»Er ist ein bisschen raffiniert.«
Sie ließ seinen Stuhl los und richtete sich auf. »Und?«
»Ich hatte den Eindruck, dass dieser Kunde etwas … Praktischeres wollte.«
»Niemand hat von praktisch gesprochen. Was sie gesagt haben, war billig.«
»Das ist dasselbe.«
»Es ist kein Lagerhaus, Jeff. Wir renovieren einen von Chicagos beliebtesten Tanzsälen. Eindrucksvoll muss nicht teuer sein.«
»Wenn es gut aussehen soll, schon.« Er legte den Rest des Donuts ab und faltete die Hände hinterm Kopf. Sein Haaransatz rutschte auf der Stirn nach oben. »Wie viel Zeit haben wir noch bis zu dem Treffen?«
Bethanys Gesäßtasche vibrierte. »Wir haben die Besprechung für drei Uhr angesetzt«, sagte sie, während sie ihr Handy herauszog. Der Name ihrer Mutter stand auf dem Display. Sie runzelte die Stirn. Warum in aller Welt rief ihre Mutter sie an einem Montagmorgen um zehn Uhr an? Mom wusste doch, dass sie bei der Arbeit nicht gestört werden wollte. Bethany ließ die Mailbox anspringen, während ihre Gedanken zu ihrem Bruder David rasten.
»Dann überleg mal, was dir bis dahin noch einfällt. Es wäre das Beste, wenn sie aus mehreren Alternativen wählen könnten, meinst du nicht?«
Sie vernahm Jeffs Worte, aber in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken an ihren Bruder, sodass sie sich unmöglich konzentrieren konnte. David war vor drei Wochen nach Afghanistan aufgebrochen. Und jetzt rief ihre Mutter an.
»Wir können es uns im Moment nicht erlauben, einen Kunden zu verlieren. Bei all dem Gerede von Personalabbau wäre das für uns alle nicht gut.«
Bethany nickte.
»Sag mal, ist alles in Ordnung?«
»Ja. Ich … ich muss nur kurz telefonieren.« Ihre Knie zitterten, als sie die Zeichnungen nahm und den kurzen Weg zu ihrem Schreibtisch zurückging. Sie legte die Blätter auf den Tisch und sah, dass der Anrufbeantworter ihres Bürotelefons rot blinkte. Als auch auf diesem Display die Nummer ihrer Mutter erschien, schloss Bethany die Augen und schickte einen flehentlichen Gedanken ins Weltall.
Bitte mach, dass es nichts mit David zu tun hat …
Sie glaubte nicht an einen liebenden Gott, der Gebete erhörte, aber manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie versuchte, mit dem Universum zu handeln – wie eine Art Bestechung, nur dass sie nichts im Gegenzug anbieten konnte. Sie hörte ihre Mailbox ab und wartete, bis die Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr drang. »Hier ist deine Mutter, Bethany. Ruf mich bitte an.«
Sie nahm das Handy vom Ohr und starrte darauf. Das war alles? Keine Einzelheiten? Keine Andeutung, weswegen sie angerufen hatte? Kein Hallo, Bethany, mach dir keine Sorgen; ich rufe nicht wegen deines Bruders an?
Unklarer ging es ja wohl nicht! Die Muskeln in Bethanys Schultern verkrampften sich. Weil ihre Mutter so kurz angebunden gewesen war, blieb ihr nichts anderes übrig, als zurückzurufen. Sie nahm das Bürotelefon, wählte Moms Nummer und spielte mit dem Deckel eines halb leeren Starbucksbechers. Der Becher kippte um, sodass lauwarme Flüssigkeit herausschwappte, über den Mahagonischreibtisch lief und ihre Zeichnungen ertränkte.
Sie sog scharf die Luft ein, stellte den Becher wieder auf und nahm dann schnell ihre Entwürfe vom Tisch. Einhändig zerrte sie mehrere Papiertaschentücher aus der Schachtel neben ihrem Computer und tupfte auf den Blättern herum. Es nützte nichts. Der verschüttete Kaffee hatte die makellos weißen Seiten in einen aufgeweichten braunen Haufen verwandelt.
»Bethany? Bist du das?«
Bethany umklammerte den Hörer mit beiden Händen. »Mom? Warum hast du angerufen? Ist was mit David?«
»Bist du bei der Arbeit?«
»Wo sollte ich denn sonst sein?«
»Es ist nur, weil Montag ist, und ich dachte …«
»Mom, sag mir, was los ist. Geht es um David?«
Eine kurze Pause. »Nein, nein. Deinem Bruder geht es gut.«
Bethanys Anspannung löste sich. Sie sank auf ihren Stuhl und rieb sich die Nasenwurzel. Sie hasste dieses Gefühl. Sich Sorgen um ihren Bruder zu machen. Jedes Mal eine panische Angst zu bekommen, wenn ihr Telefon klingelte. Wie sollte sie das ein ganzes Jahr lang aushalten?
»Ich rufe nicht wegen David an. Es geht um Robin.«
Bei der Erwähnung dieses Namens regten sich Erinnerungsfetzen, aufgeschreckt aus einem zehnjährigen Winterschlaf. Warum in aller Welt rief Mom sie wegen Robin bei der Arbeit an?
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ja, habe ich.«
»Willst du nicht wissen, was los ist?«
Wenn sie doch sagte, würde sie sich die nächste halbe Stunde Moms Hysterie anhören müssen. Sagte sie Nein, würde sie den Eindruck vermitteln, herzlos zu sein. Für Ersteres hatte sie keine Zeit, für Letzteres keine Energie, also nahm sie einen Stift und spielte mit der Pfütze, die sich ihrem Bleistiftköcher näherte, während die kurzlebige Erleichterung, dass David nichts passiert war, einem dumpfen Schmerz hinter der Stirn wich.
In der Leitung dehnte sich die Stille aus.
Sie blickte zu den Blaupausen auf ihrem Zeichenbrett hinüber. Ihr Chef wollte bis vier Uhr Einzelheiten zu dem River-Oaks-Projekt auf seinem Schreibtisch haben, Jeff McKinley mit den falschen Haaren wollte »praktische« Ideen für den Ballsaal der Stadt brainstormen, und Mom würde nicht aufgeben, bis Bethany ihr erlaubte, ihre Neuigkeiten über Robin loszuwerden, wie auch immer die aussehen mochten.
»Sie war deine beste Freundin.«
War. Vergangenheit.
