Die Lokomotive stieß unablässig Rauch und Ruß aus. Ein unmissverständliches Räuspern hinter ihr drängte sie, endlich weiterzugehen. Jeder Schritt kostete sie viel Kraft und machte ihr schmerzlich bewusst, warum sie überhaupt hier war. Und wie tief sie gefallen war.
Sie klemmte sich die abgegriffene Zeitschrift unter den Arm und folgte dem Strom der aussteigenden Fahrgäste. Vier Tage früher als geplant kam sie in Sulfur Falls an. Dem Bürgermeister von Timber Ridge hatte sie ein Telegramm geschickt, um ihn über ihr früheres Eintreffen zu informieren, aber auf dem Telegrafenamt hatte man ihr mitgeteilt, dass die Telegrafenleitungen aufgrund schwerer Regenfälle außer Betrieb waren.
Sie warf einen Blick zum grauen Himmel hinauf, rieb sich den schmerzenden Rücken und bezweifelte, dass sich daran etwas geändert haben könnte. Hoch über der kleinen Viehhandelsstadt thronten im Westen die majestätischen Gipfel der Rocky Mountains, die stellenweise immer noch schneebedeckt waren. Bilder von den Bergen hatte sie schon gesehen. Schon die grauen Schwarz-Weiß-Fotos waren sehr eindrucksvoll gewesen, aber diese Pracht mit eigenen Augen zu sehen, war etwas völlig anderes. Fast hatte sie das Gefühl, sie müsse aus Respekt einen Knicks machen. Doch dann kam plötzlich ein stärkerer Wind auf und sie verzog das Gesicht.
Der Gestank von Dung lag schwer in der Luft, Müll säumte den Bahnsteig und den Straßenrand. Plötzlich reagierte ihr Magen auf den unangenehmen Geruch, und sie hielt sich eine Hand vor die Nase. Als der Schaffner ihr gestern in Denver erklärt hatte, dass Sulfur Falls die Endstation sei, hatte er nicht übertrieben. Hundert Meter hinter dem Bahnhof endeten die Zuggleise und führten in einem Bogen zum Bahnhof zurück.
„Das Gepäck kann dort hinten abgeholt werden, Ma’am! Ganz hinten, links.“
Obwohl sie kaum Luft bekam, hob Molly den Blick und sah, wohin der Schaffner deutete.
Er warf einen Blick auf die Zeitschrift unter ihrem Arm. „Soll ich das für Sie entsorgen, Ma’am?“
Sie verstärkte ihren Griff um die Zeitschrift. „Nein, ich will sie noch behalten. Trotzdem vielen …“ Der Dank erstarb ihr auf den Lippen, weil sich der Mann bereits abgewandt hatte.
Sie bewegte sich in die Richtung, in die er gedeutet hatte, als ihr Blick auf ein Geschäft auf der anderen Straßenseite fiel. Das Holzschild über der Ladentür schaukelte im Wind, als wolle es Molly zu sich locken. So leise wie das Flattern eines Schmetterlingsflügels regte sich ein Gedanke in ihr.
Sie zögerte und trat zur Seite, um die anderen Fahrgäste vorbeizulassen.
Sie hatte Skrupel. Dieser Gedanke stellte ihre Integrität infrage und widersprach allem, was sie ihren Studenten am Franklin College in Athens, Georgia, nach Kräften hatte vermitteln wollen.
Skrupel. Integrität. Ehrlichkeit.
„Unrecht gepaart mit Unrecht ergibt noch kein Recht, Miss Cassidy“, hatte sie im letzten Herbst eine Studentin getadelt, die betrogen hatte und danach versucht hatte, sich durch Lügen aus der Affäre zu ziehen.
Molly starrte das Holzschild an und wusste, dass sie genau das Gleiche versuchen würde, wenn sie jetzt ihrem Impuls folgte: Sie würde versuchen, ein Unrecht durch ein zweites aufzuheben.
Plötzlich wurde ihr heiß und kalt, als sie sich daran erinnerte, wie sie erst vor drei Wochen am frühen Morgen vor Beginn der ersten Vorlesung ins Büro des Collegepräsidenten bestellt worden war. Ihre Entlassung vom Franklin College war schnell und demütigend gewesen. Was sie getan hatte, war falsch gewesen. Das wusste sie. Das hatte sie nie infrage gestellt. Aber die Strafe war viel zu hart ausgefallen, und sie hatte sich nicht damit abfinden wollen. Zumindest anfangs nicht.
Doch als Präsident Northrop ihr dargelegt hatte, was geschehen würde, falls sie sich weigerte, das College zu verlassen und ihre Stelle aufzugeben, hatte sie sich gefügt. Sofort. Er hatte ihre einzige Schwachstelle gefunden und sie erbarmungslos ausgenutzt.
Seinem „eindringlichen Rat“, diese Stelle anzunehmen und hier ein neues Leben zu beginnen, hatte er dadurch Nachdruck verliehen, dass er sich geweigert hatte, ihr für irgendeine andere Stelle ein Referenzschreiben zu geben; nicht einmal für die Schulen im Osten, die sie ihm vorgeschlagen hatte. Und ohne ein Referenzschreiben würde ihr kein angesehenes College und keine Schule je eine Chance geben.
Sie atmete vorsichtig ein und strich mit ihrem Spitzenhandschuh über ihre blaue Jacquardweste. Sie hatte hart dafür gearbeitet, sich ihren Doktortitel zu verdienen und einige Zeit später genauso wie ihr Vater den Professorentitel zu bekommen. Damit hatte sie für Frauen in akademischen Berufen eine Bresche geschlagen. Aber das alles hatte sie durch eine einzige Dummheit zunichte gemacht.
Am Ende hatte Präsident Northrop gewonnen, wie das bei Männern in einflussreichen Positionen immer der Fall war. Denn jetzt stand sie hier, weitab von der Zivilisation und der Gesellschaft, und alles, was sie sich erarbeitet hatte, zählte nicht mehr.
Molly traf ihre Entscheidung und steuerte zielstrebig auf das Geschäft zu.
