Der Sandsturm löschte jeden Strahl von Sternenlicht oder Mondschein aus, sodass die Finsternis geradezu biblisch wirkte wie eine der Plagen, mit denen Gott die Ägypter bestraft hatte – eine Finsternis, die man fühlen konnte. Sie hatte gedacht, mit ihren fünfundvierzig Jahren würde sie noch mindestens zwanzig Jahre leben, aber dieser Sturm könnte ihr Ende sein. Schade. Sie hatte gehofft, noch so viel zu erreichen.
Sie dachte an das luxuriöse Hotelzimmer, das sie vor zwei Tagen in Kairo zurückgelassen hatte, und verstand jetzt, warum die Israeliten nach Ägypten hatten zurückkehren wollen, nachdem sie in der Wüste ihre Zelte aufgeschlagen hatten, auch wenn das bedeutete, versklavt zu sein. Mose hatte sie zum Berg Sinai geführt, damit sie dort Gott anbeteten, und sie war auf dem Weg zum Katharinenkloster, das an derselben Stelle errichtet worden war. Die jahrhundertealte Geschichte, die diesen mystischen Ort prägte, faszinierte sie. Man stelle es sich nur vor – Kaiser Justinian hatte die Kirche der Heiligen Katharina im Jahr 557 erbauen lassen! Rebecca hoffte, sie würde die Nacht überleben, um diese Kirche zu sehen.
Ein merkwürdig hämmerndes Geräusch erregte Rebeccas Aufmerksamkeit, ein Stakkatorhythmus, der sich zu dem tosenden Wind und der im Sturm flatternden Zeltplane gesellte. Als sie das Geräusch erkannte, war es beruhigend – die beduinischen Führer der Karawane befestigten die Heringe, die sich im Sturm gelöst hatten. Vielleicht würde sie doch nicht weggeweht werden. Wie die Männer in dieser völligen Dunkelheit überhaupt etwas sehen konnten, war ihr ein Rätsel. Sie hörte, wie sie mit ihren Kamelen sprachen. Die Tiere zischten und knurrten als Erwiderung. Scheußliche Biester!
Dann kam ihr ein neuer Gedanke: Was, wenn der Sand sich um ihr Zelt anhäufte und dabei sie, die Ausrüstung, die Führer und sogar die Kamele unter sich begrub?
Mit einer Handbewegung wischte sie diesen Gedanken beiseite. Es gab weitaus schlimmere Arten zu sterben.
„Becky? Bist du wach?“, flüsterte ihre jüngere Schwester Flora. Sie lag auf einem Feldbett keinen Meter entfernt und doch war sie in der Dunkelheit unsichtbar.
„Ja, ich bin hier.“ Rebecca streckte die Hand nach dem Klang von Floras Stimme aus und fand ihren Arm, den sie beruhigend tätschelte.
„Das ist ein richtiges Abenteuer, nicht wahr?“, fragte Flora.
Rebecca hörte das unterdrückte Lachen in Floras Stimme und grinste. „Ja, ich glaube, die Bezeichnung ist ziemlich zutreffend.“ Sie lachte laut auf und vergrub dann das Gesicht in ihrer Decke, um das Geräusch zu dämpfen. Sie konnte hören, dass Flora es ebenso machte. Es war, als wären sie wieder Schulmädchen, die im dunklen Schlafsaal tuschelten, und nicht zwei Schwestern mittleren Alters.
„Wenn unsere Quäkerfreunde uns jetzt sehen könnten …“, prustete Flora.
„Sie würden uns in die Irrenanstalt stecken!“
„Ich finde, Thomas Cook sollte Sinai-Reisen mit Beduinenkarawane in sein vornehmes Programm aufnehmen“, schlug Flora vor. „Meinst du nicht auch?“
Bei dem Gedanken musste Rebecca wieder laut lachen, doch auch diesmal dämpfte sie das Geräusch ganz schnell.
„Schhh … sonst wecken wir Kate auf“, flüsterte Flora.
„Ich bin schon wach, Miss Flora.“ Kate klang verärgert.
