Es gibt Zeiten, in denen das Leben große Ähnlichkeit mit einem Cursor auf einer leeren Seite hat, der wie ein elektronischer Herzschlag rhythmisch blinkt und eine kurze Frage schreibt:
Wie.
Geht.
Es.
Weiter?
Die Zeit und der Raum und das Leben warten auf eine Antwort. Und eine leere Seite bietet viele Möglichkeiten.
Der Produzent von CNN will wissen, wie ich hier gelandet bin. War mir von Anfang an überhaupt bewusst, wozu das alles führen würde?
Der Cursor drängt mich zu einer Antwort auf diese Frage. Vielleicht will er mich auch nur herausfordern, mir zuzwinkern und mir leise zuflüstern: Komm schon, versuch es! Es klingt wie einer dieser abgedroschenen Witze, die sich einsame Reisevertreter in Hotelbars erzählen: Was haben eine Milchkuh, eine irische Liebeslegende und ein politischer Skandal gemeinsam?
Aber ich könnte diese Geschichte nicht erfinden, selbst wenn ich es wollte. Und erklären kann ich sie schon gar nicht.
Es ist leichter, einfach aus dem Fenster zu schauen, die Skyline von Washington, D.C., zu betrachten, die jetzt irgendwie fehl am Platz wirkt und mir etwas vormachen will, wenn sie flüstert: Es ist Sommer, Mallory. Hier draußen ist es angenehm mild. Fühlst du es? Hörst du nicht, wie die Grillen zirpen und die Hühner die Junikäfer von der Veranda picken?
Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf und tauche in eine andere Welt ein, die sich wie ein bequemes altes T-Shirt um mich legt – ein überdimensionales Shirt, das am Kragen ausgerissen ist und schon so oft gewaschen wurde, dass die Schrift auf dem Etikett nicht mehr zu lesen ist. Und der Aufdruck vorne auf der Brust besteht nur noch aus einigen Farbklecksen, die an einzelnen Fäden kleben.
Ich stelle mir vor, ich wäre zu Hause und nicht hier in Washington. Ich höre die Wellen des Moses Lake ans Ufer schlagen und fühle den Rhythmus des Sees unter meinen Füßen. Meine Augen fallen mir zu und ich genieße die nach Seewasser riechende Texasluft, den blühenden Oleander, das Trampeln kleiner, nackter Füße auf dem Flur und das Geräusch einer Schmusedecke, die über den Boden geschleift wird. Der honigsüße Duft eines Sommermorgens.
Ich kann es nicht erwarten, einen kleinen Jungen mit aufgeschlagenen Knien auf den Schoß zu nehmen, ihm durch seine zerzausten Haare zu fahren, die ersten, unschuldigen Atemzüge am Morgen zu hören, bevor ich dazu gezwungen bin, zu reden, Fragen zu stellen und es mit dem Rest der Welt aufzunehmen. Ich sehne mich nach all diesen Dingen, obwohl ich nie gedacht hätte, dass ich sie mir je wünschen würde. Ich sehne mich nach dem Ort, der sich wie ein seidiges Spinnennetz still und leise, weich und doch stark, um mich gelegt hat. Ich bin davon gefesselt und spüre eine Zufriedenheit, die ich mir nie hätte vorstellen können. Es ist wirklich sonderbar, wie schnell ein Leben zu unserem Leben werden kann, und wie sehr wir dafür kämpfen, wenn es uns jemand wegnehmen will.
Das Washingtoner CNN-Studio will die Geschichte in meinen eigenen Worten hören, damit der Moderator das Interview vorbereiten kann. Er will Details hören, die interessanten Kleinigkeiten, die die Zuschauer fesseln. Er will wissen, ob ich je geahnt habe, dass ich irgendwann hier landen würde. Er ist nicht der Erste, der mich das fragt. Für die Antwort auf diese Frage interessieren sich viele.
