Eigentlich hatte sich Darcy St. James geschworen, mit den Undercover-Recherchen aufzuhören. Doch um ihrer Journalisten-Kollegin Abby zu helfen, lässt sie sich auf einen letzten Fall ein. Dieser führt sie an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Als sie dort eintrifft, ist ihre Freundin Abby jedoch spurlos verschwunden.
Dafür begegnet Darcy erneut dem streitlustigen Gage McKenna und seinen Geschwistern. Und ehe sie sichs versieht, steckt Darcy mittendrin in einer unglaublichen Story, die für sie und Abby lebensgefährlich wird, und in einem Wirrwarr von Gefühlen. Denn obwohl die Funken sprühen, scheint es, als könnte es für Darcy und Gage keine gemeinsame Zukunft geben
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Prolog
In Abbys Kopf drehte sich alles und ihr Blickfeld war eingeschränkt, als sie in ihre Kabine stolperte. Was hatten sie ihr gegeben und wann? Ihr war schlecht. Die hohen Wellen, die der aufziehende Sturm verursachte, steigerten ihre Übelkeit noch. Wie hatte sie so dumm sein können?
Sie mussten herausgefunden haben, wer sie war und dass sie kurz davor war, sie zu entlarven. Offenbar versuchten sie, Abby zum Schweigen zu bringen obwohl sie im Ernstfall den Tod der Alternative vorziehen würde.
Sie nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Darcys Kabine.
Bitte sei da. Darcy hatte gesagt, sie würde in ihrer Kabine warten, aber das Telefon klingelte, bis die Mailbox ansprang. Dies war keine Nachricht, die sie auf einem Anrufbeantworter hinterlassen konnte. Nicht, wenn sie wussten, wer sie war. Nicht, wenn es sie zu Darcy führen könnte. Sie musste einen sicheren Weg finden, eine Nachricht zu hinterlassen, die nur Darcy verstehen würde.
Sie kritzelte einige Wörter auf einen Zettel. Und jetzt
wohin damit? Sie nahm die Gideon-Bibel vom Nachttisch, schob den Zettel hinein, legte die Bibel auf ihr Bett und ging zur Tür. Nur Darcy würde wissen, dass es keinen Grund gab, warum eine Bibel auf Abbys Bett liegen sollte. Abby entdeckte ihre Handtasche neben dem Nachttisch. Sie nahm sie und legte sie auf die Bibel. Ein bisschen zusätzlicher Schutz konnte nicht schaden. Darcy würde die Bedeutung trotzdem erkennen.
Als Abby um ihr Bett herumging, hob sich das Schiff und sie schwankte. Sie brauchte Hilfe. Jeder Schritt war unsicher, aber es gelang ihr, den Türknauf zu fassen. Das Metall fühlte sich in ihrer schweißnassen Hand kühl an. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit, spähte auf den Flur hinaus und stellte erleichtert fest, dass dort niemand zu sehen war. Sie trat hinaus und lief in Richtung Aufzug.
Ein Stück den Gang hinunter ragten Schatten um die Ecke, wo ein anderer Korridor diesen kreuzte. Sie blieb stehen und ihr Atem stockte.
Die Stimme eines Mannes war zu hören, dessen Worte wütend und hitzig klangen. Ein zweiter Mann antwortete. Das Herz zog sich in ihrer Brust zusammen. Es waren die beiden. Sie folgten ihr.
Sie wandte sich um und hätte dabei beinahe das Gleichgewicht verloren, sodass sie sich mit einer Hand an der Wand abstützen musste, und während sie so schnell wie möglich in die andere Richtung lief, tastete sie sich an der Wand entlang.
Die Tür zum Deck. Sie würde hinausschlüpfen und zum Aufzug zurücklaufen, um dann am anderen Ende des Ganges herauszukommen. Vielleicht würde die frische Luft helfen, ihren benebelten Verstand zu erhellen.
Abby schob die Tür nach draußen auf und trat an Deck. Die frische Luft Alaskas schlug ihr ins Gesicht, brachte aber nicht die Klarheit, die sie sich erhofft hatte. Noch immer fühlte sie die Hitze auf der Haut. Was hatten sie ihr nur verabreicht?