„Oh, tut mir leid, meine Liebe. Aber wenn ich daran denke, wo wir sind und wie absurd dieser Sturm ist …“
„Genau. Sollten wir nicht lieber Besuche machen oder Spenden für eine deiner Wohltätigkeitsorganisationen sammeln?“, fragte Rebecca mit ihrer vornehmsten Stimme. Wieder brachen Flora und sie in Gelächter aus. „Wir reißen uns besser zusammen“, sagte Rebecca schließlich, „sonst streckt Petersen noch seinen Kopf durch den Zelteingang und blickt uns streng an, weil er denkt, wir wären hysterisch geworden.“
„Der Junge ist seit zwei Jahren unser Butler, Becky. Er weiß genau, wie hysterisch wir sind. Weißt du noch, als er das erste Mal gesehen hat, wie wir in unserer Unterwäsche im Garten Freiübungen gemacht haben?“
Ihre Worte brachten sie wieder zum Lachen und Rebecca fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie fühlte eine feine Schicht Sandkörner und schmeckte sie auch auf den Lippen. Der Wind presste den feinen Sand durch jede Ritze, Naht und Öffnung. Hoffentlich nahm ihre fotografische Ausrüstung keinen Schaden. „Verzeih, Kate, Liebes. Wir beruhigen uns jetzt wieder, versprochen. Schlaf ruhig weiter.“
„Wie soll ich denn schlafen, wenn ich gleich fortgeweht werde?“, murrte Kate. In der Dunkelheit konnte Rebecca ihre sogenannte Zofe nicht sehen, aber sie konnte sich das griesgrämige Stirnrunzeln auf Kates Gesicht vorstellen, ebenso wie ihre steife Haltung und die verschränkten Arme. Es war Floras Idee gewesen, aus dem diebischen achtzehnjährigen Gassenkind ihre Zofe zu machen. Allmählich glaubte Rebecca, dass es leichter wäre, Stroh zu Gold zu spinnen.
„Meinst du, wir könnten bis zum Morgen lebendig begraben sein?“, fragte Flora. „Denk doch mal an Nimrods Palast, der ganz und gar von Sand bedeckt war, sodass die Araber nicht einmal wussten, dass er dort war, bis Henry Layard ihn ausgegraben hat.“
Rebecca lächelte. „Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen. Vielleicht wird in tausend Jahren ein Archäologe kommen und uns finden und sich fragen, was in aller Welt diese verrückten Schwestern vorhatten.“
„Ach … erinnere mich noch mal daran, warum wir das hier machen“, sagte Flora.
Rebecca hörte das Lächeln in der Stimme ihrer Schwester und war froh darüber, dass sie zusammen waren. Seit ihrer Kindheit liebten sie exotische Reisen: durch die labyrinthartigen Straßen von Paris streifen, die Basare und dunklen Gassen von Kairo und Jerusalem erkunden oder in einer Dahabeya auf dem Nil fahren, um die Pyramiden zu sehen.
„Ich glaube, wir sind hergekommen, um ein Abenteuer zu erleben, weißt du noch?“, erwiderte Rebecca. Aber das war nicht der einzige Grund. In der Mitte ihres Lebens hatte Rebecca sich verliebt. Professor Timothy Dyk war intelligent, gelehrt, warmherzig, gesellig – und liebte sie auch. Sie passten so gut zueinander, dass es Rebecca vorkam, als wäre sie aus seiner Rippe geformt worden. Aber sie konnte Timothys Heiratsantrag nicht annehmen – jedenfalls noch nicht. Vielleicht würde sie es niemals können. Diese Reise zum Katharinenkloster war ihr letzter Ausweg, und wenn er scheiterte, hatte sie keine andere Wahl, als eine alte Jungfer zu bleiben. Rebecca würde Sandstürme und Wüstengefahren und noch viel, viel mehr ertragen, wenn sie damit die Mauer zwischen ihnen endlich zum Einsturz bringen konnte.
Und dann war da noch ihre junge Bedienstete, Kate Rafferty. Wer wusste schon, welche Wirkung diese Reise auf ihr steinernes Herz haben würde? Oder auf ihren mürrischen, neunzehnjährigen Butler Petersen, den Flora aus einem Waisenhaus gerettet hatte? Jemand musste doch versuchen, zu diesen jungen Menschen durchzudringen, bevor sie für immer verloren gingen. Warum nicht Rebecca und Flora?
