1. Dezember
Auf den Dächern des kleinen Dörfchens Auendorf liegt eine dünne Schneeschicht. Ein Fuchs huscht zwischen den Straßen hindurch, um kurz darauf im nahe gelegenen Wald zu verschwinden. Es ist noch dunkel, doch in vielen Häusern sind schon die Lichter an. Auch bei den Müllers brennt Licht in einigen Zimmern.
Jetzt geht ein weiteres Licht an. Wer da wohl gerade aus dem Bett geholt wird?
„Lena, Anna, Zeit zum Aufstehen!“, ruft die Mutter der beiden Mädchen und zieht den Vorhang zurück.
„Hm? Was ist los … schon Morgen?“, murmelt Anna verschlafen aus dem oberen Stockbett. Nur ein brauner, zerzauster Haarschopf ist von ihr zu sehen.
Doch Lena hat inzwischen schon die Decke zurückgeschlagen und hüpft aus dem Bett. „Mama, weißt du, was ich heute Nacht geträumt habe?“
„Hm, lass mich raten“, sagt Mama. „Dass dein Fahrrad Flügel bekommen hat und du damit über Auendorfs Dächer geflogen bist? Oder dass Kater Joschi mit rotem Mäntelchen und Zipfelmütze deiner Kindergärtnerin Schokolade, Nüsse und Mandarinen vorbeigebracht hat?“
Lena kichert. „Nein, Mama, dass es geschneit hat!“, erzählt sie mit leuchtenden Augen.
Ihre Mutter nimmt sie in die Arme. „Dann wirst du dich aber freuen, wenn ich dir jetzt sage, dass es heute Nacht tatsächlich geschneit hat!“
Lächelnd geht Mama in die Küche, während Lena ans Fenster stürmt und die weiße Landschaft betrachtet.
„Juhu, es hat geschneit!“, ruft sie immer wieder.
Als sie kurz darauf Richtung Badezimmer steuert, bleibt sie auf halbem Weg vor dem Tisch an der Wand stehen und hüpft fröhlich auf und ab.
„Mama, ist heute der 1. Dezember?“, fragt sie. Sie hat da nämlich etwas auf dem Tisch entdeckt …
„Ja“, hört sie Mama aus der Küche antworten.
„Anna, komm schnell her und schau, was ich entdeckt habe!“, ruft Lena.
Anna ist auf einmal hellwach, klettert aus ihrem Stockbett und rennt in den Flur. Begeistert bleibt sie vor zwei Adventskalendern stehen: einer ist für Lena, einer ist für sie.
„Die sind ja voll cool!“, sagt Anna mit leuchtenden Augen.
Wie jedes Jahr hat Mama die Kalender selbst gebastelt. Ein lustiger Elchkopf aus Holz steht auf dem Tisch und schaut die beiden Mädchen aus schwarzen Kulleraugen an. Sein breites Lachen reicht bis fast zu den kleinen Ohren. An seinem Geweih hängen viele bunte Päckchen und auf seiner roten Nase steht Lenas Name. Lena betrachtet ihn glücklich.
Annas Adventskalender schwebt über dem Tischchen. Auf einem Heißluftballon, den Mama aus einem Ballon und Kleister gebastelt hat, steht in leuchtenden Farben „Anna“ geschrieben. An Schnüren ist ein Korb befestigt, der mit kleinen Päckchen gefüllt ist.
Anna ist begeistert. „Mama, dürfen wir das erste Päckchen öffnen?“
Ihre Mutter schaut um die Ecke und nickt. „Aber der Inhalt wird erst nach dem Frühstück verzehrt!“, sagt sie schmunzelnd.
Die beiden suchen ihr erstes Päckchen und finden darin einen Schneemann aus Schokolade. Hmm, der sieht aber lecker aus!, denkt Lena. Sie kann schon fast spüren, wie die Köstlichkeit auf ihrer Zunge zergeht. Dann zieht Anna ihre Schwester mit sich zurück ins Zimmer. Als sie ihren Finger verschwörerisch auf ihren Mund legt, weiß Lena plötzlich, was Anna vorhat. Beide rennen zu ihrem Bett. Lena kriecht sofort darunter und holt ein großes Blatt Papier hervor, das die beiden stolz betrachten. Ein großes, bunt bemaltes Haus ist darauf zu sehen. Ein Mann und eine Frau mit langen braunen Haaren halten an ihren Händen ein großes und ein kleineres Mädchen. Das kleine Mädchen hat blonde Zöpfchen. Die etwas schiefen Fenster sind mit Nummern beschriftet. Auf der Haustüre steht die Zahl 24.
