Gary Chapman zeigt, worauf es ankommt, wenn Familienleben gelingen soll:
• Eine auf das Wohl aller bedachte Haltung der Eltern
• Nähe zwischen Mann und Frau
• Den Willen der Eltern, Maßstäbe zu setzen
• Kinder, die den Anweisungen ihrer Eltern vertrauen und sie achten
• Männer, die Verantwortung für die Familie übernehmen
Alltagsnahe Übungen garantieren, dass es nicht nur beim »Wissen, wie« bleibt, sondern dass Sie die Empfehlungen auch umsetzen können.
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1BEVOR SIE IHR JA-WORT GEBEN
„Wie stehen die Dinge mit Beatrice?“, fragte Thomas, als er sein Trikot
auszog.
Richard zog den Reißverschluss seiner Sporttasche auf und seufzte.
„Okay – nehme ich an.“
„Was bedeutet dann der Seufzer?“, fragte Thomas.
„Ich fange gerade an, an dieser Beziehung meine Zweifel zu haben,
das ist alles“, entgegnete Richard.
Thomas stöhnte. „Ich dachte, du hättest gesagt, Beatrice wäre vielleicht
die Richtige für dich. Du hattest sogar davon gesprochen, einen
Ring zu kaufen, erinnerst du dich?“
„Ja, ja“, gab Richard zu, „doch ich fange an, in dieser Beziehung
Dinge zu entdecken, die ich nicht mag.“
„Schon wieder das alte Lied“, murmelte Thomas.
„Nein, das stimmt nicht“, protestierte Richard. „Du hast gesagt, ich
sei zu wählerisch, aber das bin ich nicht. Jedes Mal, wenn ich eine
Beziehung beendet habe, hatte es einen triftigen Grund.“
„Genau“, sagte Thomas.
„Wie damals, als du mit Sharon Schluss
gemacht hast, weil sie beim Minigolf-Spielen zu viel redete.“
„Hey, ihretwegen habe ich in dem Spiel dreimal daneben getroffen“,
erwiderte Richard.
„Oder als du Erin sitzen ließest, weil sie dich fragte, warum du so
viele CDs besitzt“, fuhr Thomas fort.
„Ich sag’s dir, das sind die Leute, die alles unter Kontrolle haben
wollen“, erklärte Richard. „Es fing mit einer harmlosen Frage an, doch
am Ende hätte ich alle meine CDs auf dem Flohmarkt wiedergefunden,
da bin ich mir sicher.“
„Und dann kam die Zeit, als du dir eine Zukunft mit Lori nicht
mehr vorstellen konntest, wie sie eine niedrigere Sozialversicherungsnummer
hatte als du“, fuhr Thomas fort.
„Meinst du nicht, dass es etwas merkwürdig war, dass ihre mit 302
anfängt, wenn unsere beiden mit 310 beginnen?“, antwortete Richard.
7
„Sie hat gesagt, sie sei jünger als ich. Wie kam es dann, dass sie acht
Millionen Plätze im Sozialversicherungssystem überspringen
konnte?“
„Ich bin nicht so blöd, darauf auch noch eine Antwort zu geben“,
entgegnete Thomas. „Was ist mit Beatrice nicht in Ordnung? Sie ist
hübsch, geistreich und kreativ. Sie liebt Kinder, genau wie du. Sie liebt
Golf, genau wie du. Sie kommt aus einem engen Familienzusammenhalt,
genau wie du. Sie verkörpert alles, wonach du gesucht hast. Jetzt
erkläre mir, warum du an dieser Beziehung zweifelst?“
„Ihr Silber“, gab Richard zurück.
„Wie bitte?“
„Sie hat mich am Samstag zum Essen eingeladen“, erklärte Richard,
„und gerade, als ich den ersten Bissen zum Munde führte, fiel mir ein
eingetrockneter Essensrest an meiner Gabel auf.“
Thomas starrte ihn an.
„Was denkt sie eigentlich?“, fuhr Richard fort, der Thomas‘ ungläubiges
Staunen nicht bemerkte. „Soll ich ihr beweisen, dass ich sie trotz
einer Nahrungsmittelvergiftung liebe? Ich war so angewidert, dass ich
ihr während des Essens nicht einmal mehr in die Augen schauen
konnte.“
„Natürlich, angesichts eines so himmelschreienden Verbrechens
sehe auch ich wenig Hoffnung für eure Beziehung“, sagte Thomas.
„Hey, du kannst dich lustig machen, so viel du willst“, sagte
Richard, „aber du hast ja nicht auf diese Gabel schauen müssen.“
Thomas schloss seinen Spind ab und ging zur Tür. „Du wirst mal
eine Frau sehr glücklich machen“, rief er über die Schulter, „indem du
sie nicht heiratest.“
✽
Sie wundern sich wahrscheinlich, was ein Kapitel über Partner suche* in
einem Buch über Familienbeziehungen zu suchen hat. Aber irgendwo
müssen Familien doch anfangen, oder? Eine Beziehung ist der logische
Anfangspunkt für eine Diskussion über die Familie, weil viele Verhaltens-
8 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
* Der Einfachheit halber nennen wir durchgehend nur die männliche Form von Partner.
„Partner“ kann sich dabei auf Männer oder Frauen beziehen. Das Gleiche gilt für Zuhörer,
Lehrer, Erzieher u.ä.
muster und die Dynamik, die man
später in Familienbeziehungen findet,
in der Zeit des anfänglichen Kennenlernens
ihren Ursprung haben.
Deshalb sollten wir ganz am Anfang
ansetzen, irgendwo dort, wo die
gemeinsame Geschichte eines Paares
beginnt, das sich später das Ja-Wort
gibt. Wenn Sie bereits Ihr Ja-Wort
gegeben haben, lässt Sie dieses Kapitel
nachträglich noch einmal ansehen,
warum und auf welche Weise Sie
beide damals eingestiegen sind – in
eine lohnende und herausfordernde
Partnerschaft.
Das Thema Partnersuche ist ein -
deutig zu umfangreich, um ihm in
einem Kapitel gerecht zu werden.
Wir werden uns deshalb auf vier spezifische Bereiche und ihre jeweiligen
Auswirkungen auf die Ehe (und letztendlich auf die Beziehungen
innerhalb einer Familie) konzentrieren:
• Warum man sich verabreden sollte
• Was man vermeiden sollte
• Worauf man beim Partner achten sollte
• Worauf man in einer Beziehung hinarbeiten sollte
Was Verabredungen bewirken können
Wenn man zwölf verschiedene Leute fragt, warum sie sich zu einem
Rendezvous verabreden, erhält man zwölf verschiedene Antworten.
Manche mögen tiefgründig sein („Ich möchte einen Seelenpartner
finden“), andere mögen, nun ja, weniger tiefgründig sein („Ich möchte
nicht allein ins Kino gehen“). Sich verabreden bedeutet für jeden etwas
anderes. Die einen betrachten es als Hobby oder Zeitvertreib, die anderen
meinen, es gehe um ihre ganze Zukunft. Manche genießen die Spannung
einer Partnersuche, andere lehnen sie verächtlich als „Sport“ ab.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 9
♦ Gemeinsame Unernehmungen
sind ein hervorragender
Weg, sich auf die Ehe
vorzubereiten.
♦ Für eine Beziehung ist es
wichtig, gemeinsame Interessen
zu verfolgen, den anderen
attraktiv zu finden und die
Eltern mit einzubeziehen.
♦ Die Ehe ist ein Prozess, in
dem zwei Menschen eins
werden. Deshalb ist es ratsam,
sich mit jemandem zu
befreunden, mit dem man
daran arbeiten kann, eine
Einheit zu erreichen.
VORGEGRIFFEN
Denen, die sich ernsthaft mit Partnersuche beschäftigen und in ihr
mehr als nur den Zeitvertreib an einem Freitagabend sehen, bieten wir
vier Gründe an, warum es sich lohnt, sich den Weg durch missglückte
Versuche, gute Erfahrungen und Enttäuschungen zu bahnen.
a) Verabredungen vermitteln wertvolle Erfahrungen mit
dem anderen Geschlecht
Wenn die Ehe eine Karriere wäre, wäre die Partnersuche das Praktikum
dafür. Sie werden feststellen, dass man allein dadurch, dass man
mit Menschen des anderen Geschlechts Zeit verbringt, die „Ausbildung“
bekommt, die man braucht, um ein begehrter Heiratskandidat
zu werden (genau wie ein gutes Praktikum Ihre Fachkenntnis verbessert,
die Sie brauchen, um ein begehrter Kandidat für manche Arbeitsstellen
zu werden). Je mehr Freizeit Sie mit jungen Männern oder
jungen Frauen verbringen, desto sicherer werden Sie im Umgang mit
ihnen werden. Und je sicherer Sie sind, desto lieber wird man sich mit
Ihnen verabreden. Je lieber man sich mit Ihnen verabredet, desto
größer sind Ihre Chancen auf dem „Heiratsmarkt“.