Mit Mühe hielt sie sich aufrecht, indem sie sich an der Reling festhielt, während das Wasser gegen den Schiffsrumpf klatschte. Wenn sie nur die Tür achtern erreichen konnte, dann würde sie genau beim Aufzug herauskommen. Einige Ebenen weiter oben wäre sie von Menschen umgeben.
Zaghaft machte sie einen Schritt, dann noch einen. Keine zwanzig Meter bis zu der Tür, die sie erreichen musste.
Ich schaffe das. Sie würde kämpfen. Für sie.
Da. Seine Stimme ließ Eiswasser durch ihre Adern strömen. Sie hatten sie gefunden.
Ihre Haut war schweißnass, als sie anfing zu rennen, doch dann verhedderten ihre Beine sich unter ihr. Sie fiel der Länge nach hin und ihr Kinn schlug auf die raue Oberfläche des Decks. Schmerz und Hitze schossen durch ihren Körper und ihre Hände und ihr Gesicht kribbelten, weil sie sich die Haut aufgeschürft hatte.
Die Schritte waren jetzt lauter, näher.
Sie blinzelte durch den Dunst in ihrem Gehirn und versuchte krampfhaft, sich auf die Tür zu konzentrieren, die nur noch zehn Meter entfernt war. Mit blutenden Händen stemmte sie sich hoch, sprang auf und stolperte weiter. Das Deck hob und senkte sich mit den Wellen und sie konnte nicht mehr richtig sehen.
Bitte. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie griff nach der Tür, doch im selben Augenblick landete eine erbarmungslose Hand auf ihrer Schulter und hielt sie wie eine Schraubzwinge fest. Der Schmerz zog durch ihre ganze rechte Seite.
Dachtest du wirklich, du könntest uns reinlegen, Abby? Er riss sie zurück. Mit der Faust in ihren Haaren schleifte er sie über das schmale Deck.
Sie versuchte, sich irgendwo festzuhalten
an irgendetwas. Zugleich trat sie um sich, so gut sie mit ihren schlaffen Beinen konnte, während sie gegen das Zeug ankämpfte, das ihren Körper vergiftete. Mit aller Kraft stieß sie einen Schrei aus, aber das Brüllen des Meeres verschlang ihn sofort.
Er drückte sie an die Reling, sodass ihr Rücken sich über die dicke Metallstange bog und ihre Füße in der Luft baumelten. Was für eine Verschwendung.
Bitte nicht!
Dafür ist es zu spät. Mit einem Stoß ließ er sie über Bord gehen.
Ihre Füße ruderten in der Luft, die ihr entgegenströmte.
Neeeeein!
1
Darcy eilte den beunruhigend stillen Korridor entlang in Richtung Aufzug. Wo war Abby? Vielleicht hatte sie nach ihrer Tagesexkursion bei der abendlichen Feier auf Ebene 9 geholfen. Was auch immer der Grund für Abbys Verspätung war, Darcy würde nicht die ganze Nacht warten. Sie hatte auf der Bering angeheuert, um Abby bei ihren Ermittlungen zu helfen Ermittlungen, über die sie immer noch sehr wenig wusste.
Abbys Anrufe aus verschiedenen Häfen Alaskas im Laufe der vergangenen Wochen waren kurz gewesen. Sie hatte Darcy von einer Gelegenheit für ein journalistisches Abenteuer an Bord der Bering, einem Schiff der Kreuzfahrtgesellschaft Destiny Cruise Line, erzählt und Darcy überredet, sich anzumelden. Der letzte Anruf am Tag, bevor Darcy Kalifornien verlassen und die Kreuzfahrt angetreten hatte war anders gewesen. Das Gespräch hatte keine Minute gedauert und Abbys Stimme hatte gehetzt geklungen, ja, richtiggehend panisch. So hatte Darcy ihre ehemalige Partnerin aus Undercoverzeiten noch nie erlebt. Sie wollte keine Einzelheiten nennen, sondern nur wissen, ob Darcy tatsächlich kommen würde. Was auch immer Abby am Haken hatte, es war ein dicker Fisch.
Zum ersten Mal seit drei Jahren spürte Darcy wieder das Jagdfieber. Und das Schöne war, dass ihre Tarnung als Journalistin echt war.
Ihre Abenteuererfahrung und ihre Bereitschaft, innerhalb von achtundvierzig Stunden an Bord zu gehen, hatten Destiny beeindruckt und ihr den Platz gesichert. Sie war gerade einmal zwölf Stunden auf der Bering und konnte es nicht erwarten, sich in die Sache zu stürzen, bei der Abby ihre Hilfe brauchte.
