Claire würde ihre Pflicht tun. Sie würde ihre Angehörigen nicht im Stich lassen, wenn sie ihre Hilfe brauchten.
Auch wenn sie ihrer flatterhaften Schwester im Stillen grollte. Wieder einmal hatte diese sich in Schwierigkeiten gebracht, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren, und erwartete jetzt, dass ihre ältere Schwester, die einen halben Kontinent entfernt lebte, ihre Probleme löste. Wie es ihr damit ging, interessierte natürlich niemanden.
Claire runzelte die Stirn, drückte auf der harten Bank vor dem Gemischtwarenladen von Harpers Station den Rücken durch und strich den Stoff ihres grünen Kleides über ihren Knien glatt. Sie würde sich wegen ihrer wenig schmeichelhaften Gedanken nicht schuldig fühlen. Polly war inzwischen sechzehn. Sie trug schon längst keine kurzen Röcke und Pferdeschwänze mehr. Es wurde höchste Zeit, dass sie ein wenig Verantwortungsbewusstsein lernte. Claire selbst hatte in diesem Alter schon zwei Jahre in Miss Festers Näherei gearbeitet. Mit 14 hatte sie die Schule verlassen – aber natürlich nicht ihre Bücher –, um in dem kleinen, dunklen Hinterzimmer des Geschäftes zu arbeiten. Regelmäßig hatte sie sich die Finger blutig gestochen, wenn sie Taschentücher und Rocksäume mit zarten Blumenmustern und französischen Knoten bestickt hatte. Für einen Hungerlohn. Doch auch wenn ihr Einkommen lächerlich gewesen sein mochte, hatte sie es immerhin geschafft, Essen auf den Tisch zu bringen, wenn ihr Vater mal wieder sein gesamtes Gehalt im Pub versoffen hatte.
Bis heute schickte sie jeden Monat Geld nach Hause. Mit sieben Töchtern, die noch immer ihre kleine New Yorker Wohnung bevölkerten, und einem Ehemann, der seinen Durst einfach nicht kontrollieren konnte, brauchte ihre Mutter jede nur erdenkliche Unterstützung. Claire war froh, dass sie helfen konnte. Froh, alles zu tun, was in ihrer Macht stand – es sei denn, dies beinhaltete, nach Seymour reisen zu müssen. In diesem Fall war froh das genaue Gegenteil von dem, was sie empfand.
Wo blieb nur Benjamin Porter? Claire tippte ungeduldig mit dem Fuß auf die Holzdielen, dann warf sie einen Blick über die Schulter zum Eingang des Ladens. Der Frachtfahrer war doch sonst immer pünktlich gewesen. Zumindest bis zu seiner Hochzeit. Seither schien er seine Zeit lieber beim Frühstück mit seiner Frau zu verbringen, als seiner Arbeit nachzugehen.
Claire ließ die Schultern sinken. Wann war sie zu einer solchen Giftnudel geworden? Ben und Tori waren noch nicht einmal vierzehn Tage verheiratet und sie saß hier und stieß stille Verleumdungen gegen die beiden aus. Seine Zeit mit seiner Frischangetrauten zu verbringen, war genau das, was Mr Porter jetzt tun sollte. Er sollte Tori küssen und dem kleinen Lewis die Haare zerzausen. Schließlich war er nun Familienvater und das sollte an erster Stelle stehen. Immer. Tatsache war, dass sie selbst die Reise nach Seymour so sehr fürchtete, dass sie sich dazu zwingen wollte, weit vor der angesetzten Zeit dort zu sein, um der Versuchung zu widerstehen, gar nicht erst dort aufzutauchen. Wahrscheinlich wusste Mr Porter gar nicht, dass sie schon hier draußen auf ihn wartete.
Das Klicken der Vordertür ließ Claire ein Lächeln aufsetzen. Sie wollte dem Mann, der sie mit nach Seymour nehmen würde, eine angenehme Reisebegleitung sein. Nur, dass es nicht Mr Porter war, der nach draußen trat, sondern Tori.
»Claire? Warum hast du denn nicht geklopft? Du hättest doch mit uns zusammen frühstücken können.« Tori hielt Claire eine Porzellantasse hin. »Seit Ben bei uns wohnt, mache ich genug Frühstück, um eine ganze Armee zu versorgen. Ich schwöre dir, mein Mann isst mehr, als seine riesigen Pferde verdrücken. Und Lewis versucht natürlich, es seinem neuen Dad gleichzutun, obwohl ich glaube, dass er heimlich die Hälfte an Hercules abgibt.«
Claires Lächeln wurde weich, als sie sich vorstellte, wie der flachsblonde Junge das Essen unter dem Tisch an seinen Hund weiterreichte. Ihre zweitjüngste Schwester, Brigid, war ungefähr im gleichen Alter. Auch sie hatte früher ihr mageres Abendessen mit einer kleinen Straßenkatze geteilt, die sich hinter dem Haus herumgetrieben hatte. Ob sie das immer noch tat? Unerwartet durchzuckte ein schmerzlicher Stich Claires Brust. Ihre Mutter und die Mädchen im letzten Sommer zu verlassen, war das Schwerste gewesen, was sie jemals getan hatte. Doch gleichzeitig war es auch das Beste gewesen, was ihr hätte passieren können.