Wenn Ihr Wissen über das andere Geschlecht vorwiegend aus den
Jahren stammt, in denen Sie versucht haben, in der Familie mit einem
einzigen Geschwisterkind des gleichen Geschlechts auszukommen,
werden Sie durch Verabredungen die wahren Unterschiede, die ein
einziges Chromosom machen kann, schätzen lernen. Gleichzeitig
werden Verabredungen Ihnen zu der Erkenntnis verhelfen, dass sich
Männer und Frauen sehr viel ähnlicher sind, als Sie vielleicht angenommen
haben (oder zugeben wollten).
Die Freizeit mit Vertretern des anderen Geschlechts zu verbringen, ist
ein guter Weg, sie ihres Mythos’ zu berauben. Denn in Ermangelung
einer realen persönlichen Erfahrung tendieren viele junge Männer und
Frauen dazu, Klischees oder idealisierte Bilder des anderen Geschlechts
in ihren Köpfen zu entwerfen. Der beste Weg, diese Stereo typen und
idealisierten Vorstellungen zu zerstören und sie durch Vorstellungen zu
ersetzen, die in der Realität verwurzelt sind, ist, regelmäßig mit Vertretern
des anderen Geschlechts Kontakt zu haben.
Georgia, zum Beispiel, hatte ziemlich feste Vorstellungen davon,
wie Männer sind und was sie von Frauen wollen, und zwar daher, wie
10 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
ihr Vater ihre Mutter behandelte. Als sie anfing, sich zu verabreden,
lernte sie junge Männer kennen, die überhaupt nicht wie ihr Vater
waren. Sie machte sogar die Erfahrung, dass sie
sich mit manchen Männern besser unterhalten
konnte als mit ihren Freundinnen. Sie hatte
noch keine ernsthafte Beziehung gehabt, aber
jetzt wusste sie immerhin, dass sie dazu fähig
war.
T.J. idealisierte einige Mädchen in seinem
Jahrgang am College. Bei den Vorlesungen
schweiften seine Gedanken ab und er träumte
von diesen Studentinnen, die in seiner Phantasie
zu per fekten Wesen wurden. Mit der Zeit hatte
T.J. Gelegenheit, sich mit einigen von ihnen zu
ver ab reden. Er entdeckte dabei, dass seine
„Phan tasi emädchen“ in Wirklichkeit reale
Personen waren, mit den gleichen Eigenheiten, Schwächen und
Fehlern, die jeder andere Mensch auch hat. Er fand auch heraus, dass
es viel einfacher ist, sich mit einer realen Person zu unterhalten als mit
einer Phantasiefigur.
Bilden Sie sich niemals ein, Sie könnten das andere Geschlecht
einmal vollständig verstehen. Was man aus Verabredungen lernen
kann, ist eine allgemeine Vorstellung davon, wie Männer und Frauen
denken, was für sie wichtig ist und wie man am besten mit ihnen
kommunizieren kann. All diese Informationen werden äußerst hilfreich
sein, wenn Sie sich dafür entscheiden, Nägel mit Köpfen zu
machen. Nennen Sie es eine Starthilfe für die Ehe.
b) Verabredungen helfen Ihnen, Ihre Persönlichkeit zu
entwickeln und an sich zu arbeiten
Wenn Sie mit jedem Aspekt Ihrer Persönlichkeit völlig zufrieden sind,
wenn Sie davon überzeugt sind, dass Sie nicht das Geringste bei sich
ändern müssen, dann sollten Sie sich nicht verabreden. Denn der
Prozess der Partnersuche hat – mehr als jede andere Art der Interaktion
– die Tendenz, einige der, sagen wir, nicht ganz perfekten Aspekte
unserer Persönlichkeit zu beleuchten.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 11
»Als ich Jean
traf, fühlte ich,
wie Gott seine
Hand aus den
Wolken streckte,
mich an den
Haaren zog und
sagte: „Nimm
diese hier,
du Trottel.“«
Richard Atcheson
Wenn Sie offen dafür sind, sich selbstkritisch zu betrachten – wie Sie
reden, wie Sie zuhören, wie Sie in der Öffentlichkeit auftreten, wie Sie
mit anderen umgehen –, werden Sie bei Ihren Verabredungen wahrscheinlich
eine Fülle nützlicher Informationen sammeln. Der Schlüssel
liegt darin, die Hinweise zu erkennen, die Ihnen Ihr Gegenüber gibt.
Keith, beispielsweise, gewann sein Selbstbewusstsein daraus, der
Mittelpunkt jeder Party zu sein. Jeder mochte ihn (das glaubte er
wenigstens), weil er immer für einen Spaß gut war. Als er eines Abends
in einem Restaurant einer Kellnerin das Leben schwer machte, indem
er vorgab, nicht lesen zu können, merkte er, dass die Sache dem
Mädchen, das er eingeladen hatte, furchtbar peinlich war. Seine Freunde
hatten ihn immer zu gewagten Streichen ermutigt, deshalb scho -
ckierte es ihn, dass jemand, mit dem er gerne zusammen war, durch
sein Verhalten in Verlegenheit gebracht wurde. Seit jenem Abend
versuchte er ganz bewusst, sich mehr zurückzuhalten und in Gesellschaft
erträglicher zu sein.
Das soll nicht heißen, dass Sie Ihr Bild von sich einzig und allein aus
den Vorlieben der Menschen beziehen sollten, mit denen Sie ausgehen.
Verabredungen können Ihnen jedoch eine besondere Sicht von sich
selbst vermitteln. Vielleicht werden Sie dadurch verstehen, warum sich
die Leute Ihnen gegenüber so verhalten, wie sie es tun. Diese Erkenntnis
wird wichtig sein, wenn Sie eine lebenslange Beziehung mit einem
Ehepartner eingegangen sind.
c) Verabredungen sind eine Möglichkeit, das Leben eines
anderen Menschen zu bereichern
Entspannen Sie sich: Das klingt zwar nach einer Talkshow, ist aber
anders gemeint. Wir reden hier nicht von einem vorbildlichen Verhalten,
an das sich der andere noch nach zwanzig Jahren erinnert
(„Menschen, die dem Leben anderer einen Sinn gegeben haben“). Wir
sprechen von kleinen, alltäglichen Aufmerksamkeiten, die langfristig
das Leben eines Menschen verändern können.
Catherine war eine introvertierte, linkische, gehemmte Studentin
am College, als sie anfing, sich mit Jeff zu treffen. Von Anfang ihrer
Beziehung an sagte Jeff ihr regelmäßig, wie hübsch sie sei. Er hörte ihr
interessiert zu, wann immer sie den Mut fand, etwas zu sagen. Er
12 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
lachte über ihre kaum vernehmbaren Witze. Er ließ sie spüren, dass sie
wichtig war. Während ihrer acht Monate dauernden Freundschaft
nahm Catherines Selbstbewusstsein enorm zu. Jeff half Catherine, aus
ihrem Mauseloch zu kommen und ihre Begabungen zu entdecken. Die
Freundschaft hielt zwar nicht länger, aber sie hatte große Auswirkungen
auf Catherines Leben. Heute ist Catherine eine lebhafte, selbstbewusste
und erfolgreiche Firmeninhaberin.
Man sollte jedoch nicht annehmen, dass Catherine die Einzige war,
die von dieser Beziehung profitierte. Jeff sah, wie seine Komplimente
und ermutigenden Worte Catherine aufblühen und ein anderer
Mensch werden ließen. Er erkannte, dass er anderen Menschen helfen
konnte, und das weckte in ihm das Verlangen, das auch weiterhin zu
tun. Es liegt nahe, dass die Frau, die Jeff einmal heiraten wird, von
dem, was er in der Beziehung mit Catherine lernte, ungemein profitieren
wird.
