Selbst ihre Eltern haben schon Unterricht bei ihr gehabt, das ganze Dorf eigentlich. Sie ist uralt, geradezu unanständig alt, und hätte schon viel früher in Rente gehen müssen.
Die Überraschung ist der junge Lehrer, der an ihrer Stelle vor ihnen steht, ein großer Mann mit einem etwas blassen Gesicht und grünbraunen Augen, mit denen er freundlich, aber auch ein bisschen wachsam die Klasse anschaut. Eigentlich ist er viel zu jung, um eine Examensklasse zu unterrichten.
Die Jungen werden Hackfleisch aus ihm machen, befürchtet Katrien schon im Voraus, aber nach einer Woche scheint ihre Angst unbegründet zu sein. Herr Nortiers ist ein Sportler von Format – beim Weitsprung und beim Dreisprung bringt er den Jungen Techniken bei, von denen sie noch nie gehört haben.
Mit tiefer dunkler Stimme trägt er ihnen die Gedichte vor, die sie als Hausaufgabe aufbekommen. Er leiht Katrien seine Lesebücher und so verbringt sie ihre einsamen Tage lesend. Vorn in den Büchern steht sein Name. Rudolf Nortier, sagt sie in Gedanken. Rudolf Nortier.
An einem windstillen Freitagnachmittag Ende März, kurz bevor die Glocke läutet, liest sie die letzten Sätze aus »Die Uhr ist gekippt« von Marié Heese:
»… Ich bin ein Weinstock, ein alter, alter Weinstock
… ich trage die Verletzungen von allen meinen Wintern in meinem Bast,
aber als die Erntezeit kam, gab ich viel Frucht …«
Katrien bewegt sich nicht. Die Tränen schießen ihr in die Augen und sie versucht krampfhaft, sie zu unterdrücken. Sie sonnt sich in dem Augenblick – ein alter Weinstock, der einmal Frucht tragen konnte. So möchte sie später auch einmal schreiben können, so treffsicher, so ungeschönt, so wahr.
Dann ertönt ohrenbetäubend die Glocke. Rund um sie herum beginnen ihre Klassenkameraden geräuschvoll ihre Bücher wegzuräumen.
»Vergesst eure Aufgaben für Montagmorgen nicht«, versucht Herr Nortier den Lärm zu übertönen. Doch in den Köpfen der Teenager hat schon das Wochenende Einzug gehalten. Die Aufgaben können warten bis Sonntagabend.
Träge stopft Katrien ihre Bücher in die Tasche. Als sie endlich aufschaut, sind alle anderen schon aus dem Klassenraum geströmt.
»Schön, nicht wahr, die Literatur?«, sagt Herr Nortier in fragendem Tonfall.
Sie nickt. »Wirklich sehr, sehr schön, Herr Lehrer. Ich wollte, ich könnte so schreiben.«
»Wenn du mich fragst, kannst du das.« Er nimmt seine Tasche vom Schreibtisch. »Was willst du denn im nächsten Jahr studieren?«
Am liebsten würde sie sagen, dass sie nicht vorhat zu studieren, sondern ihr eigenes Geld verdienen will und unabhängig sein möchte. Aber das bringt sie freilich nicht über die Lippen. Nicht ihm gegenüber. »Das weiß ich noch nicht.«
»Du solltest eine Sprache studieren, du hast ein unglaubliches Sprachgefühl.« Er schließt die Tür des Klassenraums hinter ihnen.
»Ich werde darüber nachdenken«, erwidert sie.
»Auf Wiedersehen, Katrien. Schönes Wochenende.«
Langsam schlendert sie zu dem Tor, wo ihr Großvater schon in seinem alten Mercedes auf sie wartet. Warum fühlt sie sich auf einmal so? Die frühe Herbstsonne brennt ihr auf den Kopf. Kein Blättchen bewegt sich. Irgendetwas kribbelt in ihrem Bauch. Woher kommt dieses seltsame Gefühl nur?
* * *
Ihr ganzes Leben dreht sich nur noch um die fünfzig Minuten Afrikaansunterricht täglich und um das Lesen der Bücher und Gedichtbände, die Herr Nortier – Rudolf – ihr leiht.
»Ich habe hier ein Buch von Karl Schoeman, einem meiner Lieblingsautoren«, verkündet er an einem Freitag. »Es ist ein historischer Roman, die Geschichte spielt im Irland des siebzehnten Jahrhunderts. Schau doch einmal, ob er dir gefällt, und wenn ja, dann kann ich dir noch mehr von ihm leihen.«
Das ganze Wochenende über liest sie. Manche Abschnitte liest sie sogar zwei- oder dreimal – so unglaublich schön findet sie sie. Und auch ergreifend, auf eine fast schon bestürzende Weise.
»Ich habe noch nie so eine wunderbare Sprache gelesen, Herr Lehrer«, offenbart sie an diesem Montagmorgen ein bisschen verlegen.
»Ja, dieser Mann geht mit den Afrikaans geradezu meisterhaft um.«
»Das Buch hat mich auch sehr ins Nachdenken gebracht.« Dabei schaut sie den Lehrer nicht an, denn das seltsame Grün in seinen Augen möchte sie lieber nicht sehen.
»Und?«
»Es hat mich sehr an Südafrika erinnert, Sie wissen schon, die ganzen Zustände und so. Die englischen Herren in Irland haben mich immer wieder an meinen Vater denken lassen. Nicht, dass er seine Arbeiter schlecht behandelt, trotzdem … »
»Meiner Meinung nach solltest du dieses Buch nicht zu sehr durch die Brille der Politik lesen, sondern deine Aufmerksamkeit lieber auf die zwischenmenschlichen Beziehungen richten. Auf David zum Beispiel.«
Katrien runzelt kurz die Stirn. Ihrer Ansicht nach ist gerade die Politik ein sehr wichtiges Element in der Geschichte. Die Missstände resultieren aus der politischen Situation und die Unterdrückten versuchen, sich ihre Rechte zu erkämpfen. Doch wie soll sie ihm das sagen? »Wegen David werde ich auch immer wieder traurig«, erklärt sie deswegen nur.
»Oh ja? Warum denn?« Es hört sich beinahe so an, als würde er lächeln – wenn er sie bloß nicht auslacht!