Draußen begann eines der Kamele laut zu wiehern. „Ach, diese armen Tiere“, sagte Flora. „Sie haben gar keinen Schutz vor dem Sturm.“
„Sie wollen sie doch wohl nicht in unser Zelt einladen, oder?“, fragte Kate. „Ich weiß doch, was für ein weiches Herz Sie haben, Miss Flora.“
„Nicht, bevor sie gebadet haben“, erwiderte Flora lachend. „Sie stinken zum Himmel!“
„Außerdem sind sie an Wüstenbedingungen gewöhnt“, gab Rebecca zu bedenken. „Gott hat sie so geschaffen, dass sie Sandstürme aushalten können.“ Sie glaubte nicht einen Augenblick lang, dass sie sich durch den Prozess der natürlichen Auslese entwickelt hatten, wie dieser Heide Charles Darwin behauptete. Seine unerhörten Theorien standen dieser Tage in allen Zeitungen und viele der Wissenschaftler, die sie kannte, schienen sie zu übernehmen. Das konnte und wollte Rebecca nicht.
„Wir sollten jetzt wirklich versuchen zu schlafen“, sagte sie. „Der Tag morgen wird mit Sicherheit lang.“ Gestern waren sie sieben Stunden durch die steinige Wüste gereist, heute dann waren sie schon vor Sonnenaufgang aufgestanden und acht Stunden gereist, bevor der Sandsturm sie gezwungen hatte, sich in Sicherheit zu bringen. Der Sturm war zugleich schön und beängstigend gewesen, als er auf sie zugerollt war, den Himmel verdunkelt und den Horizont erfüllt hatte wie eine unheimliche gelbe Gewitterwolke. Die Etappe morgen würde mindestens so lang werden wie die letzte, immer vorausgesetzt, der Sturm ließ tatsächlich nach, wie der Beduinenscheich ihr versichert hatte. Das Tempo war anstrengend, aber Rebecca hatte die Karawane mit ihren Kamelen nur für vierzig Tage gemietet und darin war die Reisezeit zum Berg Sinai und zurück enthalten. Sie wollte so viele Tage wie möglich mit Recherchen im Kloster verbringen.
„Wie lange noch, bis wir da sind?“, wollte Kate wissen.
„Es müsste noch eine Woche dauern, bis wir das Katharinenkloster erreichen.“
„Und wird es jede Nacht solche Sandstürme geben? Wenn, dann können wir genauso gut gleich umkehren und nach Hause gehen. Außerdem traue ich diesen Kameltreibern nicht über den Weg. Die Männer starren mich immer an.“
„Ein Sandsturm allein genügt nicht, damit Flora und ich aufgeben und umdrehen“, erklärte Rebecca. „Und ich glaube auch nicht, dass der Scheich dir etwas antun will. Wahrscheinlich starrt er dich nur an, weil er dich hübsch findet. Deine roten Haare sind eben sehr ungewöhnlich.“
Kates ärgerlicher Seufzer war laut. Ihr Feldbett knarrte und raschelte, als sie sich im Dunkeln umdrehte.
„Als wir heute unterwegs waren, musste ich an das Volk Israel denken“, sagte Flora. „Es muss wirklich schwer gewesen sein, Gott zu vertrauen und weiter durch so ödes Land zu laufen. Wir wissen, wie ihre Geschichte endet und dass sie schließlich ins Gelobte Land kamen, aber sie hatten ja keine Ahnung, was geschehen würde. Sie mussten einfach Gott vertrauen und weitergehen.“
Rebecca wusste auch nicht, wie ihre Reise durch die Sinaihalbinsel enden würde – ob ihre Mission ein Erfolg sein und bei Timothy einen Durchbruch bewirken würde oder das Ende ihrer Beziehung bedeutete. Sie wünschte den beiden anderen noch einmal eine gute Nacht und versuchte, es sich auf ihrem Lager bequem zu machen. Dabei erinnerte sie sich daran, wie weit sie bereits gekommen waren – die Zugfahrt von Chicago nach New York; die Reise mit dem Dampfschiff nach Frankreich; dann wieder auf einem Dampfer durchs Mittelmeer bis nach Kairo, wo sie mehrere Tage warten mussten, während sie die Erlaubnis des Erzbischofs vom Sinai einholten, das Kloster zu besuchen. Dass sie in der Lage war, sich auf Griechisch mit dem Geistlichen zu unterhalten, hatte ihn sehr beeindruckt, und er hatte ihr nicht nur die Erlaubnis gegeben, sondern sich sogar die Zeit genommen, Gott um Bewahrung vor den heißen Wüstenwinden zu bitten, die von der Sahara herüberwehten. Er war sehr freundlich gewesen – aber seine Gebete hatten Gottes Meinung zu dem Wind offensichtlich nicht beeinflusst.
