Schnell schaute er Emily an und sagte: „Verschwinden Sie von hier, Miss Emily! Beeilen Sie sich!“
„Ich fürchte mich nicht vor dem Klan, Sam. Ich bleibe bei euch.“
Mit großen Augen schaute er Emily an und schüttelte den Kopf. „Sie haben sich noch nie vor etwas gefürchtet, Miss Emily. Das weiß ich. Aber Sie können nicht bleiben. Laufen Sie, so schnell Sie können, zum Haus hinauf.“
„Eine weiße Frau hat der Klan noch nie getötet.“ Entschlossen schob Emily das Kinn vor und warf die Schultern zurück. „Ich bleibe.“
Die Überraschung in Sams Augen verwandelte sich in etwas Finsteres. Seine Miene war so hart, dass Emily erschrak. „Ich habe Sie auf die Welt kommen sehen, Miss Emily. Und ich habe nicht vor, heute mit anzusehen, wie Sie aus dieser Welt genommen werden.“
„Diese Männer werden mich nicht töten!“
„Sie machen noch etwas viel Schlimmeres. Sie zwingen Sie, dabei zuzusehen, wie sie uns töten! Gehen Sie jetzt!“
„Aber ich will euch helfen! Es muss doch etwas geben, das ich tun kann!“
„Sie sind jung und mutig, Miss Emily. Aber Sie helfen uns am meisten, wenn Sie ins Haus zurückgehen und unseren Schöpfer um Erbarmen anflehen.“
Sie sah die Angst, aber auch die Wut in Sams Augen. Einen Augenblick später hörte sie das Schlagen von Pferdehufen, das in der Ferne die Erde erschütterte. Es klang, als nähere sich der leibhaftige Tod.
Mit einer schnellen Handbewegung packte Sam sie an der Hand und schob sie zu der kleinen weißen Schindelkirche. „Es ist zu spät! Sie können nicht mehr zum Haus laufen. Verstecken Sie sich in der Kirche und geben Sie keinen Ton von sich, Miss Emily! Ich flehe Sie an.“
Seine Hände zitterten so sehr, dass Emily ihn nicht loslassen wollte. „Ich bleibe hier. Versprochen“, sagte sie. „Geh zu deiner Familie.“
Als sie Sam nachschaute, wurde ihr schwer ums Herz. Sam war der älteste ehemalige Sklave auf der Derracott-Plantage und war jetzt ein Freigelassener. Alle ihre früheren Sklaven waren geblieben und versuchten, auf den 400 Hektar Ackerland ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Naturalpächter war das Wort, das Emilys Vater dafür benutzte. Die Sklavenunterkünfte waren verschwunden. Jetzt bildeten zwei Dutzend neue Hütten eine kleine Siedlung. Widerstrebend hatte ihr Vater den Schwarzen erlaubt, eine Kirche und eine Schule auf dem Gelände zu errichten.
Auch die Erwachsenen gingen zur Schule und lernten zusammen mit ihren Kindern. Jeden Tag stand Emily in dem kleinen Schulhaus, das sie vor zwei Jahren gebaut hatten, und lehrte sie Lesen und Schreiben.
Und jetzt terrorisierten schreckliche, von Hass getriebene Männer die Plantagen, ergriffen die Freigelassenen, misshandelten einige, erhängten andere und richteten ein Blutbad an. Das alles geschah nur aus einem Grund: Es gab Weiße, die glaubten, dass Schwarze minderwertig waren.
Das Schlagen der Hufe wurde lauter und kam immer näher. Emily sank auf den Boden, ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Guter Gott, lieber Herr, bitte beschütze sie. Beschütze uns.
Die freigelassenen Schwarzen waren nicht die Einzigen, die in Furcht und Angst vor diesen nächtlichen Reitern lebten. Viele weiße Republikaner wurden ebenfalls Opfer dieser geistesgestörten Gruppe. Der Ku-Klux-Klan machte auch vor ihnen nicht halt, misshandelte sie und schreckte selbst vor Mord nicht zurück. Um ihren Vater hatte Emily jedoch keine Angst. Er war ein durch und durch überzeugter Demokrat. Trotzdem war er ein guter Mensch, der die Sklaven auf seiner Plantage immer freundlich behandelt hatte.
Auch schon vor dem Krieg.
