Meine Großtante Agatha würde es nicht bemerken, wenn ich ein paar Minuten zu spät kam. Sie war eine alte Jungfer, die nicht weit von unserem Haus entfernt wohnte. Ich hatte die Rolle ihrer Gesellschafterin übertragen bekommen. Sie zu besuchen, hatte vor zwei Jahren, als ich sechzehn war, als Pflichtübung begonnen, aber inzwischen war es eine willkommene Flucht vor dem öden Leben zu Hause. Mein Papa, der während meiner Kindheit verschiedene politische Funktionen innegehabt hatte, war zu dem Zeitpunkt dieses schicksalhaften Frühlingsmorgens Senator des Bundesstaates New York. Er begnügte sich damit, meine zwei älteren Brüder William und John auf eine Zukunft in der Politik vorzubereiten. Papa war entweder ein hoffnungsvoller Optimist oder ein närrischer Träumer, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass einer meiner langweiligen, fantasielosen Brüder überhaupt irgendetwas Lohnendes erreichen konnte. William, der fünf Jahre älter war als ich, las nie etwas Schwierigeres als die Tageszeitung. Und John, drei Jahre älter als ich, hätte keine Zahlenreihe addieren können, selbst wenn jemand ihm eine Pistole an die Schläfe gehalten hätte. Ich hatte keine Ahnung, womit er sich an der Universität von Yale beschäftigt hatte.
Meine Schwester Mariette, die ein Jahr älter war als ich, hatte sich »Hübschsein« zum Lebensziel auserkoren – meiner Meinung nach ein weiterer hoffnungsloser Fall – und machte sich die zarten kleinen Finger nicht mit irgendwelchen wohltätigen Verpflichtungen schmutzig, wie zum Beispiel Tante Agatha zu besuchen. Das Baby der Familie, meine Schwester Chloe, war zehn Jahre nach mir zur Welt gekommen. Dazwischen hatte meine Mutter mehrere Fehlgeburten gehabt und mehrere Kinder von ihr waren schon im Säuglingsalter gestorben. Chloe war viel zu sehr damit beschäftigt, sich von Mama und unseren beiden Dienstboten verwöhnen zu lassen, um auch nur ans Erwachsenwerden zu denken. Also fiel die Aufgabe, Tante Agatha zu besuchen, mir zu, der unwichtigen Schwester, die eben übrig war.
Zuerst hatte ich es gehasst, in überhitzten, vollgestopften Salons zu sitzen, während Tante Agatha ihre arthritischen Freundinnen besuchte, von denen die meisten so taub waren, dass sie sich bei Tee und Canasta anschreien mussten. Nachmittags half ich meiner Großtante bei ihrer Korrespondenz und las ihr vor, bis sie genauso laut schnarchte wie ihr gemeiner kleiner Schoßhund Tibbles. Aber mit der Zeit entdeckte ich zwei Vorteile meines ansonsten langweiligen Auftrags. Der erste war Tante Agathas Bibliothek, die vorher ihrem Vater und Großvater gehört hatte. Sie war eine wahre Schatztruhe und enthielt Bücher über Geschichte, Literatur, Pflanzen, Geografie und sogar Medizin. Ich verschlang sie alle. Gierig. Der zweite Vorteil war, dass mein Vorlesen Tante Agatha unweigerlich einschläferte, sodass ich Zeit hatte, das zu tun, was ich wollte. Zuerst nutzte ich diese Zeit, um mich in der Bibliothek umzusehen, aber als die Monate vergingen und die meisten ihrer Freundinnen nicht mehr kamen, verließ Tante Agatha kaum noch das Haus. Die arme alte Dame schlief so oft und fest, dass ich mich während ihrer Nickerchen zur Hintertür aus dem Haus schleichen konnte und die Stadt erkundete. Die beiden Bediensteten waren leicht zu bestechen. Sie ignorierten meine Ausflüge und erfanden sogar Ausreden für mein Verschwinden, wenn es nötig war.
Manchmal lief ich bis zum Hafen, in dem Segelschiffe mit hohen Masten und Passagiere und Waren aus aller Herren Länder ankamen. Damit hatte ich eine aufregende Welt außerhalb meines ruhigen New Yorker Viertels entdeckt und ich wollte alles davon sehen.
Aber selbst ich war nicht so dumm, mich an diesem idyllischen Junimorgen im Jahre 1849 in die Stadt zu schleichen. Eine Cholerawelle, die im letzten Winter begonnen hatte, war jetzt zu einer tödlichen Epidemie geworden. Experten behaupteten, die Seuche werde von schlechter, abgestandener Luft verursacht, und ich wusste, wie schwer und übelriechend die Luft in den Arbeitervierteln war. Ich wollte Tante Agathas Dienstboten anweisen, alle Fenster zu öffnen und die Frühlingsluft hereinzulassen, sobald ich bei ihr ankam. Außerdem sollten sie die Decken und Federbetten lüften. Aber als ich eine Abkürzung durch die Gasse hinter dem Haus meiner Tante nahm und am Kutschhaus vorbeikam, ließ mich der unverkennbare Klang eines weinenden Babys wie angewurzelt stehenbleiben. Einen Moment lang verharrte ich dort und lauschte. Es bestand kein Zweifel. Im Stall meiner Tante weinte ganz eindeutig ein Säugling.
