1. Kapitel
Anna
Lake Michigan
1897
Ich durchlebe gerade meinen Albtraum. Ein heftiges Unwetter hat unser Dampfschiff eingeholt, und nachdem wir eben noch auf dem Kamm einer Welle hinaufgetragen wurden, stürzen wir nun so heftig in einen Wassergraben, dass mir schlecht wird und ich mir sicher bin, dass wir untergehen werden. Alles ist genauso wie in meinem Albtraum – dem Traum, der mich im Schlaf verfolgt, solange ich denken kann.
Mutter und ich kauern auf dem Passagierdeck, während der Wind den Regen und die Wellen gegen die Fenster schleudert. Donner grollt und dröhnt wie Fässer voller Kanonenkugeln, die bergab rollen.
Wann immer Blitzdolche den dunklen Horizont zerschneiden, schließe ich hastig die Augen. Bei dem brüllenden Wind kann ich kaum mein eigenes Wimmern hören oder Mutters Stimme, die mich zu trösten versucht.
„Schhh … nicht weinen, Anna.“
Mit meinen dreiundzwanzig Jahren bin ich eine erwachsene Frau, aber sie versucht trotzdem, meine Ängste genauso zu beschwichtigen, wie sie es getan hat, als ich ein Kind war. Damals bin ich in der Nacht von dem Albtraum aufgewacht und habe vor Schrecken geschrien, während ich zitterte, als würde das eiskalte Wasser mich bei lebendigem Leibe verschlingen.
Aber diesmal träume ich nicht. Wir sind an Bord eines Schiffes, das City of Holland heißt und sich in einem schrecklichen Unwetter abmüht, den Lake Michigan zu überqueren. Die Kessel hämmern und pochen unter meinen Füßen wie ein drängender Herzschlag, der mein eigenes Herz nachzuahmen scheint. Von dem wilden Hin- und Herwerfen des Schiffes, das auf dem See wie ein Spielzeug tanzt, ist mir ganz schwindelig. Ich hätte nie einwilligen sollen, mit einem Dampfschiff zu reisen, doch ich hatte es derart eilig, Chicago zu verlassen, dass ich das Transportmittel wählte, das mir am schnellsten und direktesten erschien. Ein tragischer Fehler. Wie hatte ich nur den Albtraum vergessen können, der mich in meiner Kindheit so quälte? Ich werde sterben, aber ich will nicht.
„Schhh … nicht weinen, Anna“, sagt meine Mutter besänftigend. „Ich bin ja hier.“
Aber mein Vater ist zu Hause in Chicago und in dieser Hinsicht unterscheidet sich dieser echte Albtraum von dem Traum, den ich all die Jahre hatte. Deshalb weiß ich, dass Mutter und ich sterben werden. In meinem Traum verlassen Mama und ich das sinkende Schiff mit den anderen Passagieren und klettern in ein überfülltes Rettungsboot. Plötzlich schlägt eine riesige Welle über uns zusammen, wirft das Rettungsboot um und schleudert uns in das eisige Wasser. Der Schock raubt mir den Atem. Meine Haut kribbelt und brennt, als stünde sie in Flammen. Wir sinken unter die Wasseroberfläche, während wir uns aneinanderklammern, aber Mamas schwere Röcke und Unterröcke ziehen uns hinunter. Ich kann nichts sehen, kann nicht atmen. Sie strampelt und versucht mit aller Kraft, an die Oberfläche zu gelangen, und als uns das endlich gelingt, schreien und rufen überall um uns herum Menschen um Hilfe. Die Weite des Sees dämpft den Klang. Ich sehe Vater, wie er unweit von uns im Wasser auf der Stelle tritt, und sie fleht: „Bitte! Meine Tochter! Bitte retten Sie meine Tochter!“ Ich will Mama nicht loslassen, aber Vater zieht mich in seine starken Arme und hält meinen Kopf über die peitschenden Wellen. Als ich mich umdrehe, ist Mama verschwunden. Über dem turbulenten Wasser ist nur noch ihre Hand zu sehen, als winkte sie zum Abschied. Vater will die Hand erfassen, aber er ist zu spät. Mama ist fort, verschlungen von dem aufgewühlten schwarzen Meer.
Ich schreie immer auf, wenn ich aus dem Traum erwache, aber aus diesem Albtraum gibt es kein Erwachen. Ich umklammere meine Mutter so fest, dass sie keucht: „Nicht so fest, Anna. Ich bekomme keine Luft!“
„Diesmal ist Vater nicht hier, um uns zu retten. Wir werden untergehen und ich will nicht sterben!“
„Wir gehen nicht unter, mein Schatz.“
Ich bin nicht davon überzeugt. Ich erinnere mich an den allerletzten Gottesdienst, den ich in der Kirche in der Chicago Avenue besucht habe, und mit einem Mal erscheint mir das Thema der Predigt prophetisch. Der Pastor beschrieb ein plötzliches Unwetter wie dieses hier, nur auf dem See Genezareth, und er schilderte die Szene so lebendig wie in meinem Albtraum. Jesus schlief im Boot und seine Freunde weckten ihn, weil sie Angst hatten, mit dem Boot zu sinken. Jesus rief: „Schweig und verstumme!“, und sofort ließen Wind und Wellen nach. Sie waren gerettet. „Jesus kann auch die Stürme deines Lebens beruhigen“, hatte der Pastor gesagt. Dann hatte er gefragt: „Hast du Jesus als deinen Heiland angenommen? Ist er an deiner Seite, wenn du durch die stürmische See deines Lebens segelst? Wenn du morgen sterben müsstest, würdest du dann in den Himmel kommen?“ Nach seiner Einladung wäre ich am liebsten zusammen mit den anderen nach vorne gegangen, aber ich hatte Angst. Jetzt bin ich wegen dieser Predigt an Bord dieses Schiffes, mitten in einem heftigen Unwetter. William hatte mir verboten, noch einmal in die Kirche in der Chicago Avenue zu gehen, und als er herausfand, dass ich mich ihm widersetzt hatte, löste er unsere Verlobung. Ich habe Chicago verlassen, um meinem gebrochenen Herzen die Chance zu geben zu heilen. Zusammen mit meiner Mutter wollte ich zu einem Ferienort auf der anderen Seite des Lake Michigan fahren. Jetzt scheint es, als würden wir nie dort ankommen.