In Kairo hatten sie auch die Dienste des Agenten Mr Farouk in Anspruch genommen, der sie auf ihrer Reise begleiten sollte. Er hatte ihnen die ganze Ausrüstung gekauft, einen Koch eingestellt und eine Kamelkarawane organisiert. Außerdem hatte er genügend Essen und Trinkwasser für ihre vierzigtägige Expedition beschafft. Dann hatten Rebecca und Flora und ihr Gefolge den Golf von Suez überquert und die Beduinen und ihre Tiere kennengelernt. Die struppigen, sonnengebräunten Männer sahen aus, als wären sie geradewegs den Seiten von Tausendundeine Nacht entstiegen, von oben bis unten in weiße Gewänder gekleidet, um den Kopf Turbane gewickelt und mit Schwertern an der Hüfte. Nachdem sie ein Dutzend Kisten mit lebenden Hühnern und Puten auf die Kamele geschnallt hatten, hatten sie sich auf den Weg gemacht.
Rebecca wusste, wie unerhört es war, dass zwei Frauen allein durch eine so unwirtliche Gegend reisten, nur begleitet von ihrer Zofe und ihrem jungen Butler – dem ernsten, aber zuverlässigen Petersen. Wer wusste schon, was für eine Person Mr Farouk war? Ganz zu schweigen von den zwölf Kameltreibern, Beduinen und ihrem Scheich, der darauf bestanden hatte, sie zu begleiten, und ein antikes, rostiges Gewehr bei sich trug, das er von Zeit zu Zeit gefährlich durch die Luft schwenkte. Doch Rebecca hatte gelernt, nichts darauf zu geben, was andere dachten. Was ihre Sicherheit betraf, so kannte Gott bereits das Ende ihrer Tage. Sie hatte keinen Grund, sich zu ängstigen.
Aber Petersen tat ihr leid. Er war auf den Straßen von Chicago aufgewachsen und hatte noch nie auf einem Pferd gesessen, geschweige denn auf einem Kamel. In den letzten beiden Tagen hatte er besonders viel Mühe gehabt, eine bequeme Sitzposition zu finden, und sie hatte gesehen, dass er sich das Gesäß rieb, wann immer er abstieg. Keine der beiden Schwestern hatte Peterson diese Unannehmlichkeiten zumuten wollen, aber er hatte darauf bestanden, sie zu begleiten, wobei er mit seiner Erklärung „Wo Sie hingehen, werde ich auch hingehen!“ sehr biblisch geklungen hatte. Da sie wusste, wie sehr Petersen Kate misstraute, hatte Rebecca den Verdacht, dass er vor allem mitgekommen war, um sie vor dem Mädchen zu beschützen und weniger vor den heidnischen Fremden.
Der Wind heulte weiter; die Zeltplane flatterte. Rebecca zog die Decke fester um sich, mehr zum Trost als wegen der Wärme. Wie wäre es wohl, wenn der Mann, den sie liebte, neben ihr schliefe, an sie geschmiegt wie zwei Löffel in einer Schublade, während sie dem vertrauten Rhythmus seines Atems lauschte und seinen Herzschlag spürte? Vielleicht würde sie es nie wissen. Aber unabhängig davon, ob Timothy Teil ihrer Zukunft war oder nicht, hoffte Rebecca, dass die Entdeckungen, die sie am Berg Sinai machte, am Ende diese lange, gefährliche Reise wert waren.
Sie wälzte sich auf der schmalen Liege hin und her und fand einfach keine bequeme Position. Es nutzte nichts – sie konnte nicht einschlafen; der laute Wind und der trommelnde Sand machten sie einfach nervös. Trotz all ihrer sorgfältig durchgeführten Planung war Rebecca in diesem Augenblick hilflos. Aber war sie nicht auf einigen anderen Reisen auch schon Gefahren begegnet? Sie waren vielleicht nicht so bedrohlich gewesen wie ein Sandsturm, aber trotzdem beängstigend. Sie beschloss, in ihrer Erinnerung zum Anfang zurückzugehen, als es nur Vater, Flora und sie gegeben hatte – und natürlich die alten Bediensteten, die für sie gesorgt hatten. Wenn Rebecca wirklich sterben musste, würde sie in ihren letzten Augenblicken wenigstens an Menschen denken, die sie liebte.
