Kundenstimmen
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09.07.2018Renate Krause, Christothek Buchhandlung, Bayreuth Wie gut, dass ich mit dem Lesen an einem Wochenende begonnen hatte. Am liebsten hätte ich das Buch gar nicht wieder aus der Hand gelegt. Die Geschichte ist sehr spannend erzählt und schon mit den ersten Zeilen ist man mitten im Geschehen und total gefesselt. Die Autorin hat eine ganz besondere Art zu erzählen. Obwohl das Thema des zweiten
Weltkrieges mir persönlich nicht so sehr liegt, habe ich diese Geschichte mit großem Interesse verfolgt und musste unbedingt wissen, was passiert und wie es ausgeht. Gerne werde ich das Buch empfehlen und denke das dieser Roman viele interessierte Leser finden wird.
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02.01.2015Sonnenblume1988 Der Anfang des Buches spielt 1944 in Polen: Die 6-jährige Gretel flieht mit ihrer Schwester Elsa aus einem Zug voller Juden Richtung Auschwitz vor dem Tod. Die beiden geben sich als Polinnen aus, um unentdeckt zu überleben. Als Elsa stirbt, wird Gretel vom Studenten Jacób in Obhut genommen, der in der polnischen Widerstandsbewegung gegen die Deutschen kämpft. Vier Jahre
lang kann er Gretel bei seiner Familie unterbringen, doch dann werden Platz und Nahrung zu knapp. Das Versprechen, Gretel zu ihrem Onkel in die Schweiz zu bringen, kann er nicht einhalten. Als er von einem Adoptionsprogramm hört, dass verwaiste deutsche Kinder in einer Familie in Südafrika unterbringen soll, trifft Jacób eine Entscheidung...
Dieses Buch hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, beim Lesen durchzuhalten. Als Belohnung habe ich einen echten Schatz entdeckt. Zu Beginn des Buches bin ich mit dem Lesen schlecht vorangekommen. Ich musste mich sehr konzentrieren um mich in die Handlung hineinzudenken, mir die Namen zu merken und die Andeutungen, die durch die kindliche-naive Erzählperspektive von Gretel entstehen, zu interpretieren. Doch nach einiger Zeit des Einlesens hat mich die Geschichte gepackt und ich konnte problemlos folgen. Nach den ersten 100 Seiten ließ das Buch sich schnell und flüssig lesen und die Geschichte hat mich mitgerissen wie es schon lange keine Geschichte mehr getan hat.
Noch immer staune ich über den Tiefgang des Buches: Die Autorin, die selbst in Südafrika lebt, hat aufwendig über die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg recherchiert. Sie bringt viele politische und historische Geschehnisse mit in das Buch ein. Vor allem Jacób ist politisch sehr engagiert und kämpft erst in der polnischen Heimatarmee, später spricht er sich offen gegen den Kommunismus aus und riskiert dadurch sein Leben in Polen.
Ein weiterer Aspekt des Tiefganges entsteht für mich durch Gretels Entwicklungsprozess. Der Leser begleitet sie über fast 15 Jahre. Er erlebt, wie sie von den Geschehnissen ihrer Kindheit verfolgt wird und wie sie versucht, diese aufzuarbeiten. So kann das Ausmaß der psychischen Folgen von den Menschen, die damals die NS-Zeit miterlebt haben, erahnt werden.
Da das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist, kommt auf die religiöse Komponente nicht zu kurz. Gretel ist evangelisch getauft, doch als sie bei Jacób lebt, nimmt dieser sie mit in die katholische Kirche. Als Gretel nach Südafrika kommt, landet sie in einer streng protestantischen Familie und muss ihren alten, katholischen Glauben verbergen und sich mit einigen Fragen dazu auseinandersetzen.
Nicht zuletzt bietet das Buch auch eine tolle Liebesgeschichte, über die ich noch nichts verraten möchte. Auch die Liebe zwischen Eltern und (Adoptiv-)Kind wird in dem Buch sehr deutlich betont und sorgt für eine angenehme Wärme.
Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen und hoffe, dass von Autorin Irma Joubert noch einige weitere Bücher folgen werden. Das Buch eignet sich meiner Meinung nach auch gut als Geschenk für Menschen, die nicht an Gott glauben, da der Glaube zwar ständig präsent ist, aber unauffällig eingebracht wird.