»Ich wollte euch nicht stören«, sagte sie mit belegter Stimme. Die Gedanken an zu Hause wollten sie einfach nicht loslassen. Sie nahm den Tee entgegen, den Tori ihr anbot, und rutschte beiseite, um ihrer Freundin Platz auf der Bank zu machen. »Ich habe einen Bissen mit Maybelle gegessen, bevor ich die Klinik verlassen habe.«
Tori nippte an ihrem Tee und ließ den Blick über den blauen Himmel schweifen. »Ben und Lewis sind hinten und beladen den Wagen fertig. Gleich kann es losgehen.«
»Es ist sehr freundlich von deinem Mann, dass er mich mit in die Stadt nimmt.«
»Ist doch gar kein Problem. Obwohl ich schon etwas überrascht war, als er mir gestern von deinem Anliegen erzählt hat.« Tori behielt den Blick auf die Landschaft gerichtet und ließ ihr damit ihre Privatsphäre, doch Claire verspürte einen beinahe schmerzhaften Drang in ihrer ohnehin schon empfindlichen Seele. »Ich kann mich nicht erinnern, dass du Harpers Station in den letzten Monaten verlassen hast.« Tori hob die Teetasse an ihre Lippen. »Nur ab und an zu einer der Farmen, wenn jemand krank war.«
Unausgesprochene Fragen hingen zwischen ihnen in der Luft. Tori würde nicht weiter nachbohren, doch Claire fühlte sich inzwischen wie ein übervoller Wasserkessel, der zu bersten drohte, so stark war der Drang, sich ihrer Freundin mitzuteilen.
Sie stellte ihre Tasse beiseite und griff in die Tasche, um den Brief hervorzuholen. Ihre Finger zitterten, als sie das Schriftstück ihrer Freundin hinhielt. »Wenn es nach mir ginge, würde ich auch jetzt nicht nach Seymour fahren, aber meine Schwester steckt in Schwierigkeiten.«
Tori sah Claire an, die Augenbrauen in einer Mischung aus Neugier und Sorge hochgezogen. »Was für Schwierigkeiten?«
Claire zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Sie hat es nicht geschrieben, sondern mich nur darum gebeten, heute am Frühzug in Seymour zu sein. Du kannst den Brief gerne lesen. Vielleicht ergibt es ja für dich irgendeinen Sinn.«
Tori stellte ihre Teetasse ebenfalls beiseite und griff nach dem Brief. Claire wiederum nahm das heiße Getränk wieder in die Hand und gönnte sich einen langen, tiefen Schluck. Vielleicht konnte die Flüssigkeit sie ja beruhigen. Während der Tee durch ihre Kehle strömte, schloss sie die Augen und lehnte sich zurück. Augenblicklich sah sie Pollys schlingernde Schrift wieder vor sich. Sie hatte die Zeilen in den letzten vier Tagen so oft gelesen, dass sie sie mittlerweile auswendig kannte.
Liebste Claire,
du bist die Einzige, der ich vertrauen kann. Mutter hat getan, was sie konnte, aber du weißt, wie stur unser Vater ist, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Und diesmal hat er sich in den Kopf gesetzt, mich zu verstoßen. Ich habe kein Zuhause mehr.
Ich weiß, dass du jetzt wahrscheinlich den Kopf schüttelst und mit der Zunge schnalzt, weil ich mich schon wieder in Schwierigkeiten gebracht habe, und du hast vollkommen recht damit. Wie immer habe ich nicht über die Konsequenzen nachgedacht. Aber ich bete darum, dass du mir, trotz allen Kopfschüttelns, hilfst, wie du es schon so oft getan hast. Du warst immer mein Anker, Claire, und jetzt brauche ich dich mehr als jemals zuvor.
Ich bitte dich nicht um Geld. Irgendwie finde ich schon einen Weg, um über die Runden zu kommen. Ich hoffe, dass ich Miss Fester davon überzeugen kann, mich anzustellen. Zwar kann ich längst nicht so hervorragend sticken wie du, aber vielleicht reicht es, um bei ihr Handtaschen zu nähen. Hoffentlich verdiene ich irgendwann genug, um mir ein eigenes Leben aufzubauen. Aber ohne finanzielle Mittel kann ich mir momentan keine anständige Unterkunft leisten, in der ich meinen größten Schatz bewahren könnte. Mutter kann sich nicht länger um ihn kümmern. Deshalb schicke ich ihn dir.