Sie zuckt mit den Schultern, als ob es keine Rolle spiele.
»David ist das, was wir in der Literaturwissenschaft einen ›Außenseiter‹ nennen«, erläutert die tiefe Stimme ihres Lehrers. »Die gibt es im wirklichen Leben auch.«
Jetzt schaut sie auf. Sie kann doch schließlich nicht die ganze Zeit auf seine Schuhe starren! »Ja«, bekräftigt sie, »ich bin vermutlich auch einer.«
»Nicht wirklich – du bist vielleicht nur etwas introvertiert. Eine Philosophin wahrscheinlich, jemand, der tiefer über die Dinge nachdenkt. Du hast eine künstlerische Ader, vor allem im Bereich der Sprache. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann einmal ein Buch von dir in einem Buchladen liegen sehe.«
* * *
»Für den Abschlussball will ich besonders gut aussehen«, erklärt Katrien schon Ende August.
Oma nickt. »Dann werden wir dafür sorgen«, verkündet sie dezidiert. »Was meinst du genau mit ›gut‹: wie eine Prinzessin, wie eine adlige Dame oder eher wie ein Filmstar?«
»Ich weiß nicht.« Sie hat so wenig Ahnung davon, was schön und modern ist. »Nicht wie ein Püppchen oder eine Königin oder eine Berühmtheit. Anders. Älter. Schlicht, aber trotzdem auffallend. Wie eine …« Sie zögert kurz. »Wie eine Frau eben.«
Ihre Oma lacht nicht, sondern nickt, so als würde sie alles verstehen.
»Wir werden nicht endlos auf der Suche nach dem vollkommenen Kleid durch die Läden ziehen«, stellt sie fest. »Ich schlage vor, dass wir ein Kleid entwerfen lassen, speziell für dich, eins, in dem du dich glücklich fühlst.« (…)
Das Kleid erfüllt all ihre Erwartungen. Am frühen Samstagmorgen föhnt die Friseurin die Wellen aus ihren Haaren und macht mit Hilfe eines Haarteils einen Knoten in ihrem Nacken – es ist ein ganz komisches, aber auch sehr schickes Gefühl. »Nein, keine Blumen ins Haar – genau so ist es gut«, wehrt Katrien sich.
Zu Hause trägt sie sich selbst vorsichtig das Make-up auf, das ihre Schwester ihr gegeben hat. »Nein, ich mache das selbst«, sagt sie, als Sorette ihr zur Hand gehen möchte.
»Nur kurz hier bei deinen Augen …«
»Nein«, erwidert Katrien fest entschlossen.
Zum Schluss zieht sie das Kleid an, dazu die Schuhe, die sie und ihre Oma nach tagelangem Suchen gefunden haben.
Anschließend steht sie eine ganze Weile vor dem Spiegel und betrachtet sich ausgiebig. Sie feuchtet ihre Lippen ein wenig an, dreht sich um und geht ins Wohnzimmer, wo alle sitzen und auf sie warten.
Heute Abend ist sie eine erwachsene Frau.
»Katrien, du siehst geradezu blendend aus!«, ruft Sorette. »Ich bin ganz von den Socken.«
Opa schüttelt den Kopf. »Wie hast du das denn hinbekommen?«, will er von Oma wissen, während er seine Hand nach ihr ausstreckt.
Sie lehnt sich an ihn. »Das hat Katrien alles selbst gemacht«, antwortet sie mit ihrem lieben Lächeln, der Stolz strahlt ihr jedoch aus den Augen.
Zum Schluss wendet sich Katrien ihrem Vater zu. Sein Gesicht sieht seltsam aus und seine blauen Augen glänzen unnatürlich. »Wo ist mein liebes kleines Mädchen jetzt geblieben?«
Katrien muss lachen. »Ich passe doch schon ganz lange nicht mehr auf deinen Schoß!«
Auch er schüttelt den Kopf. »Du bist viel zu schnell groß geworden, Katrien. Du siehst wunderbar aus.«
Er sagt es nicht, aber jeder fügt es in Gedanken hinzu: Wenn Mama dich jetzt sehen könnte! (…)
Vor dem Saal wird sie von ihrem Partner für den Abend erwartet, einem blonden Jungen mit großen Füßen und einer Neigung zum Stottern. »Hier«, sagt er und reicht ihr eine Blume. »K-k-komm, wir gehen r-r-rein.«
Vorsichtig wegen ihrer komischen hohen Absätze läuft sie in die Aula der Schule. Dort ist es halb dunkel. Aber nirgendwo entdeckt sie Rudolf Nortier.
»Wow, Katrien, du siehst ganz anders aus als sonst! Echt hübsch!«, sagt eine Klassenkameradin, die selbst ein zuckerstangenrotes Kleid trägt.
»Danke, du auch«, erwidert Katrien mit einem mechanischen Lächeln. Wenn doch nur Herr Nortier endlich käme! Sie kann es kaum erwarten, sein Gesicht zu sehen.
»Manchmal braucht ein Mann einen kleinen Schubs«, hat Sorette einmal gesagt. »Einfach etwas, was ihm die Augen öffnet. Und dann fangen die Puppen an zu tanzen.«
»Da hast du deinen Herrn Nortier«, sagt eine Klassenkameradin.
Katrien schaut zur Tür und plötzlich bleibt die Zeit stehen.
Der Lehrer kommt herein. Seine große Gestalt steckt in einem schwarzen Anzug, sein blondes Haar hängt ihm halb in die Stirn. Er geht Arm in Arm mit der schönsten jungen Frau, die Katrien jemals gesehen hat: groß, sportlich und mit sonnengebräunter Haut. Sie hat ein dunkelrotes Kleid an und ihre langen, glänzend blonden Haare wellen sich lose über ihren Rücken.
»Ich habe gehört, dass sie sich gestern Abend verlobt haben«, verkündet ein Mädchen mit triumphierenden Augen. »Ist das nicht romantisch?«
* * *
Tagelang läuft sie mit einem Kloß im Hals und einem Stein im Magen herum. Sie irrt in der Umgebung der Farm umher oder schließt sich in ihrem Zimmer ein. Niemand weiß etwas von ihrem Kummer. Niemand soll es auch je erfahren – Rudolf Nortier schon ganz und gar nicht.