Noch ein Donnerschlag ertönt und er klingt weiter entfernt. „Alles wird gut, Anna“, sagt Mutter. Ich frage mich, ob sie von der Reise spricht oder von meinem Herzen. Vielleicht von beidem. „Mach die Augen auf und sieh selbst.“ Sie löst sich aus meiner Umklammerung und ich hebe den Kopf, den ich in ihrer Bluse vergraben hatte. „Siehst du, mein Schatz? Der Sturm zieht vorüber. Dort drüben ist der Himmel schon heller. Nicht mehr lange, dann sind wir da.“ Aber das Ufer ist noch immer nicht zu sehen und der vom Wind aufgewühlte See brodelt weiter und verheißt eine stürmische Fahrt zum Hotel Ottawa, das am Ufer des Lake Michigan steht.
„Es ähnelt meinem Albtraum so sehr, Mutter. Weißt du noch? Erinnerst du dich daran, wie ich nachts immer schreiend aufgewacht bin? Ich habe schon sehr, sehr lange nicht mehr geträumt, dass ich ertrinke, aber durch diesen Sturm kommt alles wieder hoch. Der Traum hat sich immer so echt angefühlt!“
„Du hast es im Augenblick nicht leicht. Da ist es ganz natürlich, dass du aufgewühlt bist.“
Ich habe William geliebt und gedacht, er liebte mich auch, aber er hat mir das Herz gebrochen, indem er unsere Verlobung gelöst hat. Ich presse die Faust auf mein Herz und spüre, dass es schlägt wie das Herz eines verletzten Vogels. „Es tut immer noch weh“, sage ich.
„Ich weiß, mein Schatz … ich weiß.“
Aber meine Mutter kennt nicht den wahren Grund, warum William mich nicht mehr heiraten will. Es hat etwas mit Religion im Allgemeinen zu tun – und mit der Kirche an der Ecke Chicago Avenue und LaSalle Street im Besonderen. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts mehr von diesem Ort hören will, Anna“, hatte er geschrien. Noch nie zuvor hatte ich erlebt, dass William die Stimme erhob. „Ich habe gesagt, du sollst nicht mehr dorthin gehen. Es macht dich verrückt. Ich habe dir verboten hinzugehen und du hast dich mir widersetzt!“
William glaubt, wie meine Eltern, dass Kirchen Orte sind, an denen man heiratet und begraben wird und die eine vornehme Chicagoer Familie an Weihnachten und Ostern und zu anderen besonderen Anlässen besucht. Er sagte, ein schamloses Zeigen von Gefühlen, wie es bei Mr Moodys Evangelisationen und in der Kirche in der Chicago Avenue üblich sei, sei etwas für die unwissende Einwanderermenge und nicht für gebildete Menschen wie uns. Aber irgendetwas hat mich wieder dorthin gezogen, selbst nachdem William es mir verboten hatte. Die Kirche erschien mir wunderbar vertraut und die Worte des Pastors berührten einen tiefen, leeren Ort in meiner Seele – den Teil, der sich anfühlt wie die Fotografien von Chicago nach dem Großen Brand, auf denen kilometerweit nichts als verkohlte Mauerreste und leblose, von Trümmern bedeckte Straßen zu sehen sind. Als ich versuchte, William zu erklären, wie ich mich gefühlt hatte und warum ich zurückgegangen war, löste er unsere Verlobung. „Ich kann nicht zulassen, dass meine Frau, die Mutter meiner Kinder, einem solchen Unsinn verfällt.“ Ich frage mich, ob er um mich trauern wird, wenn er erfährt, dass dieses Schiff untergegangen ist und ich ertrunken bin.
Das Dampfschiff wiegt sich immer weiter. Die Sicht durch die Fenster ist aufgrund des Regens verschwommen, außerdem sind die Scheiben von unserem Atem von innen beschlagen. Ich spüre immer noch, wie wir zu den Wellenkämmen aufsteigen und dann auf der anderen Seite wieder hinabgleiten. Wenn Jesus mit mir an Bord wäre, könnte er dann wirklich rufen: „Schweig und verstumme!“, und damit den Sturm stillen? William glaubt nicht an Wunder.
Als mein Vater erfuhr, dass William unsere Verlobung gelöst hat, war er schockiert. Er war es ja gewesen, der mich mit William zusammengebracht hatte, und er fürchtet nun, ich würde meinen guten Ruf verlieren, wenn die anderen Mitglieder unserer gesellschaftlichen Kreise davon erfahren und Gerüchte die Runde machen. „Ich werde mit William reden“, hat er versprochen. „Mal sehen, was ich tun kann, um die Wogen zu glätten.“ Will ich, dass William mich zurücknimmt? Ich glaube, ja. Ich glaube, ich liebe ihn immer noch.