Ich fragte mich, ob es ein Findelkind war. Verzweifelte Eltern, die nicht für ihre Kinder sorgen konnten, legten sie manchmal vor die Tür reicher Leute, in der Hoffnung, dass die Eigentümer Mitleid hatten. Die Waisenhäuser waren voll mit solchen ausgesetzten Babys. Ich war gerade nähergetreten, um durch das Fenster zu spähen, als eine Stimme hinter mir mich erschreckte.
»Guten Morgen, Miss. Suchen Sie etwas?«
Ich zuckte zusammen und fuhr dann herum. Mir gegenüber stand ein junger Mann, Anfang zwanzig, in ziemlich verschlissener Kleidung. Es dauerte einen Augenblick, bis mir wieder einfiel, dass er der neue Bursche und Kutscher war, den mein Onkel letzte Woche eingestellt hatte. Er war für Tante Agathas alten Diener gekommen. An den Namen des Mannes konnte ich mich nicht erinnern, aber das spielte im Moment auch keine Rolle.
»Im Kutschhaus ist ein Baby«, sagte ich. »Ich habe es weinen hören.«
Der Mann nahm seine Mütze ab, aber nicht aus Respekt vor einer Dame, wie es sich schickte, sondern um sich mit den Fingern durchs Haar zu fahren. Es war dicht und lockig und hatte die Farbe von Mahagoni. »Nee, Miss. Da müssen Sie sich irren. Das war bestimmt ein Vogel, den Sie da gehört haben.«
Von meinen Brüdern hatte ich gelernt, dass es wenig Sinn machte, mit einem Mann zu diskutieren, der unvernünftig widerborstig war. Also ging ich einfach zur Tür an der Seite des Stalls und trat ein. Das Weinen hatte inzwischen aufgehört, aber ich ging weiter durch die Räume zu der Ecke, aus der es meiner Meinung nach gekommen war. Der neue Kutscher schien unnatürlich laute Geräusche zu machen, als er mir folgte, denn er stampfte mit den Stiefeln auf, als wären sie voller Schnee, und redete Unsinn über Eulen und gurrende Tauben. Aber ich wusste, was ich gehört hatte. Und richtig – ganz hinten in einer leeren Box saß eine sehr verängstigte junge Frau mit einem Säugling, den sie an ihre Brust drückte. »Da ist Ihre Turteltaube, Mister …«
»Galloway. Neal Galloway. Verzeihen Sie, dass ich an Ihren Worten gezweifelt habe, Miss De Witt.«
»Mein Name ist Van Buren. Meine Großtante ist Mrs De Witt.«
»Gut, in Ordnung. Ich kümmere mich um das Mädchen und das Kleine, Miss Van Buren. Sie brauchen sich keine Gedanken mehr zu machen.«
Ich ignorierte ihn und ging auf die junge Frau zu. »Wie heißen Sie?«, fragte ich. Sie antwortete nicht, sondern blickte stattdessen zu Mr Galloway auf, so als wartete sie auf Anweisung von ihm. Da wusste ich, dass er keineswegs überrascht war, Mutter und Kind im Kutschhaus zu finden. »Gehören die beiden zu Ihnen, Mr Galloway?«, fragte ich ihn direkt.
»Nicht so, wie Sie denken, Miss. Die Kleine ist meine Nichte und ihre Mutter ist die Frau von meinem Bruder Gavin.«
»Und was machen die beiden im Kutschhaus meiner Tante?«
Er kratzte sich am Kopf und setzte sich dann die Mütze wieder auf, so als wollte er Zeit schinden. »Kennen Sie die Geschichte von dem Jesuskind, das sein Leben in einem Stall angefangen hat, weil es keinen Raum in der Herberge gab? Und wie es später auf der Flucht war, als die Soldaten von Herodes hinter ihm her waren?«
»Sie wollen mir doch wohl nicht weismachen, dass es sich hier um eine weitere göttliche Erscheinung handelt, oder?«
»Nee«, sagte Galloway lachend. »Bei dem Vergleich ging es lediglich um den Raum in der Herberge. Und um die Gefahr. Da, wo Gavin und Meara leben, liegt überall Cholera in der Luft. Davor wollte ich sie und das kleine Ding schützen.«
»Indem sie in unseren Pferdestall ziehen?«
»Aye. Ist für sie schon eine Verbesserung. Und es ist auch nur solange, bis die Luft wieder rein ist.« Etwas an seinem melodischen Akzent und dem Lächeln in seiner Stimme und in seinen braunen Augen machte es mir schwer, mich über Mr Galloway zu ärgern. Er hatte jede Menge Charme, was man von keinem der Männer in meinem Bekanntenkreis behaupten konnte. Trotzdem war es anmaßend von ihm, seine Angehörigen in unserem Stall unterzubringen, nachdem er erst vor einer Woche angeheuert worden war.