Nachts bleibt der Schlaf aus.
Nach einer Woche sattelt Katrien eines der älteren Pferde und reitet damit den Hügel hinauf. Auf der Hochebene steigt sie ab, wirft die Zügel über die Zweige eines knorrigen Baumes und setzt sich auf einen flachen Felsbrocken.
Von hier aus kann sie beinahe ihren ganzen Besitz vor sich liegen sehen. Ihr Großvater hat diese Farm aufgebaut. Ihr Vater hat sie erweitert, indem er einen Schweinezuchtbetrieb hinzugefügt hat, der mittlerweile einer der Hauptlieferanten der Fleischfabrik ist. Doch es ist Opa gewesen, der vor langer Zeit das große Wasserreservoir im Fluss angelegt hat, um das knappe Regenwasser aufzufangen, und der die Bewässerungskanäle gegraben hat – die das dürre Bosveld in einen wahren Lustgarten verwandelt haben.
Opa hat nur die Volksschule besucht, und als Oma ihn kennengelernt hat, hat er in einem Bergwerk gearbeitet. Opa besaß überhaupt nichts, nicht einmal einen Vater oder eine Mutter, die ihm hätten helfen können. »Nur seine Hände«, hat Oma früher immer stolz verkündet, »und sein helles Köpfchen.«
»Und dich«, hat Opa jedes Mal ein bisschen verlegen hinzugefügt und daraufhin hat Oma ihr ganz spezielles Omalachen gelacht.
»Ich könnte sonst immer noch nicht backen, schlachten oder Butter machen.«
»Aber Harfe spielen könntest du noch«, und dann hat Opa sein ganz spezielles Opalachen gelacht.
Ich stamme aus einem Geschlecht von Menschen, die selbst etwas aus ihrem Leben gemacht haben, erkennt Katrien Neethling mit wachsender Klarheit. Das gilt nicht nur für Opa, sondern auch für Tante Gretel, die erst sechs Jahre alt gewesen ist, als sie schon für sich selbst sorgen musste, und die sich mit zehn in einem fremden Land mit einer fremden Sprache zwischen allen möglichen fremden Menschen zurechtfinden musste.
Katrien bewegt sich nicht. Es ist schon lange her, dass sie über diese Dinge nachgedacht hat. Die Erinnerungen wecken in ihr ein unbekanntes Gefühl, eine unerwartete, heftige Erkenntnis innerlicher Kraft.
Langsam dringt es zu ihr hindurch, die Erkenntnis wird stärker und stärker: Vielleicht kann sie ebenfalls so werden, wenn sie nur will.
Ich möchte nicht immer die Verliererin sein, denkt sie. Ich möchte weder unsicher noch ängstlich sein, ich will nicht länger überall außen vor sein und nur zuschauen, wenn die schlanken jungen Frauen mit dem glänzenden Haar tanzen.
Ich kann es ihnen zeigen, wenn ich nur will – und ich werde es ihnen zeigen. Ich werde etwas aus meinem Leben machen. Ich werde den Staub der blöden Schule mit ihren hinterwäldlerischen Lehrern von den Füßen abschütteln. Nach der Abschlussprüfung gehe ich weg und mache irgendetwas Sinnvolleres.
Während sie schließlich nach Hause reitet, kommt sie sich beinahe nackt vor, sie hat alles hinter sich gelassen, was nicht zur Sache gehört. Erwartungsvoll fühlt sie sich, so als hätte sie einen neuen Anfang gemacht und einen neuen Weg eingeschlagen.
Vielleicht bin ich auf einmal erwachsen geworden, überlegt sie.
Kundenstimmen
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22.03.2021Nik75 auf www.lovelybooks.de Dieser Roman war am Anfang etwas schwierig zu lesen. Katriens Geschichte konnte mich nicht wirklich fesseln und auch mit der Protagonistin konnte ich nicht wirklich warm werden. Erst als Wladek Kowalski aufgetaucht ist, konnte mich der Roman fesseln. Beide kämpfen sie gegen politische Ungerechtigkeiten. Bei Wladek scheinen alle Gedanken und Taten Hand und Fuß zu haben. Bei Katrien kommt
es mir vor, als wisse sie nicht richtig was sie eigentlich will und sie hat auch nicht wirklich einen Plan wie sie für ihre Ziele und für die Bevölkerung in Südafrika kämpfen soll. Sie eckt auf alle Fälle immer wieder an und auch von Verhaftungen wird sie nicht verschont. Ich fand es beim Lesen interessant von den politischen Ereignissen in Polen und in Südafrika in den 80er Jahren zu lesen.
Leider konnte mich der Roman aber nicht wirklich fesseln, daher vergebe ich 3 Sterne für diesen Roman.
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10.11.2020eskimo81 Salz der Erde
Südafrika 1976
Katrien Neethling ist behütet und wächst glücklich in einer Grossfamilie als Nesthäkchen auf. Bis eine schreckliche Tragödie ihr zeigt, du bist hier nicht willkommen. Als aufmüpfiger Teenager eckt sie überall an hinterlässt nicht nur positive Spuren...
Polen 1980
Der Student Wladek Kowalski will seinem Land zur Unabhängigkeit verhelfen. Er vertraut den falschen und muss fliehen. Er gelangt nach
Südafrika zu seinem Onkel Jakob und dessen Frau Grietje und lernt Katrien kennen ...
Ein Buch mit vielen Facetten. Ich finde es spannend, dass man nicht nur eine Geschichte lesen darf sondern auch ab und zu Abstecher in die wahre Geschichte der Länder machen durfte. Jedoch fand ich genau das die Problematik. Möchte ich nun einen Roman, unbedarft und einfach zufrieden "lesen" oder möchte ich die Geschichte der Länder verstehen und darüber lesen? Das Buch bietet beides und doch nicht. Die Geschichtszüge sind für meinen Geschmack dann viel zu kurz und knapp und wirklich daraus etwas zu lernen, zu erfahren und gleichzeitigt unterbricht es den Lesefluss... Schade, hier hätte eine Variante besser gepasst.
Fazit: Trotz des oben genannten Kritikpunkts, eine schöne, fesselnde und interessante Geschichte bei der man lange nicht weiss, wohin der Weg führen wird.