Das heißt nichts anderes als das: Sie können den Menschen, mit
denen Sie sich treffen, etwas Gutes tun, und diese können wiederum
Ihnen etwas Gutes tun. Und wenn diese gegenseitige Unterstützung
auch nicht immer zur Ehe führt, kann sie auf bescheidene Art doch ein
Leben verändern.
d) Verabredungen können Ihnen helfen herauszufinden,
welche Eigenschaften der Mensch haben soll, den Sie einmal
heiraten wollen
Lassen Sie mich das ein für alle Mal klarstellen: Es gibt nicht den einzig
Richtigen oder die einzig Richtige. Es wartet kein perfekter Mensch
auf der Aussichtsterrasse des Empire State Buildings auf Sie, wie in
„Schlaflos in Seattle“ oder „Die große Liebe meines Lebens“. Wenn
Sie Ihre Vorstellung von Ihrem zukünftigen Ehepartner aus Hollywood-
Streifen beziehen, dann tun Sie sich doch einen Gefallen und
überdenken einmal Ihre Erwartungen.
Wenn Ihre Liste der Eigenschaften, die Sie von Ihrem Lebenspartner
erwarten, Dinge wie „atemberaubend schön“, „unvorstellbar
reich“, „umwerfend witzig“ oder „unglaublich erfolgreich“ ein -
schließt, sollten Sie Ihre Pläne für die Hochzeitsreise noch einmal auf
Eis legen. Sie werden eine lange Wartezeit vor sich haben.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 13
Es spricht nichts dagegen, bei der Wahl des
Ehepartners anspruchsvoll zu sein, solange
dann noch irgendein menschliches Wesen den
Ansprüchen genügen kann. Wenn Sie sich oft
mit jemandem treffen, werden Sie herausfinden,
welche Eigenschaften wirklich wichtig und
welche nicht ganz so notwendig sind. Sie
werden merken, mit welchen Menschen Sie
harmonieren und mit welchen Sie aneinander
geraten. Kurz, Sie werden ein Gespür dafür
entwickeln, welche Eigenschaften Ihr zukünftiger
Ehepartner unbedingt haben sollte.
Und wahrscheinlich werden Sie am Ende
überrascht sein. Nur wenige Menschen heiraten
letztendlich die Art von Person, die sie sich früher vorgestellt haben.
Eigenschaften, die einmal wichtig erschienen, verlieren offensichtlich
an Bedeutung, wenn man Menschen mit anderen, interessanteren
Eigenschaften kennen lernt.
Geld beispielsweise wird nicht mehr so wichtig sein, und Ehrlichkeit
könnte stattdessen auf der Ehepartner-Wunschliste erscheinen. Es
kann auch sein, dass Sie bald nicht mehr jemanden heiraten wollen, der
erfolgsorientiert ist, sondern stattdessen jemanden vorziehen, der Wert
auf Familie legt. Je mehr Menschen Sie bei Ihrer Partnersuche treffen,
desto klarer werden Sie sehen, wie Sie sich Ihren Lebenspartner
wünschen. Kristins Vater war der Football-Star seines Colleges gewesen.
Kristin wollte schon immer so einen Mann heiraten. Da sie an
ihrer Schule und auf ihrem College Cheerleader war, verabredete sich
Kristin ausschließlich mit Football- und Basketballspielern – bis kurz
vor ihrem Abschluss. Da erkannte sie plötzlich, dass sie die Studenten
in ihrem Fotografiekurs und im „Kreativen Schreiben“ viel interessanter
fand als die Sportler. Sie entdeckte, dass ihr Kreativität bei einem
Mann viel wichtiger war als allgemeine Beliebtheit und Im-Mittelpunkt-
Stehen.
Es ist nicht einfach, die Idealvorstellung vom „einzig Richtigen“
aufzugeben. Wie abgeklärt Sie auch sein mögen – wahrscheinlich
hegen Sie in einem Winkel Ihres Herzens doch die Hoffnung, genau
den Menschen zu treffen, in den Sie sich Hals über Kopf verlieben
14 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
»Ein Bräutigam
ist ein Mensch,
der immer noch
nicht fassen
kann, was aus
einem harmlosen
kleinen Flirt
schließlich
geworden ist.«
Verfasser
unbekannt
werden und der alle Ihre Bedürfnisse und jedes Ihrer Kriterien erfüllen
wird.
Je häufiger Sie sich verabreden, desto klarer wird Ihnen – zum
Glück – werden, dass man nach perfekten Menschen wohl vergeblich
sucht. Wenn Sie einmal zu dem Schluss gekommen sind, dass kein
Mensch alle Wesenszüge und Eigenschaften in sich vereinigen wird,
die Sie sich wünschen, werden Sie wohl oder übel eingrenzen müssen,
was Ihnen wirklich bei den Menschen wichtig ist, mit denen Sie Ihre
Zeit verbringen. Und das ist der erste Schritt zu einer gedanklichen
Vorbereitung auf die Ehe.
In manchen Kulturen ist es unvorstellbar, dass sich ein junger Mann
und ein Mädchen in der Öffentlichkeit treffen, um vielleicht eine
Beziehung einzugehen. Es steht allein den Eltern zu, einen Partner für
ihr Kind auszusuchen, und ihre Entscheidung ist endgültig. In solchen
Kulturen kann es vorkommen, dass sich Braut und Bräutigam bei ihrer
Hochzeit zum ersten Mal sehen. Dieses Vorgehen mag uns völlig
veraltet erscheinen; tatsächlich hat es aber manche stabile Ehe hervorgebracht.
Wir wollen damit den Weg der Partnerwahl durch die Eltern
zwar nicht gutheißen, aber daran erinnern, dass es auch andere Wege
gibt, den Lebenspartner zu finden.
Wie die meisten Menschen würden Sie wohl lieber Ihr Glück auf der
Single-Party des örtlichen Gefängnisses versuchen, als Ihre Eltern
entscheiden zu lassen, wer Ihr Lebenspartner sein soll. Verabredungen
bleiben also, mit all den Enttäuschungen und Pannen, die damit
verbunden sein können, die einzig durchführbare Option, um „die
richtige Wahl“ zu treffen.
Worauf man achten sollte
Nein, dies soll nicht der obligatorische Hinweis darauf sein, dass man
sich bei Verabredungen immer in einer größeren Gruppe aufhalten
und den Hintergrund jedes Menschen, mit dem man sich trifft,
abchecken sollte. Der Sinn dieses Abschnitts ist es, auf einige vermeidbare
Fehler bei der Partnersuche hinzuweisen, die die Chancen auf
eine lebenslange Beziehung verringern könnten.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 15
a) Der körperliche Aspekt der Beziehung sollte nicht im
Vordergrund stehen
Wenn Sie schon lange auf der Suche nach einem Partner sind, haben Sie
wahrscheinlich schon mehr als genug Gründe dafür gehört, warum es
eine gute Idee ist, die körperliche Seite Ihrer Partnerschaft zu erkunden.
Diese Gründe mögen unter anderem lauten:
• „Sex ist der natürliche Weg, unsere Liebe füreinander auszudrü -
cken.“
• „Wir müssen wissen, ob wir körperlich zusammenpassen.“
• „Es ist der nächste logische Schritt in unserer Beziehung.“
Erlauben Sie uns, einen Grund dafür
zu nennen, Ihre diesbezüglichen
Pläne zu verwerfen: Sex wird jeden
anderen Bereich Ihrer Beziehung
dominieren.
Wir müssen dazu noch nicht
einmal in die Diskussion gegen Sex
vor der Ehe einsteigen. Dabei gehen
wir nicht auf Dinge wie eine
Schwangerschaft oder Geschlechtskrankheiten
ein. Auch nicht der
Frage, ob häufig nicht Selbstwertprobleme
eine große Rolle dabei
spielen, dass Menschen vor der Ehe
sexuell aktiv sind.
Wir wollen einfach die Erfahrung
festhalten: Nachdem man sich in einer
Beziehung körperlich nahe gekommen
ist, verlieren Dinge wie das
gegenseitige Kennenlernen, tief
gehende Diskussionen und eine unbekümmerte
Ausgelassenheit auf einmal
stark an Bedeutung. Die Beziehung
wird oft unausgewogen, weil Sex
mehr und mehr Raum in der gemeinsamen
Zeit des Paares einnimmt.
16 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Wie kann ich Sex
vermeiden, wenn die
Versuchung so groß
ist?
Legen Sie am Anfang Ihrer
Beziehung gemeinsam Regeln
fest und halten Sie sich daran.
Sie müssen sicher sein, dass
Ihr Partner genau weiß, wo
Ihre Grenzen sind. Immer
wenn Sie das Gefühl haben,
dass gerade ein Grenze überschritten
wird, sollten Sie
einen Schritt zurückgehen
und lieber das Zusammensein
für den Tag beenden als die
Grenze zu überschreiten.
Diese Vorschläge können
Ihnen helfen, gemeinsame
Grenzen festzulegen:
Ziehen Sie sich niemals in
Gegenwart des anderen aus.
Gehen Sie niemals mit der
Hand unter die Kleidung Ihres
Partners.