Stunden scheinen zu verstreichen, bis ich einen der Passagiere sagen höre: „Ich sehe die Lichter des Hafens!“ Mutter zieht ihr Spitzentaschentuch aus dem Ärmel und wischt über das beschlagene Fenster, aber ich sehe nichts. Und selbst wenn wir tatsächlich in der Nähe des Hafens sein sollten, könnte unser Schiff immer noch auf Grund laufen. Das geschieht in meinem Albtraum. Deshalb müssen Mama und ich in meinem Traum das Schiff verlassen und in ein Rettungsboot klettern.
„Wir können immer noch auf Grund laufen.“
Mir wird erst bewusst, dass ich den Gedanken laut ausgesprochen habe, als Mutter ihre behandschuhten Finger auf meine Lippen legt und sagt: „Still, Anna.“
„Das ist der Hafen“, sagt derselbe Mitreisende. „Ich erkenne den Leuchtturm.“ Ein paar Leute stehen auf, um selbst nachzusehen, und stürzen auf dem wackeligen Deck beinahe. Es scheint Jahre zu dauern, bis wir näher herankommen. Als ich endlich die Einfahrt zum Kanal sehe, der vom Lake Michigan in den kleineren See führt, wirkt die Öffnung viel zu eng. Wie kann der Kapitän den Steinpieren auf beiden Seiten ausweichen, obwohl die Wellen über ihnen zusammenschlagen? Irgendwie gelingt es ihm. Wir fahren durch den Kanal in den Black Lake, der auch nicht ruhiger ist als der Lake Michigan, und ich sehe die ersten Lichter des Ferienortes in der Dunkelheit aufleuchten. Die dunkle Silhouette der dahinterliegenden Sanddüne wird von entfernten Blitzen erhellt. Weitere Lichter offenbaren eine Reihe Bauernhäuser und auch die Hotels am gegenüberliegenden Strand des schmalen Binnensees sind erleuchtet.
Irgendwann höre ich Männer draußen an Deck rufen; sie manövrieren das Schiff neben dem Anleger des Hotels Ottawa an seinen Platz. Gepäckträger eilen mit Regenschirmen herbei, um den Passagieren beim Von-Bord-Gehen behilflich zu sein. Ich stehe auf, weil ich das Schiff so schnell wie möglich verlassen will, obwohl ich mir ganz und gar nicht sicher bin, dass meine zitternden Knie mich tragen werden. Die Deckarbeiter müssen mich um die Taille fassen, um mich sicher vom Schiff zu befördern, das im bewegten Wasser auf und ab hüpft. Dass Fremde mich so berühren, ist mir ein Gräuel.
„So, Miss“, sagt einer der Männer, als meine Füße festen Boden berühren. Meine Knie geben nach und ich drohe zu fallen, doch er fängt mich gerade noch rechtzeitig wieder auf. „Hoppla! Alles in Ordnung, Miss?“
„Ja, danke.“ Ich stoße seine Hände fort. Mutter und ich drängen uns gemeinsam unter einen Regenschirm. Der Boden unter unseren Füßen bewegt sich, als wir den hölzernen Steg zum Eingang hinaufgehen. In der Hotellobby sinke ich auf den erstbesten Stuhl und warte, während Mutter sich um unsere Zimmerschlüssel kümmert. Es wird mit Sicherheit sehr merkwürdig, ohne unsere Zofe hier zu sein. Mutter wollte Sophia eigentlich mitnehmen, aber ich habe darauf bestanden, dass ich ganz allein sein möchte. Wir werden Freizeitkleidung tragen, während wir hier sind, befreit von unseren Korsetts und Verpflichtungen, sodass niemand uns die Kleider herauslegen oder die Haare kunstvoll hochstecken muss. Noch habe ich keine Ahnung, was ich den ganzen Tag mit mir anfangen soll oder wie lange mein Herz zum Heilen braucht.
„Der Gepäckträger wird uns unsere Zimmer zeigen“, sagt Mutter, als sie mit ihm und unseren Schlüsseln zurückkehrt. „In der nächsten Stunde wird noch Abendessen serviert.“
„Mir ist zu schlecht zum Essen“, erkläre ich ihr. „Ich möchte mich nur umziehen und ausruhen.“
Unsere Zimmer, die nebeneinanderliegen, sind in dem ursprünglichen Hotelgebäude und nicht in dem Anbau. Sie sind klein, aber hübsch, und meines bietet eine Aussicht auf den Black Lake und die City of Holland, die noch am Dock liegt. Sie ist im Sturm nicht untergegangen; Mutter und ich sind nicht im Lake Michigan ertrunken. Aber als ich das tanzende Schiff und die weißen Gischtkronen der Wellen sehe, schwöre ich mir insgeheim, mit dem Zug nach Chicago zurückzufahren, wenn es Zeit ist abzureisen. Solange ich lebe, werde ich kein Schiff mehr besteigen.