Emily brach auf dem Boden zusammen, wischte sich die schwarzen Locken aus den Augen und weinte. „Vor dem Krieg!“, seufzte sie laut. Vor dem Krieg hatte ihr Leben einen Sinn gehabt. Jetzt war von der Plantage praktisch nichts mehr übrig, ihre beiden Brüder waren tot und ihre Mutter sah alt und gebrochen aus. Ihr Vater war gut und anständig, aber er war schwach. Und er hatte Angst.
1867 hatte der Kongress den Süden in Militärbezirke aufgeteilt und gestand das Wahlrecht nur den Männern zu, die einen Treueeid auf die Vereinigten Staaten leisten konnten und schworen, dass sie die Konföderation nicht unterstützt hatten. Aufgrund dieser Bedingungen hatten viele Weiße in den Südstaaten – auch Emilys Vaters – ihr Wahlrecht verloren.
Emily wischte sich mit den Fäusten die Tränen aus dem Gesicht. In den Jahren vor dem Krieg war sie so naiv und so jung gewesen. Jetzt war sie zwanzig. Drei Jahre lang hatte sie sterbende Soldaten gepflegt und seit zwei Jahren unterrichtete sie im Schulhaus ehemalige Sklaven. Inzwischen war sie nicht mehr naiv und sie fühlte sich auch nicht mehr jung. Sie wollte, dass die Freigelassenen das bekamen, was ihnen verfassungsgemäß zustand: ihre Rechte. Das Rekon-struktionsgesetz, das 1867 verabschiedet worden war, gewährte schwarzen Männern das Wahlrecht. Sie durften sich bilden und Eigentum besitzen und sogar politische Ämter bekleiden.
Und sterben, nur weil sie jetzt frei waren.
Die Berichte in den Zeitungen hatte sie gelesen, hinter vorgehaltener Hand hatte man sich von Überfällen im nahe gelegenen Greene County erzählt und von den schrecklichen Misshandlungen, die man Mr James Corley vor den Augen seiner Frau und seiner Tochter zugefügt hatte. 65 Angreifer, Männer mit Kapuzenumhängen, darunter führende Männer der Stadt, hatten ihn so brutal zusammengeschlagen, dass er nur mit knapper Not überlebt hatte. Er trug bleibende, sichtbare Narben davon. Dazu kamen Narben, die viel tiefer waren. Der Klan hatte James Corley als Zielscheibe für seine Gräueltaten gewählt, weil er ein schwarzer Abgeordneter aus Georgia war.
Bittere Galle stieg in ihr auf. Und jetzt war der Klan hier in Wilkes County! Auf der Plantage ihres Vaters! Während sie auf dem Holzboden der Kirche kniete, fragte sie sich, von wem diese Warnung gekommen war.
Warum war sie heute so lange im Schulhaus geblieben? Sie wusste, dass es nicht klug war, nach Einbruch der Dunkelheit allein draußen zu sein. Aber sie liebte die Stille, wenn die Erwachsenen und die Kinder nach Hause in ihre Hütten gegangen waren. Wenn sie allein im Schulhaus war, konnte sie den Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten … Und wenn sie Glück hatte, noch einmal einen Blick auf Leroy erhaschen.
So! Jetzt hatte sie es sich endlich eingestanden. Aber in diesem Moment hörte sie draußen ein Pferd wiehern und die Geräusche von unzähligen Pferdehufen. Das Licht von brennenden Fackeln erhellte die Dunkelheit und war durch das Fenster verschwommen zu sehen, während der wütende Mob an der Kirche vorbei zu den Hütten der Freigelassenen stürmte. Emily wusste, dass die Klan-Mitglieder erbost waren. Ihnen gefiel es nicht, dass die schwarzen Männer auf der Plantage von ihren neuen Rechten Gebrauch machten. Sie durften zur Wahl gehen und sogar für ein Amt kandidieren. Diese Veränderungen verwandelten den Süden in etwas, das den eingefleischten Demokraten ein Gräuel war, denn sie bildeten sich ein, dass im Süden wieder die gleichen Zustände herrschen sollten wie vor dem Krieg. Der Schwarze war vielleicht frei, aber er sollte in Angst vor der Macht des Weißen leben.
Das war leider nur allzu wahr!