»Und wie lange sollte dieses … Arrangement … dauern?«
Er zuckte mit den breiten Schultern. »Bis das Sterben aufhört. Also, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Es ist ein bisschen spät, meine Erlaubnis einzuholen, oder?«
»Hm. Ich verstehe, was Sie meinen.« Mr Galloway grinste und mir stockte der Atem. Er war der attraktivste Mann, dem ich jemals begegnet war. Die jungen Männer in meiner Welt waren alle von Kopf bis Fuß in hochgeknöpfte Kragen, steife Hemden, Westen, Fracks, Mäntel und Handschuhe gehüllt, bis kein Zentimeter Haut mehr zu sehen war außer ihrem Gesicht, selbst an einem warmen Junitag wie diesem. Aber Mr Galloway – du liebe Güte! Rötliches Haar und gebräunte Haut lugten unter seinem Hemd hervor, von dem er die beiden oberen Knöpfe offen gelassen hatte. Seine Ärmel waren hochgekrempelt und zeigten noch mehr gebräunte Haut. Er hatte Armmuskeln, die ich bislang nur bei Marmorstatuen gesehen hatte. Ich wusste, dass es unhöflich war, jemanden anzustarren, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich wollte ihm böse sein, aber auch das gelang mir nicht.
»Ich werde ein Auge zudrücken, bis die Epidemie vorbei ist«, sagte ich und war mir der Ironie meiner Worte angesichts meiner Unfähigkeit, den Blick von Mr Galloway loszureißen, sehr wohl bewusst. »Aber wenn mein Onkel, Mrs De Witts Sohn, Sie erwischt, werde ich jede Kenntnis über diese Abmachung leugnen.«
»Einverstanden. Gott segne Sie für Ihre Freundlichkeit, Miss Van Buren.« Ich hätte es so gern gehabt, wenn er mich Junietta genannt hätte. Mich hätte interessiert, wie ihm mein Name im Singsang seines schottischen Akzents über die Lippen kam. Aber natürlich wäre das ganz und gar unerhört gewesen.
Als ich zu Hause war, suchte ich auf unserem Dachboden nach der Truhe mit Babysachen, die alle Säuglinge in unserer Familie getragen hatten. Dann schmuggelte ich die Babyausstattung in einem Korb zu Meara und der kleinen Regan, damit niemand es mitbekam. Ich hob die Reste der Mahlzeiten auf, von denen Tante Agatha kaum etwas gegessen hatte, und brachte sie in den Pferdestall. Meara ließ mich die kleine Regan auf den Arm nehmen und ihren süßlichen Milchgeruch einatmen.
Als es wärmer wurde, sah ich in zweierlei Hinsicht mehr von Mr Galloway. Erstens bekam ich mehr von seiner gebräunten Haut und den kräftigen Muskeln zu Gesicht, wenn er sein Hemd auszog, um Heu in den Heuschober zu schaufeln oder das Dach zu reparieren oder im Garten zu arbeiten. Und zweitens lief er mir immer häufiger im Alltag über den Weg und wir wurden Freunde. Aufgrund der Choleraepidemie hatten meine Ausflüge in die Stadt ein jähes Ende gefunden, deshalb hatte ich jede Menge freie Zeit. Tante Agathas Köchin und Haushälterin, die sich seit Langem in der ständig gleichen Routine der alten Dame langweilte und genau wie ich Mr Galloways endlosem Charme erlegen war, gewöhnte sich schnell an die Tatsache, dass eine Mutter mit ihrem Baby in unserem Kutschhaus wohnte, und freundete sich ebenfalls mit den dreien an.
An einem besonders schönen Tag, etwa eine Woche, nachdem Meara und Regan hergekommen waren, nahm ich mittags ein Picknick für Mr Galloway und seine Schwägerin mit nach draußen. Wir setzten uns vor das Kutschhaus in den Schatten und ließen es uns schmecken. »Das ist ausgesprochen freundlich von Ihnen, Miss Van Buren, vielen Dank«, sagte Mr Galloway, während er in ein Butterbrot biss.
»Es ist mir ein Vergnügen, Mr Galloway«, erwiderte ich formvollendet, um mich über seine steife Förmlichkeit lustig zu machen. Er grinste.
»Es wäre mir lieber, wenn Sie mich mit Vornamen anreden, Miss van Buren. Ich heiße Neal. Mit Mr Galloway wurde immer mein Vater angeredet.«
»Also gut – Neal.« Wie gerne hätte ich gesagt, er solle mich Junietta nennen, aber das wagte ich noch immer nicht. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr Akzent schottisch ist?«
»Aye. Ich bin vor zwei Jahren mit meinem Bruder nach Amerika gekommen, wir wollten uns was aufbauen. Unser Hof hat nicht mehr genug abgeworfen und andere Arbeit gab es nicht. Als mein Vater dann starb, haben wir beschlossen, hierher zu kommen. Unsere Mum war schon ein paar Jahre tot.«
»Und sind Sie auch mit Neal und Gavin hergekommen?«, fragte ich Meara.
