Emerging Church verstehen

der Begriff „Church“ ist für die ganze Bewegung eigentlich missverständlich – stellen sie wichtige Vertreter kurz dar, um sich dann dem Hauptteil, der Vorstellung der innerdeutschen Bewegung und den inhaltlichen Diskussionen zu widmen. Schnell wird klar, dass es sich hierbei nicht im einen abgeschlossenen und eingeschworenen Kreis von herausragenden Personen handelt, der abstruse Ideen entwickelt, sondern um ein Netzwerk von unterschiedlichsten Menschen, das sich mit aktuellen Themen, Religion, Kirche und Zukunft beschäftigt. Ausgehend von der Frage, wie heute noch Evangelium gelebt und kommuniziert werden kann, wenn der ursprüngliche Kontext der Botschaft ein 2000 Jahre alter ist und nicht ohne weiteres eins zu eins in die heutige Zeit übertragen werden kann und einem faktischen tiefgreifenden Wandel im kulturellen Denken der Menschen (Stichwort: Postmoderne), wird gemeinsam darüber nachgedacht, wie „der christliche Glaube zeitgemäß ausgedrückt werden“ (Klappentext) kann. Selbstkritisch geben die Autoren Einblick in diesen sogenannten „emergenten Dialog“, geben Beispiele aus der eigenen Erfahrung und Umsetzung und laden den Leser ein, an diesem Dialog teilzunehmen.

Die gesamte Darstellung liest sich auf einem auch für „Nicht-Insider“ sehr gut verständlichem Niveau, stellenweise schon fast zu einfach geschrieben, macht aber vor allem Lust, sich näher mit dieser Bewegung bzw. den aufgeworfenen, durchaus kritischen und herausfordernden Fragen zu beschäftigen und ist daher vor allem an Interessierte und Kritiker gerichtet, ganz nach dem Motto: Was wird aus einem Glauben, „der sich ängstlich gegen kritische Fragen abschottet und sich in eine kleine, unkritische Gemeinschaft von Gleichgesinnten zurückzieht?“ (78) Das knapp 100-seitige Büchlein ist ein vielseitiges Plädoyer für das (christliche) Leben im Hier und Jetzt, für eine bessere Zukunft und einen Glauben, der sich nicht abseits des Weltgeschehens vollzieht, sondern inmitten dessen, der sich mit den Fragen und Problemen der Zeit auseinander setzt und die Menschen und deren Anliegen ernst nimmt. Und obwohl die immer wieder vorkommenden kleinen Zeichnungen im Fließtext und die etwas zu groß geratene Schrift den Lesefluss etwas stören, gleicht der Inhalt dieses kleine Manko voll und ganz aus. Der Leser erhält einen sehr guten Überblick über Entstehung und Werdegang der „Emerging Church“, deren Anfragen an Christentum und Gesellschaft und ihre derzeitigen Bemühungen um eine zukunftsfähige Kirche des 21. Jahrhunderts.