Denn sooft sie auch ihre Flaschen in die Spüle entleerte und in dem Fluss untertauchte, der Spirituosenschrank blieb nie lange leer. Natürlich waren wir hässliche Entlein in New Hope und die hässlichsten Entlein von allen in unserer Kirche. Nicht so sehr, weil Mama einen Rosenkranz in ihrer Handtasche bei sich trug oder während der Predigten weinte oder sich beim Segen bekreuzigte, sondern weil sie trank, und unser Pastor sagte, die Trinkerei sei so, als würde man mit dem Teufel tanzen.
Eines Sonntags, als sie von Kopf bis Fuß patschnass auf unser Haus zukam, hielt ich meinen Reifen an und blinzelte sie durch die helle Nachmittagssonne an. „Warum tauchst du immer so im Fluss unter?“
Sie blieb stehen, als würde sie mich zum ersten Mal sehen. Das kam oft vor – dass sie meine Anwesenheit vergaß. Für gewöhnlich musste ich schon in größere Schwierigkeiten geraten, damit sie sich an mich erinnerte. Mama beschirmte mit einer Hand ihre Augen. „Um neu gemacht zu werden, Kleines.“
Irgendwann gab sie die Taufen auf und beschloss, stattdessen einen Entzug zu machen. Mein viertes Schuljahr war gerade zu Ende, als sie mich für drei Monate bei meinem Vater absetzte. Als sie mich schließlich wieder abholte, waren alle unsere Habseligkeiten in den Kofferraum unseres rostigen alten Kombis gestopft. Wir verließen New Hope und fuhren nach Osten in eine Stadt namens Apalachicola in Florida. Meine Mutter bekam dort eine Anstellung als Kellnerin und ich ging in die Franklin High zur Schule. Ab diesem Zeitpunkt gab es keine Kirchenbesuche mehr. Und auch keine Taufen im Fluss. Das Einzige, was sich nicht änderte, war Mamas Tanz mit dem Teufel.
Als mein Wecker ertönte, überkamen mich zwei diametral entgegengesetzte Gefühle. Erleichterung, weil dies mein letztes Jahr an der Franklin High war, und Angst, weil es erst der erste Tag dieses letzten Jahres war.
Ich schlug mit der Hand auf mein Handy, damit es verstummte, und nahm den Stimmungsring von meinem Nachttisch; sein Stein hatte die Farbe eines Gewitterhimmels. Eigentlich glaubte ich nicht daran, dass der Ring meine Stimmung erspüren konnte, aber ich hatte ihn unter einem Kaubonbonpapier gefunden, als ich einen der vielen Straßengräben von Müll befreit hatte. Der Ring war ganz hübsch und sogar aus richtigem Silber – nicht wie die kitschigen Fünf-Dollar-Ringe, die man in Modeschmuckgeschäften wie Claire’s kaufen konnte. Und er passte. Also hatte ich ihn sauber gemacht und eingesteckt. Mein einer, einziger Schatz aus einem Sommer voller Müll.
Durch den schmalen Spalt zwischen dem fadenscheinigen Teppich und meiner Schlafzimmertür drang eine gedämpfte Unterhaltung herein – eine Männer- und eine Frauenstimme, die sich über einen Wasserrohrbruch in der Innenstadt von Tallahassee unterhielten. Das bedeutete, Mom war entweder a) schon wach und sah sich die Nachrichten an oder b) bewusstlos auf dem Sofa, während der Fernseher vom Abend zuvor noch lief. Wenn ich Geld gehabt hätte, das ich verwetten könnte, hätte ich alles auf Möglichkeit b) gesetzt.
Ich presste den Daumen auf den Stein des Stimmungsrings und stellte mir Lila vor – eine Farbe, die für glücklich, entspannt und frei stand. Das wusste ich, weil ich im letzten Frühjahr im Buchladen in der Stadt dieses gigantische Taschenbuch mit dem Titel Die Bedeutung der Farben gefunden und es an einem einzigen Tag komplett durchgelesen hatte. Ich nahm den Daumen von dem Stein und wagte einen Blick. Der Bernsteinton von Katzenaugen starrte mich an – gemischte Gefühle.
Vielleicht funktionierte der Ring ja doch.
