Miss Watts.“
„Ich muss etwas feststellen.“ Harriet rümpfte die Nase, während sie mit ihrer behandschuhten Hand in seine Richtung wedelte. „Wenn Gott gewollt hätte, dass die Menschheit sich auf zweirädrigen Apparaten fortbewegt, hätte er keine Pferde erschaffen. Sehen Sie doch nur, wie zittrig Sie fahren. Jeder Mensch mit Verstand weiß doch, dass nur Fahrzeuge mit vier Rädern stabil sind.“
„Was ist mit einem zweirädrigen Ponykarren?“, warf Miss Berryhill mit gerunzelter Stirn ein. „Meine Tante Bea fährt die ganze Zeit mit so einem Karren durch die Gegend und hatte noch nie Prob-leme.“
„Das liegt daran, dass er an einem Pony befestigt ist. Einem Lebewesen mit vier Beinen“, schnappte Harriet. „Das Tier gibt dem Karren Stabilität.“
Amos musste zugeben, dass sie nie um eine kluge Antwort verlegen war. So wenig er sie auch leiden konnte, weil sie ihn nicht leiden konnte, musste er doch ihre Intelligenz anerkennen. Er wünschte sich nur, sie würde sie für etwas anderes einsetzen, als ihn in der Öffentlichkeit herabzusetzen. Denn das schien ihr liebster Zeitvertreib zu sein.
„Fahrräder sind vollkommen ungefährlich, das kann ich Ihnen versichern“, konterte Amos, entschlossen, ihr seine moralische Überlegenheit zu zeigen. „Selbst junge Frauen fahren sie. Im Osten sind sie der neuste Schrei. Haben Sie denn nicht die Bilder in der aktuellen Ausgabe von Harpers Bazar gesehen?“ Na gut, dann bekam seine moralische Überlegenheit eben einen kleinen Knick. Doch er konnte dem Drang, sie zu reizen, einfach nicht widerstehen. „Meine Schwester hat gesagt, dass die Fahrradmode aus Paris auf dem Titelbild von Harpers zu sehen war.“ Er nickte in Richtung der Schneiderei. „Wenn Sie sich noch nicht informieren konnten, wird Mrs Ludlow Ihnen bestimmt gerne ihre Ausgabe zur Verfügung stellen.“
Er hätte niemals gedacht, dass es ihm einmal zugutekommen würde, eine Schwester zu haben, die ständig den neusten Modetrends hinterherjagte. Doch jetzt, wo er sah, wie Harriet Dexter verzweifelt nach einer schlagfertigen Antwort suchte, waren die endlos langen Abende, die er im Salon seiner Mutter damit verbracht hatte, den Frauengesprächen über Stoffe und Schnittmuster zuzuhören, die Qualen plötzlich wert.
„Wirklich, Amos!“, haspelte Harriet. „Wie vulgär von Ihnen, in gemischter Gesellschaft von … von Hosenröcken und … und Pluderhosen zu sprechen. Ich bin entsetzt. Einfach nur entsetzt.“ Sie schnaubte und marschierte auf dem Bürgersteig in die andere Richtung. „Kommt, meine Damen. Ich sehe einen Gentleman, der unsere Gesellschaft mehr zu schätzen weiß. Hallo, Roy!“
Sie winkte und ein Cowboy, der vor Yeidels Bierhalle stand, tippte sich an die Hutkrempe – kurz, bevor er einen Schwall Kautabak in den Straßenschmutz spuckte.
Offensichtlich ein Bild von einem Gentleman! Wie könnte Amos da mithalten?
Die Flucht in den Sarkasmus nahm der Zurückweisung normalerweise ihren Stachel, obwohl einige Wunden zurückblieben. Das war immer so. Selbst nach all den Jahren der Übung.