Bei den ersten schrillen Schreien zuckte sie zusammen. Dann nahm das Schreien zu. Es ging ihr durch Mark und Bein. Dazu noch das laute Klappern der Pferdehufe, die auf der Stelle traten. Emily kauerte sich entsetzt zusammen. Sie saß vielleicht zehn Minuten so da, doch es kam ihr vor wie eine Stunde. Dann ertönten lärmende Triumphrufe von den Reitern, bevor die Pferde erneut an der Kirche vorbeipreschten und sich in die entgegengesetzte Richtung entfernten. Während Emily immer noch in der Ecke kauerte, flog eine brennende Fackel durch das Kirchenfenster und landete direkt neben einem Stapel alter Liederbücher. Bevor sie die Fackel aus der Kirche werfen konnte, hatten die Liederbücher schon Feuer gefangen und ihr Kleid wurde angesengt.
Sie riss die Kirchentür auf, während sich die Flammen auf den schlichten Kirchenbänken ausbreiteten, die wie Zunder brannten. Emily lief hinaus und schaute mit Tränen in den Augen zu, wie die Reiter in den weißen Kapuzenumhängen in die Nacht hi-neingaloppierten. In der Ferne sah sie drei Hütten, die lichterloh brannten. Die Familien stürmten ins Freie, um sich vor den Flammen zu retten. Sie weinte und musste wegen des Rauchs kräftig husten. Keuchend lief sie zu ihnen.
Doch einen Moment später blieb sie abrupt stehen. Emily schrie entsetzt und ihr ganzer Körper begann zu zittern. Washington Eager hing baumelnd an einem Seil, das keine fünf Meter von ihr entfernt um den Ast eines Baumes geschlungen war.
„Schneidet ihn ab! Schneidet ihn ab!“, hörte sie Leroys Stimme die hysterischen Schreie übertönen. Er stand plötzlich neben ihr. Dann kletterte er schnell auf die Schultern eines anderen Mannes und durchschnitt mit einem schmerzerfüllten Stöhnen das Seil. Der regungslose Körper fiel auf den Boden. Washington, Leroys älterer Bruder, war tot.
Wie angewurzelt stand Emily da. Leroys Gesicht war schweiß- und blutverschmiert. Er bückte sich, hob Washingtons leblosen Körper auf und hielt ihn schluchzend in den Armen. Dabei schrie er zum Himmel.
Emily war schwindelig und ihr war übel, aber sie zwang sich, zur Hütte der Eagers zu laufen. Als sie schon fast dort war, kamen ihr Sam und seine Frau, Tammy, entgegen.
„Wohin haben sie unseren Jungen gebracht? Was haben sie mit Washington gemacht?“
Emily nahm Tammy in die Arme und hielt sie fest. Tammy war jahrelang ihr Kindermädchen, ihre Vertraute und ihre persönliche Sklavin gewesen. Tammys starke schwarze Arme hatten Emily gehalten, als der Soldat an der Tür ihres Hauses erschienen war, um ihnen die Nachricht vom Tod ihres Bruders Luke in irgendeinem Tal im Norden zu überbringen. Tammy hatte Emily auch gehalten, als nur vier Wochen später ein anderer Soldat erschienen war, um ihnen mitzuteilen, dass auch ihr anderer Bruder, Teddy, gefallen war.
Jetzt hielt Emily ihre Freundin – ja, sie war ihre Freundin – in den Armen und weinte mit ihr, während Leroy mit seinem toten Bruder auf den Armen den langen Weg zur Hütte seiner Eltern zurücklegte.
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24.02.2019LEXI 
"Wir sind gleich. Vor Gott sind wir alle gleich."
Es gibt in Wilkes County, Georgia, im Jahre 1868 viele Menschen, die nicht dieser Ansicht sind. Menschen, die gegen die Aufhebung der Sklaverei protestieren und alles dafür tun, um ihre Mitmenschen mit schwarzer Hautfarbe wie zuvor zu diskriminieren und in Angst und Schrecken zu versetzen. Die rebellische Emily Joy Derracott verbrachte
ihr ganzes Leben auf der Baumwollplantage ihres Vaters und ist strikt gegen die Sklaverei. Sie steht zu ihren Überzeugungen, fühlt sich dazu berufen, den ehemaligen Sklaven zu helfen und erteilt ihnen Unterricht im Lesen und Schreiben. Doch eines Tages wütet der berüchtigte Ku-Klux-Klan auch auf der Derracott-Plantage in Wilkes County. Leutnant Thomas McGinnis ist Emilys guter Freund aus Jugendtagen. Die beiden verbinden wunderschöne Erinnerungen an gemeinsame Unternehmungen vor dem Krieg, als sie ihre Freizeit ausgelassen und unbeschwert miteinander verbrachten. Doch der Krieg hat vieles verändert. Thomas McGinnis bezeichnet die ehemaligen Sklaven als dumm und arbeitsunwillig und zieht sich damit den Unwillen jener Frau zu, die er zu umwerben gedenkt. Emily ist Thomas wie einem Bruder zugetan, ihr Herz gehört jedoch einem anderen. Sie würde zudem niemals einem Mann das Jawort geben, der ihre Überzeugungen nicht teilt.
