Vom kleinsten Bestandteil der Materie bis zu den fernen Galaxien mit Hunderten Milliarden von Sternen, vom Studium „einfacher“ Objekte wie einer fallenden Kugel bis zur Untersuchung, wie das komplexe menschliche Gehirn mit seinen hundert Milliarden Nervenzellen und Billionen von Vernetzungen funktioniert. Faszinierend!
Glauben – bei diesem Wort kommen andere Assoziationen auf. Ist Glauben nicht ein Für-wahr-halten von Dingen, die man nicht wahrnehmen oder beweisen kann? Ist Glaube das Gegenteil von Wissen? „Ich habe dort oben keinen Gott gesehen“, soll Juri Gagarin gesagt haben, als er 1962 als erster Mensch die Erde umkreist hatte. Ist Gott ein überflüssiges Konzept, eine Wahnvorstellung? Wenn wir an einen Gott wie Zeus oder Thor glauben würden, der oben im Himmel seinen Hammer schwingt und so Donner und Blitze verursacht, hätten wir schlechte Karten. Aber nehmen wir mal an, Juri Gagarin hätte „Gott“ bei seiner Erdumrundung getroffen, sitzend auf mysteriösen Himmelskörpern, wäre das nicht viel schockierender gewesen? Dann hätten wir entdeckt, dass Gott ein Teil der Natur ist, gebunden an die Gegebenheiten der Natur wie wir Menschen, vielleicht nur etwas komplexer und mächtiger. Aber das wäre sicher nicht der biblische Gott gewesen, der für die Existenz aller Materie und alles Seienden verantwortlich ist. Ja, der biblische Gott wäre so wohl widerlegt worden! Den Schöpfergott selbst werden wir in seiner Schöpfung kaum finden – aber hat er Spuren hinterlassen, die auf ihn hindeuten?
Wir sehen, die Frage nach dem Wesen der Wirklichkeit, nach dem Grund alles Seienden ist für die Naturwissenschaft offenbar nicht so einfach greifbar, so wenig wie für uns Leser die Atomkerne dieses Buches …
Wie aber können dann der Glaube an einen persönlichen Gott und die messbaren Ergebnisse der Naturwissenschaft zusammengebracht werden? Müssen wir uns entscheiden zwischen Glauben und Wissen? Fragen, die einer differenzierten Herangehensweise bedürfen und auf die verschiedene Experten unterschiedliche Antworten geben. Wie unterscheiden sich diese Lösungsansätze?
Diese Fragen sind nicht nur für die Glaubwürdigkeit und das ganzheitliche Leben eines Christen wichtig, sondern auch für einen Skeptiker. Denn die Existenz eines persönlichen Gottes, der mich liebt und mit mir in eine persönliche Beziehung treten möchte, ändert alles: mein ganzes Selbstverständnis, meinen Blick auf die Mitmenschen, die Weltgeschichte und die Natur, die dann kein blindes Spiel von Zufall und Notwendigkeit ist, sondern das Werk eines genialen Schöpfers, der einen Zweck mit seinem Werk verfolgt.
Edith Gutsche hat jahrzehntelange Erfahrung aus dem Unterricht in der gymnasialen Oberstufe und aus Gemeindevorträgen. Sie war in den 70er-Jahren Gründungsmitglied der Fachgruppe für Naturwissenschaften der SMD (Studentenmission in Deutschland). Sie führt regelmäßig Studientage mit Studierenden für die christliche Jugendarbeit durch. Das Buch fasst die Früchte dieser langen Arbeit zusammen. Es legt nicht nur die Spannungsfelder dar, sondern gibt auch zahlreiche praktische Anregungen, wie man als überzeugter Christ auch begeistert Naturwissenschaft unterrichten und Jugendlichen hilfreiche Denkansätze vermitteln kann.