Amos zuckte mit der Schulter und setzte sich wieder auf sein Fahrrad. Er trat kräftiger als sonst in die Pedale, um so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und sein jüngstes kommunikatives Scheitern zu bringen. Die Begegnung heute hätte ihn nicht ärgern sollen. Es war ja nicht gerade so, dass er sich Harriet Dexters Aufmerksamkeit wünschte. Die Frau war eine Giftnudel erster Güte. Es war eher eine Sache des Stolzes, vermutete er. Niemandem gefiel es, als unzureichend wahrgenommen zu werden. Oder immer mit einer Männlichkeit verglichen zu werden, die man selbst niemals erreichen würde.
Einen Block hinter der Kreuzung der Straßen Main und Austin nahm der Verkehr merklich ab. Die Geschäfte machten Schulen, Kirchen und schließlich Wohnhäusern Platz. Lucys Haus war noch drei Blocks von der Morton Street entfernt, was ihm vor dem Abendessen leider noch viel Zeit ließ, über die Launen des weiblichen Gemüts nachzudenken.
Wenn sie immer noch in prähistorischen Zeiten leben würden und das Überleben der Familie von der körperlichen Überlegenheit eines Mannes den Konkurrenten gegenüber abhinge, könnte er ja verstehen, warum Frauen einen Cowboy wie Roy Edmundson bevorzugten – trotz seines Tabakkonsums und seines Hanges zu hartem Alkohol. Doch sie lebten in modernen Zeiten, wo wissenschaftliche Entdeckungen und industrieller Fortschritt die Gesellschaft bestimmten. Trotzdem sammelten sich Frauen anscheinend immer noch um die dicksten Muskeln und größten Bankkonten und übersahen vollkommen die Vorteile von Intellekt und Inte-grität.
Na gut, nicht alle Frauen. Es gab ein paar wenige da draußen, die am Äußeren und dem Status eines Mannes vorbeisahen. Lucy. Seine Mutter. Amos lenkte um einen besonders holprigen Abschnitt der Straße herum. Bestimmt gab es noch andere. Er dachte an die Frauen aus der Kirche, die ihm immer ein Lächeln und ein freundliches Wort schenkten. Sie alle waren Juwelen. Und sie alle waren schon weit über fünfzig Jahre alt.
Amos verzog den Mund zu einem ironischen Grinsen. Anscheinend bedurfte es eines gewissen Maßes an Reife, um seine individuellen und ungewöhnlichen männlichen Eigenschaften schätzen zu können.
Sein Lächeln verschwand. Bestimmt fiel Miss G nicht in diese Kategorie. Nicht dass sie nicht reif oder weise wäre. Sie schien alles zu haben, was sich ein intelligenter, gebildeter Mann bei einer Frau nur wünschen konnte. Bis darauf, dass sie offenbar leider alt genug war, um seine Mutter zu sein.
Dieser deprimierende Gedanke verwirrte Amos so, dass er fast gegen den Baum geprallt wäre, der im Garten seiner Schwester Schatten spendete. Im letzten Augenblick riss er das Lenkrad herum und betätigte hektisch die Bremsen.
Wie viele Monate hatte er seine Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft an die mysteriöse Miss G gehängt? Diese Dame voller Witz und Esprit, die ihn mit Geschichten von Gesetzlosen, Quilting-Fiaskos und der beginnenden Romanze zwischen einer Ladenbesitzerin in ihrer Stadt und ihrem Frachtfahrer unterhielt. Vor allen Dingen diese letzte Geschichte hatte er mit großem Interesse verfolgt, da sie ihm Mut machte, dass ein hartnäckig um eine Frau werbender Mann schließlich auch erhört werden würde. Doch was, wenn diese entzückende Miss G eine alte Matrone war, eine großmütterliche Figur und nicht die junge, attraktive Frau, die er sich immer vorgestellt hatte? Das wäre verheerend, denn er hatte sich mehr als nur ein wenig in die Telegrafistin von Harpers Station verliebt.