Für CNN macht man Dinge, die man für niemanden sonst tun würde. Man versucht, das eigene Leben wie eine Landkarte auszubreiten, und streicht sie glatt, damit nichts zwischen den Falten versteckt bleibt. Also setze ich mich an den Computer und versuche, zum Anfang zurückzukehren, mich über diese gefalteten Erinnerungen zu beugen und den Ausgangspunkt zu dieser ungeplanten Reise, die vor einem Jahr begann, in der hintersten Ecke der Landkarte zu finden.
Als ich Daniel Everson das erste Mal sah, stand ich etwas hilflos zwischen Papieren und Notizzetteln in der Halle des Kapitols und versuchte, in einem kurzen, engen Rock und hochhackigen Schuhen würdevoll in die Hocke zu gehen. Die Schuhe waren seriös genug, um lautstark zu verkünden: Ich meine es mit meiner Arbeit ernst, aber doch hoch genug, um gleichzeitig zu flüstern: Ich bin eine Frau. Hört ihr mich brüllen? Ich trug mein Lieblingskostüm, die perfekte Kleidung für ein Foto der Kongressmitarbeiter auf den Stufen des Kapitols.
Die Papiere, die über den Marmorboden segelten, standen in einem krassen Widerspruch zur ambitionierten Wahl meiner Kleidung. Sie verkündeten laut und deutlich: Diese Frau ist eine Idiotin.
„Hier sieht es ja aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.“ Die freundliche, tiefe Baritonstimme war nicht gerade das, was ich im Moment brauchen konnte. Und genauso unerwünscht waren ihre Worte. Scherze über Bomben auf dem Capitol Hill zeugen grundsätzlich von einem schlechten Geschmack, auch am frühen Morgen, wenn die Touristen noch nicht wie Heuschreckenschwärme über das Gelände hereinbrechen.
„Ich habe alles unter Kontrolle“, antwortete ich knapp und vielleicht ein wenig frostig. Ich reagierte immer noch höchst sensibel darauf, dass ich es möglicherweise dem Einfluss meines Vaters verdankte, dass ich die Stelle als Rechtsassistentin im Büro eines führenden Kongressabgeordneten bekommen hatte. Ich bewegte mich in der Hocke zur Seite, rutschte auf dem glatten Boden fast aus und schlug dann mit der Hand auf fünf Blätter des umfangreichen Gesetzesentwurfs für saubere Energie, der jetzt mit gelben Korrekturfähnchen und gekritzelten Notizen am Rand übersät war und überarbeitet, mühsam Korrektur gelesen und kopiert werden musste. Jetzt würde ich auch noch alles von Hand sortieren müssen, bevor ich mit der Bearbeitung anfangen konnte.
Ein Windstoß wehte durch den Flur – eine Folge der Renovierungsarbeiten im Gebäude – und ich hörte, wie die Papiere durch den weiten Schlund der großen Rundhalle segelten. Eine einsame Kirschblüte schlug in einem surrealen Zeitlupentempo neben mir einen Salto. Zwei Männer in dunklen Anzügen, die in ein angeregtes Gespräch vertieft waren, machten einen Bogen um mich, als wäre ich unsichtbar. Ein Blatt Papier wurde in die Luft geweht und blieb hinten an meinem Rock kleben. Ich griff danach und spielte ein seltsames Verrenkspiel, bei dem ich mit einer Hand die Papiere auf dem Boden festhielt und mit der anderen versuchte, das Papier zu fassen, das an mir klebte. Meine Finger schlossen sich im selben Moment darum, in dem ein weiteres Blatt an mir vorbeisegelte. Schnell nagelte ich es unter meinem zweiten Fuß fest.
„Bleiben Sie einen Moment so stehen.“ In der Stimme des Mannes lag ein freundliches, leises Lachen. Ich versuchte, seinen Akzent zuzuordnen. Vielleicht Michigan, möglicherweise auch New York. Er könnte auch Kanadier sein. Seine Stimme klang nett. Herzlich und gefühlvoll. Fast musikalisch. Er bückte sich und sammelte die verstreuten Papiere ein, die ich auf dem Boden festhielt. Ich malte mir aus, welches Bild er vor sich sah: Eine brünette Frau in einem engen Rock, die sich wie eine Riesenspinne auf dem Boden verrenkte.
