annette Spratte hat es geschafft, dass man sich nicht nur die Umgebung, die Handlung und die Personen sehr realistisch und authentisch Vorstellung kann, sondern dass man auch emotional gefangen genommen wird. Man lernt mehr über das Müllereiwesen und was es bedeutet eine Mühle zu führen, wie damals gelebt, geurteilt und gestorben wurde, die Autorin hat hier sehr viel recheriert und das merkt man beim Lesen.
Sophie ist natürlich die Hauptperson, aus ihrer Sicht erlebt der Leser, was es bedeutet als Frau in der damaligen Zeit zu leben. "Ein Sonett für die Müllerin" ist neben den leidvollen Passagen romantisch, spannend und manchmal auch sehr humorvoll (hier erwähne ich ganz besonders aus den vielen interessanten Nebenfiguren die Magd Martha, die mit ihrer knappen und direkten Art das Herz auf dem rechten Fleck hat, auch wenn sie manchmal etwas kauzig rüber kommt). Diese ausgewogene Mischung aus allem hat mich sehr gefesselt und Sophie, die Magd Martha und so manch andere Personen sind mir sehr ans Herz gewachsen.
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14.02.2022Klaudia K. 
Die Handlung des neu erschienenen Buches "Ein Sonett für die Müllerin" von Annette Spratte spielt im Westerwald um das Jahr 1649.
Sophie lebt mit ihrem Vater, der schrulligen Magd Martha und dem jungen Knecht Konrad auf einem Hof mit einer Getreidemühle. Sophie übernimmt schon bald die Aufgaben einer verantwortungsbewussten Müllerin. Sie wartet jeden Tag auf ihren Mann Dietrich, der sich
freiwillig zum Krieg meldete. Als er schließlich heimkehrt merkt Sophie wie sehr ihn der fürchterliche Krieg verroht hat. Rücksichtslos waltet er auf dem Hof und schlägt sie sogar häufig. Ihr Vater ist durch eine Krankheit viel zu schwach, um sie beschützen zu können.
Plötzlich geschehen seltsame Dinge; etwas Milch und Brot fehlt. Geräusche hört man, die früher nicht da waren. Ein Geist geht um. Doch Sophie erhält auch gefühlvolle Gedichte vom "Geist" deren zu Herzen gehende Zeilen sie im harten Alltag mit ihrem groben Mann trösten. Welche Seele kann so edel und liebevoll dichten"
Sophie ist eine fleißige, herzliche und sehr fürsorgliche Frau. Ihr Gerechtigkeitssinn ist weit hin bekannt. Sie nimmt sich den Schwächeren an und hilft wo sie nur kann. Abends widmet sie sich ihrer Bibel so oft sie Zeit dafür hat.
Die etwas seltsam anmutende alte Magd Martha sagt was sie denkt und beschützt Sophie oft vor ihrem brutalen Mann. Ich mochte sie sehr gerne.
Das Buch beginnt leider etwas langatmig, doch dann nimmt die Geschichte Schwung auf und der Leser staunt über eine sehr interessante Story, die sich mit den Themen Hausgewalt, Scham Vergebung und Frieden auseinandersetzt.
Der Roman "Ein Sonett für die Müllerin" ist einer der leisen Töne. Die Autorin lässt sich Zeit und beschreibt zunächst die Eingangssituation recht ausführlich. Ich mag die Bücher von Annette Spratte sehr; nur bei diesem empfand ich das Intro etwas zu langatmig, während der Hauptteil und Schluß, wie von dieser hervorragenden Autorin gewohnt, äußerst interessant ist und sich emotional berührenden Momenten des menschlichen Lebens in gekonnter Weise widmet.
Einen herzlichen Dank an den Francke Verlag für diesen schönen Roman.
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10.02.2022ManuelaP. 
Zunächst muss ich gestehen, dass mir die Autorin Annette Spratte bis zu diesem Buch leider nicht bekannt war, aber ich durch *Ein Sonett für die Müllerin* ein Fan geworden bin.