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10.11.2020pallas Der Roman "Warten auf den Wind" von Irma Joubert ist der letzte Teil der Neethling Trilogie, der seine Story in die Thematik der Rassendiskriminierung und politischen Strömungen Südafrikas während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verankert. Die Handlung beginnt in Südafrika um das Jahr 1976. Katrien Neethling ist das Nesthäkchen in der Familie mit vier Geschwistern. Ihre Mutter schenkt
jedem Kind die gleiche Nestwärme und sorgt sich täglich um ihre Lieben. Ein tödlicher Unfall wirft das Leben der Familie völlig aus der Bahn. Ganz besonders leidet Katrien, die jüngste Tochter. Sie ist erst zwölf Jahre alt und sehnt sich nach dem Verständnis und ganz besonders der Geborgenheit, die sie mit der Mutter verlor. Als Teenager eckt sie überall an. Schon bald beginnt sie in ihrem jugendlichen Engagement zu rebellieren und kämpft etwas später, um Gerechtigkeit für die schwarze Bevölkerung zu erreichen.
Wladek Kowalski ist ein hervorragender Student und will seinem geliebten Polen im Jahr 1980 zur Unabhängigkeit verhelfen. Als die Solidarnosc auflebt, schließt er sich dieser eher per Zufall an und arbeitet schließlich im Untergrund für sie. Als ihm ein Studiennkollege verrät, dass er im Fokus von Untersuchungen steht, die von der Regierung beauftragt wurde, muss er sofort zu seinem Onkel Jakób und seiner Frau Grietje nach Südafrika fliehen, um der Verfolgung zu entkommen. Katrien und Wladek lernen sich dort kennen.
Mit dem Buch "Warten auf den Wind" verarbeitet Irma Joubert das Thema der Apartheid, Rassenhass und die damit verbundene unglaubliche Unterdrückung der ursprünglichen schwarzen Bevölkerung Südafrikas. Die Schilderungen, wie sich die Weißen über die Schwarzen erheben, diesen mit willkürlicher Gewalt und Hass begegnen, ist fast schon zu viel für mein Gemüt. Katrien war eine der wenigen Weißen, die gegen die Unterdrückung kämpfte. Sie schloß sich der "Black Sash" Bewegung an, die für die Freiheit der Schwarzen kämpften.
Katrien empfand sich schon seit ihrer Jugend als unverstanden. Sie fühlt sich als Außenseiterin in ihrer eigenen Familie. Ihr Motto lautet: "Gegen jedes Unrecht, gegen alles was Menschen in ihrer Freiheit und Menschenwürde einschränkt." Dadurch bringt sie sich oft in Gefahr und nur durch die Hilfe der
Familie engeht sie der Haft. Mit Wladek freundet sie sich allmählich an, denn in ihm erkennt sie einen Gesinnungsgenossen mit dem sie die aktuellen Gegebenheiten besprechen kann. Wladek, als er noch in Polen aktiv war, hoffte etwas durch seine Arbeit im Untergrund zu bewirken. Er ist sehr intelligent und kann sich daher blitzschnell neuen Situationen anpassen. Als er in das ferne Südafrika fliehen musste merkte er, wie sehr ihm seine polnische Heimat fehlt. Beide, sowohl Katrien und Wladek, wollten in der ungerechten Welt etwas verändern. Jeder auf seine Weise.
Irma Joubert schuf für ihre Botschaft wunderbare Charaktere, welche die Story durch ihre überzeugenden Ecken und Kanten erstklassig transportierten. Die sehr schöne, bildhafte Sprache führt ihre Leser auf eindrucksvolle Weise in die Länder, in der die Protagonisten ihren Kampf gegen die Ungerechtigkeit führten. Ob es nun Polen oder Afrika ist, der Leser wird in eine unvergessliche, für das Land typische, Atmosphäre hineinversetzt und das Geschehen auf ganz besondere Weise mitempfinden.
Leider habe ich den christlichen Aspekt in dem Roman sehr vermisst. Die Geschichte berichtet aus meiner Sicht etwas zu viel von den politischen Begebenheiten, wohingegen Aspekte des christlichen Glaubens arg dabei unter gingen. Dies unterscheidet meiner Meinung nach diesen Teil von den Vorgängern der Trilogie. Als sehr gut recherchiertes Buch beleuchtet die Story den mühsamen
sozialen Aufbruch in den Ländern Polen und Afrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
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10.11.2020Lesestern "Warten auf den Wind" von Irma Joubert ist im September 2020 im Francke Verlag erschienen und ist der dritte und damit der letzte Teil der "Neethling Trilogie". Im Mittelpunkt des Geschehens stehen die beiden Hauptprotagonisten Kathrien und Wladek mit ihren Familien, die nicht nur von unterschiedlichen Kontinenten und Lebensweisen, sondern auch von Geschichte, Politik und Gesellschaftsformen geprägt sind. Die
70er Jahre in Polen sowie in Südafrika bilden den historischen Hintergrund des Romans.
Während Katrien in der vornehmen Familie Neethling gut behütet ihre Kindheit erlebt, wächst Wladek in einem vom Kommunismus beherrschten Land auf, dessen Auswirkungen Not und Elend nach sich ziehen. Kathriens heile Welt bricht zusammen, als ein Unglücksfall im Alter von 12 Jahren, ihr das Fundament der Unbeschwertheit nimmt. Ab diesem Zeitpunkt ist nichts mehr wie es war und es wird ein langer Weg der Rebellion, bis Kathrien erkennt, was im Leben wirklich zählt.
Bei Wladek verschärfen sich die politischen Ereignisse und Unruhen im Land und er engagiert sich als Student in einer Regime kritischen Vereinigung, die sich für Solidarität und Gerechtigkeit engagiert. Sein Leben gerät in Gefahr, als er Opfer eines heimtückischen Verrats wird. Er muss fliehen und sein Weg führt ihn nach Südafrika.
Dort werden beide Erzählstränge zusammen geführt und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Fazit:
Irma Jouberts Schreibstil ist fesselnd, berührend und sehr angenehm zu lesen. Das Thema Apartheid in Südafrika auf der einen Seite und Kommunismus in Polen auf der anderen bilden den politischen Hintergrund der beiden Handlungsstränge. Zugleich durchzieht der christliche Glaube sehr feinfühlig, unaufdringlich und doch wie ein roter Faden den Roman.