»Jedes Mal, wenn ich sie sehe, fragt sie nach dir. Ob dir Chicago gefällt. Wie es bei der Arbeit läuft. Ob du glücklich bist …«
»Natürlich bin ich glücklich.« Die Worte waren zu schnell gekommen. Klangen beinahe defensiv. Bethany massierte ihre pochenden Schläfen mit kreisförmigen Bewegungen und begleitete die unvermeidliche Frage mit einem lang gezogenen Seufzer. »Was ist mit Robin?«
Hinter ihr ertönte ein lautes Räuspern. Sie fuhr herum und sah ihren Vorgesetzten dort stehen, den Mund missbilligend gespitzt. Sie legte auf und erhob sich, während sie spürte, wie ihre Ohren warm wurden. Moms Neuigkeit würde warten müssen. »Ist alles in Ordnung?«
»Brainstorming für First State Investments um zehn. Hast du das vergessen?«
Ihr drehte sich der Magen um. Moms rätselhafter Anruf hatte sie aus dem Konzept gebracht. »Nein, natürlich nicht. Ich habe nur gerade mit …«, sie befingerte die Blaupausen auf ihrem Zeichentisch, »der Marketingabteilung telefoniert, wegen River Oaks.«
Martin grunzte und betrachtete das Durcheinander auf ihrem Schreibtisch.
Ein verlegenes Lachen entwich Bethanys Lippen. Sie trat zwischen ihn und die Kaffeepfütze und holte eine Akte aus einer ihrer Schreibtischschubladen. »Ich habe letzte Woche ein paar Ideen durchgespielt«, sagte sie und zeigte in Richtung Flur. »Ich komme gleich mit.«
Als sie den Konferenzraum betrat, strich sie ihren Rock glatt und beschloss, nicht länger an das Telefonat zu denken. Was auch immer Robin für Probleme hatte, sie würde schon allein damit fertigwerden. Bethany wüsste nicht, wie sie da helfen sollte. Robins Sorgen hatten nichts mit ihr zu tun. Nicht mehr.
Bethanys Hände zitterten, als sie einen Streifen Pfefferminzkaugummi auspackte und sich in den Mund schob. Sie zerknüllte das Papier und lehnte sich an die Motorhaube ihres Audis, während sie über den zweiten Anruf ihrer Mutter nachdachte. Ausnahmsweise hatte Mom nicht übertrieben. Sie atmete tief aus und sah zu, wie ihr gefrorener Atem wie Nebel in den Nachthimmel aufstieg.
Die Kälte stach ihr in den Ohren, während sie mit einem Fuß auf dem Asphalt des Parkplatzes hinter dem Kaufhaus wippte und die Kontur der Beileidskarte betrachtete, die in der kleinen Papiertüte steckte. »Ich denke an dich«, stand in großen geschwungenen Buchstaben vorne drauf. Innen war die Karte weiß und leer. Ein Symbol dafür, was aus ihrer Freundschaft mit Robin geworden war. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie diese Karte gekauft hatte? Was konnte sie schon schreiben, das so viel Raum füllte, wenn es doch nichts zu sagen gab?
Sie zog ihren Schlüssel aus der Handtasche und stieg in ihren Wagen. Vielleicht könnte sie zu Dominic fahren und, wenn er von der Arbeit heimkam, ihre Schuldgefühle rauslassen. Vielleicht könnte sie dadurch die Gedanken, die ihr durch den Kopf spukten, wieder loswerden und ihr inneres Gleichgewicht zurückgewinnen. Sie ließ den Motor an und fuhr auf die Straße, wobei sie sich zwang, dem Nachrichtenmoderator zuzuhören, der im Radio über die schwächelnde Konjunktur sprach.
Dreißig Minuten später betrat Bethany Dominics Wohnung, aus der Licht und der Duft von chinesischem Essen drangen. Nachdem sie ihre hochhackigen Schuhe abgestreift hatte, sah sie ihn, wie er in einer Pyjamahose und mit Brille auf der Nase über den Esstisch gebeugt dasaß, umgeben von einem Stapel Papier, den halb leer gegessenen Pappkarton mit Chopsuey neben dem einen Arm und eine Schachtel Taschentücher neben dem anderen.
Sie legte ihre Handtasche auf den Tisch bei der Tür. »Bist du krank?«
Er machte Anstalten zu antworten, hustete aber stattdessen. Als der Hustenanfall nachließ, zog er ein Taschentuch aus der Schachtel und schnäuzte sich die Nase. »Nein, aber Patrick hat mich trotzdem nach Hause geschickt.« Dominic sah sie quer durchs Wohnzimmer an. »Bist du schon mit der Arbeit fertig?«
Sie warf einen Blick auf die Wanduhr. Es war halb acht. »Ich hatte einen produktiven Tag.« Das war natürlich gelogen. Aber wie sollte Dominic ihren Mangel an Konzentration verstehen, wenn sie ihn sich nicht einmal selbst erklären konnte?
Sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Dann griff sie nach dem weißen Pappkarton, während Dominic eine dicke Mappe aus seinem Aktenkoffer zog und auf den schon jetzt gefährlich hohen Stapel auf dem Tisch legte.
»Das würde ich nicht essen.« Er unterdrückte ein weiteres Husten, indem er sich den Arm vor den Mund hielt, und zeigte, ohne von seinen Unterlagen aufzusehen, mit dem Kopf in Richtung Kühlschrank. »Für dich habe ich Lo Mein besorgt. Stäbchen liegen auf der Küchenzeile.«
Ihr Magen knurrte dankbar. Sie machte ihr Abendessen in der Mikrowelle warm und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück, wo sie zu essen begann, während Dominic in dem Aktenstapel vor ihm kramte. Nach dem fünften oder sechsten Bissen ließ Bethany die Stäbchen sinken und öffnete ihren Glückskeks.
Etwas, das du verloren hast, wird bald wieder auftauchen.
Sie rollte den weißen Zettel zusammen und schnaubte.
Dominic ignorierte sie.
»Woran arbeitest du?«, fragte sie.
»Verträge.«
»Was für Verträge?« Sie pickte einige Kekskrümel von ihrem Tischset und faltete sie in ihre Serviette. Als er nicht antwortete, rutschte sie auf ihrem Sitz herum. »Dom?«
»Was?« Die einzelne Silbe knallte auf den Tisch.
Bethany zog die Augenbrauen hoch und presste die Lippen aufeinander.
Er nahm seine Brille ab und fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln an seinem Kinn. »Mensch, Bethany, ich hab zu tun.«
So viel dazu, dass sie ihm ihr Herz ausschütten könnte.
Sie griff nach seinem Pappkarton und stieß sich vom Tisch ab, wobei die Beine ihres Stuhls über den Holzboden kratzten.
Dominic stöhnte.
Sie stapfte in die Küche und ließ alle Reste in den Mülleimer fallen. Vielleicht sollte sie besser nach Hause fahren. Ausnahmsweise mal in ihrem eigenen Bett schlafen und noch einmal über das lange Gespräch nachdenken, das Dominic und sie an Thanksgiving geführt hatten – dass sie zusammenziehen könnten, wenn ihr Mietvertrag am Ende des Jahres auslief. Warum sollte sie bei ihm einziehen, wenn sie ihm nur lästig war?