Kundenstimmen
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17.12.2024Raphaela23 Die aus verschiedenen Perspektiven und mit Rückblenden erzählte Geschichte hat mich von Anfang an mitgerissen und ich konnte es stets kaum erwarten, das nächste Kapitel zu lesen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und das gesamte Buch wirklich schön zu lesen. Die Handlung wird stark von Glaubensfragen und Theologie durchzogen; dabei kommt ein sehr lebendiger Glaube zum Ausdruck, bei dem
viel Platz für Zweifel, Wachstum und Ringen gehalten wird. Die Protagonisten wirken nahbar und haben interessante Persönlichkeiten und Charaktereigenschaften. Die Geschichte streift Erlebnisse siedelnder Separatisten kurz vor dem Rezenssionskrieg sowie die Suche nach Identität und Herkunftsfamilie einer adoptierten jungen Frau. Dabei sind die Wendungen kaum je vorhersehbar und der Leser wird eingeladen, sich von den Gedanken und Entwicklungen berühren zu lassen.
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07.10.2019Karl Albietz Das Buch nimmt uns hinein in das tragische Schicksal von holländischen Flüchtlingen, die in Amerika eine neue Heimat suchen und dafür unglaubliche Strapazen und Enttäuschungen auf sich nehmen: Schiffskatastrophen, Malaria und Erschöpfung kosten vielen Pionieren das Leben. Ein Grossbrand vernichtet fast alle mühsam aufgebauten Häuser. Unter primitivsten Verhältnissen bauen sie in der Nähe des Lake Michigan die neue Siedlung
wieder auf und geben ihr den Namen "Holland". Heute, 200 Jahre nach der Gründung, ist diese Siedlung der kleinen Anfänge zu einer Kleinstadt mit etwas über 30000 Einwohnern geworden.
Was zunächst nach einem Geschichtsbuch klingt, entpuppt sich immer mehr zu einem spannenden Roman mit vielen Überraschungen. Hauptpersonen sind zwei Frauen: Geesje, eine der Pionierinnen der ersten Stunde und Anna, eine junge Frau, die 50 Jahre später lebt. Ihre Eltern sind früh gestorben, sie wird von einem kinderlosen reichen Ehepaar in Chicago adoptiert und gehört damit zur gehobeneren Klasse. Mit 25 Jahren macht sich auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern. "Töchter der Küste" ist ein ergreifendes Buch, das den Leser – manchmal fast ausser Atem – mit hinein nimmt in das Fragen und Ringen um den richtigen Weg.
Was mir ganz besonders gefällt, ist die schnörkellose Schilderung der Erfahrungen der Pioniergeneration. Da wird nichts beschönigt oder überdeckt. Wie das Leben so ist, auch bei bewussten Christen, mit allen Höhepunkten und Krisen, Liebe und Hass. In einer Malaria-Epidemie mitten in der Aufbauphase des Dorfes sterben viele der Pioniere, auch die Eltern von Geesje. Ein ganzes Schiff voll christlicher Pioniere auf dem Weg nach Amerika gerät in einen Sturm und geht unter. Warum lässt Gott so viel Leid zu, lässt geliebte Menschen brutal umkommen – Unschuldige, die ihm dienen wollten? Zweifel an Gottes Güte und Fürsorge kommen auf und bleiben unbeantwortet im Raum stehen. Einzelne ertragen diese Widersprüche nicht mehr. Ihr Glaube erleidet Schiffbruch, sie verlassen die verschworene Schar der Pioniere. Aber die meisten Neuansiedler gehen konsequent weiter, im Glauben an diesen "harten" Gott. Sie legen Strassen an, bauen Verkaufsläden und Häuser auf. Eine Kirche wird gebaut.
Und mitten in diese Aufbauphase hinein schildert die Verfasserin das persönlichen Schicksal der beiden Frauen Geesje und Anna. Unüberhörbar steht immer wieder die Frage im Raum: Wie erkenne ich überhaupt, was Gott von mir will, zum Beispiel bei der Partnerwahl. Und was mache ich, wenn ich von ihm keine Antwort erhalte? Gerne möchte man beim Lesen diesem rätselhaften Gott nachhelfen und Klarheit schaffen. Die Stärke dieses Buches ist aber, dass die Spannung unheimlich lange aufrechterhalten wird, bis sich am Ende manches Rätsel löst.
Eine besondere Stärke von Lynn Austin ist, dass sie das Christsein mit all seinen Licht- und Schattenseiten sehr realistisch beschreibt, nicht plakativ oder mit Patentantworten. Dabei scheut sie sich nicht, auch die Verlegenheitsfragen der Christen aufzugreifen und offen zu lassen, was zurzeit nicht beantwortet werden kann. Selten hat mich ein Buch so unmittelbar angesprochen und meinen Horizont erweitert.
Lynn Austin (*1949) ist verheiratet mit Ken, sie haben drei Kinder und leben in Holland, Illinois. Ihre große Familie, die vier Generationen umfasst, ist ebenso Aufgabe wie Inspiration für sie. Seit 1992 arbeitet sie hauptberuflich als Autorin und hat seitdem zahlreiche Bücher veröffentlicht. Sie hält den Rekord für die meisten Christy Awards (acht). Eines ihrer Bücher, Hidden Places, wurde in einen Hallmark Channel-Film umgewandelt.
Aus den Anmerkungen am Ende des Buches: Die Schiffsunglücke der Phoenix und der Ironsides haben tatsächlich stattgefunden (1847 bzw. 1873). Lynn Austin wohnte während ihres Studiums im alten Hope College (jetzt Van Vleck Hall) in Holland. Bei der Abfassung des Buches wurde sie von verschiedenen Historikern beraten.
