Wir müssen wissen, wer Gott ist und was er uns zugesagt hat. Wir müssen uns daran erinnern, wer wir sind und darauf vertrauen, dass es gut mit uns werden wird. Wir müssen einen Weg finden, wie wir den Hungerschmerz in unserem Herzen stillen können.
Das Buch der Psalmen ist wie ein Tisch, der mit Gottes Güte reich gedeckt ist. Dorthin zieht es mich oft, wenn es mir schlecht geht. Und dort werden wir auch gemeinsam sitzen, wenn wir diese Seiten mitei-nander lesen. Also rücken Sie doch mit Ihrem Stuhl ein bisschen näher, wenn Sie müde oder entmutigt sind oder sich einfach innerlich leer fühlen.
Dieses Buch hat 52 Kapitel, daher können Sie es entweder als tägliches oder als wöchentliches Andachtsbuch gebrauchen. Ich bete darum, dass Sie am Ende unserer gemeinsamen Zeit mit einem erfüllten Herzen weitergehen. Sie werden mehr Kraft, Frieden und Freude besitzen. Sie werden sich so erfrischt und gestärkt fühlen, dass Sie alles durchstehen können, was die Zukunft mit sich bringt.
Sie sind nicht allein. Wir gehen den Weg gemeinsam. Lassen Sie uns also „ausprobieren und erleben, wie gut der Herr ist“ (Psalm 34,9).
Liebe Grüße
Ihre
Holley Gerth
1
Gott richtet dich auf,
wenn das Leben dich niederdrückt
Du, HERR, bist der Schild für mich,
du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.
Psalm 3,4
Sie steht abseits und starrt auf den Fußboden. Um sie herum plätschern die Gespräche und Lachen erfüllt den Raum. Trotzdem fühlt sie sich allein. Ein anderes Mal hätte sie vielleicht die Kraft gehabt, auf die anderen zuzugehen; sie hätte ihre Unsicherheit überwunden und das Beste aus der Situation gemacht. Aber nicht heute.
Dann ruft jemand ihren Namen. Zuerst reagiert sie nicht. Aber dann spürt sie, wie eine Hand sanft ihr Kinn berührt und ihren Kopf dorthin wendet, wo die Worte herkommen, die an sie gerichtet sind. Endlich tut sie, was sie den ganzen Tag noch nicht getan hat: Sie blickt auf. Und direkt vor ihr steht jemand, der sie liebt. Der nach ihr gesucht hat. Jemand, der sich dafür interessiert, wie hart ihr Tag gewesen ist und wie schwer ihr Herz. Und plötzlich fühlt sie sich schon ein wenig besser.
Oft geht es uns im Leben so wie dieser Frau, die im Zimmer abseits steht. Wir liegen innerlich am Boden. Wir haben nicht einmal mehr die Kraft für einen neuen Versuch. Wir fühlen uns einsam. Und dann tut Jesus etwas, was jenseits unserer Vorstellungskraft ist. Er kommt in unendlicher Liebe und Sanftheit auf uns zu. Er hebt unser Haupt empor.
Wenn wir zu Boden blicken, dann meistens, weil wir Scham, Traurigkeit oder Unsicherheit empfinden. Jesus möchte all das verändern, indem er seine Hand ausstreckt und unser Leben und unser Herz berührt. Wenn jemand unser Kinn anhebt, dann ist das eine Einladung zum Augenkontakt. Damit zeigen wir dem anderen ganz deutlich: „Ich sehe dich. Ich bin hier bei dir. Ich möchte mit dir in Beziehung treten.“
Genau das tat Jesus immer wieder mit den Menschen, denen er während seiner Zeit hier auf der Erde begegnete. Er war nicht an oberflächlichen Kontakten interessiert. Er schaute den Menschen in die Augen. Er blickte ihnen ins Herz. Er stillte ihre Bedürfnisse, weil er von tiefem Mitgefühl erfüllt war und sie verstand. Als ein junger Mann auf ihn zukam und ihm eine schwierige Frage stellte, „sah Jesus ihn voller Liebe an“ (Markus 10,21). Dasselbe macht er heute mit Ihnen: Er sieht Sie voller Liebe an. Er streckt die Hand aus und hebt Ihr Kinn an, damit Sie ihm in die Augen schauen können.
Was geschieht darüber hinaus, wenn wir unser Haupt erheben? Unsere Perspektive verändert sich. Vorher haben wir nur dorthin gestarrt, wo wir uns festgefahren hatten. Wir haben auf die Probleme geschaut, die vor unseren Füßen lagen. Doch wenn wir aufblicken, sehen wir, dass Jesus genau hier bei uns ist. Wir können es sogar wagen, einen Blick über seine Schulter zu werfen auf die Zukunft, die er für uns vorgesehen hat. Wir wissen, dass es gut mit uns werden wird.
Auch Sie befinden sich heute nicht abseits, allein im Raum. Direkt vor Ihnen steht der Retter, der Ihr Haupt erheben und Ihr Herz heilen will. Können Sie seine Berührung spüren und seine Stimme hören? Beides geschieht voller Liebe für Sie. Egal wo Sie heute sind – er ist bei Ihnen. Jetzt wird es Zeit, den Kopf zu heben.
