1. Kapitel
Lettie und Annabel sind Freundinnen. Schon immer gewesen. Letties Vater ist der einzige Arzt im Dorf und der Vater von Annabel der einzige Notar. Und so hat Annabels Mutter schon damals, als sie noch ganz klein waren, entschieden, dass Lettie gut genug ist, um mit ihrem Töchterlein spielen zu dürfen.
Lettie wohnt mit ihren Eltern in der Voortrekkerstraße.
Das Wohnzimmer benutzen sie nur, wenn der Pfarrer zu Besuch kommt. Im Winter und am Sonntag sitzen sie abends gemütlich um den Tisch in der großen Küche mit dem Aga-Herd, an dem ihre Mutter fortwährend geschäftig herumhantiert. Im Sommer, wenn es im Bosveld heiß und trocken ist, sitzen sie auf der hinteren Veranda. Das Fliegengitter hält die Fliegen und Mücken draußen, es sei denn, jemand vergisst die Klapptür wieder ordentlich hinter sich zu verschließen. Es riecht immer lecker bei ihnen im Haus, denn Letties Mutter bereitet oft eine kleine Überraschung vor, wenn Lettie und ihr Vater abends nach Hause kommen.
Annabel dagegen wohnt in einem großen Haus ein Stück die Straße hinauf. An der Vorderseite ist eine halbrunde Veranda mit Säulen und eine Treppe mit vier Stufen. Die schwere Eingangstür hat eine Klingel; wenn Lettie zum Spielen vorbeikommen will, muss sie klingeln. Dann öffnet ihr eine schwarze Frau in einer ordentlichen Uniform die Tür. Drinnen liegen dicke Teppiche auf den glänzenden Böden. Annabel und sie dürfen nur auf der Ve-
randa spielen, sonst bringen sie im Haus alles durcheinander.
Annabels Mutter ist eine große, dünne Frau. Sie hat tiefschwarzes Haar und ist sehr streng. Annabels Vater ist groß, er hat nur noch sehr wenige Haare und eine Brille und er ist immer ein bisschen rot im Gesicht. Zu Hause ist er eigentlich nie, weil er sehr hart arbeitet. Aber im Gottesdienst sieht Lettie ihn manchmal.
Es ist nicht wirklich schön, wenn sie bei Annabel spielen. Deshalb gehen sie meistens zu Lettie nach Hause.
In der ersten Klasse der Mittelschule stoßen auch alle Kinder aus den Kleinstschulen in der Umgebung zu ihnen. Sie wohnen alle im Internat. So lernt Lettie auch Klara und Christine kennen.
Annabel und Christine kennen sich schon, denn ihre Eltern sind miteinander befreundet. Christines Vater ist der Vorsitzende der örtlichen Wahlvereinigung und ein Mitglied im Provinzialrat, deshalb ist er ganz schön wichtig. Christine ist nicht wichtig, sie ist einfach nur eine Freundin.
Lettie interessiert sich von Anfang an für Klara und Christine. Sie wäre gern Klaras beste Freundin, aber das ist ja schon Christine. Eine beste Freundin hat Lettie nicht – Annabel wird jedenfalls mit Sicherheit nicht wollen, dass sie ihre beste Freundin ist.
Lettie ist schon immer die allerbeste und allerschönste Tochter ihres Vaters und der allerliebste Schatz ihrer Mutter. Ihre Eltern sind beide klein und freundlich und ganz schön mollig. Lettie sieht beiden ähnlich und ist ein glückliches Kind. Doch mit vierzehn Jahren bemerkt sie zum ersten Mal, wie gut ihre Freundinnen aus der Schule aussehen. Klara hat goldbraunes, leicht gelocktes Haar, das sich ständig aus ihren Zöpfen löst und in Strähnen herunterhängt. Dann streicht sie es sich hinter die Ohren. Sie hat rosige Wangen und wunderschöne grüne Augen. Sie ist ziemlich gut in Sport und kann wirklich schön singen. Mollig ist sie überhaupt nicht.
Christine ist eher klein und hat blonde Locken und blaue Augen. Sie sieht immer ein bisschen ängstlich aus – oder vielleicht ist sie auch nur unsicher – und ihr fällt es etwas schwer, in der Schule mitzukommen. Klara hilft ihr oft. Christine ist einfach ein Porzellanpüppchen, so hübsch ist sie.
Annabel ist groß und schlank und hat wohlgeformte Beine und eine sonnengebräunte Haut. In Sport schneidet sie sehr gut ab und sie ist auch sehr intelligent. Ihr langes, dunkles Haar trägt sie meistens zu einem Zopf geflochten, aber wenn es irgend geht, trägt sie es offen und dann fällt es ihr glänzend und sanft wie Seide über die Schultern. Sie hat dunkle Augen, genau wie ein Filmstar, perlweiße Zähne und volle Lippen.
Annabel ist eine Schönheit, wird der jungen Lettie klar.
Und alle Jungs sind ganz verrückt nach ihr.
Zusammen mit Klara und Christine kommt auch noch ein Junge zu ihnen in die Klasse, er stammt aus derselben Kleinstschule und heißt Gerbrand Pieterse. Er bekommt ein Stipendium der Armenfürsorge, weil die Regierung für arme Kinder das Schulgeld zahlt. Er ist groß und stark, hat rote Haare und Sommersprossen. Er ist ein echter Wildfang und Lettie ist ein bisschen auf der Hut vor ihm.
Klaras Bruder ist nur ein Jahr älter als sie. De Wet heißt er und alle Mädchen in der Schule sind in ihn verliebt, sogar die Mädchen in der Abschlussklasse, obwohl er eine ganze Ecke jünger ist als sie.
De Wet kann alles: Er ist im Sport der Beste, er spielt in der ersten Rugby-Mannschaft, obwohl er erst fünfzehn ist, er ist jedes Jahr der Beste in seiner Klasse und er singt in der Operette die Hauptrolle. Dabei ist er auch noch einfach nett zu jedem, auch zu Lettie.
Er kann sich sogar an ihren Namen erinnern.
»Hallo, Lettie«, sagt er eines Morgens während des Gemeindebasars. »Ich wusste gar nicht, dass so ein schlauer Fuchs wie du sogar Pfannkuchen backen kann.«
»Ich verkaufe sie auch nur«, erwidert sie verlegen. Weil er so groß ist, muss sie zu ihm aufschauen. In seinen grünen Augen blitzt der Schalk in kleinen Lichtern auf.
»Na, dann haben sie jedenfalls die richtige Person gefunden, um das Geld im Auge zu behalten. Was für ein wunderbarer Tag ist das doch, findest du nicht auch?«, plaudert er, während sein langer, schlaksiger Körper entspannt gegen den Tisch lehnt. »Was meinst du, liegen da hinten nicht vielleicht noch ein oder zwei missglückte Pfannkuchen, für die keiner einen roten Heller zahlen würde?«
Sie findet drei und streut eine ganze Menge Extrazucker und -zimt darauf.
»Danke, wow, du bist wirklich klasse«, bedankt er sich fröhlich.
Abends steht Lettie eine ganze Weile vor dem Spiegel im Schlafzimmer ihrer Eltern. »Das ist einfach nur Babyspeck, den wirst du irgendwann los«, tröstet sie ihr Vater immer, aber jetzt ist sie schon fast fünfzehn.