Solange Rebecca denken konnte, war Flora an ihrer Seite gewesen – Schwester, beste Freundin, Vertraute und Partnerin bei allen Abenteuern, den kleinen wie den großen …
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28.10.2018LEXI "Gott kennt das Ende unserer Tage. Wir haben nichts zu befürchten."
Dieses Lebensmotto begleitet Rebecca Hawes bereits ihr ganzes Leben lang - ein Leitspruch, der sich für sie bislang stets bewahrheitet hat. Nach dem frühen Tod der Mutter wuchsen Rebecca und ihre Schwester Flora, die zugleich auch Vertraute, beste Freundinnen und Partnerinnen bei allen Abenteuern waren, bei ihrem nunmehr alleinerziehenden
Vater auf. Der vermögende Anwalt Edward Hawes erzog seine beiden Mädchen zur Unabhängigkeit und behandelte sie wie kleine Erwachsene. Sein großer Wohlstand ermöglichte es dieser unkonventionellen Familie, ausgedehnte Reisen zu unternehmen, und beide Töchter durften das Privileg genießen, hohe Bildung zu erfahren. Rebecca und Flora liebten das Lernen, ihren Horizont zu erweitern, exotische Länder zu besuchen und Abenteuer zu erleben. Jede ihrer Reisen stellte einen weiteren Puzzleteil ihres Lebens dar und bescherte ihnen ein neues Ziel. In Form vieler Rückblenden in die Vergangenheit ermöglicht Lynn Austin es ihrer Leserschaft, die Geschichte dieser beiden starken und unabhängigen Schwestern von Beginn an mitzuerleben, wobei die Haupthandlung auf der realen Lebensgeschichte zweier Schwestern beruht, die im Kloster auf dem Berg Sinai ein Exemplar der Evangelien von 500 n. Christus entdeckten.
Die Schauplätze der Handlung sind abwechselnd Chicago und die Wüste Sinai, wobei die Autorin laufend zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt. Jeder Wechsel von Zeit und Perspektive wird in der jeweiligen Kapitelüberschrift vorab in kurzen Stichworten angekündigt, was eine sehr gute Orientierung im Buch ermöglicht.
Lynn Austin ist ein überaus einnehmender Schreibstil zu eigen und es ist ihr meines Erachtens gelungen, den Leser auf der langen Reise durch die Sinaihalbinsel zum Katharinenkloster durch ihre bildhaften Beschreibungen in den Bann zu ziehen. Die glaubwürdige Darstellung der beiden liebenswerten Protagonisten Rebecca und Flora und die auf über vierhundert Seiten anschaulich dargestellte Entwicklung ihrer eigenwilligen Persönlichkeit haben mir ausgezeichnet gefallen. Die emanzipierten und unkonventionellen Hawes-Töchter heben sich von den anderen jungen Damen deutlich ab. Sowohl ihr scharfer Verstand, ihre außergewöhnlich hohe Bildung, ihr unstillbarer Wissensdurst und ihre Sehnsucht, an einer Universität studieren zu dürfen sind ungewöhnlich für die damalige Zeit. Die Autorin bedient sich in diesem Roman zudem interessanter Nebenfiguren, deren Charakterisierung ihr ebenfalls sehr gut gelungen ist. Ein ganz besonderes Merkmal der christlichen Bestsellerautorin Lynn Austin ist der hohe Stellenwert des Glaubens, der auch im vorliegenden Buch ganz klar und deutlich zum Ausdruck kommt und es zu einer ganz besonderen und wertvollen Lektüre macht.