Mit einem resignierten Seufzer trat ich das Laken, das meine Beine bedeckte, zur Seite und streckte den Kopf zur Tür hinaus. Der Fernseher warf ein himmlisches Licht auf meine Mutter, die auf dem Sofa lag, einen Arm über den Kopf gestreckt. Jenseits von Gut und Böse.
Einhundertachtzig Tage … einhundertachtzig Tage … einhundert- achtzig Tage …
Das sagte ich mir immer wieder, während ich mir die Zähne putzte, das Gesicht wusch und die Augen mit flüssigem Eyeliner schminkte. Dann schlüpfte ich in ein schlichtes T-Shirt, eine verschlissene Jeans und ein Paar Springerstiefel, das ich mir in einem Secondhandladen gekauft hatte, als ich noch nicht pleite gewesen war. Dank Chris Nanning und meiner falschen Entscheidung und dem dicken Richter mit der chronisch düsteren Miene herrschte auf meinem Konto zurzeit gähnende Leere. Prüfend musterte ich mich noch ein letztes Mal im Spiegel.
Die vergilbte Postkarte, die in der Ecke meines Kommodenspiegels festgeklemmt gewesen war, hatte sich gelöst. Ich zog sie ganz heraus und drehte sie um. Die Einladung auf der Rückseite war ebenso vergilbt wie die Vorderseite, aber in meinem Gedächtnis war sie ganz scharf und deutlich zu lesen. Es war der einzige Ort, an dem meine Gesellschaft nicht nur geduldet, sondern erwünscht war. Erhofft sogar. Wenn es den Beweis nicht gäbe, der mich anstarrte, hätte ich die Erinnerung wahrscheinlich einem ernsten Fall von Wunschdenken zugeschrieben.
Ich klemmte die Karte wieder ein und schob mir eine Strähne meines kohlrabenschwarzen Haares hinters Ohr. Sie blieb nicht dort. Vor zwei Tagen hatte ich in einem impulsiven Augenblick meine Haare abgeschnitten und schwarz gefärbt. In dem Moment hatte die Veränderung sich mutig angefühlt, sogar symbolisch, so als würde ich meinen Mitschülern eine lange Nase drehen. Mit Sicherheit würden sie am ersten Schultag besonders laut hinter meinem Rücken tuscheln. Die neue Optik war meine Botschaft an die anderen, dass es mir egal war, was sie sagten oder dachten.
Wenn das doch nur wahr wäre.
Auf der Arbeitsplatte in der Küche stand eine leere Weinflasche Wache; eine zweite lag umgekippt in der Spüle. Ich nahm mir ein Fertigtörtchen aus einem der Schränke und sah auf die Uhr. Viertel vor acht.
„Mom!“ Hastig drehte ich den Wasserhahn auf und schlürfte etwas von dem fließenden Wasser, dann riss ich meine Schultasche von der Rückenlehne eines Esszimmerstuhls. „Wir müssen los.“
Sie murmelte etwas Unverständliches.
Ich nahm die Fernbedienung vom Couchtisch und schnitt der Nachrichtensprecherin mitten im Satz das Wort ab. „Du musst dich fertig machen.“
Sie wischte sich den Speichel aus dem Mundwinkel und drehte sich auf die andere Seite. Selbst mit der verschmierten Wimperntusche, den zerzausten Haaren und der roten Falte quer über ihrer Wange schaffte sie es noch, schön auszusehen. Dumm für mich, dass ich nach meinem Vater kam.
„Ich komme zu spät zur Schule. Und du zur Arbeit.“
„Zu müde“, krächzte sie.
Oder besser zu verkatert.
In meiner Brust stieg Wut auf. Ich holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Keine Ahnung, wie oft sie noch zu spät kommen konnte, bevor sie rausgeschmissen wurde, aber die Unpünktlichkeit meiner Mutter war nicht mein Problem. Sie würde nur zu meinem Problem werden, wenn ich hierblieb. Ihr Boss drückte möglicherweise ein Auge zu. Direktor Best (ein Name, wie er ironischer nicht hätte sein können) würde es hingegen nicht tun. Ich kramte in ihrer Handtasche und nahm ihren Schlüssel heraus.
Einhundertachtzig Tage … einhundertachtzig Tage … einhundert- achtzig Tage …
Kundenstimmen
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08.12.2018MissLila Für mich war dies der erste Roman aus der Feder von Katie Ganshert, es wird aber sicher nicht der letzte sein.