Du hast dein Leben in die eigene Hand genommen. Ich wusste immer, dass du es schaffen würdest. Du heilst andere Menschen! Hättest du dir das vor einem Jahr vorstellen können? Mutter ist so unglaublich stolz auf dich. Und die Frauen, bei denen du lebst, sind stark und fortschrittlich, sie sind Vordenkerinnen. Sie unterstützen dich. Deshalb weiß ich, dass ich das einzig Richtige tue.
Ich weiß, dass ich dir viel abverlange nach allem, was du durchgemacht hast, aber trotzdem bitte ich dich darum, am zweiten Dienstag im Mai um zehn Uhr persönlich am Bahnhof in Seymour zu sein. Ich habe meinen Schatz einem Freund der Familie anvertraut, den du erkennen wirst. Nimm ihn mit dir nach Hause. Mach ihn zu deinem eigenen.
Danke, Claire. Ich liebe dich. Du weißt gar nicht, wie sehr.
Polly
Das Papier knisterte, als Tori den Brief vorsichtig wieder zusammenfaltete und Claire zurückgab. »Ich verstehe, warum du in die Stadt fahren musst. Was mir aber nicht ganz klar ist, ist, warum deine Schwester so umständlich vorgeht, um ihr Hab und Gut zu schützen. Würde dein Vater wirklich verbieten, dass ihr Besitz bei ihm im Haus bleibt?«
Claire dachte an ihren Vater und seine unberechenbaren Wutausbrüche. »Ja. Bestimmt hat meine Mutter versucht, die Sachen so lange wie möglich vor ihm geheim zu halten. Aber wenn Polly irgendetwas getan hat, das so schlimm ist, dass mein Vater sie verstößt, würde er nicht dulden, dass irgendetwas in seinem Leben zurückbleibt, das ihn an sie erinnert.«
Der alte Reisekoffer kam ihr in den Sinn, in dem Polly und sie ihre wenigen Besitztümer gesammelt hatten. Die Schnalle, die nicht mehr schloss. Der Riss im Deckel. Verrostete Scharniere. Trotzdem hatten sie darin alles aufbewahrt, was ihnen wertvoll erschienen war und sie für die Zukunft hatten aufbewahren wollen. Kissenbezüge, die Claire bestickt hatte, um sie als Aussteuer für ein Leben mit ihrem zukünftigen Ehemann zu haben. Quilts, die Polly aus alten, abgetragenen Kleidern genäht hatte. Sie waren wunderschön gewesen. Ihre Schwester mochte flatterhaft sein und keinerlei Verantwortungsgefühl haben, aber im Quilten war sie eine Meisterin. Ihre Stiche waren präzise, die Applikationen makellos. Miss Fester könnte sich glücklich schätzen, sie als Angestellte zu haben.
»Wir beide hatten romantische Träume.« Ein gedankenverlorenes Lächeln umspielte Claires Lippen. »Vollkommen albern, aber sie haben uns durch die harten Zeiten gebracht.«
Zumindest bis zu dem Tag, an dem Claire erkannt hatte, dass sie diesen Träumen nicht trauen konnte. Sachlichkeit und Pragmatismus waren die einzigen Möglichkeiten, sich eine Zukunft zu sichern.
Als sie auf Stanley Fischers Anzeige hin, mit der er nach einer Braut gesucht hatte, zu ihm gereist war, hatte sie fast all ihre Habseligkeiten zurückgelassen. Sie hatte nicht gewollt, dass Sentimentalitäten sie davon abhielten, diese Vernunftehe einzugehen. Doch dann hatte sie Mr Fischer kennengelernt und hatte – Vernunft hin oder her – die Flucht ergriffen.
