Sag's wie Jesus

Apropos Länge: Einer, der hautnah mit Jesus unterwegs war, gab sich hier gleich selbst die Antwort: »Herr, zu wem sollten wir denn gehen?«, antwortete Simon Petrus. »Nur deine Worte schenken das ewige Leben« (Johannes 6,68).
Wenn Sie sich auch nur ein paar dieser Sätze zu eigen machen, gewinnen Ihre Gespräche an Tiefe, Hoffnung und Sinn. Es sind geerdete Worte des Himmels. Sätze, die der menschgewordene Gott vor gut 2000 Jahren selbst formuliert hat. Deren Praxistauglichkeit bewiesen ist. Mehrfach! Die beeindruckenden Ergebnisse liegen in vier »Testberichten«, Evangelien genannt, vor. Gut, das mag schon eine Weile her sein. Doch Jesu Worte sind nicht etwa verstaubt, keine Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Mögen sie auch auf staubigem Boden ausgesprochen worden sein: Seine Worte haben das Leben unzähliger Menschen verändert – bis zum heutigen Tag. Sie sind zeitlos, unvergänglich und aktueller denn je. Gibt es eine bessere Voraussetzung für gute Kommunikation?
Was Sie davon in Ihren eigenen Wortschatz aufnehmen, führt zu einer befreienden Art und Weise, wie Sie mit und über Ihre Mitmenschen reden. Ganz egal, ob Sie es mit einer Lehrerin, einem kranken Menschen, einer kriminellen Person oder einem Handwerker zu tun haben. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht nicht um ein wortwörtliches Nachplappern. Sie müssen in keine wilde Zitatenschlacht ziehen. Wer am besten auswendig lernen kann, hat hier nicht die Nase vorn. Im Gegenteil: Wenn Sie die Essenz dieser Worte Jesu weitergeben, sei es auch in Ihren eigenen Worten, folgen Sie ihm in Wort und Tat – also ganz – nach. Dann sind Sie sein Nachahmer, kein Nachsager! Und ganz nebenbei: Das Vokabular des Himmels nachzuahmen, ist einfacher, als Sie denken.
Ich weiß: Manches mag sich so leicht lesen, aber ungemein schwer leben. Feindesliebe zum Beispiel. Doch ist es womöglich nicht genau umgekehrt? Wenn ich beim Lesen über Dinge stolpere, die mir nicht umsetzbar erscheinen, wird bei mir etwas in Gang gesetzt, das mich packt, bewegt und dann auch zum Handeln bringt. Neulich hatte ich beruflich mit einem Professor zu tun, der uns ein Konzept für Teilhabe verkaufen wollte. Er schickte uns vor dem ersten Treffen vielversprechende Unterlagen, doch wir fragten uns: Wie soll das bloß in der Praxis umgesetzt werden? Als er uns sein Konzept konkret vorstellte und viele praktische Beispiele nannte, merkten wir, dass die Inhalte bereits von anderen Institutionen angewendet werden, sich bewähren und ganz einfach umgesetzt werden können.
Es liegen Welten zwischen der Tendenz, sich in der Theorie immer und über alles Gedanken zu machen, und dem so einfachen Impuls, wenigstens einen dieser Gedanken auch wirklich zu machen, also ihn umzusetzen. Das hat etwas mit Gewohnheiten zu tun. Die lassen sich – Gott sei Dank – ändern.
Wenn Sie für Ihre Gesprächsführung Tipps suchen, die leicht anzuwenden sind und eine große Wirkung erzielen, ist dieses Buch hilfreich, denn Gewohnheiten haben die Eigenschaft, dass wir etwas leicht und mühelos tun – weil wir zuvor Aufgaben, Handlungen oder Abläufe ein paarmal wiederholt haben, die uns dann schnell im Gedächtnis bleiben. Darauf können wir später wieder unmittelbar zugreifen. Es handelt sich um eine Art Automatismus. Dazu ein Beispiel: Das Schulhaus unseres Sohnes wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Er muss während der Umbauarbeiten einen neuen Schulweg zu einem Provisorium gehen. In den Ferien sind wir den Weg zweimal bewusst abgelaufen: Wo muss er z. B. die Straße überqueren, an welcher Kreuzung abbiegen? Am ersten Schultag nach den Ferien haben wir ihn nochmals darauf hingewiesen, dass er den neuen Weg gehen muss. Das war es bereits. Er konnte diesen ohne Probleme zurücklegen. Alleine. Die ganze Sache hatte sich sehr schnell eingespielt.
Die Macht der Gewohnheit – ist ja auch schön, wenn sich unser Leben vereinfacht. Und unsere Gesprächskultur einfach gut wird …
Nun, was Sie brauchen, ist eigentlich gar nicht viel. Ein paar Wiederholungen, etwas Mut, diese Sätze Jesu wirklich auszusprechen. Denken Sie gerade, dass da eher ein Kinderspiel beschrieben wird als die komplexe Kunst der guten Rede? Das ist pure Absicht! Es geht darum, dass Sie in Ihrer Kommunikation (wirklich einfach und effektiv) vorwärtskommen, sich bei Ihnen schnell neue Gewohnheiten entwickeln und Sie mit wenig Aufwand eine große Wirkung in Ihren Gesprächen erzielen.
Jakobus hat das auf einen simplen Nenner gebracht – wir sollen »Täter des Wortes« sein und nicht bloß Hörer (Jakobus 1,22). Anders ausgedrückt: Tun Sie’s einfach. Bergen Sie diesen Wortschatz. Legen – und reden – Sie los!
Übrigens: Damit sich Gewohnheiten entwickeln können, braucht es, besonders am Anfang, Belohnungen. Ich denke, dass es beim Vokabular des Himmels eher um eine Verheißung geht. »Ehre sei Gott im Himmel. Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu« (Lukas 2,14). Das verkündeten die Engel bei der Geburt Jesu. Frieden und Liebe waren die Ausgangslage, das Programm, der Auftrag. Frieden und Liebe werden auch den Schlusspunkt bilden, Bestand haben. Und diesen großen Rahmen können Sie auch auf Ihre Gesprächsebene herunterbrechen. In Frieden und Liebe aufeinandertreffen und in Frieden und Liebe wieder auseinandergehen. Begegnungen dieser Art werden Bestand haben.
Das wünsche ich Ihnen für Ihre Gespräche. Und nun viel Freude beim Lesen und Anwenden.
Jedes Kapitel beginne ich mit einer wahren Geschichte, die davon erzählt, in welcher Situation das jeweilige Jesuswort seine Wirkung entfalten konnte. Dieses Buch ist bewusst so angelegt. Einerseits liebe ich Geschichten und Beispiele. Auf der anderen Seite handelt es sich ja auch um ein Praxisbuch. Alle Geschichten haben sich so zugetragen. Was ich verändert habe, sind vor allem Namen und Orte, damit keine Rückschlüsse auf Personen gezogen werden können und die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.
In einem zweiten Schritt schaue ich kurz auf die damalige Situation, in der Jesus diese Sätze gesprochen hat. Sich konkret vor Augen zu führen, mit wem es Jesus zu tun hatte, als diese Sätze fielen, halte ich für einen großen Gewinn, was den Feinschliff der eigenen Kommunikation angeht.
Am Kapitelende erfahren Sie, welche Chancen der behandelte Satz für Ihre Gespräche bereithält. Und als Bonus gibt es noch einen kleinen Impuls zum Mitnehmen in den Tag.