Die Geschichte wird im Wechsel aus der Perspektive von Carmen und Gracie erzählt. Jeder Abschnitt ist auch von dem erzählenden Protagonisten überschrieben. Bereits nach dem Prolog war ich sehr gespannt auf die weitere Geschichte. Der Schreibstil ist sehr
fließend und einfühlsam, auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Die Protagonisten erleben alle Facetten des Lebens; Höhen und Tiefen, Verletzungen und Enttäuschungen. Aber es gibt auch Hoffnung. Das Geschehene ist sehr plausibel und nachvollziehbar dargestellt. Auch die Gefühlswelt, die die Personen durchleben, kann man gut nachvollziehen.
Gut gefällt mir, dass der christliche Glaube eine große prägende Rolle spielt. Auch, dass Carmen mit Gott hadert, ist sehr plausibel zum reellen Leben beschrieben, denn man kann Carmen gut in ihren Gedanken nachvollziehen, wie sehr sie mit Gott hadert, weil ihr großer Wunsch sich nicht erfüllt.
Auf sehr einfühlsame Art geht die Autorin auch schwierige Themen an, wie Fehlgeburt und Alkoholabhängigkeit. Und es dreht sich um Beziehung, Familie und wie der Titel schon sagt "vergessene Träume".
Das Cover des Buches finde ich sehr passend gewählt, auch die Farbgestaltung ist sehr stimmig.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen besonders auch durch die christlichen Aspekte.
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13.05.2018Lainybelle Worum geht`s"
Carmen Hart ist perfekt: eine allseits beliebte Wetterfee aus dem TV, eine Frau in ihren besten Jahren und verheiratet mit Ben, dem umschwärmten Highschooltrainer. Doch in ihrem Inneren sieht es ganz anders aus. Carmens unerfüllter Kinderwunsch setzt ihr schwer zu, ihre Ehe hat alle Vertrautheit und Nähe eingebüßt, ihr Leben ist in eine Sackgasse gelaufen. Und nun muss
sie sich auch noch mit der Sorge um das alte Motel herumschlagen, das für sie alles verkörpert, was sie verloren hat.
Außerdem ist da noch Gracie, ihre siebzehnjährige Halbschwester, die völlig unerwartet in ihr Leben platzt und für Schwierigkeiten sorgt. Auch für sie ist das Motel mit besonderen Erinnerungen verbunden.
Stück für Stück beginnen die beiden jungen Frauen, die Bruchteile wieder zusammenzusetzen - die des Motels und die ihrer vergessenen Träume ...
Was mich neugierig gemacht hat:
Der christliche Romanmarkt wird hauptsächlich von bereits etablierten Namen bestimmt, die auch immer wieder tolle Bücher abliefern, darunter z.B. Julie Klassen, Denise Hunter oder Lisa Wingate (die inzwischen im säkularen Bereich Fuß fasst). Ab und zu wird dann aber auch die Übersetzung eines "Neulings" gewagt. So konnte mich 2016 bspw. Kate Breslin mit "Eine Feder für den Lord" absolut überzeugen. "Das Motel der vergessenen Träume" hat mich also aus dem Grund angesprochen, dass Katie Ganshert eine hier noch unbekannte Autorin ist, daneben aber auch wegen des verträumten Covers, den beiden Ich-Perspektiven (das hatte ich im christlichen Bereich bisher noch nie!) und der Tatsache, dass es ein Gegenwartsroman ist (es gibt ja in dieser Sparte sehr viel Historisches).
Wie es mir gefallen hat:
Als Leser ist man eigentlich ein Schatzsucher - und bei "Das Motel der vergessenen Träume" stößt man auf eine Truhe voller Gold.
Mit Carmen und Gracie wird die Geschichte von zwei starken Persönlichkeiten geschildert, die jeweils ihren ganz eigenen Erzählton haben.
Obwohl ich selbst mich in keiner der Lebenssituationen der beiden direkt wiederfinden konnte, hat es sich angefühlt, als wäre ich dabei, als wären ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen meine. Die Autorin versteht es, die Charaktere gerade durch ihre Schwächen für die Leser nahbar zu machen.