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12.07.2019peedee Intensiv, emotional, beeindruckend
Anna Nicholson, Band 1: Niederlande, 1845. Als Geesje fünfzehn Jahre alt ist, beginnen die Schikanen gegen ihre Familie aufgrund ihres Glaubens. Zwei Jahre später fällt der Entschluss, mit anderen Niederländern ihre Heimat zu verlassen und in den USA neu zu beginnen. Geesje will nicht mit, da sie die Liebe ihres Lebens zurücklassen muss. Er verspricht zwar,
nachzukommen, doch werden sie sich wirklich wiedersehen" Fünfzig Jahre später erinnert sich Geesje zurück, nicht wissend, dass ganz in der Nähe eine junge Frau vor ähnlich schwerwiegenden Entscheidungen wie Geesje einst steht"
Erster Eindruck: Ein sehr schönes Cover mit dem Leuchtturm auf dem Felsen und zwei Frauen - gefällt mir ausgesprochen gut.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, und zwar 1897 in und um Holland, Michigan, USA sowie ab 1845 beginnend in den Niederlanden. Geesje gehört zu den Siedlern, die vor fünfzig Jahren aus den Niederlanden in die USA gekommen waren und die die Stadt, die später Holland genannt wurde, gegründet haben. Im Rahmen der Fünfzig-Jahre-Feierlichkeiten wird sie gebeten, ihre Geschichte rund um ihre Ankunft in Michigan aufzuschreiben. Zuerst sträubt sie sich, doch dann lässt sie sich auf die zuweilen sehr schmerzlichen Erinnerungen ein. Derk, der Sohn des Nachbarn, nennt sie Tante Geesje, obwohl sie nicht miteinander verwandt sind. Er darf ihre Memoiren lesen. Derk ist Theologiestudent und wird einmal Pastor werden.
Anna ist dreiundzwanzig Jahre alt und in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen. Als William ihr verbietet, nochmals in die Kirche in der Chicago Avenue zu gehen, wo sie sich aufgenommen fühlte, löst sie die Verlobung. Mit ihrer Mutter reist sie an den Lake Michigan, um ein bisschen Abstand vom Geschehen zu kriegen. Anna hat viele Fragen in Bezug auf den Glauben: Warum hat William ihr den Besuch verboten" Und warum will auch ihre Mutter nicht mit ihr über den Glauben sprechen" Anna sei fanatisch, meint sie. Derk und Anna begegnen sich auf dem Hotelgelände, wo er in den Sommerferien arbeitet. Es ist zwar nicht schicklich, für eine junge, unverheiratete Dame ihres Standes mit einem Mann - und dann erst noch mit einem Angestellten! - zu sprechen, aber sie widersetzt sich diesen Gepflogenheiten. Anna und Derk haben beide ein Problem mit ihren Beziehungen und suchen Entscheidungshilfen.
Zusätzlich zu den Informationen im Buch betreffend Gründung der Stadt Holland habe ich mich noch ein wenig im Internet belesen. Federführend für die Auswanderung war der Pastor (niederländ. "Dominee") van Raalte, der die Trennung von Staat und Kirche verlangte und sodann seine Glaubensbrüder und -schwestern, Mitglieder der Separatistenkirche, aufforderte, mit ihm in die USA zu gehen. Es ist für mich kaum vorstellbar, welche Strapazen die Siedler damals auf sich genommen haben, um den Traum vom freien Glaubensleben in den USA umsetzen zu können. Nur schon die langwierige und belastende Überfahrt in die USA oder dann auch der Bau der ersten Unterkünfte mitten im Wald. Und immer wieder gibt es Rückschläge"
Fazit: Eine beeindruckende und ergreifende Geschichte über den Glauben und Entscheidungen. Dies war mein erstes Buch von Lynn Austin und ich weiss, dass nun noch viele weitere von ihr folgen werden. In Kürze kann ich mit "Ufer der Erinnerung" die Fortsetzung von diesem Buch lesen - ich freue mich sehr auf weitere intensive Lesestunden.
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03.05.2017Susanne Ergreifende Familiengeschichte über mehrere Generationen
Dieses Buch spielt in zwei Welten. Da ist zum einen das Leben von Geesje, die mit ihrer Familie zusammen nach Amerika auswandert. Jedoch lässt sie den Mann, den sie liebt, in den Niederlanden zurück. Es folgen viele Krisen und schwere Entscheidungen, bis sie sich 50 Jahre später entschließt, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Gleichzeitig lernen wir Anna
kennen, deren Leben auf geheimnisvolle Weise mit dem von Geesje verbunden ist.
Für mich das erste Buch dieser doch recht bekannten Autorin, und es hat mich wirklich überzeugt. Sie schreibt warmherzig und einfühlsam und hat dabei auch keine platte und oberflächliche Geschichte geschaffen. Vielmehr ein Auf und Ab der Gefühle mit vielen überraschenden Wendungen. Besonders spannend sind die Schilderungen von Geesje, die immer wieder zwischendurch weitergeführt werden. Dabei geht es um Glaube und Heimat, und vor allem um eines: Liebe. Es fällt ihr unendlich schwer, den Geliebten zurückzulassen. Im weiteren Verlauf der Geschichte zweifelt sie immer mehr an Gott, glaubt aber auch immer weiter an ihn. Daher für mich eine sehr ermutigende und schöne Geschichte, in der auch Zweifel am Glauben ihren Raum haben. Geesje kann uns viel beibringen, glaube ich. Sie ist zu einigen Wahrheiten gelangt, die sich einfach anhören, aber schwer erkämpft sind.
