Noch nicht.
Seufzend schnalzte er mit der Zunge und drängte seinen robusten Rotschimmel vorwärts. Eine neue Stadt – egal wie staubig sie auch war – bedeutete eine neue Chance und die Gelegenheit zur Arbeit. Er hatte seine Heimat mit einem Ziel verlassen. Und das würde er nicht aus den Augen verlieren – nicht jetzt, da er ihm schon so nahe gekommen war.
Das tiefe Dröhnen einer Kirchenglocke schallte durch die klare Morgenluft und begleitete Neill auf die Hauptstraße von Dry Gulch. Die Stadtbewohner trotteten links und rechts auf den Bürgersteigen entlang, vorbei an einem Gemischtwarenladen, einer Bank und einem Imbiss. Vielleicht hatte Dry Gulch doch mehr zu bieten, als er zuerst gedacht hatte.
Ein Wagen, die Ladefläche voll mit Kindern unterschiedlichen Alters, alle in feiner Sonntagskleidung, rollte vor ihm her. Das älteste Mädchen lächelte ihn schüchtern an, als er langsam vorbeiritt. Neill tippte sich an die Hutkrempe, was die Jungen zu lautem Grölen veranlasste und die kleineren Mädchen zu albernem Gekicher. Das arme Ding wurde knallrot und versuchte, sich unter seiner Haube zu verstecken. Doch sie schaffte es, sich zu rächen, und trat dem lautesten Quälgeist fest vors Schienbein.
Neill versteckte sein Grinsen und trieb Mo zum Trab an. Er überholte den Wagen, bevor die Kinder sich so laut zanken konnten, dass die Eltern eingreifen mussten. Er und seine Brüder hatten sich ganz genauso gekabbelt. Natürlich hatte es keine Eltern gegeben, die sich hätten einmischen können. Deswegen hatte sich oft aus einem harmlosen Necken ein handfester Faustkampf entwickelt. Doch selbst in diesen Fällen hatten ihre Familienbande nie gewankt. Sie waren Brüder – Brüder, die zusammenstanden, egal was kam.
Er vermisste diese Sicherheit, die Garantie, dass immer jemand da war, der einem den Rücken stärkte. Doch gleichzeitig war das auch mit ein Grund gewesen, warum er von zu Hause weggegangen war. Er musste sich selbst und seinen Brüdern beweisen, dass er jetzt ein Mann war, der es allein in der Welt schaffen konnte.
Er überquerte den Kirchplatz und ließ Mo unter ein paar Zedern zum Stehen kommen. Dort waren schon andere Pferde angebunden und knabberten an dem spärlichen Gras, das sich durch den steinharten Boden gedrückt hatte. Neill stieg ab, nahm seine Bibel aus der Satteltasche und tätschelte Mo den Rücken, bevor er auf die Kirchenstufen zuging.
Es war noch früh, deshalb standen die Menschen draußen, plauderten mit Freunden und Nachbarn, während die Kinder in der Nähe Fangen spielten und sich austobten, bevor sie in eine Kirchenbank gezwängt werden würden. Neill trat auf eine Gruppe Männer zu und stellte sich vor.
„Neill Archer“, sagte er und hielt jedem die Hand hin. „Eine schöne Stadt ist das hier. Bei so vielen Menschen habe ich Hoffnung, Arbeit zu finden.“
Ein korpulenter Herr in einem feinen grauen Anzug beäugte ihn neugierig, aber nicht unfreundlich. „Was für eine Arbeit suchen Sie denn, mein Sohn?“
Sohn? Neill schaffte es gerade noch, seine Abneigung für diese Ausdrucksweise zu verbergen. Sohn, Kind, Junge – so hatte man ihn sein ganzes Leben lang genannt. Mittlerweile war er achtundzwanzig Jahre alt, verflixt noch mal. Wann war es endlich vorbei mit diesen Spitznamen?
Doch sich jetzt aufzuregen, würde ihm auch keinen Job verschaffen, also schüttelte Neill seinen Unmut ab und wandte sich dem Mann zu, der ihm die Frage gestellt hatte. „Ich habe schon alles gemacht. Farmhelfer, Viehtreiber … Ich habe Eisenbahnschwellen verlegt, Windräder aufgestellt, Scheunen gebaut, Dächer repariert, Brunnen gegraben.“
Als hinter ihm jemand scharf die Luft einsog, drehte Neill sich um. Eine schlanke, blonde Frau wandte schnell den Kopf ab, als sein Blick auf sie fiel. Hatte er da Interesse in ihren blauen Augen gesehen?