Die Aufhebung der Sklaverei, der Einsatz für die Rechte der ehemaligen Sklaven sowie die Widerstände gegen deren aktive politische Beteiligung - beispielsweise durch das mörderische Treiben des Ku-Klux-Klans - sind Themen dieses Buches. Die Protagonistin Emily wird als warmherzige, aber auch ziemlich rebellische junge Frau dargestellt, die als überzeugte Gegnerin der Sklaverei ihren Part dazu beiträgt, den Freigelassenen zu ihren Rechten zu verhelfen. Ihr männlicher Gegenpart Thomas McGinnis scheint von ihrer Einstellung nicht begeistert zu sein. Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten und letztendlich kann Emily ihrem ehemals besten Freund nicht mehr vertrauen. Die Autorin hat ihre handelnden Figuren und deren Gefühls- und Gedankenwelt überzeugend dargestellt. Als meine favorisierte Nebenfigur möchte ich die anmutige und würdevolle Miss Lillian anführen, die durch die Missionary Aid Society als Lehrerin in den Süden kam. Die tief gläubige Christin möchte den Freigelassenen dienen. Sie strahlt Frieden und Freundlichkeit aus und gibt an, lieber Gott zu gehorchen, als den Menschen. Miss Lillians tiefgründige Gespräche mit Emily waren für mich Höhepunkte dieses Buches.
Ich empfinde den einnehmenden Schreibstil, die gewählte Ausdrucksweise und die hervorragende Charakterzeichnung der handelnden Figuren bereits als ein Markenzeichen von Elizabeth Musser. In diesem Buch wurde nicht so detailliert auf die Personen eingegangen wie ich es aus den anderen Werken der Autorin gewohnt bin, was aber vermutlich der Kürze dieser Geschichte geschuldet war.
Fazit: Elizabeth Musser hat mit ihrer Lektüre "Savannah" eine eindrucksvolle Kurzgeschichte geschaffen, die sowohl durch ihren Inhalt, als auch durch die handelnden Personen überzeugte und mir ausgezeichnet gefallen hat. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen!
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06.02.2019Neling 
"In der Kürze steckt die Würze!". Das beweist dieser Kleine Auszeit-Roman mit 143 Seiten. Eine sehr bewegende Erzählung mit christlicher Botschaft -5 Sterne!
Inhaltsangabe:
Die Geschichte spielt um 1868 auf einer Plantage in Georgia
Die Sklaven sind freigelassen worden (Rekonstruktionszeit), allerdings sind sie deshalb nicht wirklich frei und gleichberechtigt. Sie arbeiten weiterhin auf der Farm.
Emily Derracott könnte auf
der Baumwollplantage ihres Vaters ein unbeschwertes Leben führen. Aber Ihr Herz brennt für die Entrechteten und sie will als Weiße mit dazu beitragen, dass die freigelassenen Sklaven ihres Vaters in der kleinen Schule das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Doch dann fliegt ein Stein mit einer Botschaft durch die Luft und die Ereignisse überschlagen sich. ....
Über die Autorin:
Elizabeth Musser wuchs in Atlanta auf. Seit dem Abschluss ihres Studiums englischer und französischer Literatur an der Vanderbilt Universität in Tennessee ist sie als Missionarin tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann Paul in der Nähe von Lyon in Frankreich. Die beiden haben zwei Söhne. Schon mehr als 10 Bücher von ihr wurden ins Deutsche übersetzt.
Mir war die Autorin noch nicht bekannt, aber da ich sehr positiv überrascht wurde, werde ich jetzt noch mehr Bücher von ihr lesen.