Für mich war es die erste Buch- Begegnung mit Irma Joubert und ich bin auch ohne die Vorgängerbände, dank des anfänglichen Stammbaum- Registers gut in die Geschichte gekommen.
Ein bewegender und faszinierender Roman mit vielen facettenreichen Charakteren, der Geschichte lebendig werden lässt.
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27.10.2020Klaudia K. Der Roman "Warten auf den Wind" von Irma Joubert ist der letzte Teil der Neethling Trilogie, der seine Story in die Thematik der Rassendiskriminierung und politischen Strömungen Südafrikas während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verankert.
Die Handlung beginnt in Südafrika um das Jahr 1976. Katrien Neethling ist das Nesthäkchen in der Familie mit vier Geschwistern. Ihre Mutter schenkt jedem
Kind die gleiche Nestwärme und sorgt sich täglich um ihre Lieben. Ein tödlicher Unfall wirft das Leben der Familie völlig aus der Bahn. Ganz besonders leidet Katrien, die jüngste Tochter. Sie ist erst zwölf Jahre alt und sehnt sich nach dem Verständnis und ganz besonders der Geborgenheit, die sie mit der Mutter verlor. Als Teenager eckt sie überall an. Schon bald beginnt sie in ihrem jugendlichen Engagement zu rebellieren und kämpft etwas später, um Gerechtigkeit für die schwarze Bevölkerung zu erreichen.
Wladek Kowalski ist ein hervorragender Student und will seinem geliebten Polen im Jahr 1980 zur Unabhängigkeit verhelfen. Als die Solidarnosc auflebt, schließt er sich dieser eher per Zufall an und arbeitet schließlich im Untergrund für sie. Als ihm ein Studiennkollege verrät, dass er im Fokus von Untersuchungen steht, die von der Regierung beauftragt wurde, muss er sofort zu seinem Onkel Jakób und seiner Frau Grietje nach Südafrika fliehen, um der Verfolgung zu entkommen. Katrien und Wladek lernen sich dort kennen.
Mit dem Buch "Warten auf den Wind" verarbeitet Irma Joubert das Thema der Apartheid, Rassenhass und die damit verbundene unglaubliche Unterdrückung der ursprünglichen schwarzen Bevölkerung Südafrikas. Die Schilderungen, wie sich die Weißen über die Schwarzen erheben, diesen mit willkürlicher Gewalt und Hass begegnen, ist fast schon zu viel für mein Gemüt. Katrien war eine der wenigen Weißen, die gegen die Unterdrückung kämpfte. Sie schloß sich der "Black Sash" Bewegung an, die für die Freiheit der Schwarzen kämpften.
Katrien empfand sich schon seit ihrer Jugend als unverstanden. Sie fühlt sich als Außenseiterin in ihrer eigenen Familie. Ihr Motto lautet: "Gegen jedes Unrecht, gegen alles was Menschen in ihrer Freiheit und Menschenwürde einschränkt."
Dadurch bringt sie sich oft in Gefahr und nur durch die Hilfe der Familie engeht sie der Haft. Mit Wladek freundet sie sich allmählich an, denn in ihm erkennt sie einen Gesinnungsgenossen mit dem sie die aktuellen Gegebenheiten besprechen kann.
Wladek, als er noch in Polen aktiv war, hoffte etwas durch seine Arbeit im Untergrund zu bewirken. Er ist sehr intelligent und kann sich daher blitzschnell neuen Situationen anpassen. Als er in das ferne Südafrika fliehen musste merkte er, wie sehr ihm seine polnische Heimat fehlt.
Beide, sowohl Katrien und Wladek, wollten in der ungerechten Welt etwas verändern. Jeder auf seine Weise.
Irma Joubert schuf für ihre Botschaft wunderbare Charaktere, welche die Strory durch ihre überzeugenden Ecken und Kanten erstklassig transportierten. Die sehr schöne, bildhafte Sprache führt ihre Leser auf eindrucksvolle Weise in die Länder, in der die Protagonisten ihren Kampf gegen die Ungerechtigkeit führten. Ob es nun Polen oder Afrika ist, der Leser wird in eine unvergessliche, für das Land typische, Atmosphäre hineinversetzt und das Geschehen auf ganz besondere Weise mitempfinden.
Leider habe ich den christlichen Aspekt in dem Roman sehr vermisst. Die Geschichte berichtet aus meiner Sicht etwas zu viel von den politischen Begebenheiten, wohingegen Aspekte des christlichen Glaubens arg dabei unter gingen. Dies unterscheidet meiner Meinung nach diesen Teil von den Vorgängern der Trilogie.
Als sehr gut recherchiertes Buch beleuchtet die Story den mühsamen sozialen Aufbruch in den Ländern Polen und Afrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Einen herzlichen Dank an Francke Verlag für dieses interessante Leseexemplar.
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19.10.2020Gudrun Ermes Südafrika, im Jahr 1976: Katrien Neethling verliert schon früh ihre Mutter und damit einen wichtigen Rückhalt. Immer wieder wird sie mit den Folgen der Apartheit in ihrem Land konfrontiert.
Polen, 1980: Der Student Wladek Kowalski unterstüzt die Gewerkschaften , die sein Land die Freiheit bringen wollen und muss nach Südafrika zu VErwandten fliehen.
Wladek und Katrien lernen sich kennen und es
zeigen sich einige Parallelen in ihrem Leben.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr informativ. Mir haben besonders die historischen Hintergrundinformationen , die an passenden Stellen immer wieder eingeschoben werden, sehr gut gefallen, weil sie das Gesamtbild des Romans verdeutlichen. Ich finde es genial wie die Autorin reale historische Geschehnisse in die Romanhandlung einbettet. Die Handlung besteht zunächst aus zwei getrennten Erzählsträngen, die später zusammenlaufen. Die Charaktere und ihre Entwicklung wird gut verdeutlicht, wobei ich selber mit Katrien bis zum Schluss nicht richtig warm geworden bin. Ich konnte ihre Gedankengänge und Empfindungen nicht immer nachvollziehen. Sie kommt mir lange recht naiv vor, während Wladek sich recht schnell politisch und auch persönlich orientiert. Erstaunt war ich über die Parallelen , die sich in Polen und Südafrika im politischen Geschehen offenbaren. Die Apartheit als großes Thema wird leider nur angerissen und sehr einseitig dargestellt. Das Buch hat mir als ganzes gut gefallen, wenn ich zwischendurch auch manchmal das Buch beiseite legen musste, weil einige Längen vorhanden waren.