Er drehte sich wieder um und lächelte die Männer an. „Ich bin offen für jede ehrliche Arbeit mit angemessener Bezahlung.“
Die Männer erwiderten sein Lächeln mit aufrichtiger Wärme und nickten verständnisvoll.
„Der alte Johnson könnte vielleicht Hilfe brauchen“, schlug einer von ihnen vor. „Seine Zipperlein machen ihm zu schaffen und er hat es nicht geschafft, den Zaun um seine Weide fertigzustellen.“
Neills Laune hob sich schlagartig, doch nur für einen kurzen Augenblick, denn einer der anderen schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Seine Söhne sind letzte Woche aus Amarillo gekommen und haben ihm geholfen. Gute Jungs, Thomas und Grant. Ich wünschte, meine würden mir nur halb so viel helfen.“
„Sie müssen ihre eigene Farm bestellen, Yancy. Das weißt du doch. Schließlich kannst du nicht erwarten, dass sie sich um dein Land und ihr eigenes kümmern.“
Anscheinend konnte Yancy das doch, denn sofort driftete die Unterhaltung genau in diese Richtung ab. Neill schwieg, während die Männer darüber diskutierten, wie viel Einsatz Söhne ihren Vätern schuldeten. Vielleicht konnte er sein Anliegen später noch einmal vorbringen. Außerdem war sowieso gerade der Prediger aus der Kirche getreten und winkte die Gottesdienstbesucher herein.
Als er durch die Tür trat, schaute er sich sofort nach der Frau um, die er draußen gesehen hatte. Vielleicht wusste sie, wo er hier in der Gegend Arbeit finden konnte. Er entdeckte eine hellblonde Frau, die schon weiter vorne Platz genommen hatte, konnte aber von hinten nicht sagen, ob es wirklich diejenige war, die er suchte. Nun, es würde nicht schaden, sich einen Sitzplatz in ihrer Nähe zu suchen. Eine Reihe vor ihr erspähte er einen freien Platz, schlüpfte hinein und drehte sich um, um sich vorzustellen. Doch die Frau war gerade in ein Gespräch mit dem Kind neben sich vertieft. Da er nicht stören wollte, wandte Neill sich nach vorne und schluckte ein ungeduldiges Seufzen hinunter. Er würde einfach bis nach dem Gottesdienst warten müssen, um mit ihr zu sprechen.
Nur war sie nach dem Gottesdienst schon wieder verschwunden.
Vielleicht war es seine Schuld, dass er sie verpasst hatte. Nach dem Schlussgebet hatte er noch einige Zeit mit gesenktem Kopf dagestanden und den Worten des Predigers seine persönlichen Bitten hinzugefügt – vor allem bat er um Geduld und ein größeres Vertrauen zu dem himmlischen Vater. Er hätte also eigentlich nicht überrascht sein sollen, dass genau diese Eigenschaften nun auf die Probe gestellt wurden, da sich seine einzige Hoffnung auf eine schnelle Anstellung scheinbar in Luft aufgelöst hatte.
Neill schüttelte den Kopf und lächelte über diese Ironie. Tja, Herr, die Bibel sagt, dass du weißt, was wir brauchen, bevor wir es auch nur aussprechen. Das habe ich wohl gerade bewiesen, was?
Er sprach noch ein wenig mit den Leuten, die um ihn herumstanden, dann griff er nach der Bibel, die er beim Hinsetzen neben sich gelegt hatte. Seltsam. Er konnte sich gar nicht an den Zettel erinnern, der da aus den vorderen Seiten ragte. Er zog ihn hervor und drehte ihn um. Eine Nachricht in eleganter Handschrift.
Dachdecker benötigt, um Heim von Witwe zu reparieren.
Der halbe Lohn wird im Voraus für Baumaterialien bezahlt, die andere Hälfte nach zufriedenstellender Ausführung der Arbeiten. Nur unbescholtene Männer mit aufrechtem Charakter können sich bewerben.
Interessenten erscheinen am Montagabend um 19 Uhr am Schulhaus.
Neill schaute sich hektisch um. Wer hatte ihm diese Nachricht hinterlassen? War es die blonde Frau gewesen? Die Schrift wirkte auf jeden Fall sehr feminin. Doch sie war nirgendwo zu sehen.
Er senkte den Blick wieder auf den Zettel in seiner Hand. Es klang wie eine Anzeige in der Zeitung. Vielleicht hatte diejenige, die die Anzeige geschaltet hatte, gehört, dass er Arbeit suchte, und ihm die Originalnachricht zukommen lassen. Oder vielleicht erhörte Gott seine Gebete einfach viel schneller, als er erwartet hatte.