Das waren die Vorteile, aber auch gleichzeitig die Tücken am Beruf des Telegrafisten: man konnte eine Unterhaltung oder eine Freundschaft – oder etwas tiefer Gehendes – mit jemandem beginnen, der Dutzende Meilen weit weg war, mit einer Person, die man noch nie gesehen hatte. Wie leicht wäre es für die Person am anderen Ende des Drahtes, sich falsch darzustellen, zu behaupten, sie wäre eine junge, unverheiratete Schönheit, wo sie doch in Wahrheit eine reife Mutter von fünf Kindern mit schlechten Hygienegewohnheiten und verdrehtem Humor war. Er hatte sogar schon davon gehört, dass männliche Telegrafisten sich als Frauen ausgaben, nur um ihren Kollegen einen Streich zu spielen. Amos hatte gedacht, er würde Opfer eines solchen Scherzes, als er vor ein paar Monaten zum ersten Mal am Draht über Miss G gestolpert war. Doch sie war so zurückhaltend gewesen, eine Unterhaltung mit ihm anzufangen, dass es bestimmt kein heimtückischer Schwindel war.
Doch trotzdem hatte er einige Nachforschungen angestellt. Das Kürzel ihrer Station, HS, stand für Harpers Station, eine Stadt, von der er noch nie etwas gehört hatte. Das hatte zuerst sein Misstrauen erregt, bis er seinen besten Schnüffler darauf angesetzt hatte – seine Mutter. Sie hatte Verwandte und Tratsch-Kontakte im ganzen Land. Innerhalb einer Woche hatte er erfahren, dass Harpers Station eine Art Frauenkolonie war, die von einer Bankerin und ihren unverheirateten Tanten gegründet worden war. Was immerhin bedeutete, dass Miss G zumindest eine Frau sein musste.
Ihr Alter blieb allerdings ein Geheimnis, denn er wäre niemals so rüde gewesen, es zu erfragen. Doch er hatte Hinweise gesammelt. Zum Beispiel hatte sie während ihrer Unterhaltungen keinen Ehemann erwähnt, auch keine Kinder. Wenn er sich recht erinnerte, war der einzige Bezug zu ihrer Familie gewesen, dass ihre Mutter ihr das Telegrafieren beigebracht hatte, als sie ein Kind gewesen war, was bei ihm den Eindruck hinterließ, dass sie immer noch eine junge Frau war. Und obwohl sie nie davon geschrieben hatte, vermutete er anhand ihrer Ausführungen und der Tatsache, dass sie sich dazu entschieden hatte, in einer Frauenkolonie zu leben, dass ihre Eltern nicht mehr Teil ihres Lebens waren. Tod, vielleicht, oder entfremdet? Er konnte nur spekulieren.
Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass sie eine großartig wohltuende Art hatte und ihm das Gefühl gab, sie würde sich auf ihre gemeinsamen Unterhaltungen genauso freuen wie er. Das bedeutete ihm unglaublich viel. So viel, dass er fast jeden Abend damit verbrachte, am Morseapparat zu sitzen und ihren Klopfzeichen zu lauschen, um sie dann freudig zu erwidern. Noch nie hatte er jemandes Gesellschaft so sehr genossen.
Aber was, wenn Miss G nicht dem Bild entsprach, das er sich in Gedanken von ihr gemacht hatte? Er erwartete keine große Schönheit, wollte eigentlich auch gar keine. Nur eine Frau, die seinem Alter einigermaßen entsprach und passabel aussah, die seine Welt aber mit ihrem Lächeln erhellen konnte. Deren stilles Auftreten seinen Geist nach einem langen Arbeitstag beruhigte. Deren humorvolle Betrachtungsweise des Lebens ihn erheitern und die Langeweile vertreiben würden. Sie hatte schon gezeigt, dass sie die letzten beiden Dinge ohne Weiteres beherrschte. Doch er hatte Angst, dass sie dem ersten Punkt nicht entsprach, und deshalb hatte er ein persönliches Zusammentreffen bisher immer vermieden.