Bethany schloss den Deckel der Müllpresse und ließ in der Spüle Wasser über einen Teller laufen. Wenn Erinnerungen sich doch nur auch so leicht wegwischen ließen. Wenn ein bisschen Wasser sie in den Ausguss spülen könnte. Wenn sie doch nur diese dämliche Karte schicken und diese ganze Robin-Sache zu den Akten legen könnte. Sie hatte gerade nach einem Handtuch gegriffen, als sich ein Paar starker Arme um ihre Taille legte.
Sie erstarrte.
Dominic ließ sie los. »Ach komm, Beth, sei nicht sauer.«
Wie er ihren Namen sagte, löste die Anspannung in ihrer Brust ein wenig.
»Ich ertrinke in Arbeit und fühle mich hundeelend. Ich hasse es, krank zu sein.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich dachte, du wärst nicht krank.«
»Ich will es nicht sein.« Er nahm ihr den Teller ab und stellte ihn in die Geschirrspülmaschine. »Du weißt doch, wie das ist.«
Sie zerknüllte das Handtuch. Vielleicht würde er ihr jetzt zuhören, wo seine Arbeit in einem anderen Zimmer lag. »Erinnerst du dich an Robin Price?«
Dominic legte die Stirn in Falten.
»Robin aus Peaks? Die mir jedes Jahr zu Weihnachten eine Karte schickt? Und zum Geburtstag und zu Ostern auch?« Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihr breit. Warum hatte sie nie geantwortet? Klar, die Dinge hatten sich geändert – Robin hatte sich geändert –, aber war es wirklich so schwierig, eine Karte zu schicken?
»Du weißt doch, dass ich mir so was nicht gut merken kann.«
»Sie war in der Schulzeit meine beste Freundin. Wir waren praktisch unzertrennlich.«
Er nahm ein neues Taschentuch aus der Schachtel auf der Küchenzeile und putzte sich die Nase.
»Ihr Mann hatte wohl eine Art Aneurysma und jetzt liegt er im Koma.« Bethany wartete auf eine Reaktion, aber der ausdruckslose Blick in Dominics Augen verriet ihr, dass sie vergebens wartete. Sie verschränkte die Arme und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Ich kann mich nicht erinnern, dass du von ihr erzählt hast.«
»Wir haben schon länger nichts mehr miteinander zu tun.«
Er nahm ein Weinglas von der Arbeitsplatte und schob sie von der Spüle weg. »Und warum nimmt dich das dann so mit?«
»Ich weiß nicht.« Sie fuhr mit dem Finger über die Ecke der Marmorplatte. »Ich habe nur irgendwie das Gefühl, dass ich sie besuchen sollte. Vielleicht ein paar Tage Urlaub nehmen und nach Peaks zurückgehen.«
Dominics Hände erstarrten unter dem Wasserstrahl. »Nach Peaks zurückgehen?« Er drehte sich um und sah sie an. »Ich dachte, du hasst Peaks.«
Sie lachte angesichts dieser Untertreibung.
»Schick ihr doch eine Karte oder so was.«
»Das wollte ich ja. Aber die Karten sind alle so … ich weiß nicht. Keine passt so richtig.«
»Also, damit ich das richtig verstehe.« Er drehte das Wasser ab und schüttelte das Glas ein wenig. Tropfen spritzten auf den Rand der Spüle. »Du willst gleich mehrere deiner wertvollen Urlaubstage opfern und in eine Stadt fahren, die du hasst, nur um Zeit mit einer Frau zu verbringen, die nicht mehr deine Freundin ist?« Er nahm das Handtuch und trocknete sich die Hände daran ab. »Tut mir leid, Beth, aber das verstehe ich nicht.«
In ihr machte sich Frust breit. Sie wollte, dass er es verstand. Denn wenn er nicht begriff, welches Ausmaß ihre frühere Freundschaft zu Robin gehabt hatte, würden seine Versuche, sie von einer Reise nach Peaks abzuhalten, nichts nützen. Und sie brauchte dringend jemanden, der ihr die Sache ausredete. »Was wäre, wenn du hören würdest, dass Shawn was Schlimmes durchmacht? Hättest du nicht auch das Gefühl, dass du etwas mehr tun solltest, als nur eine Karte zu schicken?«
Dominic senkte das Kinn. »Shawn ist mein Bruder.«
»Ich weiß. Und Robin war wie eine Schwester für mich. So nah standen wir einander.«
»Wenn ihr so eng befreundet wart, warum ist dann der Kontakt abgerissen?«
»Das ist kompliziert.«
Er starrte sie einen Moment lang an, seine Nase so rot wie die von Rudolph, dem Rentier, dann zuckte er mit den Schultern. »Na ja, wenn du meinst, du musst das machen, dann werde ich dich nicht davon abhalten. Du kannst nach Peaks fahren, wenn du willst.«
Sie blinzelte verdutzt. Dachte Dominic, darum ginge es ihr? Seine Erlaubnis einzuholen?
»Hör zu, ich muss diesen Vertragskram heute Abend noch fertig machen. Aber bleib trotzdem hier.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange und floh ins Esszimmer.
Sie starrte ihm hinterher, eine Hand auf der Küchenzeile, die andere in ihre Taille gestemmt, bis ihr klingelndes Telefon die Gedanken, die in ihrem Kopf kreisten, abrupt zum Stillstand brachte. Sie ging zur Wohnungstür und griff in ihre Handtasche. Zum dritten Mal an diesem Tag stand der Name ihrer Mutter auf dem Display. Bethany stöhnte. Was konnte Mom denn noch über Robin sagen?
Das Display wurde schwarz.
Sie schob das Telefon in ihren Händen hin und her und fragte sich, ob es diesmal vielleicht doch um David ging. Sobald das Handy piepste, hörte sie ihre Mailbox ab. Wenn es wieder eine uneindeutige Nachricht war, würde sie einen Schreikrampf kriegen.
»Bethany? Ich weiß, dass wir vorhin erst miteinander gesprochen haben. Und ich will dich auch wirklich nicht stören. Aber ich habe heute Abend etwas gehört und dachte mir, das sollte ich dir sagen.«
Der übliche sorgenvolle Unterton in Moms Stimme war verschwunden, so als hätte sie ihre Worte in Bleiche getaucht und sauber geschrubbt. Bethanys Herzschlag beruhigte sich. Es konnte nichts mit David zu tun haben.
