Absolutes Chaos.
Anders ließ sich sein neues Zuhause nicht beschreiben.
Und sein neues Leben.
Logan West fuhr sich mit den Fingern durch sein feuchtes Haar und atmete tief aus, während er das Durcheinander in der Küche betrachtete.
Überall waren Eierschalen verstreut. Eiweißreste klebten auf dem Kachelboden. Toby hatte sich über den Abfalleimer hergemacht.
Schon wieder.
Der übermütige Beagle mochte zwar süß sein, aber er stellte sein ohnehin schon chaotisches Leben noch mehr auf den Kopf.
Logan wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er sich auch noch einen Hund angeschafft hatte?
Er ging um die Schweinerei auf dem Boden herum und näherte sich der Arbeitsplatte. Eine bekannte Panik regte sich in ihm.
Wie hatte sein geordnetes Leben in nur vier Monaten so aus dem Ruder laufen können? Ein Arzt, der in der Notaufnahme arbeitete, sollte doch eigentlich ein Profi im Umgang mit Problemen sein.
Aber in der Notaufnahme eines Krankenhauses herrschte ein geordnetes Chaos.
Dort gab es für jeden Notfall ein klares Protokoll. Für sein neues Leben in dieser Kleinstadt an der Küste von Oregon gab es leider keine Bedienungsanleitung.
Mit einem resignierten Seufzen holte er einen Müllbeutel und begann, die Eierschalen einzusammeln. Wenn die Küche sauber war, würde er sich Toby zur Brust nehmen müssen und … Eine Bewegung im Türrahmen riss ihn aus seinen Gedanken.
Logan zwang sich, seine finstere Miene, mit der er schon unzählige Praktikanten eingeschüchtert hatte, zu unterdrücken. Er richtete sich auf und drehte sich zu Molly um.
Die Fünfjährige schaute ihn mit großen Augen und ernster Miene an. Sie war barfuß, hatte zerzaustes rotblondes Haar, das dringend gebürstet werden musste, und umklammerte ihre geliebte Babydecke.
»Hey. Ich glaube, du hast deine Schuhe vergessen.« Er zwang seine Mundwinkel zu lächeln.
Sie presste die Lippen aufeinander, während sie ihn schweigend beobachtete und sich dann einen Finger in den Mund steckte.
Gab es ein Geheimrezept, wie man einem trauernden kleinen Mädchen ein Lächeln entlocken konnte?
Er stellte die Mülltüte auf den Boden und kniete sich vor Molly. Sie hatte Tränen in den Augen. Bei diesem Anblick bildete sich ein dicker Kloß in Logans Kehle.
Sie hatte wieder geweint. Heimlich. Genauso wie er und sein Bruder früher. Noch etwas, das sie gemeinsam hatten neben dem unübersehbaren Grübchen am Kinn und ihren großen blauen Augen.
Er ergriff ihre kleine Hand und fragte mit ruhiger Stimme: »Hast du dir die Zähne geputzt?«
Sie nickte schweigend.
»Was hältst du davon, wenn du deine Schuhe anziehst, und ich binde sie dir? Dann können wir zum Strand fahren. Hast du dazu Lust?«
Sie nahm langsam den Finger aus dem Mund. »Kann Toby auch mitkommen?«
Wenn es nach ihm ginge, nicht. Nach ihrem gestrigen Spaziergang hatte er zehn Minuten gebraucht, um den Hund wieder an die Leine zu nehmen. Er war am Strand wie ein Irrer durch den Sand getobt.
Aber wenn Mollys Bitte bedeutete, dass sie sich für ihr neues Familienmitglied erwärmte …
»Natürlich. Hol doch schon mal deine Schuhe, während ich die Küche sauber mache.« Er richtete sich auf. »Ist Toby in deinem Zimmer?«
Sie schüttelte den Kopf.
Ein leichtes Unbehagen regte sich in Logan. Erneut runzelte er die Stirn. Wenn er so darüber nachdachte, war der verspielte Hund schon seit einer Weile ungewöhnlich leise.
»Weißt du, wo er ist?« Er bemühte sich um einen ruhigen Tonfall.
Ihr Blick wanderte zur Hintertür.
Oh oh.