Aber auch die Teile, die von der jungen Anna erzählen, sind spannend und gut geschrieben. Es geht auch hier um die Liebe, und um Identität und Selbstfindung. Ganz nebenbei erfahren wir auch viele Einzelheiten, die damals das Leben bestimmten, ungeschriebene Regeln und Gesetze. Es sind sehr sympathische Charaktere, die um diese Regeln wissen, aber sich dagegen zur Wehr setzen.
Ein bisschen schade fand ich das Ende, welches nicht sehr befriedigend ist. Viele Stränge der Handlung bleiben irgendwie offen oder werden nur unbefriedigend beendet. Trotzdem ein schöner Roman, der auf jeden Fall eine Lesereise wert ist.
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08.04.2017LEXI Gott hat einen Plan und ein Ziel für dein Leben. Niemand kann uns aus Gottes Hand reißen.
"Am Vorabend meines fünfzehnten Geburtstags zertrümmerte ein riesiger Ziegelstein das Fenster in Papas Druckerei und beendete meine Kindheit."
Die Ich-Erzählerin Geesje berichtet von ihrer Kindheit und dem Leben mit ihrer Familie in einem Ort namens Leiden in den Niederlanden. Aufgrund ihres Glaubens war die
Gemeinde der Separatisten starken Anfeindungen ausgesetzt. Als die anfänglichen Drohungen und Einschüchterungsversuche schließlich eskalierten, entschlossen sich Geesjes Eltern, auszuwandern. Die damals siebzehnjährige Geesje war verzweifelt, da diese Emigration sie von ihrer großen Liebe trennte. Der junge Mann versprach Geesje jedoch, so rasch wie möglich nachzukommen und sie in Amerika zur Frau zu nehmen.
Der zweite Erzählstrang dieses Buches spielt am Lake Michigan in einer Stadt namens Holland, im Jahre 1897 und stellt die Gegenwart der Erzählung dar. Geesje ist bereits Mitte bis Ende sechzig, verwitwet und wird gebeten, anlässlich der Feier des 50jährigen Bestehens der Stadt ihre Lebensgeschichte als eine der ersten Siedlerinnen niederzuschreiben. Ihr Sohn Jakob und der Nachbarsjunge Derk tragen dazu bei, Geesje für diese Aufgabe zu gewinnen. Hierbei werden jedoch jahrelang verschlossen gehaltene Erinnerungen und Emotionen wieder freigesetzt.
In den zweiten Handlungsfaden wird auch die Geschichte der dreiundzwanzigjährigen Anna Nicholson verwoben, die aufgrund ihrer gelösten Verlobung an den Lake Michigan kam, um sich über ihre Gefühle und Pläne Klarheit zu verschaffen. Anna entstammt wohlhabenden Verhältnissen, fühlt aber eine unerklärliche Einsamkeit und Leere in ihrem Inneren.
Lynn Austin hat mit ihrem neusten Roman "Töchter der Küste" eine atemberaubende Geschichte erzählt, die einen Zeitraum von drei Generationen umfasst und dabei viele historische Details über die Gründung der Stadt Holland in Michigan liefert.
Die liebenswerte Protagonistin Geesje entpuppt sich im Verlauf des Buches als faszinierende und tapfere Frau, die trotz vieler Schicksalsschläge ihren tiefen Glauben an Gott in sich bewahrte. Geesje wurde dabei stets von ihrer Familie und der Gemeinde der Separatisten unterstützt und entwickelte sich zu einer Frau mit großer Kraft und starkem Glauben, wuchs an den schweren Zeiten ihres Lebens.
Wie auch Geesje wurden Maarten, Hendrik und Anna wundervoll charakterisiert und von der Autorin regelrecht zum Leben erweckt. Ich durfte aufgrund des einnehmenden Schreibstils und dieser exzellent gezeichneten Charaktere tief ins Geschehen eintauchen und Geesjes Weg mit verfolgen.
Lynn Austin bietet in ihrer Geschichte Raum für etliche Nebenfiguren, wobei ich vor allen Dingen von Derk eingenommen war. Der freundliche, gütige junge Mann spielt im zweiten Abschnitt dieses Buches eine bedeutende Rolle und wurde neben Geesje für mich beinahe zu einem zweiten Protagonisten.
Diese faszinierende Lebensgeschichte stellt den Glauben an Gott ins Zentrum. Die Autorin hat ihre Geschichte sehr überzeugend fortgesetzt und für meinen persönlichen Lesegeschmack ein sehr überzeugendes, den Werten der handelnden Figuren entsprechendes, sehr authentisches Ende geschrieben.
Ich empfand "Töchter der Küste" als beeindruckende Leseerfahrung, die mir viele berührende Momente bereitet hat. Es handelt sich hierbei um eine tief vom Glauben geprägte Lebenserinnerung, gepaart mit einer faszinierenden Geschichte über eine mutige Gemeinde, die schließlich am Lake Michigan Fuß fasste und die Stadt Holland gründete.
Fazit: ein erstklassiger Roman einer begnadeten christlichen Autorin, den ich uneingeschränkt weiter empfehle!
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06.03.2017Dagmar Reisch "Töchter der Küste" von Lynn Austin ist ein christlicher Roman, der auf 2 Zeitebenen spielt:
ein Handlungsstrang spielt ab ca 1850, den die 70 jährige Geesje im Rückblick erzählt.
der 2. spielt 1897, der teilweise von Geesje im Alter und Anna, einer jungen Frau, handelt.