Das Buch gibt im ersten Teil eine kompakte Einführung in naturwissenschaftliche Methodik, ihre Voraussetzungen und Grenzen sowie weltanschaulichen Einflüsse. Als Höhepunkt des ersten Teils stellt Edith Gutsche vier verschiedene Modelle zur Diskussion, wie man Gottesglauben und Wissenschaft in Beziehung zueinander setzen kann. Sie plädiert dabei für einen toleranten und interessierten Dialog zwischen unterschiedlichen Positionen, die von Theologen und Naturwissenschaftlern vertreten werden. Im zweiten Teil finden sich illustrierende und vertiefende Beispiele, die in Unterricht, Seminaren oder Fachgesprächen Verwendung finden können.
Das Buch bietet jedem, der sich mit der Thematik „Glaube und Wissen“ beschäftigen will, einen übersichtlichen Einstieg sowie methodisches und argumentatives Rüstzeug zum Weiterdenken und zur Vermittlung an. Und ganz nebenbei bringt es zum Staunen!
Dr. Alexander Fink
Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft
www.iguw.de
Einführung
Die Frage nach dem Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube scheint für viele beantwortet zu sein. Das zumindest suggeriert der Zeitgeist: Tragfähige Antworten werden allein von der Wissenschaft erwartet. Nur sie ist objektiv, nur sie liefert klare, messbare und nachprüfbare Befunde. Alles, was nicht wissenschaftlich beschrieben werden kann, gehört in den Bereich der Illusion, des rein Subjektiven. Vor einigen Jahren schon stellte Georg Picht (Theologe, Philosoph und Pädagoge, 1913 – 1982) fest: „Die Welt, in der wir leben, wird von einem Aberglauben beherrscht, dem sich die Politiker ebenso unterworfen haben wie die Wissenschaftler: dem Aberglauben, dass nur real sei, was quantifiziert werden kann.“
Der langjährige Umgang mit jungen Menschen im Gymnasium und in der Ausbildung für christliche Jugendarbeit zeigt mir, dass die Frage, wie Naturwissenschaft und Glaube zusammen zu denken sind, nach wie vor aktuell ist. Für manche Menschen stellen wissenschaftliche Theorien wie z.B. die Evolutionstheorie in der Biologie eine Bedrohung für ihren Glauben dar. Dann ist es erst recht wichtig, sich den zugehörigen Fragen zu stellen. Es fehlt allerdings häufig an erforderlichen Kenntnissen, ein eventuell vorhandenes „Halbwissen“ führt leicht zu Fehlschlüssen. Hilfreiche Antworten kann nur geben, wer neben eigenen Überzeugungen und Erfahrungen einen gewissen Einblick in Grundlagen der zugehörigen Sachgebiete besitzt. Das vorliegende Buch versucht dafür Hilfen bereitzustellen – auch in der Hoffnung, dass die Beschäftigung mit den zugehörigen Themen zunehmend Interesse weckt und zur Weiterarbeit anregt. Es geht darum, Stolpersteine wegzuräumen, die denkenden Menschen im Weg stehen könnten.
Der Text wendet sich an alle, die mehr über die Denkvoraussetzungen der Naturwissenschaft aber auch ihre Grenzen erfahren möchten, über das, was die Naturwissenschaften leisten können und was nicht. Wissenschaftliche Theorien sind Modelle der Wirklichkeit. Dies ist ein wesentlicher Aspekt im Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube. Deshalb wird der Modellbegriff ausführlicher erläutert und in die Darlegungen einbezogen. Die Naturwissenschaften sind auf Voraussetzungen angewiesen, die sie selbst nicht bereitstellen können, die naturwissenschaftlich nicht begründet sind. Forscher brauchen am Anfang Vorstellungen (Vortheorien), die von ihren Vorlieben und von der Kultur, in der sie leben, geprägt sind. Natur- und Weltbilder beeinflussen sich gegenseitig und beide kommen nicht ohne einander aus.
