Merkwürdig ist, dass ich in diesen Jahren von der Weihnachtsbotschaft nicht viel mitbekommen habe. Zwar wusste ich von dem Kind, das in Bethlehem in einem Stall geboren worden war und dessen Mutter Jungfrau war. Aber was das Kommen dieses Kindes für mich und für mein Leben bedeutete, das entdeckte ich erst in dem denkwürdigen Sommer, als ich neunzehn Jahre alt war.
Dass ich in den Sommerferien an einer internationalen, christlichen Studentenfreizeit in Österreich teilnahm, lag vornehmlich daran, dass mich die Berge anzogen. Dass bei dieser Freizeit die Bibel in Vorträgen und Gesprächskreisen zu Wort kommen würde, interessierte mich weniger. Ich nahm mir vor, dann und wann zu schwänzen und mein eigenes Programm zu gestalten. Ich freute mich darauf, die Umgebung zu erkunden und wandern zu gehen. Dass mir das nicht gelang, hatte mehrere Gründe.
Ich hatte mir, ehrlich gesagt, vorgestellt, dass die Vorträge bei dieser Freizeit langweilig und dass die Teilnehmer Menschen sein würden, die etwas abseits vom normalen Leben (und erst recht vom aufregenden Studentenleben) standen. Wer sonst würde seinen Urlaub damit verbringen wollen, die Bibel zu studieren? Bald merkte ich, dass ich das völlig falsch eingeschätzt hatte. Die Freizeitteilnehmer waren Studenten aus aller Welt, die das Leben voll liebten und lebten. Die Gespräche beim Essen waren rege und interessant. Ich besuchte einige Referate, weil ich neugierig war, wovon man so begeistert war, und entdeckte, dass ich von den Vorträgen des Hauptreferenten, einem britischen Historiker, gefesselt war. In allem war ihm anzusehen, dass er die Bibel und den Gott dieser Bibel liebhatte. Er erweckte die alten biblischen Geschichten zum Leben. Als er von Paulus sprach, war es, als sei dieser Apostel unter uns anwesend. Als er seine Botschaft auslegte, wurden die alten Worte der Bibel lebendig und aktuell. Noch nie war ich einem Menschen begegnet, der so offensichtlich begeistert von Gott war. Noch nie hatte mir jemand die Bibel so nahegebracht. Ich hätte nie erwartet, wie faszinierend dieses alte Buch ist.
Bald nahm ich an den Bibelgesprächsgruppen teil, in denen es um Begegnungen von Jesus mit Menschen ging. Die Fragen, die uns gestellt wurden (und die wir uns selbst stellten), führten dazu, dass die Bibelstellen nicht nur gelesen, sondern richtig erforscht wurden. Dabei geschah es immer wieder, dass wir uns vorstellten, wie wir das eine oder andere erlebt hätten, wenn wir dabei gewesen wären. Das alles machte das Bibellesen zu einer faszinierenden Entdeckungsreise.
Das war aber nicht alles. Meine Zimmernachbarin bei dieser Freizeit war eine amerikanische Studentin, die körperlich beeinträchtigt war. Sie hatte als Kind Polio gehabt und brauchte Schienen an den Beinen, um stehen und laufen zu können. Diese junge Frau wurde mir ein großes Vorbild. Sie war eine, die einen tiefen inneren Frieden besaß. Ihr körperlicher Zustand hinderte sie nicht daran, sich am Leben zu freuen und mit Hoffnung in die Zukunft zu schauen. Ich, die gesund war, sah bei ihr, dass mir Wesentliches fehlte. Dass sie einen Halt im Leben hatte, den ich nicht kannte. Dass ihre Freude nicht von ihren Umständen abhing, sondern einen tieferen Grund hatte. Ich beobachtete sie, wenn sie morgens früh aufstand, um in der Bibel zu lesen. Ich nahm wahr, dass sie betete. Jeden Morgen bekam ich in aller Frühe eine anschauliche Lektion und merkte, wie gut es ist, den Gott der Bibel zu kennen. Ich sah, dass er die Lebensquelle war, aus der meine Zimmernachbarin schöpfte. Ich wünschte mir, diesen Gott persönlich kennenzulernen.
In diesem Sommer in den österreichischen Alpen ging mir ein Licht auf. Ich verstand, dass Gott seit Anfang der Schöpfung die Menschen sucht. Dass sie eingeladen sind, zu ihm zu kommen und in Verbindung mit ihm zu leben. Ich verstand, dass Jesus vor gut zweitausend Jahren in Menschengestalt von Gott auf diese Erde gesandt wurde, um Menschen sein Herz zu zeigen. Mir wurde deutlich, dass er, Gottes Sohn, gekommen war, um uns mit Gott zu versöhnen. Um die Kluft zwischen Gott und Mensch zu überbrücken, die entstanden war, weil wir eigene Wege gegangen waren und uns von Gott entfremdet und getrennt hatten.
In Österreich habe ich die Botschaft Jesu gehört und angenommen: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.« In einem alten Schloss in den Bergen habe ich Jesus kennengelernt und er hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Jahrzehnte später kann ich nur sagen, dass es gut ist und guttut, wenn man sein Leben dem Gott der Bibel und seinem Sohn Jesus Christus anvertraut.
Mit diesem Buch möchte ich Sie einladen, Jesus zu »entdecken«. Hören Sie auf das, was er über sich sagte. Entdecken Sie, wie er mit Menschen wie Ihnen und mir umgeht. Entdecken Sie, wie er Menschen zu einem lebendigen Glauben aufrief. Entdecken Sie, dass dieser Jesus mehr ist als eine alte Geschichte und dass er uns bis heute einlädt, zu ihm zu kommen und mit ihm zu leben.
Sie werden in diesem Buch immer wieder Bibelstellenangaben finden, z. B. »Johannes 3,16«. Der Name bezeichnet das jeweilige biblische Buch, wie das Johannesevangelium, die erste Ziffer das Kapitel, die Ziffer danach den jeweiligen Vers. »Johannes 3,16« wird also so gelesen: »Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 16«. Es gibt viele unterschiedliche Bibelübersetzungen; in diesem Buch zitierte ich in der Regel die NeÜ bibel.heute, aber auch andere Versionen.
Noor van Haaften, 2020