Sie tritt etwas näher an den Spiegel heran und betrachtet ihr Gesicht mit einem prüfenden Blick. Ihre Haut sieht ganz anders aus als die von Klara und Annabel. »Das kommt nur davon, dass deine Haut ein bisschen fettig ist, aber das bedeutet auch, dass du später nicht so schnell Falten bekommst«, erklärt ihre Mutter immer tröstend. Aber später ist im Augenblick nicht wichtig.
Und sie trägt eine Brille.
Die hat sie schon, seit sie acht ist.
Annabel hat damals laut losgelacht. »Jetzt siehst du wirklich wie eine Eule aus mit deinem runden Gesicht und den runden Gläsern. So sehen deine Augen noch größer aus.«
Die anderen Kinder haben mitgelacht. Alle haben immer nur gemacht, was Annabel gesagt hat. Lettie hat an diesem Tag beschlossen, nie mehr die Freundin von Annabel werden zu wollen.
Am selben Abend ist allerdings Annabels Vater vorbeigekommen und hat Annabel und ihren Bruder Reinier vorbeigebracht, damit sie bei Lettie und ihren Eltern übernachten konnten. Und Letties Vater ist zusammen mit Annabels Vater weggefahren.
Erst viel später hat Lettie von dem großen Problem bei Annabel zu Hause erfahren, dem Problem, weswegen Annabel und ihr Bruder von nun an immer wieder bei Lettie zu Hause schlafen. Den Trinkteufel, nennt Letties Mutter es.
Vor dem Spiegel im Schlafzimmer ihrer Eltern beschließt Lettie, nie mehr Kuchen oder Pudding oder irgendetwas anderes Leckeres zu essen.
Aber ihrem Vorsatz bleibt sie nicht lange treu.
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch, die anfangen herumzuflattern, wenn De Wet in der Nähe ist, die bleiben. Und sie machen ihr ein herrliches, traumartiges Gefühl.
Dann kommt das Voortrekkerlager.
Letties Vater setzt sie mit ihrem Koffer, der Frühstücksdose und der zusammengerollten Decke am Schultor ab. »Hierher, Lettie!«, ruft Klara, die gemeinsam mit Christine neben dem Lastwagen steht und winkt. De Wet und sein Freund Braam sind damit beschäftigt, die Koffer und Taschen in den Lastwagen zu laden. De Wet springt von der Ladefläche herunter und marschiert auf Lettie zu. »Hallo, Lettie, soll ich deinen Koffer auch schon einladen?«
»Ich … ich möchte das lieber selbst tun, okay?«, erwidert sie schüchtern.
»Das kommt gar nicht infrage!«, lacht er ungezwungen. Seine Augen blitzen und sein blonder Schopf fällt ihm über die Stirn.
Die Schmetterlinge flattern beinahe durch Letties feuerrote Ohren nach draußen.
Annabel kommt erst, als alle anderen schon fast abmarschbereit sind. Ihr Voortrekkerkleid ist zu kurz und ihre Haare hängen lose herunter. Dennoch sieht sie sehr gut aus; sie ist immer hübsch, egal, was sie anhat. »De Wet! Braam!«, ruft sie und zeigt auf ihren großen Koffer und ihre zusammengerollte Decke.
Was ist sie doch für eine Verführerin, denkt Lettie und schiebt sich die dicke Brille etwas höher auf die Nase. Doch Annabels lange Beine unter dem zu kurzen Kleid bemerkt sie auch und unwillkürlich spürt sie einen Anflug von Bewunderung für ihren Schneid.
Am Abend machen sie ein großes Lagerfeuer. Sie sitzen auf dem Boden um das Feuer herum, Klara zwischen Lettie und Christine. Annabel geht jedoch auf die andere Seite des Feuers und fängt an, auf De Wet einzureden. De Wet lächelt ihr entgegen und rutscht ein wenig zur Seite, damit Annabel sich zwischen ihn und Braam hineinarbeiten kann. Lettie hat plötzlich einen Kloß in der Kehle.
Sie singen miteinander Voortrekkerlieder und Lettie würgt die Worte an dem Kloß vorbei. Onkel Jan Kommandant erzählt ihnen von der Hundertjahrfeier, dem symbolischen Ochsenwagenzug und dem Fackellauf. Aber Lettie hört nichts von dem, was er sagt. Der Rauch des Feuers brennt ihr so in den Augen, dass sie in eine andere Richtung schauen muss.
Es wird das schlimmste und elendeste Wochenende ihres Lebens. Lettie entdeckt in sich eine giftige Eifersucht, die sie von sich selbst nicht kennt und die sie auch nicht empfinden möchte. Das ganze Wochenende über macht Annabel sich an De Wet he-ran. Und De Wet sieht das ganze Wochenende über so aus wie eine Katze, die von süßem Rahm genascht hat.
Im letzten Quartal strengt sich Lettie mehr an als je zuvor. Sie liest die vorgeschriebenen Bücher noch einmal ganz durch und fängt sogar mit dem Zeitungslesen an, sodass sie wenigstens mitreden kann, wenn Klara und Annabel über Politik sprechen.
Langsam, aber sicher beginnt sie das Lagerwochenende zu vergessen. Am letzten Schultag wird sie als beste Schülerin mit einem Preis ausgezeichnet. Allerdings wird sie nicht zur Jahrgangsvertreterin gewählt, genauso wenig wie Christine. Als Klara und Annabel zum Podium treten, rutscht Christine einen Platz zur Seite und setzt sich neben Lettie. Und als Klara dann auch noch Leiterin der Jahrgangsvertreterinnen wird, tritt De Wet, der als Jahrgangsvertreter des letzten Jahres auch auf der Bühne steht, unverzüglich nach vorn, umarmt sie und gibt ihr vor den Augen der ganzen Schule ihren ersten Glückwunschkuss.
»Hey«, seufzt Christine neben Lettie, »welcher andere Junge würde sein Schwesterchen einfach so küssen, wenn alle anderen dabei zuschauen? Oh, Lettie, so wie er ist niemand auf der Welt, findest du nicht auch?«
Lettie nickt schweigend. Doch sie spürt jedes Wort und ihr Herz schwillt so sehr an, dass es beinahe platzt, so sehr, dass sie kaum noch Luft bekommt.
Am Montag reisen sie mit dem Zug zur Hundertjahrfeier ab. Vom Bahnhof in Pretoria werden die Kinder mit großen Bussen zum Lagergelände gebracht. »Meine Beine sind von all der Fahrerei schon ganz lahm, ich bleibe einfach stehen«, verkündet Annabel, denn es gibt mehr Kinder als Sitzplätze im Bus. Doch sobald zwei Jungen aus Louis Trichardt zur Seite rutschen und ihr einen Platz anbieten, schiebt sie sich doch zwischen sie.
Wie bekommt sie das nur hin, überlegt Lettie verblüfft.
Als sie ihr Gepäck zum Zelt tragen müssen, hebt Annabel ihren Koffer nicht hoch, sondern schaut sich nur um. »Ich suche schnell ein paar starke Männer, die uns beim Tragen helfen können.«
»Ich trage meinen Koffer selbst«, stottert Lettie ängstlich zurück.
»Bloß nicht!«, erwidert Annabel. »Du wirst sehen, wie besessen die galanten Herren darauf sind, uns zu Hilfe zu kommen.«
Und so ist es dann auch. Annabel neigt den Kopf ein bisschen zur Seite und zieht einfach mühelos und mit einem seligen Lächeln die Schultern hoch. Sofort kommen drei Jungen angelaufen.