Das Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube ist der rote Faden in diesem Buch. Argumente und Sachverhalte werden möglichst einfach, knapp und verständlich dargestellt, ohne Wesentliches „glatt zu bügeln“. Das meiste kann nur exemplarisch angesprochen werden, eine Vollständigkeit ist nicht angestrebt. Zusätzliche Informationen im zweiten Teil des Buches ergänzen bzw. vertiefen die behandelten Themen und entlasten den fortlaufenden Text. Hier findet man auch Informationen zu den im letzten Jahrhundert neu hinzugekommenen physikalischen Theorien. Sie haben den Denkrahmen der Naturwissenschaft erheblich erweitert und für eine neue Offenheit im Gespräch mit der Theologie gesorgt.
Im Weiteren geht es um Quellen des Glaubens und um Versuche, zu einem stimmigen Weltbild zu kommen. Wie verschieden Menschen mit den entsprechenden Fragestellungen umgehen, verdeutlichen Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart.
Die Fußnoten enthalten neben den Quellenangaben und Hinweisen auf weiterführende Literatur auch Erläuterungen zu Begriffen, die für die Leserin/den Leser vielleicht nicht oder nicht mehr geläufig sind, und zusätzliche Informationen.
Zu meiner Person: Ich bin Diplomphysikerin, habe viele Jahre an Gymnasien Mathematik und Physik unterrichtet und beschäftige mich seit Langem mit Grenzfragen zwischen Naturwissenschaft und Theologie.
In den vorliegenden Text sind Anregungen und hilfreiche Kritik von Alexander Fink, Peter C. Hägele, Hermann Hafner und Friedhardt Gutsche eingeflossen. Allen meinen herzlichen Dank.
Pressestimmen
26.10.2020Dr. Frank Vogelsang auf www.theologie-naturwissenschaften.de Die Physikerin Edith Gutsche hat ein Buch für ein breiteres Publikum vorgelegt, das in die wichtigsten Fragen des Dialogs zwischen Naturwissenschaften und Theologie einführt. Es wendet sich an Christinnen und Christen, die mit scheinbaren Widersprüchen zwischen dem christlichen Glauben und der naturwissenschaftlichen Erkenntnis hadern.
Es geht ihr darum, jene „Stolpersteine wegzuräumen, die denkenden Menschen im Weg stehen können.“(S. 13) Das
Buch ist allgemein verständlich geschrieben und stellt sich doch auch mit Umsicht schwierigeren Fragen der Erkenntnistheorie und der naturwissenschaftlichen Theoriebildung. Es zielt darauf ab, auch jene Menschen zu erreichen, die nicht über einschlägiges Vorwissen in den Naturwissenschaften verfügen, für die aber die Vereinbarkeit von naturwissenschaftlicher Erkenntnis und christlichem Glaube ein Problem ist. Um die Fülle der Informationen, etwa neuere Entwicklungen von Relativitätstheorie, Chaostheorie und Quantenphysik zu berücksichtigen und dies mit einer guten Lesbarkeit zu verbinden, hat Gutsche ihr Buch zweigeteilt. In der ersten Hälfte bietet sie einen gut lesbaren zusammenhängenden Text zu dem Verständnis der naturwissenschaftlichen Methoden und ihrer Bedeutung für das Weltbild und den christlichen Glauben, in einem zweiten, fast ebenso großen Teil folgen Vertiefungen in 20 Info-Kapiteln, die ein vertieftes Interesse voraussetzen.