Neill grinste, während er sich den Zettel in die Westentasche stopfte. Er musste sich nach einem Hotelzimmer umschauen. Morgen hatte er ein Vorstellungsgespräch.
Schwaches Licht flackerte im Schulhaus, als Neill um Punkt neunzehn Uhr dort eintraf. An der Tür nahm er den Hut ab und strich sein Haar glatt, bevor er eintrat. Die Tür schwang auf, ohne zu quietschen. Doch als er über die Schwelle trat, runzelte er die Stirn.
Der Raum war leer.
Gab es denn keine anderen Bewerber? Neill ließ seinen Blick über die leeren Schulbänke hin zu der Laterne schweifen, die vorne auf dem Pult stand und mit ihrem flackernden Licht nicht einmal die Ecken des Raumes erreichte. War derjenige, der die Bewerber anhören sollte, plötzlich weggerufen worden?
Vorsichtig trat Neill weiter in den leeren Raum ein. Sollte er warten? Vielleicht kam ja noch jemand. Er legte seinen Hut auf eine Schulbank und schaute zurück zur Tür. Niemand zu sehen. Halb erwartete er, dass plötzlich ein Junge hervorsprang, die Tür zuschlug und ihn einsperrte, um dann lachend zu seinen Freunden zu laufen und ihnen zu erzählen, was für einen lustigen Streich er dem dämlichen Fremden gespielt hatte.
Doch das hätte nicht zu der ordentlichen Frauenhandschrift gepasst. Die war alles andere als kindlich gewesen.
Er zog seine Uhr hervor. Neunzehn Uhr fünf. Dann konnte er noch warten. Immerhin hatte jemand die Laterne aufgestellt. Die Schulbänke waren zu klein für seine langen Beine, also ging er nach vorne zum Lehrerpult. Da sah er den Umschlag.
Er lag auf dem Tisch neben der Laterne. Sein Name, nicht ganz korrekt geschrieben, stand darauf. Die meisten Leute ließen das zweite L weg, wenn sie ihn nicht kannten. Neill ergriff den Umschlag und schaute hinein. Eine Zwanzigdollarnote und eine Wegbeschreibung zum Haus der Witwe Danvers.
Wer würde einfach so zwanzig Dollar herumliegen lassen? Jeder hätte das Geld an sich nehmen und die Witwe sich selbst überlassen können.
Neill hatte seine Mutter nie kennengelernt, doch ihre beste Freundin, Myra, hatte später diese Rolle übernommen. Ihr war es egal gewesen, dass seine Haut weiß gewesen war und ihre eigene braun. Was, wenn sie in dieser Situation wäre? Alt und gebrechlich, ohne Ehemann, der sich um sie kümmerte? Neill wäre bis ans Ende der Welt gegangen, um für sie da zu sein. Anscheinend hatte die alte Witwe Danvers niemanden, der sich um sie kümmerte.
Nun, der Umschlag war an ihn persönlich adressiert, was bedeutete, dass die Witwe und ihr undichtes Dach von jetzt an in seinem Verantwortungsbereich lagen. Ein Archer nahm seine Verantwortung wahr. Und so steckte Neill den Umschlag ein und drehte den Docht der Laterne hinunter, bis sie flackernd erlosch.
Egal wer sich dieses Spielchen ausgedacht hatte, er hatte Neill persönlich für den Job ausgesucht und er würde ihn zu Ende bringen.
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24.02.2019LEXI Es ist Zeit für ein zweites Paar Schultern
Die zwanzigjährige Clara Danvers ist Witwe und lebt in einer kleinen, baufälligen Hütte in Dry Gulch, Texas. Ihr nichtsnutziger Ehemann Matthew war Spieler, ein Taugenichts, der sich lieber im Saloon herumtrieb, als sich seiner jungen Ehefrau zu widmen. Clara ist zwar eine mutige und starke Kämpferin, doch ihr droht auf sich alleine
gestellt große Gefahr. Als Neill Archer auf der Suche nach Arbeit an sie verwiesen wird, bringt der gutaussehende und freundliche junge Mann nicht nur Dach und Treppen in Ordnung, sondern auch ihr Leben.