Fazit: Für jeden, der historische Romane mit Tiefgang liebt, wird sich das Buch lohnen. Wer am Anfang Probleme mit dem Reinkommen ins Buch hat, sollte unbedingt durchhalten. Dann erwartet euch eine mitreißende, außergewöhnliche und berührende Geschichte.
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02.12.2014Klaudia K. Die Erzählung dieser ergreifenden Geschichte von Irma Joubert beginnt im Nazideutschland des Jahres 1944.
Irma Joubert ist eine sehr erfahrene Buchautorin und Historikerin. Sie hat schon zahlreiche sehr gute Bücher geschrieben, doch dieses ist das erste in Deutschland erschienene Werk. Ihre wunderbare einfühlsame Gabe Ereignisse, Schicksalsschläge und und die Gefühle der Menschen in einfacher Weise und gleichzeitig tief ergreifend darzustellen,
ist nahezu einzigartig. Es gelingt ihr diese fürchterliche Zeit des Grauens und der Unmenschlichkeit in eine packende, sehr emotional mitreißende Story zu fassen und den Leser so auf eine authentische Reise in diese dunkle Zeit des Schreckens mitzunehmen.
Das Buch ist ein literarischer Hochgenuss gewesen. Ich bin auch nach der Lektüre, beim Verfassen dieser Rezension, immer noch tief beeindruckt vom vermeintlich "Miterlebten". Eine so packende Geschichte und eine so schwere Zeit den Lesern in so flüssiger Art und Weise nahe zu bringen ohne jedoch vom Kern der historischen Tatsachen abzuweichen ist in meinen Augen eine echte Meisterleistung. Die Charaktere hat die Autorin professionel, routiniert und sehr sicher gestaltet. Folglich sind sie authentisch detailliert und sehr lebendig geworden. Mit jeder Zeile fühlte ich die Verzweiflung und die Tragik aber auch gleichzeitig die mutmachende Hoffnung in der Gretel lebte mit. Es ist unmöglich sich nicht emotional an Gretel zu binden. Ihr Schicksal lässt die eigene Seele mitzittern, bangen und mithoffen. Ich schäme mich nicht zu gestehen, dass bei der Lektüre auch schon mal die Tränen liefen, nein laufen mussten!
Dieses Werk ist für mich einer der Highlights dieses Jahres unter meinen vielen gelesenen Büchern - sehr empfehlenswert. Ein Kleinod der excellenten Schicksalsromane!!!
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08.11.2014Smilla507 „Eine Bahnfahrt (...) ist wie das Leben selbst. Du bist die ganze Zeit irgendwohin auf dem Weg. Du steigst am Ziel aus, bleibst dort eine Weile, dann steigst du an einer Haltestellt wieder ein und fährst zum nächsten Ziel. Aber der Zug fährt immer weiter, ob du da nun einsteigst oder nicht. Und selbst wenn du nie wieder in
den Zug einsteigst, dampft der Zug unaufhaltsam weiter.
Es sei denn, jemand sprengt eine Eisenbahnbrücke in die Luft.“ (S. 261)
Polen 1944: Die sechsjährige Gretel Schmidt überlebt als Einzige ihrer Familie die Deportation nach Auschwitz. Der Zug, mit dem sie, ihre Mutter und ihre Oma dorthin gebracht werden, stürzt von der Brücke, als sie in die Luft gesprengt wird. Jakób findet das kleine Mädchen und nimmt es auf dem Hof seiner Familie auf. Zwischen ihm und Gretel entsteht eine ganz besondere Freundschaft, die auch durch räumliche und zeitliche Trennungen nie in Vergessenheit gerät. Als es Jakóbs Familie zu viel wird Gretel mit durchzufüttern, sieht er nur noch eine Möglichkeit, wie er für das jüdisch stämmige Mädchen sorgen kann: Er bringt es nach Kriegsende zurück nach Deutschland, wo er sie schweren Herzens in einem Waisenheim abgibt. Dort sucht man nach Kindern von SS-Offizieren, die in Südafrika neue Familien finden sollen. Gretel packt die Chance beim Kragen und beginnt dort ein neues Leben, doch die Vergangenheit holt sie wieder ein...