Gutsche beginnt in den ersten beiden Kapiteln mit den Erkenntnisvoraussetzungen der Naturwissenschaften. Es wird sehr deutlich: Die Naturwissenschaften beschreiben nicht einfach das, was ist, sondern verwenden Methoden und Modelle zur Beschreibung der Wirklichkeit, die ihre Stärken, aber auch Begrenzungen haben. Gutsche arbeitet einige dieser Begrenzungen heraus, die allesamt durch die naturwissenschaftlichen Methoden selbst bestimmt sind: Naturwissenschaftliche Theorien können keine „Warum“-Fragen beantworten. Sie setzen grundsätzlich die Wiederholbarkeit der zu beschreibenden Naturereignisse voraus. Sie objektivieren durch die methodisch kontrollierte Erkenntnis das, was sie beschreiben wollen. Weiterhin interessieren sie sich für das Messbare, ästhetische Qualitäten spielen in der Beschreibung der Wirklichkeit keine Rolle. Vor allem aber fertigen sie Modelle von der Wirklichkeit an, sie beschreiben nicht einfach, was ist. Diese Modelle haben eine große Erklärungskraft und doch gibt es immer eine Differenz zwischen den Modellen und der Wirklichkeit, die sie begreifbar machen wollen. All diese Begrenzungen bedeuten keinesfalls eine Minderung der naturwissenschaftlichen Beschreibungsleistung, im Gegenteil, gerade der „große Erfolg der Naturwissenschaften hängt mit ihren Denkvoraussetzungen zusammen“(S. 16). Und doch sind sie Abstraktionen von der immer umfassenderen Wirklichkeit. Erst die Abstraktion macht es möglich, die Sprache der Mathematik so erfolgreich anwenden zu können. Als Abstraktionen sind die naturwissenschaftlichen Theorien wie Netze, die Fischer auswerfen: Manche Fische bleiben hängen und können untersucht werden, andere, kleinere dagegen entgehen den Netzen.
In dem dritten Kapitel führt Gutsche einige zentrale neuere naturwissenschaftliche Theorien auf, die das klassische Weltbild verändert haben. Dazu gehören in der Physik die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie, die Chaostheorie und die Quantentheorie und in der Biologie die Evolutionstheorie. All dies wird in den Informationskapiteln im zweiten Teil des Buches eingehend vertieft. Im vierten Kapitel kommt sie auf die wichtige Wechselwirkung von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Weltbild zu sprechen. Denn wissenschaftliche Theorien sind nicht einfach eineindeutige Abbildungen von empirischen Befunden. Allein die Messdaten führen nicht weiter, sie müssen auch gedeutet werden: „Jede Wissenschaft braucht zusätzlich zu den Messdaten einen Deutungsrahmen. Die Daten sprechen nicht für sich, sie bekommen ihre Bedeutung erst im Rahmen eines Modells.“(S. 71) Gutsche belegt dies an den wegweisenden Erkenntnissen von Isaak Newton und Albert Einstein. Auch wenn es für heutiges Denken ungewöhnlich ist: Newtons physikalische Intuitionen waren auch stark bestimmt durch seinen unitarischen Gottesglauben, er nahm eine einfache und gleichförmige Welt an, die ihn zu den grundlegenden Gesetzen führte. Einstein wiederum störte Asymmetrien und die Existenz eines unbegründeten Zufalls. Letzteres ließ Einstein skeptisch gegen die weitere Entwicklung der Quantenphysik sein. Diese beiden Beispiele zeigen: Naturwissenschaftliche Forschung ist durchaus von Weltbildern beeinflusst, die sich nicht wiederum auf die Wissenschaften zurückführen lassen. Entscheidend ist die Erkenntnis: „Die Naturwissenschaften sind in Bezug auf die ganze Wirklichkeit unterbestimmt.“(S. 87) Insofern sind Weltbilder gar nicht zu vermeiden. Allerdings: Wenn naturwissenschaftliche Theorien begründet werden sollen, dürfen Weltbilder keinen Einfluss haben, sonst kommt es zu Fehlern wie bei Einsteins Interpretationsversuchen der Quantenphysik, die ohne ein Wahrscheinlichkeitskalkül auskommen wollten. Und: An Weltbilder muss man die Mindestanforderung stellen, dass sie den Erkenntnissen naturwissenschaftlicher Forschung nicht widersprechen dürfen (vgl. S. 83). Doch lässt die Differenz prinzipiell auch eine Offenheit für die Aussagen des christlichen Glaubens.
Bevor Gutsche zu der expliziten Thematisierung theologischer Fragen übergeht, stellt sie erst einmal im fünften Kapitel fest, dass auch schon die Erkenntnisse der Naturwissenschaften, ihre Regelmäßigkeit, ihre Zuverlässigkeit und die Feinabstimmung der Naturkonstanten, die die Welt, wie wir sie kennen, überhaupt erst möglich machen, ein Anlass zum Staunen sind.