»Dan wurde vorgestern ins Krankenhaus eingeliefert. Es war wohl ein Herzinfarkt. Offenbar geht es ihm gut. In ein paar Tagen darf er nach Hause, also brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt.«
Grandpa Dan? Wann hatte sie das letzte Mal mit ihrem Großvater gesprochen? Ihre Gedanken wanderten mehrere Monate zurück bis zu dem Tag, an dem sie ihn angerufen hatte, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Seine Stimme zu hören, hatte eine Menge Erinnerungen in ihr aufsteigen lassen: an das Füttern der Kälber; wie sie ihm und seinem Cousin Ray beim Heustapeln in der Scheune zugesehen hatte; seine Erklärungen, als er ihr beibrachte, wie man ein Pferd striegelte, sattelte und ritt. Jedes Mal, wenn sie ihn am Telefon hatte, überkam sie ein unerklärliches Heimweh – wie eine Wolke, die sich vor die Sonne schiebt. Jetzt lag er im Krankenhaus und dasselbe merkwürdige Gefühl kroch durch ihren Körper. Es ergab keinen Sinn. Wie konnte sie Heimweh nach einem Ort haben, den sie hasste?
Sie ließ sich auf das Ledersofa fallen und stützte die Ellbogen auf die Knie. Sie hatte ihre Gründe dafür, dass sie Mom und Robin aus dem Weg ging. Und gute Gründe dafür, warum sie nicht nach Peaks wollte. Aber Grandpa Dan? Ihn konnte sie nicht aus ihrem Leben verbannen.
Bethany schaltete ihr Handy aus und lehnte sich in die Sofakissen. Sie sehnte sich danach, diesen ätzenden Tag endlich hinter sich lassen. Aber sosehr sie es auch versuchte – ihr Gehirn wollte einfach keinen Feierabend machen. Der Gedanke, nach Peaks zu reisen, kehrte zurück, und diesmal war das drängende Gefühl stärker. Sie konnte es nicht ignorieren. So wie sie Robin und ihren Großvater nicht ignorieren konnte. Aus irgendeinem Grund wollte Peaks sie zurückhaben.
Drei Fragen drehten sich in ihrem Kopf wie ein Nachrichtenticker und hielten sie bis weit nach Mitternacht wach. Sollte sie wirklich hinfahren? Würde sie mit sich selbst leben können, wenn sie es nicht tat?
Würde sie mit sich selbst leben können, wenn sie es tat?
Kundenstimmen
Eine Echtheits-Überprüfung der Bewertungen hat vor deren Veröffentlichung nicht stattgefunden. Die Bewertungen könnten von Verbrauchern stammen, die die Ware oder Dienstleistung gar nicht erworben oder genutzt haben.
30.03.2020Angy93 auf lovelybooks.de Das Cover hat mich auf den ersten Blick angesprochen. Mit dem Titel konnte ich zunächst noch nicht sehr viel anfangen, da es sich für mich sehr schnulzig angehört hatte. Der Klappentext hat mir dann wiederum sehr gut gefallen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass der Titel auf der einen Seite sehr gut passt, aber viel mehr verbirgt als man
denkt.
Bei dem Roman handelt es sich um einen wirklich tiefsinnigen Roman, der Beschreibt, wie man wieder den Weg zu seinen Wurzeln und seinem glauben findet. Dabei ist die Art und Weise wie Tief diese Verbindungen sind und wie sie gefunden und ausgeübt werden jedem selbst überlassen. Das Buch ist mit vielen Gefühlen und emotionen geschrieben, die so real und passend sind, dass man mit den Protagonisten, egal aus welcher Sicht geschrieben, mitfiebern muss.
Den einen Stern ziehe ich ab, da mir Bethy als Charakter teilweise zu steif und zu unentschlossen war. Ich habe mich häufig gefragt, wann sie sich denn mal jemanden anvertraut. Das ganze wirkte auf mich einfach ein wenig als in die Länge ziehen der Geschichte und hat mich ein bisschen gestört. Das ist aber meckern auf hohem Niveau.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der auch mal ein etwas tiefgründigeres Buch lesen möchte. Der eigene Glaube spielt dabei keine Rolle.
› mehr...
30.03.2020Sophia_81 auf lovelybooks.de Bethany Quinn kehrt in ihre Heimatstadt Perks zurück, um ihrem Großvater Dan nach einem Herzinfarkt beizustehen. Auf seiner Farm trifft sie Evan, mit dem sie von Beginn aneinandergerät bis die Funken sprühen. Dort trifft sie auch ihre ehemals beste Freundin Robin, die vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens steht. Vor zehn Jahren zerbrach diese für Bethany so lebenswichtige Freundschaft
an einem Verrat und nun stehen sich die Freundinnen wieder gegenüber und neue Hindernisse sind gemeinsam zu überwinden.
Es war das erste Buch von Katie Ganshert, das ich lesen durfte und ich bin total begeistert. Sie schafft es, den Leser emotional in die Geschichte zu versetzen und wichtige Themen wie Verlust, Heimat, Glaube, Freundschaft und Familie auf eine Art und Weise anzusprechen, die mich nicht mehr losließ. Dieses Buch berührt mich nicht nur, sondern es regt mich an, über das Leben und seine Fallstricke nachzudenken.
Die Protagonistin Bethany ist keine einfache Hauptfigur, weil man als Leser die Geduld haben muss, ihr bei ihrer persönlichen Entwicklung Zeit zu geben, um ihre verletzte Seele zu heilen. Aber das macht es gerade so spannend. Ihre sehr intensive Auseinandersetzung mit dem Glauben ist eng mit den Geschehnissen verwoben, was es für den Leser sehr nachvollziehbar macht. Besonders berührend fand ich das langsame Annähern der beiden alten Freundinnen und die zarte Liebesgeschichte zwischen Bethany und Evan.
Der Schreibstil ist so präzise, dass besonders die dramatischen Situationen und Begebenheiten den Leser mit Emotionen füllen. Man fiebert mit, trauert mit und lacht mit. Ein Buch, das wirklich fesselt. Auch das Cover ist wunderschön und passt perfekt zur Geschichte. Ich finde den deutschen Titel sogar noch passender als den englischen Originaltitel, weil er den Bezug zum Glauben aufnimmt.
Ein empfehlenswertes Buch, das noch lange nachhallt. Einfach nur wundervolles Lesevergnügen!
› mehr...
30.03.2020Lesestern auf lovelybooks.de Die junge und erfolgreiche Architektin Bethany Quinn kehrt an den Ort ihrer Kindheit zurück, dem sie vor vielen Jahren entflohen ist. Enttäuschungen, Verletzungen und der Bruch mit ihrer besten Freundin Robin sind der Grund, dass sie ein Leben fern aller Erinnerungen in Chicago führt. Aber die Vergangenheit lässt sie nicht los. Als ihr geliebter Großvater einen Herzinfarkt erleidet, beschließt
sie in das ihr verhasste Heimat- Dorf Peaks zu reisen, um Dan, ihren Großvater nach 10 Jahren wiederzusehen. Ebenso beschließt sie Robin bei dieser Gelegenheit zu besuchen, die einen schweren Schicksalsschlag erlebt und deren Briefe sie bis heute unbeantwortet ließ. Dabei trifft sie auf Menschen ihrer leidvollen Erinnerungen und zugleich wird sie mit Personen konfrontiert, die ihr Großstadtleben in Frage stellen. Während sie in Peaks verweilt, bricht ihr Leben in Chicago auseinander und bei ihrer Rückreise steht sie vor einem persönlichen Scherbenhaufen.