»Können wir dir helfen?«, fragt einer von ihnen.
Annabel schaut total überrascht auf. »Meinst du das wirklich? Aber … die Koffer sind furchtbar schwer.«
Einer der Jungen macht einen Schritt nach vorn und packt den größten Koffer. »Ach, das geht schon, das ist kein Problem!«, entgegnet er.
»Puh«, macht Annabel. »Du musst ganz schön stark sein.«
Die drei Jungen gehen mit Annabel und Lettie mit. Annabel plaudert die ganze Zeit bis zum Zelt und macht Scherze, während Lettie still hinterherschlendert. Sie fühlt sich unwohl in ihrer Haut. Als sie im Zelt allein sind, wirft Annabel ihren Voortrekkerhut entspannt auf ihr Deckenbündel und erklärt: »Siehst du, Lettie, so geht man mit Jungen um. Die sind genau wie alle Mannsbilder: Sorge dafür, dass sie sich wie echte Kerle fühlen, dann fressen sie dir aus der Hand.«
Der 15. Dezember, ein Donnerstag, ist wieder ein sehr heißer Tag.
»Heute spielen sie ein Gefecht zwischen zwei Reitergruppen nach«, verkündet Klara aufgeregt. »Boelie und De Wet machen auch mit – wenn ihr mich fragt, wird das richtig gut.« Boelie ist Klaras ältester Bruder.
De Wet macht tatsächlich auch mit, sogar zu Pferd. Lettie stockt für einen Augenblick der Atem.
Nach dem Frühstück schlendern die Mädchen einen Hügel hinauf, um alles gut überblicken zu können. »Puh, wir hätten Sonnenschirme mitnehmen sollen, hier werden wir bei lebendigem Leib geröstet«, ärgert sich Lettie. Sie merkt, wie sie von der Sonne krebsrot wird.
»Hey, Lettie, du hörst dich an wie eine alte Frau«, seufzt Annabel. »Ein bisschen Sonne wird dir guttun; dann bist du nicht mehr so leichenblass wie sonst immer.«
Das Fest, auf das Lettie sich gefreut hat, wird immer weniger lustig.
Punkt halb zehn ertönt der Befehl: »Zum Angriff!«
Um sie herum fängt das Gewehrfeuer an zu rattern. Von überall versuchen Reiter zwischen Büschen und Bäumen hindurch zu manövrieren und möglichst unbemerkt vom Gegner aufzurücken. Das Getöse der explodierenden Granaten ist ohrenbetäubend. Hier und dort springt ein Reiter von seinem Pferd und versucht sich den Weg freizuschießen.
Christine hat beide Hände vors Gesicht geschlagen. »Wenn die sich nun gegenseitig totschießen?«, fragt sie ängstlich.
»Du lieber Himmel, Christine«, weist Annabel sie ungeduldig zurecht. »Glaubst du etwa, dass die richtige Kugeln und Granaten nehmen? Dir kann man wirklich alles weismachen!«
Plötzlich entdeckt Lettie ihn. Er liegt flach nach vorn gebeugt auf seinem Pferd, die Zügel straff in der Hand. Er jagt direkt auf den Feind zu.
»Da ist De Wet!«, ruft Klara auf einmal begeistert. »Schaut doch, da drüben auf dem freien Gelände! Seht doch nur, wie der abgeht!«
Lettie schaut ihm hinterher, bis er hinter einer Gruppe von Bäumen verschwindet. Dann lässt sie langsam ihren angehaltenen Atem entweichen. Es kann auf Erden keinen vollkommeneren Mann geben als ihn; so etwas kann es einfach nicht geben. Und nichts, was hiernach noch während dieser fantastischen Tage passieren mag, kein Theaterstück, keine feurige Ansprache, kein Feuerwerk, kann diesen Augenblick überschatten.
Früh am Abend, als sie zwischen den Zelten hindurch zum Lagerfeuer laufen, verkündet Klara: »Ich bin so stolz darauf, Afrikaa-
nerin zu sein.«
»Ich auch, Klara«, antwortet Christine. »Diese Woche werde ich nie vergessen.«
Ich auch nicht, denkt Lettie still. Denn ich bin verliebt, total verliebt. Vielleicht ist es ja die große Liebe, die ewige Liebe – und das ist das wunderbarste Gefühl, das es gibt.
»Wo ist Annabel?«, will Christine wissen, während sie am Feuer sitzen.
»Och, die wird schon irgendwo sein«, erwidert Klara vage.
»Sollten wir sie nicht suchen gehen?«, fragt Christine.
»Aber nein, lass sie doch einfach«, entgegnet Klara.
Jemand beginnt Akkordeon zu spielen und sie singen alle mit: »Die sweep het geklap en die wawiele draai …« (»Die Peitsche hat geknallt und die Wagenräder drehen sich …«).
Letties Augen gleiten langsam und suchend zwischen den Menschen hindurch.
Jetzt fällt das diatonische Akkordeon mit ein. »Aanstap, rooies, die pad is lank en swaar …« (»Auf geht’s, ihr Roten, der Weg ist lang und schwer …«).
Es sind einfach zu viele Menschen um das Lagerfeuer versammelt, daher kann sie ihn nicht ausfindig machen.
»Daar kom die wa …« (»Da kommen die Wagen …«) und »Hoe ry die Boere, sit-sit so …« (»Wie reiten die Buren, sitz-sitz so …«).
Sie kann ihn nirgendwo entdecken.
»O, boereplaas, geboortegrond, jou het ek lief bo alles!« (»Oh, Bauernhof, Heimaterde, dich liebe ich über alles!«).
Nun, nicht über alles, denkt Lettie schwelgend vor Glück. Vielleicht ist das Fest doch nicht so schlimm, wie sie heute Morgen noch gedacht hat. Eine herrliche Schläfrigkeit breitet sich in ihr aus. »Ich bin furchtbar müde, ich gehe schlafen«, verkündet sie den anderen.
»Wir kommen auch mit«, erwidert Klara. »Morgen ist der wichtigste Tag, da will ich nicht unausgeschlafen sein.«
Langsam schlendert Lettie zwischen den Zelten hindurch. Hinter sich hört sie den schleppenden Gesang der Leute, die mit dem Akkordeon nicht Schritt halten können: »Liewe maan, jy seilt so langsaam …« (»Lieber Mond, du segelst so langsam …«).
Sie ist überglücklich und spürt ein solches Gefühl von Freude, dass sie es nicht mit Worten beschreiben kann. Vielleicht ist das sogar ein unglaublich fantastisches Lager!
Sie lehnt sich an einen Baum und spürt den harten, rauen Stamm. Ich gehöre zum besten Volk der Erde, wird ihr klar. Ich bin auch so stolz, Afrikaanerin zu sein.
Sie schließt die Augen und ihr Herz ist ganz warm.
Und ich bin auch verliebt. Das ist … fantastisch. Und ich bin schläfrig.
Sie lächelt still vor sich hin. Ich muss schlafen gehen.
In der hellen, monderleuchteten Nacht schlendert sie weiter.
Dann sieht sie sie. Das Mädchen in den Armen des Jungen, wobei seine Hände an ihrem Rücken nach unten gleiten und sie dichter an sich heranziehen. Der Mann hat seinen Kopf geneigt und seinen Mund auf den ihren gepresst.