Sie schüttelte den Kopf. »Gavin habe ich kurz nach seiner Ankunft kennengelernt. Ich habe in dem Gasthaus, in dem er gewohnt hat, geputzt und so.«
»Mein Bruder hat sich Hals über Kopf in Meara verliebt, so wahr ich hier sitze«, erklärte Neal lachend. »Wenn er den ganzen Tag am Hafen Schiffe entlädt und dann am Abend nach Hause kommt, ist Meara ein lieblicher Anblick. Ich freue mich für die beiden.«
»Warum arbeiten Sie nicht mit ihm zusammen am Hafen? Das wird doch sicher gut bezahlt. Jedenfalls besser als die Arbeit bei meinem Onkel, oder?«
Neal musterte mich einen Moment lang, als überlegte er etwas, dann stand er auf.
»Kommen Sie, Miss. Ich werde Ihnen noch ein Geheimnis zeigen, das ich vor Ihnen versteckt habe.« Mein Herz hämmerte wie verrückt, während ich mich erhob und Neal ins Kutschhaus folgte. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber jedenfalls nicht den hübschen kleinen Eichenholztisch mit elegant zulaufenden Beinen. Ich verstand zuerst nicht, warum er mir das Möbelstück zeigte, und fragte mich, ob er es vielleicht gestohlen hatte. Dann sah ich das Werkzeug auf der Arbeitsplatte liegen und die Hobelspäne überall auf dem Boden. Die Luft roch nach Sägemehl und Terpentin.
»Sie haben den Tisch gebaut?«, fragte ich wenig intelligent.
»Aye. Ich arbeite gern mit den Händen. Schon immer. Ich habe überlegt, wenn ich in meiner Freizeit genügend Möbel und solche Dinge baue, kann ich irgendwann meine eigene Tischlerei haben. Hat unser Herr und Heiland nicht auch als Zimmermann angefangen?« Angesichts seiner Unverfrorenheit starrte ich ihn mit offenem Mund an. Dann zwinkerte er und ich musste lachen.
»Also, Sie leisten sehr gute Arbeit, Neal, wenn ich mir diesen Tisch betrachte.«
»Danke.«
»Und wenn Sie beschließen, dem Beispiel unseres Herrn und Heilandes zu folgen, und übers Wasser laufen, bin ich hoffentlich dabei, um Ihnen dabei zuzusehen.« Sein gutmütiges Lachen folgte mir aus der Werkstatt ins Freie.
Als die Frühlingstage länger wurden, kam mir der Gedanke, jeden Tag mit Tante Agatha eine Ausfahrt zu machen. Ich sagte ihr, dass es dabei um die frische Luft ging, mit der ich die Cholera auf Abstand halten wollte. Und mir selbst redete ich das auch ein. Aber in Wahrheit genoss ich die Gesellschaft ihres fröhlichen Kutschers. »Ich habe noch nicht viel von den schickeren Gegenden der Stadt gesehen«, sagte Neal zu mir. »Ich hatte Angst, dass mich die Menschen dort für einen Obdachlosen oder Dieb halten, wenn ich ohne ein konkretes Ziel durch die Straßen schlendere.« Er war ebenso fasziniert von unserer Art zu leben, wie ich es vom Hafen und den ärmeren Vierteln der Stadt gewesen war.
»Sehen Sie mal, Miss!«, sagte er gelegentlich und zeigte auf Dinge, die für mich selbstverständlich waren. Dadurch sah ich plötzlich meine Welt mit seinen Augen. Er fuhr langsamer, um eine Gruppe Fußgänger auf dem hölzernen Gehweg zu beobachten, und sagte: »Die Kleider, die Sie und die anderen feinen Damen tragen, sind so bunt und leuchtend wie ein Blumengarten, nicht wahr?« Manchmal hielt er die Kutsche an, nur um sich alles genau einzuprägen. Und genau das tat er eines Tages, als wir zu der Häuserfront mit neuen Geschäften in der Park Row kamen, die John Jacob Astor gerade hatte errichten lassen. Das Gebäude war vier Stockwerke hoch und hatte die Größe eines ganzen Häuserblocks, mit Läden, in denen es einfach alles zu kaufen gab: von Stiefeln und Büchern bis hin zu Seide und Briefpapier. »Haben Sie diesen herrlichen Ort schon einmal gesehen? Ich glaube, da werde ich irgendwann mein Möbelgeschäft aufmachen.« Da ich gesehen hatte, welche Fähigkeiten er als Schreiner hatte, und wusste, wie ehrgeizig und charmant er war, fiel es mir nicht schwer, ihm zu glauben.