Auch die Nebenfiguren - wie z.B. Carmens Mann Ben oder ihre demente Tante Ingrid, deren Lebenswerk das Motel ist, sind liebevoll ausgestaltet und tragen zu einem runden Gesamtbild bei.
Katie Ganshert hat das Talent, viele kleine Details einzubinden, die einem das Gefühl geben, alle schon lange zu kennen, und auch an den Schauplätzen schon oft selbst gewesen zu sein.
Gut gefallen hat mir auch die Mischung aus dramatischen, gefühlvollen, verzweifelten und humorvollen bis tragikomischen Momenten. Die ganze Breite an Emotionen ist vertreten.
Die Geschichte geht nah, und das liegt nicht zuletzt daran, dass die Autorin ihren Charakteren nichts erspart. Die Dinge wenden sich nicht auf unglaubwürdige Weise plötzlich zum Guten, niemand wird durch ein Gebet plötzlich von allen Problemen befreit. Es ist ein langsamer, mitunter schmerzvoller Prozess, den Carmen und Gracie durchleben müssen, aber er macht sie stärker.
Das Einzige, was mir etwas zu konstruiert vorgekommen ist, ist der Spannungshöhepunkt gegen Ende, weil dort einige recht unwahrscheinliche Dinge zusammenkommen. Doch auch das kommt im echten Leben ja bisweilen vor.
Erfrischend finde ich auch, wie das Thema Glaube Eingang in die Geschichte findet. Carmen ist schon lange Christin, doch tiefe Zweifel haben ihr Herz erfüllt. Gracie kann nach einer schwierigen Vorgeschichte mit ihrer Mutter, einer Trinkerin, die mit ihrem Glauben alles andere als ein Vorbild für sie gewesen ist, nicht wirklich etwas mit diesem Jesus anfangen.
Keine von beiden wird plötzlich durch ein einschneidendes Erlebnis erleuchtet, für keine beantworten sich all die großen Fragen. Das Buch trifft keine aufzwingenden Aussagen, pachtet die Wahrheit nicht für sich. Und doch macht es Mut, sich damit auseinanderzusetzen, was Glaube bedeutet - auch denjenigen, die vielleicht denken, damit nichts anfangen zu können.
(Für wen) Lohnt es sich"
Wer gern Gegenwartsliteratur liest, in der die Themen Familie, Selbstfindung und Lebensträume eine große Rolle spielen, ist bei diesem Buch genau richtig.
Dadurch, dass es zwei Protagonistinnen aus unterschiedlichen Generationen gibt (und auch darüber hinaus Nebenfiguren verschiedenen Alters) schafft das Buch einen Spagat zwischen den Zielgruppen und ist somit fast schon ein All-Age-Frauenroman.
In einem Satz:
Warmherzig, modern und ohne jeden moralischen Zeigefinger - "Das Motel der vergessenen Träume" ist ein Roman mitten aus dem Leben, der sich nicht nur an ein christliches Publikum wendet.
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08.05.2018LEXI Gott hat einen Plan
"Nicht alles lohnt das Bewahren, aber für manche Dinge lohnt es sich, mit aller Kraft zu kämpfen. Man muss nur den Unterschied erkennen." (Tante Ingrid)
Tante Ingrid leidet an Osteoporose und Demenz und lebt in einer Seniorenresidenz. An guten Tagen erinnert sie sich gerne an die glücklichen Jahre mit ihrem kürzlich verstorbenen Ehemann Gerald, als die beiden
noch das Motel "Treasure Chest" führten. Nachdem der Geschäftsführer gekündigt hatte, ist die ehemals beliebte Unterkunft verlassen und baufällig geworden. Es ist Ingrids größter Herzenswunsch, das "Treasure Chest" auch weiterhin in Familienbesitz zu wissen und in alter Pracht wieder aufleben zu sehen.