Einen hohen Spannungsbogen darf man bei diesem Buch jedoch nicht erwarten. "Wüstenschwestern" zeichnet sich durch einen ruhigen, bedächtigen Schreibstil und eine tiefgründige Handlung aus, die von der Entwicklung ihrer Figuren lebt. Der permanente Wechsel der Erzählstränge zwischen Gegenwart und Vergangenheit lässt mit zunehmender Seitenanzahl ein rundes Gesamtbild entstehen, der laufende Wechsel des Schauplatzes sorgt für zusätzliche Abwechslung. Leser, die Wert auf historische Romane mit starker Gewichtung auf den Glauben legen, werden mit "Wüstenschwestern" voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Ich kann dieses wunderschöne Buch aus ganzem Herzen weiterempfehlen und darf es ruhigen Gewissens als ganz besonderes Highlight meines Lesejahres bezeichnen. Ich habe jede einzelne Seite davon genossen!
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04.09.2018Sabine W./Misslila Eine Geschichte die bewegt und nachhallt !
"Also, immer wenn Flora und ich eine Reise gemacht haben, hat uns das wieder zu einem Puzzleteil unseres Lebens geführt und dann sind wir mit einem neuen Ziel nach Hause zurückgekehrt. ". Alle unsere Erfahrungen machen uns zu dem, was und wer wir sind. Und wenn wir bereit sind zu fragen, wird
Gott uns zeigen, wie wir diese Erfahrungen für ihn einsetzen sollen."(S.387)
In dem Roman hat Lynn Austin sich von zwei Schwestern inspirieren lassen, die es tatsächlich gegeben hat, sie wurden 1843 in Schottland geboren. Flora und Rebecca Hawes in diesem Roman sind fiktive Romanfiguren. Sie leben in Chicago und entführen den Leser in eine aufregende, fesselnde Geschichte ins 19. Jahrhundert zwischen Chicago und der Wüste Sinai.
Eigentlich sind beide Schwestern sehr gegensätzlich doch eines verbindet sie - die Freude am Reisen verbunden mit einer großen Abenteuerlust. Beide lieben es, fremde, ferne Länder zu entdecken und beide haben einen unwahrscheinlichen Wissensdurst. So schaffen sie es, ihren Vater für eine weite Reise zu überzeugen, der viele weitere aufregende Reisen folgen sollten.
Der Roman ist geschickt aufgebaut und erzählt. Der Haupthandlungsstrang befindet sich im Jahr 1890 in der Wüste Sinai. Die Geschichtsstränge der Vergangenheit beginnen bereits in Rebeccas und Floras Kindheit und Jugendzeit und werden ebenso bis ins Jahr 1890 erzählt. Besonders interessant ist eine weitere Gestaltung des Buches: die Autorin schreibt den Roman aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Hier beginnt sie mit den beiden Schwestern, wobei Rebecca mit ihrer lebensfrohen und abenteuerlustigen Art den Beginn macht. Geschickt werden zu dem Hauptgeschehen viele weitere kleine einzelne Geschichten erzählt und alles zusammen ergibt ein aufregendes Leseerlebnis voller Abenteuer.
Durch die Zeitsprünge hatte ich es eingangs etwas schwierig einzusteigen aber umso mehr man in die Geschichte einsteigt, desto mehr verwebt sich alles miteinander zu einer wundervollen Geschichte. Immer als ich dachte, was mag jetzt noch spannendes kommen was das bisher Geschehene toppen kann, rollt Lynn Austin eine völlig neue fesselnde Perspektive auf, die mich in den Bann genommen hat und mir bis zum Ende viel Spannung beschert hat.
Durch die unterschiedlichen Perspektiven muss man sich schon ein wenig konzentrieren, was nicht heißt, das der Roman schwierig zu lesen ist sondern eher, dass er inhaltlich sehr wertvoll ist und man einfach Zeit braucht, um die unterschiedlichen Perspektiven zu verinnerlichen und jede kleine einzelne mit erzählte Geschichte zu genießen.
Die biblische Botschaft die eigene Begabung zu erkennen und sie für Gott einzusetzen, ohne sich von der Gesellschaft davon abbringen zu lassen, kommt hier ganz klar rüber.
"Aber ich glaube, Gott wirbelt die Dinge manchmal durcheinander, nur um uns unser falsches Denken vor Augen zu führen." (S.245)
Die Autorin hat es geschafft, mir mehr als eine Freunden - und Glücks-Träne zu entlocken. Ich habe das Buch mit einem "Waow - was für eine tolle Reise durch das Leben der beiden Schwestern" zugeklappt. Die Geschichte selbst, sowie auch die biblische Botschaft, die die Autorin vermitteln möchte, werden noch lange in mir nachhallen.