»Ich kann verstehen, dass Polly mir ihre Sachen schickt, damit ich mich darum kümmere. Was ich aber nicht begreife, ist, warum ich sie unbedingt persönlich am Bahnhof abholen soll. Hätte es nicht ausgereicht, wenn dein Mann mir die Kiste mitbringt? Nein, da steckt noch irgendetwas anderes dahinter. Etwas, das meine Schwester nicht aufschreiben wollte, weil es ihr zu unangenehm war. Wer auch immer ihre Habseligkeiten hierher bringt, muss eine Erklärung dabeihaben. Sonst ergibt das alles doch überhaupt keinen Sinn.«
Tori legte ihre Hand auf Claires und drückte sie sanft. »Ich weiß noch sehr genau, wie es war, jung und dumm zu sein … aber es gibt keine Schwierigkeiten, die man nicht meistern kann. Sie wird es durchstehen, Claire.«
»Aber sie muss schreckliche Angst haben.« Claire umklammerte die Finger ihrer Freundin und sprach aus, was ihr seit Tagen Sorgen bereitete. »Kein Zuhause. Keine Familie. Sie hat Freunde, aber die sind ebenso flatterhaft wie sie. Sie werden ihr keine Hilfe sein.« Sie machte sich los und sprang auf, dann ging sie vor der Bank auf und ab. Ihre Absätze klickten laut im Stakkato ihrer Schritte. »An dem Tag, an dem ich ihren Brief erhalten habe, habe ich ihr sofort zurückgeschrieben. Ich wollte, dass sie nach Harpers Station kommt. Ich habe ihr sogar Geld für die Zugfahrkarte geschickt. In welchen Schwierigkeiten sie auch immer stecken mag, hier wäre sie in Sicherheit. Ganz bestimmt.« Sie verlangsamte ihre Schritte, hob den Blick in Richtung Osten, blinzelte in die grelle Morgensonne und blieb schließlich ganz stehen. »Sie wird nicht kommen. Ich weiß es. Es gibt da einen Jungen, für den sie schwärmt. Er ist ein Halunke, da bin ich mir sicher, aber sie liebt ihn mit der dramatischen Hingabe einer Sechzehnjährigen.« Claire schüttelte den Kopf und wünschte sich, es wäre anders. »Nein. Sie wird ihn nicht verlassen.«
Tori trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Dann solltest du nach Seymour fahren und dich mit diesem Freund der Familie unterhalten. Vielleicht hat sie ihm irgendetwas anvertraut, das dir weiterhilft. Vielleicht findest du dadurch heraus, wie du ihr am besten helfen kannst.«
Claire nickte. »Das ist das Einzige, was ich im Augenblick tun kann.«
* * *
Eine Stunde später kamen die Außenbezirke von Seymour in Sicht und Claires Hand, mit der sie sich an der Sitzbank des Frachtwagens festhielt, verkrampfte sich.
»Wir sind fast da.« Ben Porter lächelte sie freundlich an, doch Claire brachte nur ein angespanntes Heben der Mundwinkel zustande.
Warum konnte der Weg nicht länger sein? Nein, selbst der doppelte Weg wäre nicht ausreichend gewesen. Jetzt in einem Sumpf zu versinken, wäre besser. Oder von maskierten Banditen angegriffen zu werden. Dann wäre es nicht ihre Schuld, wenn sie den Zug verpasste. Sie hätte ihr Bestes gegeben, wäre aber leider an den Umständen gescheitert. Trotzdem hätte sie ihre Pflicht erfüllt. Doch der Herr hatte sie mit Sonnenschein, guten Straßen und einer friedlichen Reise gestraft. Skeptisch beäugte sie die eine Wolke, die am Himmel hing.
Es ist noch nicht zu spät für einen Blitz, der die Pferde scheuen und zurück nach Harpers Station stürmen lässt. Bitte, Herr. Es würde mir nichts ausmachen. Nicht, dass ich mir wünschen würde, dass Mr Porter etwas geschieht. Nein. Gott, bitte lass die Pferde einfach kehrtmachen und mich zurück nach Hause bringen.
Die gleißenden Sonnenstrahlen spotteten ihrem Wunsch.
Claire ließ den Kopf sinken und rügte sich selbst. Sie verhielt sich wie ein Feigling. Wie ein Kleinkind und nicht wie eine erwachsene Frau von achtzehn Jahren. Gott hatte sie in seiner Liebe und Allmacht sicher bis hierher geführt, hatte sich um sie gekümmert und dafür gesorgt, dass es ihr gut ging. Da war es doch wohl an der Zeit, sich auf ihn zu verlassen und ihm voll und ganz zu vertrauen. Er wollte nur das Beste für sie. Und sie verhielt sich wie eine Zweiflerin.
»Sind Sie sicher, dass ich nicht bei Ihnen bleiben soll?« Mr Porter zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Ich könnte meine Auslieferungen auch später machen und erst bei Ihnen am Bahnhof bleiben.«
Seine Freundlichkeit beschämte sie. Claire zwang ihre Finger, sich von der Sitzbank zu lösen, und faltete sie im Schoß. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, danke. Sie haben für mich schon einen Umweg in Kauf genommen. Außerdem weiß ich ja gar nicht, wie lange ich mich mit dem Bekannten meiner Schwester treffen werde. Ich habe seit Monaten keinen Kontakt mehr nach Hause. Es wird guttun, Neuigkeiten auszutauschen und zu hören, wie es meiner Familie geht.«
Mr Porter beäugte sie skeptisch. »Wirklich?«
Am Rande ihres Blickfelds tauchten große rote Buchstaben auf, als sie das erste Gebäude der Stadt passierten. Claire schluckte schwer. Nicht hinschauen. Bloß nicht hinschauen. Doch ihr Blick wurde wie automatisch von dem beeindruckend großen Schild angezogen, das hinter Mr Porters breiten Schultern auftauchte. Fischers Warenhaus. Claire erschauderte.