Zu lesen begonnen, fesselte mich die Geschichte von Anfang an und mit Sophie freundete ich mich relativ schnell an. Sophie, die Tochter des Müllers Henrich, verheiratet und wartet bereits
seit 4 Jahren auf die Rückkehr ihres Ehemanns Dietrich, der sich freiwillig als Soldat gemeldet hatte. Ob er jemals zurückkommt, ist fraglich.
Als Leser/in erfährt man sehr viel über das Leben eines Müllers bzw. Müllerin, über die Mühle selbst, aber auch um die Situationen und Entwicklungen in der Zeit um 1649.
Sophie, Elßgen, ein tauber Soldat, Konrad - der Lehrling beim Müller, Magda, ein Esel und viele Charaktere mehr, begegnet man in dieser Geschichte.
Ein historischer Roman, in dem es auch um häusliche Gewalt, Hoffnung, Glaube, Liebe, Freundschaft und mehr geht.
Die Autorin Annette Spratte hat hier für mich persönlich ein Herzensbuch geschaffen. Ein Buch voller Tiefe, Spannung, Emotionen, Gefühle, sehr gute Recherche und Charaktere, wie Sophie, die für die damalige Zeit eine starke und mutige Frau geworden ist.
Besonders angetan war ich auch von den wunderschönen Gedichten, die immer wieder mal im Buch vorkamen. Wer diese Gedichte an Sophie geschrieben hat" Tja, das verrate ich natürlich nicht.
Die Spannung steigt enorm durch eine kopflose Leiche, einen "Mühlengeist", einen Dieb und Vorfälle, die zum Rätseln anregt.
Von mir gibt es 5 Sterne für mein persönliches erstes Herzensbuch im Jahre 2022. Es hat mich berührt, viele spannende und emotionsgeladene Lesestunden geschenkt. Absolut lesenswert.
(Herzensbuch = ein Buch, das mein Leserherz besonders berührt hat)
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09.02.2022Franziska 
Für den Inhalt bitte den Klappentext lesen.
Von der ersten Seite an, zieht die Geschichte wie ein Film am inneren Auge vorbei. Annette Spratte beschreibt viele liebevolle Details und auch die Atmosphäre kommt toll rüber. Man gewinnt die einzelnen Personen schnell lieb und fühlt sich als Teil der Geschichte. Es ist wirklich gut recherchiert.
Die Handlung hat es in sich, der
"Spuk" in der Mühle, die Nachwehen des Krieges und so einiges mehr, was ich leider nicht verraten darf. Manches kommt sehr überraschend und plötzlich. Anderes bahnt sich an und kriecht einem wie eine unangenehme Vorahnung den Nacken hoch.
Dann plätschert die Geschichte auch wieder vor sich hin, dass man sich fragt, ob überhaupt noch etwas passiert, nur damit man dann ganz plötzlich von Ereignissen überrollt wird.
In alledem hält die Hauptperson Sophie unerschütterlich am glauben fest. Auch wenn sie vieles nicht versteht und Gott in seinem Handeln nicht begreift, so zweifelt sie nicht.
Das Ende hätte für mich noch etwas weiter ausgebaut werden dürfen. Doch die Autorin sagte, man könne ja weiter Träumen. Gemein! Aber auch schön.
Ich habe das Buch wirklich sehr genossen und fast in einem Rutsch gelesen. Damit war ich in der Leserunde nicht die Einzige!
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08.02.2022Athene100776 
Die fromme Sophie betreibt mit ihrem Vater, der alten Magd Martha und dem Lehrling Konrad eine Mühle im Westerwald. Sie hofft auf die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg und kümmert sich liebevoll aber bestimmt um ihre Familie und die Gäste, die das Korn zum Mahlen bringen. Doch dann findet sie im Mühlengraben eine Leiche und seltsame Dinge geschehen
auf dem Hof. Ist es der Mühlengeist, der sein Unwesen treibt"
Für mich ist es der erste Roman der Autorin, doch es wird sicher nicht der letzte gewesen sein.
