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Helene Hübener

 Helene HübenerHelene Hübener wurde 1843 in einem mecklenburgischen Pfarrhaus geboren. Sie verlor früh den Vater, besuchte eine höhere Töchterschule und widmete ihr Leben der Pflege kranker Verwandten - ob Tante, Mutter oder Schwester. Einen Ausgleich für die schwere Arbeit fand sie im Bücherschreiben. 1918 verstarb sie hochgeachtet in Gehlsdorf an der Ostsee.

Nachdem das Verlangen geäußert worden ist, mehr über das Leben von Helene Hübener zu hören, fügen wir hier gerne einen kurzen Lebensabriss bei. Dies Wort soll nicht dazu dienen, ihr Gedächtnis zu wahren. Dafür hat sie selbst gesorgt durch ihre schriftstellerische Tätigkeit, die in einem weiten Leserkreis ihre gesunde, glaubensstarke Gedankenwelt lebendig hält.
Einem frommem mecklenburgischen Pfarrhause entstammend, wurde Helene Hübener am 14. April 1843 in der Stadt Sternberg geboren, wuchs als zweites von sieben Kindern in den einfachen Verhältnissen auf. Besonders nach ihres Vaters Tode, der in ihre neuntes Lebensjahr fiel, lernte sie die Sorge um das tägliche Brot reichlich kennen, aber auch die Fürsorge des Vaters der Witwen und Waisen. Mit trefflichen Gaben ausgerüstet, durchlief sie eine höhere Töchterschule Rostocks, wohin ihre Mutter mit den Kindern gezogen war, und man dann in das Haus von Verwandten im Königreich Sachsen. Dort blieb sie mit einer kurzen Unterbrechung, die sie als Erzieherin in einem adeligen Gutshause Mecklenburgs fand, 26 Jahre lang und erfüllte ihre Aufgabe als Stütze ihrer geliebten kränklichen Tante voll Selbstzucht und Selbstverleugnung. Aus fast lauter selbsterlebten Geschehnissen in diesem Dresdener Kreise erwuchs z. Bsp. "Es muss doch Frühling werden".
Dann aber rief sie eine nähere Pflicht: Die Pflege ihrer alternden Mutter und der erkrankten Schwester, die nahe bei Rostock in dem jenseits der Warnow gelegenen Gehlsdorf wohnten. Voll Hingabe übernahm sie diesen Liebesdienst, indem fortan ihr Leben aufging. Mit vorbildlicher Treue und mit einer für den kleinen gebrechlichen Körper staunenswerten Kraft hat sie ihn Jahr für Jahr durchgeführt und die Mutter bis zum Sterben, die gelähmte Schwester bis zu ihrem eigenen Scheiden gepflegt. Wohl dem Menschen, dem sein Lebensweg klar vorgezeichnet ist und der ohne Murren schlicht und treu diesen Weg geht.
Wie Helene Hübener dieser Pflicht gerecht wurde, bezeugen alle, die ihrer Häuslichkeit aus- und eingingen, und deren wurden es je länger desto mehr. Immer neue Freunde fanden sich in dem friedlichen Heim ein, dem das harmonische, herzinnige Zusammenleben der beiden Schwestern seine erhebende Weihe gab.
Zum Lohn für ihre Treue gab Gott dieser Jüngerin einen besonderen Segen. War ihr äußeres Leben auf einen so engen Kreis beschränke, so war ihr Innenleben dafür um so reicher. Es ward ihr gegeben, die Wege der Menschen mit klarem Auge zu verfolgen, Freud und Leid innerlich nachzuempfinden und dazu die köstliche Gabe, ansprechende Menschenschicksale in erzählender Form darzustellen. Eigenes Familienglück war ihr versagt; aber in ihr lebte eine Fülle von Liebe zu Gott, der sie einen weiten Kreis offener, dankbarer Menschenherzen finden ließ.
Helene Hübeners Schriften sind entschieden religiös. Sie zeigen Gottes Walten unter den Menschen in seiner erziehenden, segnenden Weise. Ihr feiner Sinn für Humor liegt wie ein zarten Hauch über ihren Erzählungen, in denen ihre Freude an allem Schönen und Edlen lebendig zum Ausdruck kommt. Eine stattliche Reihe von Büchern hat ihre fleißige Feder hervorgebracht; man wußte nicht recht wie. Kaufet die Zeit aus! Dieser Mahnung ist sie in nie ermüdender Treu gefolgt. Dabei hat sie ihre hauswirtschaftlichen Pflichten ob ihrer schriftstellerischen Tätigkeit niemals versäumt. In jeder freien Stunde, ja selbst in der Küche, am Kochherd wurde geschrieben. Und jede neue Gabe wurde von ihrer wachsenden Lesergemeinde mit Freude begrüßt. Ohne ihr Zutun, ohne große Reklame durften ihre Bücher den Weg finden über Länder und Meere in viel tausend Familien, die sie lieben und schätzen und ihr in Dankbarkeit verbunden bleiben.
In Gehlsdorf war das bescheidene Fräulein bekannt und doch unbekannt. Klein und schmächtig in Gestalt, mit ihrem schwarzen Netz über das gescheitelte Haar, mit dem dunklen Mantel und der Besorgungstasche am Arm sah man sie wohl durch die Straßen gehen oder auf der Fähre nach Rostock fahren, um nötige Einkäufe zu machen.
Diese Gänge wurden in den letzten Jahren durch Atemnot sehr erschwert. Aber ihr schwächlicher Körper gehorchte wunderbar dem in Glaubenskraft gefestigten Geist. Mehrmals war sie wochenlang todkrank und währe heim heimgegangen; war aber auch immer wieder bereit, trotz wachsender Leibesbeschwerden die entsagungsvolle Pflege in Treue weiterzuführen.
Eines Abends las sie noch mit der Schwester die andacht über den Text: "Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn." dann ging sie fröhlich schlafen, und Gott Vater nahm sein müdes Kind in seine Arme und führte es mit einem Schritt hinüber, aus Not und Kampf in den ewigen Frieden (5. Juni 1918).
Anläßlich der Feier ihres siebzigsten Geburtstages schrieb sie in einem Brief an ihre geliebte Tante nach Erzählung alles dessen, was ihre Nächsten ihr zuliebe getan: "Es war kein Mißton, nur Harmonie und Güte von allen Seiten. Mich aberhat alles tief gedemütigt, ich habe nie mehr meine Unwürdigkeit gefühlt als an diesem Tage. Gott, der Herr, der mich bisher in Liebe und Erbarmen getragen, sei ferner mein Licht und mein Heil und helfe mir über die letzte Zeit meines Lebens gnädig hinweg." Kurz vor ihrem Tode schrieb sie noch an die Tante: "Marie und ich , wir können beide leider nicht mehr zur Kirche gehen. Wir müssen uns fest ans Wort halten, dürfen es nie aus unserem Herzen lassen, damit wir immer bereit sind, wenn der Herr kommt, um uns heimzuholen in unser wahre Heimat. Ach, und welche Freude, wenn wir da erst alle wieder vereinigt sind."
Das Gedächtnis der Gerechten bleibt in Segen.


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