Sie schaute sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtete, doch dann schüttelte sie leicht den Kopf und schluckte ein bitteres Lachen hinunter. In dieser Stadt kannte sie niemand. Keine einzige Menschenseele. Einen entlegeneren Ort hätte man nicht für sie finden können, außer vielleicht die Wildnis in Alaska. Wenn dort eine Stelle frei gewesen wäre, würde sie jetzt höchstwahrscheinlich in der weiten, gefrorenen Tundra aus einem Zug steigen.
Gleichzeitig hatte das Franklin College Professor Jeremy Fowler eine strenge Ermahnung erteilt und seine Professur bestätigt. Jeremy Fowler verschickte bereits Hochzeitseinladungen. Aber darauf stand nicht ihr Name. Den bitteren Geschmack in ihrem Mund schluckte sie herunter. Vielleicht hätte sie sich inzwischen an die ungleichen Maßstäbe für Männer und Frauen gewöhnen sollen, aber damit tat sie sich immer noch schwer.
Mit gesenktem Blick wartete sie, bis eine Kutsche vorbeigefahren war, bevor sie ihren Fuß auf die Straße setzte.
„Entschuldigen Sie, Ma’am, aber das Gepäck müssen Sie dort hinten abholen.“
Sie drehte sich um, um dem Schaffner zu sagen, dass sie nur eine kurze Besorgung erledigen müsse, aber dieses Mal stand nicht der Schaffner hinter ihr. Aus dem regennassen Mantel und dem triefenden, weitkrempigen Hut des Mannes schloss sie, dass er kein Angestellter der Eisenbahn war. Und sie war sich ganz sicher, dass sie ihn noch nie gesehen hatte. An diesen Mann würde sie sich erinnern.
Das Wort „attraktiv“ beschrieb ihn nicht einmal ansatzweise. Früher hätte das genügt, um ihr Interesse zu wecken. Doch das war vorbei.
Das Gesicht dieses Mannes wirkte offen und ehrlich, besonders sein Lächeln. „Mir ist aufgefallen, dass Sie gerade erst aus dem Zug gestiegen sind, und … nun ja, Ma’am, dieser Stadtteil ist nicht gerade besonders sicher. Ich wollte nur, dass Sie wissen, wohin Sie gehen. Denn falls Sie das nicht wissen, Mädchen …“ Ein verschmitztes Funkeln trat in seine Augen, als er in einen makellosen schottischen Akzent wechselte. „… könnte es leicht passieren, dass Sie an einem Ort landen, an dem Sie nicht sein wollen.“ Mit einem leisen Lachen tippte er an seinen abgetragenen Cowboyhut. „Dieser Rat meines Großvaters, Ian Fletcher McGuiggan, kostet Sie nichts. Ich kann ihn auswendig, denn diesen Satz hörte ich jedes Mal, wenn ich das Haus verließ.“
Molly erkannte einen Flirtversuch genauso schnell wie eine Kakerlake an der Wand. Als Professorin für romanische Sprachen schien sie eine Anziehungskraft auf Männer zu haben, die gern flirteten. Aber das Verhalten dieses Mannes zeigte nicht die geringsten unlauteren Absichten. Ganz im Gegenteil. Sein Tonfall klang ehrlich und offen und seine Aussprache verriet, dass er aus den Südstaaten kam.
„Das klingt, als wäre Ihr Großvater ein sehr weiser Mann gewesen, Sir.“
„Das war er. Starrköpfig wie ein Esel, aber auf der ganzen Erde findet man kaum einen freundlicheren, einfühlsameren Menschen.“
Molly brauchte eine Sekunde, bis sie merkte, dass sie jetzt lächelte. Und noch eine weitere Sekunde, um sich bewusst zu werden, dass ihr Lächeln dieses Mal echt und nicht so mühsam und gekünstelt war wie in den letzten Wochen, als sie sich dazu hatte zwingen müssen.
Aufgrund seines Akzents schätzte sie, dass der Fremde aus Tennessee stammte. Vielleicht auch aus South Carolina. Eindeutig aus der Bildungsschicht. Sein Akzent war nicht mehr sehr stark ausgeprägt, woraus sie schloss, dass er den Süden schon vor einer ganzen Weile verlassen hatte. Auch den schottischen Akzent seines Großvaters hatte er erstaunlich gut nachgeahmt.
Sein Blick wurde wehmütig. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke.“
„Und an dem Sie sich nicht wünschten, er wäre noch bei Ihnen“, ergänzte Molly, die ahnte, was er nicht sagte.
„Ja, Ma’am.“ Er legte den Kopf schief. „Ich nehme an, Ihr Großvater war ein ähnlich guter Mensch?“
„Mein Vater. Aber er ist schon gestorben.“ Es verging kein Tag, an dem sie nicht wünschte, er wäre noch bei ihr. Aber gleichzeitig hatte sie Gott in den letzten Wochen dafür gedankt, dass er nicht mehr lebte. Ihre Bestrafung war schlimm genug, ohne dass sie auch noch ihrem Vater unter die Augen treten musste.
„Mein Beileid, Ma’am.“ Er nahm den Hut ab und seine Stimme wurde leiser. „Ist er erst vor Kurzem gestorben?“
„Vor einem Jahr. Gestern war sein Todestag. Er war krank. Ich wusste also, dass seine Tage gezählt waren. Wenigstens konnte ich mich von ihm verabschieden“, flüsterte sie und staunte über dieses sehr persönliche Gespräch mit einem völlig fremden Menschen. Und dann auch noch auf dem Bahnhof einer abgelegenen Kleinstadt in Colorado. Ihr Vater hatte gesagt, dass ihr Abschied nicht für immer wäre, sondern nur für eine Weile. Aber manchmal hatte sie das Gefühl, dass der Abschied endgültig und nicht nur vorübergehend war.