Katie Ganshert hat hier einen Roman geschrieben, der uns die vielseitigen Dimensionen des Lebens in persönlichen und teilweise sehr tragischen Erlebnissen vor Augen führt. Dabei spielt der christliche Glaube eine bedeutende Rolle. Zentrale Themen wie Trauer, Leid, Vergebung, Vertrauen, Hoffnung, Liebe und Zukunft begegnen uns in unterschiedlichen Charakteren und deren Lebensgeschichten. Wir werden mitgenommen auf einen schwierigen Weg der Veränderung und Entwicklung und erleben dramatische Situationen, die uns emotional treffen.
Es ist ein Roman, der einer Achterbahnfahrt gleicht - die Spannung am Anfang zieht sich durch kurvenreiche Strecken zu einem mitreißenden Ende.
› mehr...
30.03.2020foxydevil auf lovelybooks.de Als ich das Buchcover sah, weckte es in mir Erinnerungen an eine Zeit auf dem Land im Ausland. Darum wollte ich unbedingt mehr über den Inhalt erfahren! Auch war mir die Autorin unbekannt.
Aus dem Inhalt: Vor 10 Jahren hat Bethany den kleinen Ort Peaks verlassen um ein neues Leben in Chicago zu beginnen. Sie legt ihr altes Ich ab
und ist ab da eine unabhängige und selbstsichere Architektin. Weder ihre alte Freundin Robin noch ihre Mutter scheint sie zu vermissen. Aber es gibt eine Ausnahme - Großvater Dan mit dem sie schöne Kindheitserinnerungen teilt. Als Bethany unverhofft ein Anruf ihrer Mutter aus ihrem neuen Alltag reißt. Dan hatte einen Herzinfarkt und ihre ehemalige Freundin Robin der sie aufgrund eines Verrats den Rücken gekehrt hat könnte ihren Beistand gut gebrauchen. Und dann ist da auch noch der abweisende aber beeindruckende Evan welcher dem Großvater auf der Farm hilft. Dieser droht zu ihrem Widersacher zu werden! Wird sie an ihrem nur kurz geplanten Aufenthalt festhalten? Wie wird sich die Handlung selber entwickeln? In jedem Fall wird ihr bisheriges Denken auf die Probe gestellt!
Meine Meinung: Mir haben alle Protagonisten gut gefallen da sie gut ausgearbeitet sind und ich eine gute Vorstellung von ihnen gewinnen konnte. Sie haben mich alle berührt!
Alles ist nachvollziehbar geschildert. Es sind mehrere Sichtweisen geschildert welche gut ineinander aufgehen. Ich wusste immer wo ich war und es kam keinerlei Verwirrung auf. Die geschilderten Höhen und Tiefen berührten mich emotional sehr. Der eingängige Schreibstil welcher neben dem christlichen Glauben und auch einen Konflikt damit abbildet und das Vertrauen ins eigene Ich thematisiert gefällt mir gut. Man wird nicht bekehrt und kommt ins Nachdenken, da vergeben können ebenso ein Kernthema ist. Ich würde gern mehr von Katie Ganshert lesen und bin gespannt aus weitere Werke!
Fazit: Das Buch war unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Seite. Und darum empfehle ich es gern weiter und vergebe 5 Sterne!
› mehr...
30.03.2020Dandy auf lovelybooks.de Der flüssige Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Dieser Roman lässt sich dadurch sehr flüssig lesen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Schicksale einiger Protagonisten sind mir sehr an die Nieren gegangen. Die Autorin beschreibt diese auf so einer emotionalen und authentischen Art und Weise, dass ich mit den Protagonisten richtig
mitleiden konnte und für sie auf eine bessere Zukunft gehofft habe. Dabei spielt der Glaube an Gott für Einige eine wichtige Rolle, wohin gegen sich.. von der Kirche aus Gründen ( diese kommen Stück für Stück ans Licht) von der Kirche abgewandt hat.
Der Plot ist sehr vielseitig und tiefgründig. Habe schon lange nicht mehr so eine tolle Geschichte gelesen, die nicht nur an der Oberfläche kratzt , sondern sehr tief in das Innere der Menschen eindringt. Die Protagonisten werden sehr gut beschrieben. Ihre Entwicklungen im Laufe der Geschichte ist interessant und plausibel. Die Botschaft, die die Autorin ihren Lesern hier überbringen möchte , hat mir gefallen.
Ich empfehle dieses Buch weiter.
› mehr...
30.03.2020vielleser18 auf lovelybooks.de Bethany ist seit sie 18 Jahre alt war nicht mehr in ihrem Heimatort Peaks gewesen - und dann ist mittlerweile schon 10 Jahre her. Damals kam es auch zu einem Bruch mit ihrer damals besten Freundin Robin. Doch nun hat Robin einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, fast zeitgleich hat Bethanys Großvater Dan auch einen leichten Herzanfall. Bethany überwindet sich
und fährt nach Peaks, nicht nur um zu Dan zu eilen, sie weiß auch, dass sie nicht anders kann und über ihren Schatten springen muss und zumindest kurz bei Robin persönlich vorbeischauen muss. Doch Robin empfängt sie mit offenen Armen, sie ist am Boden zerstört und Bethany merkt, sie wird gebraucht, sie kann nicht einfach gleich wieder wie geplant verschwinden, auch wenn ihre Vergangenheit sie hier in Peaks wieder einholen und alten Wunden wieder aufreißen.
Und da ist auch auf der Farm ihres Großvaters auch noch Evan, der gut aussehende Mitarbeiter. Doch sie und Evan sind wie Katz und Maus, sie sind in vielen Dingen gegensätzlicher Meinung und obwohl beide von Anfang an eine gewisse Anziehung spüren, sind sie nicht bereit, dies vor sich oder anderen zuzugeben. Sich einfach aus dem Weg zu gehen ist genauso schwierig.
Die Autorin Katie Gashert hat einen fesselnden christlichen Roman geschrieben, bei dem es um Glaube, Liefe und neue Hoffnungen geht, aber genauso gut auch um viele Verluste, Trauer, Verbitterung und Vergangenheitsbewältigung., genauso wie um falsch verstandenen Glauben. Sie hat von Anfang an einen Spannungsbogen aufgebaut, viele Schicksalschläge lassen den Leser mitfühlen und mitleiden. Die Charaktere sind authentisch und lebensnah geschildert. Ich habe die abwechslungsreiche Geschichte sehr gerne gelesen, denn es passiert so viel darin. Es knistert zwischen Evan und Bethany, um Robin und ihre Trauer, um Vergangenheit und Zukunft und natürlich auch um den Glauben.