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13.10.2020mabuerele "..."Darf Agatha heute Abend mit ins Kino"", will sie am Samstagnachmittag von ihrer Mutter wissen. "Sie kennt das gar nicht." "Nein, das geht nicht, die darf nämlich nicht hinein." "Warum denn nicht"" "Weil sie schwarz ist."..."
Wir befinden uns auf einer Farm in Südafrika anno 1976. Agatha ist die Spielgefährtin der 10jährigen Katrien. Agatha ist die Tochter von Martha, die
in der Küche arbeitet. Katriens Eltern gehört die Farm. Nun wird Katrien erstmals mit den Schattenseiten der Apartheidpolitik konfrontiert. Katrien ist die Nachzüglerin in der Familie. Sie wächst behütet auf und genießt eine Menge an Freiheit. Doch zwei Jahre später verliert sie durch einen Unfall ihre Mutter. Das wird ihre weitere Entwicklung entscheidend prägen.Im gleichen Jahr wächst der 15jährige Wladek in Polen ebenfalls als Nachzügler auf. Er ist technisch interessiert.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Roman geschrieben, in dem die politischen Verhältnisse in Polen und in Südafrika im Vordergrund stehen. Anfangs waren mir beide Protagonisten nicht sehr sympathisch. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Obwohl die Autorin die Zeitverhältnisse gut wiedergibt, vermisse ich in der ersten Hälfte die Spannung. Katrien entwickelt sich zu einer rebellischen jungen Frau. Sie fühlt sich von der Familie ungeliebt. Als Leser sehe ich das nicht so. Sehr deutlich wird die innere Zerrissenheit von Katrien.
"...Vater ist einst in dieser Schule Hausältester gewesen, denkt Katrien. ["] Und heute bekommt er hier zu hören, dass seine Jüngste von der Schule fliegt. Sein Haar wird an den Schläfen schon grau, und er sieht müde aus, fast schon alt. Auf einmal tut er ihr furchtbar leid..."
Doch Vater und Tochter finden über lange Zeit keinen Zugang zueinander. Katrien will provozieren und hat eine einzige Freundin, die sie dazu gekonnt anstachelt. Während sie in der Familie gegen alles rebelliert, ordnet sie sich der Freundin fast widerspruchslos unter. Eines geht Katrien an diesem Tag nicht das letzte Mal durch den Kopf:
"" Alles, was du machst hat Folgen, manchmal sogar weitreichende Folgen, hatte der Pfarrer am Sonntag gepredigt..."
Währenddessen gerät Wladek fast durch Zufall in die Auseinandersetzungen in Polen. Als Student in Krakau arbeitet er als Kurier für Solidarnocz. nimmt seine Aufgabe ernst, unterschätzt aber die Gefahr. Als er verraten wird, vermittelt sein Vater den Kontakt zu Onkel Jakob in Südafrika. Wladek gelingt die Flucht aus Polen. Auch Katrien geht zum Studium nach Johannesburg und wohnt bei ihrem Onkel Jakob. Dort treffen die beiden aufeinander. Jetzt nimmt die Geschichte Fahrt auf. Wladek schätzt Katrien nach den ersten Begegnungen so ein:
"...Das ist eine verwöhnte Göre, die Aufmerksamkeit will, stellt er schließlich mit leichter Verärgerung fest. Ein Teenager, der alles besser weiß, mit dem Körper einer Frau und der Anspruchshaltung eines Kindes..."
Wladek ist durch die Geschehnisse in Polen gereift. Er weiß, was er will und was nicht. Er nutzt die Chancen, die sich ihm bieten. Katrien engagiert sich gegen Apartheid und Wehrpflicht. Sie stößt damit in ihrer Familie auf Unverständnis. Wladek warnt sie vor den möglichen Gefahren. Er ist eingebranntes Kind. Katrien aber weiß es besser. Andererseits ist es ihr Engagement, das mich erstmalig die junge Frau in einem positiveren Licht sehen lässt. Zu den inhaltlichen und stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gespräch von Katrien mit ihrem Großvater. Sie ist gerade in einer schwierigen Situation und er ist der erste, dem sie sich wirklich öffnet. Seine weisen Ratschläge bringen sie zum Nachdenken.
"...Wenn du nämlich die Gnade einmal erlebt hast, dann möchtest du in den Gottesdienst gehen, egal wie der ist, einfach weil dd Gott loben und preisen willst. ["] Die Frage ist also: Was müssen wir tun, weil wir das ewige Leben ererbt haben"..."
Leider gibt es in der Geschichte ein paar offen Handlungsfäden. Das Thema Apartheid wird außerdem vor allem aus der Sicht der weißen Bevölkerung geschildert.
Erstaunlich fand ich die Parallelen zwischen den Verhältnissen in Polen und in Südafrika, obwohl es völlig unterschiedliche Systeme sind.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es kommt aber nicht an die Vorgängerbände heran.
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09.10.2020Langeweile auf www.lovelybooks.de Liebe mit Anlaufschwierigkeiten
In diesem Buch hat die Autorin mehrere Themen erfolgreich verarbeitet. Es geht um Rassismus (ein leider immer noch aktuelles Thema), Apartheid ,die Schwierigkeiten rund um die Gewerkschaftsbildung von Lech Walesa und natürlich auch um Liebe.
Katrin war mir von Beginn an sympathisch,ihre kämpferische Art entwickelte bei mir immer einen gewissen Beschützerinstinkt.
Der Schreibstil des Buches hat mir gut
gefallen, auch wenn es zu Anfang an einigen Stellen etwas zähflüssig war.
Zu Wladek habe ich erst später einen Zugang gefunden, dann jedoch hat er mir sehr gut gefallen. Für Katrien war er mehr als einmal der Fels in der Brandung,da sie sich durch ihre Hilfsbereitschaft,aber auch ihre Naivität öfter in Gefahr brachte.
