Weiße Haare mit gelblichen Spitzen. Die schwarze Haut voller Falten. Verlebtes Äußeres. Er trug eine abgewetzte, blau-grau gestreifte Wollhose, die einst Teil eines Anzugs gewesen sein musste, und ein fleckiges, bis oben zugeknöpftes weißes Hemd. Seinen Aufzug vervollständigten zweifarbige Budapester. Das Weiß war längst rissig und matt, aber das, was vom schwarzen Leder noch übrig war, hatte er auf Hochglanz poliert.
Seine Gitarre war genauso ramponiert wie er. Es war eine alte Gibson J-45. Sowohl über als auch unter dem Schallloch hatte das Schlagen Löcher hinterlassen und die Beleistung lugte hervor. Panzertape hinten und an den Seiten schien den Steg zusammenzuhalten. Die Wirbel hatten unterschiedliche Farben und sogar von Ferne sahen die Saiten rostig aus. Aber wenn der alte Mann loslegte, kam Leben in ihn und die Gitarre. Den Rhythmus der Schlaghand klopfte er mit dem Fuß mit und fügte so einen Beat hinzu. Es schien, als hätte er früher auch Schlagzeug gespielt. Das Lächeln auf seinem Gesicht zeugte von Erinnerungen an das, was er einst gewesen war. Oder was er glaubte, noch zu sein.
Ich bin kein wählerischer Typ, außer bei Gitarren. Die sechs Saiten sind meine Leidenschaft. Ein polyfones Klangerlebnis, bei dem jede Saite ihre eigene Stimme hat. Ich bin immer wieder fasziniert davon, dass man unterschiedlich geformte Holzteile zu einer Sanduhrform zusammenleimen kann, Leisten, Steg und phosphorbronzene Saiten hinzufügt und nur ein wenig Druck an der richtigen Stelle ausüben muss, um eine Stimme zu erwecken. Das Ganze ist nicht nur exponentiell größer als die Summe seiner Teile, sondern trägt auch noch die unverkennbare Handschrift dessen, der das Instrument spielt. Tief, kehlig, knallig, mit rotzigem Bass, gedämpfter mittlerer Lage und brillanten Höhen ... Ich könnte jede Spielart begründen.
Die Gitarre des Alten hatte ihre Stimme verloren. Sie war fertig. Genau wie er. Vermutlich hatte er mehr Songs vergessen, als die meisten Menschen je lernen würden. Aber seine Finger nicht. Die normalen Passanten sahen in ihm wahrscheinlich einen herumgammelnden Säufer, doch ich spürte die Reste eines musikalischen Genies. Irgendwann in der Vergangenheit hatte dieser Kerl einen richtigen Namen gehabt.
In den vergangenen Wochen hatte er sich immer samstags ein Plätzchen auf einer Bank an der Hauptstraße von Leadville gesucht und gespielt, bis der Boden des Gitarrenkoffers mit Dollarnoten bedeckt war. Dann hatte er ihn zugeklappt und war bis Donnerstag in irgendeiner Flasche verschwunden. Am Freitag kam er wieder hervorgekrochen und war durstig. Ausgedörrt.
Genau wie jetzt.
Ich fuhr rechts ran und suchte mir einen Parkplatz. Auf dem Bürgersteig war einiges los. Heute würde er einen guten Schnitt machen. Ich parkte ein, steckte mir das Notizbuch hinten in den Gürtel, nahm einen Schluck von meinem Säureblocker, warf zusätzlich noch zwei Kautabletten ein und schnappte mir meine Gitarre. Ich hörte ihn schon von Weitem. Er saß auf der Bank gegenüber einer beliebten Bikerkneipe.
Leadville ist ein Treffpunkt für alle Wochenend-Partyhelden. Angegraute Männer sitzen auf teuren, verchromten Maschinen mit wenig Kilometern auf dem Tacho und ohne Schalldämpfer und stellen ihre aufgebrezelten, silikonbestückten, gestrafften Püppchen zur Schau. Leadville ist eine alte Bergarbeiterstadt und mit über dreitausend Metern überm Meeresspiegel eine der am höchsten gelegenen Städte der Vereinigten Staaten. Einst war sie ein ergiebiger Silberlieferant; heute ist der Ort nur noch ein Schatten seines früheren Selbst. Die Einwohnerzahl richtet sich ganz nach der Jahreszeit. Im Sommer ist die Stadt ein beliebtes Ziel für Leute auf zwei Rädern, sowohl motorisiert als auch nicht. Hier findet der Leadville 100 statt, ein strapaziöses Ganztagsrennen für Mountainbikes. Hier gibt es High Mountain Pies – die vielleicht beste Pizzeria in den ganzen Rocky Mountains – und hier gibt es Melanzana, eine kleine Firma, die die besten Fleecejacken und -pullover der ganzen Welt herstellt, direkt in ihrem Geschäft an der Main Street. Ein „Mellie“ gehört zur Standardausrüstung eines jeden Einwohners von Colorado. Sieht man jemand damit herumlaufen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man einen Einheimischen vor sich hat. Oder einen Möchtegern.