Der Titel und das Cover sagen dazu leider zu wenig aus. Von mir gibt es für diese unterhaltsame und tiefgründige Geschichte eine Leseempfehlung.
› mehr...
30.03.2020nellsche auf lovelybooks.de Als Bethany Quinns Großvater einen Herzinfarkt hatte, verspürt sie den Drang, nach Peaks zurückzukehren. Dort lernt sie Evan Price kennen, der einerseits unhöflich und abweisend, andererseits aber auch faszinierend ist und schon seit vielen Jahren auf der Farm ihres Großvaters lebt. Und auch auf Robin, ihre frühere beste Freundin, stößt sie. Von ihr wurde Bethany damals bitter enttäuscht. Kann
die Zeit diese Wunden vielleicht heilen? Denn Robin könnte Bethanys Beistand gerade sehr gut gebrauchen.
Aufgrund des wunderschönen Covers und des einfühlsamen Klappentextes habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut. Und die Bücher aus dem Francke-Verlag haben mir bisher immer sehr gut gefallen.
Das Buch ließ sich sehr angenehm lesen und ich konnte prima in die Geschichte um Bethany eintauchen und sie genießen. Sämtliche Charaktere wurden authentisch dargestellt und mit ihren speziellen Eigenschaften beschrieben. Ich konnte sie sehr gut auseinanderhalten und insbesondere mit Bethany und Robin hervorragend mitfühlen. Die Geschichte war sehr gefühlvoll und warmherzig. Es gab viele Szenen, die mir sehr zu Herzen gingen und in denen mir auch die Tränen kamen. Sehr gut gefiel mir der christliche Hintergrund. Die christlichen Werte Glaube, Liebe und Hoffnung, aber auch die Kraft der Vergebung, kamen in der Geschichte wunderbar zur Geltung, ohne aufdringlich zu sein. Daneben wurde auch die Spannung sehr gut aufgebaut. Ich war sehr neugierig, wie die Geschichte verlaufen wird und wie sie endet.
Ein wundervoller Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.
› mehr...
27.01.2020Smilla507 auf lovelybooks.de „Warum bist du so wütend auf Gott? „Ich bin nicht wütend. Nur gleichgültig.“ (S. 101)
Puh, dieser Roman hat mich emotional umgehauen! Ich wusste bereits, dass Katie Ganshert sehr bewegende, vielschichtige Geschichten erzählt, aber dieser Roman hat mich zum Weinen gebracht. Bethany ist eine erfolgreiche Architektin, die – als sie vom Herzinfarkt ihres geliebten Großvaters erfährt – sofort die
Koffer packt und in ihre verhasste Heimatstadt Peaks reist. Das erste Mal seit 10 Jahren trifft sie dort auf ihre Jugendfreundin Robin, deren Ehemann Micah nach einem Hirnschlag im Krankenhaus liegt. Sie steht vor einer schwerwiegenden Entscheidung – aber kann Bethany ihr dabei zur Seite stehen, wo sie doch selbst mit sich und den Schatten ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat? Evan, der bei Bethanys Großvater auf der Farm mithilft und zugleich Micahs Bruder ist, wundert sich über Beths abweisendes, egoistisches Verhalten. Was steckt dahinter? Peaks lässt Bethany so schnell nicht los, was ihr überhaupt nicht behagt. Warum sie diesen Ort so hasst, kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Plötzlich arbeitslos, bleibt ihr nichts anderes übrig, als in Peaks zu bleiben, ihrer Freundin zur Seite zu stehen und Entscheidungen zu treffen, die nicht nur sie allein betreffen. Robins Perspektive zu lesen hat mich übrigens auch sehr gebeutelt. Relativ zu Beginn des Romans tauchten zwei Themen auf, über die ich länger nachdenken musste. Unter Christen wird darüber gerne diskutiert und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Handlungen nicht als „gut“ oder „schlecht“ beurteilen kann oder will. Auch wenn Bethany ein zunächst wenig sympathischer Charakter ist, konnte ich mich in sie hineinfühlen und letztendlich ist ihr Verhalten in ihren Erfahrungen während der Kindheit begründet. Das hat das Buch so interessant gemacht und gleichzeitig fiebert man der „Wende“ und der Auflösung aller verknoteten Gedanken und Gefühle entgegen. Einen großen Knoten aus Trauer gilt es zu entwirren. Außerdem muss Bethany lernen loszulassen. Mit Gott hat sie nichts mehr am Hut und somit fehlt ihr der Halt, den ihr der Glaube geben würde. Evan und Robin sind dagegen gläubig und stupsen sie immer wieder an – wirklich dezent und nicht aufdringlich. Am Ende haut Evan einen Bibelvers aus Nehemia raus, der mich in meiner aktuellen Situation total angesprochen hat. Es ist in jeder Hinsicht ein nahegehender und zugleich tiefgreifender Roman, der nebenbei romantisch ist und mich sehr ergriffen hat! Im Moment sicher eher ein Geheimtipp, aber ich hoffe, die Autorin findet noch viele weitere begeisterte LeserInnen.
› mehr...
08.12.2019LEXI Neue Hoffnung und ein neuer Anfang
Das Einzige, das die achtundzwanzigjährige Architektin Bethany Quinn aus Chicago dazu bringen kann, nach zehn Jahren wieder in ihren verhassten Heimatort Peaks zurückzukehren, ist ihr Großvater Daniel. Als der alte Farmer einen Herzinfarkt erleidet, macht seine Enkelin sich unverzüglich auf den Weg zu ihm. Dans Farm war Bethanys erstes Zuhause, die warme und liebevolle
Zuwendung ihres Grandpas war ihr rettender Anker nach dem tragischen Tod des Vaters und der Abwesenheit der labilen Mutter. Zu ihrer großen Überraschung trifft Bethany auf Dans Hof auf den attraktiven Evan Price, der sich um den Großvater kümmert und das Land, welches er bestellt, ebenso wie Dan aus ganzem Herzen liebt. Bethany verbindet schmerzhafte und traumatische Ereignisse mit Peaks, darüber hinaus wird ihre ehemals beste Freundin Robin völlig unvermutet Witwe. Obgleich in Bethanys Leben im Moment alles schiefzugehen scheint, fühlt sie sich verpflichtet, Robin in ihrer bodenlosen Trauer um ihren Ehemann zur Seite zu stehen. Doch die Dinge entwickeln sich nicht so, wie Bethany es gehofft hat - und sie ist mehrfach versucht, Peaks ein weiteres Mal zu verlassen und nie wieder zurückzukehren"
Katie Ganshert präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen sehr emotionalen und tiefgründigen Roman, in dem der Protagonistin Bethany die größte Aufmerksamkeit zuteilwird. Der Autorin ist die Charakterzeichnung ihrer Hauptfigur exzellent gelungen, die ihre tiefe Zerrissenheit, ihren abgrundtiefen Schmerz und die traumatischen Verletzungen aus frühester Jugend hinter der professionellen Fassade einer abgeklärten und taffen Karrierefrau geschickt zu verbergen versteht. Erst nach und nach erlaubt Katie Ganshert Einblicke in die nur zögerlich bröckelnde Fassade, behutsam geht sie auf Bethany ein und offenbart nicht nur jene Erfahrungen, die sie prägten, sondern vielmehr auch ihre tiefe Sehnsucht nach Anerkennung, Wertschätzung und Liebe. Auch der christliche Glaube, dem die unabhängige Frau vor Jahren den Rücken kehrte, ist ein gewichtiges Thema im Buch. Während Grandpa Dan, Robin und Evan auch in den schwierigsten Situationen Kraft aus ihrem Glauben schöpfen, lehnt Bethany jenen strafenden und verdammenden Gott, den sie durch ihre Mutter Ruth und den Pastor der Kirche des Ersten Lichts kennenlernte, rigoros ab. Obgleich der Fokus in erster Linie auf Bethany gerichtet ist, spielen auch Evan und Robin Price bedeutende Rollen in diesem Roman. Die anderen Nebenfiguren wie beispielsweise Evans und Bethanys Familie, Pastor Fenton oder Bethanys Partner Dominic bleiben weitgehend im Hintergrund und wirkten auf mich eher blass und austauschbar.