Jedes der Mädchen hält auf einer Seite das Blatt fest. So gehen sie zusammen zu ihrer Mutter in die Küche.
„Überraschung!“, rufen sie Mama zu, die mit dem Rücken zu ihnen am Kühlschrank steht. Als Mama das Kunstwerk sieht und begreift, dass es ein Adventskalender ist, schlägt sie vor Begeisterung die Hände vor den Mund.
„Der ist ja wunderschön!“, ruft sie erfreut. Sie kommt näher und betrachtet den Adventskalender genauer. Nun kann sie sehen, dass sich jedes Fenster öffnen lässt.
Anna ist ein bisschen verlegen und sagt: „Es war gar nicht so einfach, die Fenster so herauszuschneiden, dass man sie wieder schließen kann. Bei einigen haben wir ein wenig zu viel herausgeschnitten, daher mussten wir die Fenster wieder etwas zukleben.“
Mama schaut sich den Kalender nochmals an. „Ich finde, das Haus sieht so noch viel origineller aus!“, sagt sie.
Die beiden Mädchen atmen erleichtert auf.
„Wir haben den Kalender für dich und Papa gemacht. Aber das erste Fenster ist für dich“, erklärt Lena.
Mama sucht nach dem Fenster mit der „1“. Als sie es gefunden hat, macht sie es auf. Auf einem Blatt, das die Kinder hinter das andere mit dem Haus geklebt haben, steht mit Kinderschrift geschrieben: „Du bist die allerbeste Mama der Welt.“
Mama hat Tränen in den Augen, als sie ihre beiden Mädchen fest an sich drückt. „Das ist der schönste Adventskalender, den ich je bekommen habe. Vielen Dank!“
Dann setzen sich alle glücklich an den gedeckten Frühstückstisch. Anna erzählt, dass sie den Adventskalender für ihre Eltern schon eine ganze Weile unter dem Bett liegen hatten.
„Und Frau Bachmann aus dem Kindergarten hat uns ein wenig mit dem Schreiben geholfen“, verrät Lena.
Sie greifen kräftig zu und plaudern über die bevorstehende Weihnachtszeit. Doch bald hüpft der Zeiger der Küchenuhr auf 7.25 Uhr. Es wird Zeit für den Kindergarten und die erste Klasse. Aber vor dem Zähneputzen stecken sich die beiden Mädchen noch gegenseitig den dicken Schokoladenschneemann in den Mund. Fünf Minuten später verabschieden sie sich mit einem Kuss von ihrer Mutter und verlassen das Haus.
Draußen ist es bewölkt und kalt. Doch das stört die beiden Schwestern nicht im Geringsten. Fröhlich hüpfen sie über die schneebedeckte Straße Richtung Dorfzentrum. Kleine Atemwölkchen steigen in den Himmel, um sich kurz darauf in Luft aufzulösen.
„Du, Lena, kannst du den Schnee auch riechen?“, fragt ihre ältere Schwester, die jetzt mit flottem Schritt neben ihr her geht.
Prüfend hält Lena ihre Nase in die Luft und schnuppert. Sie schnuppert und schnuppert. Anna macht es ihr nach. Nach ein paar Schritten schauen sich beide an und prusten los. Es sieht auch einfach zu komisch aus!
In diesem Moment kommt Oliver, ihr Freund aus der ersten Klasse, um die Ecke und schaut die beiden etwas belustigt an.
„Na, was ist denn mit euch los?“, fragt er. Das löst einen weiteren Lachanfall bei den Mädchen aus.
„Wir …“ Lena hält sich den Bauch und kichert. „Wir schnuppern!“
Oliver zieht die Augenbrauen in die Höhe und schüttelt etwas verständnislos den Kopf. Mädchen …, denkt er und verdreht dabei die Augen. Er muss aber trotzdem über seine Freundinnen lachen.
Als sich die Mädchen etwas beruhigt haben, flüstert Lena: „Ja, du hast recht. Ich kann den Schnee auch riechen!“ Sie zwinkert ihrer Schwester zu.
Anna hakt sich bei Lena unter und denkt, wie schön es ist, eine Schwester zu haben, die so lustig sein kann und mit der sie sich so gut versteht.
