Kerzenduft und Tannengrün

Meine Bestechung hat sich halt gelohnt.“
Als Mareike nach der Grundschulzeit zum Gymnasium wechseln wollte, entstand die Frage: Soll sie auf ein neusprachliches Gymnasium gehen, wozu sich auch alle ihre Freundinnen entschlossen hatten, oder auf das altsprachliche. Diese Schule hatte schon mein Mann besucht und auch alle unsere fünf Kinder hatten dort ihr Abitur gemacht. Mein Mann versprach ihr 50 DM, wenn sie seiner Bitte folgen würde und sich für dieselbe Schule entschied, die er schon besucht hatte. Dieser Entschluss fiel ihr nicht leicht. Aber das Angebot war natürlich sehr verlockend.
Nun war es sicher von Vorteil für ihr Studium, dass sie auf dem humanistischen Gymnasium die alten Sprachen gründlich gelernt hatte. So wirkte sich die pädagogisch eher fragwürdige Verführung durch meinen Mann doch noch zu Mareikes Gunsten aus.
Ich erinnere mich an bange Zeiten, in denen wir bittere Absagen erhielten und unsere Kinder nach bestandenem Examen länger keine Stelle in der Schule erhielten und mit dem Gespenst der Arbeitslosigkeit konfrontiert waren. Und doch setzt Gott immer wieder Höhepunkte, die mich in meinem Lebenskampf stärken und mir für schwere Tage Mut machen. Und so freue ich mich über diese wunderbare Nachricht: Meine Enkeltochter hatte das Studium geschafft und auch eine Stelle als Referendarin war ihr sicher.
An einen Herrn, der mir während Mareikes Studium dabei behilflich gewesen war, sie für ein Stipendium vorzuschlagen, schreibe ich deswegen heute einen Dankesbrief. Mein neustes Weihnachtsbuch lege ich als kleines Dankeschön bei. Menschen, die mir viel Liebes und Gutes tun, stelle ich auch gerne unter den Segen Gottes. Danken und segnen stärkt mir auch den Glauben an Jesus. Aber in Gottes Barmherzigkeit und Liebe hülle ich auch die Menschen ein, die mir Not machen und mich belasten. Ein Segensspruch, den ich laut ausspreche, bewahrt mich vor Bitterkeit und manchmal auch vor Verzweiflung, wenn mir Ungerechtigkeit widerfährt. Ich möchte so gerne eine starke Frau sein und bin es oft nicht. So suche ich nach Wegen, wie ich vom Sieg Jesu her leben, kämpfen, arbeiten und notvolle Vorkommnisse überwinden kann.
Das Danken macht mich glücklich. Es ist die größte Kraft des Lebens, und ich lerne, zufrieden zu werden. Bin ich manchmal traurig und bekümmert und fange an, all die Schwierigkeiten in meinem Leben aufzuzählen – und davon gibt es sehr viele –, dann ist die Gefahr groß, in Schwermut zu versinken. Die befreiende Macht aus diesem Dilemma ist der Dank. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass Gott mir gerade in Anfechtungen seine Nähe aufzeigt. Denn die Anfechtung lehrt mich, das Wort Gottes inniger zu betrachten. Trübe Stunden werden dann hell, sogar strahlend. Edgar Schmid, der ehemalige Direktor von Chrischona in der Schweiz, sagt: „Wer sich die Sehschärfe schenken lässt, um die guten Wohltaten Gottes auch im Kleinstformat zu erkennen, macht die Erfahrung, dass Danken in guten Tagen vor Leichtsinn und Gleichgültigkeit bewahrt und in schweren Tagen vor Verzweiflung.“ Mit einer solchen Haltung lässt sich das Weihnachtsfest herrlich feiern.