Auf dem Heimweg stimmte Neal ein Lied an und sang von schönen Mädchen und vom blauen Himmel über den schottischen Highlands. Er hatte eine gute Stimme, aber ich war noch nie einem singenden Kutscher begegnet und war mir nicht sicher, wie Tante Agatha darauf reagieren würde. Auch wenn sie allmählich taub wurde, musste sie den Gesang doch gehört haben.
»Ist er es, der da gesungen hat? Der Kutscher?«, fragte sie mit ihrer kratzigen Stimme, als das Lied endete.
»Ja. Sein Name ist Galloway, Tante Agatha.« Ich hielt die Luft an.
»Dann sag ihm, er soll noch ein Lied singen. Aber diesmal ein bisschen lauter.«
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04.02.2025gerdys_buecher.reich 
Als A.B.Stanhope III. unerwartet stirbt, hinterlässt er seine Mutter Junietta, seine Witwe Sylvia und seine jüngste, noch ledige Tochter, Adelaide. Doch das Unglück wird noch größer, als bei der Testamentseröffnung klar wird, dass den Frauen außer dem riesigen Haus, nicht viel Weiteres bleibt, da Arthur B. Stanhope I. ein geldgieriger Tyrann war und jede Möglichkeit für Frauen zu erben,
aus dem Testament gestrichen hatte, was sich auch in den Ansichten seines Sohnes und Enkels noch zeigt.
Lynn Austin schreibt aus der Sicht der drei Frauen. Junietta ist schon alt und gesundheitlich angeschlagen. Ihr Lebenswerk war die Gründung einer Wohltätigkeitsorganisation und die Leitung der Stiftung, die vielen Menschen in Not Hilfe geleistet hat bis zum heutigen Tag.
Sylvia ist bekannt als eine unnahbare und kalte Person. Ihr einziger Lebensinhalt scheint es zu sein, den Wohlstand und den Stand und die Anerkennung in der Gesellschaft zu erhalten. Weshalb sie nach diesem Unglück alles daran setzt, das Haus und ihr Ansehen zu erhalten, dafür ist sie bereit, das Glück ihrer Tochter zu opfern.
Adelaide ist die dritte Tochter und lebt mit der Überzeugung, eine Enttäuschung zu sein, da auch sie nicht der erhoffte männliche Erbe geworden ist. Sie hat sich in ihr Leben gefügt, kennt sie doch nichts anderes als das Leben in Saus und Braus und hat bisher noch kein großes Leid erlebt. Doch nun steht sie auf einmal zwischen den Fronten. Denn Junietta und Sylvia haben verschiedene Pläne und Vorstellungen vom Leben.
Dieses Buch hat mich zutiefst berührt. Ich habe geweint und ich habe gelacht.
Vom simplen und doch so kraftvollen Rat, bis hin zu einem Humor, der selbst die bedrückendste und von Trauer durchzogene Szene aufheitern kann, findet sich alles.
Zu Beginn mutet die Geschichte wie ein Tauziehen um Adelaide an. Junietta und Sylvia wollen sie beide in ihre Richtung ziehen, beide mit der Absicht Addy das beste Leben zu ermöglichen.
Die eine sieht es darin, dass sie erhält, was ihr von Geburtswegen her zusteht und die andere darin, dass sie entdecken darf, wer sie ist und frei entscheiden kann, was sie für ihr leben möchte.
Die drei Frauen sind miteinander verbunden und doch scheint nicht viel sie zu verbinden. Es herrscht eine Kälte und lauernde Geheimnisse erzeugen eine Spannung.
Nach und nach enthüllen Junietta und Sylvia ihre Geheimnisse und zeigen damit auf, welche Konsequenzen ihre Entscheidungen nach sich gezogen haben. Denn mit jeder Entscheidung, sagt man auch Nein zu einem anderen Weg, den man einschlagen könnte.
Die Protagonisten haben alle eine bemerkenswerte Veränderung hingelegt.
Junietta zeigt mit ihrer Geschichte auf, dass es bei Gott immer Vergebung gibt, egal was man getan hat. Und sie zeigt, welch Guten Dinge auch aus den Fehlern heraus entstehen können, wenn man nur mit Gott die Dinge entscheidet und umsetzt.
Sylvia ist durch schwere Schicksalsschläge geprägt und verbittert, und sie hat sich geschworen, die Kontrolle über alles zu behalten und sich nichts mehr stehlen zu lassen. Welche Last das auf ihrem Leben ist, erkennt sie erst, als sie bereit ist, die dunklen Geheimnisse ans Licht zu bringen und ihren Hass loszulassen. Dann können Freude und Glück auch für sie einziehen und sie erkennt, dass das Leben noch so viel mehr zu bieten hat als Reichtum und Ruhm.