»Molly, Schatz …« Er holte tief Luft. »Hast du ihn rausgelassen?«
Sie senkte das Kinn und wackelte mit den Zehen. »Er wollte so gern.«
Na toll!
»Darüber haben wir schon gesprochen. Erinnerst du dich? Toby muss im Haus bleiben, wenn wir nicht dabei sind. Weißt du was? Wenn du deine Schuhe anhast, gehen wir ihn suchen. Okay?«
Sie verschwand wieder im Flur und zog die zerfranste Decke hinter sich her.
Als sie fort war, trat Logan an die Hintertür und rief nach Toby.
Keine Reaktion. Natürlich nicht. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.
Mit einem Kopfschütteln schloss er die Tür, machte eine Handvoll Papiertücher nass, sank auf Hände und Knie und schrubbte das hartnäckige Eiweiß von den Fliesen.
Es klebte genauso wie das Mittel, mit dem er in der Notaufnahme kleinere Wunden zuklebte.
Seit vier Monaten war er in einer Situation, mit der er völlig überfordert war.
Aber er hatte ein Versprechen gegeben. Und das würde er halten.
Koste es, was es wolle.
* * *
Aha.
Sie hatte den Übeltäter entdeckt.
Jeannette Mason zog ihre Gartenhandschuhe aus und ließ den Hund nicht aus den Augen, der wild entschlossen war, ihre nächste Lavendelpflanze auszubuddeln.
Diese Pflanzen hatte sie selbst gezogen, mit viel Liebe gepflegt und gegossen, bis sie widerstandsfähig genug gewesen waren, um in die Beete gepflanzt zu werden, die sie mit viel Arbeit vorbereitet hatte.
In dem Beet, das der Hund gerade als seine Spielwiese entdeckt hatte, wuchs die Sorte Super French.
Sie kniff die Lippen zusammen, warf ihre Handschuhe auf den Arbeitstisch im Schuppen und stürmte zur Tür hinaus. Es reichte!
Wenn dieser Hund weiterhin ihre Pflanzen ausbuddelte, wäre ihre Lavendelfarm in Kürze nach nicht einmal drei Jahren bankrott. Das würde sie nicht zulassen.
Sie fuchtelte mit ihrem Gartenwerkzeug herum und sprintete zwischen den symmetrisch angelegten Beeten auf den Hund zu.
»Hey!« Sie schwang den Rechen durch die Luft. »Verschwinde!«
Der Hund hob seine Schnauze, die von Erde bedeckt war, und wedelte mit dem Schwanz. Als er die verärgerte Frau sah, die mit einer Waffe in der Hand auf ihn zustürmte, überlegte er es sich doch anders und flüchtete zu der großen Hecke, die ihre Lavendelfarm vom Nachbargrundstück trennte.
Wenige Sekunden später war seine weiße Schwanzspitze verschwunden und er hatte sich durch die Zweige gezwängt.
Jeannette atmete tief durch und gab die Verfolgungsjagd auf. Der Hund war fort. Vorerst. Ihre Zeit wäre besser genutzt, wenn sie die Zerstörung, die der ungebetene Besucher angerichtet hatte, wieder in Ordnung brachte. Danach würde sie nach nebenan gehen und mit ihren neuen Nachbarn reden.
Sie warf einen finsteren Blick zu der Hecke, die das kleine Haus auf dem Nachbargrundstück vor ihren Augen verbarg.
Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass ihr früherer Nachbar sein Haus verkauft hatte, bis vor einer Woche der Umzugswagen vorgefahren war. Der neue Besitzer hatte ihr auch nur einen kurzen, desinteressierten Blick zugeworfen, als sie vorbeigefahren war, während er die Männer von der Umzugsfirma zu seiner Veranda gewinkt hatte. Hätte sie in der Zwischenzeit vielleicht auf ihn zugehen sollen?
Leichte Selbstvorwürfe regten sich, aber sie verdrängte sie, als sie die erste Lavendelpflanze wieder in die fruchtbare Erde setzte.
Für Schuldgefühle bestand kein Grund. Bei den wenigen Gelegenheiten, als sich ihre Wege gekreuzt hatten, hatte er sie kaum gegrüßt.