»Miss Nevin?«
Sie zuckte zusammen und zwang sich dazu, ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Mann neben sich zu richten. »Entschuldigung.« Sie lächelte verkrampft. »Kümmern Sie sich ruhig um Ihr Geschäft, Mr Porter. Mir geht es gut.«
Er runzelte noch einmal die Stirn, gab aber schließlich nach. »Sie wissen, wo Sie die Pferdestation meines Bruders finden? Ich habe gestern mit ihm gesprochen und einen Wagen für Sie reserviert. Er wird alles vorbereitet haben, wenn Sie sich auf den Heimweg machen wollen.«
»Ich weiß, wo ich hinmuss. Tori hat mir eine Wegbeschreibung aufgeschrieben.«
Der Frachtfahrer nickte. »Gut. Und wenn Sie irgendetwas brauchen –«, er sah sie bedeutungsvoll an, »– egal was –, dann wenden Sie sich an meinen Bruder. Bart und Addie werden Ihnen helfen.«
»Danke.« Mr Porter meinte es nur gut, das wusste Claire. Doch am Ende ihres Aufenthaltes hier in Seymour zu Bart zu gehen, würde ihr schon schwer genug fallen. Sein Stall lag nur einen Block von Fischers Warenhaus entfernt. Sie wollte dort auf keinen Fall mehr Zeit als nötig verbringen.
Claire hatte sich sogar schon eine Route überlegt, wie sie auf Nebenstraßen vom Bahnhof zur Pferdestation kommen könnte, um Fischers Laden zu umgehen. Und wenn das Pferd, das Porter bei seinem Bruder für sie gemietet hatte, wirklich so gut war, wie es der Ruf des Mietstalles vermuten ließ, würde sie im null Komma nichts mit dem Wagen an dem Warenhaus vorbeigaloppieren und die Stadt hinter sich lassen können, bevor sie dem Mann begegnete, den sie vor neun Monaten sitzen gelassen hatte.
Es war nicht feige. Es war … klug. Niemand, der halbwegs bei Verstand war, würde einen tollwütigen Wolf reizen, nur um zu beweisen, dass er tapfer war.
»Da sind wir ja schon.« Der Wagen wurde langsamer, bis Mr Porter seine Arbeitspferde schließlich zum Stehen brachte.
Claires Magen zog sich zusammen und ihr wurde leicht schwindelig. Den Wolf zu meiden, war schön und gut, aber es gab keine Möglichkeit, demjenigen aus dem Weg zu gehen, der aus dem Zug treten würde, der gerade in den Bahnhof eingefahren war. Und auch der Wahrheit über ihre Schwester würde sie nicht länger ausweichen können. Sosehr Claire sich auf der einen Seite nach Antworten sehnte, so sehr fürchtete sie sie auf der anderen auch.
Mr Porter kam um den Wagen herum und half ihr beim Absteigen. Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, bedankte sie sich und wandte sich dem Gleis zu. Mit zitternden Händen strich sie ihren Rock glatt und tastete nach ihrem Hut, um sicherzugehen, dass er noch ordentlich an Ort und Stelle saß. Dann schob sie die Schultern zurück, hob das Kinn und schritt vorwärts. Polly zählte auf sie. Welche Schwierigkeiten auch immer ihr gleich begegnen würden, sie würde sie mit Gelassenheit, Vernunft und Sachlichkeit meistern. So, wie sie es immer tat.
Sie schlängelte sich durch die Menschen hindurch, die den Zug verließen oder im Begriff waren, ihre Reise anzutreten, und ging in Richtung des Zuges. Dampf zischte. Der Schaffner rief Anweisungen. Kofferträger wuselten herum, um seine Aufträge auszuführen.
Ein Fremder nach dem anderen verließ das Abteil und trat auf den Bahnsteig. Claire trat noch näher an den Zug heran, da sie denjenigen, den ihre Schwester geschickt hatte, auf keinen Fall verpassen wollte.
Plötzlich tauchte ein Hut in der Tür auf. Finger legten sich auf den Handlauf. Claire erstarrte. Ihr Mund wurde trocken und ihr Herz setzte für einen Augenblick aus. Als wäre die Zeit in Melasse getaucht worden, erschien ein Kinn in ihrem Blickfeld. Ein starkes, kräftiges Kinn. Ein viel zu vertrautes Kinn. Der Rest des Gesichtes wurde von der Hutkrempe des Mannes verborgen.
Das konnte nicht wahr sein. Der Himmel stehe ihr bei. So grausam konnte Polly doch nicht sein.
Ihre Knie zitterten und Claire taumelte, doch sie fand keinen Halt. Nur ihre eigenen Hände. Also krallte sie ihre Finger ineinander und befahl ihrem Körper mit purer Willenskraft, jetzt nicht zusammenzubrechen.
Der Mann trat aus dem Zug und hob den Kopf.