Sie betätigte den Knopf, der den Aufzug nach oben holte, und wippte ungeduldig mit dem Fuß, bis die Aufzugtür sich öffnete. Dann trat sie ein, wählte Ebene 9 und lehnte sich an die Wand. Wer hätte gedacht, dass sie noch mal in einem Fall ermitteln würde? Als sie die Arbeit als Enthüllungsjournalistin vor drei Jahren an den Nagel gehängt hatte, war sie entschlossen gewesen, nie wieder zurückzukehren. Aber dies war etwas anderes. Abby brauchte ihre Hilfe. Außerdem war sie keine richtige verdeckte Ermittlerin und vor allem: Sie arbeitete nicht für Kevin allein diese Tatsache änderte alles. Oder wenigstens versuchte Darcy sich davon zu überzeugen, dass es alles änderte.
Der Aufzug bewegte sich sehr langsam oder vielleicht war es auch ihre Unruhe, die sie ungeduldig machte. Seit sie Alaska im letzten Dezember verlassen hatte
und damit die McKennas
und Gage
war sie irgendwie rastlos gewesen. Sie war davon ausgegangen, dass sie in Verbindung bleiben würden, aber daraus war nichts geworden. Fünf Monate ohne einen Anruf, ohne E-Mails
nichts.
Sie wippte mit dem Fuß, während die aufleuchtenden Zahlen über ihrem Kopf ein Deck nach dem anderen verkündeten 5, 6, 7.
Bei Ebene 8 hielt der Aufzug so ruckartig an, dass sie gegen die Wand geworfen wurde. Ein Alarm ertönte und das Licht wurde gedimmt.
Das ist nicht euer Ernst.
Sie drückte auf die 9. Nichts.
Mensch, komm schon!
Während sie die Notruftaste betätigte, versuchte sie, die aufsteigende Panik zurückzudrängen.
Sie war gefangen.
Beim dritten Klingeln nahm er ab, verärgert wegen der Störung. Ich hoffe, es ist wichtig.
Wir haben ein Problem, sagte Jeremy.
Er stand auf und entfernte sich vom Bett. Ich dachte, du kümmerst dich um das Problem. Hatte Jeremy das nicht versprochen seinen Fehler auszubügeln?
Das wollte ich ja, murmelte Jeremy. Und das habe ich auch, aber
Aber?
Es gibt Komplikationen.
Was für eine Überraschung. Bei Jeremy lief immer etwas schief. Warum er ihm so lange vertraut hatte, die Dinge zu managen
Das war sein Fehler. Was für Komplikationen? Er nahm sein Whiskeyglas von der Bar.
Jemand hat den Alarm für Mann über Bord ausgelöst.
Wo bist du?
Du brauchst nicht zu kommen. Sag mir nur, was ich tun soll.
Befehle zu befolgen, scheint nicht deine Stärke zu sein. Er leerte seinen Drink in einem Zug, sodass die goldene Flüssigkeit in seiner Kehle brannte und sich in seinem Brustkorb ausbreitete.
Aber, Boss
Gib mir deine Koordinaten. Jetzt. Er sprach mit ruhiger, strenger Stimme. Es hatte keinen Sinn, die Beherrschung zu verlieren, bis die Sache geklärt war.
Jeremy sagte ihm, wo er sich befand.
Wir sehen uns gleich. Damit beendete er das Telefonat.
2
Als Abby erwachte, war ihr Magen noch immer in Aufruhr. Der Untergrund, auf dem sie lag, brummte. Gedämpfte Stimmen sprachen irgendwo in der Nähe. Sie hob den Kopf von dem kalten, feuchten Boden und war umgeben von Dunkelheit.
Ihre klatschnasse Kleidung klebte an ihrem zitternden Leib. Wo bin ich? Sie strich sich einige verfilzte Strähnen ihrer Haare aus dem Gesicht, sodass sie besser sehen konnte, und dann traf die Wirklichkeit sie wie eine Totenglocke. Sie war nicht tot. Das hier war viel, viel schlimmer.
Tut mir leid, Boss. Jemand hat den Alarm ausgelöst. Jeremys Stimme bebte.