Und nur weil sie nicht versuchte, Leute in ein Gespräch zu verwickeln, hieß das nicht, dass sie unfreundlich wäre. Zu ihren Kunden auf dem Bauernmarkt und in ihrem Teesalon war sie immer ausgesprochen höflich. Und sie lächelte und winkte, wenn sie in der Stadt bekannte Gesichter sah. Auch wenn sie selten stehen blieb, um sich zu unterhalten.
Aber sie war nie zu jemandem wirklich unfreundlich.
Das würde sich jedoch bald ändern.
Sie setzte die zweite traumatisierte Lavendelpflanze in das Loch, das sie gegraben hatte, und goss sie gut an. Wenn alles nach Plan lief, würden sich alle ihre Pflanzen von dem Schock erholen.
Sie wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab, kehrte zum Schuppen zurück, nahm ihre Jacke und schritt über den Schotterparkplatz vor ihrer Farm, auf dem an diesem Mittwochmorgen kein Kunde parkte.
Wenigstens hatte der Hund seine heimtückischen Überfälle nicht am Wochenende gestartet, wenn sie in ihrem Teesalon ihren Nachmittagstee servierte. Schließlich zahlten ihre Kunden gutes Geld für ein paar Stunden in Frieden und gediegener Eleganz.
Jeannette ging um die Hecke herum, die ihre Zufahrt säumte, und marschierte über das Nachbargrundstück zu der Haustür des kleinen Bungalows, der einen neuen Anstrich und ein wenig Pflege gut vertragen könnte.
Als sie sich der Tür näherte, war aus dem Haus ein lautes Kläffen zu hören.
Offenbar buddelte der Hund nicht nur begeistert in der Erde, sondern bellte auch gern.
Das passte zu dem kleinen Ungeheuer.
Sie ging auf die Veranda, holte tief Luft und drückte auf den Klingelknopf. Möglicherweise waren die neuen Nachbarn nett. Vielleicht entschuldigten sie sich sogar.
Wenigstens hoffte sie das.
Sie ging nicht gern auf Konfrontation.
Aber diese Leute mussten ihren Hund unter Kontrolle bekommen. Und sie hatte die Absicht, ihnen das unmissverständlich klarzumachen. Ob das den neuen Nachbarn nun gefiel oder nicht.
Kundenstimmen
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09.01.2024mabuerele ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
„...Falls es ein Geheimrezept gab, wie man einem trauernden kleinen Mädchen ein Lächeln entlocken konnte, kannte er es nicht...“
Der Arzt Logan West ist nach Hope Harbor gezogen, um dort die Notfallpraxis zu übernehmen. Die geregelte Arbeitszeit gibt ihm mehr Freiraum, sich um seine Nichte Molly zu kümmern. Das kleine Mädchen hat vor kurzem ihre Großmutter verloren, bei der sie
aufgewachsen ist.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Der Schriftstil verknüpft gekonnt mehrere Lebensgeschichten miteinander und lässt viel Raum für die Emotionen der Protagonisten.
Logan hat sich einen kleine n Hund zugelegt. Der ist allerdings völlig unerzogen und gräbt gern bei Jeanette, der die benachbarte Lavendelfarm gehört, die jungen Pflanzen aus. Dadurch lernen sich Logan und Jeanette kennen. Letztere hat sich ihr Leben in Einsamkeit ausgesucht und bleibt auf Distanz. Auch Logan hat momentan andere Probleme, als sich in eine Frau zu verlieben. Er tut alles für seine kleine Nichte, kommt aber trotzdem nicht an sie heran.
Die Gemeinde von Hope Harbor hat einer syrischen Familie ein neues Zuhause gegeben. Die Familie besteht aus der Großmutter Miriam, ihren Sohn Thomas und der Enkelin Elisa. Die liebevolle Aufnahme kann jedoch nicht alle Schmerzen der Vergangenheit tilgen. Das klingt bei Thomas so:
„... ‚Ich habe meinen Glauben in unserer zerbomben Kirche in Syrien zurückgelassen.‘ Bitterkeit schwang in seinen trotzigen Worten...“
Wenn Thomas seine kleine Tochter sieht, sieht er gleichzeitig das Bild seiner verstorbenen Frau. Deshalb geht er auf Distanz zu dem Kind. Miriam schenkt Elisa ihre ganze Liebe, kann aber die Trauer über das Verhalten des Vaters nicht von ihr nehmen.