Wow, was für ein mitreißender, packender Roman! Ich habe dieses Jahr bereits einige gute Bücher aus dem Francke-Verlag gelesen und dieses gehört definitiv mit zu den Besten!
Zu Beginn fiel es mir ehrlich gesagt ein wenig schwer mich in das Buch einzulesen, was zum Einen daran lag, dass teilweise aus der Perspektive eines kleinen Mädchens und zum Anderen im Präsens erzählt wird. Gretels Perspektive wechselt allerdings oft mit Jakóbs, so dass ich mich recht bald eingelesen hatte. Irma Jouberts Schreibstil ist in jedem Fall etwas Besonderes. Mit einer sanften Eindringlichkeit brachte sie mir die Schrecken des 2. Weltkriegs, das Leben im kommunistischen Polen und später das Land Südafrika sehr nah. Außerdem dachte ich, dass das Buch hauptsächlich zu Zeiten des 2. Weltkriegs handelt. Aber der Roman umfasst einen wesentlich größeren Zeitraum.
Das Schicksal um die kleine, pfiffige Gretel hat mich stark berührt. So sehr, dass es mir nur mit großer Willensanstrengung möglich war, das Buch aus der Hand zu legen. Ich begleitete Gretel bis zu einem Alter von 20 Jahren und konnte all ihre Höhen und Tiefen mit durchleben. In Südafrika fängt für sie ein komplett neues Leben an. Eine neue Sprache, ein „neuer“ Glaube, eine neue Familie, ein neuer Name: Grietjie.
„Der Zug“ als solches taucht als wichtigstes Fortbewegungsmittel der damaligen Zeit natürlich immer wieder auf und erinnert die beiden Protagonisten auf rußige und schnaufende Weise immer wieder aneinander. Und so nimmt das Buch seinen Anfang im Zug und endet passenderweise im Zug.
Der christliche Aspekt bildet eher den Rahmen der Handlung. Sowohl Jakób als auch Gretel wuchsen im christlichen Milieu auf und sind auch gläubig. Hier greift die Autorin die unterschiedliche Glaubensweisen zwischen Protestanten und Katholiken auf und die Interessenskonflikte, die dadurch entstehen können.
Dieser Zeitabschnitt der 40er und 50er Jahre ist so gut herausgearbeitet worden, dass regelrecht ein Film vor meinen Augen ablief. Kopfkino pur! Dass die Autorin Historikerin ist, merkt man dem Roman von der ersten Seite an! Ich hoffe, wir werden noch viel von ihr lesen! Fans von Lynn Austin und Elizabeth Musser werden hier voll auf ihre Kosten kommen.
Ein toller Schmöker, der unter die Haut geht und einer Verfilmung würdig ist!
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27.10.2014feee66 Beim vorliegenden Roman „Das Mädchen aus dem Zug“ von Irma Joubert, der im Sommer dieses Jahres im Francke-Verlag erschienen ist, handelt es sich um das erste Buch der Autorin, das ins Deutsche übersetzt wurde. In ihrer Heimat Südafrika und in den Niederlanden sind ihre Bücher Bestseller und wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Umso glücklicher schätze ich mich, dass
ich eben diesen Roman in einer Leserunde hier auf lovelybooks lesen durfte.
Das Buch, bei dem es sich sowohl um einen historischen Roman, als auch um die Lebens- und Liebesgeschichte zweier Menschen handelt, wurde von Irma Joubert überaus gründlich recherchiert, gerade was die historischen Fakten anbelangt. Spannend und erwähnenswert ist hierbei die interessante Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit. Die Autorin wurde zum einen von einer südafrikanischen Geschichte, die sie aus ihrer Kindheit kannte, inspiriert und zum anderen greift sie die Problematik der Adoptionen im Jahre 1948 auf. Fakt ist, dass die südafrikanische Regierung 1948 zur sogenannten arischen Blutauffrischung, die Übersiedelung von deutschen Waisenkindern nach Südafrika veranlasste.