Der alte Mann saß gegenüber der Kneipe, sodass seine Musik bis in die Bar zu hören war. Clever. Sein Platz war erste Wahl, aber er hatte ein doppeltes Problem. Das erste war der Geruch. Er hatte sicher seit Wochen nicht mehr geduscht, geschweige denn ein Deodorant angefasst. Vielleicht sogar seit Monaten. Das zweite Problem waren die schiefen Töne aus seinem Mund und der Gitarre. Vielleicht waren ein paar Mitleidsdollar drin, aber mehr auch nicht.
Was ich jetzt vorhatte, war etwas riskant. Im Grunde war das sein Revier und ich der fremde Hund, der darin herumschnüffelte. Der Trick war, auf seinem Niveau – oder besser darunter – einzusteigen, damit er das Gefühl hatte, auf einem Teppich von Noten zu schweben. Ich wollte, dass er mich mochte, bevor er mich überhaupt wahrnahm. Mein Vorteil war, dass er nur an seine nächste Flasche dachte und sein peripheres Sehen ziemlich eingeschränkt sein dürfte. Mein Nachteil, dass er nur an seine nächste Flasche dachte und wahrscheinlich auf mich losgehen würde, wenn er das Gefühl hatte, ich wollte sie ihm streitig machen.
Ich kannte den Song und die Tonart, und weil er die Saiten anschlug (oder regelrecht auf sie eindrosch), zupfte ich dazu. Für das Ohr war ich nur eine Ergänzung, keine Ablenkung. Nach etwa einer Minute bemerkte er mich, zögerte kurz, wandte sich ab und sang noch lauter. Mittlerweile war sein Gesang in einer ganz anderen Tonart als seine Gitarre und eigentlich hatte er keinen Grund, so zu lächeln. Er steckte offensichtlich tief in den Erinnerungen daran, wie dieser Song einst geklungen haben musste.
Ich spekulierte darauf, dass er schon oft mit anderen Musikern zusammengespielt hatte und es merkte, wenn er durch die Schützenhilfe noch besser klang. Die meiste Zeit kreiste er um E-Dur, also blieb ich an der Seite sitzen und ließ mein Plektrum ein Lick als Antwort zaubern. Er zog die Mundwinkel nach unten, hob eine Augenbraue und setzte zu einer ihm offenbar sehr vertrauten Akkordfolge an. Ich zückte meinen Kapodaster und umrahmte die bluesartigen Kadenzen mit einem rhythmischen Schlagmuster, die seinem Spiel erst das richtige Timing verliehen.
Ziemlich verärgert wechselte er abrupt wieder die Tonart und krakeelte die ersten Töne einer Ballade, die er sicher schon zehntausend Mal gesungen hatte. Ich klemmte den Kapo um und klimperte schmückendes Beiwerk, fügte Farbe und Melodien hinzu, ohne mich in den Vordergrund zu drängen. Es war ein waghalsiger Tanz. Dass er auf einmal noch lauter spielte, zeigte mir, dass er noch nicht sicher war, ob er mich als Tanzpartner wollte. Vor allem nicht, wenn er sein Geld mit mir teilen musste.
Gerade wollte er mich mit einem finsteren Blick verscheuchen, als ein Kerl in schwarzem Leder einen Zwanzigdollarschein in seinen Koffer segeln ließ. Der alte Mann bemerkte es, sah mich an und hörte sogleich auf zu spielen, um das Geld an sich zu nehmen. Als ich ein kleines Stückchen wegrückte, weg von ihm und seinem Gitarrenkoffer, muss das Signal durch seinen Schleier gedrungen sein, denn er fuhr mit seinem Song fort.
Am Ende starrte der Alte auf fünfundvierzig Dollar. Ich konnte die Panik in seinen Augen sehen; er hatte den Jackpot geknackt und überlegte, ob er lieber schnell zusammenpacken und das Weite suchen sollte.