In dem abschließenden sechsten Kapitel thematisiert die Autorin das Verhältnis von Naturwissenschaften und Theologie. Zunächst und vor allem stellt sie in Berufung auf Dieter Mutschler fest, dass sich die Naturwissenschaften und die Theologie mit unterschiedlichen Aspekten der einen Wirklichkeit befassen, die Naturwissenschaften mit Regelmäßigkeiten der empirischen Erkundung der Welt, die Theologie dagegen mit existentiellen Fragen wie Schmerz, Sinn, Erlösung, Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Das eine ist nicht wirklicher als das andere, aber sie lassen sich nicht leicht aufeinander zurückführen. In dem Verhältnis beider macht Gutsche vier Typen aus: 1. Die biblischen Aussagen bekommen das Primat, die Bibel gilt als unfehlbare Quelle. 2. Die Wissenschaft bekommt das Primat, die religiösen Aussagen sind nur noch persönliche Überzeugungen. 3. Glaubens- und Wissenschaftsaussagen korrespondieren miteinander. 4. Glaube und Wissenschaft sind komplementäre Sichtweisen auf ein und dieselbe Wirklichkeit. Im Fazit bleiben bei allen Reflexionen letztlich offene Fragen und wir müssen mit ihnen leben. Hier ist der Hinweis von Edith Gutsche wichtig, dass die Fragen der Lebenswelt gegenüber den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nachrangig sind. Sie haben eine eigene Würde und Deutungskraft.
Etwas unklar bleibt der Text, wenn die Autorin auf Wunder zu sprechen kommt. So schreibt sie: „Auch sehr unwahrscheinliche Ereignisse kommen zuweilen vor.“(S. 67) Das ist richtig, die Frage ist nur, was diese unwahrscheinlichen Ereignisse bedeuten sollen. Sollen sie eine Hilfe für die theologische Deutung sein? Hier ist auf das Fazit zu verweisen, das Gutsche in der kritischen Behandlung des Intelligent Design zieht. Diese Theorie versucht zwischen einem naturwissenschaftlichen Bereich und einem religiösen Bereich der Wirklichkeit zu unterscheiden. Dem widerspricht Gutsche: „Christen sollten sich daran erinnern, dass eine Zweiteilung, wie sie hier vorgenommen wird, vom biblischen Zeugnis her fragwürdig ist.“(S. 230) Insofern ist die ganze Welt mit ihren wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Ereignissen sowohl Gegenstand des Wissens als auch immer wieder ein Anlass des Glaubens, sich auf Gott, den Schöpfer zu beziehen.
Der Text gibt viele Anregung zu Diskussionen im Feld zwischen Naturwissenschaften und Theologie. Er versucht nicht alle Fragen zu beantworten, unternimmt es aber, grundlegende Irrtümer zu beseitigen. Damit bietet er eine wichtige Lektüre für Menschen, die den christlichen Glauben und die wissenschaftliche Beschreibung der Welt miteinander in eine konstruktive Beziehung setzen wollen.
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22.04.2020Henrik Mohn in "GLaube und Erziehung" April 2020 Komplexe Formeln und überprüfbare Tests charakterisieren die Naturwissenschaften. Beim Glauben hingegen kommt schnell das Für-wahr-halten von Dingen auf, die man nicht wahrnehmen oder beweisen kann. Doch ob Skeptiker, Suchender oder Glaubender die Frage nach der Existenz eines persönlichen Gottes ändert alles. Dem Spannungsfeld Glaube und Wissenschaft widmet sich die Physikerin Edith Gutsche, die in den 70-er Jahren Gründungsmitglied der
Fachgruppe für Naturwissenschaften der SMD war und viele Jahre Mathematik sowie Physik am Gymnasium unterrichtete. In ihrem Buch „Glaube oder Wissen?“ stellt sie die Früchte ihrer jahrzehntelangen Arbeit zusammen.
