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14.02.2013Kai Heuberger Mit „Von der Ausgrenzung zur Umarmung“ ist Miroslav Volf eine breite und inhaltlich überzeugende Darstellung der großen Themen Frieden, Wahrheit und Gerechtigkeit gelungen. Geprägt von den Eindrücken des Kroatienkrieges der 90er Jahre, zeichnet Volf christliche Identität als eine Identität des Umarmens, der Versöhnung und der Vergebung, für die „der Wille, uns an andere hinzugeben und sie ‚anzunehmen‘ (...) jedem
Urteil über andere voraus“ geht (31).
Im ersten Teil erfolgt eine ausführliche Beschreibung der beiden titelgebenden Gesten „Ausgrenzung“ und „Umarmung“, die jeweils in einer detaillierten Auslegung der biblischen Geschichten von „Kain und Abel“ bzw. „dem verlorenen Sohn“ gipfeln. Christliche Identität wird darin bestimmt als eine Identität, die dem anderen in sich selbst Raum gibt, ohne jedoch das eigene Selbst in diesem Akt aufzulösen. Im zweiten Teil bezieht Volf die so gewonnen Erkenntnisse auf die drei Spannungsfelder „Unterdrückung und Gerechtigkeit“, „Täuschung und Wahrheit“ und „Gewalt und Frieden“ und zeigt darin Handlungsräume und -möglichkeiten christlicher Identität auf. Versöhnung und Umarmung sind, so seine These, nicht ohne die gesprochene Wahrheit und ohne die vollzogene Gerechtigkeit möglich. Demnach gehört zum Willen zur Umarmung, ein „Kampf gegen Verstellung, Unrecht und Gewalt“ (32).
Für seine Argumentation rezipiert Volf eine Fülle verschiedenster theologischer wie nicht-theologischer Forschungsdiskurse und legt ihr ausführliche Interpretationen biblischer Schlüsseltexte (z.B. der verlorene Sohn, Kain und Abel, Jesus vor Pilatus etc.) zugrunde. Postmoderne Denker wie Focault, Derrida (und Nietzsche) werden ebenso herangezogen wie zeitgenössische Theologen (z.B. Welker, Moltmann). Wegen Dichte und Breite der Argumentation muss das Buch sicherlich mehrmals gelesen werden, um es in seiner Tiefe zu verstehen. Aber indem Volfs Ausführungen immer wieder mit konkreten Beispielen unterfüttert werden, werden seine großen Leitgedanken auch für den Einzelnen praktisch greif- und umsetzbar. Volf baut keine theologisch-philosophischen Luftschlösser, sondern richtet den Blick auf die alltäglich erlebte Realität und bleibt sachlich und nüchtern.
Zwar ist die deutsche Übersetzung anfangs etwas gewöhnungsbedürftig („Exclusion“ wird mit Exklusion übersetzt) und kommt etwas holprig daher, tut dem Inhalt jedoch keinen Abbruch. Manche Ausführungen Volfs geraten außerdem etwas zu lang und vielschichtig, was daran liegen mag, dass er jeglichen möglichen Einwänden Raum gibt und diese ausführlich diskutiert. Hier und da ein Verweis auf eine Fußnote, wäre vielleicht die bessere Lösung gewesen.
Heraus kommt ein theologisch und handlungspraktisch sehr herausforderndes Buch, das hoffnungsvoll-realistisch Möglichkeiten aber auch klare Grenzen christlichen Handelns aufzeigt. Es legt dar, wie im Großen und im Kleinen Wege der Versöhnung begangen werden können, ja sogar müssen.
18.12.2012Christian Döring Das für mich faszinierende am Autor des vorliegenden Buches, er lebt seine Theologie selbst vor. Dem ist nicht oft bei Theologen so, aber wenn Wort und Tat überinstimmen, dann ist das beeindruckend und im Falle von Miroslav Volf richtungsweisend.
In sieben Kapiteln seines aktuellen Buches
- Distanz und Zugehörigkeit
- Exklusion
- Umarmung
- Geschlechtliche Identität
- Unterdrückung und Gerechtigkeit
- Täuschung und Wahrheit
-
Gewalt und Frieden
zeichnet Miroslav Volf einen gangbaren Weg für Christen auf um in dieser Welt aktive Mitgestalter einer friedlichen Zukunft zu werden. Ausgehend von biblischen Geschichten, besonders beeindruckt war ich hier von seinen Beispielen vom verlorenen Sohn und von Kain und Abel, zeigt er dicht an der Realität wie ein jeder Christ heute an seinem Platz etwas für Versöhnung tun kann.
Um dieses Buch ganz zu erfassen wird man es sicher mehr als einmal lesen müssen. Es ist wie eine Schatztruhe der Inspiration. Immer wieder entdecke ich in ihm neue Ansatzpunkte bei denen Miroslav Volf mich ermutigt mein privates Wohnzimmer zu verlassen und mein Christsein in die Welt zu tragen.
Interview mit dem Übersetzer des Buches Peter Aschoff hier:
buecheraendernleben.wordpress.com/2012/12/18/miroslav-volf-von-der-ausgrenzung-zur-umarmung/