Auf diese Weise hat Irma Joubert in ihrem Roman zwei Geschichten zu einer wunderbaren Erzählung verwoben, die in zwei wechselnden Erzählsträngen geschildert, immer spannend bleibt. Es entstand ein historischer Roman, der auf äußerst gründlichen Recherchen basiert und in einer extrem religiös ausgerichteten Gesellschaft spielt. Der Glaube und die Frage danach, welcher Glaube wohl der "richtige" ist, spielt im Buch eine beständige Rolle. Vielleicht sollte es vordergründig gar nicht unbedingt ein christlicher Roman werden, aber der Aspekt ergibt sich wie von selbst. Durch die Extreme im Roman - auf der einen Seite die Schilderungen des Krieges, auch der schlimmen Nachkriegszeit in Polen/Deutschland und auf der anderen Seite der Kraft der Liebe und des Mitgefühls, die im Roman nie zu kurz kommen. Darüber hinaus handelt es sich aber auch einfach um eine wunderbare Lebens- und Liebesgeschichte zweier Menschen, die durch den herrlich flüssigen, leichten, dabei aber nie oberflächlichen, Schreibstil der Autorin getragen wird.
Der Klappentext:
Polen 1944: Die kleine Gretel hat zwar alles verloren, aber sie ist schlau und lässt sich nicht so leicht unterkriegen. In Jakób findet sie einen Beschützer, der das Mädchen mit den jüdischen Wurzeln nach dem Krieg in einem Adoptionsprogramm unterbringt. Dieses bietet Kindern von SS-Offizieren in Südafrika ein neues Zuhause. Für Gretel, die nun Grietjie heißt, ändert sich vom einen auf den anderen Tag alles. Jahre später gerät ihr Leben völlig überraschend in Turbulenzen und sie muss sich mit Fragen auseinandersetzen, die sie bisher verdrängt hat...
Auf ganz außergewöhnliche Art und Weise gelingt es der Autorin, den Leser in ihre Geschichte eintauchen zu lassen, man springt gerne auf den Zug auf (der Zug, der in diesem Roman eine fortwährend eindrücklich wichtige Rolle spielt – bis zur letzten Seite) und man kann einfach gar nicht mehr abspringen, bevor das Buch nicht zu Ende gelesen ist. Teilweise musste ich persönlich zwar kleine Pausen beim Lesen einlegen, aber das lag einfach daran, dass ich emotional so tief berührt war und für mich selbst eine kleine Gefühlsauszeit brauchte.
Interessant fand ich auch den für diese Erzählung gewählten Schreibstil und die Zeitform. Der ganze Roman ist im Präsens, also in der Gegenwartsform geschrieben, was mich anfangs kurz irritiert hat. Zudem schreibt Fr. Joubert überwiegend in kurzen Sätzen, ohne großartig ausschmückende Nebensätze zu verwenden – wenn ich ehrlich sein darf, so eher gar nicht den Stil, den ich beim Lesen und auch beim Schreiben bevorzuge. Ich liebe scheinbare Endlossätze mit ausführlichen Beschreibungen – spannend für mich festzustellen, dass es auch anders geht und eine Geschichte trotzdem so eindrucksvoll sein kann.
Mein Fazit:
Die Geschichte von Gretel und Jakób hat mich zutiefst berührt, gefesselt, aber auch sehr nachdenklich gemacht. Speziell Gretels innere Zerrissenheit was ihren Glauben und ihre Zugehörigkeit anbelangt und die schlichte Klarheit, mit denen diese Fragen gestellt und auch beantwortet werden, haben mich ganz tief im Inneren erreicht. Somit lässt mich dieses Buch unheimlich ergriffen, durchaus auch schockiert, sehr nachdenklich, aber auch froh zurück und ich kann mit Sicherheit sagen, dass es ein echtes Lesevergnügen war und ich mit Irma Joubert eine neue Schriftstellerin entdeckt habe, nach deren Werken ich Ausschau halten werde.