Ihr Instinkt mochte sie gewarnt haben, doch nichts hätte sie auf den brennenden Schock vorbereiten können, der ihre Seele durchfuhr, als sie in die honigfarbenen Augen von Pieter van Duren blickte.
Kundenstimmen
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20.01.2023mabuerele „...Doch Familie war Familie. Claire würde ihre Pflicht tun. Sie würde ihre Angehörigen nicht in Stich lassen, wenn sie ihre Hilfe brauchten...“
Claire hat den Brief ihrer jüngeren Schwester in der Tasche. Diese bittet sie, am Bahnhof in Seymour etwas abzuholen und in Verwahrung zu nehmen.
Die Autorin hat einen stimmungsvollen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann
gezogen. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet.
Wir schreiben das Jahr 1895. Claire hat sich aus gutem Grund von ihre Familie gelöst und sich ein selbstständiges Leben aufgebaut.
Am Bahnhof erwartet Claire eine Überraschung. Nicht nur das, was Polly ihr schickt, hat sie nie erwartet; auch der Bote bringt ihr Gefühlsleben völlig durcheinander. Plötzlich wird die Vergangenheit wieder lebendig.
Mir gefällt die bildhafte Sprache. Auch so kann man Männer charakterisieren:
„...Außerdem, was war schon gut daran, ein bunt bemaltes Zirkuszelt zu haben, dass vom ersten Wind aus der Verankerung gerissen wurde" Da schätzte sie doch mehr die starken Steinmauern, an die man sich anlehnen konnte...“
Es geht im Buch um Vergebung und Vertrauen. Wie verhält man sich, wenn man eine Situation falsch eingeschätzt hat" Gibt es eine zweite Chance" Claire hat die negative Entwicklung ihres Vaters erlebt. Was hat das mit ihr gemacht" Kann sie einem Mann vertrauen"
Claire ist unter anderem Näherin. Das spiegelt sich in ihren Gedanken wider.
„...Um zwei Teile zusammenzunähen, brauchte es einen festen Anker, einen soliden Knoten. Ihr Anker mochte jetzt anders aussehen als früher, doch ein Knoten bedeutete nicht, dass ihre Zukunft ein wüstes Gewirr sein müsste...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Christliche Bezüge werden behutsam und unaufdringlich eingebaut. Es gibt viel Raum für die Emotionen der Protagonisten.
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19.04.2021Johanna Beimler, ALPHA Buchhandlung Wittenberg Ein kleiner, schmucker Roman ist das!
Wer schöne, zu Herzen gehende Geschichten im Kontext der USA des 19. Jahrhunderts liebt, kommt mit den Geschichten von Karen Witemeyer bestens auf seine Kosten. Hauptfiguren, in der Regel Frauen, die sofort unsere Sympathie haben, versuchen in den Romanen dieser Autorin den ihnen zustehenden Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Nicht ohne sich vorher
durch mancherlei Kalamitäten hindurch ackern zu müssen. So geschehen mit der Hauptfigur Claire, die ihrem persönlichen Glück davon läuft, weil sie sich vom ersten Eindruck festlegen lässt. Wunderbar, wie viel Liebenswürdigkeit trotz mancherlei spannender Verwicklung in diesen wenigen Seiten Platz hat und welche Entwicklung die Beziehung zwischen Claire und einem alten Bekannten nimmt.
Ich dachte mir, eigentlich wäre das eine schöne Geschichte, die man Freundinnen schenken könnte, die entweder frisch verliebt, voller Sehnsucht nach Zweisamkeit sind, oder aber auch nach einer enttäuschten Liebe. Denn es ist so, wie in dieser Geschichte: der erste Eindruck kann oft trügen und wenn es nicht gut ist, ist es noch lange nicht das Ende.
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01.02.2021sandra bei www.lovelybooks.de Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Diese Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen und sie hat mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen. Hier spielen christliche Werte ein große Rolle. Dies hat die Autorin sehr gut in ihrem Roman integriert.
Der Roman ist in Harpers Station, Texas, 1895 angesiedelt. Durch die bildhaften Beschreibungen
der Handlungsplätze und dem authentischen Agieren der Protagonisten konnte ich mich während dem Lesen sehr gut in diese Zeit hineinversetzen. Diese Geschichte ist sehr vielseitig und tiefgründig. Probleme, Hoffnung, Liebe, eine schwere Zeit, Familie und das Miteinander – all dies wurde hier sehr gut unter einen Hut gebracht. Die Protagonisten sind mir sehr ans Herz gewachsen. Alle werden gut beschrieben, sodass ich mich in sie hineinversetzen konnte.
Ich habe die 144 Seiten am Stück gelesen, da ich so neugierig darauf war, wie die Geschichte endet. Das Ende hat mich sehr zufrieden zurück gelassen. Ich empfehle dieses Buch weiter.