Fazit
Das Buch ist eines meiner echten Lesehighlights, das ich auch gerne nochmal weitere Male zur Hand nehmen und lesen werde. Lynn Austin hat sich damit tief in mein Herz geschrieben.
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02.08.2018Rubines Kamingeflüster Auf den neuen christlichen Roman von Lynn Austin habe ich mich sehr gefreut. Austin ist eine meine Lieblingsautoren im Bereich der christlichen Literatur, da sie sich sehr stark am Glauben und an der Bibel orientiert, ohne dabei belehrend zu wirken. In ihrem neuen Werk geht es um Rebecca und Flora, die eine große Reiseleidenschaft verbindet.
Beide Frauen sind Schwestern. Wir
erleben, wie sie gemeinsam aufwachsen, mit ihrem Vater auf Reisen gehen und um ihre Ziele und Wünsche kämpfen. Gemeinsam meistern sie jede Schwierigkeit, immer im Vertrauen auf Gott. Flora weiß dabei relativ schnell, was sie vom Leben erwartet, während Rebecca lange nach ihrer Berufung suchen muss.
Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab: In der Gegenwart begleiten wir die Schwestern auf ihrer Reise durch die Halbinsel Sinai. Hier sind sie sehr vielen Gefahren ausgesetzt, die sogar lebensbedrohlich sind. Sie müssen Wege zu ihrer Rettung finden und Gottvertrauen beweisen.
Dazwischen werden wir immer wieder durch verschiedene Abschnitte im Leben der Protagonisten geführt. Nicht nur Floras und Rebeccas Leben und Glauben können wir dabei verfolgen, sondern auch die Entwicklung der Menschen, die in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Schließlich erfahren wir auch, wie es dazu kam, dass nun alle in der Wüste festsitzen.
Mir haben die "Wüstenschwestern" tolle Lesestunden beschert. Sowohl die Hauptfiguren als auch die Nebencharaktere konnten mich für sich einnehmen, so dass es für mich immer spannend war, weiterzublättern und den nächsten Schritt mitzuverfolgen. Lynn Austin hat sich in diesem Buch besonders den Themen Liebe / Ehe, Lebenssinn und Vertrauen auf Gott verschrieben. Es waren viele Gedanken dabei, die ich sehr wertvoll und überlegenswert fand: Was mache ich mit meinem finanziellen Reichtum" Wie verbringe ich meine kurze Lebenszeit" Wie schaffe ich es, geduldig zu sein und auf Gottes Antwort zu warten"
Nebenbei konnten mich die vielen exotischen Schauplätze begeistern, wenn die Schwestern in Ägypten sind und bis zum Heiligen Land reisen. Hier konnte ich mich sehr gut hineinversetzen und mir die Orte vorstellen, wenn sie z. B. mit ihren Kamelen den Sonnenaufgang über den Pyramiden beobachten.
Aber auch in ihrer Heimat Chicago erleben sie viele Abenteuer, die mich berührt haben: Feuersbrünste, Krankheiten und Verbrecher machen ihnen das Leben nicht einfach. Es war spannend zu sehen, wie Rebecca und Flora mit diesen Herausforderungen umgegangen sind.
Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse. Allerdings hätte ich mir einen anderen Schluss gewünscht, was ja aber Geschmackssache ist. Meiner Meinung nach hat es der Geschichte ein wenig von ihrer Authentizität genommen, was ich etwas schade fand. Trotzdem schmälert das mein Leseerlebnis nicht und ich kann das Buch wirklich jedem empfehlen, der gerne Romane und Lebensgeschichten mit christlichem Inhalt liest. Ein tolles Buch mit interessanten Figuren und faszinierenden Reiseerlebnissen!
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24.07.2018Susanne Degenhardt / Smilla507 »Ist das nicht der Kern des Glaubens - weitergehen und vertrauen auf das, was man nicht sieht"« (S.422)
Lynn Austin ist immer ein Garant für Literatur mit Tiefgang und starken Frauenfiguren. So entführt sie uns mit den »Wüstenschwestern« ins 19. Jahrhundert. Flora und Rebecca Hawes sind zwar fiktive Romanfiguren, aber die Autorin hat sich von zwei Schwestern inspirieren lassen, die
es tatsächlich gegeben hat.