Was mich denn qualifiziert, ein solches Buch zu schreiben? Bin ich etwa ein Experte für »himmlische Kommunikation«? Wenn ich an die Warnung Jesu denke, man solle sich selbst nicht als Lehrer ausgeben (Matthäus 23,8), ist das fast schon eine ketzerische Frage. Und ich verstehe mich hier auch nicht als Experten. Nein, ich lerne selbst noch viel dazu. Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich nach den richtigen Sätzen ringe. Umso dankbarer bin ich für den Heiligen Geist. Falls Sie den bereits vermisst haben sollten, kommt er nun endlich ins Spiel.
Das griechische Wort für diesen Geist, Parakletos, bedeutet »Beistand« oder »Fürsprecher«. Martin Luther übersetzte es mit »Tröster«. In der Verbform geht es um ein Herbeirufen oder Einladen.
Haben Sie ein Glück, welch Segen! Sie können Gottes Geist zu Ihren Gesprächen einladen. Ihn jederzeit herbeirufen. Durch ihn haben Sie einen Tröster, wenn einmal etwas richtig schiefgehen sollte. Und einen Beistand. Sie sind nicht allein! Besonders bei herausfordernden Gesprächen, die einem alles abverlangen, ist das eine große Ressource: Wer auch immer vor Ihnen sitzen oder stehen mag – Sie selbst haben noch einen ganz anderen Gesprächspartner an Ihrer Seite.
Meiner Erfahrung nach ist die Fähigkeit, die Worte Jesu zum passenden Zeitpunkt einzustreuen, Gold wert. Das gelingt mir – natürlich – nicht immer, aber immer öfter! Und ich bin überzeugt: Diese Intuition kommt nicht aus mir selbst. Nein, ganz bestimmt nicht. Da spricht einer durch und für mich, der der wahre Experte für den Klang des Himmels ist.

Noch ein paar Eckdaten zu meiner Person: Ich greife in diesem Buch auf meine langjährige Erfahrung im Coaching und Begleiten von Menschen zurück, die sich in schwierigen und herausfordernden Lebenssituationen befinden. Besonders die vielen Begegnungen mit psychisch beeinträchtigten Menschen waren hilfreich und richtungsweisend, um den Wortschatz Jesu zu entdecken und praktisch, also kommunikativ, anzuwenden. Und nicht unterschlagen möchte ich, dass mir die Menschen in Haiti, auf die ich in der Entwicklungszusammenarbeit gestoßen bin, beigebracht haben, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um einfach mal den Mund zu halten. Schweigen ist aber nicht das Ende der Kommunikation. Es will gelernt, gekonnt werden. Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat das wunderbar formuliert: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« Lassen Sie sich überraschen: Auch darüber hat Jesus, so paradox das klingen mag, gesprochen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie durch dieses Buch im besten Sinne angesprochen werden. Und dass das ein oder andere Wort Jesu in Ihren Gesprächen spruchreif werden darf.