Was mein Herz dir sagt
Herr, ich bin so froh, dass du heute bei mir bist. Ich will daran glauben, dass das stimmt. Bitte erhebe mein Haupt und sprich zu meinem Herzen. Ich vertraue darauf, dass du mich siehst, mich verstehst und weißt, was ich brauche. Ich möchte dir noch sagen, dass … Amen.
Wenn Sie möchten, lesen Sie Psalm 1–3.
2
Auch nach der
dunkelsten Nacht
lässt Gott es wieder hell werden
Ich kann ruhig schlafen,
auch wenn kein Mensch zu mir hält,
denn du, Herr, beschützt mich.
Psalm 4,9
„Was wird passieren?“
„Wie wird das Ganze ausgehen?“
„Habe ich die Kraft, das durchzustehen?“
Fragen wie diese wirbeln ihr am Ende eines schweren Tages durch den Sinn. Ihr Kopf liegt zwar auf einem weichen Kissen, doch ihr Herz ist ganz woanders. Es ist erfüllt von Furcht, Sorge und Ungewissheit.
Wir alle kennen solche Nächte. Wir schauen auf die Uhr, während die Minuten dahinschleichen, und seufzen: „Früher konnte ich mal so tief schlafen wie ein Baby.“ Dieser Satz hat mich immer ein bisschen erstaunt, denn in meinem Freundeskreis gibt es viele Familien mit kleinen Kindern, aber die Babys scheinen nie so viel zu schlafen, wie es ihren Eltern lieb wäre. Doch wahrscheinlich bezieht sich der Ausspruch eher auf die Zeiten, wenn die Kinder dann tatsächlich ins Land der Träume hinübergeglitten sind, auf den Armen eines Menschen, von dem sie geliebt werden. Dann sehen ihre kleinen Gesichter ganz friedlich aus. Das, was uns aufwecken würde, stört ihren Schlummer überhaupt nicht.
Babys schlafen, wenn sie sich sicher fühlen. Sie schlafen, wenn sie wissen, dass für ihre Bedürfnisse gesorgt wird. Der Schlaf eines Kindes ist ein Akt des Vertrauens, denn es ist ganz und gar verletzlich – hilflos und wehrlos.
Dieses Vertrauen spiegelt sich auch in dem, was der Psalmbeter sagt: „Du, Herr, beschützt mich.“ Mit anderen Worten: „Ich weiß, woher meine Sicherheit kommt: allein von dir, Gott.“ Wie ein kleines Kind weiß auch David, wessen Arme ihn halten. Er kennt den, der über ihn wacht. Er ist geborgen bei dem Einen, dem man vertrauen kann.
Schwere Zeiten können uns dazu verleiten, unsere Sicherheit dort zu suchen, wo Gott sie nicht für uns vorgesehen hat. Wir klammern uns an Geld, Beziehungen oder gar an uns selbst, damit wir uns sicher fühlen. Es ist eine ganz menschliche Reaktion, uns nach dem auszustrecken, was greifbar ist und uns vermeintlich Frieden schenkt. Wir wollen einen Weg finden, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wir wollen uns mit aller Kraft an dem festhalten, was vor unseren Augen ist. Aber unser Bibelvers lädt uns zu etwas ganz anderem ein als zu dem, wozu unsere Gedanken uns lautstark auffordern: Er lädt uns ein, uns hinzulegen und in Frieden zu schlafen.
Oder anders gesagt: die Kontrolle aus der Hand zu geben. Wir sollen erkennen, dass wir uns nicht selbst Sicherheit geben können. Dass wir dieses Problem nicht lösen können. Dass wir allein nicht stark genug sind. Sicher, wir können uns mit Gott zusammentun, aber doch nur so, wie es ein Kind mit seinen Eltern tut – in Vertrauen, Gehorsam und Hingabe. Wenn Sie also das nächste Mal aufstehen und kämpfen wollen, dann legen Sie sich doch lieber in Frieden hin. Es ist seltsam und paradox. Gerade in den Augenblicken nämlich, in denen wir uns am schwächsten und verletzlichsten fühlen, setzt Gott seine ganze Kraft uns zugute ein.
Legen Sie also Ihren Kopf auf seine Schulter. Sagen Sie ihm, dass Sie Angst haben und erschöpft sind. Sagen Sie ihm, was Sie brauchen. Und dann lassen Sie Ihr Herz zur Ruhe kommen. Sie sind in Gottes Obhut und bei ihm finden Sie Geborgenheit. Denn er lässt Sie nie im Stich. Er kann Sie auch in der dunkelsten Nacht bewahren, bis der neue Tag anbricht.
Was mein Herz dir sagt
Herr, ich bin erschöpft und habe Angst. Ich brauche deinen Trost und deine Geborgenheit. Bitte hilf mir, in dir zu ruhen. Halte mich nahe bei dir und erfülle mich mit deinem Frieden, so wie nur du es kannst. Vor allem bitte ich dich um … Amen.
Wenn Sie möchten, lesen Sie Psalm 4–6.