Der Mann schaute sie an, ohne etwas zu sagen. Sie erwartete, dass durch das Schweigen eine unangenehme Atmosphäre entstehen würde. Aber das geschah nicht. Eine unerklärliche Unbefangenheit erfüllte sie. Etwas sagte ihr, dass Schweigen für ihn nichts Ungewohntes war, dass er nicht jede Sekunde mit Worten füllen musste, obwohl er derjenige war, der sie angesprochen hatte.
So weit im Westen hatte sie eine solche Höflichkeit nicht erwartet, besonders nach der Begegnung mit einigen sehr ungehobelten Männern, denen sie während ihrer zweiwöchigen Fahrt begegnet war.
„Nun…“ Er setzte seinen Hut wieder auf. Bei dieser Bewegung klappte sein Mantel auf und ein Sheriffstern, der an seiner Weste steckte, kam darunter zum Vorschein. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie aufgehalten habe, Ma’am. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffe, es gefällt Ihnen in Sulfur Falls.“
Ihr lag auf der Zunge, ihn zu fragen, was er über Timber Ridge wusste, aber als sie den Sheriffstern sah, gab sie diesem Wunsch nicht nach. Mit einem Mann in einer einflussreichen Position wollte sie nichts zu tun haben, auch wenn er noch so freundlich und aufrichtig wirkte. „Guten Tag, Sir. Und noch einmal danke für Ihre Fürsorge.“
Molly wich dem Matsch und den Hinterlassenschaften der Tiere so gut sie konnte aus und setzte ihren Weg über die Straße fort. Sie widerstand dem Wunsch, sich noch einmal nach dem Sheriff umzusehen. Ein Lieferwagen polterte viel zu schnell durch die Straße. Der Fahrer, dessen Wangen und breite Koteletten sich aufblähten, sah nicht so aus, als wollte er anhalten. Molly schaute ihn finster an, blieb aber mitten auf der Straße stehen, bis er vorbeigefahren war. Ungehobelter Hinterwäldler!
Die Hauptstraße wies tiefe Fahrrillen und Schlaglöcher auf. Das Überqueren der Straße stellte eine Herausforderung dar, besonders in ihren Stiefeln mit den hohen Absätzen.
Eine ziemlich große und stinkende Hinterlassenschaft eines Rindes lag vor ihr auf dem Weg. Sie wich zur Seite, um nicht hineinzutreten. Aus der großen Menge derartiger Hinterlassenschaften schloss sie, dass eine Viehherde mitten durch die Hauptstraße getrieben worden war. Unglaublich.
Sie war dankbar, als sie unbeschadet von Menschen und Tieren den Gehweg auf der anderen Seite erreichte, stieg die Stufen hinauf und bahnte sich mit einem unguten Gefühl ihren Weg über den ungleichmäßigen hölzernen Brettersteg. Vor der Ladentür blieb sie stehen und zog die Taschenuhr ihres Vaters aus ihrer Handtasche. Die Postkutsche nach Timber Ridge würde in einer halben Stunde abfahren, und sie müsste vorher noch ihren Gepäcktransport in die Wege leiten. Ihr blieb also nicht viel Zeit.
Sie zwang ihre zitternden Nerven, sich zu beruhigen, und öffnete die Tür.
Ein Mann stand hinter der Verkaufstheke und suchte etwas in einer Schublade. Erst als Molly ihn sah, wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich gewünscht hatte, eine Frau würde sie bei diesem Kauf bedienen. Vor ihr tauchte das Bild ihres Vaters auf, begleitet von einer mahnenden Stimme und einem unguten Gefühl im Magen. „Gut gemacht, Dr. Whitcomb“, hatte ihr Vater geflüstert, als sie mit ihrer Urkunde in der Hand neben ihm gestanden hatte. „Ein Vater könnte nicht stolzer auf seine Tochter sein.“
Das war vor vier Jahren gewesen. Seine Worte und die Erinnerung daran waren für sie immer noch sehr lebendig, wenn auch im Moment aus einem völlig anderen Grund. Als sie daran dachte, was ihr Vater von den Entscheidungen halten würde, die sie in letzter Zeit getroffen hatte, stellte sie infrage, ob sie das, was sie jetzt vorhatte, wirklich tun sollte. Aber da sie wusste, wie ihre Zukunft aussehen würde, wenn sie es nicht machte, ignorierte sie die warnende Stimme.
Der Verkäufer hob den Blick. „Guten Tag, Ma’am. Was kann ich für Sie tun?“
Sie warf einen schnellen Blick auf die Uhr, die hinter ihm an der Wand hing. Sie wollte direkt zur Sache kommen. „Ich möchte …“ Sie atmete tief ein. „… einen Ring kaufen.“
„Ah!“ Die Miene des Mannes strahlte auf. „Dann sind Sie hier genau richtig, Ma’am. Brentons Juweliergeschäft hat die größte Auswahl an Ringen in ganz Sulfur Falls.“
Molly bemühte sich, beeindruckt zu wirken.
Er schaute sie an. „Lassen Sie mich raten. Ihr Geschmack geht eher in Richtung … Rubine.“
Sie schüttelte den Kopf und suchte nach den richtigen Worten. Das zu verlangen, was sie wollte, fiel ihr schwerer, als sie gedacht hatte. „Was ich möchte, ist …“
„Nein, nein!“, lächelte er. „Verraten Sie es mir nicht.“ Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Saphire“, sagte er mit hoffnungsvoller Miene.