Mir ging durch den Kopf, dass der Gesetzesentwurf frisch aus einer Besprechung kam und definitiv nicht für fremde Augen bestimmt war. Streng genommen war es meine Aufgabe, ihn zu schützen, und wenn der eigene, gerade erst pensionierte Vater sein Leben lang als Lobbyist gearbeitet hat, weiß man, dass immer Leute herumschnüffeln und auf eine undichte Stelle hoffen. „Nein, nicht nötig. Ich habe alles unter Kontrolle“, beharrte ich.
„Das sehe ich.“ Er zog die Papiere unter meinem Fuß hervor, schob sie zu einem Stapel zusammen und ging dann in die Hocke, um die Blätter auf den Boden zu klopfen, damit die Kanten ordentlich aufeinanderlagen. Als er sie mir reichte, schaute er mich an und lächelte dabei. Genauso wie in diesen alten Schwarz-Weiß-Filmen hörte plötzlich die Welt auf, sich zu drehen. Ich hörte das ansteigende Crescendo der Geigen und Bläser, die im Kino eine solche Szene untermalen.
Daniel Webster Everson – ja, so hieß er tatsächlich, auch wenn ich das in diesem Moment noch nicht wusste – hatte die schönsten grünen Augen, die ich je gesehen hatte. Von dichten, schwarzen Wimpern umrahmt, schien aus ihnen ein inneres Licht zu leuchten, das fast außerirdisch war. Seine Haare waren gewellt und dunkel und so lang, dass sie sich über seinem Kragen kräuselten, was für Mitarbeiter im Kongress sehr unüblich war. Er trug einen Anzug. Der Anzug stand ihm sehr gut, wie ich sofort feststellte. Ein schwarzer Anzug mit einem hellblauen Hemd und einer ziemlich konservativen marineblau und grau gestreiften Krawatte. Ich fragte mich, was er hier machte. War er Lobbyist? Ein Tourist, dem es irgendwie gelungen war, sich vor allen anderen hereinzuschleichen? Ein Berater?
Ich fragte mich, wie jemand eine solche Augenfarbe haben konnte.
Vielleicht trug er farbige Kontaktlinsen.
War sein Vater Zigeuner?
Oder Schauspieler.
Er sah jedenfalls aus wie so jemand. Wie einer, der den Prinz von Persien oder den Piratenkönig oder den Jediritter spielte.
Ich überlegte, ob er verheiratet war.
Wollte er vielleicht heiraten? Irgendwann. Irgendwann in den nächsten zehn Jahren wäre in Ordnung. Ehrlich. Ich könnte warten.
Wohnte er in Washington, oder war er nur zu Besuch hier? Liebte er flauschige kleine Kätzchen und Kinder? Besuchte er sonntags seine Mutter? Waren die Locken auf seinem Hinterkopf echt? Hoffentlich hatte er keine dieser furchtbar altmodischen Männerdauerwellen, über die meine Freundin Kaylyn so gern lästerte.
Mochte er italienisches Essen? War er gar Italiener?
Er könnte Italiener sein.
Oder Baseballspieler. Ein Baseballprofi. Er sah sportlich aus. Die Kongressabgeordneten luden gern Profisportler für PR-Aktionen ein.
Im Geiste ging ich diese ganzen Fragen im Bruchteil einer Sekunde durch, bevor er mir die Blätter reichte, durch die Halle joggte, um den Rest einzusammeln, und sie mir mit einem Lächeln reichte, während ich mich wieder aufrichtete und versuchte, meine schmollende Unterlippe nach oben zu schieben. Ich suchte nach einer intelligenten Bemerkung, nach einem klugen Spruch, der verraten würde, dass diese Ungeschicklichkeit nur ein Ausrutscher war. Ich war keine dümmliche Büroassistentin, die nur wegen ihrer attraktiven Erscheinung und der umwerfenden Figur, die sie in einem engen Rock und in eleganten Schuhen machte, eingestellt worden war.