Adelaide ist noch jung und kennt nicht viel, außer den ihr vorgezeichneten Weg, der eine Ehe mit einem reichen Mann vorsieht, um ihr Anwesen zu retten. Um ihre Mutter nicht zu enttäuschen, ist sie zu allem bereit. Doch ihre Großmutter nimmt sie zusammen mit dem jungen Anwalt Howard Forsythe auf Erkundungstouren durch die unschönen Seiten New Yorks mit und zeigt ihr ihre Arbeit. Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich von einem privilegierten naiven jungen Mädchen zu einer jungen Frau, die einen Blick für die Ungerechtigkeit bekommt, die so viel Leid verursacht und entdeckt ihre eigene Stimme. Genau so wie auch die Liebe, die entgegen allem, was sie bis dahin gelernt hatte, eben nicht davon abhängt, wie viel Geld auf dem Konto liegt.
Dieses Buch nimmt mit in die Jahre vor der Jahrhundertwende 1900 und in die 50 Jahre zuvor. Man erhält Einblicke in die Geschichte, technische Fortschritte, Sufragettenbewegung und noch mehr.
Die drei Frauen sind sehr unterschiedlich, und ich habe es genossen zu lesen, wie ihre Herzen verändert wurden. Weicher wurden und sie es geschafft haben auch über den Tellerrand zu blicken und zu erkennen, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Man hätte meinen können, dass die Großmutter diejenigen mit den starren Ansichten sei, die auf gesellschaftliche Konventionen wert läge, doch das ist hier nicht der Fall, was die Geschichte noch interessanter macht.
Die Geschichte erzählt, wie Hass, Bitterkeit und Rachegedanken, sowie egoistische Motive ganze Familien zerstören können. Wie das Beste, was man sich für jemand anderes wünscht, vielleicht gar nicht das Beste ist, was die besagte Person möchte und man sie, durch das Ignorieren ihrer Wünsche, unglücklich hinterlässt und dazwischen konnte man erspüren und lesen, wie Gottes Gnade einfach so viel größer ist, als jeder Fehler, den wir jemals machen könnten.
Dieses Buch ist für mich schon zu einem absoluten Jahreshighlight geworden und bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung für all diejenigen, die gern historische Romane lesen oder aber auch gern mal einen Abstecher in ein anderes Genre machen möchten!
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03.02.2025Mareike 
Drei Frauen, drei Generationen, drei Geschichten!
Wie fühlt sich wohl ein Seil beim Seilziehen, wenn zwei Menschen es in unterschiedliche Richtungen ziehen? Adelaide kennt dieses Gefühl ziemlich gut, schließlich ist sie selbst zu dem Seil geworden, das von ihrer Mutter Sylvia und ihrer Großmutter Junietta in zwei völlig verschiedene Richtungen gezogen wird. Doch was soll sie tun? Auf welche
der zwei Frauen soll sie hören? Und warum sind die beiden so verschiedener Meinung über das, was im Leben wirklich wichtig ist?
Das Buch handelt hauptsächlich von Adelaide und ihrer Geschichte. Man lernt aber auch Sylvias und Juniettas Geschichte kennen, da der Leser auch in die Leben dieser beiden Frauen eintauchen darf. Dieses „eintauchen“ ist der Autorin besonders gut gelungen und man lebt und fühlt richtig mit den Figuren mit! Je mehr man von ihnen erfährt, desto besser kann man verstehen, warum sie so handeln wie sie handeln, auch wenn man es selbst vielleicht nicht gutheißt. Es macht einem deutlich, wie schnell man Menschen verurteilt oder in Schubladen steckt, obwohl man ihren Lebensweg und ihre Geschichte doch gar nicht kennt und somit natürlich auch nicht die Gründe ihres Handelns!
Doch dieses Buch möchte auch Mut machen, Gott zu fragen, welche Wege er sich für unser Leben wünscht und diese Wege dann auch mutig zu gehen; sich nicht immer nur anzupassen und alles, was die Welt einem als richtig und wichtig beschreibt, hinzunehmen, ohne unser Handeln und Denken zu hinterfragen. Wir haben die Möglichkeit, den Weg, den wir gehen, selbst zu wählen, auch wenn andere dann vielleicht den Kopf über uns schütteln.
Die Protagonisten stellen sich außerdem die Frage, worauf ihr Fokus liegt. Das hat mir wieder gezeigt, wie schnell mein eigener Fokus verrutscht. Und es lässt mich nachdenklich werden: Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Und erkennen das meine Mitmenschen, wenn sie meinen Alltag miterleben?
Abschließend gibt es von mir also eine klare Leseempfehlung für dieses wertvolle Buch!
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02.02.2025Grace2 
Drei Frauen müssen sich entscheiden...
Der neue Roman „Die Wege, die wir wählen“ der Erfolgsautorin Lynn Austin führt den Leser/die Leserin nach New York in das Jahr 1898.