Karen Witemeyers bezaubernder Liebesroman besticht durch einen äußerst einnehmenden Schreibstil, gespickt mit vielen Emotionen und einer kleinen Prise Humor. Diese Kurzgeschichte bietet wie auch alle anderen Bücher der Autorin großen Unterhaltungswert, es erzählt vom Schicksal einer wunderschönen Außenseiterin in Texas, im Jahre 1893. Bei den handelnden Personen konzentriert sie sich in erster Linie auf die beiden Protagonisten Clara und Neill, deren Charakterzeichnung sie sich ausführlich widmet. Die Nebenfiguren wie beispielsweise Claras arroganter und unnachgiebiger Schwiegervater Mack oder Neills Brüder Travis, Jim und Crockett werden nur oberflächlich beschrieben, ein Umstand, den ich auch hinsichtlich Neills bestem Freund Josiah ein wenig bedauerte. Dennoch verstand es Karen Witemeyer, trotz der geringen Anzahl von Buchseiten möglichst viel von Neills Vergangenheit und den Bewohnern der Archer-Ranch in diese kurze Erzählung einzubringen.
Zu meinem Bedauern blieben einige Fragen bis zur letzten Seite unbeantwortet und es mangelte dem Verhalten von Neill Archer sowie Mack Danvers an zwei bestimmten Passagen im Buch etwas an Überzeugungskraft.
Trotz alledem hat mir dieses Buch, das im Übrigen als "Kleine-Auszeit-Roman" mit geringer Seitenanzahl und lesefreundlicher Schriftgröße erschienen ist, ausgezeichnet gefallen. "Ein Job für Neill Archer" hat mir unterhaltsame und vergnügliche Lesestunden bereitet und Karen Witemeyer aus meiner Sicht erneut als grandiose Autorin historischer Romane mit happy-end-Garantie und christlicher Botschaft bestätigt.
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07.02.2019dorli Texas, 1893. Neill Archer reist als Gelegenheitsarbeiter durchs Land, um sich Geld für seinen Traum vom eigenen Ackerland zu verdienen. In dem kleinen Ort Dry Gulch wird ihm von einem Unbekannten ein Auftrag zugespielt: Das Dach des Hauses der Witwe Clara Danvers muss dringend repariert werden. Neill macht sich auf zu der angegebenen Adresse, doch der Empfang, den ihm
die junge Witwe bereitet, ist alles andere als herzlich"
In ihrem historischen Kurzroman "Ein Job für Neill Archer" wartet Karen Witemeyer mit einer unterhaltsamen Mischung aus Romantik und Spannung auf.
Das in der "Kleine Auszeit"- Reihe des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienene Buch liest sich locker und angenehm zügig. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann ausgezeichnet mit Neill und Clara mitfiebern und mitfühlen.
Clara hat ein paar sehr schlechte Erfahrungen machen müssen, da ist es verständlich, dass sie misstrauisch ist und den Fremden vor ihrer Tür schleunigst wieder loswerden will. Doch der liebenswerte, stets hilfsbereite Neill erkennt schnell, dass Clara dringend Beistand benötigt und lässt sich nicht so einfach abwimmeln. Im Verlauf der Handlung gilt es dann, ein paar Situationen zu meistern, die weitaus kniffliger sind, als eine einfache Dachreparatur"
Karen Witemeyer hat einen frischen, lebendigen Schreibstil. Die Autorin erzählt die Geschichte im lockeren Wechsel mal aus Neills, mal aus Claras Sicht, so dass man als Leser beide Akteure sehr gut kennenlernt und bestens verfolgen kann, was beide über den jeweils anderen denken.
"Ein Job für Neill Archer" hat mir sehr gut gefallen - ein unterhaltsames Leseerlebnis für alle, die dramatisch-romantische Geschichten mit Wild-West-Atmosphäre mögen.
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03.02.2019K. Kauer In der Reihe "Kleine Auszeit - Romane" erschien das Buch "Ein Job für Neill Archer" von Karen Witemeyer das mir wunderschöne Lesestunden schenkte. Neill Archer, der jüngste Bruder der Archer Familie möchte endlich selbständig sein und begibt sich auf eine Reise, um durch Gelegenheitsarbeiten genügend Geld für die Bewirtschaftung seines eigenen Landes zu verdienen. Als er in Dry Gulch
bei einer jungen Witwe Clara Danvers das Dach reparieren soll, wird er von dieser zunächst misstrauisch empfangen. Neill besitzt jedoch genug Überzeugungskraft und Liebenswürdigkeit um Claras Vertrauen zu gewinnen, die Fremden stets sehr zurückhaltend begegnet, da sie schon recht schlechte Erfahrungen mit Menschen hinter sich bringen musste. Obendrein hat sie ihr verstorbener Ehemann sehr enttäuscht und sie hat immer noch massive Probleme mit ihrem Schwiegervater.
