»Ich brauche ein soziales Projekt.« Die Worte hallten von den Wänden der Turnhalle wider, als hätte ich in ein Megafon gesprochen.
Mein Bruder wischte sich mit dem T-Shirt den Schweiß von der Stirn – wieso müssen Männer so widerlich sein? –, drehte sich um und entdeckte mich in meinen graubraunen Stiefeletten, deren dunkle Sohlen auf dem polierten Boden garantiert nicht erlaubt waren. Miles war sichtlich überrascht, mich ausgerechnet hier zu sehen, gab sich aber Mühe, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
»Morgen, Schwesterchen! Bist du hier, weil du ein Doppel mit mir spielen willst?« Jetzt grinste er. Bevor Miles angefangen hatte, dienstagsvormittags zum Wall Ball in die kircheneigene Turnhalle zu gehen, war ich immer davon überzeugt gewesen, das sei so eine Erfindung wie die Spiele, die man sich für unsportliche Kinder ausdachte, damit sie sich in der Pause bewegten. Wie Himmel und Hölle.
Oder Schweinchen in der Mitte. Aber nein, aus irgendeinem Grund liebte mein siebenundzwanzigjähriger Bruder Wall Ball.
Ich wiederholte mein Anliegen: »Ich. Brauche. Ein. Soziales. Projekt.«
Er ließ den roten Gummiball zweimal auf den Boden prallen. »Ich habe dich beim ersten Mal schon gehört und trotzdem keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Nachdem ich die halbe Nacht wachgelegen hatte, war ich zu dem Ergebnis gekommen, dass Miles meine beste Option war, um ein soziales Engagement zu finden. Eins, bei dem ich die gewünschten Erfahrungen für das Casting sammeln konnte – für die Netflix-Produzenten –, und das angesichts meiner Sechzig-Stunden-Woche einen minimalen Zeitaufwand bedeuten würde. Die Sache war nur, Miles durfte nichts von der Makeover-Show erfahren. Denn mein Bruder war ... nun, er war eine Art Heiliger für viele Leute. Wenn ich ihn auf seinem Spezialgebiet um Hilfe bat, dann erwartete er ehrenhafte Motive von mir. Wobei … die hatte ich ja auch. Jedenfalls etwas in der Richtung.
Er sah mich nur fragend an, während ich mir meine kleine vorbereitete Ansprache über die Notwendigkeit, Menschen zu dienen, in Erinnerung rief. Hoffentlich würde sie ehrlich genug rüberkommen und nicht, als würde ich meine Empathie bloß vorheucheln. »Mir ist aufgegangen, dass ich meinen Kanal nicht ohne Grund habe. Es geht nicht nur darum, eine erfolgreiche Firma in der Beauty-Industrie aufzuziehen, sondern um eine viel größere Vision.«
Ich legte eine angemessene Pause für etwas Selbstreflexion ein. »Um es genau zu sagen, zieht es mich besonders zu benachteiligten jungen Erwachsenen aus schwierigen Verhältnissen.«
Miles blinzelte, als wäre er nicht sicher, wie er diese seltsame Ankündigung interpretieren sollte. »Und was genau hat deiner Meinung nach diese Erkenntnis ausgelöst? Ich erinnere mich nämlich, dass ich dich vorletztes Wochenende angerufen habe, als mir drei Freiwillige für die Jobmesse fehlten. Das wäre eine großartige Gelegenheit gewesen, der Gesellschaft vor Ort etwas Gutes zu tun.«
»Nur, weil ich von zu Hause arbeite, heißt das nicht, dass ich keine täglichen Pflichten oder Termine und Deadlines habe. Außerdem: Ist das nicht eins der Projekte, für das ich jeden Monat spende?«
»Ja«, sagte er auf diese langsame, pastorale Art. »Deine Freigiebigkeit hat der Gemeinde in den vergangenen Jahren sehr weitergeholfen. Danke.«
Ich hatte das Gefühl, dass er zu diesem Thema noch mehr zu sagen hatte. »Aber?«
»Ich versuche noch immer zu verstehen, woher das jetzt auf einmal kommt. Vor allem das mit den benachteiligten jungen Erwachsenen, wie du sie genannt hast.«
»Das ist eine prägende Lebensphase. Diese jungen Leute lagen mir schon immer am Herzen!«
»Ach ja? Wie letzten Frühling, als du für die Minibusreparatur gezahlt hast, damit ich den Missionseinsatz mit der Jugendgruppe in Mexiko nicht absagen musste ...« Er zog eine Augenbraue hoch.