Hier begegnet man Adelaide Stanhope, ihre Mutter Sylvia Stanhope und ihrer Großmutter Junietta Stanhope. Drei Frauen, die gerade den Vater, den Ehemann und den Sohn verloren haben und durch ein Testament nahezu vor
dem Nichts stehen. Die einzige Chance für sie wäre es, Adelaide mit einem gut situierten Millionär zu verheiraten, um das Haus und den bisherigen Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Doch während Sylvia diese Idee vorantreibt, meint Junietta, dass Adelaide keine Ehe führen sollte, wie sie oder Sylvia es getan haben. Und Adelaide" Welchem Weg soll sie folgen oder sollte sie sich sogar für einen ganz eigenen Weg entscheiden"
Romane von Lynn Austin sprechen immer für sich! Eine spannende, romantische Geschichte verbindet die Autorin mit (christlichen) lehrreichen Inhalten. Hier zeigt sich das Spannungsverhältnis zwischen einer Ehe aus Liebe oder aus familiären/monetären Gründen, Tradition oder Moderne, Unterordnung oder eigener Wille. Da die Romanhandlung in die Zeit zum Ende des 19. Jahrhunderts gelegt wurde, spielt auch der gesellschaftliche Aufbruch eine Rolle, wie man sich es in der heutigen Zeit kaum noch vorstellen kann. Allerdings vereinfacht es sich für die Autorin, die christlichen Inhalte darzulegen, die heute wie damals aktuell sind, in der modernen Gesellschaft aber kaum noch zu finden sind. Wie aus all ihren bisherigen Bücher bekannt, baut Lynn Austin die Charaktere ihrer Protagonisten genauso liebevoll wie realitätsnah auf, hier können sich sogar Frauen eines jeden Alters in die Handlung hineinversetzen, da auf allen Altersebenen Probleme und Gedanken angesprochen werden. Wunderbar beschrieben ist natürlich auch wieder das Setting der Geschichte, mich haben insbesondere die künstlerischen Aspekte angesprochen. Es spricht wieder viel dafür eine Kunstaustellung zu besuchen.
Auch wenn ich diesen Roman am Anfang etwas vorhersehbar empfand, hat mich der Weg durch die Geschichte der drei Frauen wieder begeistert. Mir gefällt sehr, wie die Autorin christliche Inhalte mit der Geschichte verwebt und dabei noch die Probleme von Frauen aufgreift. So entsteht eine fesselnde Erzählung, die zu großartigen Lesestunden führt. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
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30.01.2025annislesewelt 
Schön, wunderschön und nochmal schön - das sind die Worte, die mir zu dem neuen Buch von Lynn Austin einfallen. Diese Geschichte hat Freude gemacht, sie war sanft und weich, dabei aber voller intensiver Themen wie Vergebung, Neuanfänge, Loslassen, Dankbarkeit, Ehrlichkeit und Liebe.
Die ganze Geschichte ist aus drei Perspektiven erzählt, dabei gibt es aber kaum bis gar keine Wiederholungen.
So kann man sich aber abwechselnd in alle drei Frauen einfühlen und sie besser kennenlernen.
Bei Junietta und Sylvia gibt es zudem noch Einblicke in ihre Vergangenheit, was ich unfassbar spannend fand. Die Übergänge waren toll gemacht, und der Schreibstil ist insgesamt angenehm und wunderbar zu lesen.
Der Einstieg in diesen Roman war fesselnd, da gleich zu Beginn ein Geheimnis gelüftet wird und man neugierig ist, wie es am Ende ins Bild passen wird. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse und verborgene Erinnerungen ans Licht. Dadurch versteht man, was die Frauen geprägt hat, was sie zu den Persönlichkeiten hat werden lassen, die sie sind, und lässt einen so manche Entscheidungen besser verstehen.
Hier darf man sehen, dass das Beste, das man sich für den anderen wünscht, noch lange nicht wirklich das Beste sein muss. Diese Botschaft fand ich wunderbar herausgearbeitet und wichtig. Außerdem wird deutlich, dass jede Entscheidung, die wir treffen, Folgen hat, oft nur ganz kleine und unwichtige, manchmal aber eben weitreichende, die sogar die folgenden Generationen betreffen.
Neben Junietta und Sylvia ist Adelaide ein eher stiller Charakter, doch sie entwickelt sich, sie findet raus, wer sie ist, was sie möchte und wird von sanften, folgsamen jungen Frau zu einer stärkeren Persönlichkeit.
Ich habe dieses Buch genossen und ja, sogar langsamer gelesen, als ich es sonst tue. Dieses Buch wollte ich nämlich nicht beenden, es hat mich eingehüllt, den Alltag vergessen lassen und eine wohltuende Wärme verbreitet. Lynn Austin hat sich wieder mal in mein Herz geschrieben und ich empfehle es von ganzem Herzen weiter.
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29.01.2025MeineKleineBuecherecke 
Ein wunderschöner Roman, dessen Geschichte uns daran erinnern möchte, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind und uns auf eindrückliche Weise zeigt, was Unvergebenheit, Bitterkeit und Schuldgefühle mit einem anstellen, wenn man sie im Herzen wachsen lässt, anstatt sie mit Gottes Hilfe an der Wurzel auszureißen.
Gleichzeitig aber auch ein wertvolles Zeugnis darüber, wie Gott selbst aus den
größten Scherbenhaufen und Verletzungen etwas Wunderbares schaffen kann.