Weil ich merkte, dass ich ihn fast verloren hatte, stand ich auf und legte zwei Zwanziger in den Koffer. „Was dagegen, wenn ich ein bisschen mitspiele?“
Mit dem rechten Fuß zog er den Koffer näher zu sich heran und legte eine Hand ans Ohr. „Hä?“
Ich beugte mich vor und ignorierte den Gestank. „Ich mache auch bestimmt keinen Ärger.“
Er starrte erst mich an, dann die wachsende Schar der Schaulustigen und dann wieder mich. Schließlich blieb sein Blick an meiner Gitarre hängen. Ich konnte sein Gelalle kaum verstehen. „J-forty-fi’?“
Ich nickte.
Mit der Schlaghand deutete er einmal auf den Bürgersteig, dort wo ich gesessen hatte, weit weg von seinem Rampenlicht. Ich tat, wie mir geheißen.
Als Kind hatte ich eine Schachtel mit vierundsechzig Wachsmalstiften besessen – die Sorte mit eingebautem Anspitzer in der Packung. Ich war so verliebt in die vielen Farbschattierungen gewesen, dass mir die Idee gekommen war, die Stifte zu schmelzen und herauszufinden, welche Farbe wohl dabei herauskam. Großer Fehler.
Der alte Mann erinnerte mich irgendwie an mein Experiment. Was einst schön und einzigartig gewesen war, hatte seine Strahlkraft verloren. Die Farben waren zu einem einzigen hässlichen Dunkelbraun verschmolzen. Aber Menschen sind keine Wachsmalstifte. Wachs schmilzt und kann nie wieder sauber getrennt werden, doch die Farbe der Menschen ist Teil ihrer DNA. Wir sind eher wie die Buntglasfenster in einer Kirche. Irgendwo auf seinem Weg war etwas Dunkles über den Alten gekommen und hatte verhindert, dass die Sonne durch ihn hindurchscheinen konnte.
Es ist ein schwer zu erklärendes Phänomen, aber Musik besteht aus derselben Sorte Wellen wie alles, was wir sehen können. Es stimmt wirklich: Musik und Licht gehören zum selben elektromagnetischen Spektrum. Wir können eben nur einen Teil davon hören, was nahelegt, dass Engel Licht vielleicht hören und sehen können. Das wiederum ergänzt Phänomene wie einen Tagesanbruch oder Sonnenuntergang um ganz neue Dimensionen.
Meine Aufgabe war es, Licht durch das alte Glas zu schicken. Und als ich es tat, leuchtete das Kirchenfenster in einem strahlenden Blau, tiefen Rot und königlichen Violett.
Der alte Mann lebte auf.
Zwanzig Minuten später sah er erst mich an und dann neben sich auf die Bank. Ich folgte seiner Einladung. Das Verrückte an der Musik ist, dass man zusammen oft Dinge auf die Beine stellen kann, die einer allein nie geschafft hätte. Und der Effekt ist exponentiell. Musik ist auch das einzige Mittel auf unserem Planeten, das seine Zuhörer innerhalb eines halben Takts von A nach B transportieren kann. Sie kann innerhalb von Sekunden die Stimmung von Lachen zu Weinen verändern, zu Übermut, zu Fantasie oder einfach zu Hoffnung. Musik ist eine wahre Zeitmaschine.
Die Gesichter der wachsenden Menschenmenge um uns he-rum sprachen Bände. Vor wenigen Minuten hatten sie ihn noch als unbekannten Saufbruder abgetan. Jetzt fragten sie sich: „Wer ist dieser Typ?“ Ihre Neugier ging nicht spurlos an ihm vorüber. Der alte Mann stand am Straßenrand und schmetterte Melodien, die ihm vermutlich seit dreißig Jahren nicht mehr eingefallen waren. In seiner Vorstellung stand er auf einer Bühne und es dauerte nicht lange, bis sich in sein Lachen Tränen mischten, die bewiesen, dass Glas seine Farbe nicht verlieren kann. Es kann durchs Leben dunkel werden, von Fehlern zerkratzt und vom Alkohol trübe, aber genauso wenig wie man die Musik aus einem Menschen herausschneiden kann, kann man die Fasern seiner DNA aufspalten.
Bald tanzten und drehten sich zwei Mädchen in ihren Kleidern vor uns, und als der Alte „Over the Rainbow“ anstimmte, sangen die Leute mit. Er sog die lächelnden Gesichter auf und starrte verblüfft in seinen Gitarrenkoffer, in den ein Schein nach dem anderen segelte. Irgendwann legte er eine A-cappella-Version von „What a Wonderful World“ hin, die selbst Louis Armstrong zufriedengestellt hätte.