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26.10.2014irismaria „Das Mädchen aus dem Zug“ der südafrikanischen Autorin Irma Joubert ist eine berührende Geschichte über die Suche nach Identität in schwierigen Zeiten. Die Geschichte beginnt 1944 in Polen in einem Zug nach Auschwitz. Die kleine Gretel, Tochter einer Jüdin und eines SS-Manns, kann von ihrer Mutter durch eine Öffnung des Zugs gelassen werden und ist frei – aber ganz
alleine im fremden Land. Kurz darauf explodiert der Zug durch eine Bombe, die von polnischen Widerstandskämpfern gelegt wurde und eigentlich einen Militärzug treffen sollte. Einer der Widerstandskämpfer ist der junge Jakob, der Gretel findet und das Kind bei seiner Familie unterbringt. Gretel wird nun Gretz genannt und muss ihre deutsche Herkunft verleugnen. Doch der Mut und der Lernwille des Mädchens sind stark und sie findet sogar eine Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Als kaum noch Lebensmittel zu bekommen sind, verlangt Jakobs Mutter, dass er Gretz wegbringt. Durch Zufall erfährt er von einem Programm, das deutsche Kinder für arische Familien nach Südfrika vermittelt. Tatsächlich wird Gretel angenommen und darf nach Südafrika. Ihre neuen Eltern nennen sie nun Grietje. Grietje steht wieder vor der Herausforderung, in eine neuer Umgebung, eine neuen Sprache und einer neuen Familie zurecht zu kommen. Ihre jüdischen Wurzeln muss sie genau so verheimlichen wie den katholischen Glauben, in dem sie in Polen Kraft gefunden hat. Dieser Glaube wird auch zum Problem für Jakob, der sich nicht mit den neuen kommunistischen Machthabern und ihrem Verbot der freien Meinungsäußerung abfinden kann.
„Das Mädchen aus dem Zug“ ist eine fesselnde Geschichte, bei der man nebenher etwas über den polnischen Widerstand und die Nachkriegszeit in Polen erfährt sowie das Leben in Südafrika. Es ist aber vor allem eine Geschichte zweier Menschen, die sich unter widrigen Umständen kennen lernen und sich gegenseitig eine Stütze sind, eine Geschichte über den Mut, immer wieder neu anzufangen und die Schwierigkeit, unter immer wieder anderen Bedingungen zu leben und sich trotzdem treu zu bleiben. Es ist eine Geschichte, die lange nachwirkt.
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24.10.2014mabuerele "...Unterdrücktes Leid wird irgendwann zu etwas wie ein eiterndes Geschwür...Es muss erst aufplatzen und einen Grind bilden, sonst kann es nicht heilen..."
Wir schreiben das Jahr 1944 irgendwo in Südpolen. Zwei Mädchen springen aus einem Zug. Eine von ihnen ist die sechsjährige Gretel. Sie hofft, dass beim nächsten Anstieg auch die Mutter und die Großmutter den Zug verlassen können
und sucht inzwischen ihre ältere Schwester Elsa.
Jakob Kowalski ist mit weiteren Mitgliedern der polnischen Heimatarmee dabei, Sprengstoff an einer Brücke anzubringen. Es wird ein deutscher Munitionszug erwartet. Doch der Zug kommt eher als erwartet und aus der falschen Richtung.
Einige Tage später treffen sich die Lebenswege von Gretel und Jakob.
Die Autorin hat einen beeindruckenden Roman geschrieben, der sich über mehr als zehn Jahre erstreckt. Im Mittelpunkt stehen Gretel und Jakob.
Gretel ist ein anpassungsfähiges, tapferes und intelligentes Kind. Ihre Großmutter war Jüdin, sie selbst ist evangelisch getauft. Beides muss sie in Polen verschweigen.
Jakob wächst in einem strenggläubigen, katholischen Haushalt auf. Die Politik macht vor der Familie nicht Halt. Am liebsten würde er gleichzeitig gegen Deutsche und Russen kämpfen.
Das Buch beleuchtet behutsam die Verhältnisse in Polen im letzten Kriegsjahr. Die Uneinigkeit des Widerstandes wird deutlich. Beim Warschauer Aufstand aber finden sich alle Strömungen Seite an Seite.
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, zwei Lebensschicksale in die historische Entwicklung einzubetten. Nach dem Krieg kann Gretel nicht in Polen bleiben. Jetzt trennen sich die Wege von Jakob und ihr.
Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Der Schriftstil ist leicht lesbar, aber trotzdem tiefgründig. Der Autorin gelingt es beeindruckend, die Emotionen ihre Protagonisten in Worte zu fassen. Die Kälte von Jakobs Mutter ist fast mit Händen zu fühlen, die Zuneigung und das Vertrauen, was Gretel Jakob entgegenbringt, ist der Gegenpol dazu. Und die Gefühle von Einsamkeit und Sehnsucht durchziehen das Buch von der ersten bis zur letzten Seite.
Der Roman führt mich von Polen über Deutschland bis nach Südafrika. Er streift wesentliche politische Ereignisse in Polen und Ungarn nach dem Krieg. Die Einstellungen in Südafrika zu den Vorgängen in Europa werden ausgelotet.
In jedem Fall werden Land und Leute ausführlich und anschaulich beschrieben. Treffende Metapher und aussagekräftige Dialoge zeichnen das Buch aus. Die Grausamkeit von Krieg und Rassenhass wird deutlich dargestellt und geschickt in die Handlung eingebettet.
Eine Person des Buches möchte ich besonders erwähnen. Es ist Grandpa John. Durch seine Lebensweisheit und Güte wird er für Gretel zu einem wertvollen Begleiter und Ratgeber.
Der Glaube durchzieht das Buch permanent, aber nie vordergründig. Und doch ist es bitter, wenn unterschiedlicher Glaube dort trennt, wo die Liebe Christi eigentlich verbinden sollte. Es ist erstaunlich, dass Gretel an diesem Zwiespalt ihres Lebens nicht zerbrochen ist, sondern immer die Kraft gefunden hat, sich anzupassen.
Das Cover mit dem jungen Mädchen vor dem Zug passt gut zur Handlung. Züge haben im Buch eine besondere Bedeutung im Buch. Während Zug und Brücke eher zum Beginn des Buches gehören, würde ich die ernste junge Frau dem Ende zurechnen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Persönliche Schicksale wurden in eine tiefgründige und bewegende Handlung eingebettet.
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20.10.2014eskimo81 Eine fiktive Geschichte, aufgebaut auf realen geschichtlichen Hintergründe
Die kleine Gretl hat alles verloren, das Zuhause, die Familie, das Leben. Jakob nimmt sie während der Kriegszeit auf und bringt sie in einem speziellen Adoptionsprogramm für Waisenkinder von SS-Offizieren in Südafrika unter.
Ein fesselndes Buch, dass den Kriegsalltag sehr gut beschreibt. Der Schreibstil ist für mich sehr ungewöhnlich und ich
brauchte doch gute 70 Seiten, bis ich mich einigermassen daran gewöhnen konnte. Oftmals waren für mich Sätze, Geschichten "unfertig". Es blieb sehr viel Interpretations-Spielraum - was für mich etwas enttäuschend war.
Während der Zeit in Afrika werden viele Wörter auf Afrikaans geschrieben. Das macht das Buch sehr authentisch.
Zitat von Seite 137"Derselbe Mond scheint auch über Südafrika. Er scheint über Südafrika und über Polen, über Tschenstochau und Kattowitz, wenn du den Mond siehst, dann kannst du sicher sein, dass ich ihn auch sehe."
Ein weiteres wundervolles Zitat von Seite 261"Eine Bahnfahrt, denkt Jakob philophisch, ist wie das Leben selbst. Du bist die ganze Zeit irgendwohin auf dem Weg..."
Der Schluss war für mich - ohne zu viel zu verraten - einfach unpassend. Genauer, ohne zu viel zu verraten, kann ich es leider nicht beschreiben...
Fazit: Eigentlich ein sehr interessantes und fesselndes Buch über den zweiten Weltkrieg. Über ein tapferes Mädchen... Jedoch mit einem speziellen Schreibstil, teilweise "unfertigen" Geschichten und einem Schluss der unpassend ist...
Das Buch macht auf jeden Fall Lust, Lust auf mehr Recherchen, auf mehr Wissen... Ich habe über vieles lesen können, was mir bis anhin nicht bekannt war.
Leseprobe:
https://www.francke-buch.de/0-0-2185-0@irma-joubert-das-maedchen-aus-dem-zug.html?PHPSESSID=335dbcae7896d67713e556d70be70e98
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