Meine Meinung über die Gestaltung des Buches: Der Francke Verlag hat eine kleine neue Reihe herausgebracht, die Kleinen-Auszeit-Romane. Diese Bücher haben gemeinsam, dass sie ein etwas kleineres Format haben und vor allem nicht so dick sind, so dass sie sich je nach Lesetempo in in 2-4 Stunden gut lesen lassen. Ideal für alle, die nicht so viel Zeit haben und die vor dicken Büchern zurückschrecken, aber einen wertvollen Christlichen Roman lesen wollen. Außerdem sind die Hartcover in sich gemustert, dieser in einem ansprechenden Beerenton mit Magnolienblättern . Ich finde die Gestaltung sehr schön, mal etwas anderes. Angenehm ist auch die etwas lesefreundlichere Schrift, Absatzgestaltung u.s.w. . Ein kleines Minus ist für mich der Klappentext, denn er verrät meines Erachtens leider zu viel, was ich allerdings bei sehr vielen Büchern bemängele. Darum lese ich ihn meist nicht vor der Lektüre des Buches und davon rate ich auch hier ab.
Meine Meinung: Ich bin ja eine ausgesprochene Vielleserin und lese meist sehr dicke Bücher. So waren meine Erwartungen an dieses Buch nicht allzu groß, ich dachte, sicher eine nette kleine Geschichte.
Doch da habe ich mich getäuscht! Das Buch hat mich total überzeugt. Und es hat einmal mehr bewiesen, dass gute Bücher nicht mindestens 400 Seiten haben müssen, sondern oft in der Kürze die Würze liegt. Die Autorin nimmt uns auf eine spannende Reise nach Georgia mit in die Zeit der Rekonstruktion. Die Zeit wo die Sklaverei eigentlich abgeschafft worden war, aber die ehemaligen Sklaven trotzdem nicht richtig frei waren. Davon hatte ich ehrlich gesagt zuvor kaum was gehört. Diese Zeit wird hier den Lesern spannend nahe gebracht und die Geschichte hat mich auch sehr berührt. Der Schreibstil ist sehr bewegend und tiefgründig. Auch die kleine Liebesgeschichte war sehr schön. Und auch die christliche Botschaft kommt in diesem Buch nicht zu kurz. So kann ich nicht anders als dem Buch 5 von 5 wohlverdienten Sternen geben und es all jenen Lesern wärmstens empfehlen, die nicht einfach nur abgelenkt und unterhalten werden wollen, sondern ein wirklich wertvolles Buch lesen möchten.
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03.02.2019K.Kauer 
Der Roman "Im Schatten der Magnolien " von Elizabeth Musser spielt in Georgia um das Jahr 1868.
Nachdem der Sezessionskrieg vorbei ist können die ehemaligen Sklaven die von Ihnen zwangsbewirtschafteten Felder nun als Naturalpächter in eigener Regie bearbeiten. Die weiße Emily Derracott lebt auf einer Plantage ihres Vaters und wächst dort mit den Freigelassenen Farbigen auf. Sie unterrichtet die ehemaligen
Sklaven und bringt ihnen mit Hingabe das Lesen, Schreiben und Rechnen bei. In Mrs. Lillian, einer Witwe, findet sie dabei eine tatkräftige Unterstützung. Wenn es darauf ankommt hilft Emily sogar beim Baumwollpflücken. Heimlich ist sie in Leroy, einem Sohn der Freigelassenen, verliebt - auch wenn dies keine Zukunft hat. Als sie schließlich mit ihrem Freund Thomas McGinnis verheiratet werden soll, den sie schon seit ihrer Kindheit kennt, ist sie sehr traurig, denn sie liebt ihn nicht. Obendrein verhält sich Thomas gegenüber den ehemaligen Sklaven sehr verdächtig. Auf welcher Seite steht er"
Obwohl die Freigelassenen in der Zeit nach dem Sezessionskrieg das Recht zur politischen Wahl, sowie Anspruch auf eigenen Besitz und Bildung haben, werden sie zunehmend von einer Gruppe die sich Ku- Klux- Klan nennt, terrorisiert und misshandelt. Es beginnt die Zeit des Schreckens und der Angst für die farbige Bevölkerung der jungen USA. Nur wenige, wie Leroy, begegnen dieser Umbruchszeit mit Mut und Tapferkeit. Sie wagen sogar sich für ein politisches Amt aufstellen und wählen zu lassen. Emily ist in ihren Gefühlen erschüttert und sieht keine Hoffnung für sich und ihre Liebe. Nur ihre Gebete und ihr Glaube an Gott helfen ihr den inneren Frieden zu bewahren. Besonders gelungen und hervorzuheben ist die Romanfigur Mrs. Lillian, die Emily während ihrer Glaubensentwicklung liebevoll zur Seite stand. Aus ihr sprach sehr viel Weisheit und Würde, die auch an den Leser gerichtet zu sein scheint.