Nach einer Stunde waren ihm die Tricks ausgegangen. Und der Atem. Er war am Ende und keuchte. Da man immer aufhören sollte, bevor das Publikum satt ist, stand ich auf und signalisierte damit, dass meine Zeit hier zu Ende war.
Mit seinen blutunterlaufenen Augen hatte er Schwierigkeiten, die Dinge klar zu erkennen. In seinem Koffer mussten mehrere Hundert Dollar liegen. „Sicher, dass du nichs davon wills’?“
Die Menge applaudierte und pfiff. Ich hockte mich vor den Alten hin. „Sie haben mich mehr als gut entlohnt.“ Dann legte ich meine Gitarre auf die Scheine in seinen Koffer.
Für manch einen besteht eine Gitarre nur aus Holz und Saiten. Für andere ist sie eine Schulter zum Anlehnen, eine Geliebte, eine Gefahr, ein Ruhepol, eine Stimme in der Wildnis, eine Rüstung, eine Maske zum Verstecken, ein Fels, ein fliegender Teppich, ein Hammer. Und manchmal, wenn das Licht auf die Finsternis trifft, ist sie die Fackel, die man in die Erde steckt, sodass sich die Finsternis zurückzieht.
Ich schlängelte mich durch die Menge der Schaulustigen, als mich ein kleiner Junge mit Cowboyhut und einer Gürtelschnalle, die fast so groß war wie der Hut, am Hemd zupfte. „Mister?“
Ich wandte mich um. „Na, kleiner Mann?“
Er hielt mir einen Zettel entgegen. „Kriege ich ein Autogramm?“ Er sah zu dem Mann neben sich hoch. „Mein Daddy sagt, ich soll mir ein Autogramm von Ihnen holen, weil Sie irgendwann bestimmt berühmt sind, obwohl Sie aussehen, als ob Sie einfach irgendwo in den Bergen wohnen.“
„Ach wirklich?“ Ich unterschrieb auf seinem Zettel, reichte ihn zurück und hockte mich vor ihn hin. „Spielst du auch?“
„Ja.“ Er stand gleich etwas gerader. „Banjo.“
„Übst du auch schön?“
Er nickte und zeigte auf die Narben an meiner rechten Hand. „Tut das weh?“
„Nicht mehr.“
„Was ist passiert?“
Ich öffnete und schloss die Hand mehrmals. „Als ich noch klein und ziemlich übermütig war, ist mal etwas auf mich draufgefallen.“
„Eine Hantel oder ein Stein oder so was?“
„Nein, eher die Decke.“
Er zeigte auf meinen Hals. „Flüstern Sie eigentlich immer so?“
„Leider ja.“
„Warum?“
„Ich war mal in einem Feuer gefangen.“
„Und das Feuer hat Ihre Stimme verbrannt?“
„Nicht wirklich das Feuer, aber die Hitze und der giftige Rauch.“ Ich lächelte. „Deswegen klinge ich so, als wäre ich die ganze Zeit böse.“
„Daddy sagt, ich kriege den Hintern voll, wenn ich mit Streichhölzern spiele.“
Ich musste lachen. „Dann mach es lieber nicht.“
Als ich gerade aufstehen wollte, zupfte er noch einmal an mir. „Mister?“
„Ja?“
Er berührte meinen Bart, als wollten seine Finger prüfen, ob ich echt war und nicht nur der unheimliche Mann mit den Narben. „Sie klingen gar nicht böse.“
Seine Worte drangen direkt in mein Herz. Ich mochte den Kleinen. „Danke, Kumpel.“
Als ich mich von der nächsten Querstraße aus noch einmal umdrehte, spielte der alte Mann schon auf meiner Gitarre. Seine Augen waren so groß wie der Mund, der ihm offen stand, und dieser Gesichtsausdruck war mehr wert als alles Geld in seinem Koffer.
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25.04.2018Klaudia K.
Das Buch "Ein langer Weg nach Hause" von Charles Martin orientiert sich an der biblischen Geschichte des "verlorenen Sohnes" der auszog sein jugendliches Leben auszuleben, scheitert und nach langer schwerer Zeit reumütig zum Vater zurückkehrt.
Cooper O`Connor ist der Sohn eines bekannten Wanderpredigers, der ein außergewöhnliches musisches Talent hat. Von klein auf lernt er schon Gitarrespielen und hat eine
sehr schöne Singstimme. Seine hohe Begabung macht rasch Musikproduzenten auf den Jungen aufmerksam, deren kommerzielle Absichten der Vater jedoch allesamt ablehnt. Der Vater hatte eine feste Überzeugung:
"Lass den Song strahlen und schenke ihn dem Publikum. Lege ihn den Menschen in den Mund. Die Lieder gehören nicht uns. Sie sind ein Licht, das den anderen zum Leuchten bringen soll, nicht uns selbst."