Die Aufarbeitung der verschiedenen Themen gefiel mir gut, obwohl ich mir an manchen Stellen etwas mehr Ausführlichkeit erwartet hätte.
Fazit
Ein Buch, was ich trotz kleiner Schwächen, sehr gerne gelesen habe.
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09.10.2020TochterAlice auf www.lovelybooks.de Für die Freiheit - in Polen und in Südafrika!
Dafür kämpfen zwei junge Menschen: Katrien in Südafrika und Wladek in Polen. Sie lernen sich kennen, als es den einige Jahre älteren Wladek nach Johannesburg
verschlägt und sie beide bei gemeinsamen Verwandten unterkommen. Der Kampf für Solidarnosc (Wladek) und gegen die Apartheid (Katrien) wäre zwar eine gemeinsame Ebene, doch zunächst
trennt sie doch zu vieles.
Wladek hält Katrien für ein verwöhntes Gör, Katrien hingegen findet, dass der von allen Seiten umschwärmte Bonvivant Wladek sich über die Probleme in Südafrika lustig macht - werden sie doch zueinander finden?
Irma Joubert schreibt wie gewohnt über ein packendes Thema und hat sich in Themen wie afrikaanse Rockmusik eingearbeitet. Mir gefällt an ihren Büchern der mitreißende Stil und ihr tiefes Verständnis für Frauen überall in der Welt. Während sie letzteres auch hier wieder gekonnt und eindringlich zum Ausdruck bringt, empfinde ich die Gesamthandlung leider als ziemlich zerfasert. Sehr viele Nebenschauplätze werden aufgemacht, sehr viele Handlungsstränge (nicht nur nebensächliche) einfach fallengelassen. Obwohl ich auch dieses Buch gern gelesen habe, ist es für mich das bisher Schwächste aus ihrer Feder.
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09.10.2020makama auf www.lovelybooks.de Freiheitskampf
Südafrika 1976
Katrien wächst in Südafrika auf -- in einer Burenfamilie. Sie ist die jüngste, ein behütetest und priviligiertes Kind. Dann erschüttert eine schreckliche Tragödie die Familie. Katrien fühlt sich nicht aufgefangen und wird zur Rebellin. Sie eckt überall an und fängt an sich politisch zu engagieren - kämpft gegen die Ungerechtigkeit im Land --- für die Gleichberechtigung der
schwarzen Bevölkerung.
Polen 1980
Wladek ist ebenfalls das jüngste Kind dser Familie. Er ist klug und will seinem Land zur Unabhängigkeit verhelfen. Bald schliesst er sich der neuen Gewerkschaft "Solidarnosc" um Lech Walesa an und riskiert so einiges --- doch er fleigt auf und muss fliehen -- nach Südafrika zu seinem Onkel - dem Bruder des Vaters..... Hier lernen die beiden unterschiedlichen Menschen sich kennen.....
Fazit und Meinung:
Eigentlich zwei ganz interessante Themen. Zwei jnge Menschen engagieren sich für die Freiheit..... doch leider nicht immer gut umgesetzt, teilweise fand ich etwas langatmit, manches hätte ausführlicher sein können. Gut gefallen haben die Randbemerkungen zu Ereignissen und Personen... Mit Wladek bin ich schnell warm geworden, mit Katrien hatte ich so meine Schwierigkeiten, obwohl ich sie mag...... ich fand sie oft recht naiv..... Es war mein erstes Buch der Autorin, die Vorgängerbücher kannte ich nicht, was aber kein Problem war....... Von mir gibt es knappe 4 Sterne für dieses Buch.
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08.10.2020peedee Knappe 3 Sterne
Neethling-Trilogie, Band 3: Südafrika, 1976; Die zehnjährige Katrien Neethling wächst behütet auf. Doch dann stirbt ihre Mutter und ihr ganzes Leben verändert sich - sie fühlt sich als schwarzes Schaf der Familie. Je älter sie wird, desto rebellischer wird sie auch. Polen, 1980; Wladek Kowalski, ein neunzehnjähriger Student, will Freiheit und Unabhängigkeit in seinem Land. Er
macht bei einer Gewerkschaftsbewegung mit und agiert im Untergrund. Als er auffliegt, ergreift er die Flucht ins ferne Südafrika, zu seinem Onkel Jakob und Tante Gretel"
Erster Eindruck: Das Cover des Schutzumschlages mit der auf Steinen sitzenden Frau, die auf das Meer hinausblickt, gefällt mir sehr gut (obwohl ich kein Fan von Schutzumschlägen bin). Ein schönes Farbenspiel - gefällt mir.
Das Buch ist Band 3 einer Reihe; ich kenne die vorhergehenden Bände nicht. Der Einstieg ist mir durch die vielen Protagonisten und die parallel erzählten Geschichten aus Bosveld bzw. Polen mit Ausschnitten aus Katriens und Wladeks Leben nicht ganz einfach gefallen. Interessant fand ich die Anmerkungen der Übersetzung zu den Aufständen in den beiden Ländern. Es ist immer wieder tragisch, welche Ausmasse solche Aufstände annehmen können.
Katrien ist verwöhnt, naiv, enttäuscht, wütend und im tiefen Innern unsicher. Aber was ich als Leserin in erster Linie sehe, ist eine arrogante junge Frau. Wladek liebt seine Familie, ist sehr engagiert, geduldig, ausdauernd. Doch auch er muss mit Enttäuschungen umgehen. Der erlittene Verrat und das Verlassen seiner Heimat schmerzen ihn sehr. Obwohl schon aus dem Originalklappentext klar ist, dass sie sich in Südafrika kennenlernen werden, dauert es doch ziemlich lange, bis aus den zwei Erzählsträngen ein einziger wird. Katrien und Wladek - so unterschiedlich sie auch grundsätzlich sein mögen - eint eines: sich für ihre Überzeugungen einzusetzen, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln.