Die Charaktere sind wunderschön und bis in Detail ausgearbeitet, schnell stellt man als Leser fest, wie natürlich und real diese Figuren zum Leben erwachen.
Besonders Sophie hat es mir angetan ; eine fromme Frau, die mutig ist, ihren Mitmenschen freundlich und ehrlich gegenübertritt und hilft, wo sie nur kann.
Ebenso spannend war die Magd Martha für mich ; eine alte Frau, die mehr dem Aberglauben und alten Gewohnheiten verfällt als der Kirche, allerdings hat sie Lebenserfahrung und lässt sich durch scheinbar nichts einschüchtern.
Auch zu den anderen Charakteren hatte ich schnell einen Bezug aufgebaut, viele möchte ich von Anfang an und bei manchen hatte ich ungute Gefühle.
Durch den Schreibstil der Autorin ist man schnell mitten im Geschehen und lernt die Personen sowie die Umgebung kennen. Auch die Arbeit die an einer Mühle und Viehhaltung anfällt, werden interessant und anschaulich beschrieben. Hier merkt man deutlich, wie gut und intensiv die Recherche der Verfasserin war.
Im ersten Drittel des Buches wird der Leser ruhig und liebevoll in das Jahr 1649 geleitet.
Allerdings ist von der Ruhe spätestens danach erst einmal nicht mehr zu spüren. Die Ereignisse überschlagen sich , und die Geschichte bekommt sehr viel Tempo, hier sind auch alle Emotionen vorhanden, die ein Mensch fühlen kann. Dennoch ist immer wieder eine Ruhepol spürbar.
Was mir persönlich sehr gut gefiel ist, dass immer der rote Faden erkennbar ist.
Es geht um das Leben von Sophie , die immer wieder im Mittelpunkt steht. Eine Frau , die durch Mut, guten Freunden und Gottvertrauen innerlich stetig wächst.
Alles in allem ein wundervoller Roman, der warmherzig und emotionell ist, der aber auch zum Nachdenken anregt.
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08.02.2022Leseschnecke93 
Die bezaubernde Müllerin und der edle Mühlengeist
Nachdem mich bereits das Buch "die Kannenbäckerin" der Autorin, restlos überzeugen konnte, freute ich mich umso mehr, erneut in die Welt rund um den Westerwald einzutauchen. Die Geschichte spielt nach Ende des 30. jährigen Krieges. Annette Spratte ist eine grossartige historische Schriftstellerin. Dem Leser wird bald bewusst, wie intensiv sich die Autorin mit
der Materie beschäftigt haben muss. Man merkt, dass sie keine Zeit und Mühen für die Recherechen gescheut hat. Ihr Schreibstil ist der jeweilligen Zeitepoche auf beeindruckende Weise angepasst. Und doch bleibt er leicht verständlich und flüssig. Frau Spratte ist eine geborene Wortkünstlerin und hat mich mit ihren schönen und bewegenden Beschreibungen erneut mitgerissen. Die eigens für das Buch geschriebenen Gedichte sind eine weitere Besonderheit und haben mich tief berührt. Ihr merkt schon ich bin wirklich begeistert!
Nicht nur in die Nachforschungen hat sie viel Zeit und Liebe investiert, sondern auch in die äusserst gelungenen Buchfiguren. Zuerst einmal haben wir Sophie, die einfach ein absolut gütiges Herz hat und innerhalb des Buches, eine beeindruckende Entwicklung durchmacht. Dann gibt es die alte Magd Martha, sie besticht vorallem durch ihren herrlich trockenen Humor und ihrer Gabe im richtigen Moment etwas zu sagen oder eben auch nicht. Auch der Müller Lehrling Konrad und Sophies Vater sind liebevoll und sehr passend ausgearbeitet. Sophies starkes Gottvertrauen und Marthas Aberglauben stehen im krassen Gegensatz zueinander und doch ist in der Mühle ein freundliches miteinander möglich. Für uns Leser ist dies eine geglückte Bereicherung. So erfährt man von Sagen und alltertümlichen Bräuchen aus längst vergangener Zeit und sogar etwas Kräuterheilkunde. Auf der anderen Seite bereichert Sophies unerschüttlicher Glaube die Geschichte.