Sein Vater lebte von Spenden der Menschen, die in Scharen zu ihm strömten um das Gottes Wort das er ihnen verkündet zu hören. Er war einer von ihnen; keine Soutane hat ihn von seinen Mitmenschen getrennt.
Cooper wuchs in einem glücklichen Haus auf bis er seine Volljährigkeit erreichte und in ihm der Wunsch reifte, mehr erreichen zu wollen. Er zog mit einer Gitarre und einigen Dingen, die er seinem Vater gestohlen hat, nach Nashville um Karriere zu machen. Dort angekommen musste er aber mit Enttäuschung feststellen, dass er nur einer unter vielen Künstlern war. Er gerät schließlich an die falschen Leute, verliert fast alles und fällt tief. Seine Gedanken lassen ihn oft an die glückliche, einfache Zeit zurück denken, als er bei seinem Vater in einer Hütte in den Bergen von Colorado lebte und welch einen friedvollen Rückhalt ihm der Glaube im Elternhaus bot. Diesen ihm so wertvollen Glauben verlor er jedoch nie. Ihn bewahrte er wie einen Schatz. Doch seine Scham über seine verstohlen wirkende Abreise ist sehr groß. Cooper entschloss sich, erst dann zu seinem Vater heimzukehren, wenn er erfolgreich ist und ihm seine Schulden zurückzahlen kann. Als er Daley Cross kennen lernt, die eine engelsgleiche Stimme besitzt beginnt sich endlich auch das Blatt für ihn zu wenden. Gemeinsam haben sie den ersehnten Erfolg, aber eine unerwartete Katastrophe nimmt ihm schließlich alles was Bedeutung für sein Leben hatte. Nun muss er erneut sehr hart um sein Überleben kämpfen. Die körperlichen und seelischen Narben sind tief; einzig sein Talent bleibt ihm noch erhalten. Nach zwanzig langen Jahren begegnet er Daley wieder und muss sich nun seiner Vergangenheit stellen.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn spannt sich wie ein großer Bogen über den ganzen Roman hinweg. Die feine Ausarbeitung des Motivs und die elegant in einen Roman eingewobenen Details haben mir sehr gut gefallen. Der Vater hat Cooper immer in seinem Blick behalten und wusste stets wohin die Wege seines Sohnes ihn führten. Ist dies nicht eine sehr schöne Parallele zu unserem Vater im Himmel"
Cooper, der eine sehr angenehme Person ist, geht mutig in die Welt hinein und scheitert schließlich doch an deren Zerbrochenheit. Doch obwohl er schon am Boden liegt kämpft er mit der Stärke seines Glaubens um sein blankes Überleben. Sein sehr weiser, lebenserfahrener Vater wollte ihn vor diesen schlimmen Erfahrungen bewahren und doch gelang es ihm nicht. Eine sehr interessante und bestens herausgearbeitete Romanfigur ist Big Big, der ein alter Sträfling ist und nach der Entlassung zum Freund und Mitarbeiter bei der Verbreitung des Evangeliums von Jesus Christus wurde. Sein großes Herz hat mir sehr gut gefallen. Allezeit war er zur Stelle.
Daley ist eine begabte Künstlerin, die ebenfalls von skrupellosen Menschen benutzt und ausgebeutet wurde. Ihre wunderbare Stimme behielt sie auch noch bis sie Cooper nach zwanzig Jahren wieder traf.
Viele interessante Details zur Musik ermöglichen dem interessierten Leser einen tiefen Einblick in dieses Metier.
Besonders eindrucksvoll und gelungen hat der Roman die bedingungslose Liebe des Vaters zu seinem Sohn herausgearbeitet, der immer wieder betont und schrieb, dass es stets einen Weg zurück nach Hause gibt.
Im Finale gelang dem Autor ein besonders schöner und gefühlvoller Abschluss: Er kann als liebevolle Erinnerung an alle Sünder aufgefasst werden, dass sie zu jeder Zeit zum himmlischen Vater zurück kehren können.
"Ein langer Weg nach Hause" ist ein erstklassiger, emotional ergreifender Roman der in meinen Augen uneingeschränkt lesenswert ist.