Die Wirklichkeit schnitt im Vergleich zu einem lieb gewonnenen Fantasiebild normalerweise nie gut ab. Auf der anderen Seite konnte er sein Leben auch nicht mit diesem eingebildeten Hirngespinst weiterführen.
„Willst du bis zum Sonnenuntergang hier draußen herumlungern“, erschallte eine vertraute weibliche Stimme, „oder kommst du endlich rein zum Abendessen?“
„Herrisch wie immer“, stichelte Amos. Seine Schwester war zwar drei Jahre jünger als er, doch sie hatte nie davor zurückgescheut, ihn herumzukommandieren. Er grinste, stieg von seinem Fahrrad ab und schob es auf Lucys Veranda. „Ich weiß nicht, wie Robert es mit dir aushält.“
„Genauso wie du“, zischte sie und warf ihm das Geschirrtuch, das sie in Händen hielt, an den Kopf.
Er duckte sich mit einem Glucksen und schnappte das Tuch aus der Luft. Sie hatte recht. Er und Robert liebten sie beide von ganzem Herzen. Sonst hätte er Robert auch niemals die Erlaubnis gegeben, sie zu heiraten.
„Mama ist schon drinnen“, verkündete Lucy, als Amos zu ihr trat und mit dem Tuch nach ihrem Rock schlug. Sie quietschte laut und griff nach dem Geschirrtuch. „Du Scheusal. Hör auf damit.“
Er ließ sich das Tuch abnehmen und küsste sie auf die Wange. „Was gibt’s zum Abendessen?“
„Fischinnereien und Affengehirne.“
Amos beäugte die offene Tür und atmete tief ein. „Mmm. Faszinierend, dass solch ein exotisches Essen genauso riechen kann wie Würstchen mit Zwiebeln.“
Lucy schlug ihm auf die Schulter. Dem Angriff hätte er locker standhalten können, vor allem, da sein Gleichgewichtssinn vom Fahrradfahren so geschult war, doch er machte eine Show daraus, zur Seite zu taumeln.
„Es ist ja nicht so, als würdest du merken, was wir essen, so weit, wie deine Gedanken immer weg sind. Du solltest dich einfach mit ihr treffen, anstatt dich selbst mit Fragen und Zweifeln zu quälen.“
Amos funkelte sie böse an. „Mutter hätte dir nie von meinem Kontakt nach Harpers Station erzählen dürfen.“ Seine Schwester war viel zu neugierig und eine viel zu große Kupplerin, um diese Sache mit der mysteriösen Telegrafistin einfach zu ignorieren.
Lucy zuckte mit den Schultern. „Ich hatte mir sowieso schon so etwas gedacht. Du hast nach dem Essen immer weniger Zeit hier verbracht, weil du auf dem Heimweg immer noch mal im Büro vorbeischauen musstest. Aber ich hätte niemals gedacht, dass es so lange hält.“ Sie stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen, als sie ins Vorzimmer traten. „Irgendetwas sagt mir, dass du bis über beide Ohren in sie verliebt bist, großer Bruder.“
Eine Verleugnung lag Amos auf der Zunge und Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Glücklicherweise rettete ihn die Ankunft seines kleinen Neffen vor einer offensichtlichen Lüge.
„Ontel Mos! Ontel Mos!“ Der Zweijährige schoss mit weit aufgerissenen Armen und breitem Lächeln auf ihn zu wie eine Dampflok.
Amos’ Herz schwoll vor Liebe, als er sich bückte, um den kleinen Schlingel hochzuheben. „Harry! Mein Gott, bist du schwer geworden.“ Er tat so, als bereite es ihm die allergrößten Schwierigkeiten, den Kleinen vom Boden zu heben, und er schnaufte laut. Jeden Abend spielten sie dieses Spiel und es wurde ihnen niemals leid. Wie hätte man einer so herzlichen Begrüßung auch widerstehen können?