Rebecca und Flora sind charakterlich so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Die Freude am Reisen! Ihr schier unstillbarer Wissensdurst überzeugt den Vater, Reisen ins von Chicago aus weit entfernte Heilige Land zu unternehmen, nach Ägypten und Cambridge. Immer auf der Suche nach Antworten auf die darwinistische Evolutionstheorie.
Das Ungewöhnliche an diesem Roman ist, dass er aus verschiedenen Perspektiven hintereinander erzählt wird. Er beginnt mit der abenteuerlustigen, unerschrockenen und forschen Rebecca und wird fortgeführt von der sanften, ruhigen Flora. Es folgen weitere Erzählperspektiven, die ich der Spannung halber nicht erwähnen möchte. Außerdem springt die Handlung in den Zeiten vor und zurück. Der »Gegenwartsstrang« befindet sich im Jahr 1890 in der Wüste Sinai, während die Vergangenheitsstränge verschiedene Jahre (ab Kindheit/Jugend der Schwestern) beschreiben und chronologisch bis ins Jahr 1890 springen.
Genau das hat es mir anfangs etwas erschwert, in den Roman rein zu finden. Ich wusste nicht, was mich erwartet, ob die Perspektiven noch mal wechseln würden und wann. Zum großen Teil liest sich das Buch fast wie ein Reisebericht oder eine Biografie, was eine andere Spannung erzeugt als ein normaler Roman. Zum Beispiel beschreibt er, welche Hürden Frauen zur damaligen Zeit zu bewältigen hatten. Oder auf welchem Stand sich die Archäologie befand. Fesselnde Szenen entwickeln sich auch im Privatleben der beiden, in Chicago, während ihrer wohltätigen Arbeit.
Insbesondere die Szenen im Heiligen Land waren sehr plastisch beschrieben. Da spürt man sofort, dass die Autorin selbst schon dort gewesen ist (zu lesen in »Oasenzeiten«).
Für dieses Buch sollte man sich auf jeden Fall Zeit nehmen und es in Ruhe lesen. Es ist definitiv lesenswert, auch wenn es anders ist, als Austins bisherige Romane. Es steckt voller Glauben und biblischer Erkenntnisse. Und hat mir zum Ende hin Gänsehaut bereitet, so dass ich es mit dem Gedanken »tolles Buch!« zuschlug.
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17.06.2018Gisela Fajta Rebecca und Flora Hawes sind Schwestern , vermögend, leben mit ihrem Vater in Chicago . Flora die zarte und mildtätige, Rebecca , die robuste und intelligente . Eine Leidenschaft verbindet die beiden das Reisen. Schon früh brechen sie auf, die erste Reise unternehmen sie gemeinsam mit ihrem Vater. Und weckt in ihnen Sehnsüchte und besonders bei Rebecca einen unstillbaren
Wissensdurst.
So kam es dass sie immer wieder gemeinsam unterwegs waren, so wie es die Umstände zuließen und wie sollte es nicht anders kommen, dabei auch einige Abenteuer erleben. Doch die Reise durch die Wüste Sinai zum Kloster ,in Begleitung von Beduinen scheint eines ihrer größten Herausforderungen werden, es gilt eine Schriftrolle zu finden die die Echtheit der Bibel beweisen soll.
Die beiden Schwestern und ihre Begleiter erleben Abenteuer und nebenbei erzählt Lynn Austin deren Lebensgeschichte in Rückblenden in meisterhafter Weise. Sie beweist wieder einmal , dass sie einfach toll erzählen kann, diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Absolut empfehlenswert.
Gisela Fajta www.buecherwurmshop.de
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13.06.2018Monika S.-W. Hier ist wieder einmal ein Buch von Lynn Austin, dass in die Tiefe geht. Es hat mich sehr beeindruckt. Es handelt von zwei Schwestern, die ihren Glauben aus- und anderen vorleben. So gewinnt der Glaube an Tiefe und ist ansprechend für die Menschen, mit denen sie zu tun haben.
Darum ist dieses Buch äußerst empfehlenswert. Es lässt das eigene Leben
samt Glauben überdenken und hoffentlich auch in den Leben der Leser Auswirkungen haben.
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