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28.01.2021Lujoma Ein wunderschöner Kurzroman
„Das Glück kommt per Express“ ist ein Kurzroman von knapp 150 Seiten, der in der „Kleine-Auszeit“-Reihe im Francke-Verlag erschienen ist. Von der Autorin kenne ich schon einige Bücher, historische Romane mit klarer christlicher Botschaft und Happy End-Garantie. Auch dieser Roman hat mich von der 1. Seite an gefesselt und überzeugt mit warmherzigen Charakteren und bildhaften Beschreibungen.
Claire ist
eine sympathische junge Frau, die tatkräftig versucht ihr Leben zu meistern. Nachdem sie New York verlassen hat, versucht sie aus der Ferne für ihre Familie da zu sein. So ist es logisch, dass sie der Bitte ihrer Schwester nachkommt und zum Zug fährt. Dort erlebt sie eine doppelte Überraschung, der Schatz ihrer Schwester ist ein Baby und sieht sich Pieter van Duren gegenüber. Dieser hat sie in der Vergangenheit schwer enttäuscht und wegen ihm ist sie gegangen. Nun muss Claire sich entscheiden, ob sie Pieters Erklärungen anhört und ob sie ihm eine 2. Chance gibt.
Auch Pieter war mir sehr sympathisch, ein Mann, ehrenhaft, verlässlich, treu, zielstrebig. Seinen damaligen Fehler bereut er zutiefst und tut alles für seine große Liebe. Dabei wird er stark gefordert, denn alles läuft anders als erwartet... Aber ich will nicht zu viel verraten, lest selbst!
„Das Glück kommt per Express“ erzählt eine wunderbare Geschichte über Liebe, Vertrauen, Hingabe und ich vergebe gern 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!
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28.01.2021Kleiner Vampir In einem herzerwärmenden Kurzroman entführt uns die Autorin Karen Witemeyer erneut ins Texas des 19. Jahrhunderts. Der neuerliche Besuch in der Welt ihrer „Harpers Station Reihe“ beschert dem Leser ein Wiedersehen mit inzwischen lieb gewonnenen Figuren der Reihe. Hauptperson hier ist diesmal Claire Nevin, die in Harpers Station einst ein neues Zuhause fand und inzwischen in der Krankenstation arbeitet.
Wie
es sich für einen Kurzroman gehört, hält sich die Geschichte gar nicht lang mit Vorgeplänkel auf sondern kommt nach wenigen Seiten auf den Punkt: Claire soll sich um das Baby ihrer kleinen Schwester kümmern, die der alkoholkranke Vater in New York kurzerhand auf die Straße gesetzt hat. Zudem ist Claires große Liebe von damals der Überbringer der wertvollen Fracht und Claire muss sich ihrer Vergangenheit alsbald stellen.
Pieter als männliche Hauptfigur macht einen bodenständigen und soliden, teilweise auch dickköpfigen Eindruck, er liebt Claire nach wie vor und erhofft sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr und dem Baby. Für diese Zukunft hat er konkrete Pläne und versucht Clair seine ehrbaren Absichten zu beweisen. In Erzählungen und kurzen Rückblenden erfährt der Leser, was damals Claires Herz hat brechen lassen und wie sehr sie heute noch mit sich ringt. Ein Zwischenfall in Harpers Station führt letztendlich dazu, dass sie sich jetzt entscheiden muss, was sie will.
Der Kurzroman ist in der Reihe „Kleine Auszeit Romane“ bei Francke erschienen und kommt in hochwertiger Hardcover-Ausgabe daher – ideal als Mitbringsel beim Krankenbesuch oder als kleines Geschenk statt Blumen. Ein Kleinod auf fast 150 Seiten, das ich von A bis Z sehr genossen habe. Der christliche Aspekt ist wunderbar stimmig und unaufdringlich in die Handlung eingewoben und befasst sich mit dem Thema Vergebung, Freundschaft und (Gott-)Vertrauen.
Ein Muss für alle Freunde christlicher Westernromane und selbstverständlich guten Gewisses eine Leseempfehlung für alle, die niveauvolle Geschichten mit Happy End-Garantie zu schätzen wissen!
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28.01.2021sternenstaubhh Eine kleine Auszeit mit Karen Witemeyer
Die Bücher von Karen Witemeyer mag ich sehr und auch dieses Buch ist eine lesenswerte kleine Auszeit. Wir befinden uns in Texas im 19. Jahrhunderts: Nachdem Claire Nevin von ihrer Schwester einen Brief bekommt, muss sie am Bahnhof eine kostbare Sendung empfangen. Doch was schickt ihre Schwester ihr zu? Das kurzweilige Lesevergnügen hat mir
viel Freude bereitet und mir eine gelungene Ablenkung vom Alltag beschert. Wer den Schreibstil von Karen Witemeyer kennt weiß wie angenehm und locker sich ihre Bücher lesen lassen. Dies ist auch bei diesem Buch der Fall. Claire Nevin ist eine großartige Protagonistin, die ich sehr sympathisch fand. Die humorvolle Handlung ist Wohlfühlliteratur pur. Der francke Verlag veröffentlicht Bücher die christiliche Grundwerte zur Basis haben. Doch auch wer christilicher Literatur etwas skeptisch gegenüber stehen sollte, sollte einen Blick in dieses wunderschöne Buch werfen, denn die Geschichte um Claire kann ich nur weiterempfehlen. Fazit: Eine kleine lesenswerte Auszeit mit vielen Wohlfühlmomenten.