Natürlich griff Harry als Allererstes nach seiner Brille. Amos hatte vor sechs Wochen aufgegeben, das Unvermeidliche zu vermeiden, und ließ es jetzt einfach geschehen. So war es einfacher. Lucy würde schimpfen und die Brille aus Harrys klebrigen Fingern befreien. Amos würde ihm auf die Wange pusten und ihn knuddeln, bis er vor Vergnügen quietschte und heruntergelassen werden wollte. Wenn das kleine Monster dann verschwunden war, würde Lucy Amos die Brille zurückgeben. Er würde den verbogenen Rahmen gerade biegen, die Gläser säubern und sich zum Rest der Familie ins Esszimmer begeben.
Heute jedoch hielt seine Schwester die Brille fest, nachdem ihr Sohn weggelaufen war, um seine Großmutter zu plagen. Als Amos fragend eine Augenbraue hob, blickte sie ihn ernst an.
„Du wärst ein großartiger Vater, das weißt du.“
„Lucy …“ Amos schüttelte den Kopf. Das konnte er heute Abend nicht. Nicht nach seinem Zusammentreffen mit Harriet Dexter und ihrem Gefolge. Seine Schwester meinte es nur gut, aber ihn zur Heirat zu drängen machte alles nur noch schlimmer. Es war ja nicht so, als wollte er unbedingt unverheiratet bleiben.
Sie berührte seinen Arm. „Sie ist da draußen, Amos. Die richtige Frau für dich. Und sie wird besser zu dir passen, als du es dir ausmalen kannst. Gott wird sich darum kümmern. Du musst sie nur finden.“
Amos stieß die Luft aus und konnte ein sarkastisches Lachen nicht unterdrücken. „Sie versteckt sich aber ziemlich gut, Schwesterchen.“
Sie tätschelte seinen Rücken und hielt ihm die Brille hin. „Vielleicht hast du bisher nur an den falschen Orten gesucht.“ Sie ging ein paar Schritte voraus, bevor sie sich umwandte und ihren letzten Schuss abgab. „Vielleicht versuchst du es einmal in Harpers Station. Ich habe gehört, da gibt es einen Frauenüberschuss.“ Lucy grinste frech. „Vielleicht erhöht es deine Chancen, wenn du weniger Konkurrenten hast. Ich bin sicher, deine Freundin aus dem Telegrafenbüro könnte dir weiterhelfen.“
„Du, ich warne dich …“ Amos sprang vor und wollte sie schnappen.
Lucy kicherte, floh – und landete natürlich direkt in den Armen ihres Ehemannes. Der perfekte Ort für eine so schrecklich glücklich verheiratete Frau!
Doch ihre Worte klangen ihm noch im Ohr und forderten Amos heraus, das Risiko einzugehen – zu versuchen, eine Fantasievorstellung Wirklichkeit werden zu lassen. Was konnte im schlimmsten Falle schon passieren?
Kundenstimmen
Eine Echtheits-Überprüfung der Bewertungen hat vor deren Veröffentlichung nicht stattgefunden. Die Bewertungen könnten von Verbrauchern stammen, die die Ware oder Dienstleistung gar nicht erworben oder genutzt haben.
30.05.2020KleinerVampir "Herz auf Empfang" ist der zweite Band der Harpers Station-Reihe von Karen Witemeyer. Wie bereits im ersten Teil nimmt die Geschichte den Leser bereits auf den ersten Seiten gefangen und zieht ihn in ihren Bann. Lieb gewonnene Charaktere und neue Figuren sind Teil eines stimmigen Ganzen, das Atmosphäre und ein heimelige Grundstimmung erzeugt - es macht einfach Spaß, in
die Handlung einzutauchen und dem spannenden Plot zu folgen.
Die Geschichte ist angesiedelt in Texas im ausgehenden 19. Jahrhundert, dort, wo der Wilde Westen noch Wild war und sich mutige Männer (und Frauen!) für Gerechtigkeit einsetzen, während skrupellose Gangster alles daran setzen, ihnen das Leben schwer zu machen.