Legen Sie sich niemals zusammen
hin.
Gute Frage
?
Leider ist das gewöhnlich kein Fehler, aus dem man lernen kann.
Eine körperliche Begegnung kann man nicht rückgängig machen,
selbst wenn man erkennt, das sie ein Fehler war. Nachdem gewisse
Grenzen einmal überschritten sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch,
dass sie wieder überschritten werden, und immer wieder.
Wenn Sie sich in Ihrer momentanen Beziehung bereits körperlich
nahe gekommen sind oder wenn Sie merken, dass die Grenzen bald
erreicht sind, sollten Sie Ihre Beziehung noch einmal thematisieren
und strikte Regeln einführen, an die Sie sich beide halten sollen. Das
kann heißen, dass man sich an anderen Orten trifft oder bei den Verabredungen
andere Dinge tut. Es kann heißen, die Zeit der ungestörten
Zweisamkeit zu reduzieren. Es kann heißen, die Art zu ändern, in der
Sie und Ihr Partner sich körperlich ausdrücken – Streicheln bestimmter
Zonen und Zungenküsse beispielsweise auszuschließen. Es kann
heißen, öfter etwas mit anderen Paaren oder Gruppen zu unternehmen.
Was auch immer es bedeutet, die körperliche Seite Ihrer Beziehung
unter Kontrolle zu halten – Sie sollten es tun.
b) Unternehmen Sie etwas mit verschiedenen Menschen
Sie haben wahrscheinlich schon oft genug herzerwärmende Geschichten
von der „Liebe auf den ersten Blick“ gehört („Mein Mann und ich
haben uns in der sechsten Klasse kennen gelernt, waren in der Oberstufe
und in der High School ständig zusammen und haben während
unserer Studienzeit geheiratet. Keiner von uns hat jemals jemand anderes
in Erwägung gezogen. Wir sind seit zweiundzwanzig Jahren glück -
lich verheiratet usw.“). Was Sie vielleicht nicht so oft gehört haben,
sind die weniger romantischen Versionen („Ich hatte solche Angst,
keinen Mann zu finden, dass ich den Ersten heiratete, der Interesse an
mir hatte. Ich bin jetzt seit fünf Jahren verheiratet, und obwohl ich
meinen Mann liebe, frage ich mich oft, ob ich nicht doch einen Besseren
gefunden hätte“).
Wir erwähnten bereits, dass Verabredungen Ihnen wertvolle Erfahrungen
im Umgang mit dem anderen Geschlecht vermitteln können.
Wenn Sie jedoch Ihre Partnersuche auf ein oder zwei ernsthafte Beziehungen
begrenzen, werden Sie nur Erfahrungen mit einem oder zwei
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 17
Menschen machen. Und Sie werden nicht wissen, was Sie verpassen,
bevor es zu spät ist, um noch irgendetwas anderes zu unternehmen.
Gewöhnlich sind es Angst oder Unsicherheit, die Menschen dazu
treiben, zu früh feste Beziehungen einzugehen. Sie befürchten: Wenn
sie sich nicht sofort mit jemandem zusammentun, werden sie nie
wieder eine andere Chance für eine Beziehung bekommen. Auch wenn
eine feste Beziehung ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, wird
dadurch doch Ihre Chance verringert, andere, nicht weniger interessante
Vertreter des anderen Geschlechts zu treffen und kennen zu
lernen – Menschen, die Ihnen vielleicht die Augen für tiefere und
erfüllendere Möglichkeiten einer Beziehung öffnen könnten.
Wir schlagen nicht vor, dass Ihr Terminkalender vor Rendezvous’
aus den Nähten platzen sollte oder dass Sie so viele Verabredungen wie
möglich treffen sollten. Wir wollen vielmehr anregen, dass Sie die
ganze Bandbreite an Möglichkeiten nutzen, die die Partnersuche
bietet.
c) Lassen Sie sich nicht von romantischen Gefühlen
irreführen
Denen, die bereits langfristige Beziehungen eingegangen sind, wollen
wir in diesem Teil des Buches die rosafarbene Brille abnehmen.
Drei Tatsachen sind für jede Beziehung wichtig:
• Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Unser Äußeres,
unsere Begabungen, unser Hintergrund, unsere Persönlichkeit und
unser Charakter sind nicht perfekt.
• Wenn wir jemandem auf romantische Art näher kommen, werden
wir leicht seine Stärken überschätzen und seine Schwächen übersehen.
(„Bob ist nicht dumm. Er ist einfach nicht an Dingen inte -
ressiert, über die man nachdenken muss.“ „Ich verstehe es nicht,
dass Barbara bei ihren Kollegen so unbeliebt ist. Sie merken nicht,
dass Barbara ihnen doch nur helfen will, wenn sie ihnen sagt, was
sie falsch machen.“)
• Die Schwächen eines Menschen zu übersehen, wird letztlich
gravierende Folgen haben. (Leider ist das ein Fehler, der im Nachhinein
nur allzu offensichtlich wird.)
18 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Wenn Sie glauben, dass Sie nicht in Gefahr sind, sich durch romantische
Gefühle täuschen zu lassen, empfehlen wir Ihnen diese Übung:
Fertigen Sie zusammen mit Ihrem Schatz eine
Liste all der Dinge an, die Sie aneinander
mögen. Wahrscheinlich werden Sie beide stundenlang
die tausendfältigen Qualitäten des
anderen niederschreiben, die ihn bzw. sie zu
einem so besonderen Menschen machen. Wenn
Sie damit fertig sind, machen Sie eine Liste der
Dinge, die Sie aneinander nicht mögen oder die
in Ihrer Partnerschaft problematisch werden
könnten.
Ja, schreiben Sie nur alles auf – das Gute, das
Schlechte und das Hässliche.
Wie fühlten Sie sich dabei, die wenig schmeichelhaften Aspekte
Ihres/Ihrer Liebsten zu Papier zu bringen? Fiel es Ihnen schwer, die
schwachen Punkte des anderen zu finden? Fühlten Sie sich während
der ganzen Übung unwohl? Wenn dem so ist, sind Sie möglicherweise
von romantischen Gefühlen geblendet.
Im frühen Stadium der Partnersuche ist die romantische rosa Brille
nicht unbedingt etwas Schlechtes. Irgendwie baut sie uns doch Brü -
cken zueinander – zuerst. Später kann sie allerdings gefährlich sein.
Früher oder später werden Sie die Tatsache akzeptieren müssen, dass
Ihr Herzblatt nicht perfekt ist und Sie durchaus auf lange Sicht
unglücklich machen kann.
Je eher Sie sich mit den vielen Stärken und Schwächen Ihres/Ihrer
Liebsten auseinander setzen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Ihre
Beziehung auf Dauer halten wird. Auch wenn es zunächst nicht den
Anschein haben mag: Eine gute Portion Nüchternheit ist besser für
eine Beziehung als eine Menge romantischer Gefühle.
d) Glauben Sie nicht, dass „die Liebe immer siegt“!
Wie oft haben Sie schon gehört, dass jemand seine Beziehung mit den
Worten verteidigte: „Solange wir uns lieben, ist alles andere nebensächlich.“
Fragen Sie jedes verlobte Paar, warum es heiraten will, und
es wird Ihnen sagen: „Weil wir uns lieben.“
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 19
»Eine Frau
kann einen
Mann nur dann
mit Erfolg
verändern, wenn
er noch ein Baby
ist. «
Jakob Braude
Doch was genau ist Liebe? Ist es das atemberaubende Gefühl, das
Sie ergreift, wenn Sie einem bestimmten Menschen tief in die Augen
sehen? Ist es Ihr allgemeiner Eindruck, dass Sie mit einem bestimmten
Menschen in Ihrem Leben glücklicher sein werden als ohne ihn? Ist es
ein Gefühl, das so tief ist, dass man es nicht mehr beschreiben kann?
Das sind Fragen, die Sie sich früher oder später stellen müssen.
Wenn Sie das nicht tun, könnte es sein, dass Sie sich für den Rest Ihres
Lebens an jemanden binden, nur weil Sie sich zu ihm hingezogen
fühlen, und dann bitter enttäuscht werden.
Tatsache ist, dass Gefühle trügen können. (Wiederholen Sie das bitte
zehnmal.) Sie kommen und gehen wie Stimmungen. Was passiert,
wenn Sie in Gegenwart Ihres Liebsten nichts Besonderes mehr
empfinden? Heißt das, dass Sie keine Liebe mehr für ihn haben? Sollten
Sie dann die Beziehung fallen lassen und nach dem nächsten
Menschen suchen, der Sie in einen Zustand der Erregung versetzt?