Ein herzliches Dankeschön an Francke Verlag für dieses Leseexemplar
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17.03.2018Melanie Die Liebe des Vaters
"Ein langer Weg nach Hause" ist ein Roman, der sich fast ausschließlich mit der Faszination Musik beschäftigt. Ein Medium, mit dem ich mich gerne erreichen lasse, da es mein Herz bewegt. Die Parallelen zum Gleichnis des verlorenen Sohnes zog ich direkt nachdem ich mich mit dem Klappentext beschäftigte. Meine Vermutung sah ich mehrfach bestätigt und gerade
die Schlussworte des Autors waren es, die mich sehr ansprachen. In diesem Roman wird es anders aufgerollt als innerhalb des biblischen Gleichnis, aber die Liebe des Vaters wird dennoch deutlich hervorgehoben. Ein Vater lässt seinen Sohn ziehen und dieser fällt auch sehr tief, dennoch könnte er, wenn er wollte in die Arme des Vaters zurück. Mich hat diese tiefe Liebe sehr beeindruckt, denn Cooper ist regelrecht aufsässig und dennoch wird er geliebt. Wie oft entfernen wir uns gedanklich von unserem Vaterhaus und sind doch immer wieder Willkommen" Cooper ist sehr talentiert und gerät an Menschen, die ihm nicht immer wohlgesonnen sind. Er verliert einiges in seinem Leben und es ist ein harter Kampf den er sich stellen muss, um sein eigenes Handeln und Denken zu begreifen. Sein Vater hat ihn mehr geprägt, als es anfänglich den Anschein hatte. Als Sohn eines Wanderpredigers kommt er dem Glauben schon im Kindesalter sehr nah und wie es so oft ist, lehnt er sich auf. Gegen seinen Vater, gegen Gott, aber beide haben ihn sehr beeinflusst, was dann leider erst recht spät zum Tragen kommt, als Cooper sich tiefe Narben zuzieht, die nicht nur äußerlich zu erkennen sind. Seine Gabe bleibt und findet anderweitig Verwendung. Es ist nicht nur das Showbiz, welches hart mit seinem Talent umgeht und ihn an seine Grenzen bringt, sondern auch das eigene versagen, welches nachdenklich stimmt. "Ein langer Weg nach Hause" ist für mich ein Roman, der nachwirkt und mir ganz viel Wärme gab. Ich mochte die eingeflochtene Liebesgeschichte und eben auch den Bezug zum Verlorenen Sohn, eine Geschichte, die mir immer wieder zu Herzen geht. Oft gehört, mehrfach darüber in unterschiedlichen Versionen gelesen und doch immer wieder Neu. Leider gab es aber auch kurze Fragmente, die mich nicht begeistern konnten, diese überwogen aber nicht, sondern hinterließen nur ein komisches Gefühl während des Lesens. Im Gesamtpakt empfand ich "Ein langer Weg nach Hause"als wunderbar zu Lesen und herzerwärmend, sodass ich sehr gerne eine Leseempfehlung aussprechen möchte. Innerhalb einer Leserunde gelesen, waren die Gedanken der anderen Leser_innen sehr wertvoll für mich. Vielen Dank dafür.
""""" (4,5 Sterne)
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14.03.2018LEXI Die bedingungslose Liebe eines Vaters zu seinem Sohn
"Egal, wohin du gehst, egal was passiert und was aus dir wird, egal, was du gewinnst oder verlierst, ob du Erfolg hast oder nicht, ob du stehst oder fällst, und egal, wohinein du deine Hände tauchst" es gibt immer ein Zurück. Nach Hause kannst du immer kommen, mein Sohn."
Cooper O"Connor wollte mehr
vom Leben, als mit seinem Vater durch die Lande ziehen, der als Wanderprediger hohen Bekanntheitsgrad erlangt hatte. Die Liebe zur Musik und eine gute Stimme wurden Cooper bereits in die Wiege gelegt, seine Gitarre war sein bester Freund und Begleiter. Großes Talent und Ausdauer verhalfen dem jungen Sänger und Songwriter zu einem kometenhaften Aufstieg, dem jedoch ein ganz tiefer Fall folgte.
Daley Cross ist Sängerin und hat die Musik ebenfalls im Blut. Die Schönheit mit der Stimme eines Engels besitzt eine große emotionale Authentizität, die zu ihrem Markenzeichen wurde. Ihre Gabe, Emotionen zu transportieren, verhalfen ihr in Kombination mit Coopers Texten zum Durchbruch.