»Ja, genau. Siehst du?« Der Punkt ging wohl an mich. Die Sache hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt.
»Molly, du hast den Betrag erst beglichen, nachdem ich dir hoch und heilig versprochen hatte, dich niemals zu bitten, als Begleitperson auf so einen Einsatz mitzukommen. Ich sah ihn finster an. »Solltest du mich in der Sache nicht vielmehr ermutigen? Sind Pastoren nicht dazu da, Menschen zu helfen?«
»Ich bin nicht dein Pastor, sondern dein Bruder.«
Ich stieß den Ball unter seinem Arm weg. »Ach, jetzt nehmen wir es plötzlich ganz genau, ja?«
Er seufzte. »Wieso sparst du dir nicht das ganze Drama und sagst mir einfach die Wahrheit?« Er verschränkte die Arme und sah mich ernst an.
»Gut.« Endlich hatte ich seine ganze Aufmerksamkeit. »Ich möchte wirklich etwas in meiner Branche bewegen. Etwas daraus machen, dass ich so viele Menschen erreiche.« Eine Erklärung, die sich genauso richtig anhörte, wie sie sich anfühlte. »Oder glaubst du vielleicht, dafür bin ich zu egoistisch?«
»Was? Äh ...« Er schluckte und sah plötzlich verlegen aus. »Woher kommt das denn jetzt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich frage dich als meinen Bruder. Hältst du mich für egoistisch? Das ist eine einfache Frage.«
Er lachte. »Bei dir ist nie irgendetwas einfach.«
Ich verschränkte die Arme und weigerte mich, ihn vom Haken zu lassen.
Er rieb sich den Nacken. »Wir alle stehen in der Gefahr, selbstsüchtig zu handeln. Das liegt in unserer Natur.«
Ich winkte ab. »Spar dir das, Pastor Miles. Spuck’s schon aus!«
Er atmete länger aus, als eine menschliche Lunge Luft haben konnte. »Hin und wieder hast du die Tendenz, etwas ... ich-zentriert zu sein.«
Ich-zentriert. Ich schlüpfte testweise in das Wort wie in eine maßgeschneiderte Jacke und war sofort davon genervt, wie eng sie anlag. Selfmade – das wäre ein Adjektiv, das ich mit Stolz tragen würde. Aber ich-zentriert? So wollte ich auf keinen Fall von den Menschen charakterisiert werden, die mich außerhalb von Molly’s Make-up Matters kannten.
»Es ist doch völlig verständlich, dass du damit zu kämpfen hast«, fuhr Miles fort. »Das gibt doch dein Beruf schon vor. Du hast eine Million Follower, die den ganzen Tag um deine Aufmerksamkeit und deine Bestätigung wetteifern. Du hast hart dafür gearbeitet, eine Marke aus dir zu machen, und du warst immer großzügig mit deinen –«
»Sechshunderttausend.«
»Was?«
»Ich habe keine Million Follower. Aber spielt gerade keine Rolle. Wichtig ist, dass ich ein Projekt in der Umgebung finde, wo ich mich einbringen kann. Du arbeitest in der Kirche. Da hast du doch sicher Kontakt mit Tausenden von Bedürftigen. Ich möchte einfach nur wissen, was dir zur Kategorie ›unterprivilegierte Jugend‹ einfällt.«
»Du möchtest am liebsten eine Liste von mir.«
»Das wäre toll, ja.« Ich hielt ihm meine Hand hin, als hätte er eine Art Bedürftigenwunschzettel in der Hosentasche dabei.
»So läuft das leider nicht.«
»Wieso nicht?«
»Weil es Vorschriften dafür gibt. Wenn in unserer Umgebung irgendwo Bedarf besteht, dann kontaktiert eine Organisation oder eine Privatperson die Gemeinde und alle Informationen werden notiert. Dann rufe ich zurück und mache einen Termin, um Näheres zu erfahren ...«
»Wenn du noch länger über deine Vorschriften referierst, gehe ich hier raus und bin zwanzig Jahre älter.«
Sein Blick schnellte zu mir. »Silas Whittaker.«
»Wer?«
»Ich habe ihn vor ein paar Jahren während eines Einsatzes in der Innenstadt kennengelernt. Er ist ein guter Kerl. Leitet ein Haus für junge Erwachsene, die als Pflegekinder aufgewachsen sind und lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie suchen Freiwillige für ihr Sommerprogramm, die den jungen Leuten Verschiedenes näherbringen: Finanzen, Kochen, Putzen, Bewerbungstraining – solche Sachen. Aber er erwartet wirklich vollen Einsatz ...«
»Sommertutorin?« Ich lächelte und stellte mir bereits Picknicks und Ausflüge an den See vor, wo ich über Ziele und Träume sprach. »Das ist sowas von mein Ding! Ist quasi schon erledigt.« Ich sah schon die Schlagzeile vor mir: Molly von Molly’s Make-up Matters wird Mentorin für ehemalige Pflegekinder und rettet sie vor einem Leben in Kriminalität und Traurigkeit.