Verstehen Sie das nicht falsch: Dies ist keine Schmährede auf die
Liebe. Körperliche Empfindungen spielen in jeder romantischen
Beziehung eine große Rolle. Der Schlüssel liegt jedoch darin, diesen
Empfindungen und Gefühlen in Ihrer Beziehung nicht zu viel Bedeutung
zuzumessen. In anderen Worten: Folgen Sie nicht einfach Ihrem
Herzen und gründen Sie Ihre Beziehung nicht allein auf romantische
Gefühle. Gebrauchen Sie auch Ihren Verstand. Lassen Sie Gefühl und
Verstand bei der Gestaltung Ihrer Partnerschaft zusammenarbeiten.
Worauf Sie bei Ihrer Partnerwahl achten sollten
Wie finden Sie nun einen zukünftigen Partner? Da wir wohl kaum in
der Lage sind, Ihnen genaue Angaben zu Ihrem/Ihrer Zukünftigen zu
machen, können wir Ihnen nur einige grundsätzliche Dinge nennen,
die Sie berücksichtigen sollten.
a) Gemeinsamkeiten (Gemeinsame Interessen)
Nach einer alten Vorstellung werden zwei Menschen eins, wenn sie
heiraten. Wenn Sie also „Ehe bauen“ wollen, sollten Sie dafür eine
solide Grundlage legen. Ideal wäre, wenn diese Grundlage aus den
20 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Dingen bestünde, die Sie beide gemeinsam haben – in geistlicher,
geistiger, sozialer, körperlicher und kultureller Hinsicht.
Ohne die gemeinsame Basis kann
nicht die Einheit entstehen, die für
eine gute Ehe notwendig ist. Es wäre
etwa so, als wollte man ein Gebäude
sowohl aus Legosteinen als auch aus
Holzbauklötzen konstruieren. Man
könnte schon zu einem Resultat
kommen, aber das wäre wenig standfest
oder schön anzusehen.
Entscheidend in einer Zeit der
Freundschaft ist es zu entdecken,
was Sie mit Ihrem Partner gemeinsam
haben, und dann zu entscheiden,
ob das genug ist, um damit die
Grundlage für eine lebenslange
Beziehung zu legen. Zum Beispiel
reicht es nicht aus, um darauf eine
Beziehung aufzubauen, wenn Sie
und Ihr Partner beide Spaghetti-Eis
lieben und der Ansicht sind, dass
Woody Allen als Regisseur überschätzt
wird. Wenn Sie beide aus
einem engen Familienzusammenhalt
kommen, gerne verreisen und Sport treiben, sich lieber einen ruhigen
Abend zu Hause machen, als ständig auf Achse zu sein, und beide aus
dem christlichen Glauben leben, kann das eine hervorragende Basis für
eine lebenslange Partnerschaft sein.
Das will nicht heißen, dass Sie und Ihr Partner in der Persönlichkeit
und im Lebensstil überall übereinstimmen sollten. Die Unterschiede
zwischen Ihnen beiden werden sich als genauso wichtig für den Erfolg
Ihrer Beziehung herausstellen wie die Gemeinsamkeiten. Doch in
Ihrer Beziehung sollte es von Anfang an Ihr Hauptanliegen sein,
Gemeinsamkeiten zu finden, auf die Sie aufbauen können.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 21
WISSEN SIE EIGENTLICH,
wie Ihre Eltern
sich kennen und lieben
lernten? Machen Sie sich
doch mit Ihren Eltern einmal
einen schönen Nachmittag.
Laden Sie sie in die Eisdiele
ein und verwöhnen Sie sie mit
Birne Hélène und Milch-
Shakes. Fragen Sie sie über
die Zeit, als sie sich ineinander
verliebt haben. (Überlegen Sie
sich am besten schon vorher
ein paar Fragen.) Diese
Fragen können einschließen:
Was fandet ihr aneinander
anziehend? Welche Unterschiede
habt ihr während
dieser Zeit aneinander entdekkt?
Wie seid ihr mit diesen
Unterschieden umgegangen?
Familienakt ion
✓
b) Schönheit
Sie möchten jemanden heiraten, den Sie attraktiv finden. Das mag
zunächst eine ganz selbstverständliche Vorstellung sein, genauso wie:
„Sie suchen eine Arbeit, die ordentlich bezahlt wird.“ Doch denken
Sie daran, dass es um jemanden für Sie geht.
Warten Sie nicht auf das Supermodel oder auf den begehrtesten
Mann der Stadt. Suchen Sie jemanden, mit dem Sie sich wohl fühlen.
Denken Sie daran, dass Attraktivität mit der Zeit zunehmen kann –
genauso wie Hässlichkeit. Charakter, Einstellungen, Intelligenz und
andere Eigenschaften können auch einen ganz unauffällig aussehenden
Menschen attraktiv machen oder auch den bestaussehenden Menschen
hässlich erscheinen lassen.
Andere mögen versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Sie „etwas
Besseres verdient haben“, aber warum sollte das für Sie wichtig sein?
Für Sie sollte allein wichtig sein, dass Sie denjenigen oder diejenige
attraktiv finden – nicht nur oberflächlich, sondern als ganzen
Menschen. Denken Sie daran, dass Sie mit diesem Menschen von nun
an vielleicht vierzig Jahre zusammenleben werden! Sie sollten deshalb
sicher gehen, dass Sie jemanden finden, den Sie bis zum Ende gerne
anschauen und um sich haben.
c) Moralvorstellungen
Gleiche Moralvorstellungen sind absolut wesentlich für eine langfristige
Beziehung. Es wäre ideal, wenn Sie und Ihr zukünftiger Partner erst in
der Ehe das wunderbare Geheimnis der Sexualität entdecken würden.
Leider leben wir nicht in einer idealen Welt. Die Statistik weist darauf
hin, dass es wahrscheinlich ist, dass einer von Ihnen oder Sie beide vor
der Ehe mindestens einmal sexuelle Erfahrungen gemacht haben.
Wenn das Ideal für Sie nicht mehr erreichbar ist, sollten Sie anstreben,
ganz offen und ehrlich zu sein, das heißt nichts für sich zu behalten
und alle Karten auf den Tisch zu legen. Reden Sie während der
Verlobungszeit mit Ihrem zukünftigen Ehepartner über Ihre sexuelle
Vorgeschichte. Vertrauen Sie ihm, dass er Ihnen vergeben und Sie
annehmen wird, so wie Sie sind, und nicht so, wie er Sie haben möchte.
Wenn es Ihrem Partner schwer fällt, Sie ganz anzunehmen, sollten Sie
Ihre Beziehung noch einmal überdenken.
22 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Natürlich sollte dies auf beiden Seiten geschehen. Ihr zukünftiger
Ehepartner sollte mit Ihnen auch über seine sexuelle Vorgeschichte
sprechen und Ihnen die Chance geben, ihm zu vergeben und ihn so
anzunehmen, wie Sie es sich auch für sich wünschen. Und wenn Sie
ihn nicht so annehmen können, sollten Sie in Ihrer Beziehung vielleicht
eine langsamere Gangart einlegen.
Zugegebenermaßen ist dieser Austauschprozess so riskant wie
wichtig. Es besteht immer die Gefahr, dass einer von Ihnen schockiert
reagiert („Du hast was getan? Mit dem?“). Problematisch ist auch,
wenn eine Unausgewogenheit besteht. Wenn die Zusammenfassung
der sexuellen Aktivitäten des einen wesentlich umfangreicher ist als die
des anderen, könnte es in der Beziehung Spannungen geben. Trotzdem
sind das Dinge, mit denen man sich beschäftigen sollte, bevor man sich
lebenslang an jemanden bindet.
Sie brauchen nicht nur die Vergebung und Annahme Ihres potenziellen
Lebenspartners, sondern müssen sich auch selbst vergeben und
annehmen. Sie müssen lernen, die Vergangenheit zu überwinden.
Wenn Sie auf Grund früherer Erfahrungen eine negative Einstellung
zum Sex haben, sollten Sie sich vor der Ehe damit auseinander setzen,
sonst kann das die körperliche Beziehung zu Ihrem Mann oder Ihrer
Frau belasten. Dabei nehmen Sie vielleicht sogar die Hilfe eines Beraters
oder Ihres Pastors in Anspruch. Denn die Ehe ist auch unter optimalen
Bedingungen noch eine große Herausforderung.