Er schien ganz nett zu sein und sie wollte ihn nicht enttäuschen, aber ihr lief die Zeit davon. „Nein, Sir. Diese Steine sind sehr hübsch. Aber mir schwebt etwas anderes vor. Und ich habe nicht viel Zeit. Wenn ich Ihnen also einfach …“
„Diamanten!“, strahlte er. „Das hätte ich mir gleich denken können. Kommen Sie! Folgen Sie mir! Wir haben hier drüben einige schöne Diamantringe.“
Die abgestandene Luft in dem Laden wurde noch stickiger, als Molly ihren nächsten Satz formulierte. „Ich suche keinen Ring mit einem Stein, Sir. Ich suche etwas viel …“ Sie schluckte und hörte das Klirren seiner Schlüssel. „Einfacheres.“
Er hatte sich gebückt, um einen Schrank aufzusperren, erstarrte jetzt aber in seinen Bewegungen und richtete sich langsam auf. „Ah, ja. Ich verstehe.“ Er schmunzelte leise. „Dann sollten wir die Sache vielleicht anders angehen, Ma’am. Beschreiben Sie mir doch einfach, welche Art von Ring Sie suchen. Dann zeige ich Ihnen, was wir für Sie haben.“
Ihr Mund fühlte sich an, als wäre er mit frisch gepflückter Baumwolle ausgestopft. Sie biss sich seitlich auf die Zunge, nur ein wenig, um ihren Mund zu einer natürlichen Reaktion zu bewegen. Diesen Trick hatte ihr ein älterer Professor mit auf den Weg gegeben, bevor sie ihre erste Vorlesung am College gehalten hatte. „Was ich suche, ist ein Ehe…“ Sie brach ab. Sie brachte das Wort nicht über die Lippen. Aber sie musste es sagen.
Sie konnte sich nicht überwinden, dem Verkäufer in die Augen zu schauen. Herr, bitte vergib mir. Wieder einmal. „Ich würde mir gern Ihre Eheringe ansehen, Sir. Nichts Ausgefallenes. Ihr schlichtester Ring genügt.“
Er starrte sie an. „Verstehe“, flüsterte er, aber Zweifel traten in seine Miene. Er schaute hinter sie. „Kommt Ihr … Mann auch noch? Um den Ring mit Ihnen gemeinsam auszusuchen?“ Er sagte das fast hoffnungsvoll, als wollte er sie nicht vorschnell verurteilen.
„Nein“, antwortete sie leise.
Der Verkäufer schaute sie prüfend an, bevor er zu einem Schrank im hinteren Teil des Ladens ging. „Wir haben normalerweise verschiedene Silber- und Goldringe, aber die einzigen Silberringe, die wir im Moment haben, sind mit Edelsteinen besetzt. Wenn ich Ihnen also die billigsten Ringe, die wir haben, zeigen soll …“
Bildete sie sich nur ein, dass er dieses Wort betonte?
„… haben Sie zwei Möglichkeiten.“ Er legte ihr zwei Ringe hin, benahm sich dabei aber deutlich barscher als am Anfang.
Sie konnte es nicht erwarten, das alles hinter sich zu bringen, und nahm den einen in die Hand. Er sah hübsch aus. Glänzendes Gold mit zarten Gravierungen, die dem Ring ein gebürstetes Aussehen verliehen. „Wie viel kostet dieser Ring bitte?“
Er nannte ihr den Preis, und sie versuchte, den Ring nicht zu schnell zurückzulegen. Dafür müsste sie als Lehrerin drei Monate arbeiten! Sie griff nach dem anderen Ring. Auch er glänzte, aber ihm fehlten die Kunstfertigkeit und die Farbtiefe. „Wie viel kostet dieser Ring?“
Er antwortete ihr nicht sofort. „Der hier kostet … vier Dollar.“
Das entsprach ihrem finanziellen Rahmen eindeutig besser. Sie hielt ihn in verschiedenen Winkeln ins Licht. „Warum ist dieser Ring so viel billiger?“
„Weil er nicht aus reinem Gold ist. Er ist nur aus Messing mit einer dünnen Goldbeschichtung.“
Sie betrachtete den Ring genauer, dann zog sie ihre Handschuhe aus und steckte ihn sich an den Ringfinger ihrer linken Hand. Er passte perfekt, als wäre er eigens für sie angefertigt worden. Vor ihrem inneren Auge ging sie ihre Optionen ein letztes Mal durch und kam zum gleichen Schluss wie vorher. Sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb. „Ich nehme ihn. Danke.“ Schnell zählte sie ihre Scheine ab, legte sie auf die Theke und wandte sich zum Gehen.
„Ich möchte Sie nur noch einmal darauf hinweisen, Ma’am: Ihnen ist klar, dass der Ring, den Sie gekauft haben, nicht echt ist?“
Molly blieb an der Tür stehen und hatte schon die Hand auf dem Türgriff liegen, als seine Worte in der Stille nachschwangen und ihr ihre tiefere Bedeutung bewusst wurde. Ohne sich noch einmal umzudrehen, öffnete sie die Tür. „Ja, Sir. Das ist mir sehr wohl bewusst.“
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02.09.2015Sonja Meiler Meine Meinung:
Bei diesem Buch war ich anfangs etwas sketptisch. Die Story an sich hat mir gut gefallen, die Sache, dass es in einer anderen Zeit spielt, hat mich erst ein bisschen verunsichert. Doch die Zweifel waren überhaupt nicht nachvollziehbar.
Diese Buch hat es mir vom ersten Kapitel an angetan. So durfte ich mit Molly gleich von Anfang an in die
Weiten des wilden Westens abtauchen. Eine Zeit, in der es für Frauen vielleicht nicht ganz so einfach war, sich durchzusetzen.
Schon alleine die Tatsache, dass sie als Dr. und Professorin diesen Schritt geht, muss man ihr wahnsinnig hoch anrechnen. Sie konnte ja von Anfang an damit rechnen, dass es vielleicht die ein oder anderen Komplikationen geben könnte. Aber mehr möchte ich hier gar nicht verraten.
Der Schreibstil der Autorin hat mich sofort gefesselt. So konnte ich mir alles bildlich vorstellen. Jede Situation ist so toll beschrieben, dass man wirklich der Realität entfliehen und sich ganz auf die Story einlassen kann.
Die Protoagonisten wurden super gewählt. So haben wir die total lieben Zeitgenossen, die einem alles geben würden, wenn es hart auf hart kommt, als auch die ganz harten Jungs, denen man nichts vormachen kann. Sie meinen es zumindest.