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"Ich hatte für ein eigenes Kind gebetet - ein süßes, unschuldiges Baby, das kicherte, wenn ich lächelte, und von mir geküsst werden wollte. Stattdessen hatte ich Gracie bekommen - einen feindseligen, rebellischen Teenager, der mich von ganzem Herzen hasste." (Carmen Hart)
Carmen Hart ist eine ehrgeizige, perfektionistisch veranlagte und beliebte Wetterfee im Fernsehen und sehnt sich verzweifelt nach einem Baby. Nach vielen Fehlgeburten hat die erfolgreiche Karrierefrau die Hoffnung beinahe aufgegeben, auch ihre einst so glückliche Ehe mit dem Mann ihrer Träume leidet unter der Situation. Carmen verliert nach und nach die Kontrolle - sowohl in beruflicher, als auch in privater Hinsicht. Als unvermittelt ihre Halbschwester Gracie auftaucht, muss sie sich abgesehen von den Anstrengungen zur Rettung ihrer Ehe auch noch mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Denn Carmen war bislang keine gute große Schwester gewesen.
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"Du solltest dich von etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist, nicht dran hindern lassen, etwas Schönes in der Gegenwart zu erleben." (Ben Hart)
Carmens Ehemann Ben ist Lehrer und Football-Trainer in der Bay Breeze Highschool. Der Sport hat einen sehr hohen Stellenwert für den attraktiven und sehr beliebten Coach und er kann ausgezeichnet mit Teenagern umgehen. Leider kriselt es in seiner Ehe und die Beziehung ist drauf und dran, kaputtzugehen. Als seine siebzehnjährige Schwägerin Gracie Fisher bei ihm und Carmen einzieht, sorgt der wilde Teenager für zusätzliche Aufregung in dem bereits stark mit Konflikten belasteten Alltag der Harts. Gracie hatte eine sehr schwere Kindheit, ist Außenseiterhin und hält sich selber für eine Versagerin. Sie hat bislang die bittere Erfahrung gemacht, dass Hoffnung im Leben stets enttäuscht wird.
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In behutsamen und einfühlsamen Worten erzählt Katie Ganshert die Geschichte einer Familie, die bereits viel Schmerz und enttäuschte Hoffnungen durchleben musste. Sie berichtet vom unerfüllten Kinderwunsch der Protagonistin Carmen Hart, der Belastung ihrer Ehe durch wiederholte Fehlgeburten und die dadurch aufkommende Resignation und Bitterkeit. Alkoholismus, Vernachlässigung, Selbstzweifel, Versagensängste und ein ungesundes Streben nach Perfektion werden in diesem beeindruckenden und tief emotionalen Roman thematisiert. Die Autorin bedient sich hierbei höchst authentisch gezeichneter Protagonisten, denen sie sympathische Nebenfiguren zur Seite stellt. Die drei Protagonisten Carmen, Gracie und Ben sind mir sofort ans Herz gewachsen, meine liebsten Nebenfiguren in diesem Buch waren Carmens Großtante Ingrid und Gracies Freund Elias Banks.
Der einnehmende Schreibstil Katie Gansherts wird durch humorvolle Passagen in Dialogen und Ereignissen rund um die sarkastische Gracie aufgelockert. Der Leser wird auf emotionaler Ebene in die Welt der Familie Hart hineingezogen und durchlebt mit ihnen den schwierigen Prozess der Konfliktbearbeitung und Versöhnung. Da auch der Glaube eine tragende Rolle in diesem Buch spielt und mich sowohl die Handlung, als auch die dargestellten Personen absolut überzeugt haben, kann ich diesem Buch nur die Höchstwertung vergeben.
"Das Motel der vergessenen Träume" ist eine Lektüre, die mir ausgezeichnet gefallen hat und die sehr lange nachwirkt. Sie konfrontiert den Leser mit einer zum Teil tragischen Familienverhältnissen und Konflikten und liefert ein für meinen Geschmack absolut glaubwürdiges und authentisches Ende.
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22.04.2018Lia48 Nach außen hin scheint in Carmens Leben alles perfekt zu sein: Seit Jahren sieht man sie regelmäßig die Wettervorhersagen im Fernsehen moderieren, sie hat Ben als ihren Traum-Ehemann an ihrer Seite und wohnt mit ihm in ihrem Traumhaus. Doch die Fassade täuscht. Ein unerfüllter Babywunsch treibt Carmen immer wieder an ihre Belastungsgrenze und strapaziert nicht nur ihre Ehe. Als
ein unbeherrschter Augenblick beinahe alles zerstört hätte, was sie sich aufgebaut hat, flüchtet sie sich in das alte Motel, welches sich seit Generationen im Familienbesitz befindet.