Neill ist groß, ehrenhaft und sehr verlässlich. Mit seiner Art gewinnt er das Vertrauen der Menschen; sogar das der stets skeptischen Clara. Schon bald erkennt er in ihr einen herzlichen, fürsorglichen aber zutiefst verletzten Menschen. Er beschließt ihr beizustehen. Doch plötzlich entwickelt sich nicht nur Freundschaft...
Clara ist eine exotische Schönheit, charakterlich stark und stolz aber im Kern ihres Herzens eine liebevolle und treue Frau. Hochschwanger fürchtet sie sich vor ihrem schwierigen Schwiegervater und begegnet schließlich Neill...
Der angenehm leicht zu lesende Stil der Autorin Karen Witemeyer wird durch sehr gut getroffene Romancharaktere zu einem lebendigen Roman voller Gefühl und Humor ergänzt. Sowohl Clara als auch Neill wachsen dem Leser ans Herz; aber auch all seine Brüder, die in ihrer Art sehr verschieden sind. Die Kernbotschaft der spritzigen Story ist die Hilfsbereitschaft von Menschen, die Akzeptanz anderer Hautfarbe und der Zusammenhalt in schwierigen Situationen.
Ich freue mich jedes mal auf die Romane von Karen Witemeyer, die eine vergnügliche Lektüre und ein Entfliehen aus dem Alltag garantieren. Somit kann ich erneut von Herzen "Dankeschön" sagen. Diese Story ist jedem zu empfehlen, der eine entspannte und glücklicheö Zeit des Lesens schätzt.
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30.01.2019claudi-1963 "Große Gefahren haben das Schöne, dass sie Brüderlichkeit von Fremden ans Licht bringen." (Victor Hugo)
Texas 1893: Neill der jüngste der vier Archer Brüder hat sich aufgemacht seinen Brüdern zu beweisen, das er nicht mehr der Junge ist, den sie ihn ihm sehen. Dringend sucht er einen Job, damit er zusammen mit seinem Freund Josiah eine Ranch gründen kann. In
Dry Gulch versucht er sein Glück und findet sogar nach dem Gottesdienst einen kleinen Zettel einer Unbekannten, mit einem Jobangebot. Eine Witwe sucht dringend jemanden der ihr kaputtes Dach repariert. Nicht schlecht staunt Neill, als er die junge Witwe Clara Danvers antrifft. Clara dagegen ist sehr skeptisch gegenüber Neill, doch sein Charme lassen diese schnell verfliegen. Allerdings merkt Neill schnell, das man an Claras Haus mehr als das Dach reparieren muss. Nach kurzer Zeit verstehen sich die beiden immer besser. Doch das Clara in großer Gefahr schwebt, ahnt Neill erst als er Claras Schwiegervater Mack kennenlernt. ---
Meine Meinung:
In dieser Geschichte ging es um den schönen Wilden Westen, als es in den USA noch wichtig war eine Ranch zu besitzen. Denn genau dies ist es was Neill ebenfalls erreichen möchte, bevor er eine Familie gründet. Der schöne Schreibstil und der Plot haben es geschafft, dass ich in kürzester Zeit dieses Buch gelesen hatte. Lediglich bei der Tiefe der Protagonisten hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht, ansonsten war es eine runde Sache gewesen. Dass der christliche Glaube und Werte bei Clara und Neill wichtig sind und sie verbindet, erlebte man hier besonders in gefährlichen Szenen aber auch im Alltag. Die Charaktere beschränken sich in der Hauptsache auf Clara und Neill, die mir beide sofort sympathisch waren. Während Neill ein charmanter, herzlicher und fleißiger Mann war, wirkte Clara eher ängstlich, zurückhaltend jedoch äußert fürsorglich auf mich. Am besten hat mir am Ende der große Zusammenhalt der Archer Familie imponiert. Trotz der Kürze hat es die Autorin geschafft, eine interessante Geschichte mit christlichen Werten zu verbinden ohne das diese zu sehr auftragen. Ich könnte mir gut vorstellen, das diese Geschichte der Auftakt einer neuen Familiensaga über die Archer Brüder sein könnte. Mit diesen "Kleine Auszeit" Romanen hat sich der Francke Verlag etwas Besonderes einfallen lassen. Erkennbar sind sie durch die einfachen, farblich unterschiedlichen gemusterten Cover. Die knapp 150 Seiten langen Bücher, sind genau das richtige für eine kleine Pause. Ich denke, das es gerade wegen der Kürze, genau das richtige für Lesermuffel ist. Für dieses Buch vergebe ich deshalb gerne 4 1/2 von 5 Sterne und werde mir sehr wahrscheinlich auch die anderen "Kleine Auszeit" Romane anschauen.
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