Aber ich konnte nichts anderes denken als: Wow! Und ich brachte nicht mehr als „Danke“ über die Lippen. Ich merkte, dass ich plötzlich rot wurde, und das sollte etwas heißen bei einer vierunddreißigjährigen Frau, die mit dem Leben in der Großstadt bestens vertraut war und die jegliche Beziehung zu Männern auf Eis gelegt hatte, um sich auf ihre politischen Ziele zu konzentrieren. Der zu diesem Zeitpunkt namenlose barmherzige Samariter war nicht der attraktivste Mann, den ich je gesehen hatte, wenigstens nicht im Sinne von männlichen Models in Werbekatalogen, aber trotzdem … passierte etwas. Ein Feuerwerk wurde entzündet, hätte meine Urgroßmutter wahrscheinlich gesagt. Mallory, hatte sie mich immer ermahnt und mit ihrem knorrigen Omafinger auf mich gedeutet. Eine kluge Frau begnügt sich nicht mit irgendeinem Mann, nur um einen Mann zu haben. Das ist, als kaufe man Schuhe, nur weil sie billig sind. Wenn sie dir nicht passen, hast du nichts davon.
Du musst auf ein Feuerwerk warten.
Uroma Louisa stammte aus der heiligen Stadt Charleston in South Carolina. Sie war die Einzige in der Familie, die aus den Südstaaten kam und allen anderen immer ein wenig ein Rätsel blieb. Sie liebte Plattitüden, die mit feuchten Augen vorgetragen wurden. In ihrem lang gezogenen, behäbigen Südstaatenakzent klangen sie entzückend und süß wie Pfirsichmarmelade oder Honigbutter. Sie glaubte an Feuerwerke und daran, dass Menschen füreinander bestimmt waren.
Kundenstimmen
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16.08.2015LEXI „Ich schrieb über Pastor Hays Bemerkung, dass wir nie erfahren werden, wozu Menschen fähig sind, wenn wir ihnen nicht eine Chance geben. Ich schrieb über den Samen, den wir aussäen, und dass wir nie sicher sein können, welcher aufgeht und welcher verkümmert. Aber Samen, den wir in der Hand festhalten, hat nie eine Chance aufzugehen. Ernten können wir nur,
wenn wir ein Risiko eingehen.“
Das Risiko, das die Protagonistin dieses Romans eingeht, ist gewaltig. Als die vierunddreißigjährige Rechtsassistentin Mallory Hale im Zuge ihrer Tätigkeit für einen führenden Kongressabgeordneten in Washington zufällig auf einen jungen, attraktiven Biochemiker trifft, der für das Landwirtschaftsministerium arbeitet, ist es für beide Liebe auf den allerersten Blick. Nach einer sehr kurzen, intensiven Zeit des Kennenlernens erfordert ein Jobangebot eine folgenschwere Entscheidung. Daniel Webster Everson bittet Mallory zwei Wochen nach ihrem Kennenlernen, seine Ehefrau und zugleich Mutter seines kleinen Sohnes Nik zu werden. Mallory gibt ihr wohlgeordnetes Leben in der Großstadt, ihre ehrgeizigen Karrierepläne und die angestrebten politischen Ziele auf und folgt dem Mann ihres Herzens nach Texas, in die unmittelbare Nähe der Insel „Firefly Island“, am Ufer des Moses Lake. Die verwahrloste Unterkunft ist ernüchternd, die plötzliche und radikale Veränderung ihres gesamten Lebens stellen einen kleiner Schock für Mallory dar. Nur langsam gewöhnt sie sich an ihr neues Leben. Der süße kleine Nik hat jedoch Mallorys Herz im Sturm erobert, und nach und nach schließt die junge Frau auch erste Kontakte zu den Nachbarn und gewinnt Freunde. Ihr Glück wäre vollkommen, wäre da nicht der etwas unheimliche, undurchschaubare und exzentrische Arbeitgeber ihres Ehemannes, der Mallory Unbehagen bereitet. Bislang war sie stets gut beraten, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen – und dieses warnt sie vehement vor Jack West, dem schwerreichen Eigentümer der Forschungsfirma West Research. Mallory beginnt, alte Kontakte zu aktivieren und stellt Nachforschungen über den Vorgesetzten ihres Mannes an...