Ich hätte es nicht besser planen können.
Mr Whittaker zog seinen Schreibtischstuhl zurück, ein klares Signal, dass er mit dem Bewerbungsgespräch beginnen wollte. »The Bridge erhält jährlich einen kleinen Prozentsatz an Bundesmitteln, aber unsere Einrichtung ist vollkommen in privater Hand. Unser ausgezeichneter Ruf, junge Erwachsene mit den wichtigsten Fertigkeiten auszustatten – der Fähigkeit zu zwischenmenschlichen Beziehungen, zu Konfliktlösung und Stressbewältigung –, ist in der Umgebung und weit darüber hinaus bekannt.«
»Das ist beeindruckend. Wie lange sitzen die Bewohner hier ein?« Ich bereute meinen kleinen Scherz sofort.
»Der Großteil ist schon fast ein Jahr bei uns.« Er sah auf meine vierzehnseitige Bewerbung. Die handgeschriebenen Kommentare am Rand verrieten mir, dass er sie nicht zum ersten Mal sah. »Sie haben ziemlich viele Referenzen.«
Ich strahlte ihn an. »Das Einzige, was mir noch mehr Spaß macht, als mir Ziele zu stecken, ist, sie zu übertreffen.«
Er blinzelte und räusperte sich. »Ms McKenzie ...«
»Bitte, sagen Sie doch Molly zu mir.«
»Molly, wieso wollen Sie bei The Bridge helfen? Und welchen Beitrag genau können Sie Ihrer Meinung nach liefern?«
»Nun …« Ich lächelte. »Mr Whittaker, ich habe mein Unternehmen von Grund auf selbst aufgebaut – zuerst, indem ich herausgefunden habe, wie ich in der Speisekammer meiner ersten Wohnung gefilmte Tutorials über Make-up, Haare und Modetipps auf YouTube hochladen konnte. Niemand kannte meinen Namen oder mein Gesicht und kaum jemand interessierte sich für meinen Content. Meine ersten Videos haben nur meine Freunde und Familienmitglieder gesehen. Aber nach und nach wuchs meine Followergemeinde, weil meine Tutorials geteilt wurden und ich in Kommentaren dazu ermutigt wurde weiterzumachen. Meinen ersten Werbeauftrag – zu einem Proteinriegel für Frauen – bekam ich nach zehn Monaten und einhundertfünfzehn Videos. Durch die Zusammenarbeit mit dieser Firma konnte ich mir besseres Equipment leisten und beginnen, das Ganze zum Beruf zu machen. Stand heute sind bereits 124 Firmen eine Kooperation mit mir eingegangen, um eine ganz neue Ehrlichkeit in der weltweiten Beauty-Industrie zu etablieren, und ich habe über eine halbe Million Follower, die an meinen wöchentlichen Videos und Livestreams teilhaben. Diese Zahl wächst täglich, genau wie die Anzahl der Produkte und Händler, die ich unterstütze. Also ... was ich Ihren Bewohnern zu bieten habe, ist eine Lektion in Sachen Durchhaltevermögen und Entschlossenheit.«
»Sie wollen den jungen Leuten also ... Durchhaltevermögen beibringen?«
»Ja, genau, und ...«
Er brachte mich mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln und einem Seufzen zum Verstummen. »Ms McKenzie – Molly. Ich freue mich über Ihren Ehrgeiz und Ihre Marketingfähigkeiten, aber Durchhaltevermögen fehlt unseren Bewohnern keineswegs. Es ist das, was sie überhaupt ihre Kindheit hat überleben lassen. Durchhaltevermögen ist der gemeinsame Nenner aller Kinder, die Traumata erlebt haben. Es lässt sie weiterkämpfen, wo sich die meisten anderen Menschen schon den Tod herbeiwünschen würden. Was die jungen Leute in unserem Programm brauchen, sind Annahme und Liebe. Viele vom ihnen haben Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Gleichzeitig sind sie voll Sehnsucht, gesehen, gehört und gekannt zu werden.«
Auf einmal fiel mir das Schlucken schwer und umso mehr das Sprechen. In seiner Aussage steckte so viel ...
»Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, Molly. Bitte grüßen Sie Ihren Bruder von mir, und falls wir in Zukunft Ihre Hilfe brauchen können, melden wir uns bei Ihnen.«
Er rollte mit dem Stuhl zurück und erhob sich. »Augenblick ... heißt das, dass Sie meine Bewerbung ablehnen? Sie wollen mich nicht als Freiwillige?« Der Gedanke war absurd. Wer bitte wies jemand Freiwilligen ab?
»Ich glaube, Sie passen leider nicht in unser Programm.«
»Ich passe nicht?« Perplex schüttelte ich den Kopf. »Ich habe Ihre ganze vierzehnseitige Bewerbung ausgefüllt und alle Fragen ausführlich beantwortet. Ich bin bereit, einen ganzen Sommer unbezahlt in Ihrer Einrichtung zu helfen. Habe ich irgendwas verpasst? Mein Bruder schien ziemlich überzeugt davon, dass Sie mich brauchen.«
»Wie ich bereits erwähnte, haben wir einen Professionalitätsstandard, von dem wir nicht abweichen ...«
»Professionalität oder Perfektionismus?« Ich wusste nicht, woher diese Worte kamen, aber da waren sie, wie eine Ohrfeige.
Er kniff die Lippen zusammen.
»Hören Sie«, fuhr ich fort, »egal, wie Sie persönlich zu meinem Gebrauch des Wortes Durchhaltevermögen stehen, ich habe bewiesen, dass ich über meinen Horizont hinausblicken kann und nicht auf meine Herkunft beschränkt bin. Ist es nicht das, was Sie sich für alle Bewohner hier wünschen?«
»Ich lasse nicht zu, dass unsere jungen Frauen zu irgendeiner Social-Media-Cinderella-Fantasie verleitet werden, die völlig außerhalb ihrer Reichweite liegt.«
»Ich spreche nicht von Fantasien, mir geht es um erreichbare Träume.«
»Erreichbare Träume?« Er musterte mich und lachte. »Keine unserer Frauen besitzt High Heels oder ein großes Schminkköfferchen. Ihr Eigentum besteht zum größten Teil aus Dingen, die andere abgelegt haben, die ertauscht, geklaut oder weniger wert sind als die Münzen in Ihrem Portemonnaie.« Er stützte die Hände auf dem Tisch ab und beugte sich vor. »Also nein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine unserer jungen Frauen sich mit Ihnen oder Ihrer Beauty-Marke auch nur im Geringsten identifizieren kann.«
»Jede junge Frau möchte schön sein. Sich schön fühlen.«
»Wir vermitteln hier andere, lebensnotwendige Fähigkeiten: Wie man mit seinem Geld haushaltet, wie man für eine Prüfung lernt, wie man Bewerbungsunterlagen vorbereitet und ein Vorstellungsgespräch absolviert, wie man eine Mahlzeit mit mehr als drei Zutaten zubereitet, wie man einem anderen Menschen vertraut und Vertrauen erntet.«
»Sich in seiner Haut wohl zu fühlen, ist auch eine lebensnotwendige Fähigkeit!«, hielt ich leidenschaftlich dagegen. »Denn dann fällt es viel leichter, jemandem zu helfen, dem es nicht so geht. Ich weiß, wie es sich anfühlt, in den eigenen Lebensumständen gefangen zu sein. Und, wie es ist, nur nach dem Äußeren beurteilt zu werden und nicht nach seinem Wert.« Ich ließ extra eine kurze Pause. »Ich mag keinen Uniabschluss haben, aber ich habe Erfahrung darin, wie man als unsichere junge Frau Selbstvertrauen entwickelt, wie man trotz Gegenwind und Ablehnung etwas aus seinem Leben macht. Das sind Kompetenzen, die ich auf die harte Tour gelernt habe. Ich hoffe, dass die jungen Menschen hier sie durch Ihr Programm mit auf den Weg bekommen.« Ich nahm meine Handtasche vom Boden und hängte sie mir um. »Den Weg nach draußen finde ich allein.«
Kundenstimmen
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10.02.2023Märchens Bücherwelt 
Dieses Buch ist wirklich ein absolutes Herzensbuch. Diese wundervolle Geschichte geht so tief ins Herz, umarmt es und hält es fest.