Beide Geschichten nähern sich im Laufe des Romans an bzw sind ineinander verwoben und enden gemeinsam.
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Vordergründig geht
es um niederländische Siedler, die aus Glaubensgründen und einer Hungersnot in ihrem Land, nach Amerika ausgewandert sind.
Es wird ihr anfänglich sehr hartes Leben beschrieben: Sie beginnen in der Wildnis ohne irgendwelche Strukturen mit der Gründung einer Stadt und müssen mit vielen Widrigkeiten fertig werden.
Darin eingebettet ist die Lebensgeschichte der 70 jährigen Geesje und der jungen Anna.
Es gefällt mir, dass Lynn Austin immer wieder Ereignisse im Leben der beiden Frauen mit Bibelstellen oder -geschichten verknüpft. Es zeigt mir, wie aktuelle Situationen über die Bibel erklärt werden können.
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Alle auftretende Personen sind sehr anschaulich und lebendig beschrieben. Vor allem wird auch Bezug genommen auf deren Glaubensfestigkeit.
So kann sich der Leser gut in die verschiedenen Personen hineinversetzen, ihr Denk- und Handlungsweise verstehen und seine eigenen Sympathien verteilen.
Es wird immer wieder deutlich, wie stark sie sich an Gottes Willen für sich selbst orientieren, ja diesen an die 1. Stelle setzen und versuchen, ihr eigenes Wollen dem unterzuordnen.
Beeindruckend war für mich, wie Geesje mit ihren harten Schicksal immer wieder fertig geworden ist und nie den Mut verloren hat. Sie vertraut auf Gott und auf ein Wiedersehen mit ihren Lieben nach dem Tod.
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Für mich war es ein sehr spannendes Buch, das mich bereichert hat, da es auch immer nach Gott fragt. Die Geschichten um die beiden Frauen sind fesselnd, manchmal auch sehr traurig.
Beeindruckt hat mich dabei, wie vor allem Geesje nie den Mut verloren und sich aufgegeben hat.
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Eine klare Leseempfehlung für alle, die aus der Vergangenheit lernen und erfahren wollen, wie Gott in das menschliche Leben eingreifen kann und dass Gottes Wille ganz oben steht.
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28.02.2017Klaudia K. Das neue Buch "Töchter der Küste" von Austin Lynn hat meine ohnehin hohen Erwartungen mehr als übertroffen. Ein wirklich und wahrhaftig phantastisches Werk, das mir für lange Zeit wertvollste Impulse für mein eigenes Leben schenkte.
Geesje jetzt wird gebeten ihre Erinnerungen über die Auswanderung vor fünfzig Jahren aufzuschreiben.
Die Handlung spielt in den Niederlanden um 1845; Geesje ist gerade
fünfzehn Jahre alt als sie erleben muss wie Menschen sie und ihre Familie wegen ihres christlichen Glaubens schikanieren und sogar angreifen. Die Druckerei ihres Vaters wird zerstört und sie müssen letztendlich um ihre Existenz bangen. Maarten, der Assistent ihres Vaters ist immer in ihrer Nähe und hilft ihnen jederzeit. Er verliebt sich heimlich in Geesje, doch ihr Herz schlägt für Hendrik. Hendrik war einer von vier Soldaten, die zu dieser Zeit von der Familie untergebracht werden mussten. Hendrik lebte also im Haushalt mit und so geschah es dass Geesje sich in Hendrik verliebte.
Durch das vorbildliche christliche Leben, und letztendlich durch Geesje, findet Hendrik zum Glauben, ist aber als Soldat verpflichtet in den Niederlanden zu bleiben, während Geesjes Familie, durch die immer heftiger werdenden Anfeindungen, die Ausreise nach Amerika als letzten Ausweg sieht. Dort wollen sie sich eine neue Zukunft in Freiheit aufbauen. Hendrik verspricht nachzukommen. Doch Gottes Wege sind meistens anders als unsere...
Etwa 50 Jahre später steht Anna, verlassen von ihrem Verlobten William vor ähnlichen Problemen. Nichtsahnend kreuzen sich die zwei Schicksale der beiden Frauen. Beide können sich gegenseitig viel Frieden schenken.
Lynn Austins Bücher besitzen eine geistliche Tiefe, sind in bestem Sinne tiefgründig und lenken die Gedanken des Lesers auf wichtige und wesentliche Elemente unseres Lebens. Ich habe durch das wunderbare Werk viel für meine persönliche Entwicklung gewonnen.
Es gelang der Autorin lebendige und authentisch agierende Charaktere zu schaffen, die perfekt in die Story eingebettet sind. Ihre Facetten unterstreichen vorzüglich die Botschaft des Buches.
Auch die Landschaft wurde lebhaft und überwältigend beschrieben. Die vielen von den Neusiedlern zu ertragenden Tragödien sind ergreifend, dramatisch und lebensecht beschrieben. Der Schreibstil der Autorin ist so ausgefeilt, dass ich manchmal dachte mitten im Geschehen zu sein. Ich frage mich auch jetzt noch, wieviel kann ein Mensch ertragen"
Was die Werke von Lynn Austin ganz besonders wertvoll machen ist, dass die Autorin in ihrer Story nie die Aspekte und wichtigen Botschaften des Glaubens aus den Augen verliert, der sich folglich wie ein wohltuendes rotes Band durch den Roman zieht. Die Menschen versuchten damals fest im Glauben verankert zu leben - was auch immer geschah oder wieviele Verluste auch immer sie erleiden mussten. Jeder Leser kann dem nur Bewunderung entgegen bringen.