Vor allem hat es mir James angetan. Klar... Welche Frau denkt da anders. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass es da eine gibt. Aber wer weiß? :)
Die Geschichte wurde zu keiner Minute langweilig oder langatmig. Immer wieder wurden Wendungen eingebaut, mit denen eigentlicht nicht gerechnet werden konnte. Vorhersehbarkeit ist also auch Fehlanzeige. Soetwas ist für mich ganz wichtig, da ich mich sonst unfassbar langweilige. Aber hier wie gesagt, ist das nicht vorgekommen.
Ansonsten gibt es nicht sehr viel zu schreiben.
Fazit: Unbedingt lesen!!!
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29.08.2015Mrs. Dalloway Tamera Alexander entführt uns in das Colorado des Jahres 1876:
Frauen und Männern waren damals noch die klassischen Rollen zugeteilt, eine Schulpflicht gab es noch nicht und Ausländer waren gar nicht gerne gesehen.
In dieser Zeit will eine junge Frau namens Dr. Molly Whitcomb Lehrerin in einem kleinen Ort namens Timber Ridge werden.
Dafür gibt sie ihre Stelle als Dozentin für moderne
Sprachen auf.
In dem kleinen Ort in den Rocky Mountains angekommen, benimmt sie sich reichlich sonderbar. Und wie geht die Geschichte mit ihr und dem sympathischen Sheriff James aus?
Dieses Buch hat 470 Seiten und ich habe sie allesamt verschlungen. Das Buch hat mich dermaßen gefesselt, dass ich am liebsten gar nicht mehr aufgehört hätte zu lesen.
Der beschauliche Ort Timber Ridge wird so dargestellt, dass ich mir alles lebhaft vorstellen kann: die Einwohner, mal sympathisch, mal unsympathisch, das kleine Café, der Laden, die Dorfschule.
Molly ist eine sympathische Protagonistin, die es nicht leicht hat, aber immer nach bestem Wissen und Gewissen handelt und somit die Sympathie der Leser auf ihrer Seite hat.
Im Gegenzug gibt es auch genug Personen, die einfach nur schrecklich sind, so dass ihre guten Seiten nur noch mehr zum Vorschein kommen.
Ich kann dieses Buch allen Liebhaberinnen historischer Liebesgeschichten empfehlen, allen die sich gerne ganz und gar von Büchern in ihren Bann ziehen lassen und USA-Fans.
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25.08.2015Buchrättin Die Geschichte spielt um das Jahr 1876.
Molly ist eine intelligente junge Frau, sie ist Professorin und besitzt einen Doktortitel.
Aber nun ist sie auf dem Weg in eine kleine Stadt in den Rocky Mountains um dort als Lehrerin zu arbeiten. Was ist vorgefallen, dass sie ihre Karriere aufgibt um neu anzufangen=
Was mir hier in dieser Geschichte richtig gut gefallen hat,
es ist mal eine andere Idee dahinter.
Die Figuren sind sehr realistisch dargestellt und durch die Lebendigkeit der Figuren und der fesselnden Geschichte war ich als Leser förmlich an das Buch gebunden und habe die Geschichte fast am Stück verschlungen.
Die Frauenfigur war eine starke intelligente junge Frau, die hier ihren Weg geht. Das mag ich sehr in diesen Büchern.
Es war durchweg spannend zu lesen und die Geschichte löste beim Leser auch immer wieder Emotionen aus.
Das hat mir auch sehr gut gefallen. Auch der anschauliche Stil und das locker und leichte Lesevergnügen, ich denke, ich habe eine neue Lieblingsautorin entdeckt.
Es gibt doch einige Überraschungen beim Lesen, die ich auch nicht verraten werde.
Es gibt einige Szene, da liest man mit angehaltenem Atem, man bibbert mit den Figuren und ich empfehle auch eine Packung Taschentücher bereit zu legen.
Ich hoffe auf eine Fortsetzung der Geschichte.
Ein tolles historisches Buch aus der Zeit der Besiedlung des wilden Westens von Nord Amerika mit einer starken Frauenfigur und einer fesselnden und auch romantischen Geschichte
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17.08.2015Dreamworx Colorado 1876. Dr. Molly Whitcomb ist Anfang Dreißig und Collegeprofessorin für romanische Sprachen am Franklin College in Athens, doch ihr geplantes Leben steht an einem Scheideweg, als sie von einem Kollegen, mit dem sie sich eingelassen hat, beim Universitätsdekan als Frau mit zweifelhaftem Ruf angeschwärzt wird. Sie muss die Universität verlassen und macht sich auf den Weg nach Timber
Ridge, um dort eine Stelle als Lehrerin für die Dorfkinder aufzunehmen. Niemand weiß, dass Molly schwanger ist und sie hütet dieses Geheimnis, um für sich und ihr neugeborenes Kind eine Zukunft zu schaffen. Schon beim Verlassen des Zuges begegnet Molly James McPherson, dem Sheriff von Timber Ridge, der ihr kurze Zeit später aus einer umgestürzten Kutsche das Leben rettet. James fühlt sich zu dieser warmherzigen und klugen Frau hingezogen, aber auch Molly findet diesen attraktiven, hilfsbereiten und gütigen Mann sehr anziehend. Doch sie versagt sich diese Gedanken ebenso wie James, tragen doch beide ein Geheimnis mit sich herum und versuchen, sich vor Gefühlen zu schützen. Molly fühlt sich schnell wohl in dem kleinen Ort und auch die Menschen wachsen ihr mehr und mehr ans Herz, doch ihr Geheimnis ist nicht lange sicher und bringt sowohl sie als auch andere Menschen in eine schwierige Lage. Wird James zu ihr stehen und sich bekennen?