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15.01.2017Simone Janoschke Die Zwillinge Anna und Lena und ihre Freunde Oliver und Jojo sind gespannt. Bis Weihnachten sind es nur noch 24 Tage und ihrer Lehrerin Frau Bachman denkt sich so einiges aus um diese Zeit spannend zu gestalten. Da gibt es ein Hilfsprojekt, die Kinder wichteln und dann verschwindet auch noch die wunderschöne Kette von Frau Bachmann. Wer die wohl
entwendet hat" Die Kinder machen sich auf die Suche und entdecken so einiges. Aber ob sie Frau Bachmann helfen können"
Das Geheimnis der Weihnachtskugel ist ein sehr schönes Büchlein zum Vorlesen für Kinder ab etwa 5 Jahren. Die Kinder im Buch sind im letzten Kindergartenjahr und im ersten Schuljahr, so gibt es viele parallelen zum eigenen Leben, was dieses Buch sehr spannend macht. Das Buch ist in 24 Kapitel eingeteilt, damit man im Advent jeden Tag eine Geschichte lesen kann. Aber auch zu anderen Zeiten hat man viel Freude mit dem Buch. So habe ich es mit meiner 7jährigen Tochter erst jetzt entdeckt und für sehr gut befunden.
Die Geschichte von Weihnachten wird in jedem Kapitel ein Stück mehr erzählt und die Kinder entdecken, wie es ist mit Jesus zu reden und zu ihm zu beten. Dabei ist es aber nicht aufdringlich sondern fügt sich einfach in die Erzählung ein. Es hat mir auch gut gefallen, dass die Kinder merken, wenn sie Fehler gemacht haben und dann versuchen, sich dafür zu entschuldigen. Man kann auch immer wieder mal schmunzeln. Was wir ganz toll fanden, waren die Anleitungen um z. B. ein Jojo selbst zu basteln oder Engels-Muffins nachzubacken.
Ein wirklich toller Adventskalender, den man auch außerhalb von Weihnachten entdecken kann. Unsere Leseempfehlung!
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27.10.2016Susanne Degenhardt / Smilla507 In diesem Adventskalenderbüchlein geht es hauptsächlich um 4 Kinder, aus deren Perspektive die Zeit vor Weihnachten geschildert wird. Die beiden Schwestern Lena und Anna gehen gemeinsam mit Oliver und Jojo in eine besondere Schule in der Schweiz: Kindergarten und 1. Klasse sind zusammen gelegt. Ihre Lehrerin Frau Bachmann erzählt ihnen die Weihnachtsgeschichte, außerdem basteln die Kinder Weihnachtskugeln mit Geschenken
für ihre Wichtelkinder, helfen Menschen aus ihrem Dorf und dann geht auch noch die geliebte Silberkette der Lehrerin verloren... Die Kinder sind sehr beschäftigt und so verfliegt die Zeit bis Weihnachten im Nu.
Des Weiteren enthält das Buch Bastelvorschläge für ein Jo-Jo und eine Styropor-Weihnachtskugel und Rezepte für Apfelpunsch-Sirup sowie Engel-Muffins.
Ursprünglich wollte ich das Buch meiner 5jährigen Tochter vorlesen, da die Altersangabe ab 4 empfohlen war. Aber ich musste es dann doch allein lesen, weil sie es aufgrund fehlender Illustrationen nicht interessant fand. Die einzigen Abbildungen sind die für die Kreativideen. Die Kapitelanfänge sind mit Weihnachtsbäumen oder Schneesternen geschmückt, aber alles in grau- oder schwarz-weiß-Tönen.
Beim Lesen merkte ich schnell, dass die Geschichten inhaltlich auch zu komplex für meine Tochter gewesen wären. Sie werden ja immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, das ist noch zu schwierig für das Alter, denke ich. Außerdem war das Thema Schule - wenn auch mit weihnachtlichem Hintergrund - stärker ausgeprägt als der Kindergarten. Da meine Tochter noch nicht zur Schule geht und diese noch nicht »greifbar« genug für sie ist, interessiert sie sich nicht sehr dafür.
Insgesamt finde ich die Geschichten aber sehr schön, sie sind stimmungsvoll und bauen mit der Zeit ein wenig Spannung auf. Für ein wenig ältere Kinder, ab ca. 6 Jahren, dürfte das Büchlein optimal zum Vorlesen sein. Der Glaube an Gott spielt eine starke Rolle, Weihnachtsmann und Christkind werden nicht behandelt, sondern die biblische Weihnachtsgeschichte, sowie Helfen, Nächstenliebe und Vorurteile.
Ich gebe dem Buch 4,5 Sterne. Mit Illustrationen wäre es noch etwas schöner gewesen.
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