Die zwei Schicksale von Geesje und Anna sind in bester literarischer Weise beschriebene Wege mit Höhen und Tiefen. Es sind Frauen die nicht leichtfertig Entscheidungen treffen sondern den Sinn des Lebens suchen.
Welchen Weg wird Anna beschreiten"
Ich würde mich über eine Fortsetzung unglaublich freuen.
Ein herzliches Dankeschön für die wertvolle Geschichte und ein Dank an den Francke Verlag für die Publikation.
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27.01.2017Gisela Fajta Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch eine Geschichte. Die junge Anna, reich verwöhnt, steht vor der Entscheidung ihres Lebens mit vielen Fragen in ihrem Herzen. Albträume die sie plagen, die längst Vergangenes lebendig werden lassen.
Geesje soll ihre Lebensgeschichte niederschreiben, auch sie erlebt neu, was sie geprägt hat. Was die beiden verbindet und welche Nöte
sie bezwingen müssen, Lynn Austin schafft es aufs Neue einen zu fesseln. Eigentlich denkt man, man hat vieles von der Autorin gelesen, aber Lynn Austin spinnt die Fäden einer Geschichte zu einem wunderbaren Netz zusammen und fügt die einzelnen Pointen zu einem wunderbaren Ganzen zusammen. Ein Buch, das man gerne liest und ungern aus der Hand gibt.
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04.01.2017Smilla507 »Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele"«
Dieser Bibelvers beschäftig zwei unterschiedliche Frauen zu unterschiedlichen Zeiten:
Geesje, die im Jahre 1845 als 17jähriges Mädchen gemeinsam mit ihren Eltern die Niederlande verlässt, um ihren Glauben wieder frei ausleben zu dürfen. Die Auswanderung ist beschwerlich, das Fußfassen in Amerika umso beschwerlicher.
Ca. 50 Jahre später schreibt sie ihre Erlebnisse auf.
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt reist die 23jährige Anna gemeinsam mit ihrer Mutter aus Chicago an den Lake Michigan, wo sie in paar Wochen verbringen möchte. Nachdem ihre Verlobung von William gelöst wurde, weil sie sich zu den Gottesdiensten einer freieren und offeneren Kirchengemeinde angezogen fühlte, stellt sich Anna die Frage, wie nun ihre Zukunft aussieht... Aber vor allem, was der Glaube an Gott wirklich bedeutet. Diese Fragen versucht ihr Derk, ein Hotelangestellter und zugleich Geesjes Nachbar und Theologiestudent, zu beantworten.
Man merkt schnell, dass diese beiden Frauen ein paar Gemeinsamkeiten haben: Beide tragen bzw. trugen den Wunsch in sich, den Glauben freier ausleben zu dürfen. In Geesjes Heimatland war es nicht gestattet sich von der Kirche abzusplitten. Man wurde als Separatist bezeichnet, verfolgt und drangsaliert. Anna begegnet während einer Evangelisation einem Gott, der viel liebevoller und persönlicher ist, als er ihr in der Kirche bisher vermittelt wurde. Doch aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung ist ein offen und frei gelebter Glaube verpönt bzw. nicht erwünscht.
Aber das ist »nur« die Rahmenhandlung! Lynn Austin hat so viel mehr in diesen Roman gepackt, als ich es in Worte fassen kann. Sie erzählt von Höhen und Tiefen im Glauben - Tiefen, die richtig existentiell werden. Besonders durch Geesjes Geschichte wird der Leser mit einigen Schicksalen konfrontiert. Aber so deprimierend es klingen mag, es scheint auch immer wieder die Hoffnung durch.
Mich hat dieser Roman so sehr mitgerissen, dass ich ihn kaum weglegen konnte! Anfangs musste ich mich ein klein wenig einlesen, aber wie bei allen anderen Romanen der Autorin auch, die ich bisher gelesen habe, war ich ziemlich schnell gefesselt. Da gibt es Geheimnisse aufzudecken und unerwartete Wendungen machen das Buch sehr spannend! Die Handlung hat 2 bzw. 3 Handlungsstränge, die aus Annas und Geesjes Perspektive jeweils in Ich-Form erzählt werden. Zwei Stränge sind im Jahr 1897 und ein weiterer mit Geesjes Erinnerungen, die immer klar gekennzeichnet sind. Also, ihr merkt, es ist recht komplex dieses Buch in Worte zu fassen und mehr möchte ich auch nicht verraten.
Das Ende lässt in mir allerdings den Wunsch zurück zu erfahren, welchen Weg Anna weiterhin gehen wird, welche Entscheidungen sie noch treffen wird und welche Rolle Gott bei alldem noch haben wird. Deswegen hoffe ich sehr auf einen weiteren Band!
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27.12.2016Monika S.-W. Ein sehr guter Roman mit geistlichem Tiefgang. Was mich bewegt hat, ist, wie Entscheidungen der Menschen das weiterführende Leben bestimmen. Auch dass es besser ist, als geistlicher Mensch zuvor zu beten, um gute Entscheidungen zu treffen.
Was mich jedoch stört, ist das Ende, das wie in dem Roman "Ein Koffer voller Träume" für mich keinen eindeutigen Ausgang hat, sondern alle
Weiterführungen offen läßt. So etwas ist für mich unbefriedigend. - Vielleicht soll das aber gerade das Ziel dieses Romans sein, dass der Leser etwas zum Nachdenken hat. :-)
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