Zwei Jahrzehnte später lebt Cooper zurückgezogen in einer kleinen Hütte in den Bergen von Colorado. Er wirkt verwahrlost, sein Gesundheitszustand ist schlecht und sein Körper durch einen tragischen Unfall vernarbt. Als er in der Nähe einer Tankstelle in Buena Vista plötzlich seine große Jugendliebe Daley wiedersieht, stellen die beiden fest, dass ihre große gegenseitige Anziehungskraft nie erloschen ist. Daley weiß jedoch noch immer nichts über den wahren Grund für Coopers plötzliches Verschwinden vor zwanzig Jahren - und in vielen Rückblenden wird die gemeinsame Vergangenheit der beiden Musiker nach und nach aufgerollt.
Was zunächst wie eine banale Liebesgeschichte scheint, entwickelt sich sehr rasch zu einem hoch interessanten Roman über die große Liebe zweier Menschen zur Musik und die verheerenden Schattenseiten von Erfolg, Ruhm und Macht. "Ein langer Weg nach Hause" vermittelt dem Leser viele interessante Details über das Musikbusiness. Das Kernthema dieses Buches ist jedoch die Geschichte eines verlorenen Sohnes, der verzweifelt seinen Weg nach Hause, zu seinem bedingungslos liebenden Vater, sucht. Einem Vater, der ihn niemals aufgegeben hat, der jahrelang sehnsüchtig auf die Rückkehr seines Sohnes gewartet und immer wieder darauf gehofft hat, seinen Sohn wieder in die Arme zu schließen. Eine Geschichte, wie sie in Lukas 15 erzählt wird - eines der schönsten und ergreifendsten Gleichnisse der Bibel.
Der Schreibstil des Autors hat mir ausnehmend gut gefallen, ich gewöhnte mich sehr rasch an die permanenten Rückblenden in Coopers Vergangenheit. Die Art und Weise, wie Charles Martin diese behutsam aufrollte, weckte immer mehr meine Sympathie. Der Autor begnügt sich in diesem Buch mit einer Handvoll Figuren und konzentriert sich in erster Linie auf seinen Protagonisten, den Ich-Erzähler Cooper. Der Glaube spielt in diesem Roman eine große Rolle, und ich stellte nach dem Beenden dieser Lektüre fest, dass ich nie zuvor ein Buch in Händen hielt, welches dieses ganz besondere Gleichnis vom verlorenen Sohn derart gefühlvoll behandelt hat.
Fazit: "Ein langer Weg nach Hause" ist eine sehr berührende Geschichte über eines der bekanntesten Gleichnisse der Bibel - aus meiner Sicht perfekt zu einem Roman verwoben, der kaum einen Leser unberührt lassen wird.
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09.03.2018Sabine Da das Buch übersetzt wurde istces leider für jemanden der nicht fließend Englisch spricht schon mal unverständlich welcher Zusammenhang zwischen der Geschichte und den englischen Lieder ( Liedanfängen) besteht! Es war mir zu umständlich einen Englisch Übersetzer per Internet dazu zu suchen! Es wäre beim Übersetzen des Buches bestimmt einfacher gewesen die Liedanfänge mit zu übersetzen!(es sind ja nicht
gerade wenige Lieder zitiert/ leider alle nur in Englisch)! Für das clientel an Lesern die nicht so gut in Englisch sind ist der Inhalt schon mal unverständlich und deshalb für solche vielleicht nicht zu empfehlen! Vielleicht kann das in einer Neuauflage bedacht werden!
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04.03.2018Marianne Der Musiker Cooper hat schon viel Tragisches erlebt, aber er ist darüber nicht bitter geworden. Im Gegenteil, er sieht Menschen in Not und hilft ihnen großzügig. Ganz unerwartet trifft er dabei auf eine Frau, die er seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie braucht dringend seine Hilfe. Cooper hilft ihr. Er ringt mit sich. Soll er ihr die
Wahrheit über die Vergangenheit sagen" Aus Liebe entscheidet er sich schließlich zu schweigen. Es bleibt für den Leser erstmal ein Rätsel welche Vorgeschichte diese beiden verbindet, und was sie auseinandergebracht hat.
Ein Brief erinnert Cooper an seinen Vater, und an seine bewegte Kindheit und Jugend. Als Witwer kümmerte sich sein Vater, ein reisender Prediger, aufopfernd um ihn, sein einziges Kind. Coopers große musikalische Begabung wurde reichlich gefördert. An jedem Wochenende begleitete Cooper seinen Vater zu seinen Predigtdiensten, und wirkte dort auch selbst bald musikalisch mit. Im Laufe der Zeit sprach sich herum, wie begabt er war, und viele Menschen kamen nicht nur um den Vater zu hören, sondern um der Musik Coopers zu lauschen.