Ein besonderer Mensch im Ort ist Charly. Er findet immer die richtigen Worte und hat manche Lebensweisheiteen auf Lager.
„...Aber Stürme haben eine erstaunliche Macht. Sie können für Veränderungen sorgen und verborgene Schätze ans Licht bringen...“
Es wird schnell klar, dass dies auch für die Stürme des Lebens gilt.
Es bedarf Zeit, bis sich die Verhältnisse zum Guten wenden. Sehr berührend werden dabei die inneren Kämpfe der Protagonisten geschildert. Gleichzeitig werden Glaube und Gebet behutsam thematisiert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Er bräuchte viele Orte wie Hope Harbor, wo die Bewohner füreinander einstehen, aber jeder trotzdem seinen Freiraum hat.
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22.12.2020Smilla507 auf lovelybooks.de ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
Diesen Band aus der Hope Habor Serie habe ich sehr genossen! Er gehört auf jeden Fall zu meinen Lieblingsbänden! Die Geschichte um den Arzt Logan, seine Nichte Molly (und warum sie bei ihm lebt), um Lavendelfarmbesitzerin Jeannette und um eine syrische Flüchtlingsfamilie, die in Hope Habor neue Hoffnung schöpft, hat mich zutiefst berührt. Es geht um viel Trauerverarbeitung und
den Mut, neue Schritte zu wagen, Hoffnung zu wagen und wieder zueinander zu finden. Das geschieht nicht einfach so, vor allem, wenn man traumatische Erfahrungen aufarbeiten muss. Natürlich entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die meiner Meinung nach nicht ins Kitschige abdriftet. Dieser Roman gliedert sich perfekt in die vorigen Bände ein, man begegnet ein paar bekannten Menschen: den Pastoren z. B. und dem Imbissbudenbesitzer Charley, der wie immer über alles und jeden Bescheid weiß, Ratschläge erteilt und die Menschen ein bisschen anstupst, in eine bestimmte Richtung zu gehen. Man muss aber keine bestimmte Reihenfolge einhalten, da alle Bände in sich abgeschlossen sind. Ein wunderbar zu lesendes Buch darüber, wie Gott uns neue Hoffnung schenkt, unsere Wunden heilt und hilft, über unsere eigenen Schatten zu springen. Ein Wohlfühlroman mit Meeresrauschen und Tiefgang!
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17.08.2020Ulrike Werner ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
Zum Buch:
"Das Leben ist ein Risiko, mi cielo. Lass dich von der Angst nicht daran hindern, das zu sein, wozu Gott dich bestimmt hat. Geh. Lerne. Lebe. Liebe. Das, was dich und mich miteinander verbindet, wird sich durch die Entfernung nicht ändern. Es wird immer genauso hell strahlen wie diese Sterne. Selbst dann noch, wenn ich nicht mehr da
bin."
Ruhig und beschaulich für sich alleine leben. So hatte Jeanette Mason, die Besitzerin der Lavendelfarm in Hope Harbor sich ihr weiteres Leben vorgestellt. Nicht zu viel Kontakt zu ihren Mitmenschen, eben nur so gerade dass was nötig ist, um ein beschauliches Leben in dem kleinen Küstenstädtchen zu leben. Doch dann zieht der Arzt Logan West im Nachbarhaus ein und stellt mit seiner kleinen Nichte Molly und dem übermütigen Beagle Welpen Toby alles auf den Kopf.
Meine Meinung:
Erst im Laufe der Lektüre dieses wirklich wunderschönen Romans aus der Feder der amerikanischen Autorin Irene Hannon, habe ich erfahren, dass es bereits 4 Bände aus der Reihe um Hope Harbor gibt. Aber jeder der mit diesem Band anfangen sollte, kann unbesorgt sein, man konnte ihn wirklich ganz wunderbar ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bände lesen. Ich habe wirklich zu keiner Zeit das Gefühl bekommen, das mir beim Lesen etwas an Vorgeschichte aus diesem wunderbaren Städtchen und seinen Bewohnern fehlen würde.