Der Mann, dessen Stimme sie in Angst und Schrecken versetzt hatte, hatte selbst Angst? Wer war dieser andere Mann, dieser Boss?
In letzter Zeit höre ich das ständig von dir. Tut mir leid. Weißt du eigentlich, welche Beziehungen ich spielen lassen musste, um deinen Fehler auszubügeln? Das ist so, als müsste ich ein ganzes Orchester dirigieren. Der Sprecher näherte sich ihr auf einige Meter, sodass sie seine Füße sehen konnte, aber die Nacht tauchte seine Züge in Schatten.
Abby blickte auf. Der Regen klatschte in ihr Gesicht. Sie war noch immer draußen. Aber das Brummen? Ein Boot. Vielleicht ein Rettungsboot. Nein, das hier war mit Sicherheit keine Rettungsaktion.
Du. Seine Stimme war tief und eine wütende Schärfe lag darin.
Sie erstarrte, weil sie fürchtete, er könnte mit ihr sprechen, aber dann ging er in die entgegengesetzte Richtung auf jemanden zu, den sie nicht sehen konnte. Mach schon. Du bist gerade befördert worden.
Derjenige, an den seine Worte sich richteten, widersprach nicht. Er sagte kein Wort. Kurz darauf erklang ein leiser Motor und entfernte sich schnell.
Sie rutschte ein wenig zur Kante des Schiffes. Wenn sie zum Wasser gelangen konnte, hatte sie vielleicht eine Chance.
Wenn ich nicht zurückgehe
, stotterte Jeremy.
Ein Schuss durchbrach die Nacht.
Die Angst hallte in Abbys tauben Gliedern wider und das Adrenalin trieb sie an, während das raue Deck ihre aufgeschürften Knie weiter malträtierte.
Und wo willst du hin? Eine Waffe erschien an ihrem Ohr, als der Mann sich über sie beugte.
Der Schweiß rann Darcy den Rücken hinunter, weil sie in einem Aufzug festsaß. Sie hatte jede Taste des Bedienfeldes gedrückt. Die Decke des Aufzugs konnte sie nicht erreichen und so konnte sie auch nicht nachsehen, ob es einen Weg gab, wie sie herausklettern konnte. Die zunehmende Hitze
Was, wenn es an Bord brannte und sie in dieser Metallkiste gefangen war? Denk nicht an so etwas, Darcy.
Sie saß fest, bis jemand sich darüber beschwerte, dass der Aufzug nicht funktionierte, und die Mannschaft des Schiffes das Problem löste. Eine Betriebsstörung. Wenn sie das Wort oft genug wiederholte, konnte es vielleicht die Panik verdrängen, die in ihren Ohren zischte. Die Luft wurde allmählich schal erdrückend. Sie hasste enge Räume. Und sie hasste es, von Dunkelheit umgeben zu sein. Die schummerige Notbeleuchtung war jedenfalls kein richtiges Licht sie konnte kaum ihre Hände sehen, die zu Fäusten geballt waren.
Sie öffnete die Fäuste und hob den Arm, um den kleinen Knopf an ihrer Armbanduhr zu drücken, sodass das changierende Ziffernblatt beleuchtet wurde. Eine Stunde, acht Minuten und kein Ende in Sicht. Sie hasste jede Sekunde davon.
Irgendwann setzte der Aufzug sich endlich mit einem Ruck in Bewegung und die normale Beleuchtung ging wieder an. Darcy sprang auf und strich ihre Bluse glatt. Sie schwitzte, ihre Wangen glühten und das würde man sehen, wenn die Aufzugtür sich öffnete.
Die Tür glitt zur Seite. Ihr gegenüber stand ein besorgtes Besatzungsmitglied ein Mann, der etwa so alt war wie sie selbst. Er war groß und schlank und hatte wellige kastanienbraune Haare und braune Augen. Ist alles in Ordnung, Miss?
Mir geht es gut. Sie rannte förmlich aus dem Aufzug und sog tief die frische Luft ein. Was ist passiert?
Der Mann-über-Bord-Alarm wurde ausgelöst und ich fürchte, wenn das geschieht, geschieht das Gleiche wie bei einem Feueralarm. Es gibt ein zentrales Alarmsystem an Bord, sodass die Aufzüge automatisch angehalten werden.
Mann über Bord?
Ja, Miss.