Das Mädchen ist groß und der Junge ist noch viel größer.
Es ist Annabel.
Mit De Wet.
Die Zeit steht still. Sie friert geradezu ein.
Schließlich dreht Lettie sich leise um und geht auf einem Umweg zu ihrem Zelt. Ihr Herz ist eiskalt und schlägt heftig. Sie zieht ihr Nachthemd an und rollt ihre Decken aus. Hastig kriecht sie hinein und drückt ihr Gesicht ins Kissen. So bleibt sie liegen. Mucksmäuschenstill. Der Kummer bildet eine harte Kruste um ihr Herz. Wenn sie bloß nicht weinen muss, wenn sie bitte bloß nicht weinen muss!
Sie möchte zu ihrer Mutter.
Kurz darauf hört sie Klara und Christine leise hereintreten. Eine Kleinigkeit später flüstert Christine mit unterdrückter Stimme: »Klara, er hat sie geküsst, ich habe es selbst gesehen.«
»Ach, das bedeutet gar nichts«, flüstert Klara zurück. »Jungen sind nun einmal so, die küssen einfach jedes Mädchen, das sie kriegen können. Und du weißt doch, wie Annabel ist …«
Aber … De Wet ist doch nicht so wie alle anderen Jungen, weint Letties Herz. Er ist …
Ohne sich zu rühren, liegt sie auf ihrer kleinen Insel aus Decken, während ihre Freundinnen leise ihre Decken ausrollen und ihre Kissen aufschütteln.
Sie lauscht vor allem Christine.
Denn die ist auch in De Wet verliebt, das weiß sie, während sich eine eisige Hand um ihr Herz schließt. Die hübsche, kleine Christine ist ebenfalls verliebt. Und auch sie hat heute Abend Kummer, tiefen und großen Kummer.
Allein Klara beginnt nach einer Weile tief und ruhig zu atmen.
Mitten in der Nacht kommt Annabel herein; mit viel Getöse macht sie sich bettfertig. Lettie liegt noch immer bewegungslos da. »Schläfst du schon?«, fragt Annabel.
Nein, denkt Lettie. Ich liege hier schon seit Stunden, ohne mich zu rühren, aber der Schlaf will sich nicht einstellen. Schließlich weiß ich es jetzt: Ich bin das Kind meiner geliebten Eltern, Gene von ihren Genen. Ich bin Lettie Louw. Einer wie De Wet Fourie wird nirgendwo auf mich warten.
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02.02.2020LEXI Das Leben verläuft manchmal auf seltsamen, gewundenen Pfaden.
"Das Leben verläuft manchmal auf verschlungenen Pfaden, aber trotzdem passiert immer das, was Gott im Himmel vorherbestimmt hat."
Die vier Freundinnen Aletta "Lettie" Louw, Christine le Roux, Klara Fourie und Annabel de Vos wachsen im Bosveld in Südafrika auf, absolvieren die Schule, erleben ihre erste Liebe und sind einander bei all den kleinen
und größeren Enttäuschungen des Lebens eine Stütze.
"Ich werde die bestmögliche Ärztin werden. Ich gehe ins Bosveld zurück, um meinen eigenen Leuten zu helfen, sodass irgendwann alle von Lettie Louw sprechen werden, der Ärztin des Bosveldes."
Während die intelligente Lettie schon in jungen Jahren den Wunsch verspürt, Medizin zu studieren und die Hausarztpraxis ihres Vaters zu übernehmen, geht ihre beste Freundin Christine zur Armee, um mit kranken Menschen zu arbeiten. Klara wiederum verliebt sich in einen attraktiven italienischen Kriegsgefangenen, die verführerische Schönheit Annabel zieht es als Journalistin nach London. Irma Jouberts Beschreibung der Geschicke dieser vier unterschiedlichen Frauen umfasst einen Zeitraum von fünfzig Jahren. Politische Turbulenzen, der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, unerfüllte Hoffnungen und zerplatzte Träume bilden die Rahmenhandlungen dieses Buches. Kriegsereignisse, insbesondere die Judenverfolgung, sowie die damals dramatisch verlaufende Polioerkrankung werden geschickt mit der Lebensgeschichte der vier Frauen verwoben. Wer "Hinter dem Orangenhain" aus der Feder dieser grandiosen Autorin kennt, wird sich über das Wiedersehen mit bekannten Figuren freuen. Den vier Protagonistinnen wird die größte Aufmerksamkeit zuteil, ihre Ehemänner und Kinder fungieren gemeinsam mit weiteren interessanten Charakteren als Nebenfiguren dieser Geschichte. Das Beiwohnerkind Pérsomi Pieterse spielt als intelligente und erfolgreiche Anwältin eine relevante Nebenrolle, ebenso wie Klaras Brüder Boeli und De Wet Fourie und die Geschwister Marco, Antonio und Lorenzo Romanelli. Ein Personenregister zu Beginn des Buches erleichtert die Orientierung und erläutert die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Familien.
Die gelungenen Charakterzeichnungen und der einnehmende Schreibstil Irma Jouberts sorgten dafür, mich regelrecht an das Buch zu fesseln und mich mit den handelnden Figuren zu identifizieren. Besonders Letties und Marcos Leben verläuft wie ein gewundener Pfad, sie werden auf Wege geführt, die nicht so einfach zu gehen sind. Tragische Verluste, prägende Erfahrungen, Hürden, die sie zu überwinden haben und der lange Weg zu ihrem Glück werden vortrefflich beschrieben. "Manchmal bricht deine ganze Welt zusammen und es bleibt nichts von ihr über, aber man bekommt immer wieder die Kraft, aufzustehen. Manchmal ist der Weg einfach nur zu steil. Du darfst nur nie mit dem Laufen aufhören. Auch die elendste Zeit geht irgendwann vorbei."
Der christliche Glaube nimmt bei Irma Joubert stets einen hohen Stellenwert ein, die christliche Botschaft wird in die Handlung eingeflochten und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Fazit: "Gewundene Pfade" hat mir durch die interessante Handlung, einen wunderschönen Schreibstil, tiefsinnige Einsichten, große Emotionen sowie facettenreiche Charaktere großes Lesevergnügen bereitet. Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen.
Fünf Bewertungspunkte und eine begeisterte Leseempfehlung dafür!
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19.01.2020Smilla507 / S. Degenhardt "Das Leben verläuft manchmal auf verschlungenen Pfaden, aber trotzdem passiert immer das, was Gott im Himmel vorherbestimmt hat." (S. 250)
Manchmal fesselt mich ein Buch so sehr, dass ich es viel zu schnell durchlese, was zur Folge hat, dass ich mich mit einer Rezension schwertue. So auch mit "Gewundene Pfade". Drei Viertel des Buches las ich innerhalb eines Tages, denn
die Geschichte um Lettie zog mich von der ersten Seite an in den Bann.
Irma Jouberts Schreibstil kenne ich bereits von anderen Romanen und weiß, dass ich dazu in der Stimmung sein muss, da er ein wenig "eigen" ist und sich von den üblichen Romanen abhebt. Sie schreibt - obwohl sie über historische Ereignisse erzählt - in der Gegenwart, teilweise in recht knappen Sätzen und dennoch sehr bildhaft. Also tauchte ich ein in die Lebensgeschichte der in Südafrika lebenden Lettie Louw, beginnend in ihrer Jugend- und Studienzeit, die vom 2. Weltkrieg kaum berührt wird. Was sie beschäftigt, ist das, was wohl viele Jugendliche beschäftigt: Ihr Aussehen und ihre unerwiderte Liebe zu einem Jugendfreund. Mit ihrer etwas pummeligen Figur findet sie sich alles andere als hübsch und vertieft sich - um ihren Liebeskummer zu begraben - ins Medizinstudium.