Diese Bewohner sind übrigens einfach ganz wunderbar, wie mir im Laufe der Geschichte immer wieder klar wurde. So hilfsbereit, jeder hilft wo er nur kann und ist für seine Mitmenschen da. Dieser kleine Ort trägt seinen Namen "Hope Harbor" nicht umsonst. Man sollte diesen Roman wirklich unbedingt lesen, nicht nur wegen den tollen zwischenmenschlichen Geschichten, sondern auch wegen Logan und Jeanette, Molly und ihrer neuen Freundin und wegen Charley, dem wohl besten Ratgeber den man sich nur vorstellen kann. Er ist wirklich die prophetische Seele Hope Harbors. Alles in allem also wirklich ein wunderschöner Roman, den man sich auf garkeinen Fall entgehen lassen sollte.
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01.08.2020Dreamworx ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
"Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können." (Jean Jaurès)
Um dem 5-jährigen Waisenmädchen Molly ein beschauliches Zuhause zu bieten, zieht der Arzt Logan West mit seiner Nichte in die malerische Kleinstadt Hope Harbour, auch wenn er weiß, dass ein Ortswechseln nichts an dem schwierigen Verhältnis zwischen ihnen ändern wird. Durch Mollys Hund Toby lernen Logan und Molly
die Nachbarin Jeannette Mason kennen, die eine Lavendelfarm sowie den örtlichen Teesalon betreibt und sehr zurückgezogen lebt. Gleichzeitig findet die syrische Flüchtlingsfamilie Shabo in Hope Harbour eine neue Zuflucht. Traumatisiert durch die Flucht und den Verlust geliebter Familienangehöriger benötigen sie dringend Hilfe und Unterstützung. Das ruft Jeannette auf den Plan, die nicht nur Logan, Molly und die Shabos zusammenbringt, sondern selbst auch langsam einen Weg aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit findet"
Irene Hannon hat mit "Die Lavendelfarm" den 5. Band rund um den Küstenort Hope Harbour vorgelegt, der seinen Vorgängern an Einfühlsamkeit und Mitmenschlichkeit in nichts nachsteht. Gerne folgt der Leser Irene Hannons Einladung, wieder einmal in Hope Harbour die Anker auszuwerfen und sich für die Dauer einer berührenden Geschichte erneut in die städtische Gemeinschaft einfügen. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Erzählstil zieht den Leser direkt in Mitte der Ortsbewohnern wi er einen Platz in Jeannettes Teesalon zu okkupiert, um die Geschehnisse zu beobachten und die unterschiedlichen Schicksale mitzuverfolgen, während er liebgewonnene alte Bekannte beim Durchstreifen des Küstenortes wiedertrifft. Die Autorin ist sehr geschickt darin, dem Leser die zwischenmenschlichen Beziehungen zu vermitteln, aber auch durch ihre Landschaftsbeschreibungen eine heimelige und wohltuende Atmosphäre zu schaffen, die sich auf die Gemüter der Bewohner und Neuzugänge auswirkt. Mit wechselnden Perspektiven schlüpft der Leser in die Haut einzelner Protagonisten, um deren Gedanken- und Gefühlswelten sowie ihre Schicksale zu begreifen. Der christliche Aspekt ist sehr fein in die Geschichte hineingearbeitet, ohne aufdringlich zu wirken, bestimmt das Agieren der einzelnen Charaktere sowie das Miteinander der Ortsgemeinschaft und behandelt Themen wie Verlust, Verzeihen, Liebe, Gottvertrauen, Hoffnung und Trauerverarbeitung.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt. Da sie glaubwürdig und als Teil der realen Welt wirken, fällt es dem Leser nicht schwer, sich anzuschließen und gemeinsam mit ihnen zu bangen und zu hoffen. Logan hat seine Nichte ins Herz geschlossen, fühlt sich aber unzulänglich, ihr die dringend benötigte Hilfe angedeihen zu lassen. Molly ist ein empfindsames kleines Mädchen, die ihren großen Verlust noch nicht verarbeitet hat, oft wütend ist oder sich zurückzieht. Jeannette hat Schlimmes erlebt und lässt niemanden nahe an sich heran. Sie schließt sich und ihr Herz weg, dabei ist sie eine warmherzige und hilfsbereite Frau, die viel zu geben hat. Thomas Shabo kann den Tod seiner Frau nicht verwinden und fühlt sich schuldig. Elisa muss den Verlust ihrer Mutter ebenfalls verarbeiten, doch fühlt sie sich durch ihren Vater allein gelassen. Tacokochkünstler Charly hat immer ein offenes Ohr und offenbar einen Draht zum Allmächtigen, er wirkt nicht nur weise, sondern manchmal auch wie ein Magier. Toby entzückt durch sein Hundeleben, dass er genießt und immer wieder aufs Neue alles ausprobiert.