Ebenso wichtig ist es, dass Sie Ihre beiderseitigen Wertvorstellungen
kennen lernen und sich damit auseinander setzen. Wie will ich mich
anderen gegenüber verhalten? Wie offen bin ich? Was gilt für mich als
gut, was schlecht in meinem Umgang mit Menschen? Wie ist bei mir
das Verhältnis zwischen Wahrheit und Liebe? Wie will ich Konflikte
regeln? Was mache ich, wenn mich jemand verletzt hat? Was haben
Geld und Besitz für mich für einen Wert? Wie gehe ich damit um?
Wer sich hier früh über Gemeinsamkeiten und Unterschiede klar
wird und sich mit unterschiedlichen Denkweisen auseinander setzt,
wacht nicht erst auf, wenn das Ende der romantischen Gefühle da ist.
Diese Vorstellungen sind ganz sicher für ein Gelingen der Ehe genauso
entscheidend wie die Gefühle.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 23
d) Eltern
Es ist nicht zu bestreiten: Ohne Ihre Eltern wären Sie nicht, wer Sie
heute sind – der Mensch, in den sich Ihr Schatz verliebt hat. Genauso
wenig wäre Ihr Schatz ohne seine Eltern der Mensch, in den Sie sich
verliebt haben. Wenn Sie sich entschließen zu heiraten, ist es deshalb
wichtig, den Segen und den Rat Ihrer beider Eltern einzuholen. Beziehen
Sie sie in Ihre Partnerschaft mit ein.
Wir meinen hier nicht den von jungen Männern gefürchteten Satz:
„Ich möchte um die Hand Ihrer Tochter anhalten.“ Wir reden davon,
dass Sie Ihre Vorhaben von vornherein Ihren Eltern mitteilen. Dass Sie
sie weiterhin auf dem Laufenden halten. Dass Sie Ihre Zukunftspläne
mit Ihren Eltern besprechen. Wir reden davon, dass Sie Ihren Eltern
erklären, was Sie an Ihrem Partner so lieben, dass Sie glauben, Sie
könnten Ihr Leben mit ihm teilen. Wir reden davon, dass Sie ihnen
Ihre finanzielle Perspektive darlegen (sobald Sie eine Vorstellung
davon haben). Wir reden davon, dass Sie ihnen sagen, was Ihnen
beiden im Glauben wichtig ist. Dass Sie ihnen darlegen, warum Sie
diese Beziehung für genau richtig halten.
Wenn alles glatt geht, werden die Eltern nur allzu froh sein, Sie
beide loszuwerden – pardon, Ihnen ihren Segen zu geben. Wenn sie
das jedoch nicht tun, sind Sie es ihnen, sich selbst und Ihrem Partner
schuldig, anzuhören, was Ihre Eltern zu sagen haben. Ihre Einwände
mögen ein Schlag ins Gesicht sein, aber sie sollten sorgfältig geprüft
werden. Wie wir schon sagten – Liebe kann auch den vernünftigsten
Menschen blind machen. Wenn Ihre Eltern oder die Ihres Partners
einen Warnschuss abgeben, könnte dahinter stehen, dass sie Ihre
Beziehung anders beurteilen, als Sie es bisher taten. Eltern können
wertvolle Unterstützung, Ermutigung und Wegweisung in Krisenzeiten
der Ehe geben. Deshalb ist es keine gute Idee, sie von Anfang an
vor den Kopf zu stoßen.
Einheit macht glücklich
Wenn das eigentliche Ziel der Partnersuche die Ehe ist – was ist dann
das eigentliche Ziel der Ehe? Das scheint doch eine nahe liegende
Frage zu sein, oder? Versuchen Sie, darauf eine Antwort zu finden.
24 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Fragen Sie erst Ihren Partner danach und dann auch einmal Ihre
Eltern, die Eltern Ihres Partners usw. Wahrscheinlich werden Sie viele
verschiedene Antworten erhalten,
unter anderem: Sex, die Gesellschaft
eines anderen, Liebe, Familie, gesellschaftliche
Anerkennung, wirtschaftliche
Vorteile und Sicherheit.
Das Meiste davon, wenn nicht
alles, kann aber auch außerhalb der
Ehe erreicht werden. Also muss
noch mehr dahinter stecken – ein
grundlegendes, umfassendes Bedürfnis,
das nur in einer ehelichen Beziehung
erfüllt werden kann.
Wir erwähnten bereits, dass die
Ehe eine Institution ist, in der zwei
Menschen eins werden. (Darin liegt
das eigentliche Ziel der Ehe.) Ob wir
uns dessen bewusst sind oder nicht –
wir wurden mit dem Bedürfnis nach
Einheit geschaffen. Durch die Ehe
kann dieses Bedürfnis gestillt wer -
den.
Die Einheit, die in der Ehe entsteht, umfasst alle Lebensbereiche.
Die Ehe ist nicht nur eine körperliche Beziehung. Es geht auch nicht
nur darum, seelische Unterstützung zu geben und zu empfangen. Es
ist die Vereinigung zweier Leben auf jeder Ebene – der geistigen,
gesellschaftlichen, spirituellen, emotionalen und körperlichen Ebene.
Leider entdecken viele Ehepaare spät, dass der Prozess, bei dem
zwei Menschen eins werden, mit dem Hochzeitstag nicht automatisch
abgeschlossen ist. Um Einheit zu erreichen, muss man hart und
ausdauernd dafür arbeiten.
Wenn Sie in Erwägung ziehen zu heiraten, sollten Sie Ihren zukünftigen
Ehepartner fragen: „Welche Gründe haben wir dafür, dass wir
glauben, wir könnten zu einer Einheit finden?“ Diese Frage sollte Sie
anregen, sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben: Sie sollten die
intellektuellen, gesellschaftlichen, körperlichen und geistlichen Berei-
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 25
Wenn „zwei eins
werden“, heißt das,
dass ich mich in der
Ehe völlig aufgeben
muss?
Überhaupt nicht. Damit ist
keine Einheit gemeint, die
Ihre Persönlichkeit ausradiert.
Gemeint ist vielmehr eine
Einheit, die Sie dazu befreit,
Ihrer beider Unterschiedlichkeit
auszudrücken, jedoch
gleichzeitig völlig mit dem
Partner eins zu sein. Sie haben
die Freiheit, ganz Sie selbst zu
sein und all das zu entdecken,
was in Ihnen als Mann oder
Frau an Möglichkeiten steckt.
Gute Frage
?
che Ihres Lebens erforschen, um herauszufinden, ob Sie genug
Gemeinsamkeiten haben, um daraus eine solide Grundlage für Ihre
Zukunft zu bauen. Hier einige Tipps, wie Sie diese Bereiche mit Ihrem
Partner prüfen können.
a) Das gleiche geistige Niveau
Nehmen Sie sich miteinander Zeit, um über die Themen, die Sie
momentan bewegen, und Ihre wichtigsten Lebensbereiche zu reden.
Diskutieren Sie miteinander über die Bücher und Zeitungsartikel, die
Sie gerade gelesen haben. Reden Sie
über Ihr Lieblingsprogramm im
Fernsehen und über Kinofilme und
erklären Sie Ihrem Partner, warum
Sie sie mögen. Solche Diskussionen
werden Ihnen Anhaltspunkte dafür
geben, welche Art von geistiger
Auseinandersetzung Sie suchen.
Wenn Jane beispielsweise erklärt,
dass sie ein Buch deshalb ausgesucht
hat, weil der Autor in der Lage war,
mit Hilfe von elliptischen narrativen
Strukturen eindrückliche Romanfiguren
zu erschaffen, und Steve
erklärt, dass er das Buch, das er
gerade gelesen hat, deshalb genommen
hat, weil es nicht sehr umfangreich
ist und er in Englisch am
Gymnasium am nächsten Tag ein
Referat darüber halten muss, kann
man mit einiger Sicherheit sagen,
dass sie auf der geistigen Ebene nicht
übereinstimmen.
Auch wenn das nicht unbedingt
einen Keil in die Beziehung treibt, ist
es doch ein Hindernis, das bedacht
werden sollte.
26 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
EIN GUTES MITTEL, um
auf seine eigenen Stärken
und Schwächen
aufmerksam zu werden, ist,
andere darum zu bitten, sie
Ihnen zu zeigen. An einem
Abend soll jeder in der Familie
zwei Stärken und einen
Schwachpunkt jedes Familienmitglieds
auf separate Zettel
schreiben (für jeden drei
Zettel, gekennzeichnet mit
dem Namen). Nachdem man
alle Zettel eingesammelt und
sortiert hat, soll der linke
Nachbar des Betreffenden erst
seine Stärken, dann seine
Schwäche vorlesen. Diese
Übung wird Ihnen dabei
helfen, in Erinnerung zu
behalten, dass sowohl Sie als
auch Ihr Freund oder Ihre
Freundin Stärken haben, die
Sie bewundern, und Schwächen,
die Sie akzeptieren
müssen, wenn die Beziehung
langfristig Bestand haben soll.