In diesem Buch werden ausserdem sehr wichtige Themen wie häusliche Gewalt und Vergewaltigung in der Ehe behandelt. Sie wurden sehr lebensnah in die Geschichte integriert. Die Gefühle der Betroffenene, wie Scham und falsche Pflichtgefühle werden authentische geschildert. Man fühlt und leidet mit den Protagonisten mit. Die Autorin hat die richtige Mischung gefunden von der Brutalität, die die Betroffenen erleben zu erzählen ohne zu lang oder ausführlich davon zu berichten.
Ist das erste Drittel des Buches eher ruhig zu nennen, zieht sich danach die Spannung bis zum Schluss durch. Ich versank regelrecht in den Buchseiten und konnte das Buch zum Ende mit einem Lächeln schliessen.
Mein Fazit:
Eine erstklassige Geschichte die unter die Haut geht und nicht so schnell in Vergessenheit gerät! Ich habe dieses besondere Leseerlebnis sehr genossen und vergebe dem Buch gerne wohlverdiente 5 Sterne!
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06.02.2022Sophie31 
Inhalt:
Sophie betreibt mit ihrem Vater im Westerwald 1649 eine Mühle in einem kleinen Dorf in Altenkirchen. Ihr Mann ist vor 4 Jahren als Soldat weggegangen und nun hofft Sophie, dass er nach Ende des Krieges heimkehrt. Die Umgebung leidet noch unter den Plünderungen und Überfällen der Soldaten und weiterhin sind Soldaten alles andere als gerne gesehen.
Eines Tages wird im
Mühlengraben eine kopflose Leiche aufgefunden und das Dorf gerät in helle Aufregung. Wer könnte der Tote sein" Viele wilde Theorien beginnen zu sprießen. Als dann auch noch immer wieder Sachen verschwinden oder nachts merkwürdige Geräusche zu hören sind, ist sich die alte Magd Martha sicher, es muss in der Mühle spuken.
Den ganzen Spekulationen kann Sophie eher weniger abgewinnen. Immer wieder findet sie aber kleine Aufmerksamkeiten wie Blumensträuße oder Gedichte. Was geht wirklich in der Mühle vor"
Meinung:
Dieses Buch konnte mich wirklich begeistern. Es war mein erstes Buch von Annette Spratte und es wird bestimmt nicht mein letztes sein.
Von der ersten Seite an, konnte mich der Schreibstil überzeugen und ich bin gut durch die Seiten gekommen. Die Autorin schafft es, die Charaktere lebendig werden zu lassen. Sophie ist eine tolle Protagonistin und unglaublich vielschichtig. Man bekommt immer mehr von ihrer Persönlichkeit gezeigt und ich mochte es sehr wie die Autorin viele wichtigen Themen in ihrem Charakter vereint hat. Alles wirkte authentisch und man wurde selber zum nachdenken angeregt. Sophies Geschichte wird mich definitiv noch länger beschäftigen.
Zudem ist das Buch spannend, man kann es kaum aus der Hand legen. Durch die Spekulationen um den Mühlengeist, weiß man irgendwann selber nicht mehr, was denn nun dahinter stecken könnte und die Theorien ändern sich ständig.
Auch die Nebencharaktere waren schön ausgearbeitet und blieben nicht nur blass am Rand, sondern hatten ihren passenden Platz in der Handlung. Durch ihre Charaktereigenschaften hat der Roman nochmal Abwechslung und vielschichtiger.
Den Humor im Buch fand ich auch super. Vor allem die Magd Martha konnte ich ins Herz schließen. Sie ist in den richtigen Situationen treu. Ihre Art ist vielleicht eher rau, aber sie hat einen so coolen trocken, teilweise sarkastischen Humor. Eine meiner Lieblingsfiguren.