"Die Lavendelfarm" ist eine gefühlvolle, warmherzige Geschichte mit aktuellem Bezug. Ein schöner, wundersamer Küstenort, der die Herzen berührt und Schicksale miteinander verbindet, um Schmerz und Liebe zu teilen. Absolute Leseempfehlung, einfach zauberhaft!
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27.07.2020katikatharinenhof ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
Verliere niemals die Hoffnung, denn jeden Tag passieren Wunder
Hope Harbor soll das neue Zuhause für den Arzt Logan West und seine Nichte Molly werden. Doch Mollys kleines Kinderherz ist voller Trauer, sind die Verluste zu groß, die sie schon jetzt verarbeiten muss. Logan gelingt es nicht, sich Zugang zu seiner Nichte zu verschaffen und das Kinderherz für sich zu
gewinnen. Auch Nachbarin Jeanette hat ihre Gründe, warum sie sich so sehr einigelt und sich von ihren Mitmenschen zurückzieht. Der einzig herzliche Kontakt scheint über ihre Lavendelfarm und ihren Teesalon möglich zu sein. Erst als eine syrische Familie in Hope Harbor Unterstützung benötigt, regen sich in Jeanette die Lebensgeister und sie gibt ihrem Herzen einen Stoß. Kann der Ort, der für viele wirkliche in Hafen der Hoffnung ist, alte Wunden heilen ?
Irene Hannon lässt uns wieder für die Dauer des Buches ein Mitbewohner ihres wunderschönen Örtchens Hope Harbor werden und sofort fühlt man sich wieder herzlich willkommen, wird mit offenen Armen empfangen und spürt die Freundlichkeit und Warmherzigkeit der Bewohner des kleinen Städtchens. Der Ort macht seinem Namen wirkliche alle Ehre, denn nirgendwo sonst spürt man, dass die Hoffnung und die Zuversicht in Gottes Gnaden so sehr verankert ist, wie in diesen schnuckligen Fleckchen Erde.
Logan weiß lange Zeit nicht, wie er den Zugang zu seiner Nicht Molly finden kann, da er sie mit Worten nicht erreicht. Dass das kleine Kindeherz mehr braucht, als nur schöne Worte, sieht er zuerst nicht. Mir bricht es fast das Herz, Molly so leiden zu sehen, wenn sie sich nach Geborgenheit und Liebe, aber auch nach den Worten "Ich hab dich lieb" sehnt.
Auch in der syrischen Familie gibt es viel Leid zu verarbeiten. Thomas hadert mit Gott, weil er ihm das Liebste auf der Welt, seine Frau, durch einen feigen Anschlag genommen hat. Durch seine Trauer vergisst er vollkommen, dass ihm das größte Geschenk geblieben ist - seine Tochter Elisa. Auch sie sehnt sich nach Liebe und kämpft gegen Windmühlen an. Doch wird sie es schaffen, das Herz ihres Vaters wieder für sich zu gewinnen ? Mir laufen immer wieder heiße Tränen die Wangen herunter wenn sich sehe, wie verzweifelt dieses kleine Mädchen sich um die Liebe und Anerkennung ihres Vaters bemüht.
Jeanette hat beschlossen, dass sie nie wieder jemanden so nah an sich heran lässt, weil sie selbst mit Trauer und Verlust zu kämpfen hat. Ihre selbst errichteten Mauer sind hoch, weiß sie sich doch vor allem, was sie zum Einstürzen bringen könnten zu schützen. Als Molly und ihr kleiner Hund Toby in ihr Leben treten, wankt diese Mauer beträchtlich und sie muss sich eingestehen, dass sie sich nach Liebe und Geborgenheit seht.
Irene Hannon verpackt ihre Kleinstadtgeschichten mit viel Gespür für die leisen Zwischentöne. Ihr Fokus liegt auf den Themen Trauer und Hoffnung, Vergebung und Liebe, Freundschaft und Vertrauen und sie lässt immer wieder den christlichen Glauben mit einfließen. Das Gottvertrauen der Bewohner von Hope Harbor führt den Leser durch die Seiten und macht die christlichen Werte erlebbar. Kleine und größere Hürden gilt es zu umschiffen und mit jeder gewonnenen Erkenntnis wachsen die Figuren, sie reifen und gehen gestärkt aus der Krise.