Fazit: Die geschichtlichen Informationen sind sehr gut recherchiert und wer sich parallel zum Buch noch ein bisschen im Netz dazu beliest, wird sehr viel Interessantes über die Geschichte Polens und Südafrikas erfahren. Beim ersten Buch, das ich von der Autorin gelesen habe ("Gewundene Pfade"), hat mir insbesondere das von ihr geschnürte Paket mit Emotionen aller Art gefallen. Hier habe ich diese Emotionen leider die meiste Zeit vermisst. Katrien blieb mir fast gänzlich fremd - Wladek stand mir hier viel näher. Es ist bedauernswert, dass es ein paar Fehler in puncto Jahreszahlen bzw. Altersangaben hatte. Die letzten drei Kapitel waren für mich die besten des Buches, denn da passierte endlich etwas, nicht nur Ereignisse per se, nein, auch mit den Menschen, insbesondere Katrien. Vom Buch habe ich mir deutlich mehr erhofft, schade - knappe 3 Sterne.
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07.10.2020Marianne Die zehnjährige Katrien fühlt sich verloren in ihrer Familie. Sie ist viel jünger als ihre Geschwister und sie hat das Gefühl nicht richtig dazuzugehören. Als sie dann einige Jahre später auch noch ihre Mutter verliert und ihre Familie ihr nicht sofort von dem Unglück erzählt, ist sie innerlich ganz und gar unglücklich. Sie wird zu einem rebellischen Teenager.
Wladek ist
auch der Jüngste in seiner Familie. Er ist ein sehr begabter junger Mann, der sich heimlich am Widerstand in Polen beteiligt. Als seine Tätigkeiten ans Licht kommen, muss er überstürzt seine Heimat verlassen.
Katrien und Wladek lernen sich in Südafrika kennen, als Katrien zum Studium bei ihren Verwandten lebt. In Katrien steckt immer noch eine ganze Menge Rebellion, aber langsam wird sie erwachsen und mehr verantwortungsbewusst, auch wenn sie immer noch einige schlechte Entscheidungen trifft. Sie lernt Wladek schätzen, doch sie weiß, dass er, sobald es geht, zurück zu seiner Familie in Polen will.
Diese Geschichte erzählt die Geschichte des Widerstands in Polen und Südafrika in den 80er Jahren. Obwohl die Problematik in beiden Ländern ganz unterschiedlich ist, gibt es doch die Gemeinsamkeit, dass sich ein machtloses Volk so gut es kann gegen ein Unrechtsregime erhebt.
Katrien und Wladek erleben große Schwierigkeiten, und beide wachsen dadurch in ihrer Persönlichkeit. Trotzdem fällt es schwer sich mit ihnen zu identifizieren, vor allem mit der oft störrischen und unvernünftigen Katrien.
In anderen Büchern schafft die Autorin Irma Joubert Charaktere, die auch nach dem Abschluss der Geschichte im Gedächtnis bleiben. Das gelingt in diesem Buch weniger gut. Die Ereignisse sind auch weniger dramatisch und die Dialoge wirken teilweise belanglos. Das Buch ist trotzdem auf jeden Fall lesenswert, nur bleibt es hinter den anderen Büchern der Autorin zurück. Dieses Buch ist der dritte Teil einer Trilogie, die sich über drei Generationen erstreckt, doch lässt sich das Buch auch gut ohne die beiden anderen Bände lesen.
Fazit: Eine interessante Reise in eine Zeit des Aufbruchs in Südafrika und Polen. Vor allem Leser, die sich für die Geschichte Südafrikas interessieren, werden viel Freude an diesem gut recherchierten Buch haben. Sehr empfehlenswert!
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21.09.2020katikatharinenhof Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert den Boden unter den Füßen. Das lässt sie zu einer kleine Rebellin werden - nicht gerade die beste Eigenschaft, um in Südafrika ein ruhiges Leben
zu führen.
Wladek möchte seiner Heimat Polen zu mehr Unabhängigkeit verhelfen und schließt sich der Gewerkschaftsbewegung um Lech Walesa an - auch dieser Schritt bleibt für ihn nicht ohne Konsequenzen und er muss zu seinen Verwandten nach Südafrika fliehen.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten scheint sich Wladek in dem fremden Land einzuleben und dann steht er Katrien gegenüber...
"Warten auf den Wind" packt ein unglaublich heißes Eisen an - nämlich das Thema Apartheid, Rassenhass und Unterdrückung in Südafrika und ist mit dieser Thematik aktueller denn je. Trotz politischer Brisanz und gegenwärtigen Diskussionen in den Medien, was Hautfarbe und Abstammung betrifft, gelingt es Irma Joubert nicht wirklich, ihre Protagonisten dem Leser zugänglich zu machen.
Katrien ist wirklich ein rebellischer Charakter - sie eckt an, nutzt jede Gelegenheit, um die Ellenbogen auszufahren und aufzumucken. Was mir auf der einen Seite imponiert, stößt mich aber auf der anderen Seite auch von ihr ab und ich finde keinen richtigen Zugang zu ihr. Katrien bleibt mir über den gesamten Verlauf des Buches fremd und unnahbar. Wladek gefällt mir da um einiges besser - seine Figur ist für mich eher greifbar und seine Erlebnisse fühlen sich authentischer an. Er muss einen steingien Weg gehen, um bei sich selbst anzukommen.
Die Geschichte ist gut recherchiert, weist aber unglaublich viele Längen auf, die das Lesen mühsam gestalten und so den Lesefluss hemmen. Das ist den vielen Fußnoten geschuldet, die sich als doch sehr ausufernde Erklärung direkt auf der soeben gelesenen Seite befinden - ich hätte es besser gefunden, wenn eine ausführliche Erklärung der Fußnoten im Anhang erfolgt wäre.
Die Handlung ist sehr nah an der Realität, zeigt den Kampf gegen die Apartheid in Südafrika mit all ihren Schrecken auf, gibt die Bemühungen der Gewerkschafter in Polen für mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sehr detailliert wieder und lässt die Zeit des Eisernen Vorhangs wieder lebendig werden. Aber dann driftet das ganze ab in eine Liebesgeschichte, deren Ende doch recht einfach zu erahnen ist.
Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, um den Leser an die Seiten zu fesseln, aber in meinen Augen wird diese Möglichkeit nicht genutzt, um die interessanten Aspekte und vorhandenen Kapazitäten in der Geschichte zu einem rundherum stimmigen Roman zusammenzuführen.
Schade :(
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