Katie Ganshert hat mich bereits durch zwei Vorgängerromane von ihrem wunderschönen und einnehmenden Schreibstil überzeugt, der auch diesmal die Lektüre zu einem Vergnügen machte. Die höchst widersprüchlichen Emotionen der nach außen hin eiskalt wirkenden Bethany und meine Neugier hinsichtlich ihrer Vergangenheit sorgten dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand zu legen vermochte.
Fazit: "Unter samtweichem Himmel" war eine sehr bewegende Lektüre, die mit einer hervorragend gezeichneten Protagonistin, tiefen Emotionen und einer großen Gewichtung auf den christlichen Glauben aufwartet. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann diesen Roman uneingeschränkt weiterempfehlen. Begeisterte fünf Sterne!
› mehr...
18.11.2019ann-marie Cover, Titel und Kurzfassung haben mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen und ich war sehr gespannt auf Bethanys Geschichte, die in diesem Roman erzählt wird.
Begonnen mit Bethanys tragischem Entschluss im Alter von erst 12 Jahren, bei dem noch viele Fragen offen bleiben, beginnt die Geschichte dann in der Gegenwart. Bethany, aufgewachsen in der Kleinstadt Peaks, lebt
als erfolgreiche Architektin in Chicago. Dem Drängen ihrer Mutter endlich nachgebend, macht sie sich auf die Reise in den zu Kindertagen einstmals heißgeliebten, inzwischen jedoch verhassten Heimatort, da ihr Großvater einen Herzinfarkt erlitten hat. Neben ihrem Großvater trifft sie auf den inzwischen seit mehreren Jahren auf seiner Farm lebenden und arbeitenden Evan und ihre einstmals beste Freundin Robin. Robin, die einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hat, nimmt letztendlich Bethany in ihr Haus auf und Bethany gelingt es, Robin neuen Lebensmut zu vermitteln und dank ihres unermüdlichen, sanften Drängens wagt sich Robin an die Verwirklichung eines Lebenstraums. In dieser Zeit verstirbt Bethanys Großvater Dan und hinterlässt ein unerwartetes Testament hinsichtlich seiner Farm, was zu großen Konflikten zwischen Evan und Bethany sorgt.
Katie Ganshert verpackt tragische, aber auch freudige Ereignisse im menschlichen Leben geschickt in eine fesselnde, authentische, nachvollziehbare, verständliche und einfühlsame Weise. Bleiben die Beweggründe von Bethany, aber auch das rüpelhafte Verhalten von Evan über viele Seiten unverständlich und aus den vagen Andeutungen lässt sich nicht erkennen, welche ungelösten Konflikte und Enttäuschungen Bethany aus ihrer Kindheit mit sich trägt. Dies hätte bereits frühzeitig zu einem besseren Verständnis der Geschichte beitragen können. Erst in den letzten Kapiteln wird die ganze Dimension von Bethanys Verletzungen und ihrer falschen Einschätzung einer ganz bestimmten Person, einem Pastor, offensichtlich. Faszinierend und berührend beschrieben, ihre Erkenntnis, ihr Loslassen belastender seelischer Fesseln und endlich lernen wir die wahre Bethany, frei von Bitterkeit und Hass kennen - wie wohltuend.
Besonders berührt hat mich jedoch Robins Verarbeitungsprozess. Von der fassungslosen Ohnmacht, der verzweifelten Warum-Frage, dem mutlosen Zweifeln, der Angst, der Trauer, aber auch die aufkeimende Hoffnung - Robins Figur hat mich von allen Charakteren am meisten berührt, angesprochen und überzeugt.
› mehr...
03.11.2019Dreamworx Als die Architektin Bethany Quinn die Nachricht vom dem Herzanfalls ihres geliebten Großvaters Dan erhält, ist das für sie ein harter Schlag. Seit 10 Jahren war sie nicht mehr in dem kleinen Ort Peaks, weil sie die Vergangenheit hinter sich lassen wollte und mit ihr ihre Familie und ihre beste Freundin Robin. Aber jetzt zieht es Bethany zurück nach
Peaks, um Dan beizustehen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Dazu gehört auch ein Besuch bei Robin, die gerade ihren Ehemann verloren und erfahren hat, dass sie schwanger ist. Robin macht es Bethany leicht und knüpft nahtlos an die alte Vertrautheit an. Robins Schwager Evan Price, der inzwischen bei Großvater Dan lebt und ihm auf der Farm hilft, ist von ihrer Rückkehr dagegen nicht so begeistert und lässt Bethany genau wissen, was er von ihr hält. Als Dan plötzlich stirbt, sehen sich Evan und Bethany dazu gezwungen, sich zusammenzuraufen, denn beide erben Dans Nachlass. Doch sie geraten immer wieder aneinander, so dass Bethany Peaks so schnell wie möglich wieder verlassen möchte. So einfach ist das allerdings nicht, denn Robin braucht sie gerade jetzt und sie möchte sie nicht noch einmal im Stich lassen"
Katie Ganshert hat mit "Unter samtweichem Himmel" einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der mit einem flüssigen und bildhaften Schreibstil zu überzeugen weiß. Gleich zu Beginn darf der Leser Bethany kennenlernen und ihr unsichtbar folgen, während sich deren Leben von jetzt auf gleich schlagartig verändert. Schon der Prolog gibt dem Leser zu denken, wenn er davon liest, dass ein 12-jähriges Mädchen versucht, sich in der Badewanne zu ertränken. Was war der Auslöser" Diese Frage beschäftigt den Leser während der gesamten Geschichte, jedoch wird die Auflösung erst auf den letzten Seiten präsentiert. Das Geheimnis um Bethanys Flucht aus Peaks wird ebenfalls auf die lange Bank geschoben und erst sehr spät an den Leser gebracht. Obwohl die Geschichte so einige emotionale Höhepunkte zu bieten hat, bleibt die Erzählweise eher sachlich und wenig einfühlsam. Die Handlung wird zwar aus der Sicht von Bethany in der dritten Person geschildert, doch es gibt einzelne Kapitel, die in der Ich-Form von Bethanys Vergangenheit erzählen, die annähernd etwas Wärme und Gefühl ausstrahlen, während es im Rest des Buches leider eher daran mangelt. Da der Leser über lange Zeit keinerlei Anhaltspunkte bekommt, in welcher Richtung er rätseln soll, was Bethanys Beweggründe sind, zieht sich die Handlung über Strecken wie Kaugummi. Eine etwas ausgewogenere Streuung von Hinweisen wäre hier schön gewesen. Der christliche Aspekt ist in diesem Buch ebenfalls verwirrend dargestellt. Obwohl es einige Anrufe zu Gott sowie kleine Gebete gibt, wird erst am Ende so richtig klar, worum es hier eigentlich geht.