Irene Hannon lässt mit dem 5. Band der Hope-Harbor-Reihe den Sehnsuchtsort wieder in wunderbar lebhaften und farbenfrohen Bildern erscheinen, schenkt ihren Lesern faszinierende Einblicke in das Leben des Städtchens und berührt mit ihrem einzigartigen Gespür für die leisen Zwischentöne. Diese Buchreihe ist ein echtes Geschenk an ihre Leser - absolute Leseempfehlung !
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25.07.2020Nicole ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
Must-Read mit Tiefgang
Hope Harbor bekommt Zuwachs. Gleich zwei Familien treffen kurz nacheinander dort ein und versuchen, ein neues Leben aufzubauen. Auch wenn beide große Verluste ertragen mussten.
Logan West ist plötzlich noch der Einzige, der seiner kleinen Nichte ein zu Hause geben kann. Die fünfjährige Molly tut sich schwer, sich in der neuen Situation wohlzufühlen, obwohl ihr Onkel alles
für sie tut.
Die Familie Shabo musste aus ihrer Heimat flüchten und hat viele geliebte Familienmitglieder verloren. Besonders Familienvater Thomas leidet darunter und entfremdet sich immer mehr von seiner kleinen Elisa.
Mollys Nachbarin Jeannette, Inhaberin der Lavendelfarm, bringt beide Familien zufällig zusammen. Endlich findet Molly die langersehnte Freundin...Elisa. Aber auch Jeannette selbst baut eine Bindung zu den Familien auf. Besonders zu Logan - obwohl sie sich geschworen hatte, die Einsamkeit ihrer Lavendelfarm nicht mehr zu verlassen.
Durch so manche tragische und wunderschöne Ereignisse fügt sich alles zusammen und alle finden ihren Platz in Hope Harbor und in ihren Familien.
Dies war nun nicht mein erstes Buch rund um Hope Harbor, aber ich bin nach wie vor ganz bezaubert von der Autorin und der idyllischen Hafenstadt sowie deren Bewohner. Definitiv lohnt es sich für Neulinge, die anderen vier Bücher der Reihe zu lesen, auch wenn alle unabhängig voneinander gelesen werden können. Der Schreibstil von Irene Hannon ist leicht und flüssig. Das Buch liest sich unheimlich schnell"schade eigentlich. Wie in den anderen Bänden verliert sie sich nicht zu sehr in Orts- und Personenbeschreibungen. Das ist aber absolut positiv gemeint. Alles ist ausreichend bildhaft geschrieben, man bekommt von Hope Harbor und seinen Einwohnern einen sehr sympathischen Eindruck. Dafür widmet sie sich auch sehr der emotionalen Ebene der Charaktere, beschreibt ihre Gefühle und Gedankengänge. Das macht ihre Bücher so rund und ausgeglichen. Es bleibt bis zum Ende spannend und nicht wirklich vorhersehbar.
Die Kapitel sind abwechselnd auf Logan, die Familie Shabo und Jeannette ausgerichtet. Aber irgendwie sind trotzdem alle miteinander verbunden. Somit bekommen alle wichtigen Akteure ihren Raum um die Probleme zu bewältigen und sich zu finden. Dabei nehmen sie den Leser bei ihren emotionalen und tiefgründigen Gedanken mit. Diese sollte man stets gut nachwirken lassen. Es macht die Charaktere sehr liebenswert und man kann ihre Handlungen und Reaktionen viel besser nachvollziehen und mit ihnen mitfühlen. Man spürt auf jeder Seite, wie durchdacht die Autorin ihre Protagonisten gestaltet hat.
Auch dieser Teil der Hope Harbor Bücher hat mich rundum überzeugt. Was für ein Lesevergnügen. Die Reihe ist definitiv ein Must-Read!