Während dieser Zeit durchlebt Marco Romanelli in Italien den zweiten Weltkrieg. Seine besondere Geschichte und sein Gesundheitszustand veranlassen ihn nach Südafrika auszuwandern. Lettie wird seine Ärztin und gemeinsam kämpfen sie für seine Genesung.
Wie auch in Jouberts anderen Romanen begleitet man die Protagonisten über einen langen Zeitraum. Ungefähr Anfang der 80er endet er und zeigt - in die Romanhandlung eingebettet - einen Teil der geschichtlichen Ereignisse. Diesmal mit Fokus auf die medizinischen Erkenntnisse und Forschungen. Ein paar der Romanfiguren bin ich übrigens schon "Hinter dem Orangenhain" begegnet. Auch Pérsomi und Letties Freunde spielten dort bereits eine große Rolle.
Emotional hat mich die Geschichte auf jeden Fall wieder einmal ziemlich mitgerissen, weil die Autorin mit Letties Lebensgeschichte zeigt, dass nicht jeder Lebensweg gerade und eben ist. "Manchmal ist der Weg einfach zu steil", ["] "Nicht wirklich - du darfst nur nie mit dem Laufen aufhören. ["] Manchmal bricht deine ganze Welt zusammen und es bleibt nichts von ihr über, aber man bekommt immer wieder die Kraft aufzustehen", erklärt ihr Pérsomi eines Tages. (S. 357) Die Frage nach dem Willen Gottes treibt Lettie um, aber mit der Kraft des Kreuzes und ihres Glaubens schafft sie es, neue Wege und Pfade zu beschreiten.
Ein grandioser, inspirierender Schmöker!
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28.11.2019Traeumerin109 auf lovelybooks.de Eine bewegende Geschichte
In diesem Buch geht es um die Geschichte der Ärztin Lettie Louw, die in Südafrika aufwächst und dort in ihrem Leben auch so einiges miterlebt. Wer schon andere Bücher von Irma Joubert gelesen hat, dem werden hier einige Charaktere wiederbegegnen, die schon in anderen Geschichten eine mehr oder weniger große Rolle spielten. Es gefällt mir, dass die
verschiedenen Lebensgeschichten sich so gut ergänzen und bereits bekannte Ereignisse und Gegebenheiten so in neuem Licht erscheinen.
Dieser Roman der Autorin ist mal wieder sehr emotional und bewegend geschrieben, baut gleichzeitig eine gewisse Spannung auf und ist voll von spannenden, vielschichtigen Persönlichkeiten. Also so, wie ich es auch in ihren anderen Büchern bisher erfahren habe. Das finde ich sehr erfrischend, da solche Romane meiner Meinung nach aus der Masse der anderen christlichen Unterhaltungsliteratur hervorstechen. Gott spielt zwar eine Rolle, wird aber nicht penetrant immer wieder zur Sprache gebracht. Er durchzieht eher als eine Art Grundtenor das ganze Buch und prägt die darin mitspielenden Personen. Eine Art, die das Lesen sehr angenehm macht, zumal die Autorin auch wunderbar schreiben kann. Nicht nur die Handlung an sich, sondern auch innere Zwiespälte, Kämpfe, Irrungen und Wirrungen werden von Irma Joubert sehr feinfühlig eingebaut. Die Charaktere in dem Buch finde ich sehr sympathisch, vor allem da sie alle ihre Fehler und Schwächen haben und zeigen und so sehr menschlich wirken. Abgerundet wird dieses Gesamtpaket von geschichtlichen Begebenheiten, wie etwa der Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg, der Etablierung des Apartheidregimes oder dem langen mühsamen Kampf gegen Kinderlähmung.
Allerdings muss ich sagen, dass ich das Buch insgesamt ein bisschen schwächer finde als andere Bücher der Autorin. Das liegt vor allem daran, dass doch relativ viel ziemlich schnell erzählt wird, da ein sehr großer Abschnitt in Letties Leben beleuchtet wird. Es gibt einige Zeitsprünge, die auch nicht genau datiert sind, sodass ich immer anhand des Alters der Kinder o.Ä. nachrechnen musste, wieviel Zeit inzwischen vergangen ist.
Trotzdem ein wunderbares, tiefgehendes Buch, das eine sehr intensive, packende Geschichte erzählt! Mir hat es sehr gut gefallen.
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28.11.2019daskleinebackglueck auf lovelybooks.de Der zweite Weltkrieg aus einer anderen Sicht
In ihrem Roman gibt uns Irma Joubert mal einen Blick auf den zweiten Weltkrieg aus einer anderen Sicht. Denn sie lebt und schreibt in Afrika. So nimmt sie uns mit auf den Weg durch das Leben von Letti, die in Afrika aufwächst, nachher jedoch nach Italien weiter zieht. Dort nimmt dann auch der
Weltkrieg seinen lauf und es beginnen Faschismus und Judenverfolgung, sowie eine Liebesgeschichte.
Das Buch ist interessant zu lesen, jedoch sind für mich an ein paar Stellen zu viele Bezüge zu Gott mit in das Buch eingeflochten. Der Schreibstil ist flüssig und durch die detaillierten Beschreibungen bekommt man einen guten Einblick, sowohl in Lettis Gedanken und Gefühle, als auch in das Leben zu der damaligen Zeit.
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27.11.2019vielleser18 auf lovelybooks.de Es ist die Geschichte von Lettie. Es beginnt in den 1930er Jahren, als Lettie mit ihren Freundinnen noch zur Schule in Südafrika geht. Es geht um die Liebe, um Freundschaften, aber auch um den zukünfigen Berufsweg. Im Gegensatz zu ihren gertenschlanken und hübschen Freundinnen ist Lettie äußerlich eher unscheinbar, zu dick, Brillenträgerin. Sie ist verliebt, ihre Liebe wird aber
nicht erwidert. So stürzt sie sich in ihr Medizinstudium und übernimmt anschließende die Landarztpraxis ihres Vaters.
Es ist aber auch die Geschichte des Italieners Marco, der im 2. Weltkrieg Rachel und die Famile Rosenfeld in den Bergen versteckt. Diese Zeit und diese "Umstände", dieses Grauen, dieses Bangen und Leid, wird von der Autorin sehr sehr beeindruckend erzählt.
Am Anfang muss man sich ein bisschen in das Buch einlesen, hier hilft das vorangestellte Personenregister ungemein. Aber nach ein paar Kapiteln hat mich die Geschichte so richtig gepackt, vor allem emotional. Oft hatte ich Tränen in den Augen, so sehr habe ich mitfühlen könenn.