Tamera Alexander hat mit ihrem Roman “Wie die Weiten des Himmels” den zweiten Band um den Ort Timber Ridge vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und entführt den Leser in eine raue und abgelegene Gegend in Colorado, um den Menschen dort bei ihrem Leben zuzusehen und sie ein Stück dabei zu begleiten. Die Landschaftsbeschreibungen sind detailliert geschildert, so dass man sich vieles vor dem inneren Auge sehr gut vorstellen kann. Die Spannung wird gleich zu Beginn schon sehr schön aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Die Umstände, unter denen die ausländischen Einwanderer und Hilfsarbeiter leben müssen, wird ebenfalls sehr gut innerhalb dieser Geschichte thematisiert, Das Buch lebt vor allem durch die liebevoll skizzierten Charaktere und die kleinen Nebengeschichten, die um Molly und James herum stattfinden und ineinander übergreifen. Molly wirkt auf den ersten Blick sehr selbstbewusst, doch bei genauerem Hinsehen erblickt man eine zutiefst verletzte Frau, die sich bemüht, ihr Leben wieder in ordentliche Bahnen zu lenken und sich zu schützen. Molly ist klug, warmherzig und ehrlich, trägt ihr Herz oft auf der Zunge und kann Unrecht nicht ausstehen. Auch Lügen gefallen ihr nicht, doch gerade dieser bedient sie sich, um sich und ihr Geheimnis so lange wie möglich im Verborgenen zu halten. James ist ein intelligenter und mitfühlender Mensch mit einem großen Gerechtigkeitssinn, dem Lügen zuwider sind, doch er selbst trägt auch ein lange gehütetes Geheimnis mit sich herum. Er versucht, die ihm nahestehenden Menschen in jeder Art und Weise zu schützen und zu unterstützen. James Schwester Rachel ist noch immer in Trauer, kümmert sich aber liebevoll um ihre zwei Söhne und ihren Bruder und findet in Molly eine gute Freundin, die sie dringend braucht.
Tamera Alexander spricht in diesem Buch viele Themen wie Sklaverei, schwangere unverheiratete Frauen, Diskriminierung, Einwanderung und Ausbeutung an, die auch in der heutigen Zeit immer noch topaktuell sind. Aber auch Freundschaft, Liebe, Unterstützung und Hilfsbereitschaft sind Botschaften, die innerhalb dieser Geschichte vermittelt werden und die im christlichen Glauben eine große Rolle spielen.
“Wie die Weiten des Himmels” ist ein unterhaltsamer, historischer Roman, der durchaus nachdenklich stimmt, dabei wunderbar zu lesen ist und eine große Themenvielfalt abdeckt. Gefühlvoll und spannend zugleich bekommt der Leser hier eine packende Lektüre geboten, die uneingeschränkt die volle Punktzahl verdient. Absolute Leseempfehlung für all diejenigen, die sich gern von einer Geschichte verzaubern lassen.
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17.08.2015Christiane Kathmann Dr. Molly Whitcomb ist nach einer Affäre mit einem Kollegen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und eine Stelle als Lehrerin in einem kleinen Ort in den Bergen von Colorado anzunehmen. Nur widerwillig fährt sie dorthin, denn sie unterrichtet viel lieber Studenten als Kinder und außerdem hat sie so einige Vorurteile gegenüber den Bewohnern der Berge.
Diese geraten jedoch schnell ins
Wanken, als sie den sympathischen Sheriff James und seine verwitwete Schwester Rachel kennenlernt. Auch die meisten anderen Bewohner von Timber Ridge begegnen ihr sehr freundlich. Die italienischen Einwanderer dagegen haben es schwer. Als Molly sich mit ihnen anfreundet, macht sie sich einflussreiche Feinde. Und dann ist da noch ihr Geheimnis, das sie selbst vor ihren besten Freunden verbirgt.
Ein Thema des Romans ist Gottes Gnade. Dabei wird deutlich, wie tief seine Liebe zu uns Menschen ist. Für Molly stellt sich die Frage, ob Gott sie mit ihrer Versetzung nach Timber Ridge bestraft, ob es die Folge für ihren Ungehorsam ist oder ob er vielleicht doch vergibt und einen Neuanfang schenkt. So ganz traut sie ihm aber nicht und nimmt die Sache erst einmal selbst in die Hand.
Timber Ridge ist manchen Leser(innen) vielleicht schon aus „Das Foto meines Lebens“ bekannt, doch beide Geschichten sind in sich abgeschlossen und die Hauptpersonen des einen Buchs sind im anderen nur Nebencharaktere.
Tamera Alexander ist ein spannender Roman mit einigen interessanten Wendungen gelungen. Zwar lässt sich so Einiges schon im Vorfeld vermuten, aber anderes bleibt ganz offen. Molly ist jedoch – bis auf ihr großes Geheimnis – zu perfekt. Sie scheint sonst keinerlei Fehler zu haben, ebenso wenig wie James. Hier hätten die Charaktere vielschichtiger dargestellt werden können. Auch sprachlich bin ich nicht hundertprozentig zufrieden. Darum sind es nur 4 gute Sterne geworden.
Sehr gelungen sind die Nebenhandlungen rund um Fremdenfeindlichkeit und Freundschaft, die sich ganz anders entwickeln als vermutet.
Fazit: Ein unterhaltsamer, spannender Roman mit viel Gefühl, 4 von 5 Sternen, gefällt mir.
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16.08.2015Jutta Romantisch, gefühlvoll und voller Geheimnisse – tolles Buch
Dieses Buch entführt den Leser in den wilden Westen nach Colorado.
Auch dieses Buch von der Autorin Tamera Alexander ist ein wahres Lesevergnügen.
Dr. Molly Whitcomp ist Dozentin für Sprachen und muss nach einem demütigendem Zwischenfall zwingend die Universität und ihre Heimat verlassen um ihr Ansehen zu retten. Ihr letzter Ausweg ist eine
Dorfschule in den Rocky Mountains, an der sie als Lehrerin unterrichten darf.
Mit vielen Geheimnissen im Gepäck macht sie sich auf den Weg nach Timber Ridge, um ihre neue Stelle anzutreten. Auf dem Weg dorthin rettet der attraktive Sheriff James Mc Pherson ihr in einer brenzligen Situation das Leben. Von da an laufen die beiden sich immer öfters über den Weg und zwischen beiden entsteht mehr als Zuneigung. Aber Molly kann sich darauf nicht einlassen, denn sonst würde ihr Geheimnis gelüftet werden und sie müsste das Dorf verlassen.