Die Geschichte rund um Junietta, Sylvia und Adelaide hat mich sehr berührt und an den Vers aus Jesaja 61,3 erinnert, wo steht, dass Gott uns Schönheit statt Asche schenken möchte und dass denen, die Gott lieben, schlussendlich immer alle Dinge zum Besten dienen müssen (nach Römer 8,28).
Ein Buch über Vergebung, Leben nach Verlust, Wiederherstellung und der unendlichen Kraft der Liebe, sowie der unermesslichen Treue und Güte Gottes.
Ich könnte noch so viel mehr zu diesem Roman sagen, aber das würde den Rahmen sprengen, daher nur so viel:
Ich kann euch "Die Wege, die wir wählen" von Lynn Austin nur von Herzen empfehlen und glaube, dass die Geschichte einen jeden, der sie liest, genauso berühren wird, wie sie mich berührt hat.
Klare Leseempfehlung!
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28.01.2025KleinerVampir 
Buchinhalt:
New York, gegen Ende des 19. Jahrhunderts: nach dem plötzlichen Tod des Millionärs Arthur Stanhope III bricht für dessen Witwe Sylvia und die jüngste Tochter Adelaide die Welt zusammen. Das Vermögen erbt ein Verwandter, die Frauen stehen beinahe mittellos da. Nur Großmutter Mimi ist davon überzeugt, dass ein gutes Leben abseits von Prunk und Protz möglich und sinnvoll
ist. Leider vereinnahmt Sylvia ihre Tochter maßlos und hat keinen anderen Plan, als diese reich zu verheiraten – nur um das gewohnte Leben in Saus und Braus nicht zu verlieren. Dann allerdings eröffnet Großmutter Mimi ihr eigenes Familiengeheimnis und ermutigt Adelaide, auf ihr Herz zu hören....
Persönlicher Eindruck:
In dem spannenden Drei-Generationen-Roman, der im ausgehenden 19. Jahrhundert spielt, geht es um lang gehütete Familiengeheimnisse, das Abschneiden alter Zöpfe und dem Wagnis, etwas Neues zu beginnen. Als Leser wird man Zeuge, wie sehr der (verlorene) Reichtum die Figuren beeinflusst und wie wenig Rechte eine Frau in der damaligen Zeit hatte. Beispiel dafür ist Adelaide, die etwa 20jährige Tochter aus reichem Hause, die von ihrer Mutter derart fremdbestimmt wird, nur, um dem Frauenhaushalt nach dem Tod des stinkreichen Vaters weiterhin ein Leben in Luxus (zu ermöglichen und den schönen Schein zu wahren. Adelaide soll möglichst reich heiraten, verschachert werden trifft's wohl eher.
Dem gegenüber steht die Patriarchin der Familie, Großmutter Mimi, die ein bislang verschwiegenes Geheimnis ihres Lebens hütet. Sie gibt es schließlich preis, damit Adelaide erkennt, dass sie eine eigene Persönlichkeit besitzt und ihrem Herzen folgen muss. Auch Mutter Sylvia wird zum Umdenken gezwungen.
Die Geschichte ist spannend und authentisch, man wird schnell hineingesogen in das vergangene Jahrhundert und es tut sich Kopfkino vor dem inneren Auge des Lesers auf. Lynn Austin schreibt mitreißend und man hat Mühe, das Buch wieder wegzulegen, nachdem man einmal mit dem Lesen begonnen hat.
Vom christlichen Aspekt her geht es um Themen wie Vergebung, Gottvertrauen und Neuanfang, dem Groll, Erwartungsdruck und Angst vor Neuerung entgegenstehen. Insgesamt fieberte ich durchweg mit und habe den Roman förmlich verschlungen.
Die Art, wie Lynn Austin diese Epoche lebendig werden lässt, ist gekonnt – gerade in die (neu)reichen Kreisen der Vanderbilts, Carnegies und eben der Stanhopes einen Einblick zu erhalten und wie es sich damals ohne Geldsorgen lebte, fand ich interessant und spannend. Natürlich geht so mancher buchstäblich über Leichen, um sein Vermögen zu mehren, so dass auch die Gefühle der ärmeren bzw. bürgerlichen Schicht zum Tragen kommt.
Insgesamt ein absolut lesenswerter Roman mit Stoff zum Nachdenken, der lange im Gedächtnis nachhallt. Eine Leseempfehlung für alle, die historische Romane mit christlichen Grundtönen zu schätzen wissen!
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13.01.2025Monika S.-W. 
Ein schöner tiefgreifender Roman, der über das Schicksal dreier Frauen spricht, deren Geheimnisse erst beim Tod des Sohnes, Ehemannes und Vaters ans Licht kommen. Sie stellen sich den Herausforderungen und kommen am Ende zu einer guten Lösung. Geld ist nun einmal auch nicht alles, auch wenn's zu beruhigen scheint und viel Gutes damit bewirkt werden kann und letztendlich auch
tut.
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