Die Charaktere sind unterschiedlich ausgearbeitet und besitzen menschliche Ecken und Kanten. Allerdings besteht während der gesamten Lektüre eine gewisse Distanz zum Leser, denn lassen Wärme und glaubhafte Emotionen vermissen. Bethany ist eine eher unterkühlte Person, die schon in Chicago mit ihrem Freund eine merkwürdige Beziehung führt, die recht leb- und lieblos wirkt. Die Rückkehr in ihre Heimatstadt lässt auch die nötigen Gefühle vermissen, die man nach 10 Jahren Abwesenheit eigentlich vermuten sollte. Bethany wirkt durch und durch spröde und unnahbar, was auf Dauer einfach anstrengend ist. Robin dagegen ist eine natürlich Frau, die gerade einiges mitmachen muss. Obwohl in Trauer, verhält sie sich manchmal wie ein kleines Mädchen, doch ihre Unsicherheit sei ihr verziehen aufgrund der traumatischen Erlebnisse. Evan ist zwar ein offener und ehrlicher Mann, allerdings hat er die Angewohnheit, schon vorher Schlüsse zu ziehen, bevor er den ganzen Hintergrund kennt. Dies zieht sich durch die gesamte Handlung. Bethanys Mutter ist eine schwache Frau, die bis zum Schluss eine Randfigur bleibt und der Konflikt zwischen den beiden bis zum Schluss nicht gelöst wurde.
"Unter samtweichem Himmel" ist ein gut zu lesender Roman, der allerdings nicht berühren kann aufgrund fehlender Emotionen, Tiefgründigkeit und ungeklärter Konflikte. Leider nur Mittelmaß!
› mehr...
19.10.2019Furbaby_Mom Wundervoller christlicher Roman! Für mich war dies das erste Werk der Autorin Katie Ganshert und es hat mich vollends begeistert. - So sehr, dass ich bereits ihrem nächsten Roman entgegenfiebere.
Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Bethany dem kleinen, erdrückenden Kaff Peaks, wo jeder jeden kennt, den Rücken zugekehrt und ein paar Stunden Fahrzeit später ein gänzlich neues Leben in
Chicago begonnen hat. Fortan würde sie nie mehr das arme kleine Mädchen aus dem Trailer-Park sein, sondern eine versierte, selbstbewusste, finanziell erfolgreiche Architektin. Mit ihrer besten Freundin aus Kindheitstagen, Robin, hat sie schon längst nichts mehr zu tun, auch ihre Mutter fehlt ihr nicht - im Gegenteil. Bethany hatte es nicht erwarten können, volljährig zu werden und sich von all dem, was sie jahrelang bedrückt hatte, lösen zu können. Einzig an ihren Großvater Dan denkt sie gelegentlich mit schlechtem Gewissen, mit ihm hatte sie als Kind unvergesslich schöne Stunden auf seiner Farm verbracht. Mitten in ihren hektischen Arbeitsalltag platzt ein Anruf von Bethanys Mutter, der alles verändert. Dan hatte einen Herzinfarkt. Und auch Robin, jene Frau, die ihr einst so nahestand und zu der sie vor Jahren jeden Kontakt abgebrochen hatte, wurde von einem schweren Schicksalsschlag ereilt. So gerne sie es auch vermieden hätte, Bethany gibt ihrem Impuls nach und reist zurück an den Ort, von dem sie einst geflohen war - ein kurzer Pflichtbesuch soll es werden, mehr nicht. Das sollte doch zu schaffen sein, oder" Sie hat jedoch nicht mit der Wärme gerechnet, die das Wiedersehen mit Grandpa Dan in ihrem Herzen auslöst, mit der aufrichtigen Dankbarkeit, die Robin ihr entgegenbringt oder mit dem charismatischen Evan, der seit geraumer Zeit ihrem Grandpa mit der Farmarbeit zur Hand geht"und zu ihrem größten Widersacher zu werden droht.
Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, die sich äußerst harmonisch ergänzen und in ihrer Abfolge nie verwirrend sind. Insbesondere die Figuren Bethany, Robin und Evan sind außergewöhnlich tiefgründig ausgearbeitet worden und man hat bereits nach kurzer Zeit das Gefühl, sie zu kennen. Auch ihre Dialoge sowie Gedankengänge sind durch und durch authentisch und nachvollziehbar. Der intensive, emotionsgeladene Schreibstil, vor allem in Kombination mit den dramatischen Ereignissen, mit denen die Charaktere allesamt zu kämpfen haben, hat mich mehr als nur einmal zu Tränen gerührt. "Selbst wenn wir alles richtig machen, werden trotzdem Dinge falsch laufen." - Während Robin und Evan aus ihrem Glauben an Gott Kraft ziehen, hat Bethany sich von der Kirche abgewandt"ein Konflikt, der einfühlsam und ohne moralischen Zeigefinger thematisiert wird. Vergebung ist ein zentrales Handlungselement, ebenso Vertrauen - in Gott, in andere Menschen sowie in sich selbst.
Die ländliche Abbildung auf dem wunderschönen Cover (- so bezaubernd, dass es ein Puzzlemotiv sein könnte -) wurde in meiner Phantasie zum Handlungsort (Dans Farm). Einmal mit der Lektüre begonnen, habe ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen können.
Fazit: Ein inspirierendes Werk, das mich zutiefst berührt zurückgelassen hat. Taschentücher bereitlegen!
› mehr...