Und das würde ihr zunehmend immer schwerer fallen, denn sie hat das Dorf sehr ins Herz geschlossen und geht in ihrer neuen Aufgabe als Lehrerin völlig auf.
Wie lange wird es dauern, bis das Geheimnis gelüftet wird?
Doch auch James belastet ein Geheimnis aus seiner Kindheit.
Die Geschichte entführt den Leser in das kleine Dörfchen Timber Ridge in Colorado.
Die Menschen dort leben in sehr einfachen Verhältnissen und freuen sich darauf, von einer so begabten Lehrerin, wie Molly es ist, unterrichtet zu werden. Die Menschen dort sind auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Der Sheriff ist ein hochangesehener Mann, der sich durch seine anständige und stets loyale Art sehr viele Freunde gemacht hat. Da der Bürgermeister den Sheriff als Vorgesetzten für die Lehrerin bestimmt hat, kümmert er sich besonders gut um das Wohl von Molly.
Es ist als Leser einfach nur wunderschön zu beobachten, wie sich James und Molly einander annähern. Auch durch Mollys herzliche und offene Art bleibt ihr kein Kinderherz verschlossen.
Tamera Alexander schafft es hier wieder einmal, den Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen. Wenn man das Buch einmal angefangen hat, kann man es nur sehr schwer zur Seite legen. Es ist leicht aber zudem spannend erzählt und die Ereignisse gehen fließend ineinander über. Doch auch im Wilden Westen gibt es nicht nur heile Welt sondern auch Lug, Trug und Gewalt.
Der Glaube an Gott spielt hier eher eine klassische Nebenrolle. Gott ist hier gegenwärtig in der Kirche und an den sonntäglichen Besuchen aber auch in den Gedanken der Dorfbewohner. Welchen Weg hat Gott für sie vorgesehen?
Ich fand dieses Buch unglaublich schön zu lesen und diese herzliche und leichte Art zwischen Molly und James war einfach rührend. Da jeder seine kleinen Geheimnisse hatte, ist die Beziehung immer mit einem gewissen Abstand gewachsen. Das war toll.
Ich würde dieses Buch jederzeit weiterempfehlen können und freue mich jetzt schon auf das nächste Buch von Tamera Alexander.
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16.08.2015LEXI „Gott, gib mir den Mut, deiner Führung zu folgen, egal, wohin du mich führst.“
Als die einunddreißigjährige Collegeprofessorin Dr. Molly Ellen Whitcomb im Juli 1876 in Sulfur Falls, Colorado, den Zug verlässt, bedeutet dies für die Professorin für romanische Sprachen eine gravierende Veränderung in ihrem Lebensplan. Die kultivierte und intelligente Frau, die für ihre Überzeugungen leidenschaftlich einsteht, verbirgt hinter ihrer
selbstsicheren Fassade tiefe Verwundbarkeit und trägt schwer an einem dunklen Geheimnis ihrer jüngsten Vergangenheit. Um eine große Demütigung hinter sich zu lassen, entschloss sich die gebildete Frau, eine Anstellung als Lehrerin für schulpflichtige Kinder im kleinen Ort Timber Ridge anzunehmen. Weit entfernt von ihrer bisherigen Tätigkeit am Franklin College in Athens, wo sie bislang Studenten unterrichtete, hofft sie, ihrem „beschmutzten Ruf“ entfliehen und ein neues Leben beginnen zu können. Sie startet dieses neue Leben jedoch mit einer großen Lüge – und kauft sich in einem Juwelierladen einen billigen Ehering.
Bei einem gefährlichen Kutschenunfall begegnet Molly bereits zum zweiten Mal dem attraktiven Sheriff von Timber Ridge, einem ehrlichen Mann mit Grundsätzen, Integrität und unerschütterlichem Pflichtgefühl. Er rettet Molly und zwei weiteren Insassen der Kutsche das Leben – und scheint es nicht besonders eilig zu haben, wieder aus dem Leben der anmutigen und schönen Frau zu verschwinden...
Tamera Alexanders Geschichte spielt in einer Epoche, die mein Interesse bereits seit langem geweckt hat: in der Zeit der Besiedelung des amerikanischen Westens. Durch ihren unnachahmlichen Schreibstil, in dem sie Land und Bevölkerung in liebevollen Worten zu beschreiben und geschickt zu charakterisieren versteht, erwärmte ich mich sofort für das Colorado-Territorium und dessen Einwohner. Die Autorin brachte mir die handelnden Personen nahe, wobei sie sich nicht nur auf ihre beiden Protagonisten Molly und James konzentrierte. In Rachel Boyd, der verwitweten Schwester des Sherriffs, präsentierte sie eine warmherzige und liebenswürdige junge Frau, die aufrichtig um ihren geliebten Ehemann Thomas trauert und in ihrer emotionalen und finanziellen Not liebevoll von ihrem Bruder James unterstützt wird. Eine meiner liebsten Nebenfiguren dieses Buches stellte Charlie Daggett dar, ein dicker, schwerer Mann, der dem Bourbon sehr zugetan scheint und der im Verlauf des Buches mit einigen Überraschungen aufwartet. Tamera Alexander thematisiert unter anderem auch das Problem der Fremdarbeiter – in diesem Fall handelt es sich um italienischer Einwanderer, die für einen Hungerslohn schuften, dabei jedoch mit ihren Familien unter ärmlichsten Bedingungen ihr Dasein fristen müssen. Kurz streift sie auch das Thema der Sklaverei und liefert dazu ebenfalls äußerst sympathische Charaktere. Die Autorin präsentiert die Wichtigkeit von Werten wie Zusammenhalt, Freundschaft, Familie und Integrität, und bringt zudem auch eine wunderschöne Liebesgeschichte mit äußerst sympathischen „Helden“ in den Plot ein. Man kann als Fan dieser Autorin nicht umhin, sich in dieses Buch zu verlieben, an der Seite von Molly tapfer allen Widrigkeiten entgegen zu treten – und letztendlich an ihrer Suche nach dem Glück teilzuhaben.