Familienakt ion
✓
Es ist möglich, mit jemandem glücklich zu werden, dessen IQ
mehrere Punkte weniger hat. Aber es spricht doch vieles dafür, dass es
zum Gelingen einer Ehe beiträgt, wenn man auf einem ähnlichen
geistigen Niveau mit seinem Ehepartner kommunizieren kann. Um es
freiheraus zu sagen: Man möchte seine Bemerkungen nicht jedes Mal
vereinfachen müssen, um überhaupt verstanden zu werden.
Wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie Ihre geistige Ebene mit der Ihres
Partners vergleichen können, dann ist es vielleicht gut, das gleiche
Buch zu lesen und nachher miteinander darüber zu reden. Oder Sie
lesen jeden Tag einen Zeitungsartikel und diskutieren Sie über seine
Tragweite. Das wird Ihnen viel darüber verraten, wie weit Sie auf der
geistigen Ebene übereinstimmen und in Zukunft darauf aufbauen
können.
b) Übereinstimmung im Freizeitbereich
Wir haben alle verschiedene Interessengebiete. Die Frage ist: Wie
verschieden dürfen sie sein? Hier sind einige Fragen, die Sie einander
stellen können, um herauszufinden, wo Ihre Interessen liegen.
• „Wie wichtig ist dir der Sport?“
• „In wie vielen Vereinen engagierst du dich?“
• „Wie viel Zeit verbringst du damit, an Wettkämpfen teilzunehmen
oder dafür zu trainieren?“
• „Wie viele Stunden in der Woche verbringst du vor dem Fernseher?“
• „Welche Art von Musik magst du?“
• „Was sind deine Hobbys?“
• „Bist du gerne auf Partys oder anderen gesellschaftlichen Anlässen?
Wenn ja, auf welcher Art von Anlässen?“
• „Hast du ähnliche Vorlieben in deiner Freizeit wie ich?“
Das sind Fragen, die man einfach beantworten muss, weil die meisten
Menschen ihre Vorlieben und Interessen nach der Hochzeit nicht
ändern.
Sie und Ihr Partner können Ihre Einheit auf diesem Gebiet vorbereiten,
indem Sie in Ihren Interessengebieten zusammenwachsen,
bevor Sie heiraten. Finden Sie heraus, ob Sie lernen können, an
manchen Interessengebieten Ihres Partners auch Freude zu haben.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 27
Fangen Sie bewusst an, Ihren Horizont zu erweitern, und bitten Sie
Ihren Partner, dasselbe zu tun. Probieren Sie Dinge aus, an denen Sie
vorher nie interessiert waren. Wenn Sie merken, dass Sie die Art Ihres
Partners, sich zu amüsieren, nicht teilen können, könnte das ein
Hinweis darauf sein, dass Sie nicht zusammenpassen. Denken Sie
daran: Das Ziel der Ehe ist die Einheit. Irgendwann müssen Sie sich die
Frage stellen: „Werde ich mit meinem Partner den Rest meines Lebens
glücklich sein, wenn er seine gegenwärtigen Hobbys nicht ändert?“
Behalten Sie in Erinnerung, dass die Ehe Probleme im Blick auf die
Freizeitgestaltung zwischen Ihnen und Ihrem Partner nicht aufhebt,
sondern zunehmen lässt.
c) Geistliche Einheit
Dies ist einer der am wenigsten berücksichtigten, aber wichtigsten
Bereiche, in dem Sie unbedingt übereinstimmen müssen. Die spirituelle
Seite Ihres Lebens und des Lebens
Ihres Partners hat Auswirkungen auf
jeden anderen Lebensbereich – angefangen
beim Umgang mit Geld über
die Einstellung zu Schmerz und Leid
bis hin zu Ihren Erwartungen für die
Zukunft.
Es geht hier nicht um Gottesdienstbesuche
oder den Glauben an
eine höhere Macht. Wir reden nicht
von einem Glaubensbekenntnis. Es
geht darum, dasselbe Ziel anzustreben
und von denselben geistlichen
Prinzipien geleitet zu werden. Stimmen
Sie mit Ihrem Partner in Glaubensdingen
überein? Unterstützen
Sie einander im Glaubenswachstum
oder bewegen Sie sich langsam aber
sicher in entgegengesetzte Richtungen?
Wenn Sie die beiden letzten
28 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Sollten Christen
jemanden heiraten,
der nicht ihren Glauben
teilt?
Nein. Die Tatsache, dass
jemand sich Christ nennt,
bedeutet gewöhnlich, dass er
beschlossen hat, die Nachfolge
Jesu Christi zur wichtigsten
Sache in seinem Leben zu
machen. Ein Ehepartner, der
diese Priorität nicht teilt,
könnte es möglicherweise leid
werden, in der Ehe immer an
zweiter Stelle zu kommen,
nach Jesus Christus. Die Spannungen,
die aus der unterschiedlichen
Lebensbasis
entstehen, können der Beziehung
ernsthaft schaden.
Gute Frage
?
Fragen mit „nein“ beantwortet haben, sollten Sie die Prioritäten für
Ihre Ehe überdenken. Die geistliche Seite Ihres Lebens (und Ihres
Partners) ist der Fels, auf den Ihre ganze Beziehung gebaut werden
sollte. Vielleicht kommen Sie und Ihr Partner aus verschiedenen religiösen
Hintergründen. Bedenken Sie, dass der unterschiedliche Glaube
Auswirkungen auf die Erziehung Ihrer Kinder (welche Kirche,
welcher Glaube?) und auf die zukünftigen religiösen Familientraditionen
haben wird. Gestehen Sie sich und Ihrem Partner ein, wie wichtig
die spirituelle Dimension ist.
d) Harmonie im körperlichen Bereich
Sie würden es wahrscheinlich nicht für schwer halten, eine körperliche
Einheit mit Ihrem Partner zu erreichen. (Und wirklich ist das größere
Problem für die meisten Paare, sich der körperlichen Einheit vor der Ehe
zu enthalten.) Sie werden dann eine erste Basis für körperliche Einheit
haben, wenn Sie und Ihr Partner sich körperlich anziehend finden.
Womit Sie sich auseinander setzen sollten, ist, wie man auf dieser
Grundlage aufbaut. Um darauf einzugehen, verweisen wir auf die
anderen Ausführungen zum Thema „Einheit“ in diesem Kapitel.
Körperliche (bzw. sexuelle) Einheit kann man nicht von einer Einheit
in emotionaler und geistlicher Hinsicht sowie einer Übereinstimmung
im Freizeitbereich trennen. Die Probleme, die im sexuellen Bereich der
Ehe entstehen können, haben fast immer ihre Wurzeln in einem dieser
anderen Bereiche. Tatsächlich gibt es eine mangelnde körperliche
Übereinstimmung bei einem Ehepaar selten. Das Problem liegt in
anderen Bereichen, es kommt nur in der Sexualität zum Ausdruck.
Natürlich kann es in einer Ehe konkrete körperliche Einschränkungen
geben. Um sicher zu sein, dass Sie in Ihrer Beziehung später keine
körperlichen Probleme haben werden, sollten Sie und Ihr Partner
einander ganz bewusst alle körperlichen Behinderungen oder Beeinträchtigungen
mitteilen, die nicht sofort sichtbar sind. Wenn Sie so viel
verbindet, dass Sie eine langfristige Partnerschaft anstreben, sollte eine
solche Information für Sie beide kaum von Bedeutung sein. Sie und Ihr
zukünftiger Ehepartner sollten gewillt sein, den anderen so zu akzeptieren,
wie er ist („Ich finde es hübsch, dass du einen Leberfleck in der
Form von Hamburg auf dem Rücken hast!“).
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 29
Bevor Sie dann wirklich heiraten, sollten Sie vielleicht als einen
Auffrischungskurs über den Intimbereich der Ehe zusammen ein Buch
lesen. Seit dem Sexualkundeunterricht in der achten Klasse haben Sie
wahrscheinlich eine ganze Menge Fehlinformationen über Sex aufgeschnappt.
Überprüfen Sie die Tatsachen noch einmal anhand eines
guten Buches. (Wenn Sie eine Empfehlung brauchen: Ed und Gaye
Wheat: „Hautnah“, Asslar, 12. Auflage 2001.) Es ist wichtig, dass Sie
Ihren eigenen Körper und seine Funktionen verstehen, genauso wie
den Körper Ihres Ehepartners.