Lisa Wingate ist es überzeugend gelungen, die radikale Veränderung der Lebensumstände ihrer Protagonistin darzustellen. Von der ehrgeizigen und karrierebedachten Superfrau aus Washington City zur Hausfrau und Mutter auf einem kleinen Stück Land in Texas – die Gegensätze hätten nicht konträrer gewählt werden können. Die Autorin berichtet auch über die Reaktion des Umfelds auf die überstürzte Hochzeit und bringt als Nebenfiguren Mallorys Eltern und ihre vier Schwestern ins Spiel, erwähnt auch den alten Freundeskreis. Sie widmet sich den neuen Nachbarn und Bekannten in Moses Lake, konnte mich mit ihren Personenbeschreibungen aber dennoch nicht überzeugen... es fehlte mir hier eindeutig ein wenig an Tiefe. Und trotz des gefälligen Schreibstils und der Tatsache, dass ich Romane mit ruhiger Handlung und bar jeglicher Spannung durchaus zu schätzen weiß, konnte mich „Firefly Island“ leider nicht für sich einnehmen. Das im Klappentext erwähnte dunkle Geheimnis wurde nur teilweise gelöst, einige Handlungsfäden verliefen ins Leere und die offenen Fragen ließen ein unbefriedigendes Gefühl nach dem Zuklappen des Buches zurück. Lisa Wingate brachte zwar im letzten Teil des Buches ein wenig Spannung ins Spiel, wirklich überzeugend waren jedoch weder die geschilderten Ereignisse, noch die etwas blassen Figuren dieses Romans. Der christliche Glaube hat zwar einen gewissen Stellenwert, es wird ihm aber für meinen Geschmack zu wenig Raum gegeben. Es gab weder charakterlich beeindruckende und einnehmende Protagonisten, noch eine Handlung, die es schafften, mich ans Buch zu fesseln.
Ich möchte jedoch noch das wunderschöne Coverfoto hervorheben, das eine junge Frau am Sandstrand des Moses Lake zeigt, die zarten Gesichtszüge durch eine schwere, dunkle Haarpracht teilweise verborgen. Ein Bild, das Neugier erweckt und eine gewisse Leichtigkeit und Romantik vermittelt – eine wirklich gelungene optische Aufmachung!
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09.08.2015Smilla507 / S. Degenhardt „Ich wollte, dass mir jemand ein Fenster in die Zukunft öffnete und sagte: Schau, da stehst du in einem Jahr. Und schau, dir wird es gut gehen.“ (S. 185)
Mallory, die Ich-Erzählerin, hat einige Lebensumstellungen zu verarbeiten: Zum Einen ist sie nach einer Blitzhochzeit mit dem Biochemiker Daniel Everson verheiratet, der gleichzeitig auch Vater des dreijährigen Nick ist. Zum Anderen
muss sie aufgrund eines Umzugs nicht nur ihre Arbeitsstelle als erfolgreiche Juristin und das Leben in Washington aufgeben, sie findet sich plötzlich auch in einer Mutterrolle wieder. Der Umzug verschlägt das frisch vermählte Ehepaar nach Moses Lake in Texas, wo sie als Familie in einem Ranchhaus wohnen, das lange unbewohnt war und nur so von Ungeziefer wimmelt. Hier sieht sich die Mittedreißigerin völlig neuen Herausforderungen gegenüber, denn die Gegend um den Moses Lake ist recht dünn besiedelt und jeder scheint ein Geheimnis zu verbergen... Auch Daniels Chef Jack scheint einige Leichen im Keller zu haben...
Die Insel und Titelgeber des Buches „Firefly Island“ hat in diesem Roman eine eher untergeordnete Rolle. Man taucht vielmehr in die Gefühls- und Gedankenwelt von Mallory ein, nimmt an ihrem neuen Leben und ihren neuen Lebensumständen teil. Mallory verliert oft den Mut und die Hoffnung, ob sie an dem Ort, an dem sie jetzt ist, richtig ist.