Die Geschichte spannt sich bis in die 80er Jahre. Politik wird eher am Rande behandelt, es ist vielmehr der steinige und verschlungene (Lebens-)Pfad einer Einzlelnen. Letties Leben, ihre Liebe, ihre Familie, ihre Freundinnen, ihr Alltag, ihre Probleme, die guten und die schlechten Tage, ihre Gedanken, ihre Schicksalsschläge, ihr Hadern mit Gott und der Welt, aber auch ihre Stärke, ihr Mut, ihre Intelligenz und vor allem ihr Glaube, sind das Kerngerüst dieses Romans. Am Ende hätte ich es mir etwas straffer gewünscht, allerdings gelingt der Autorin hier dann auch ein Bogenschlag zum Anfang des Romans, es ist ein mutmachendes und versöhnliches Ende.
Es gibt zwei weitere Romane "Hinter dem Orangenhain" und "Das Kind aus dem versteckten Dorf", die die Sichtweisen und Lebensgeschichten von anderen Personen, die auch hier als Nebenrollen auftauchen, erzählen. Diese beiden Romane möchte ich jetze auch unbedingt lesen.
Irma Joubert hat einen ungemein fesselnden Erzählstil, eher mit leisen Tönen, sanft erzählt, aber man fühlt sich regelrecht hineingezogen in die Geschichte, kann sich alles sehr gut vorstellen und vor allem mitfühlen.
Gewundene Pfade ist ein außergewöhnlicher und emotional berührender Roman.
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27.11.2019mabuerle auf lovelybooks.de „...Siehst du, Lettie, so geht man mit Jungen um. Die sind genau wie alle Mannsbilder: Sorge dafür, dass sie sich wie echte Kerle fühlen, dann fressen sie dir aus der Hand...“
Lettie Louw lebt in einem kleinen Ort in Südafrika. Ihr Vater ist Arzt. Zusammen mit ihren Freundinnen Klara, Christine und Annabel verbringt sie die Kindheit. Klaras Bruder De Wet
ist der umschwärmte Star bei den jungen Mädchen. Lettie allerdings sieht keine Chance, weil sie mit ihren hübschen Freundinnen nicht mithalten kann, denn sie ist vollschlank. Sie entschließt sich, Medizin zu studieren, um später die Praxis ihres Vaters zu übernehmen.
Die Autorin erzählt bewegende Lebensschicksale über einen Zeitraum von etwa 50 Jahre. Im Mittelpunkt steht Lettie, doch auch das Leben ihrer Freundinnen darf ich mitverfolgen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt die abwechslungsreiche Handlung.
Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Während Christine im Freundeskreis eher zurückhaltend ist, steht Annabel gern im Mittelpunkt. Schnell hat sie begriffen, wie sie bei den Jungen mit ihrem Äußeren punkten kann. Das Eingangszitat stammt von ihr. Annabel hat kein Problem damit, andere auf ihre Unzulänglichkeiten hinzuweisen. Ihre Art von Freundschaft ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Während in den Geschehnissen in Südafrika die Politik so gut wie keine Rolle spielt und höchstens marginal vorkommt, steht sie in einem zweiten Handlungsstrang im Mittelpunkt. Der junge Italiener Marco Romanelli verliebt sich in die Jüdin Rachel Rosenberg. Das wird bei ihm Spuren für sein gesamtes künftiges Leben hinterlassen und ihn nach Südafrika führen.
Die Autorin versteht es, die Emotionen ihrer Protagonisten nachvollziehbar wiederzugeben, sei es die Freude über das Erreichte, die Trauer bei Tod und Verlust oder die Eifersucht, die zu falschen Entscheidungen führt. Gleichzeitig werden die inneren Kämpfe der Protagonisten wiedergegeben. Besonders deutlich wird es in dem Kapitel, wo Eltern ihren Sohn gehen lassen, weil das für eine Gesundheit das Beste ist. Sie wissen in dem Moment nicht, ob sie ihn je wiedersehen.
Ein Thema durchzieht mehrere Kapitel des Buches. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zu einer epidemischen Ausbreitung der Kinderlähmung. Das betraf auch Südafrika Durch Lettie als Ärztin erfahre ich, wie die Krankheit wirkte und welche Behandlungsmöglichkeiten es gab, um die Folgen abzumildern. Eine Heilung war nicht möglich, aber die Suche nach eine Impfstoff wird ebenfalls thematisiert. Es ist hart, wenn man als Ärztin den Eltern sagen muss, dass eine Krankheit bleibende Behinderungen hinterlassen wird. Für die jungen Patienten zerschlägt sich so manch Lebenstraum.
Die folgenden Worte von Lettie bilden den Rahmen für all das Geschehen:
„...Meine Mutter hat mir einmal, das ist schon einige Jahre her, gesagt, dass das Leben manchmal auf verschlungene Pfaden verläuft, aber trotzdem passiert immer das, was Gott im Himmel vorherbestimmt hat...“
Christliche Fragen werden gekonnt in die Handlung integriert, ohne bewusst im Vordergrund zu stehen. Das Gebet gehört in den Familien zum Alltag. Im Ort entwickelt sich um Lettie, Klara und Christine ein Freundeskreis, der auch schwere Zeiten durchsteht. Daraus folgt die Erkenntnis:
„...Mit guten Freunden ist es genau wie mit gutem Wein und guter Musik: Sie gehören zum Wesentlichen des Lebens...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es spiegelt das Leben in seine ganzen Vielfalt wider.
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27.11.2019Claudia 107 auf lovelybooks.de Am Anfang lernen wir Lettie und ihre Freunde im Kindesalter in Afrika kennen und die Geschichte ist auch wirklich flüssig geschrieben. Es ist sehr interessant zu lesen wie unterschiedlich die Charaktere sind. Vorallem Lettie ist bummelig und fühlt sich ihren Freunden gegenüber als "hässliches Entlein". Sie will Ärztin werden und somit in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Dann schwenkt
die Geschichte nach Italien um zu Marco. Er verliebt sich in eine Jüdin und er flüchtet mit ihrer Familie in die Berge in eine Höhle und es geht ums blanke Überleben.
Diese beiden Protagonisten, Lettie und Marco, treffen irgendwann aufeinander und es ist wirklich eine sehr emotionale und gut geschriebene Geschichte. Wir erfahren dann auch viel über die Krankheit Kinderlähmung, was ich persönlich sehr interessant fand, denn zwar hat man von dieser Erkrankung schon gehört und man wird ja auch dagegen geimpft, aber so richtig wusste ich nicht Bescheid. Von daher habe ich viel dazu gelernt. Dann passiert etwas ganz furchtbares, was mich wirklich runterzog.
Leider fand ich dann das letzte Drittel des Romans nicht mehr ganz so toll. Mir fehlten zudem die Jahresangaben und vieles wirkte für mich so als wenn einige Abschnitte einfach in die Geschichte eingefügt worden sind, die die Autorin vielleicht vorgeschrieben hatte und in den Roman noch mit einbringen wollte.
In der Danksagung der Autorin wird allerdings erwähnt, dass sie wahre Begebenheiten hier mit in die Geschichte eingeflochten hat. Was ich wiederum großartig fand.
Fazit: Dieser Roman ist auf jeden Fall lesenswert, er konnte mich absolut fesseln, er ist sehr emotional und flüssig zu lesen. Lediglich im letzten Drittel fand ich dann alles nicht mehr so stimmig, obwohl ich mit dem Ausgang der Geschichte durchaus zufrieden bin. Klare Leseempfehlung!