Zur gleichen Zeit macht sich die 17-Jährige Gracie auf die Suche nach Hoffnung und Halt. Mit Sack und Pack zieht sie in das heruntergekommene Gebäude.
Als sie auf Carmen, ihre Halbschwester trifft, nimmt diese sie bei sich auf und zusammen renovieren sie das Motel.
"Doch lassen sich zerbrochene Beziehungen genauso leicht reparieren wie zerbrochene Fenster" Und haben lang vergessene Träume tatsächlich die Macht, die Gegenwart zu ändern""
Die Geschichte wird aus den Perspektiven der beiden Protagonisten Carmen und Gracie erzählt, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben. Dabei geht es bei Carmen viel um ihren unerfüllten Kinderwunsch, ihren Perfektionismus und ihre bröckelnde Ehe. Die turbulente Gracie hingegen versucht Halt im Leben zu finden - in der Schule, bei neuen Freunden und ihrem neuen Zuhause. Die Beziehungen unter den beiden Schwestern, wie auch die zu den Menschen in ihrem Umfeld bzw. der Familie, werden thematisiert.
Immer wieder wurden christliche Inhalte in die Geschichte verwoben. Carmen stellt ihren Glauben in Frage, sie fragt nach dem "warum"" im Leben und nach dem "warum ausgerechnet ich"". Und Gracie trifft auf Menschen die gläubig sind und kommt dadurch selbst ein wenig mit dem Glauben in Berührung.
MEINUNG:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir einfach. Ich wurde direkt emotional gepackt und wollte das Buch nicht zur Seite legen. Der Schreibstil gefiel mir gut, er war sehr locker und flüssig zu lesen. Und trotzdem waren die Charaktere, die Schauplätze und die Situationen so beschrieben, dass ich mir ein gutes Bild machen konnte. Das traumhafte Cover passt richtig gut zur Geschichte und ich konnte mir vor Augen führen, wie die Szenen dort spielen.
Die verschiedenen Charaktere hat die Autorin sehr interessant angelegt und ich fand es spannend, die Perspektive von Carmen und auch die von Gracie zu verfolgen.
Das Buch beinhaltet viele emotionale Inhalte, die Katie Ganshert sehr berührend zu schildern weiß.
Es gibt tolle Höhen und Tiefen und interessante Wendungen.
FAZIT: Insgesamt eine rundum gelungene, fesselnde und emotionale Geschichte, die ich gerne weiterempfehlen möchte! :)
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23.03.2018Gisela Fajta Carmen Hart , erfolgreich im Beruf, verheiratet mit dem Traummann, hat ein Traumhaus , nur eins fehlt ihrem Glück ein Kind. Eines Tages verliert sie die Beherrschung , wird für gewisse Zeit beurlaubt. Eine Auszeit , die ihr auch vor Augen führt , ob ihr Leben wirklich so perfekt ist - In diese Situation hinein taucht ihre Halbschwester Gracie
auf 17 Jahre jung von zu Hause geflüchtet, strandet im alten Motel der Tante Indgrid. Aber das Motel ist in einem miserablen Zustand. Carmen beschließt das Motel wieder mit neuem Glanz zu versehen, Gracie hilft ihr zunächst widerwillig.
Carmen wollte so gerne ein Baby und nun steht sie der Situation eines Teenagers und deren Sorgen gegenüber, ist das alles zu bewältigen" Ihr Mann und sie würden so gerne ein Baby adoptieren und stellen sich der ganzen Bürokratie und merken , dass ihre Liebe zueinander auf Sparflamme brennt. Und da ist auch noch Tante Ingrid , Carmen besucht sie regelmäßig in deren Heim, manche Tage sind gut manche sind schlecht, Ingrid leidet an Demenz.
Katie Ganshert hat in ihrem Roman, die Fülle eines ganzen Lebens gepackt , eine junge dynamische erfolgreiche Frau, ein Teenager der mit vielen Dingen erst zu recht kommen muss, und auch das Alter. Ein volles Ganzes , aber ein hervorragend geschriebenes Buch , in keinster Weise klischeehaft , absolut auf den Boden der Tatsachen , wie das Leben so ist . Sprachlich wunderbar eingefangen und herrlich erzählt. Ein Roman der bewegt und nachdenklich macht.
Gisela Fajta www.buecherwurmshop.de
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