Die ersten 30 Seiten tat ich mich ein wenig schwer, mich in die Handlung einzulesen. Die Liebesgeschichte – wenn man es so nennen mag – wird direkt zu Beginn erzählt. Über Daniel liest man leider recht wenig, die Ehe der beiden steht nicht wirklich im Vordergrund. Zwischenzeitlich konnte ich mich gut mit Mallory identifizieren, aber mit der Zeit wurde ich etwas ungeduldig. Es tat sich nur sehr wenig, die Handlung schleppte sich voran, bis sich ein paar Geheimnisse lüfteten. Leider blieb die erhoffte Spannung auf der Strecke und nicht jedes Geheimnis wurde aufgeklärt.
Mallory ist eine gläubige Frau. Sie lässt den Leser an ihrem Glauben teilhaben. Dies fließt ganz unaufdringlich in die Handlung ein.
Es handelt sich bei diesem Buch um den dritten Band einer Serie (The Shores of Moses Lake), den man ohne Vorkenntnisse der vorigen Bände lesen kann (Band 1: Blue Moon Bay, Band 2: Moses Lake). Wer die Vorgänger kennt wird der einen oder anderen Romanfigur aus den vorigen Bänden begegnen, aber nur gaaanz kurz.
Ich hätte dem Buch gerne 4 Sterne gegeben, aber das Ende war für mich total unbefriedigend, ich hatte etwas gänzlich anderes erwartet. Deshalb vergebe ich 3,5 Sterne.
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26.07.2015Kirschbluetensommer Kaum hat Mallory den gutaussehenden Daniel kennen- und liebengelernt, da heiraten die beiden auch schon und ziehen an den verschlafenen Moses Lake, wo Daniel eine neue Arbeit gefunden hat. Scheinbar fernab von jeglicher Zivilisation muss sich Mallory nun ein völlig neues Leben aufbauen - von der Juristin in Washington zur Hausfrau und Mutter auf einer Ranch in Texas. Dort
trifft sie auf die Nöte der sozialen Unterschicht und auf ein dunkles Geheimnis.
Lisa Wingate versteht es, interessante, faszinierende und sympathische Charaktere zu erschaffen. Gleich von Anfang war mir Mallory und ihr Stiefsohn Nick äußerst sympathisch. Auch wenn manche Charaktere etwas blass bleiben - bspw. Ehemann Nick - so ist es mir dennoch gleich gelungen, mit Mallory mitzufiebern.
Durch die gut gelungenen Beschreibungen meinte ich, mich schon direkt vor Ort am Moses Lake zu befinden. Zu gerne würde ich diesem leider fiktiven Ort einen Besuch abstatten.
Was ich allerdings schade fand, war die Tatsache, dass ich das Gefühl hatte, dass manche Handlungsstränge nicht wirklich auserzählt wurden. Zu breit werden bspw. Mallorys Eingewöhnungsschwierigkeiten ausgebreitet, sodass leider etwas an der Spannung verloren geht. Ich hätte auch vermutet, dass es schon wesentlich früher um das Geheimnis von Firefly Island gehen wird und nicht erst auf den letzten Seiten. Und selbst am Schluss hatte ich das Gefühl, dass manches zu schnell auserzählt werden musste. Manche Geheimnisse bleiben bis zum Schluss im Dunkeln, wo ich vermutet hätte, dass sie ebenfalls noch gelüftet werden.
Als Fazit bleibt für mich ein ambivalentes Gefühl daher zurück. Der Schreibstil und die interessanten Charaktere haben mich mal wieder gefesselt. Es ist schön zu sehen, wie sich Mallory im Buch entwickelt und ich konnte das Buch tatsächlich nur schwer aus der Hand legen. Auf der anderen Seite bin ich auch etwas enttäuscht. Ich hatte mir noch mehr Spannung zwischendurch erhofft und habe das Gefühl, dass vieles dieses Mal unerzählt bleibt - zumindest das, was ich als Wesentlich eingestuft hatte. Aus diesem Grund vergebe ich dem Buch 3,5 Sterne, die ich zu vier Sternen aufrunde - aufgrund der interessanten Charaktere und der schönen Beschreibungen.
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