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13.11.2019Susanne Eine bewegende Geschichte
In diesem Buch geht es um die Geschichte der Ärztin Lettie Louw, die in Südafrika aufwächst und dort in ihrem Leben auch so einiges miterlebt. Wer schon andere Bücher von Irma Joubert gelesen hat, dem werden hier einige Charaktere wiederbegegnen, die schon in anderen Geschichten eine mehr oder weniger große Rolle spielten. Es gefällt mir, dass die
verschiedenen Lebensgeschichten sich so gut ergänzen und bereits bekannte Ereignisse und Gegebenheiten so in neuem Licht erscheinen.
Dieser Roman der Autorin ist mal wieder sehr emotional und bewegend geschrieben, baut gleichzeitig eine gewisse Spannung auf und ist voll von spannenden, vielschichtigen Persönlichkeiten. Also so, wie ich es auch in ihren anderen Büchern bisher erfahren habe. Das finde ich sehr erfrischend, da solche Romane meiner Meinung nach aus der Masse der anderen christlichen Unterhaltungsliteratur hervorstechen. Gott spielt zwar eine Rolle, wird aber nicht penetrant immer wieder zur Sprache gebracht. Er durchzieht eher als eine Art Grundtenor das ganze Buch und prägt die darin mitspielenden Personen. Eine Art, die das Lesen sehr angenehm macht, zumal die Autorin auch wunderbar schreiben kann. Nicht nur die Handlung an sich, sondern auch innere Zwiespälte, Kämpfe, Irrungen und Wirrungen werden von Irma Joubert sehr feinfühlig eingebaut. Die Charaktere in dem Buch finde ich sehr sympathisch, vor allem da sie alle ihre Fehler und Schwächen haben und zeigen und so sehr menschlich wirken. Abgerundet wird dieses Gesamtpaket von geschichtlichen Begebenheiten, wie etwa der Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg, der Etablierung des Apartheidregimes oder dem langen mühsamen Kampf gegen Kinderlähmung.
Allerdings muss ich sagen, dass ich das Buch insgesamt ein bisschen schwächer finde als andere Bücher der Autorin. Das liegt vor allem daran, dass doch relativ viel ziemlich schnell erzählt wird, da ein sehr großer Abschnitt in Letties Leben beleuchtet wird. Es gibt einige Zeitsprünge, die auch nicht genau datiert sind, sodass ich immer anhand des Alters der Kinder o.Ä. nachrechnen musste, wieviel Zeit inzwischen vergangen ist.
Trotzdem ein wunderbares, tiefgehendes Buch, das eine sehr intensive, packende Geschichte erzählt! Mir hat es sehr gut gefallen.
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18.10.2019dorli Südafrika in den 1930er Jahren. Lettie Louw wächst wohlbehütet in einem Dorf im Bosveld auf. In der Schule schwärmt sie wie alle anderen Mädchen auch für den fünfzehnjährigen De Wet. Allerdings glaubt sie nicht daran, dass De Wet sich für sie interessieren könnte, da sie sich selbst für nicht hübsch genug hält. Lettie ist sehr zielstrebig; sie möchte Medizin
studieren, um später die Arztpraxis ihres Vaters zu übernehmen"
In einem zweiten Handlungsstrang lernt man Marco Romanelli kennen. Marco wächst als Ältester von drei Brüdern in einem Bergdorf in den italienischen Alpen auf. Er hat sich in die Jüdin Rachel Rosenfeld verliebt. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht und die Situation für die jüdische Bevölkerung immer bedrohlicher wird, beschließt Marco, sich mit der Familie Rosenfeld in einer Höhle hoch in den Bergen zu verstecken"
Nach Kriegsende kreuzen sich die Wege von Lettie und Marco. Marco war lange Zeit in einem Konzentrationslager inhaftiert und hat jetzt mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Das Klima in Südafrika soll ihm bei seiner Genesung helfen und so landet er als Patient in Letties Praxis"
Irma Joubert hat einen mitreißenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die vielfältigen Emotionen ihrer Protagonisten bewegend darstellen und auf den Leser zu übertragen. Man genießt mit Lettie und Marco die fröhlichen Zeiten und leidet mit ihnen, wenn der Pfad ihres Lebens wieder einmal einen unerwarteten Schlenker macht und das Schicksal unbarmherzig zuschlägt.
Besonders gut gefallen hat mir, dass Irma Joubert intensiv auf die Entwicklung im medizinischen Bereich eingeht und besonders ausführlich über die Ausbreitung, den Verlauf und die Therapiemöglichkeiten von Kinderlähmung in der 1950er Jahren berichtet. Ich hatte erwartet, dass auch die politische Situation in Südafrika eine größere Rolle spielen würde, aber das Thema Apartheid findet im Verlauf der Handlung nur wenig Beachtung. Da man die Akteure über 50 Jahre hinweg bis in die 1980er Jahre hinein begleitet, ist es klar, dass nur die herausragenden und wegweisenden Abschnitte aus dem Leben von Lettie und Marco erzählt werden können. Dazwischen gibt es unterschiedlich lange Sprünge - mal vergehen nur Tage, dann wieder mehrere Wochen oder gar Jahre - die leider nicht durch Zeit- bzw. Datumsangaben über den Kapiteln verdeutlicht werden, so dass der Ablauf der Geschichte ein wenig holperig wirkt.
"Gewundene Pfade" hat mir gut gefallen - eine tiefgründige, berührende Geschichte, die den Leser intensiv an dem Schicksal der Akteure teilhaben lässt.
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03.10.2019TochterAlice Südafrika und Italien: Wie passt das wohl zusammen" Autorin Irma Joubert setzt mit der Handlung ihres Romans in den 1920er Jahren ein: wir lernen die Südafrikanerin Lettie, Tochter eines Arztes und seiner Frau sowie den Norditaliener Marco, der in einem kleinen Dorf in den Bergen aufwächst, kennen.
Lettie hat liebevolle Eltern, sieht sich aber früh als graue Maus unter
edlen Schwänen - ihren Freundinnen Annabel, Klara und Christine. Während Christine und Klara sie warmherzig in ihrer Mitte aufnehmen, sticht Annabel immer wieder mit spitzen Randbemerkungen tief in Letties wunde Stellen. Und nicht nur in ihre - doch die Jungs sind trotzdem hinter ihr her, ebenso wie hinter Klara und Christine. Lettie jedoch bleibt allein - auch während ihres Medizinstudiums, das sie fern von den anderen absolviert, um danach als Ärzin in ihren Heimatort zurückzukehren und in der Praxis ihres Vaters mitzuarbeiten.
Inzwischen sind die Jahre ins Land gezogen - der zweite Weltkrieg hat die Welt zerstört. Und auch das Leben des Italieners Marco, der zunächst ein behütetes Leben führte, dem Kriegsende jedoch im Konzentrationslager Birkenau entgegensieht. Wie es dazu wohl kommen konnte" Kaum zu glauben, dass er überlebt, wenn auch gerade so - zum Glück! Nicht minder erstaunlich ist es, dass seine Wege über sein Heimatdorf nach Südafrika führen - in Letties Heimatdorf, wo er als Lehrer arbeitet. Über Umwege finden sie zueiander und gründen eine Familie - doch stets hängen die Folgen des Zweiten Weltkrieges wie dunkle Wolken, die man einfach nicht loswird. Das Schicksal des Paares steht im Zusammenhang von einer reichhaltigen Rahmenhandlung mit zahlreichen Nebenfiguren, mit denen sie erleben, die ihr zeigen, was Freundschaft und Wertschätzung ist und auch ihr starker Glaube nicht nur an Gott, sondern vor allem an die Gerechtigkeit hilft ihnen, sowohl einzeln als auch später als Paar, so manche Situation durchzustehen..