Partnersuche leicht gemacht
Nicht jedem liegt die aktive Partnersuche. Wenn Sie etwas unsicher
sind, wie Sie tief gehende und sinnvolle Beziehungen entwickeln
können, können Ihnen die folgenden fünf Tipps vielleicht helfen.
a) Treten Sie in Erscheinung
Wenn Sie junge Männer oder junge Frauen kennen lernen wollen,
müssen Sie sich an die Orte begeben, wo Sie mit ihnen in Kontakt
kommen können. Wenn Sie von Natur aus kein geselliger Typ sind,
müssen Sie dafür schon einige Energie aufbringen. Klar – einen Partner
zu finden, kann schwer sein. Wenn Sie jedoch nichts unternehmen,
wird es unmöglich sein, jemanden zu finden.
Anstatt die bekannten und oft deprimierenden Single-Treffpunkte
aufzusuchen, sollten Sie vielleicht etwas lockerer an die Sache herangehen.
Parks, Sportveranstaltungen, kirchliche Aktivitäten und (glauben
Sie’s oder nicht) Bibliotheken sind hervorragend dafür geeignet,
Vertreter des anderen Geschlechts zu treffen und kennen zu lernen.
Das soll nicht heißen, dass Sie anfangen sollten, dort die Zeitschriftenabteilung
zu umkreisen wie ein Adler auf Beutesuche. Am richtigen
Ort zur richtigen Zeit zu sein, ein freundliches Lächeln auf den Lippen
zu haben und ein ansprechendes Verhalten an den Tag zu legen, ist
gewöhnlich genug, um den Ball ins Rollen zu bringen.
30 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
b) Entwickeln Sie Gelassenheit
Wenn Sie auf der Universität waren, kennen Sie wahrscheinlich die
„Torschlusspanik“, die Single-Studentinnen im letzten Semester
befällt, wenn ihnen bewusst wird, dass sie demnächst den größten
„Partnermarkt“ ihres Lebens verlassen werden. Als Reaktion auf diese
Panik fangen sie an, mit Männern auszugehen, die sie ein Jahr zuvor
niemals in Erwägung gezogen hätten – in einer letzten Gewaltanstrengung,
jemanden zu finden, mit dem sie in die ungewisse Zukunft gehen
können.
Man kann in jedem Alter von diesem Panikgefühl ergriffen werden.
Verschiedene Dinge können es auslösen, zum Beispiel die Hochzeit
eines Freundes oder ein romantischer Fernsehfilm. Man fängt an, sich
zu fragen, ob man jemals einen Partner finden wird. Die daraus resultierende
Depression kann dazu führen, dass man Entscheidungen
trifft, die man später bereut.
Ein anderes Problem ist, dass eine Torschlusspanik ziemlich offensichtlich
ist – und selten attraktiver macht. Man tendiert dazu, jemanden
zu meiden, der etwas zu sehr darauf aus ist, einen Partner zu
finden.
Die Partnersuche sollte nie zur Hauptsache in Ihrem Leben werden.
Gehen Sie vielfältigen Interessen nach. Treten Sie in Erscheinung,
indem Sie Zeit dort verbringen, wo sich Vertreter des anderen
Geschlechts aufhalten, aber bedrängen Sie niemanden. Lassen Sie den
Dingen Zeit, sich natürlich zu entwickeln, und das werden sie dann
auch.
c) Analysieren Sie Ihre Beziehung regelmäßig
Wenn Sie eine Freundschaft haben, wo noch offen ist, was daraus
werden könnte, sollten Sie von Zeit zu Zeit die Gelegenheit ergreifen,
sie zu bewerten. Heutzutage findet man in jeder Zeitschrift Eignungstests
für Paare. Beginnen Sie damit, so einen Test mit Ihrem Partner zu
machen. Ihr Ziel sollte nicht unbedingt sein, ein für alle Mal festzulegen,
ob Sie beide zusammenpassen oder nicht, sondern Ihnen
Gesprächsstoff zu liefern. Jede Art von Diskussion, die sich aus solch
einem Testergebnis ergibt, wird Ihrer Beziehung gut tun.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 31
d) Sprechen Sie mit Menschen, denen Sie vertrauen
Vielleicht sind Sie vor Liebe blind, wenn es um Ihren Partner geht.
Aber die Menschen, die Sie am besten kennen, sind es mit Sicherheit
nicht. Geben Sie Ihren Freunden und Ihrer Familie die Erlaubnis,
offen über Ihren Partner zu reden. Nehmen Sie sich ihre Kommentare
zu Herzen, ohne ihnen zu unterstellen, dass sie Hintergedanken hätten
und Ihre Beziehung beenden wollten. Hören Sie zu, was sie zu sagen
haben. Versuchen Sie dabei nicht, das Verhalten Ihres Partners zu
erklären oder zu entschuldigen.
e) Beenden Sie die Beziehung, wenn es Zeit ist
Sie sollten wissen, wann es Zeit ist, sich von jemandem zu trennen.
Wenn Sie zu der Erkenntnis kommen, dass es für Sie und Ihren Partner
keine Zukunft gibt, denken Sie daran, dass man besser früher als
später eine Beziehung beendet.
32 I. Die Beziehung zu Ihrem Partner
Wie beendet man
eine Beziehung am
besten?
Direkt und ehrlich. Reden Sie
nicht um den heißen Brei
herum und verdrehen Sie
nicht die Tatsachen, um die
Gefühle des anderen nicht zu
verletzen. Wenn Ihnen etwas
an dem anderen liegt, schulden
Sie es ihm, genau zu
erklären, warum Sie glauben,
dass die Beziehung für Sie
keine Zukunft hat.
Gute Frage
?
✎ Glauben Sie, dass Sie ein Experte auf dem Gebiet der
Partnersuche sind?
Dieser Test wird zeigen, wie viel Sie wissen.
1. Es ist keine gute Idee, Verabredungen im Hinblick auf die
Partnerwahl zu treffen, um ...
a) mit Vertretern des anderen Geschlechts umgehen zu lernen,
b) das Leben anderer Menschen zu bereichern,
c) das Wochenende interessanter zu gestalten,
d) die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.
2. Welches Verhalten wird einen negativen Effekt auf Ihre
Beziehung haben?
a) Zu viel Zeit im Gespräch darüber zu verbringen, was Ihnen
wichtig ist,
b) die körperliche Seite der Beziehung in den Mittelpunkt zu stellen,
c) zu versuchen, viele verschiedene Dinge gemeinsam zu tun,
d) geistliche Elemente in die Beziehung aufzunehmen.
3. Welcher der folgenden Aspekte ist bei der Partnersuche am
wichtigsten?
a) Gemeinsame Interessen,
b) Kochkünste,
c) ein gemeinsames Konto,
d) genetische Veranlagungen.
4. Was ist kein Zeichen von Einheit in der Ehe?
a) In der Lage zu sein, ein Gespräch miteinander zu führen,
b) sich auf das Tennis-Doppel mit einem befreundeten Paar am
nächsten Wochenende zu freuen,
c) zusammen bei einer kirchlichen Veranstaltung mitzuwirken,
d) die gleichen Essensreste zu vertilgen.
Bevor Sie Ihr Ja-Wort geben 33
T E S T
5. Welche dieser Strategien wird wohl am ehesten Ihre Chancen auf
dem Heiratsmarkt erhöhen?
a) Ein paar Jahre hinzuzufügen oder abzuziehen, wenn Sie Ihrem
Gegenüber Ihr Alter mitteilen, je nachdem, mit wem Sie reden,
b) ein T-Shirt mit der Aufschrift „Ich bin Single und warte auf
Sie!“ zu tragen,
c) bei Ihren ersten Verabredungen Ihre Eltern mitzubringen,
d) Zeit in Parks, bei kirchlichen Veranstaltungen, Sportveranstaltungen
und an anderen öffentlichen Orten zu verbringen.
Antworten, denen wir zustimmen: 1c), 2b), 3a), 4d), 5d).
Dr. Gary Chapman
Dr. Gary Chapman hat Anthropologie studiert und war viele Jahre in der Paarberatung tätig. Er ist der Autor zahlreicher Bücher und als Experte für Beziehungsfragen international bekannt. Mit seinem New York Times-Bestseller "Die 5 Sprachen der Liebe", der in über 60 Sprachen übersetzt wurde, hat er einen neuen Schlüssel zur Kommunikation gefunden und ein Millionenpublikum erreicht. Zusammen mit seiner Frau Karolyn lebt er in North Carolina.
Webseite (de): www.diefuenfsprachenderliebe.de
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