In einer Welt, die ohne social Media kaum noch auskommt, wird auf wirklich berührende Weise gezeigt, was wirklicher Erfolg ausmacht, welche Ziele man sich setzt und was man erreichen möchte.
Inhalt: Molly McKenzie ist eine erfolgreiche Fashion-und Beautyinfluencerin und ihr
Manager und Freund zieht einen nach dem anderen Vertrag an Land. Doch der neuste Vorschlag, in einer Makeover-Show mitzumachen stellt sie vor unerwartete Herausforderungen: ein Umstyling bei sozial benachteiligten Jugendlichen und dann auch noch mit dem Leiter der Einrichtung Silas Whittaker zusammenzuarbeiten, der so gar nichts von ihrer Qualifikation hält.
Eindruck: Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht von Molly und Silas erzählt, wodurch ihre Eindrücke, Ansichten und Gefühle noch stärker zum Vorschein kommen. Und beide Charaktere muss man einfach lieben. Sie sind auf ihre Weise so sympathisch, liebenswert, je mehr man ihre Geschichte, ihre Hintergründe kennt, desto mehr versteht man ihre Handlungsweise, ihre Ideen, das wofür sie leben und es ist einfach so unglaublich schön, zu sehen, wie sie nun die Möglichkeit haben, in die Welt des anderen einzutauchen und mehr dabei zu entdecken, als sie gedacht haben.
Es gibt so viele Überraschungen, so viele Wendungen und ich habe wirklich viele Male mit den Tränen gekämpft, weil die Autorin das auf eine Weise beschreibt, die so intensiv, so eindrucksvoll ist.
Gelebter Glaube in all seinen unterschiedlichen Facetten kommt hier ausdrucksstark und wunderschön zur Geltung.
Mollys Entwicklung, was das Vertrauen zu Gott angeht, hat mir besonders gut gefallen. Sie stammt aus einer religiösen Familie, doch erst durch ihre neue Tätigkeit spürt sie, was es bedeutet, Sorgen, Ängste in Gottes Hände zu legen und wirklich darauf zu vertrauen, dass er jeden einzelnen im Blick hat und auf Gebete zu reagieren.
Auch in Silas Einrichtung ist das ein großes Thema, was auch den Jugendlichen zugutekommt und es für alle und auch Molly selbst ein ganz besonderer Lernprozess ist. Das Motto hat mir so sehr gefallen: Miteinander, Mitgefühl, Mitarbeiten und Mitdenken.
Ich hätte mir nie vorstellen können, wie Mollys Job zu dem geplanten Programm in der Einrichtung passt, weil eigentlich zwei unterschiedliche Welten aufeinanderprallen und Probleme vorprogrammiert sind. Aber diese Geschichte verschafft eine Gänsehaut nach der anderen. Sie hat mich verzaubert, berührt, mitgerissen und sehr nachdenklich stimmen lassen, weil es so passend für unsere Zeit ist und doch auch die Wirkung von social Media hervorhebt und was es mit Menschen macht.
Fazit: Eine unglaublich gefühlvolle, tiefgründige, aber auch herzliche und lustige Geschichte über das Verlieren und Wiederfinden, offen zu sein für Veränderungen und Weiterentwicklung, dem Wert von echten Freundschaften, Sicherheit, Vertrauen, Geduld und dem Wunsch zu helfen. Für Träume und „seitensprengende“ Ziele zu kämpfen (ein besonderer Ausdruck im Buch), Rückschläge nicht als Verlust, sondern als Lernprozess zu sehen und darauf zu vertrauen, dass Gott auf eine Weise wirkt, die besser ist, als alles was wir uns erhoffen und vorstellen können.
„Wenn ich mich nur auf mich konzentriere, verpasse ich die Gelegenheiten, ein Segen für andere sein zu können: zu helfen, zu beschützen, eine gute Freundin zu sein. Mein Herzensmakeover ist noch in vollem Gange.“ (Buchzitat)
Dieses Buch gehört zu den besten Büchern, die ich jemals gelesen habe und hat es verdient, um die Welt geschickt zu werden, damit alle ein persönliches Herzensmakeover erleben.
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