Ich habe schon einige Romane der Autorin Irma Joubert gelesen, doch dies ist der erste, in dem Musik eine große Rolle spielt - sowohl im weltlichen als auch im religiösen Zusammenhang. Eine Überraschung, die ich als sehr gelungen empfinde.
Die Autorin Irma Joubert eröffnet neue Perspektiven, Blickwinkel und Aspekte. Manches wird nicht so vertieft bzw. erläutert, wie ich es mir gewünscht hätte, dennoch habe ich dieses fesselnde Buch nicht aus der Hand legen können. Mitreißend, aufwühlend, ab und an auch überraschend: ein historischer Roman über die Lebenswege besonderer Menschen, der lesenswert ist. Wenn auch ein Glossar und ein spezielles Nachwort für die deutsche Ausgabe, in dem landesspezifische Aspekte erläutert werden, ausgesprochen hilfreich gewesen wäre!
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02.10.2019Gusaca Dieser großartige Roman umfaßt die Lebensgeschichte von Lettie und Marco, die kurz vor dem zweiten Weltkrieg beginnt.
Lettie wächst behütet in Südafrika auf, während Marco in Italien mit den Schrecken des Naziregimes konfrontiert wird. Er überlebt ein Konzentrationslager, ist aber gesundheitlich sehr angeschlagen. Und das führt ihn nach Afrika, wo die Beiden aufeinander treffen.
Die Autorin verbindet sehr gekonnt historische
Ereignisse mit fiktiven Handlungen, denen man anmerkt das die Hintergründe sehr gut recherchiert worden sind. Der Schreistil ist sanft und doch sehr emotional. Die Charaktere werden detailliert ausgearbeitet. Und der christliche Glaube spielt bei der Entwicklung der Charaktere eine große Rolle. Der Wert von Familie, Freundschaft, Glaube , Lebenskrisen und Lebenswegen, die nicht immer gerade verlaufen, verdichten die Handlungen und sprechen den Leser immer wieder direkt an.
Über eine Zeitraum von etwa 50 Jahren dürfen wir Lettie begleiten. Und das Ende läßt den Leser mit Hoffnung und Zufriedenheit zurück, dass auch gewundene Pfade vorgezeichnet sind.
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01.10.2019peedee Grossartig!
Südafrika, 1920er- bis 1970er-Jahre: Lettie Louw fühlt sich lange als hässliches Entlein unter ihren hübschen Freundinnen. Mit der Liebe klappt es auch nicht so recht, denn ihr Schwarm liebt eine andere. Sie studiert Medizin, um die Arztpraxis ihres Vaters übernehmen zu können. Einer ihrer ersten Patienten kommt von weit her: Marco Romanelli aus Italien. Im Krieg hat seine Gesundheit
stark gelitten - im warmen Südafrika soll er nun wieder zu Kräften kommen. Lettie will es sich lange nicht eingestehen, aber Marco fasziniert sie mehr, als es aus beruflicher Sicht nötig wäre...
Erster Eindruck: Das Cover des Schutzumschlages mit der einen Brief lesenden Frau gefällt mir sehr gut (obwohl ich kein Fan von Schutzumschlägen bin). Im Hintergrund grosse Bäume - eine beeindruckende Naturkulisse!
Zuerst lernen wir Lettie und ihre Freundinnen in Südafrika kennen: Lettie, eine zielstrebige, aber unglücklich verliebte junge Frau; Annabel, schön und eitel - das eigene Wohlbefinden ist ihr das Wichtigste; Christine und Klara, beide eher zurückhaltend und ruhig.
Wechsel zu Marco und seiner Familie nach Italien: Er ist verliebt - in eine Jüdin. Dies ist sehr schwierig, denn eine Beziehung zwischen Katholiken und Juden wird nicht gerne gesehen, später sogar verboten. Als der Krieg ausbricht, flüchtet Marco mit ihrer Familie in die Berge. Es ist sehr bedrückend, von ihren Erlebnissen zu lesen, aber ich will hier keine Details dazu verraten.
Wie einleitend erwähnt, kommt Marco nach Südafrika und so kreuzen sich erstmals die Wege von Lettie und Marco. Die Jahre vergehen, die Freunde heiraten, kriegen Kinder. Die Kinderlähmung bricht in Südafrika aus. Lettie erlebt als Ärztin viele traurige Schicksale, aber auch ihr eigenes Leben wird davon nicht verschont.
Ich habe mir einige schöne Zitate aufgeschrieben, die ich hier aber nicht wiedergeben kann, weil ich damit unnötig spoilern würde.
Für mich war es das erste Buch der Autorin, insofern habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten. Das Buch hat sich flüssig lesen lassen; es ist ein grossartiges Buch über mehrere Jahrzehnte, das Leben auf unterschiedlichen Kontinenten, Liebe, Familie, Freundschaft und den Glauben. Die Autorin hat ein grosses Paket mit Emotionen aller Art geschnürt. Das wiederholte Aufgreifen des Ausdrucks "gewundene Pfade" hat mir sehr gut gefallen: "Selbst ein gewundener Pfad muss irgendwo anfangen". Ja, das stimmt wohl. Ich hätte mir mehr Jahreszahlen gewünscht, denn manchmal habe ich den Überblick verloren, wie viele Jahre mittlerweile vergangen waren. Von mir gibt es dennoch wohlverdiente 5 Sterne. Ich freue mich auf ein weiteres Buch der Autorin.
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10.09.2019Christian Döring auf amazon.de Seit Anfang an gehört Irma Joubert zu meinen Lieblingsautoren aus dem francke-Verlag in Marburg. Sie bringt in ihren Wälzern Themen wie Liebe - Geschichte - Emotionen in einem bunten Mix zusammen und schafft damit wunderbare Leseunterhaltung. Die Autorin aus Südafrika schaut aus ungewohnter Sichtweise, weil von außerhalb Europas, auf europäische Geschichte und das macht mir ihre Romane um so
reizvoller!
"Gewundene Pfade" beginnt in Südafrika noch vor dem II. Weltkrieg. Ich lerne Lettie kennen. Ein Mädchen, etwas zu dick geraten, auch nicht die Schönheit in Person, aber Charakter hat sie. Danach führt die Autorin ihre Leser nach Italien. Der Faschismus breitet sich aus. Die Judenverfolgung nimmt
immer schlimmere Ausmaße an und Marco verliebt sich in ein jüdisches Mädchen . . .
Wenn ein guter Roman aus einem christlichen Verlagshaus kommt, darf man wohl nach der christlichen Botschaft fragen. Sie ist hier mit dabei und erfreulich für mich ist das vermittelte Gottesbild. Gott wird hier nicht als alle Wünsche erfüllender Weihnachtsmann mißbraucht. Gelegentlich bittet ein Protagonist um konkrete Dinge und macht die schmerzvolle Erfahrung, dass Gott eben nicht alles erfüllt. Dies unterscheidet vielleicht die oberflächliche Schnulze von guter
christlicher Literatur.
Manchmal denke ich, na das war ja vorhersehbar, aber dann sieht der Schluß der Geschichte doch völlig anders aus als gedacht. Irma Joubert hat mir mit diesem Roman ein wundervolles Lesewochenende beschert, vielen Dank dafür!
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