Die Idee von der Telegrafenbekanntschaft fand ich bezaubernd; es wird absolut nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert, wie Grace und Amos sich zwar vom Draht aber nicht in der Realität kennen und beide sich Gedanken darüber machen, wie das Gegenüber wohl aussieht, ob Wunschdenken und Realität sich decken oder ob es sich um eine totale Enttäuschung handelt.
Das tut es keineswegs, denn Amos ist der Retter in der Not, der seiner Angebeteten um jeden Preis helfen will, auch wenn er rein körperlich nicht grad viel hermacht und seine Werte woanders liegen. Grace als weibliche Hauptfigur blüht regelrecht auf, als sie sieht, dass sie begehrt wird - war sie doch im 1. Teil eher introvertiert und hasste es, im Mittelpunkt zu stehen.
Dann ist da noch Helen, eine Nebenfigur, die mehr und mehr in den Focus des Geschehens rückt. Durch einen und geplanten Zwischenfall wird ihr Männerhass auf die Probe gestellt - und ihr Glaube an Gott.
Der christliche Aspekt der Geschichte ist stimmiger, dezenter Teil der Handlung und zeigt das unerschütterliche Gottvertrauen, ohne das ein Leben unmöglich erscheint.
Der Roman hat eine in sich geschlossene Handlung und kann auch ohne Kenntnisse aus dem ersten Band gelesen werden.
Fazit: ein gelungener Westernroman, christlich, mit liebenswerten Figuren, einer Portion Romantik und packendem Spannungsbogen, den ich auf jeden Fall empfehlen kann!
› mehr...
14.10.2018LEXI Ihr Name war Grace
Karen Witemeyer, die bekannte Autorin historischer Romane mit Happy End-Garantie und einer überzeugenden christlichen Botschaft, rangiert weit oben auf der Liste meiner favorisierten Christlichen Autorinnen. Ihre locker-leichten Geschichten, die stets auch mit Humor aufwarten, haben es bislang noch immer geschafft, mich zu begeistern. In der aktuellen Neuerscheinung "Herz auf Empfang" wurde die junge Grace Mallory auf
der Suche nach einem sicheren Zufluchtsort in der Frauenkolonie Harpers Station mit offenen Armen aufgenommen, wo sie fortan als Telegrafistin arbeitet. Integrität bestimmte zeitlebens das Denken und Handeln des ruhigen und freundlichen Gelehrten und Literaturprofessors Herschel Mallory, der bei der Übergabe wichtiger Dokumente in eine Falle gelockt und kaltblütig erschossen wurde. Seine letzten Gedanken galten der Sicherheit seiner Tochter Grace, der es gelingt, sich mit den Dokumenten im Besitz dem Zugriff seines Mörders zu entziehen und ihre Spuren zu verwischen. Als nach über einem Jahr Graces Aufenthaltsort bekannt wird und eine telegrafische Warnmitteilung eintrifft, werden die Bewohner von Harpers Station in höchster Alarmbereitschaft versetzt. Ein verdächtig erscheinender, Brillen tragenden Mann mit nachlässigem Äußeren, der sich nach der jungen Telegrafistin erkundigt, wird unverzüglich festgenommen und unter Arrest gestellt.