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25.01.2021Dreamworx Der Liebesknoten
1895 Texas. Die 18-jährige Claire Nevin ist in der von Emma gegründeten Frauengemeinschaft in Harpers Station gestrandet und kümmert sich dort fürsorglich um die Schwachen und Kranken. Ein Brief ihrer Schwester Polly versetzt sie in Alarmbereitschaft, denn diese kündigt ihr eine Sendung an, die Claire hüten soll wie einen Schatz. Als Claire sich am Bahnhof einfindet, um die
Sendung in Empfang zu nehmen, traut sie ihren Augen kaum, denn der Überbringer ist ihre ehemals große Liebe Pieter van Duren, der sie so sehr verletzt hat und sie veranlasst hat, ihre Heimat Hals über Kopf zu verlassen. Und die Sendung entpuppt sich als eine große Verantwortung, die Claire für ihre Schwester übernehmen soll. Claire weiß gar nicht, wie ihr geschieht, denn nicht nur Pieter bringt ihr Herz zum Rasen, sondern auch ihr Leben steht auf einmal Kopf...
Karen Witemeyer hat mit „Das Glück kommt per Express“ einen wunderschönen historischen Kurzroman vorgelegt, der sich an ihr Buch „Selbst ist die Frau!“ anlehnt und mit viel Romantik zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenprächtige und anrührende Erzählstil lässt den Leser ans Ende des 19. Jahrhunderts reisen, wo er sich in einer von hauptsächlich Frauen geführten Kleinstadt im tiefsten Texas wiederfindet und Claire kennenlernt, die dort ein neues Zuhause gefunden hat, nachdem sie nicht nur von ihrer Jugendliebe bitter enttäuscht wurde, sondern auch großes Pech mit ihrem Katalogehemann hatte, den sie aus Trotz heiraten wollte. Der Brief ihrer Schwester und die überraschende Sendung nebst Überbringer lassen viele Erinnerungen bei Claire an die Oberfläche kommen, der Leser erfährt, was in ihrer Vergangenheit passiert und warum sie letztendlich in Harpers Station gelandet ist. Die Gemeinschaft der Frauen ist besonders, denn hier wird jeder gleich behandelt und findet Zuflucht vor misshandelnden Ehemännern oder Ausgrenzung. Die Rolle der Frau zur damaligen Zeit als „nur Ehefrau und Mutter“ ist hier außer Kraft gesetzt. Besonders schön und unaufdringlich ist in dieser Geschichte der christliche Gedanke eingearbeitet, der sich nicht nur in Claires handwerklichen Tätigkeiten zeigt, sondern auch immer wieder hervorhebt, wie wichtig Vertrauen ist.
Die Charaktere sind liebevoll und lebendig in Szene gesetzt und überzeugen mit authentischen menschlichen Ecken und Kanten. Schnell hat der Leser sich an Claires Fersen geheftet, fühlt sich ihr sehr nah und kann ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut nachvollziehen. Als irische Einwanderin besitzt Claire nicht nur einen Rotschopf, sondern auch dessen Temperament. Sie ist hilfsbereit, fürsorglich und ehrlich, aber auch ein absoluter Sturkopf, der es seinem Gegner nicht leicht macht. Enttäuschungen hat sie in ihrem Herzen verschlossen, doch um ihr Vertrauen zu gewinnen, muss man den Beweis antreten, dass man dessen würdig ist. Pieter van Duren ist ein fleißiger und sparsamer Mann, der sich endlich ein eigenes Geschäft aufbauen will und dazu vorher unbedingt die Frau seiner Träume zurückgewinnen will. Er ist zwar wortkarg und zurückhaltend, dafür aber selbstlos, liebevoll und empathisch. Zusätzliche Unterhaltung gibt es durch das Auftauchen von Emma, Malachi, Grace und viele weitere Bewohner von Harpers Station.
Obwohl nur 144 Seiten stark, überzeugt „Das Glück kommt per Express“ durch eine wunderschön erzählte Liebesgeschichte mit viel Romantik. Freundschaft und Vertrauen sowie Familiensinn spielen ebenfalls eine große Rolle. Das Kopfkino springt sofort an und lässt einen die Seiten nicht aus der Hand legen. Absolute Leseempfehlung!
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