Obwohl das Büchlein nur 140 Seiten umfaßt, ist die Botschaft dieses Werkes tiefgründig, kristallklar und bietet dem Leser für das eigene Leben Trost und Perspektive. "Im Schatten der Magnolien" wob Elizabeth Musser den Glauben wie einen roten Faden ein und zeigt welche Kraft und Hoffnung unser Festhalten an Gott auch in ausweglosen Situationen bietet. Die Story des Buches wird sicherlich etliche Male in dieser oder ähnlicher Form in den USA der Nach-Sezesssionskriegsepoche stattgefunden haben und lange Zeit, wenn nicht gar bis heute, in abgeschwächter Form aktuell geblieben sein. Noch in unserer Zeit haben es farbige Mitmenschen in manchen Staaten der USA schwer akzeptiert zu werden; noch heute gibt es Aktivitäten und Exzesse des Ku- Klux- Klans. Die Autorin verwirklichte ihr Werk mit einem angenehm verständlichen Schreibstil und setzte hervorragend gestaltete Romanfiguren ein, um die zentrale Botschaft optimal herauszustellen. In meinen Augen ist dieses Buch besonders lesens- und empfehlenswert. Auch wenn es, dem Thema geschuldet, oft traurig sein musste, schimmerte doch stets immer die Hoffnung durch den Nebel menschlicher Tragödie hindurch. Das Buch endete mit einer Überraschung, die der Leser nicht vermuten kann - ein wunderschönes Leseerlebnis! Einen herzlichen Dank an den Francke Verlag für die Publikation dieses sehr lesenswerten Romans.
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30.01.2019liesmal50 
Kampf für Freiheit und Gleichheit
1868 in Wilkes County, Georgia, die Zeit nach der Sklavenbefreiung. Emily und ihre Familie sind Christen. Sie ist die Tochter des Besitzers einer Baumwollplantage. Die Menschen, die bisher als Sklaven dort gearbeitet haben, sind jetzt die Freigelassenen, die als Naturalpächter auf der Plantage bleiben konnten. Emily unterrichtet sie in einem Schulhaus und sie
leben in Freundschaft zusammen. Freiheit, das ist für Emily gleichzusetzen mit Gleichberechtigung.
Doch nicht alle Menschen sehen das so - freigelassen heißt noch lange nicht frei sein, denn der Ku-Klux-Klan treibt sein Unwesen und zündet nicht nur die Hütten der Freigelassenen an, sondern schreckt auch vor grausamen Morden nicht zurück. Und nicht nur die Freigelassenen werden Opfer, sondern auch die Menschen, die für die Gleichberechtigung von Schwarz und Weiß eintreten.
Emily ist eine mutige junge Frau, die sich einsetzt für die Menschen, die ihr zu Freunden geworden sind, die es sogar mit dem Klan aufnehmen will im Kampf für die Gerechtigkeit und für die Gleichbehandlung aller Menschen, egal welche Hautfarbe sie haben. Für Emily gibt es keine Menschen zweiter Klasse, weil vor Gott alle Menschen gleich sind. Ihre Kraft findet sie in ihrem Glauben und im Gebet.
Die Autorin Elizabeth Musser schreibt eindringlich und realitätsnah. Die Schrecken und Gräuel der damaligen Zeit sind auf bedrückende Weise spürbar und geben viel Raum zum Nachdenken. Eine Geschichte nicht zum "Mal-eben-schnell-Lesen".
Das Buch hat ein sehr ansprechendes Cover, bedruckt mit Blättern in der Farbe einer dunklen Magnolie. Durch das ungewohnt kleine Format liegt das Buch sehr gut in der Hand. Auch Schriftart, Zeilenabstand und die Größe der bedruckten Teile empfinde ich als sehr angenehm. Ein weiterer Pluspunkt sind die relativ kurzen Kapitel.
Erschienen ist das Buch im Francke Verlag in der Reihe Kleine Auszeit Romane.
Mit seinen 132 Seiten, dem Epilog und den Anmerkungen der Autorin ist "Im Schatten der Magnolien" trotz des kleinen Formats ein ganz großes Buch.
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