Der aus Denison stammende Amos Bledsoe arbeitet ebenfalls als Telegrafist und ist nach regelmäßiger Korrespondenz mit der zauberhaften Grace Mallory bis über beide Ohren in sie verliebt. Als er zufällig den Inhalt der telegrafisch übermittelten Warnung hört, macht er sich sofort auf den Weg zu Grace, um ihr beizustehen. Der warmherzige, ehrliche und intelligente junge Mann beeindruckt durch seine ehrliche und respektvolle Art, seine Geistesgegenwart, seine Integrität und seiner Courage. Doch hat der Fahrrad fahrende schmächtige Telegrafist eine Chance gegen jenen eiskalten Auftragskiller, der sich bereits auf den Weg nach Harpers Station gemacht hat, um Grace Mallory und der verschwundenen Dokumente habhaft zu werden"
Karen Witemeyer erzählt ihre Geschichte in einem wie gewohnt locker-leichtem Schreibstil, der gepaart mit einer großen Portion Humor und dem durchgehenden Spannungsfaktor in diesem Buch dazu beitrug, mir allergrößtes Lesevergnügen zu bereiten. Es hat mich gefreut, dass die Autorin auch bekannten Figuren aus dem Vorgängerroman kleine Rollen zudachte und ich dem mitfühlenden Wirbelwind Emma, ihrem Ehemann Malachi, den beiden kämpferischen Tanten Henrietta und Alberta sowie Victoria und ihrem Verehrer Ben wieder zu begegnen. Der scharfzügigen Männerhasserin Helen Potter, die in ihrem Leben bisher niemals Glück, sondern ausschließlich schlimme Erfahrungen machen durfte, wurde eine größere Nebenrolle in dieser Geschichte zuteil. Helen macht eine folgenschwere Entdeckung, die nicht nur das Leben auf Harpers Station, sondern auch ihre eigene Existenz völlig auf den Kopf stellt. Den beiden Protagonisten Grace und Amos wird die meiste Aufmerksamkeit zuteil. Ihre behutsame Annäherung sowie die Bedrohung durch den Mörder von Graces Vater sorgen dafür, dass eine große Menge an Emotionen, aber auch an Aufregung und Spannung, in die Geschichte einfließen. Die größte Bedrohung geht vom Antagonisten dieses Buches aus, der nichts unversucht lässt, der verschwundenen Dokumente habhaft zu werden und dabei mit eiskalter Rücksichtslosigkeit vorgeht.
Fazit: "Herz auf Empfang" hat mir durch die hervorragende Charakterzeichnung sämtlicher handelnder Figuren, einem wundervoll-locker-leichtem Schreibstil, der Gewichtung auf den christlichen Glauben und einer perfekten Dosis Humor allergrößtes Lesevergnügen bereitet.
› mehr...
24.08.2018Gusaca Grace hat als Telegrafin in der Frauenkolonie von Harpers Station eine neue Heimat gefunden. Amos ist ein netter Kollege, den sie über die Telegraphenleitung näher kennen- und schätzen gelernt hat.
Da meldet sich ein alter Verfolger, der schon ihren Vater umgebracht hat. Kann Amos Grace vor der neuen GEfahr beschützen und haben ihre aufkeimenden GEfühle füreinander jetzt noch eine
Chance"
Die Autorin läßt den LEser in diesem historischen Roman in die Zeit des wilden Westens abtauchen.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen.
Am Beginn ist die Handlung etwas vorhersehbar, weil schnell klar ist, wer der Böse und wer der Gute ist.
Aber ab der Mitte des Buches wird die Handlung spannender und actionreicher.
Emotionen werden gut dargestellt und immer wieder spielt der christliche Glaube der einzelnen Charaktere eine Rolle, wobei dieser Aspekt doch eher nebensächlich eingearbeitet wird.
Die Charakterentwicklung hat mich sehr überzeugt .
Einige Dialoge wirkten doch recht altertümlich, was der damaligen Zeit durchaus entspricht . Und doch mußte ich manchmal schmunzeln, wenn man liest wie sich die unterschiedlichen GEschlechter langsam aneinander annähern.
Das Buch hat mich gut unterhalten, wenn es mich zu BEginn auch erst nicht fesseln konnte.
Ich hätte mir etwas mehr Tiefgang gewünscht, denn zum Nachdenken bin ich bei der LEktüre dieses Buches eigentlich nicht gekommen. Die erwähnten Bibelzitate waren mir eher unbekannt , paßten aber gut zum jeweiligen Inhalt des Buches.
› mehr...