Hinter ihr drängten sich Menschen in den Aufzug, aus dem sie gerade entkommen war. Waren sie verrückt? Sie überflog die Gruppe, sah die besorgten Gesichter und erkannte, was das Problem war. Alle strebten in die Aufzüge, weil sie nach ihren Angehörigen sehen wollten sich vergewissern, dass keiner von ihnen die Person war, die über Bord gegangen war. Fast alle waren ältere Menschen. Die Jüngeren hatten wahrscheinlich bereits die Treppe benutzt. Die Passagiere schoben sich an ihr vorbei, bis der Aufzug zum Bersten voll war und die Türen sich schlossen.
Wissen Sie, wer über Bord gegangen ist?, fragte sie.
Der Mann zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung. Er winkte eine andere Gruppe zu dem nächsten freien Aufzug. Ich war damit beschäftigt, mich um die Sicherheit an Bord zu kümmern und die Alarmanlage auszustellen, nachdem die Person gerettet war.
Person
gerettet?
Die Rettungsmannschaft hat die Person, die über Bord gegangen ist, erfolgreich geborgen. Sein Blick wanderte über die kleiner werdende Menschentraube vor den Aufzügen und Erleichterung machte sich auf seinem Gesicht breit.
Das ist fantastisch.
Ohne einen Aufzug in Erwägung zu ziehen, ging Darcy unverzüglich zur Krankenstation. Wenn heute Abend nicht die Möglichkeit bestand, sich mit Abby zu unterhalten, konnte sie wenigstens den Zwischenfall an Bord untersuchen.
Als sie den Gang auf Ebene 7 betrat, wandte sie ihre Schritte in Richtung Krankenstation. Die Person, die über Bord gegangen war, würde sofort hierher gebracht werden, damit ein Arzt sie untersuchen konnte.
Sie bog um die Ecke und stellte fest, dass die Krankenstation im Dunkeln lag.
Merkwürdig
Sie umfasste den Türknauf. Abgeschlossen.
Bestimmt hatte die Rettungsmannschaft die geborgene Person längst von Bord gebracht.
Sie wartete und ging einige Minuten lang auf dem Korridor auf und ab, aber niemand erschien.
Darcy beschloss, zu Deck 9 zurückzukehren, weil sie hoffte, dass der Mann, der sie aus dem Aufzug befreit hatte, inzwischen mehr wusste, aber er war nicht mehr da. Auch sonst war kaum jemand zu sehen offenbar waren nach dem aufregenden Zwischenfall alle in ihre Kabinen zurückgegangen.
Sie trat durch die Tür nach draußen und spähte über die Reling. Regen schlug ihr ins Gesicht und kühlte ihre Haut. Der Frühjahrssturm, der sich den ganzen Tag lang angekündigt hatte, war endlich über sie hereingebrochen.
Sie suchte das aufgewühlte Wasser ab, ob sie die Rettungsmannschaft sehen konnte, aber alles war schwarz. Sie ging einmal um das Schiff herum und suchte in allen vier Richtungen Backbord, Steuerbord, Bug und Heck , aber sie sah nichts als die raue See. Wohin hatte die Rettungsmannschaft die gerettete Person gebracht, wenn nicht zur Krankenstation?
Sie blickte über die Wellen im Kielwasser des Schiffes hinaus und sah Lichter in der Ferne. Offenbar war Land in der Nähe. Vielleicht
Hier spricht Ihr Kapitän, ertönte eine Baritonstimme über die Sprechanlage. Ich möchte Ihnen allen danken, dass Sie so vorbildlich unsere Notfallregelungen befolgt haben. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die junge Dame, die über Bord gegangen ist, erfolgreich geborgen und in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht wurde. Ich kann Ihnen versichern, dass wir wieder auf Kurs sind und kurz vor Tagesanbruch in Yancey anlegen werden. Und jetzt wünsche ich Ihnen eine gute Nacht. Wie es aussieht, wird es morgen in Yancey ein schöner Tag werden.
Darcy schluckte. Junge Dame?
Sie starrte auf die Lichter, die jetzt von der Dunkelheit beinahe vollständig verschluckt worden waren. Konnte das Abby gewesen sein?
Dani Pettrey
Dani Pettrey ist für ihre spannenden Romane mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Im deutschsprachigen Raum wurde sie durch ihre sehr erfolgreiche Alaska-Serie rund um die fünf McKenna-Geschwister bekannt. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Maryland.
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