Da ich nicht spoilern will, kann ich auf einige Handlungspunkte gar nicht eingehen, aber genau das fand ich eigentlich so besonders. Sie verbindet viele wichtigen Themen, die man so gar nicht erwartet. Das Buch ist nicht nur schön und interessant zu lesen, es ist auch einfach wichtig.
Außerdem ist alles sehr gut recherchiert, dafür ein großes Kompliment an die Autorin. Der Schauplatz und die Zeit, zu der das Buch spielt, war sehr interessant umgesetzt und vor allem die Arbeit in der Mühle wurde gut beschrieben.
Von der ersten Seite an, konnte die Autorin mich fesseln und für mich war das Buch von vorne bis hinten unterhaltsam. Es passiert sehr viel, aber alles wird am Ende wunderbar zusammengebracht. Einige tiefergehenden Themen können auch schockieren, aber ich finde es toll, wie sensibel die Autorin damit umgeht.
Mich konnte das Buch einfach begeistern und ich würde es am liebsten jedem in die Hand drücken, der gerne christliche Romane liest. Schaut es euch unbedingt genauer an!
Fazit:
Ein besonderer Roman, der für mich ein echtes Herzensbuch ist. Die Handlung, die Themen und die Charaktere sind toll geschrieben und man wird von der Geschichte berührt.
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27.01.2022annislesewelt 
Sophie lebt mit ihrem Vater, der alten Magd Martha und dem Lehrling Konrad zusammen an der Mühle und wartet darauf das ihr Mann aus dem Krieg heimkommt. Jeden Tag packt sie überall mit an um ihren Vater zu unterstützen und die Mühle zu betreiben.
Dann wird es plötzlich etwas unheimlich, sowohl bei ihnen auf der Mühle aber auch hin und
wieder im Dorf. Manchmal gibt es Geräusche, dann fehlen Dinge aus der Küche und dem Stall und hin und wieder sieht man einen Schatten oder eine Gestalt.
Schnell ist vom Mühlengeist die Rede, doch Sophie sucht nach einer realistischen Erklärung.
Das ganze Buch ist so fesselnd geschrieben das ich es fast in einem Zug durchgelesen habe. Die ganze Geschichte ist liebevoll, warmherzig und wunderschön, sie hat mich nicht losgelassen.
Sophie ist bezaubernd beschrieben, anfangs habe ich mich etwas schwer getan, ich fand sie vermisse ihren Mann nicht intensiv genug, doch dann verstand ich sie immer besser und sie ist mir richtig lieb geworden.
Sie ist eine warmherzige gläubige Frau, eine die ihre Kraft in der Bibellese, den Gottesdiensten und dem Gebet sucht.
Dabei sieht sie ihren Nächsten, ist freundlich, aufmerksam und grundehrlich.
Auch Martha in ihrer direkten und manchmal spöttischen Art hat mir total gefallen, eine alte, etwas kauzige Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck.
Es ist spannend Sophie, ihre Hausgenossen und Freunde zu begleiten.
Der Anfang des Buches ist bedächtig, ruhig und ausführlich. Man lernt die Personen kennen, den Ort, die Gegebenheiten und kann sich dadurch alles gut vorstellen.
Dann nimmt die Geschichte an Fahrt auf, wird spannend und rätselhaft, bleibt dabei aber warm und ruhig, trotz schwerer Szenen, und wird zum Ende hin sanft und schmeichelnd. Der Schluss ist, für mein Empfinden, PERFEKT.
"Ein Sonett für die Müllerin" beinhaltet eine zarte Geschichte um tiefe Verletzungen, Scham, Mut, Stärke, Vergebung und Frieden in Gott.
Dieses Buch ist es wert gelesen zu werden und hat mich tief berührt. Diese Geschichte wird - genauso wie die anderen von Annette Spratte - in meinem Kopf und Herzen bleiben.
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