„Die Quellen des Glaubens findet man in der Lebens- und Erfahrungswelt von Menschen“ (S. 95). So liegt es der Autorin am Herzen nicht nur die Spannungsfelder darzulegen, sondern auch zahlreiche praktische Anregungen aufzuzeigen, wie man als überzeugter Christ auch begeistert Naturwissenschaft unterrichten und Heranwachsenden Denkansätze vermitteln kann. „Biblischer Glaube hat seinen Grund in einer Berufung durch den Gott, der die Welt erschaffen hat und ihr Herr ist“ (S. 96).
Der erste Teil des Buches gibt dem Leser eine kompakte Einführung in naturwissenschaftliche Methodik, ihre Voraussetzungen und Grenzen sowie weltanschaulichen Einflüsse. Als besonders wertvoll ist die Darstellung vier verschiedener Modelle, wie man Gottesglauben und Wissenschaft in Beziehung zueinander setzten kann, denn zum „biblischen Glauben gehört immer auch das Nach-Denken“. Gutsche plädiert dabei für einen sachlichen und wissbegierigen
Meinungsaustausch zwischen unterschiedlichen Positionen, die von vielen Theologen und Naturwissenschaftlern vertreten werden. Sicherlich gehen
Christen sehr unterschiedlich mit den jeweiligen Positionen um, doch ist es für den Dialog unentbehrlich, die verschiedenen Ansichten zu kennen. Nach diesen Ausführungen erhält der Leser illustrierende und vertiefende Beispiele, die in Unterricht, Seminaren oder Fachgesprächen zur Anwendung kommen können. Von daher ist das Buch eine Fundgrube, nicht nur für Pädagogen mit naturwissenschaftlichen Fächern, sondern auch für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in Kirche und Gemeinde.
Was leistet das Buch? Besonders für Schüler der Sekundarstufe I und II, die sich mit den Denkmustern der Evolution vertiefend auseinandersetzen müssen, sind Gutsches Ausführungen nicht nur Grundlage für ein solides Fachreferat, sondern fördern die Auseinandersetzung mit verschiedenen Positionen und das Finden der eigenen Meinung.
Was möchte das Buch sein? Es bietet jedem, der sich mit der Thematik „Glaube und Wissenschaft“, den Spannungsfeldern und den Diskussionen beschäftigen will, einen einfachen Einstieg. Die übersichtliche und anschauliche Gestaltung des Buches trägt ebenso wie der gute Sprachstil der Autorin dazu bei, dass die Lektüre nicht nur informativ ist, sondern zum Staunen über Gott und die Naturwissenschaft einlädt. Nebenbei erhalten Pädagogen methodistisches
und argumentatives Rüstzeug zum Weiterdenken und zur Vermittlung. Aufgrund des hohen Informationsgrades und der Praxistauglichkeit wird zum Kauf geraten.
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07.10.2019Michael Mücke im Besprechungsdienst für öffentliche Bibliotheken (Sept. 2019) Im Verhältnis Glauben und Denken sind denkbar der Primat der Bibel bzw. der Wissenschaft; eine Korrespondenz zwischen Glaubens- und Wissenschaftsaussagen; aber auch komplementäre Perspektiven. Während in den Naturwissenschaften das objektiv Feststellbare, Wiederholbare im Vordergrund steht, ist es in den Geisteswissenschaften das Subjektive, die persönliche Lebensorientierung, der Glaube. "Lebenswichtige Fragen, wie z.B. die nach Sinn, Zweck und Ziel oder Werten,
können innerhalb der Naturwissenschaften nicht gestellt werden", dafür erforschen diese, was die Welt im Innersten zusammenhält und verwenden dafür Modelle und Theorien. Wie biblische Texte in ihrem historischen Kontext zu lesen sind, will man sie richtig beurteilen, so stoßen gerade heute die Naturwissenschaften an den Rand des Erklärbaren, des Erforschbaren. Während der 1. Teil des Werks die wichtigen Aussagen klar, knapp und allgemein verständlich enthält, umfasst der 2. Teil, mit nahezu der Hälfte des Umfangs, ergänzende Informationen und Beispiele.
Ein grundlegendes Werk, empfohlen für naturphilosophisch interessierte Leser.
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