Auf den ersten Blick erweckte die für meinen Geschmack viel zu stark geschminkte Dame auf dem Coverfoto mit dem hochgesteckten blonden Haar und in schwarzer Farbe gekleidet eher gemischte Gefühle in mir. Den herausfordernden Blick mit dem rätselhaften Lächeln und der selbstbewussten Gestik der Dame konnte ich ebenfalls erst im Verlauf dieser Lektüre nachvollziehen – und ab diesem Zeitpunkt gefiel mir auch die optische Gestaltung des Bucheinbandes immer besser. Die Pastellfarben und der einsame Reiter mit dem Hut im Hintergrund wirken geheimnisvoll und deuten bereits auf den sympathischen Sheriff von Timber Ridge hin – ein gelungenes Cover, das Abenteuer und Romantik verheißt.
Als begeisterte Leserin der Bücher aus der Feder dieser Autorin möchte ich „Wie die Weiten des Himmels“ ganz besonders Lesern mit einem Faible für christliche Romane über die Besiedelung des amerikanischen Westens ans Herz legen. Die Geschichte, die Tamera Alexander erzählt, brachte mit der immerfort drohenden Offenbarung des dunklen Geheimnisses der Protagonistin eine winzige Prise Spannung ins Spiel, verleitete mich an vielen Stellen durch ihren köstlichen Humor zum Schmunzeln, versüßte mit ihrer ins Buch eingeflochtenen Romantik meine Lesestunden, und verflocht zudem auch einige ernste Themen mit ihrer Erzählung. Da auch dem christlichen Glauben eine gewichtige Rolle zuteil wurde, kann ich trotz der Tatsache, dass ich mir betreffend die Personen des Dr. Brookston sowie Brandon Tolliver ein wenig mehr Aufmerksamkeit sowie die beiden betreffend einen etwas anderen Ausgang der Geschichte gewünscht hätte, dieses Buch uneingeschränkt weiter empfehlen. Bei Dr. Brookston wäre ein „happy end“ sehr nett gewesen, bei Brandon Tolliver hätte ich gerne auch etwas über seine Baufortschritte und die im Buch geforderte Kontrolle seiner Arbeitsmethoden gelesen. An dieser Stelle wage ich jedoch auf eine ebenso gelungene Fortsetzung mit Rachel Boyd und Dr. Rand Brookston im Folgeband zu hoffen...
Dieser winzige Kritikpunkt konnte selbstverständlich mein Lesevergnügen in keiner Weise schmälern, und ich vergebe nicht nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung, sondern nur allzu gerne auch volle fünf Bewertungspunkte für dieses wunderschöne Buch!
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22.07.2015Smilla507 / S. Degenhardt Colorado, 1876:
Dr. Molly Whitcomb ist eine von wenigen Frauen, die es geschafft hat: Sie ist Professorin für romanische Sprachen an der Universität von Athens, Georgia. Doch ein Fehltritt kostet sie ihre Stelle. So bleibt der 31jährigen nichts anderes übrig als eine Lehrerstelle in Timber Ridge anzunehmen.
Bereits bei ihrer Ankunft am Bahnhof in Sulfur Falls begegnet sie James
McPherson, dem Sheriff von Timber Ridge. Ihm ist auf den ersten Blick klar, dass Molly ein Geheimnis mit sich herum trägt.
Molly fühlt sich in dem kleinen Städtchen in den Rocky Mountains sofort wohl, was nicht nur an dem gutaussehenden Sheriff liegt. Obwohl sie ja eigentlich von mächtigen Männern, wie James McPherson, die Nase voll hat.
Sie beginnt ihre Tätigkeit als Dorfschullehrerin mit viel Elan, auch wenn es für sie erst einmal eine große Umstellung bedeutet, junge Schüler statt Studenten vor sich zu haben. Aber jeden Tag, den sie in Timber Ridge verbringt, quälen sie Schuldgefühle. Sie muss ihr Geheimnis dem Stadtrat mitteilen – aber hat sie den Mut dazu? Ihr Geständnis könnte sie ihre Stelle kosten.
„Wie die Weiten des Himmels“ ist der 2. Band der „Timber Ridge Reflections“ Trilogie, den man gut ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lesen kann. Da ich den ersten Teil bereits kenne war es für mich nett zu lesen, wie es für Elizabeth, der Fotografin, weiterhin erging. Dies wird aber nur am Rande gestreift.
Nachdem mich der erste Teil etwas enttäuscht hatte, war ich skeptisch, ob mir der zweite gefallen würde. Und ich muss sagen: Gut, dass ich ihn gelesen habe, denn er ist um Welten besser!!
Schon direkt am Anfang wurde die Handlung so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Auch Mollys Geheimnis wird ziemlich früh verraten, was mich überraschte. Dieses Geheimnis sorgt dafür, dass Molly ständig mit sich ringt. Sie hat einen Fehler gemacht und versucht ihn zu Beginn zu vertuschen... und dann nimmt eine Lüge ihren Lauf. Kann Gott sie aus dem Durcheinander wieder herausholen?
Nebenbei entspinnt sich eine süße Liebesgeschichte, die jeweils aus Mollys und James' Sicht erzählt wird.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Vor allem, dass der Glaube an Gott sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht und dadurch mit viel mehr Tiefgang aufwartet, als gedacht.
Die Handlung erinnerte mich übrigens häufig an die Kanada-Serie (Coal Valley Saga) von Janette Oke, die ich sehr mag. (Auch hier eine Lehrerin, die in den Westen geht, sich in einen Mountie verliebt usw.)
Nun bin ich voller Vorfreude auf Rachel und Dr. Brooke, die mir schon in diesem Band sehr ans Herz gewachsen sind. Und ich hoffe, dass ich im dritten Teil erfahren werde, wie es Molly weiterhin ergeht.
Lange Rezi, kurzes Fazit: Ein schöner, romantischer Roman mit Tiefgang! Gehört zu Tamera Alexanders besten Büchern!
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