Der junge Cooper bekam viele lukrative Angebote der Musikindustrie, doch sein Vater hielt ihn immer zurück. Eines Tages reichte es ihm. Der 18jährige Cooper verließ wutentbrannt sein Vaterhaus. Dabei nahm er alles mit, was seinem Vater kostbar war.
Der Traum von einer erfolgreichen Karriere scheiterte schnell, aber Scham hielt ihn davon ab zurückzukehren. Als sich sein Lebensweg langsam besserte nahm ein tragisches Ereignis ihm alles, was ihm wichtig war.
Was konnte er mit den Scherben seines Lebens noch anfangen" Und gab es einen Weg zurück nach Hause"
Einmal begonnen, kann man dieses Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Sprache des Ich-Erzählers Cooper vermittelt authentisch seine Stimmung; etwas melancholisch, aber erfüllt von einer großen Entschlossenheit und einer tiefen Liebe. Die aufopfernde Liebe seines Vaters weckt die Sehnsucht eine solche Liebe selbst zu erfahren und seine Weisheit ist bewundernswert. Die vielen eingestreuten Wissens-Häppchen über Musik sind auch für unmusikalische Leser interessant. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Cooper und Daley erinnert an einen Nicholas Sparks Roman. Und der Blick auf das Übernatürliche bringt eine ungewohnte Dimension ins Buch; am Ende des Buchs ist es vielleicht ein bisschen zu viel.
Nach den Höhen und Tiefen seines Lebens hat Cooper die Antwort auf eine wichtige Frage gefunden; wer soll durch seine Musik geehrt werden - er selbst oder sein Schöpfer"
Eine fesselnde Erzählung über verpasste Chancen, Umkehr und Versöhnung, und über eine Liebe, die alles andere in den Schatten stellt. Unbedingt zu empfehlen!
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01.03.2018Johanna Marin Der Autor war mir vorher nicht bekannt, daher war ich angenehm überrascht.
Sehr schön empfand ich, wie die Liebe zur Musik bei Cooper O`Connor durch den Vater geweckt wurde, der seinem Sohn die Chance gab, sich langsam zu entwickeln und die Musik in sein Leben zu integrieren. Die Geschichte war sehr ergreifend. Der Autor verstand es gut, den Spannungsbogen bis
zum Schluß aufrecht zu erhalten. Der Ausgang der Geschichte wurde über seinen Engel gut gelöst und gefiel mir.
Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, zumal der Ausflug in die Welt eines Gitarristen und einer Countrysängerin mal etwas ganz anderes war.
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28.02.2018Anne Briese Ein wunderbarer Roman, der für mich sofort wie ein Kinofilm im Hintergrund mitgelaufen ist, während ich das Leben von Cooper "Peg" verschlinge. Leser, die Musik von Herzen lieben werden sich in dieser Geschichte sowas von wohl fühlen. Ich beneide jeden, der das Buch noch VOR sich hat. Mir gefällt die Schreibweise des Autors sehr und ich kann den Roman
von Herzen empfehlen. Für mich persönlich war ganz besonders interessant, Einzelheiten über z.B.Gitarren oder einen meiner Lieblingssongs „How Great Thou Art“ zu erfahren. Es wäre grossartig, von dieser Geschichte einen Teil zwei - in dem es um die Kinder von Daley und Peg geht - kaufen zu können.
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21.01.2018Gisela Fajta Cooper O`Connor wächst als Sohn eines Wanderpredigers auf. Seine Mutter stirbt früh, so dass sein Vater ihn alleine erzieht. Cooper lernt schnell und wächst früh auf mit viel Musik. Sein Dad kümmert sich sehr liebevoll um ihn, aber vieles treibt auch den jungen Coop um. Seine musikalische Begabung bleibt nicht unbeachtet, er bekommt Angebote und eines Tages ist es
so weit, dass er seinen Vater verlässt und sich aufmacht nach Nashville, um dort sein Glück zu machen, aber schnell merkt er, er ist nicht allein, viele träumen den selben Traum. Coop geht einen harten Weg bis ganz nach unten, aber es gibt auch Menschen, die ihm helfen. Eines Tages aber verliebt er sich in die Sängerin Daley, eine Liebe und gemeinsames Lebensglück beginnt, aber auch die Neider sind da. Ein Unglück bringt sie auseinander und wie durch ein Wunder überlebt Coop, aber er zieht sich aus der glamourösen Musikwelt zurück. Zwanzig Jahre später begegnet Coop Daley erneut. Nach all den Jahren hat er die Chance seine Geschichte zu erzählen und ein Leben mit Daley zu beginnen. Fantastisch erzählt die Geschichte des verlorenen Sohnes. Sehr empfehlenswert.
Gisela Fajta
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