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20.07.2020Blueberry87 ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
Logan zieht mit seiner Nichte in das beschauliche Hope Harbor. Nach dem Tod seines Bruders und seiner Mutter, muss er sich allein um seine Nichte kümmern. Die Beziehung der beiden ist mehr als problematisch. Auch seine Nachbarin Jeannette, die eine Lavendelfarm und ein Teesalon betreibt, hat ihre Probleme. Sie zieht sich sehr zurück und vermeidet jeglichen persönlichen Kontakt. Desweiteren
kommt eine Flüchtlingsfamilie nach Hope Harbor und die Gemeinde muss zusammen halten um die neuen Bewohner zu unterstützen.
Dies war das erste Buch, welches ich von der Autorin Irene Hannon gelesen habe. Und ich bin positiv überrascht. Der Schreibstil ist flüssig und ruhig. Dadurch ist das Lesen ein Vergnügen. Die Protagonisten sind wunderbar ausgearbeitet und durchdacht. Man merkt wie sehr die Autorin sich um den Charakteraufbau Gedanken gemacht hat. Die unterschiedlichen Eigenschaften fügen sich ausgezeichnet zusammen. Jeannette war mir von Anfang an sympatisch. Sie trägt eine tiefe Trauer in sich und doch betreibt sie ihre Teesalon mit so viel Liebe und Herzensgüte. Als Logan und Molly in ihr Leben treten, beginnt ihre Zurückgezogenheit zu bröckeln. In ihr wächst eine große Sehnsucht nach Zuneigung und Nähe.
Fazit:
Ein wunderbar einfühlsamer Roman, über das Leben, nach einem großen Verlust und das Streben, diesen zu verarbeiten.
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27.06.2020Gudrun Ermes ![4 von 5 Sternen](img/star-40.png)
Logan West zieht mit seiner verwaisten 5-jährigen Nichte Molly nach Hope Harbor und hofft dort für sie beide ein neues Zuhause zu finden. Die Nachbarin Jeanette ist vor 3 Jahren aus demselben Grund hierhergezogen. Und als eine syrische Flüchtlingsfamilie mit dem gleichen Ziel in den Ort kommt, zeigt sich die Hilfsbereitschaft der Einwohner, die den traumatisierten Neuankömmlingen
einen sichern Hafen bieten wollen.
Die Autorin zeichnet einfühlsam das Bild einer friedlichen Kleinstadt, deren Einwohner die Neuankömmlinge mit offenen Armen aufnehmen. Mit der Zeit ergibt sich ein Bild aus der Vergangenheit der unterschiedlichen Hauptpersonen, die alle schweres zu verarbeiten haben. Der Schreibstil ist flüssig und einfühlsam.Der kleine unerzogene Hund Toby lockert die Geschichte sehr auf und sorgt für Verbindungspunkte zwischen den verschiedenen Parteien. Schritt für Schritt kommen sich Logan, Molly, Jeanette und die syrische Familie näher und besonders zwischen Logan und Jeanette entwickeln sich langsam Gefühle, die sich Jeanette aber nicht eingestehen möchte. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt auf der langsamen emotionalen Charakterentwicklung der Hauptakteure, deren Darstellung der Autorin sehr gut gelingt. Die Lavendelfarm und die Teestube bieten einen wunderbaren Hintergrund, die durch die direkte Meerlage noch einnehmender wird. Die Handlung an sich kommt sehr langsam voran, was aber an dem speziellen Thema liegt. Der Verlust naher Familienangehöriger geht oft mit Vertrauensverlust, Ängsten und Wut einher, deren Verarbeitung hier gut geschildert wird. Am Ende gipfelt die Erzählung in einem Höhepunkt, der zu einer Auflösung der Spannungen führt und damit die Geschichte zu einem gelungenen Ende bringt. Mich hat das Buch gut unterhalten. Nur an einigen Stellen störten mich dann doch die Länge der Entwicklung.
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08.06.2020Monika S.-W. ![5 von 5 Sternen](img/star-50.png)
So langsam wächst mir Hope Harbor ans Herz. Menschen, die für einander da sind und einander helfen. Die besten Lösungen können praktisch schon vor Augen liegen und die guten Ratschläge lieber Menschen sind wirklich hilfreich und erweisen sich als gut für die jeweiligen Personen. Und manchmal kann auch eine Notsituation das Verhältnis der Menschen untereinander klären. Wer möchte nicht
in so einer Stadt leben, wo Menschen nicht die Augen vor den Nöten der Mitmenschen verschließen"
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